Circus Busch im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es das Zirkuszelt in Europa. Vorher fanden die Darbietungen in Schaubuden, im Freien oder in eigens dafür errichteten Theatergebäuden statt. Der Circus Busch gründete sich bereits 1895 im Kuppelbau am Berliner Hackischen Markt und ist mit der Stadt Berlin verbunden wie kein anderer.

Abb.: Circus Busch (Abb. BBWA)

Sicher ist jetzt, dass auch sein Nachlass – zusammen mit einem 40 Laufmeter umfassenden Zirkusbestand aus der deutschen und internationalen Zirkus-Szene – in Berlin bleibt. Er wurde kürzlich dem Berlin-Brandenburgischen-Wirtschaftsarchiv übergeben. Auch ein Zirkus ist ein Wirtschaftsunternehmen und trifft seit einigen Jahren in Deutschland als hochkomplexes kulturelles Phänomen auf Forschungsinteresse. Der Bestand verspricht, einen seltenen Einblick in mehr als 100 Jahre zirzensischer Populärkultur zu geben und den Zirkus als Forschungsgebiet zu beleben.

Die Archivierung des Bestandes soll durch Sicherung der Langzeitverfügbarkeit auf Nachhaltigkeit angelegt werden und versteht sich als Beitrag zur Erhaltung des kulturellen Erbes Berlins und dessen Zugänglichkeit. Zirkusvergnügen ist schon seit jeher populär. Wer taucht nicht gerne ein in die Welt der Manegekünste? Auch heute in Zeiten mobiler Dauerbespaßung klingt der Zirkus immer noch nach Magie und Zauber. Der Bestand birgt einen Schatz aus dieser Welt, der nun darauf wartet, gehoben zu werden.

Das Themenspektrum ist groß und umfasst nicht nur die Sammlung Circus Busch Berlin und den Nachlass von Paula Busch, sondern auch andere Sammlungen und Bestände zur weiteren deutschen und internationalen Zirkus-Szene. Illustre Plakate, bunte Programmhefte, Flyer, Eintrittskarten, Einladungen, Anschlagzettel, Zirkus-Filme und -Fotos, Korrespondenzen und zirkuseigene Zeitschriften zählen zu den authentischen „Zeitzeugen“ aus der Zirkuswelt. Daneben finden sich Sammlungen zu Artisten, ihren Lebensläufen und dokumentierten Todesfällen. Gesammelt wurde auch, was Kunst und Literatur zum Thema Zirkus zu bieten haben. Informationen über Zirkusmuseen, Ausstellungen und zirkusähnliche Institutionen wie Varietés, Eisrevuen und Zirkusfestivals runden den Nachlass ab.

Kontakt:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V. (BBWA)
Eichborndamm 167, Haus 42,
13403 Berlin
Telefon 030 41190698
Telefax 030 41190699
mail@bb-wa.de
www.bb-wa.de

Quelle: BBWA, Pressemitteilung, 25.10.2019

Kaiserswerth im Düsseldorfer Stadtarchiv

Das Stadtarchiv Düsseldorf hat am 9.10.2019 eine neue Sammlung zur Geschichte Kaiserswerths präsentiert. Bereits 2017 war die umfangreiche Sammlung des gebürtigen Kaiserswerthers Franz-Josef Vogel als Schenkung ans Stadtarchiv übergegangen. Mit dem Abschluss der Verzeichnung ist dieser Bestand nun ab sofort für die Öffentlichkeit zugänglich.

Abb.: Präsentierten die neue Sammlung zur Kaiserwerther Geschichte: Franz-Josef Vogel und Stadtarchiv-Leiter Dr. Benedikt Mauer (v.l.). (Foto: Wilfried Meyer)

„Diese großartige Schenkung ergänzt die bereits im Stadtarchiv befindliche Überlieferung auf das Beste. Franz-Josef Vogel ist ein ausgewiesener Kenner der Geschichte Kaiserswerths. Dank seiner in jahrzehntelanger Arbeit entstandenen Sammlung lässt sich die Geschichte Kaiserswerths nun noch besser erforschen“, sagte Stadtarchiv-Leiter Dr. Benedikt Mauer im Rahmen der Sammlungspräsentation.

Die Geschichte Kaiserswerths beginnt lange vor derjenigen Düsseldorfs, der heilige Suitbertus wird gemeinhin als Begründer der späteren Stadt bezeichnet. Zwar reicht die „Sammlung Franz-Josef Vogel“ nicht ganz so weit zurück, aber das älteste Stück der Schenkung datiert aus dem Jahr 1574. Sie umfasst Karten und Pläne ab dem 17. Jahrhundert – vor allem zur Belagerung Kaiserswerths im Jahr 1702 – Grafiken, Orts- und Gebäudeansichten, Urkunden, Postkarten, Briefe, Notgeld, Siegelabdrücke und vieles mehr bis in die Gegenwart.

