50 Jahre Kreisarchiv Kleve

Papier ist geduldig, heißt es. Und manche meinen auch, Akten und altes Schriftgut seien staubtrocken und langweilig. Wer das denkt, dem empfiehlt der zuständige Landrat einen Besuch im Kreisarchiv Kleve, das in Geldern seinen Sitz hat. So vieles gibt es dort zu entdecken: Siegel bis zurück ins 14. Jahrhundert, die digital angesehen werden können, Fotosammlungen, Porträts und Gemäldeabbildungen aus vielen Jahrhunderten, Tagebücher mit Kriegsschicksalen, Propaganda-Material aus den Weltkriegen, alte Landkarten, in denen statt Uedem noch Üdem steht, Unterlagen zum Bau des Kernkraftwerks in Kalkar, außerdem Familienchroniken, Geschichten alter Höfe und bekannter Häuser und nicht zuletzt auch von Grafen, Königen und Kaisern.

Abb.: Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm und Landrat Wolfgang Spreen im Lesesaal des Kreisarchivs vor einer Landkarte aus dem Jahr 1958 (Foto: Kreis Kleve)

Aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens hat das Kreisarchiv Kleve nun eine 185 Seiten starke Broschüre herausgegeben, in der diese und noch viele andere Archivbestände kurz beschrieben sind. Wer hier fragt oder sucht, der findet, denn alle Archivalien sind genau verzeichnet und selbst wenn man nach Stichworten sucht, kann man unermesslich tief in die Geschichte eintauchen. „Für manche unserer Besucherinnen und Besucher ist unser Lesesaal wie ein zweites Zuhause“, beschreibt Kreisarchivarin, Dr. Beate Sturm, ihren Eindruck.

„Es gibt so viel zu entdecken in den vergangenen Jahrhunderten Kreisgeschichte“, ergänzt sie. Tatsächlich finden auch junge Menschen den Weg in das Archiv in Geldern. „Einige Schulen haben Bildungspartnerschaften mit dem Kreisarchiv. Sie recherchieren hier nach geschichtlichen Themen, suchen nach Hintergründen und entdecken oft weit mehr interessante Zusammenhänge, als gedacht. Sie sind wirklich fasziniert und kommen auch außerhalb der Schulzeiten zu uns in den Lesesaal“, freut sich Dr. Beate Sturm.

Im Kreisarchiv Kleve gehört auch die Digitalisierung von Archivgut zu den Schwerpunktthemen. Riesige Landkarten werden mit einem speziellen Verfahren digitalisiert und bleiben so für viele weitere Generationen lesbar. Mikrofilme von Kreistagsentscheidungen werden sogar im Barbarastollen bei Freiburg im Breisgau aufbewahrt und zwar so sicher, dass sie nach heutigem Maßstab sogar Kriegswirren überstehen sollen.

„Das Kreisarchiv wurde zum 1. August 1969 gegründet und feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Neben der amtlichen Überlieferung wichtiger Dokumente aus der Kreisverwaltung beherbergt das Kreisarchiv umfangreiche Sammlungen, die die Geschichte unserer Region facettenreich überliefern. Für Biografie- und Familienforscher, für Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und andere historisch Interessierte bietet das Kreisarchiv zur Erforschung der abwechslungsreichen und interessanten Geschichte unserer Region viele Informationen und Hintergründe. Die Bestände des Kreisarchivs bieten Raum für vielfältige und tiefgründige Fragestellungen“, fasst Landrat Wolfgang Spreen zusammen.

Die Beständeübersicht ist im Kreisarchiv des Kreises Kleve zu den Öffnungszeiten erhältlich. – Der Kreis Kleve dankt der Archivberatungsstelle des Landschaftsverbands Rheinland für die fachliche und finanzielle Unterstützung der Beständeübersicht. „Ich bin dankbar für den engen Austausch zu archivfachlichen Themen und die gute Zusammenarbeit mit der Archivberatungsstelle“, so Dr. Sturm. Wer das Kreisarchiv oder die Magazinräume besuchen möchte, kann sich gerne mit dem Kreisarchiv in Verbindung setzen.

Kontakt:
Kreisarchiv Kleve
Boeckelter Weg 2
47608 Geldern
Tel.: 02821 85-814
kreisarchiv@kreis-kleve.de

Quelle: Kreis Kleve, Pressemitteilung, 9.7.2019

Eröffnung des Digitalen Archivs des Erzbistums München und Freising

Seit dem 16.7.2019 können die Archivbestände des Erzbistums München und Freising von jedem PC oder Mobilgerät mit Internetanschluss und Browser kostenfrei recherchiert werden. Die Online-Präsentation enthält eine systematische Übersicht aller Bestände. Zu rund der Hälfte der Bestände werden auch Findbücher angeboten, bei einer Reihe wichtiger Bestände, darunter die vielfach nachgefragten Matrikeln, schließlich auch die digitalisierten Archivalien. Gestartet wird mit einem Grundbestand im Umfang von rund 4 Millionen Seiten. In den nächsten Jahren steigt die Zahl dieser Digitalisate sukzessive und planmäßig auf gut 7 Millionen Seiten.

Die Online-Präsentation ist Teil eines integrierten Archivmanagementsystems: Das digitale Archiv übernimmt aus der Diözesan-Verwaltung dauerhaft digitale Unterlagen, die dort nicht mehr benötigt werden. Es hält diese Unterlagen auf Dauer und in authentischer Gestalt verfügbar und sichert damit auch im digitalen Zeitalter langfristig die Nachvollziehbarkeit des Verwaltungshandelns.

Das digitale Archiv verwaltet darüber hinaus alle analogen und digitalen Bestände und ist damit die Basis für die Steuerung und Planung aller archivischen Tätigkeiten – von der Übernahme aus der Verwaltung bis zur Lagerhaltung und zu Maßnahmen der Bestandserhaltung.

Der Aufbau dieses Archivmanagementsystems erfolgte in einem Projekt ab 2012. Er lag in Händen von Archiv- und Projektleiter Michael Volpert, maßgeblich unterstützt von der Projektmitarbeiterin Frau Kristina Plabst.