Parallel zur Sammlung arbeitete Franz-Josef Vogel zudem an einem Buch, das er nun im Zuge der Sammlungspräsentation vorstellte. Die Zusammenstellung „Kaiserswerth – Aus Geschichten wird Geschichte“ enthält knapp 30 Artikel über seinen Heimatort Kaiserswerth, die er seit dem Jahr 2012 publiziert hatte. Es sind allesamt kurzweilige, nachdenkliche, humorige und in jedem Fall spannende Betrachtungen zu verschiedenen Ereignissen aus der Kaiserwerther Geschichte – sei es zur Eingemeindung Kaiserswerths, zur Baugeschichte prominenter Gebäude oder zur Geschichte der örtlichen Wirtschaft. Das Buch ist in allen Kaiserswerther Buchhandlungen erhältlich und kostet 9,90 Euro.

Kontakt:
Stadtarchiv Düsseldorf
Worringer Straße 140
40200 Düsseldorf
Tel. 0211- 8999230
Fax 0211- 8929155

Quelle: Landeshauptstadt Düsseldorf, Pressemitteilung, 9.10.2019

Bildungspartnerschaft zwischen Albert-Einstein-Gymnasium und Stadtarchiv Sankt Augustin

Das Albert-Einstein-Gymnasium und das Stadtarchiv Sankt Augustin haben eine Vereinbarung für eine langfristige Bildungspartnerschaft abgeschlossen. Damit wird die Grundlage für die dauerhafte gemeinsame Förderung der historischen, kulturellen und politischen Bildung der Schülerinnen und Schüler gelegt.

Abb.: Schulleiter Michael Arndt, Koordinationslehrer Jens Canzler, der Q1-Geschichts-Grundkurs, Stadtarchivar Michael Korn und Beigeordneter Ali Doğan (v.l.nr.) freuen sich über die geschlossene Bildungspartnerschaft (Foto: Stadt Sankt Augustin)

Seit dem Herbst 2018 unterhält das Stadtarchiv im Schulzentrum Niederpleis ein großes Außenmagazin und ist damit neuer Nachbar des Albert-Einstein-Gymnasiums. Beide Institutionen haben sich nun zusammengetan und eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, bei der die Förderung der Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt steht.

Ziel ist die Aufnahme von regelmäßigen Archivbesuchen in die schulinternen Curricula von Unter-, Mittel- und Oberstufe sowie das Methodentraining im Recherchieren, Lesen und Auswerten historischer Quellen, die vielfältige Themen aus der regionalen Geschichte abbilden.

Im Stadtarchiv im Rathaus können die Schülerinnen und Schüler mit den unterschiedlichen Bild- und Textdokumenten arbeiten und die gut sortierte Archivbibliothek auch zur Ausleihe nutzen.

Wie Schulleiter Michael Arndt betonte, „finden die Schülerinnen und Schüler im Archiv einen direkten Zugang zur Vergangenheit Sankt Augustins und der Region sowie teils auch zu den eigenen Wurzeln.“ Jens Canzler, Geschichtslehrer und Koordinator der Bildungspartnerschaft, ergänzt: „Durch die Archivarbeit werden wichtige Kompetenzen unserer Schüler wie das zielgerichtete Recherchieren und der Umgang mit historischen Informationen gefördert.“

Das Stadtarchiv wird zudem die Schüler im Rahmen von Wettbewerben und Facharbeiten unterstützen; historische Stadtrundgänge und Praktika sind angedacht.

Ali Doğan, städtischer Beigeordneter sowohl für die Schule als auch das Stadtarchiv, freut sich über „die künftige enge Zusammenarbeit, die bei den Schülerinnen und Schülern ein lebendiges und anschauliches Bild der Vergangenheit entstehen lassen und historische Geschehnisse vermitteln kann.“

Die ersten Schüler waren bereits im Archiv, bald wird zudem die Fachkonferenz Geschichte erstmals im Stadtarchiv tagen.

Kontakt:
Stadtarchiv Sankt Augustin
Rathaus, Markt 1
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241/243-331
Fax: 02241/243-77508
stadtarchiv@sankt-augustin.de
www.sankt-augustin.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Sankt Augustin, Pressemitteilung, 7.10.2019

300 Jahre Stadtrechte in Ravensberg – Acht Städte und ihre Geschichte

Die Wanderausstellung „300 Jahre Stadtrechte in Ravensberg – Acht Städte und ihre Geschichte“ ist seit Anfang Oktober im Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh zu sehen. Zehn XXL-Roll-Ups mit historischen und aktuellen Fotos, schriftlichen Quellen und Kurztexten führen die Besucher in die Zeit des 18. Jahrhunderts.

Abb.: Die Ausstellungsmacher inmitten von viel Preußischblau: (v.l.): Michael Meyer-Hermann (Bürgermeister der Stadt Versmold), Sebastian Schröder (Wissenschaftliche Beratung), Dr. Rolf Westheider (Konzept und Redaktion), Stephan Grimm (Stadtarchivar Gütersloh), Ralf Othengrafen (Kreisarchivar Gütersloh). (Foto: Kreis Gütersloh)

Am 17. April 1719 unterzeichnete der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. ein bedeutendes Edikt: Er erklärte sechs Orte seiner Grafschaft Ravensberg zu Städten: Borgholzhausen, Halle (i. Westf.), (Preußisch) Oldendorf, Versmold, Vlotho und Werther. Wenige Monate später sollten noch Bünde und Enger folgen. Somit wurden 1719 acht frühere Dörfer zu Städten. Mit der Stadtwerdung erhoffte sich der preußische Monarch steigende Einnahmen. Denn gleichzeitig ließ er in den neuen Städten die „Akzise“ erheben. Dabei handelte es sich um eine Art Umsatz- oder Verbrauchssteuer, die nur in Städten galt. Deshalb wurden diese Orte als „Akzisestädte“ bekannt.

Steuerflucht und Qualitätsmanagement
„Die Zeit des 18. Jahrhunderts ist hochgradig spannend, das Leben im Kleinen vor Ort kennt man nicht und Preußen war viel weniger absolutistisch als man so denkt“, weiß Sebastian Schröder vom Institut für vergleichende Städtegeschichte der Universität Münster. Er hat die wissenschaftliche Beratung übernommen. Für das Konzept und die Redaktion zeichnet Dr. Rolf Westheider (Archivar der Städte Versmold und Borgholzhausen) verantwortlich. Versmolds Bürgermeister Michael Meyer-Hermann hat „den Eindruck, dass die Ausstellung überall auf Interesse gestoßen ist.“ Gefördert wurde das Vorhaben vom Netzwerk Preußen in Westfalen und somit vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dem Land Nordrhein-Westfalen.

Dass Qualitätsmanagement schon im 18. Jahrhundert ein Thema war, veranschaulicht die so genannte „Legge“, eine Liege zur Zertifizierung, auf die das Leinen gelegt wurde und gegebenenfalls seinen Qualitätsstempel erhielt – thematisiert auf der Versmolder Tafel.


Abb.: Sebastian Schröder M.A. vom Institut für vergleichende Städtegeschichte Münster, präsentiert eine auch heute noch aktuelle Frage: Steuer einführen ja oder nein? (Foto: Kreis Gütersloh)

Schon damals musste das Verhältnis des preußischen Staates zu den neuen Städten immer wieder neu ausgehandelt werden. Das Reformwerk der Akzise rief Untertanen auf den Plan, eine Einmischung von unten, die Erfolg hatte. Man handelte die Ansprüche der Kommunen gegen die Obrigkeit und umgedreht aus. Das Prinzip der Konnexität, das in unserem Rechtssystem das Verhältnis von Aufgabenlast zu Ausgabenlast regelt, fand also schon damals Anwendung. Lange wurde zudem geglaubt, was der absolutistische König sagt, das wurde befolgt. Die Ausstellung zeigt das Gegenteil: Bürger mischten sich ein. Auch die Drohung eines Unternehmers, sein Geschäft in die Nachbarkommune zu verlagern, gibt es nicht erst seitdem Gewerbesteuerhebesätze die Steuerlast regeln. Nachzulesen auf den Roll-Ups.

Güterslohs Kreisarchivar Ralf Othengrafen freut sich über die Ausstellung in seinen Räumen: „Frische Optik, ungewöhnliches Format, ruck-zuck aufgebaut und ein Begleitheft zur Ausstellung, das von der Stadtsparkasse Versmold und der Kreissparkasse Halle finanziert wird, ist bereits im Druck.“ Die Ausstellung ist noch bis zum 14. November 2019 im Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh (Moltkestraße 47) zu sehen.

Öffnungszeiten des Archivs: Di, Mi, Do: 10.00-12.30 Uhr; Di, Do: 14.00-17.00 Uhr

Info:
Die Wanderausstellung „Acht Städte und ihre Geschichte“, erstellt zum 300. Stadtjubiläum der Städte Borgholzhausen, Bünde, Enger, Halle, Oldendorf, Versmold, Vlotho und Werther, hatte ihren Auftakt im Mai 2019 in Versmold. Sie wandert seitdem (nicht nur) durch die Kommunen des Kreises.
Zehn Roll-ups im Format 200 x 245 Zentimeter.
Flächenbedarf: sehr variabel, ab ca. 40 Quadratmeter
Transport mit PKW (Kombi) möglich.
Ausleihbar über: Dr. Rolf Westheider, 05423-954111; rolf.westheider@versmold.de
Konzept und Redaktion: Dr. Rolf Westheider
Wissenschaftliche Beratung: Sebastian Schröder M.A.
Gefördert von: Netzwerk Preußen in Westfalen (LWL)
Finanziert durch: die beteiligten Kommunen und das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW

Literatur:

  • Rolf Westheider: Vom Dorf zur Stadt. Acht ravensbergische Städte erinnern 2019 an ihre Stadtrechtsverleihung vor 300 Jahren, in: Jahrbuch Westfalen 2019, NF 73, Münster 2018, S. 131-136.
  • Sebastian Schröder: Aus Dörfern werden Städte: Die preußischen Akzisereformen von 1719 und ihre Auswirkungen auf Borgholzhausen, Halle, Versmold und Werther, in: Heimatjahrbuch Kreis Gütersloh 2019, Jg. 36, Gütersloh 2018, S. 67-75.