Das Erzbistum ist die erste deutsche Diözese, die über ein funktionierendes Digitales Archiv für genuin digitale Unterlagen verfügt („digitale Langzeitarchivierung“). Mit seinem integrierten System von Digitaler Archivierung, Archivmanagement und Online-Stellung nimmt das Archiv des Erzbistums München und Freising eine führende Position in der deutschen Archivwelt ein.

Kontakt:
Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising
Karmeliterstr. 1 (Eingang Pacellistr.)
80333 München
Tel.: 089/2137-1346
aub@eomuc.de

Quelle: Erzbistum München und Freising, Pressemitteilung, 15.7.2019; Prof. Dr. Johannes Merz: Eckdaten zur Eröffnung des Digitalen Archivs, 15.7.2019

Deutsches Bergbau-Museum Bochum komplettiert neue Dauerausstellung

Vier Rundgänge vermitteln die Welten des Bergbaus

Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum – Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen – gegründet 1930 – ist eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft. Erforscht, vermittelt und bewahrt wird epochenübergreifend die Geschichte der Gewinnung, Verarbeitung und Nutzung von Georessourcen. Zu den forschenden Bereichen gehören: Archäometallurgie, Bergbaugeschichte, Materialkunde, Montanarchäologie sowie das Forschungslabor und das Montanhistorische Dokumentationszentrum (montan.dok).

In Anwesenheit der Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen, des Oberbürgermeisters der Stadt Bochum, Thomas Eiskirch, und des Präsidenten der Leibniz- Gemeinschaft, Prof. Dr. Matthias Kleiner, wurde am 10.7.2019 im Deutschen Bergbau-Museum Bochum mit einer Festveranstaltung die neue Dauerausstellung des Leibniz-Forschungsmuseums für Georessourcen eingeweiht. Geladen waren rund 150 Gäste aus Politik und Wissenschaft.

Abb. (v.l.n.r.): Ulrich Schüller, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Oberbürgermeister der Stadt Bochum Thomas Eiskirch, Bärbel Bergerhoff-Wodopia Mitglied des Vorstandes der RAG-Stiftung, Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff, Direktor Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Isabel Pfeiffer-Poensgen und Prof. Dr. Matthias Kleiner, Präsident Leibniz-Gemeinschaft (Foto: DBM / Julica Bracht)

Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum befand sich zwischen 2016 und 2019 im Wandel: Mit der Sanierung des Museums wurde auch die Dauerausstellung neu konzipiert. Der Umbau der Museumsräume und die Umsetzung der neuen Dauerausstellung sind nun erfolgreich abgeschlossen. Vier Rundgänge führen ab Mitte Juli durch das Haus: Steinkohle, Bergbau, Bodenschätze und Kunst vermitteln damit zukünftig die Bandbreite des Leibniz-Forschungsmuseums für Georessourcen.

Die Rahmenbedingungen waren klar gesteckt: gut drei Jahre Zeit, rund 350.000 Objekte, die das Haus verlassen und eingelagert werden mussten, die Entwicklung und Umsetzung einer neuen Dauerausstellung mit vier neuen Rundgängen, die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes im Bestand, die Umsetzung in zwei Bauabschnitten, die Aufrechterhaltung des Museumsbetriebs und ein klar definierter Kostenrahmen von 34 Millionen Euro. Im Juli 2019 sind diese Ziele nun erreicht worden: Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum startet am 15.7.2019 mit seiner neuen Dauerausstellung in den Regelbetrieb.

Abb.: Ingo Plato (Ausstellungsgestaltung, res d GmbH für die Arbeitsgemeinschaft Krafthaus), Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff (Direktor Deutsches Bergbau-Museums Bochum) und David Bücker (Architektur, DBCO GbmH) (Foto: DBM / Helena Grebe)

„Wir haben uns und unser Haus in den vergangenen drei Jahren neu kennengelernt und befinden uns jetzt in einem Zustand freudiger Erwartung, die neue Dauerausstellung gemeinsam mit unseren Besucherinnen und Besuchern zu entdecken und auszuprobieren. Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum will mit den vier Rundgängen zeigen, wie umfassend das Thema Bergbau die Menschheit begleitet hat und weiterhin begleiten wird. Wir laden dazu ein, uns als Haus zwischen Tradition und Moderne zu entdecken, mit uns Geschichte zu verstehen und Zukunft zu gestalten“, so Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff, Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum.

Die neue Dauerausstellung
Ein Team aus jungen Kuratorinnen und Kuratoren erarbeitete gemeinsam mit Ausstellungsgestaltern und Museumspädagoginnen Inhalte, Vermittlungs- und Präsentationsformen für die thematischen Schwerpunkte der neuen Dauerausstellung: Geschichte der deutschen Steinkohle, Mensch und Bergbau epochen- und spartenübergreifend, Georessourcen sowie Kunst und Kultur im Bergbau. Zielsetzung der neuen Dauerausstellung war zum einen, die Vermittlung der vielfältigen und faszinierenden Welten des Bergbaus in eine zeitgemäße Form zu bringen, zum anderen stellte sich das Deutsche Bergbau-Museum Bochum der Herausforderung, Inhalte und Ergebnisse aus der eigenen Forschung spannend, lehrreich und informativ zu präsentieren. Die neue Dauerausstellung will nun verschiedene Zielgruppen mit passgenauen Vermittlungsangeboten ansprechen. Ob als interaktives Spiel, multimediale Vermittlungsstation, Kinderspur oder Hands-on-Exponat – nachhaltig sollen die Inhalte der Dauerausstellung vermittelt werden. Die vier Rundgänge bieten durch ihre inhaltliche Bandbreite zudem Anreize, sich themenspezifisch und interessengelagert in die Welten des Bergbaus zu begeben – ob im Rahmen eines Tagesbesuchs oder in regelmäßiger Wiederkehr.