Jüngst erschien der erweiterte Vortrag von Sebastian Schröder zur Eröffnung der Wanderausstellung in Borgholzhausen im Juli 2019 im Druck:

  • Sebastian Schröder:
    Des Königs neue Stadt. Borgholzhausen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
    Eine Festschrift zum Jubiläum 300 Jahre Stadtrechte in Ravensberg 1719-2019
    (Kleine Reihe zur Geschichte der Stadt Borgholzhausen; 9), 87 S.,
    Hg: Heimatverein Borgholzhausen
    Borgholzhausen 2019
    ISBN: 978-3-9821218-0-2

Quelle: Kreis Gütersloh, Pressemitteilung, 1.10.2019; https://300-jahre-stadtrechte.de/

Ehemaliger Direktor des Stadtarchivs Dortmund verstorben

Thomas Schilp (Foto: privat)

Am 28. September 2019 verstarb Prof. Dr. Thomas Schilp, ehemaliger Direktor des Stadtarchivs Dortmund, im Alter von nur 65 Jahren. Die Stadt Dortmund würdigte ihn in einem Nachruf (2.10.2019): Thomas Schilp studierte Geschichte, Germanistik, Politikwissenschaften und Philosophie an der Universität Marburg. Im Anschluss an die Promotion 1981 absolvierte er das Archivreferendariat in Marburg. Es folgten berufliche Stationen am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen und am Hauptstaatsarchiv Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Seit 1987 war er am Stadtarchiv Dortmund tätig, zuletzt als dessen Direktor. Im Jahr 2014 trat er in den Ruhestand.

Während seiner langjährigen Tätigkeit erwarb sich Thomas Schilp als ausgewiesener Fachmann der Geschichte Dortmunds in der Vormoderne große Anerkennung. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Geschichte Dortmunds vor der Industrialisierung wieder stärker im historischen Gedächtnis der Stadt präsent ist.

Sein Interesse an der Erforschung und Vermittlung von Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch seine Berufsjahre und die Zeit des Ruhestands. In Publikationen, Vorträgen und Ausstellungen hat er den Menschen dieser Stadt, aber auch seinen Kolleginnen und Kollegen in der Fachwissenschaft sein umfassendes Wissen näher gebracht.

Zahlreiche Projekte und Publikationen
So gestaltete er 1989 anlässlich der Eröffnung des neuen Rathauses die Ausstellung „Zeiträume. Aus der Geschichte einer Stadt“. Es folgten zahlreiche Forschungsprojekte und Buchpublikationen zur mittelalterlichen Geschichte Dortmunds, wie „Himmel, Hölle, Fegefeuer“ (1996), „Reinoldus und die Dortmunder Bürgergemeinde“ (2000), „Der Berswordt-Meister und die Dortmunder Malerei um 1400“ (2002) oder die Reihe der „Dortmunder Mittelalter-Forschungen“ mit inzwischen 14 Bänden. Im Jahr 2006 zeigte das Museum für Kunst und Kulturgeschichte die vielbeachtete Ausstellung „Ferne Welten, freie Stadt. Dortmund im Mittelalter“, die Thomas Schilp maßgeblich mitverantwortet hatte. Auch der 2017 erschienene Band „Dortmund“ im „Deutschen Historischen Städteatlas“ entstand unter seiner Mitwirkung.

Daneben widmete er sich auch der jüngeren Stadtgeschichte, wie der Zeit des Wiederaufbaus und der Dortmunder Nachkriegsarchitektur. Dazu erschien 2014 das Buch „Das neue Dortmund – das Dortmunder Gesundheitshaus von Will Schwarz“. Schilp war auch Mitveranstalter der jährlich im Wintersemerster stattfindenden Vorlesungsreihe „Bild und Klang“ in der Stadtkirche St. Reinoldi.

Doch Thomas Schilps wissenschaftliche Interessen weisen über Dortmund weit hinaus. Neben der Landesgeschichte Westfalens widmete er sich besonders der mittelalterlichen Mentalitätsgeschichte, der Memoriaforschung und der Geschichte religiöser Gemeinschaften. 1994 wurde er an der Universität Duisburg habilitiert und lehrte seitdem als außerordentlicher Professor an den Universitäten in Duisburg, Essen und Bochum.

Thomas Schilp war unter anderem langjähriges Mitglied im Vorstand des Historischen Vereins für Dortmund und Grafschaft Mark e.V., der Conrad-von-Soest-Gesellschaft und der Dortmunder Reinoldi-Gilde. Seit 2001 war er ordentliches Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen.

Wer Thomas Schilp persönlich kannte, schätzte ihn für seine profunden Fachkenntnisse, seine Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft, die Motor zahlreicher wissenschaftlicher Projekte waren. Nicht weniger zeichneten ihn sein freundliches, zugewandtes Wesen, sein Humor und seine stete Hilfsbereitschaft aus. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung Dortmund haben mit ihm nicht nur einen geschätzten Kollegen, sondern einen lieben Freund verloren.

LEBENSLAUF (s. RUB Bochum)
seit 1999
apl. Prof. 2014 Umhabilitation an die Ruhr-Universität Bochum

1994
Habilitation an der Universität Duisburg mit einer Arbeit zur Aachener Institutio sanctimonialium des Jahres 816, Venia legendi im Fach Mittelalterliche Geschichte

1987-2014
Stadtarchiv Dortmund, zuletzt als Ltd. Stadtarchivdirektor

1985-1987
Archivrat am Hauptstaatsarchiv Düsseldorf

1983-1985
Wissenschaftlicher Angestellter, Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen

1981-1983
Archivreferendariat, Archivschule Marburg

1981
Promotion mit einer Arbeit über die Reichsburg Friedberg im Mittelalter in Marburg

1972-1978
Studium der Geschichte, Politik und Germanistik in Marburg

Geboren 1953
in Friedberg in der Wetterau. 1972 Abitur in Michelstadt

Zukunft der Stasi-Unterlagen liegt im Bundesarchiv

Den Beschluss des Deutschen Bundestages vom 26.9.2019 zum „Konzept für die dauerhafte Sicherung der Stasi-Unterlagen durch Überführung des Stasi-Unterlagen-Archivs in das Bundesarchiv“ begrüßt der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, als einen nächsten Meilenstein zur Sicherung und Nutzung der Stasi-Unterlagen in der Zukunft: „Mit diesem Beschluss werden die Stasi-Unterlagen in absehbarer Zeit auch strukturell Teil des ‚Gedächtnisses der Nation‘, und es wird eine Grundlage für eine dauerhafte und zeitgemäße Nutzung dieser besonderen Dokumente geschaffen. Sie gelten den Opfern der Diktatur als Nachweis ihrer Verfolgung und sind für die Gesellschaft eine wichtige Quelle für die Erinnerung. Der Einblick in das Stasi-Unterlagen-Archiv kann über die Mechanismen der Diktatur aufklären und für die Herausforderungen der Demokratie sensibilisieren. Diese Wirkung hat das Archiv seit fast 30 Jahren ermöglicht. Es gilt nun diese Geschichte zu würdigen, die Nutzung der Stasi-Unterlagen zukunftssicher zu machen und sie für den Diskurs der nächsten Generationen zu ertüchtigen.“

Die Öffnung des Stasi-Unterlagen-Archivs war eine Errungenschaft der Friedlichen Revolution und weltweit erstmalig. Die Nutzung der Akten zur Aufklärung über die Mechanismen der SED-Diktatur und Auseinandersetzung mit der Vergangenheit fand und findet eine hohe internationale Beachtung. „Gerade im 30. Jahr der Friedlichen Revolution ist ein guter Zeitpunkt gekommen, für diese wichtige Errungenschaft der Friedlichen Revolution – der Zugang zu den Akten – eine zeitgemäße Form zu finden, um diese Akten für die nächsten Generationen zur Verfügung zu stellen“, ergänzte Jahn. „Dabei ist zentral, dass der Aktenzugang unverändert möglich ist und die Erhaltung und Digitalisierung der Akten finanziell abgesichert ist. So können endlich notwendige Investitionen getätigt werden. Wichtig ist aber auch, dass die Erfahrungen, die wir mit den Bundesbeauftragten als Anwälte der Opferinteressen gemacht haben, nicht außen vorgelassen werden.“

Das Konzept legt für die Überführung des Stasi-Unterlagen-Archivs in das Bundesarchiv folgende Rahmenbedingungen fest:

  • Die Sichtbarkeit der Eigenständigkeit des Stasi-Unterlagen-Archivs mit internationaler Vorbildwirkung bleibt auch nach der Integration erhalten.
  • Das Stasi-Unterlagen-Gesetz bleibt als eigenständiges Gesetz erhalten.
  • Arbeits- und Serviceleistungen sollen verbessert werden, insbesondere Digitalisierung und archivgerechte Lagerung.
  • Zugang und Nutzung der Stasi-Unterlagen für die Gesellschaft soll verbessert werden, und die Grundlagenforschung beim Stasi-Unterlagen-Archiv wird zu einer quellenkundlichen Forschung weiterentwickelt.
  • Das Projekt der Rekonstruktion zerrissener Stasi-Unterlagen wird fortgesetzt.
  • Der Standort der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg soll als „Ort deutscher Diktatur- und Demokratiegeschichte“ mit Bildungs- und Informationsangeboten der Akteure vor Ort weiterentwickelt und als Archivzentrum zur SED-Diktatur ausgebaut werden.