Abb.: Neue Dauerausstellung (Fotos: DBM)

Die Objekte
Über 3.000 Exponate – darunter Objekte des Montanhistorischen Dokumentationszentrums des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Neuanschaffungen, Leihgaben und Schenkungen – werden in den vier Rundgängen in neuem Licht präsentiert. Die Vielfalt ist beeindruckend und spiegelt die Bandbreite der Sammlungen des Museums wider: Von der Großmaschine im Original und erläuternden (Technik-)Modellen bis zur Grubenlampe und dem so genannten Gezähe, über Archivalien wie Plakate, Urkunden, Filme und Fotografien bis zu Mineralien, Edelsteinen, Fossilien und archäologischen Funden hin zu Skulpturen, Gemälden, Laienkunst und einer Porzellansammlung. Ergänzt werden die klassischen Ausstellungsobjekte durch Medienstationen – z. B. mit Interview-Ausschnitten aus einem eigenen Oral-History-Forschungsprojekt – und Videoinstallationen sowie einem digitalen Spiel auf einer 180°-Leinwand.

Der Umbau
Die Besonderheit des Umbaus des Deutschen Bergbau-Museums Bochum bestand zum einen in der Tatsache, dass im Bestand und unter Denkmalschutzauflagen saniert wurde. Zum anderen sollte mit dem Umbau des Museums die Funktion als Ort der Begegnung, der Vermittlung und des Austauschs unterstützt und betont werden. Die Architekten besonnen sich dabei auf die ursprünglichen Pläne von Fritz Schupp aus den 1930er-Jahren. In dieser Rückbesinnung wurde gerade im Eingangsbereich und in der Mittelachse auf Helligkeit, Licht und Klarheit gesetzt, um den Gästen des Hauses Orientierung zu bieten und Services wie Gastronomie, Kasse und Information zu zentralisieren. Der 7 Tonnen schwere Kohlebrocken von der Zeche Prosper-Haniel begrüßt nun im Entree, dank einem Glasdach von Tageslicht beschienen, die Besucherinnen und Besucher. Die Ausstellungsräume hingegen ermöglichen durch ihre Raum- und Farbstruktur jeweils ein Eintauchen in die verschiedenen Erlebniswelten des Bergbaus. Die Architektur wurde dafür den Bedarfen der Rundgänge moderat angepasst: Wo früher ein Sitzungszimmer war, verbindet nun zum Beispiel eine Rampe das Erdgeschoss mit dem Tiefkeller. Die engmaschige Abstimmung zwischen Ausstellungsgestaltung und Bauprozessen war daher unabdingbar und eine besondere Herausforderung angesichts des Zeit- und Kostenrahmens.

„Bauen im Bestand und unter Denkmalschutz ist immer eine besondere Aufgabe. Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum als Haus zwischen Tradition und Moderne anzulegen findet sich daher konsequenterweise auch in unseren architektonischen Ideen wieder. Für uns war dennoch wichtig, im Kostenrahmen zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen. Das Haus nun wieder an seine Nutzer und Besucher zu übergeben, ist die Krönung unserer gemeinsamen Leistung im gesamten Projekt“, sagt Architekt David Bücker, Geschäftsführer DBCO GmbH.

Die Rundgänge
„Steinkohle. Motor der Industrialisierung“
Empfangen werden die Besucherinnen und Besucher von dem Stammrest eines Schuppenbaumes aus dem Karbonzeitalter (ca. 306 Mio. Jahre) und einem raumfüllenden Ölgemälde, einer Landschaft zur Steinkohlezeit (1923). Mit dem Prolog beginnt der Rundgang, der die Geschichte des deutschen Steinkohlenbergbaus vermittelt. Denn wohl kaum ein anderer Wirtschaftszweig prägte wie der Steinkohlenbergbau so nachhaltig Geschichte, Wirtschaft, Umwelt, Sozialleben und Kultur. Im Verlauf des Rundgangs erzählen rund 600 Objekte von technischen Entwicklungen, sozialen Errungenschaften sowie gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen rund um die Steinkohle in Deutschland. Der Rundgang mündet im Epilog mit einem Blick in Gegenwart und Zukunft der Metropole Ruhr.

„Bergbau. Steinzeit mit Zukunft“
Rohstoffe begleiten den Menschen seit jeher. Ihre Gewinnung, Verarbeitung und Nutzung haben sich und die Menschheit im Laufe der Zeit verändert. Die Erforschung dieser Themen ist Aufgabe des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, das 1977 zum Forschungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft wurde. Der zweite Rundgang vermittelt dies in vielfältiger Art und Weise: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Disziplinen Archäometallurgie, Bergbaugeschichte, Materialkunde und Montanarchäologie beleuchten die Geschichte des Bergbaus von der Steinzeit über die Antike bis in das Mittelalter, der Frühen Neuzeit über die Industrialisierung bis in die Gegenwart. Gut 1.150 Objekten verdeutlichen, dass das Verhältnis des Menschen zum Bergbau auch das Zusammenspiel von technischer Weiterentwicklung und Lösungskompetenz sowie von Wissenserwerb und Macht ist.

„Bodenschätze. Ressourcen der Erde“
Bodenschätze sind – mit Ausnahme von Wasser – alle festen, gasförmigen oder flüssigen mineralischen Rohstoffe, die in natürlichen Ablagerungen oder Ansammlungen, den sognannten Lagerstätten, vorkommen. Man findet sie in oder auf der Erde, auf dem Meeresgrund, im Meeresuntergrund sowie im Meerwasser. Ihre Vorkommen sind endlich. Doch für den Menschen haben sie einen hohen Nutzen. Die heutige technikorientierte Welt wäre ohne Georessourcen nicht denkbar. Damit hat ihre bergbauliche Gewinnung über und unter Tage auch einen hohen wirtschaftlichen Wert. Der Rundgang bietet anhand von rund 950 Exponaten die Gelegenheit, Vielfalt und Einsatzmöglichkeiten von Rohstoffen zu erkunden. Er sensibilisiert auch dafür, dass die Nutzung von Georessourcen Vor- und Nachteile hat. Damit ist ihre Nutzung auch eine Frage der Nachhaltigkeit und der Verantwortung.