Der Beschluss formuliert zudem insgesamt drei noch zu treffende Entscheidungen. Neben der Weiterentwicklung des Amtes des Bundesbeauftragten soll auch die zukünftige Struktur der Außenstellen unter Einbeziehung des Bundesratsbeschlusses von 2017 konkret entschieden werden. Eine dritte Entscheidung sei zu treffen darüber, dass die Forschung über die Diktaturen des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Europa gestärkt wird und die Schaffung eines eigenen Forschungszentrums dafür geprüft wird.

In der Beratung wurde zusätzlich die neunte Novellierung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes beschlossen, die eine Überprüfung der Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes und von Parlamenten auf jetziger Grundlage bis zu Jahr 2030 ermöglicht. Schließlich wurde auch der 13. Tätigkeitsbericht des BStU angenommen.

Weiterführende Links:

Zur Hinterlassenschaft der DDR-Geheimpolizei gehören 111 Kilometer Schriftgut. Ungefähr 50 Kilometer davon liegen am historischen Standort des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg. Dort werden sie bleiben. Die übrigen 61 Kilometer sind auf zwölf Archiv-Standorte in den östlichen Ländern verteilt. Keiner dieser Länder-Standorte erfüllt derzeit alle Kriterien für archivgerechte Lagerung. Zudem gibt es 15.000 Säcke mit den zerrissenen Papieren, die Stasimitarbeiter in den Wendetagen 1989 nicht mehr ganz vernichten konnten. Forscherinnen und Forscher arbeiten seit Jahren daran, diese Schnipsel zu digitalisieren und zusammenzusetzen. Auch 1,8 Millionen Fotodokumente blieben erhalten. Das Interesse an den Stasi-Unterlagen hält seit Jahrzehnten an. 45.000 Anträge auf persönliche Akteneinsicht wurden allein 2018 gestellt, seit dem Bestehen der Behörde waren es mehr als drei Millionen.

Im Bundestag haben alle Parteien (mit Ausnahme der AfD) die Überführung der Stasi-Akten ins Bundesarchiv bis Mitte 2021 befürwortet. Sowohl im Blick auf die politischen wie auf die archivfachlichen Implikationen der Stasi-Aktenüberführung bestanden in der Vergangenheit kontroverse Auffassungen. Frühere DDR-Oppositionelle befürchten u.a., dass nunmehr ein „Deckel auf die Geschichte gemacht“ werde (vgl. den Beitrag auf ZEIT online „Stasiunterlagen gehören künftig zum Bundesarchiv“).

Kontakt:
Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)
Karl-Liebknecht-Straße 31/33
10178 Berlin
Telefon: 030 2324-50
Fax: 030 2324-7799
post@bstu.bund.de

Bundesarchiv
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Telefon: 0261 505 0
Fax: 0261 505 226
koblenz@bundesarchiv.de

Quelle: BStU, Pressemitteilung, 26.9.2019; ZEIT online, 26.9.2019

Zwei neue Veröffentlichungen des Stadtarchivs Limburg

Limburg an der Lahn hat viele interessante Gotteshäuser. Die bewegteste Geschichte hat die Kapelle in der Erbach, die nacheinander eine katholische Kirche, ein Salz- und Mineralwasserlager, eine evangelische Kirche, eine Synagoge und ein Aktenlager war und seit mehr als 70 Jahren eine evangelisch-lutherische Kirche ist. Anlässlich des Abschlusses der jüngsten Sanierungsarbeiten hielt Limburgs Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker einen Vortrag über die Geschichte der Kapelle, der nun ausgearbeitet erschienen ist. Auf 20 Seiten wird die wechselvolle Geschichte des Gotteshauses dargestellt. Das Heft begründet die neue Reihe „Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Limburg a. d. Lahn“, mit der eine Möglichkeit zur Publikation kürzerer Texte zur Stadtgeschichte geschaffen wurde.

Bibliografische Angaben:
Christoph Waldecker, Kleine Geschichte der Kapelle in der Erbach. Limburg 2019 (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Limburg a. d. Lahn 1). 20 Seiten
Gratis erhältlich im Stadtarchiv und im Limburger Rathaus.

Als dritter Band der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn“ erschien „Auf ein frohes Wiedersehen im Himmel“. Darin sind rund 260 Feldpostbriefe und Feldpostkarten des Limburgers Johann Rieth aus dem Ersten Weltkrieg. Der 1888 geborene Rieth schrieb zumeist an seine Frau und schilderte ihr seine Erlebnisse an der Westfront. Dem Leser wird deutlich, wie sehr sich seine Einstellung wandelte, von der Überzeugung, der Krieg sei notwendig hin zum brennenden Wunsch, es werde endlich Frieden geschlossen. Diesen zu erleben, war ihm nicht mehr vergönnt: Johann Rieth fiel am 4. Oktober 1917 während der dritten Flandernschlacht. Die Briefe vermitteln einen unmittelbaren Eindruck davon, was die Soldaten an der Front erleiden mussten und welche Sorgen sie sich zugleich um ihre Angehörigen in der Heimat machten. Der Leser erfährt von Kämpfen, Hunger, Dreck, Ängsten und Hoffnungen. Johann Rieths Enkelin Christa Elisabeth Rieth übertrug die oft schwer zu entziffernden Briefe in die moderne Schrift. Das Buch ist im Buchhandel sowie im Stadtarchiv Limburg erhältlich.