„Kunst. Ideal und Wirklichkeit“
Bergbau und Kunst sind eng miteinander verbunden, ohne dass die Branche je zentrales Motiv der bildenden Kunst wurde. Im 17. und 18. Jahrhundert hatte Bergbau für die Herrscherhöfe große wirtschaftliche Bedeutung, so entstand eine Fülle bergbaulicher Prunkgegenstände. Mit der Industrialisierung rückten zunehmend die Bergleute und der Industriezweig selbst in den Fokus. Kunstwerke entstanden aus eigener Verbundenheit mit der Branche oder als konkrete Auftragsarbeit. Die Bandbreite der knapp 400 Exponate reicht von Werken renommierter Kunstschaffender bis hin zur Laienkunst vom 17. bis zum beginnenden 21. Jahrhundert. Skulpturen, Gemälde und Grafiken werden durch kunstgewerbliche und -handwerkliche Objekte ergänzt. Bewusst erfolgt in diesem Rundgang keine Hierarchisierung. Vielmehr fragt er nach der Bedeutung der Kunstwerke für bestimmte Personenkreise und rückt damit die diversen Motivationen, Kunst zu schaffen, in Auftrag zu geben und auszustellen, in den Mittelpunkt.

Die Förderer
Die Sanierung des Nordflügels und die Neugestaltung der Rundgänge „Steinkohle“ und „Bergbau“ wurden von der RAG-Stiftung im Rahmen des Projektes „Glückauf Zukunft!“ mit 15 Mio. Euro gefördert. Die Sanierung des Südflügels und die Neugestaltung der Rundgänge „Bodenschätze“ und „Kunst“ wurden im Rahmen der Bund-Länder-Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen mit 12,6 Mio. Euro finanziert. Beide Maßnahmen wurden ferner in Höhe von jeweils 3,2 Mio. Euro durch die Träger des Hauses gefördert: die Stadt Bochum und die DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH.

Öffnungszeiten
Di bis Fr: 08:30 – 17:00 Uhr
Sa, So und feiertags: 10:00 – 17:00 Uhr
geschlossen: montags sowie am 01.01., 01.05., 24. bis 26.12. sowie 31.12.
letzte Grubenfahrt: 15:30 Uhr
letzte Turmfahrt: 16:30 Uhr
Eintritt Erwachsene: 10,00 € ermäßigt*:
5,00 € Kinder (bis 5 Jahre): frei
Familienkarte**: 22,00 €
Jahreskarte: 28,00 €
Familienjahreskarte: 60,00 €
* gilt für Kinder/Jugendliche (6 – 17 Jahre), Studierende, Auszubildende, Arbeitslose, Menschen mit Behinderung, Spätbesucher
** gilt für zwei Erwachsene mit bis zu vier Kindern (6 – 17 Jahre) Schulklassen im Klassenverbund zahlen pro Person 3,00 €.
Das Eintrittsentgelt berechtigt zum Besuch der vier Rundgänge der Dauerausstellung und des Anschauungsbergwerks sowie zur Turmfahrt (witterungsbedingt) am Tag des Erwerbs.

Kontakt:
Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum
Tel +49 (234) 5877 0
Fax +49 (234) 5877 111
www.bergbaumuseum.de

Quelle: Deutsches Bergbaumuseum Bochum, Pressemitteilung, 8.7.2019; Pressemitteilung, 10.7.2019

Menschen machen Stadtgeschichte in Nürnberg

Das Stadtarchiv Nürnberg beteiligt sich in seiner Funktion als „Gedächtnis der Stadt“ mit dem Projekt „Menschen machen Stadtgeschichte!“ an der N2025- Kulturhauptstadtbewerbung. Dabei geht das Archiv seit dem Frühjahr 2018 aktiv auf die Suche nach Objekten und Unterlagen, die durch eine persönliche Geschichte der Besitzer/-innen unmittelbar mit der Stadt Nürnberg verknüpft sind.

Abb.: Postkarte „Menschen machen Stadtgeschichte“ (Bild: Fabian Bujnoch / Stadtarchiv Nürnberg)

Diese persönliche Geschichte wird bei einem freiwilligen Interview als Tondokument aufgezeichnet und gemeinsam mit den dazugehörigen Archivalien in den eigens für das Projekt gegründeten Sammelbestand E 63 verzeichnet. Durch die dauerhafte Dokumentation im Stadtarchiv kann so jeder Projektbeitrag noch in hunderten von Jahren eine persönliche Geschichte erzählen.

Ziel ist es, die Geschichte der Stadt aus einem einzigartigen Blickwinkel und mit offenen Augen zu betrachten: ein Mosaik aus einzelnen, persönlichen Geschichten, die in ihrer Gesamtheit die kulturelle Vielfalt und die Diversität der Stadtbevölkerung Nürnbergs widerspiegeln (Link zum Projektvorgehen und -ablauf).

Bis zum 31. Juli 2019 zeigt das Stadtarchiv Nürnberg die projektergänzende Ausstellung „Menschen machen Stadtgeschichte!“ Die Ausstellung gibt Einblick in eine Auswahl der bisher archivierten Projektbeiträge, die so vielfältig sind wie die Teilnehmer/-innen selbst. Innerhalb dieser Vielfalt haben sich schnell Überschneidungen und thematische Kontexte abgezeichnet, beispielsweise der Wiederaufbau Nürnbergs, die Nürnberger Firmengeschichte oder die hier einzigartige Soziokultur. Gegliedert in neun Themenbereiche führt die Ausstellung durch die Nürnberger Stadtgeschichte ab dem Jahr 1945 bis in die heutige Gegenwart.

Die Ausstellung wird bis zum 31. Juli 2019 im Offenen Büro des Stadtplanungsamtes präsentiert:
Offenes Büro
Stadtplanungsamt
Lorenzer Straße 30
90402 Nürnberg

Öffnungszeiten:
Mo, Di, Do, Fr, 8.30 – 15.30 Uhr
Mi, 8.30 – 12.30 Uhr
Die Ausstellung ist am Samstag 20.7. auch von 10 –16 Uhr geöffnet

Offene Führungen durch die Ausstellung vor Ort:
Mi, 11.7., 15 Uhr
Sa, 20.7., 11 Uhr

Kontakt:
Stadtarchiv Nürnberg
Marienttorgraben 8
90402 Nürnberg
www.stadtarchiv.nuernberg.de

Archiv und Wirtschaft 2/2019

Die demnächst erscheinende Ausgabe 2/2019 von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V., umfasst unter anderen einen längeren Überblick über die Wirtschaftsarchiv in der Tschechischen Republik sowie einen Debattenbeitrag über die ISO 15489 zur Schriftgutverwaltung.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 2/2019

AUFSÄTZE

Jakub Kunert: Wirtschaftsarchive in der Tschechischen Republik (52-68)

Georg Rigele: EVN Archiv, Maria Enzersdorf, gegründet 1998 (69-81)

Christoph Franke: Das Archiv der Behringwerke. Bestands- und Überlieferungsgeschichte (82-88)

BERICHTE

Matthias Weber: ISO 15489: Eine Norm (auch) für historische Archive? (89-92)

Diana Fabian und Matthias Marini: 88. VdW-Lehrgang „Einführung in das Wirtschaftsarchivwesen (Einsteigen – Aufsteigen – Auffrischen)“ vom 14. bis 19. Oktober 2018 in Heidelberg (93-97)

Rezensionen

Julia Schnaus: Kleidung zieht jeden an. Die deutsche Bekleidungsindustrie 1918 bis 1973 (Kirsten Bröcker) (98-99)

Rezensionsliste (100-101)

Impressum (104)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
„Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH – 4070 Basel
Telefon: (0049) (0)30-2093-70571
Martin_Muenzel@Yahoo.com
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

Offene Archive – Konferenz 2019

5. Konferenz mit ArchivCamp, 4. und 5. November 2019, Berlin

Die Öffnung des Archivs der Stasi war ein weltweit einmaliger Vorgang mit Vorbildwirkung für viele postdiktatorische Gesellschaften. Erstmals konnten Bürgerinnen und Bürger am 2. Januar 1992 Einsicht in Stasi-Unterlagen nehmen, um ihr eigenes Schicksal aufzuklären. Die Machtzentrale der DDR-Geheimpolizei ist heute ein Ort der Aufklärung über Diktatur und Widerstand und ein Lernort für Demokratie.

Eine Veranstaltung des Arbeitskreises Offene Archive im VdA in Kooperation mit der BStU, der Robert Havemann Gesellschaft e.V., der Wikimedia Deutschland e.V., dem  LWL Archivamt, dem Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein, dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg und digiS. Konzeption und Programm: Mitglieder des AK Offene Archive in Verbindung mit dem BStU und der Wikimedia Deutschland e.V.

30 Jahre nach der Friedlichen Revolution von 1989 lädt der Arbeitskreis Offene Archive im VdA herzlich nach Berlin ein! Am 4. und 5. November 2019 findet die fünfte Ausgabe der „Offenen Archive“ statt. Hochkarätige Keynotes, spannende Kurzvorträge sowie eine Podiumsdiskussion zur Archiv-, Netz- und Kulturpolitik sind Teil des Programms.

Das öffentliche archiv-, netz- und kulturpolitische Podium am 4. November (ab 19 Uhr) wird u.a. mit Roland Jahn (Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen), Prof. Dr. Gerald Maier (Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg), Helene Hahn (Wikimedia Deutschland e.V., Präsidium), Erhard Grundl (MdB, kulturpolitischer Sprecher Bündnis90/Die GRÜNEN-Bundestagsfraktion) und Martin Rabanus (MdB, Sprecher für Kultur und Medien, SPD-Bundestagsfraktion) besetzt sein. Eine weitere Anfrage läuft derzeit noch.

Zusätzlich bietet ein BarCamp den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an beiden Tagen der Konferenz die Möglichkeit zur niedrigschwelligen, aber auch intensiven Diskussion. Themen können, eher archivuntypisch spontan, eingebracht werden; gängige oder eingefahrene Denkmuster der Archivwelt dürfen und sollen hinterfragt werden!

Ort:
Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU).
Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie
“Haus 22”, Ruschestr. 103
10365 Berlin.

Zur Orientierung: https://www.bstu.de/ueber-uns/stasi-zentrale-campus-fuer-demokratie/

Programm (vorläufig):
4. November ab 10.30 Uhr

Begrüßung(en)

Keynotes von Dagmar Hovestädt (BStU) und John Weitzmann (Wikimedia Deutschland e.V.)

Mittagspause (Catering vor Ort), danach Start des ArchivCamps (Sessions, Sessions, Diskussionen etc.!)

Kurzvorträge ab 16.30 Uhr:
Lambert Kansy/Martin Lüthi (CH);
Christian Bunnenberg/Bochum;
Alexander Czmiel/TELOTA-Initiative;
Sebastian Bondzio/Osnabrück

Ab 19 Uhr öffentliche Podiumsdiskussion mit Roland Jahn (Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen), Prof. Dr. Gerald Maier (Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg), Helene Hahn (Wikimedia Deutschland e.V., Präsidium), Erhard Grundl (MdB, kulturpolitischer Sprecher Bündnis90/Die GRÜNEN-Bundestagsfraktion) und Martin Rabanus (MdB, Sprecher für Kultur und Medien, SPD-Bundestagsfraktion)

5. November ab 9 Uhr:

Keynotes von Matthias Leitner/Bayerischer Rundfunk (Wie Kurt Eisner uns seine Geschichte in WhatsApp erzählte) und von Rainer E. Klemke (BerlinHistory-App)

Fortsetzung des ArchivCamps

Am Vormittag zusätzlich: Talks von Ausstellern

Mittagspause (Catering vor Ort)

Abschlussrunde des ArchivCamps, Schlussdiskussion und Ende der Konferenz am frühen Nachmittag

Anmeldung:
veranstaltungen@bstu.bund.de

Informationen und News rund um Konferenz und ArchivCamp:
https://archive20.hypotheses.org/
@archive20
#archive20 #archivcamp

Einreichungen für das ArchivCamp sind ab sofort möglich.