Bibliografische Angaben:
„Auf ein frohes Wiedersehen im Himmel“. Die Feldpostbriefe und Karten des Limburgers Johann Rieth aus dem Ersten Weltkrieg, eingeleitet und bearbeitet von Christa Elisabeth Rieth. Limburg a. d. Lahn 2019 (Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn 3). 221 Seiten
ISBN 978-3-936162-13-4
19 Euro

Kontakt:
Stadtarchiv Limburg a. d. Lahn
Mühlberg 3
65549 Limburg
Tel. 06431/203-368
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Fabrikkinderarbeit in Bayern im 19. Jahrhundert

Eine kleine Lehrausstellung des Fachbereichs Archiv- und Bibliothekswesen der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern vom 24. September bis 7. November 2019, bearbeitet von Andreas Frasch

Anlässlich des Weltkindertages wurde am 24.9.2019 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv die kleine Ausstellung „Fabrikkinderarbeit in Bayern im 19. Jahrhundert“ eröffnet. Die Ausstellung wurde im Rahmen der Ausbildung im Vorbereitungsdienst 2017/2020 für den Einstieg in der 3. Qualifikationsebene der Fachlaufbahn Bildung und Wissenschaft, fachlicher Schwerpunkt Archivwesen, an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern erarbeitet.

Erwerbstätigkeit von unter 14-Jährigen war in Bayern im gesamten 19. Jahrhundert Realität, etwa im Handwerk und im Dienstleistungsgewerbe, vor allem aber in der Landwirtschaft. Seit Beginn der Industrialisierung waren Kinder als billige Arbeitskräfte zudem in Fabriken beschäftigt, hierzu zählten auch Ziegeleien.

Die Ausstellung beleuchtet dieses Kapitel bayerischer Wirtschafts- und Sozialgeschichte unter den Fragestellungen: Welche Quellen geben Auskunft über Fabrikkinderarbeit in Bayern? Wie hoch war die Zahl der in bayerischen Fabriken beschäftigten Kinder? In welchen Regionen, Städten und Branchen wurden Kinder in Fabriken eingesetzt? Was waren typische Tätigkeiten, wie waren Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen? Was waren gesundheitliche Folgen der Fabrikkinderarbeit? Wie versuchte man, Arbeit und Schulbildung zu vereinbaren? Welchen Lohn erhielten Kinder für ihre Arbeit? Wie beurteilten Staat und Politik sowie verschiedene gesellschaftliche Gruppen wie Eltern, Arbeitgeber, Ärzte, Pädagogen und Kirchen die Fabrikarbeit von Kindern?

Die Exponate sind chronologisch ausgestellt – der erste Abschnitt reicht von den 1830er Jahren, als in Bayern die ersten Fabriken entstanden, bis zur Gründung des Deutschen Reichs, der zweite Abschnitt widmet sich der Zeit nach der Reichsgründung. Diese Zweiteilung entspricht der rechtlichen Zuständigkeit: Bis 1870 konnte das Königreich Bayern Kinderarbeit auf seinem Territorium selbständig regeln, danach galten in Bayern Gesetze und Verordnungen des Deutschen Reichs.

Grundsätzlich war die Beschäftigung von Kindern in Fabriken im 19. Jahrhundert die erste und einzige Form von Kinderarbeit, die vom Staat schrittweise reglementiert und eingeschränkt wurde. Dies bedeutete allerdings keineswegs ein Verbot. Erst 1903 verabschiedete der Deutsche Reichstag ein allgemeines Kinderschutzgesetz, von dem die landwirtschaftliche Kinderarbeit aber ausgeklammert war. Generell verboten wurde Kinderarbeit in der Bundesrepublik Deutschland erst durch das Jugendarbeitsschutzgesetz von 1960.

Die Ausstellung ist vom 24. September bis 7. November 2019 im Hauptgebäude des Bayerischen Hauptstaatsarchivs (Treppenhaus, 1. OG), Schönfeldstraße 5, 80539 München zu sehen.

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8.30 – 18.00 Uhr, Freitag 8.30 – 13.30 Uhr (an Wochenenden und gesetzlichen Feiertagen geschlossen)
Eintritt frei.

Führungen für Gruppen können unter (089) 28638-2575 vereinbart werden.