 

Erste digitalisierte Akten des BLHA Potsdam online

Sieben Jahrzehnte nach der Gründung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (BLHA) am 21. Juni 1949 sind die ersten 1.788 digitalisierten Akten online verfügbar. Rund 463.000 Aktenseiten können in der Archivdatenbank eingesehen werden. Bei der Jubiläumsfeier des Brandenburgischen Landeshauptarchivs am 20.6.2019 gab die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Dr. Martina Münch, den Startschuss für die Freischaltung der Digitalisate und würdigte das Archiv als „zentrale Quelle für das Verständnis unserer Vergangenheit und Gegenwart“.

Abb.: Prof. Dr. Neitmann, Direktor des BLHA, 20.6.2019 (Foto: BLHA Potsdam)

„Ich freue mich insbesondere, dass das Landeshauptarchiv heute – sieben Jahrzehnte nach seiner Gründung – die ersten online recherchierbaren Akten öffentlich zugänglich gemacht hat. Das ist ein wichtiger Meilenstein bei der erforderlichen Digitalisierung und der Entwicklung neuer, insbesondere virtueller Zugänge zum weltweiten Wissen“, hob die Ministerin in ihrem Grußwort hervor.

Abb.: Dr. Martina Münch, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (Foto: BLHA Potsdam)

Die Digitalisierung und Onlinestellung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs verfolgt das Ziel, einen zeit- und ortsunabhängigen Zugang zu vielgenutztem Archivgut zu ermöglichen. Den Auftakt der Online-Stellung bilden 1.788 Akten aus dem Bestand Rep. 2A Regierung Potsdam – Abteilung I Präsidialabteilung – Hochbauangelegenheiten aus der Zeit von 1767 bis 1945. Dieser Bestand umfasst umfangreiches Quellenmaterial zur Bau- und Denkmalforschung. Enthalten sind Akten über die Durchführung von Bauten und die bauliche Unterhaltung. Sie betreffen überwiegend staatliche Gebäude, ebenso die Erhaltung von Baudenkmälern, darunter Schlösser der Berlin-Potsdamer Schlösserlandschaft, Kirchen und Klöster, Stadtmauern oder andere historische Bauten.

Abb.: Digitalisierte Akten des BLHA in der Online-Recherche (Foto: BLHA Potsdam)

Das heute veröffentlichte Schriftgut ist der erste von insgesamt vier häufig genutzten Teilen des Bestandes Rep. 2A Regierung Potsdam, die im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes digitalisiert und online bereitgestellt werden. Die Akten der Regierung Potsdam sind im Vergleich zu anderen preußischen Bezirksregierungen besonders gut überliefert und halten in Umfang und Dichte Quellenmaterial für vielfältige Forschungsthemen zur Geschichte Brandenburgs und Preußens vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1945 bereit. Sie gehören zu den am meisten benutzten Beständen des Archivs.

Bis Sommer 2020 folgen Scans von weiteren 10.000 Akten mit insgesamt rund 5,6 Millionen Imagedateien aus den Bereichen Siedlungs- und Wohnungswesen, Kommunalangelegenheiten sowie Polizei- und politische Angelegenheiten. Der Förderanteil der DFG umfasst rund 230.000 Euro – hinzu kommt ein vom Land Brandenburg finanzierter Eigenanteil des BLHA von etwa 137.000 Euro.

Scans vom Mikrofilm aus dem Superarchiv
Die im Rahmen des DFG-Projektes digitalisierten Unterlagen gehören zur bedeutendsten Überlieferung des Landes Brandenburg und wurden deshalb in der sogenannten Bundessicherungsverfilmung schwarz-weiß auf Mikrofilmen gesichert und im „Superarchiv der deutschen Geschichte und Kultur“ der Bundesrepublik Deutschland im Barbarastollen bei Freiburg im Schwarzwald eingelagert. Um die bereits verfilmten Originalakten zu schonen, wurden die Scans vom Mikrofilm erstellt und sind daher ebenfalls schwarz-weiß.

Jubiläum und Festakt
Beim Festakt am 20. Juni 2019 sprach nach der Ministerin der Direktor des Polnischen Staatsarchivs von Gorzów Wielkopolski, Prof. Dr. Dariusz Rymar und bekräftigte die enge Verbindung der beiden Archive. Die Festreden hielten der Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg, Prof. Gerald Maier sowie der Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Prof. Dr. Klaus Neitmann. Er betonte angesichts des Jubiläums und der damit verknüpften Online-Bereitstellung der sogenannten „Rückgrat-Überlieferung“ des Hauses:

„Die vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv verwahrte und betreute Überlieferung bezeugt die kontinuierliche Existenz einer fast tausendjährigen politischen Einheit Brandenburgs, ohne deren umfassende Geschichte es das heutige Land Brandenburg nicht gäbe. Die auf archivalische Quellen gegründete Erforschung der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte, an der das Landeshauptarchiv nach Archivgesetz nachdrücklich mitwirkt, vermag die Bewohnerinnen und Bewohner über den Werdegang ihres Landes und das daraus geschöpfte Selbstbewusstsein seiner Menschen aufzuklären. Wenn das Brandenburgische Landeshauptarchiv zu Recht als das Gedächtnis des Landes gilt, dann dürfen und sollen dessen Potentiale von allen Interessenten zu diesem Zwecke immer wieder genutzt und ausgewertet werden.“

Am 8. September 2019 von 10 bis 16 Uhr lädt das Landeshauptarchiv zum Tag der offenen Tür ein.

Bilder aus 70 Jahren Geschichte hat das Landeshauptarchiv auf seiner Internetseite veröffentlicht: http://blha.brandenburg.de/index.php/bilder-zur-geschichte-des-blha/

Kontakt:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Am Mühlenberg 3
14476 Potsdam OT Golm
Telefon: 0331 5674 – 0
Telefax: 0331 5674 – 212
poststelle@blha.brandenburg.de

Quelle: BLHA Potsdam, Pressemitteilung, 20.6.2019

Hoesch-Museum eröffnete Wanderausstellung zu Migration und Religionen im Ruhrgebiet

„Neue Heimat finden. Auf Vielfalt vertrauen. Im Revier leben.“ Ausstellung bis 14. Juli 2019

Ausgangspunkt der dieser Tage im Hoesch-Museum (Dortmund) Ausstellung „Migration und Religionen im Ruhrgebiet“ ist der offizielle rote Faden „Migration, Integration, Anerkennung“ des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) in Dortmund. Ohne Migration gäbe es das Ruhrgebiet nicht. Und schon die ersten Zuwanderer brachten in der Mitte des 19. Jahrhunderts als immaterielles Gepäck ihre Religionen und Bräuche mit in die Region. Fußballtrikots, ein Wäschekorb mit Rädern oder ein Notenständer – diese und andere Objekte sind Ausdruck des durch Migration geprägten religiösen Lebens im Ruhrgebiet.

Anhand von Konflikten und Kooperationen wird ein Streifzug durch 170 Jahre Ruhrgebietsgeschichte unternommen. Acht große Stelen mit 25 Themen zeigen den Zuzug von Masuren, die Konflikte um evangelisch-katholische Mischehen, Gewerkschaftsarbeit und Gemeindeleben oder die Zwangsmigration im NS-Staat. Die Arbeitsmigration der jüngeren Zeit ist ebenso Thema wie die Zuwanderung aus Osteuropa oder die Veränderung im Stadtbild durch religiöse Bauten.

Für das Hoesch-Museum und im Rahmen des Kirchentages wurde die Ausstellung bei ihrem Auftakt um spannende Exponate erweitert. Zahlreiche Privatpersonen und religiöse Institutionen haben dafür großzügig Leihgaben zur Verfügung gestellt. Drei Hörstationen mit Interviews und ein Medientisch sind ebenfalls nur im Hoesch-Museum zu nutzen.

Die Schau ist als Wanderausstellung konzipiert und kann von Vereinen, Kirchengemeinden, Bibliotheken usw. kostenlos über Prof. Traugott Jähnichen (traugott.jaehnichen@rub.de), Ruhr Universität Bochum ausgeliehen werden. Die Ausstellung (ohne Vitrinen und Objekte), besteht aus den 8 Roll up-Säulen, ist einfach zu transportieren (Kofferraum reicht) und benötigt zwei Personen beim Aufbau. Die Grundfläche
sollte mindestens 50 qm betragen (ohne zusätzliche Vitrinen).

Zur Ausstellung erschien ein Katalog: Norbert Friedrich/Traugott Jähnichen/Isolde Parussel (Hg.): Neue Heimat finden – Auf Vielfalt vertrauen – Im Revier leben! Migration und Religionen im Ruhrgebiet, Kamen 2019 (12,00 Euro).

Der Eintritt zur Ausstellung im Hoesch-Museum ist frei.
Schulklassenführungen können kostenlos gebucht werden unter 0231/8445856 oder fdhm-gs@web.de

Kontakt:
Hoesch-Museum
Eberhardstr. 12
44145 Dortmund
www.hoeschmuseum.dortmund.de

Quelle: Stadt Dortmund, Medieninformation, 13.6.2019

 

Bocholter Gasthaus „Vier Jahreszeiten“ historisches Foto des Monats

Im Sommer 1898 eröffnete der Küfer Bernard Demming (1858-1939) auf seinem Grundstück Marienstraße 1 eine Gaststätte, die er Restauration „Vier Jahreszeiten“ nannte. Davon handelt das historische Foto des Monats Juni, präsentiert vom Stadtarchiv Bocholt.

Abb.: Restauration „Vier Jahreszeiten“ Historische Lithografie (Foto: Stadtarchiv Bocholt)

Auf der farbigen Lithographie ist das Restaurant mit seiner Schauseite am Barloer Weg zu sehen. Solche, für die Zeit typischen und beliebten Ansichten von Gasthäusern, geben zwar die tatsächlichen baulichen Verhältnisse vor Ort recht genau wieder. Die 475 Quadratmeter großen Gartenanlagen inmitten einer Tannenschonung befanden sich aber hinter dem Haus und fügen sich hier an separater Stelle in das Bild ein, welches die Existenz und das Andenken an die einstige Restauration „Vier Jahreszeiten“ im Bocholter Nordosten belegt und überliefert.

1894 war Bernard Demming noch mit einem Konzessionsantrag zum Betrieb eines Kleinhandels mit Branntwein gescheitert, weil ein Bedürfnis an jenem Ort nicht nachgewiesen werden konnte. Das Gasthaus lag, wie Demming in seinem Antrag schrieb – „vor dem Viehtor, am alten Barloer Weg, hinter der Paulshütte“, und zwar unmittelbar neben seinem Wohnhaus.

Offenbar konnte man nicht nur zu jeder Saison, sondern auch schon früh morgens um sechs Uhr seine Gastwirtschaft aufsuchen, in der Demming ab dem 9. Mai 1899 eine „Milchkur“ zum Kauf und Konsum von frischer Milch eingerichtet hatte. Überdies steigerte er die Attraktivität seines Unternehmens durch den Bau einer Veranda mit Wintergarten Ende 1898 sowie im November 1902 durch die Herstellung eines 172 Quadratmeter großen Konzertsaales, der 345 Personen fasste. Zeitweise unterhielt er in den Gartenanlagen der Restauration „Vier Jahreszeiten“ auch ein Kinderkarussell.

Vermutlich aus gesundheitlichen Gründen – Bernard Demming litt an Rheumatismus – übergab er am 1. Juni 1906 sein Geschäft an den 33-jährigen Wirt Heinrich Benning. Dieser wurde im Volksmund „Driewe[l]klot“ (hölzerner Kreisel) genannt. Benning verstarb aber schon nach eineinhalb Jahren, und seine Witwe Maria, die Schwägerin des Bocholter Bierhändlers Bernard Grotstabel, heiratete daraufhin in zweiter Ehe den Bauunternehmer Josef Vallée, welcher nunmehr die Geschäftsführung übernahm. Er gab nach dem Ende des Ersten Weltkrieges auf und überließ die Wirtschaft wieder ihrem Gründer Bernard Demming, der die Räumlichkeiten im Sommer 1919 gründlich renovieren ließ. Jedoch war seine Frau im gleichen Jahr gestorben, und er verzichtete schon 1921 auf den Wirtschaftsbetrieb. Anschließend gingen die „Vier Jahreszeiten“ für mehr als 30 Jahre an Heinrich und Maria Frenk über. Die letzte Wirtin war ab 1958 Paula Jungkamp, eine Schwägerin der Ehefrau Frenk.