Quelle: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, Pressemitteilung, 23.9.2019

Archiv und Wirtschaft 3/2019

Die in Kürze erscheinende Ausgabe 3/2019 von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V., umfasst neben mehreren Rezensionen und Tagungsberichten unter anderen auch einen Beitrag über den Nachlass des Zeitschriftenmachers und Zeichners Kurt Safranski (1890-1964) im Unternehmensarchiv der Axel Springer SE.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 3/2019

AUFSÄTZE

Alfonso García-Rodriguez: The Asturiana De Zinc, S. A. U, Historical Archive (108-118)

Lars-Broder Keil: „Ich halte solche persönlichen Gefühle für Zeitverschwendung.“ Ungewöhnliche Unterlagen aus dem Nachlass von Kurt Safranski im Unternehmensarchiv der Axel Springer SE (119-127)

Jens Brokfeld: Die Erschließung der „Sammlung Firmenprospekte“ im Montanhistorischen Dokumentationszentrum (128-137)

BERICHTE

Karin Bock-Häggmark: „Heute an gestern für morgen denken“ – deutsche Wirtschaftsarchivare zu Gast in Stockholm. 55. Arbeitstagung der VdW „Archive ohne Grenzen – Grenzen für Archive“ vom 5. bis 7. Mai 2019 (138-143)

Fabian Kneule und Julia Lorenzen: 90. VdW-Lehrgang „More than ‚Nice-to-have’! – Ein Unternehmensarchiv, das sich rechnet! Archivmanagement auf konsequent betriebswirtschaftlicher Basis. Sensibilisierung und methodisch-praktische Einführung“ vom 7. bis 10. April 2019 in Wattens, Innsbruck und Hall (144-147)

REZENSIONEN

Christian Böse: Kartellpolitik im Kaiserreich. Das Kohlensyndikat und die Absatzorganisation im Ruhrbergbau 1893–1919 (Klaus Wisotzky) (148-149)

Christian Böse, Michael Farrenkopf und Andrea Weindl: Kohle – Koks – Öl. Die Geschichte des Bergwerks Prosper-Haniel (Klaus Wisotzky) (149-151)

Christian Keitel: Zwölf Wege ins Archiv. Umrisse einer offenen und praktischen Archivwissenschaft (Sebastian Beck) (151-153)

Jochen Streb: Trumpf. Geschichte eines Familienunternehmens (Claus W. Schäfer) (153-154)

Nachrichten (154)

Rezensionsliste (155-156)

Impressum (160)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
„Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH – 4070 Basel
Telefon: (0049) (0)30-2093-70571
Martin_Muenzel@Yahoo.com
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

 

Der Archivtag ist eine „politische Veranstaltung“

Vom 17.-20.9.2019 findet in Suhl der 89. Deutsche Archivtag statt. Mit „RECHTsicher – Archive und ihr rechtlicher Rahmen“ wurde ein Rahmenthema gewählt, das alle Bereiche archivischer Arbeit tangiert. Denn der rechtliche Rahmen gewinne für alle Aspekte der archivischen Tätigkeiten eine zunehmend größere Bedeutung, so der VdA-Vorsitzende Ralf Jacob: „Von der Bewertung und Übernahme bis zur Bereitstellung und Veröffentlichung von Archivgut müssen ArchivarInnen viele juristische Sachverhalte in Betracht ziehen und stets auf neue Herausforderungen reagieren.“

In seiner politischen Wochenvorschau in der Süddeutschen Zeitung (15.9.2019) wies Heribert Prantl im Vorfeld des Deutschen Archivtags darauf hin, dass Akten „hochpolitisch“ seien, der Archivtag mithin eine „politische Veranstaltung“.

Heribert Prantl: „Hirnlosigkeit ist kein Geschäftsmodell“

Mit Blick auf die Bedeutung und auf die Zukunft der Stasi-Unterlagenbehörde und in Erinnerung an die sog. „Bundeslöschtage“ am Ende der Ära Helmut Kohls sowie an die Vernichtung von NSU-Unterlagen im Bundesamt für Verfassungsschutz weist Prantl darauf hin, dass Archive das Gedächtnis einer Gesellschaft seien – „für Gutes und für Böses“.

Ergänzend zu Prantls Kolumne mag man auch den zusammenfassenden Bericht über den Eröffnungsvortrag von Hans-Christian Ströbele auf dem letztjährigen Deutschen Archivtag in Rostock lesen, der in dem jetzt erschienenen Tagungsband „Verlässlich, Richtig, Echt. Demokratie braucht Archive“ (S. 15-18) publiziert worden ist. Ströbele äußert darin die Hoffnung, dass bei einer zukünftigen Neufassung des Bundesarchivgesetzes die Sonderbestimmungen für Geheimdienste „aus vordemokratischen Zeiten“ abgeschafft werden und das Bundesarchiv gestärkt werde. Archive seien Teil des Gedächtnisses eines Volkes, und die Archivnutzenden seien dessen Gewissen. In einer Demokratie dürfe es kein exklusives Herrschaftswissen mehr geben, sondern nur den öffentlichen Zugang zu Herrschaftswissen.

Info:
VERLÄSSLICH, RICHTIG, ECHT – DEMOKRATIE BRAUCHT ARCHIVE!
88. Deutscher Archivtag 2018 in Rostock
(=Tagungsdokumentationen zum Deutschen Archivtag, Band 23), Fulda 2019
ISBN 978-3-9818504-2-0

Das Programm zum 89. Deutschen Archivtag in Suhl, der in Verbindung mit der Fachmesse Archivistica durchgeführt wird, findet man auf der Kongresswebsite www.archivtag.de.