Die Zeiten änderten sich, die letzten Bewohner zogen 1966 aus dem Haus, und die Gaststätte wurde geschlossen. Verlassen, verfallen und von Ungeziefer durchzogen wurden die Gebäude letztlich 1967 abgebrochen.

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Werkstraße 19
46395 Bocholt
Tel.: 02871/21765-280
stadtarchiv@mail.bocholt.de

Quelle: Stadt Bocholt, Pressemitteilung, 30.5.2019

Buxtehuder Hexenprozess-Akten restauriert

Nach knapp drei Monaten kehren die schriftlichen Zeugnisse zu den Buxtehuder Hexenprozessen aus der Zeit von 1540 bis 1644 im restaurierten Zustand in den Bestand des Stadtarchivs Buxtehude zurück.

Abb.: Rückgabe der restaurierten Hexenprozess-Akten an das Stadtarchiv Buxtehude: Andreas Boldt, Sabine Hauswald (beide Sparkasse Harburg-Buxtehude), Restauratorin Gudrun Kühl, Stadtarchivarin Eva Drechsler; v.l.n.r. (Foto: Hansestadt Buxtehude)

Die Hamburger Restauratorin Gudrun Kühl übergab die acht Archivmappen am 5.6.2019 an die Stadtarchivarin Eva Drechsler. Für diese sind damit zwei wichtige Etappenziele erreicht: Den Erhaltungszustand der ca. 3.200 Seiten zu verbessern und die Akten wieder einer interessierten Öffentlichkeit und vor allem der Forschung zugänglich machen zu können. Der Grundstein sei gelegt, dass die Wissenschaft die Opfer, den Ablauf und ggf. die Motive zu den Hexenprozessen eingehender untersuchen und in den Gesamtzusammenhang der europäischen Hexenverfolgung einbetten könne. 21 Frauen waren in Buxtehude der Hexerei und Zauberei angeklagt, 15 wurden nach grausamer Folter hingerichtet, davon 13 durch Verbrennen. Seit 2017 erinnert ein Mahnmal, angebracht am Historischen Rathaus, an die Opfer der Buxtehuder Hexenprozesse.

Abb.: Restauriertes Blatt aus den Hexenprozess-Akten (Foto: Hansestadt Buxtehude)

Risse, Fehlstellen und Schimmelbefall hatten den Akten zu schaffen und eine Reinigung und weitere Bearbeitungsschritte notwendig gemacht. Herausfordernd bei diesem Auftrag waren für Gudrun Kühl die fragilen Seitenränder, die stark aufgerollt waren und durch hauchdünnes Japanpapier stabilisiert werden mussten. Nun sind die Seiten wieder les- und blätterbar.

Die Kosten der Restaurierung belaufen sich auf 6.861,54 Euro. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude übernimmt dabei einen Anteil von 3.500 Euro, den verbliebenen Teil deckt die Hansestadt Buxtehude.

Für den Herbst 2019 kündigte Stadtarchivarin Eva Drechsler bereits eine Veranstaltung in den Räumen der Sparkasse Harburg-Buxtehude in Buxtehude an. Bei dieser werden der ehemalige Stadtarchivar Bernd Utermöhlen die bisher vorhandenen Forschungsergebnisse zu den Buxtehuder Hexenprozessen vorstellen und Kühl die Restaurierungsverfahren anhand der Buxtehuder Akten präsentieren.

Opfer der Buxtehuder Hexenprozesse 1540-1644:

1540 Metcke Wildenbrockes, „gerechtfertiget“ (= bestraft)
1545 Metcke Wildenbrockes, hingerichtet
1555 Gesche Kahlen, hingerichtet, Ahlcke Rolapp, „gerechtfertiget“ (= bestraft), Gretcke Timmen, „gerechtfertiget“ (= bestraft)
1556 Ahlcke Hedendorp, hingerichtet durch Verbrennen, Margareta Bicker, Frau des Bürgermeisters Segebade Bicker, hingerichtet durch Verbrennen
1558 Namentlich nicht genannte Frau, hingerichtet durch Verbrennen
1588 Ilsabe Meyers, hingerichtet durch Verbrennen
1590 Gretje Wüppers, hingerichtet durch Verbrennen
1598 Gesche Meyers, hingerichtet durch Verbrennen, Ahleke Hagens, hingerichtet durch Verbrennen
1607 Wöbcke Richers, hingerichtet durch Verbrennen
1608 Gesche von Schleiseln, hingerichtet durch Verbrennen, Becke Lohmanns, hingerichtet durch Verbrennen, Catharina Möllers, hingerichtet durch Verbrennen
1609 Wummel Dickgreve, der Zauberei verdächtigt, Prozessausgang nicht belegt
1613 Anne Ropers, Verfahren aus Mangel an Indizien nicht fortgeführt
1614 Becke Kruse, hingerichtet durch Verbrennen, Ilse Dede, aus der Stadt gewiesen
1625 Else Meyer, hingerichtet durch Verbrennen
1643-1644 Elisabeth Hessel angeklagt, Prozessausgang nicht belegt

Der Aufsatz zum bisherigen Forschungsstand von Bernd Utermöhlen: Hexenprozesse in Buxtehude, Heimatliches Buxtehude, Bd. VII, Buxtehude 2015, S. 161-180., kann im Stadtarchiv eingesehen oder erworben werden.

Nach vorheriger Anmeldung per Email an das Stadtarchiv ist die Einsicht in ausgesuchte Hexenprozess-Akten im Stadtarchiv für Interessierte möglich.

Kontakt:
Stadtarchiv Buxtehude
Stavenort 5
21614 Buxtehude
Tel.: 04161 501-4127
Fax: 04161 501-74199
stadtarchiv@stadt.buxtehude.de

Quelle: Hansestadt Buxtehude, Pressemitteilung, 19.3.2019 und Pressemitteilung, 111/2019, 6.6.2019