Archiv und Wirtschaft 1/2020

Auch Sonderheft 2020 von „Archiv und Wirtschaft“ erschienen

In Kürze erscheint die Ausgabe 1/2020 von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW). Außerdem veröffentlichte die VdW ihr Sonderheft 2020 von „Archiv und Wirtschaft“ mit dem Titel Gedrucktes Vertrauen. Von der Aktienurkunde zum Kulturgut im Wirtschaftsarchiv.

Zum 1.1.2020 hat es einen Wechsel in der Geschäftsführung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare gegeben. Dr. Martin Münzel leitet die Geschäftsstelle fortan von Berlin aus und verantwortet auch weiterhin die Redaktion von „Archiv und Wirtschaft“. Münzel übernimmt die Tätigkeit von Dr. Katrin Lege und Gabriele Waldkirch. Beide haben seit 2008 neben ihren hauptberuflichen Tätigkeiten – als Geschäftsführerin der Eugen-Gutmann-Gesellschaft e.V. bzw. als Mitarbeiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs – gemeinsam die Geschäftsstelle der VdW betreut.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 1/2020

VdW-Jahrestagung vom 24. bis 26. Mai 2020 in Frankfurt am Main (Programm) (4-5)

AUFSÄTZE

Benjamin Obermüller: Quellen zur Geschichte von Henkel in Schweden (6-11)
Flavio Häner: Staatlicher Auftrag, private Verantwortung: Der Kulturgüterschutz in der Schweiz (12-22)
Martina Fähnemann und Ingo Stader: „Mein Feld ist die Welt“. Modernisierung und Outsourcing – das Archiv der Hapag-Lloyd AG in Hamburg (23-30)

BERICHTE

Nathalie Neumann: „Backfische 1913“ – Raubkunst oder Familienerbe eines Wirtschaftsfunktionärs? (31-37)
Carolin Stegner und Christian Helm: 92. VdW-Lehrgang „Medienkompetenz für Wirtschaftsarchivare: Fachspezifisches Video- und Kommunikationstraining“ vom 29. September bis 2. Oktober 2019 in Basel (38-41)

REZENSIONEN

Johannes Bähr, Paul Erker und Maximiliane Rieder: 180 Jahre KraussMaffei. Die Geschichte einer Weltmarke (Claus W. Schäfer) (42-43)
Rainer Karlsch, Christian Kleinschmidt, Jörg Lesczenski und Anne Sudrow: Unternehmen Sport. Die Geschichte von adidas (Kurt Schilde) (43-45)
Christian Kruse und Peter Müller (Hrsg.): Das Archivmagazin – Anforderungen, Abläufe, Gefahren. Vorträge des 78. Südwestdeutschen Archivtags am 21. und 22. Juni 2018 in Augsburg (Michael Bursian) (45-47)

Nachrichten (47-48)
Rezensionsliste (49-50)
Impressum (56)

Zudem hat die Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. ihr Sonderheft 2020 von „Archiv und Wirtschaft“ publiziert:

Archiv und Wirtschaft – Sonderheft 2020

„Gedrucktes Vertrauen. Von der Aktienurkunde zum Kulturgut im Wirtschaftsarchiv“
Herausgegeben von Dirk Schaal und Ulrich S. Soénius im Auftrag der VdW
112 S., gebunden, 20 Euro zzgl. Porto

Aus dem Inhalt:

Martin L. Müller: Grußwort

Susanne Richter: Grußwort

Dirk Schaal und Ulrich S. Soénius: Einleitung

Dirk Schaal: Gedrucktes Vertrauen. Historische Wertpapiere als Kulturgut

Werner Scheltjens: Aktiengesellschaft und moderner Kapitalismus. Herausbildung und Entwicklung bis Anfang des 20. Jahrhunderts

Ulrich S. Soénius: Historische Wertpapiere in Wirtschaftsarchiven. Bestandsergänzende Quellen und ihre Bedeutung für die Vermittlung von Wirtschaftsgeschichte

Detlef Krause: Wertpapiergeschäft der Banken. Vom Depotgeschäft zur Wertpapierbereinigung

Constanze Budde-Hermann: Der Reichsbankschatz. Das Schicksal der Reichsbank, Wertpapierbereinigung und Perspektiven der Sammlung

Marc Mittelstaedt und Astrid Wolff: Einflüsse auf Gestaltung und Druck von Aktienurkunden im 20. Jahrhundert

Katharina Depner: Ikonographie der Wirtschaft. Bilder und Symbole auf Aktien

Thomas Keiderling: Spezialisierung und Standortwahl als Erfolgsgarant? Eine Ursachensuche für den raschen Aufstieg von Giesecke & Devrient in der Buchstadt Leipzig des 19. Jahrhunderts

Astrid Wolff: Giesecke+Devrient – Wertpapierdruck in Leipzig

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
„Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH – 4070 Basel
Telefon: (0049) (0)30-2093-70571
martin.muenzel@wirtschaftsarchive.de
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

 

Bielefeld wird’s nicht geben

90. Deutscher Archivtag 2020 abgesagt

Die „Corona-Virus-Pandemie“ hat auch das deutsche Archivwesen erfasst. Mehrere archivfachliche Veranstaltungen mussten bereits kurzfristig abgesagt werden. Die Möglichkeit der Durchführung anderer Fachtagungen und Konferenzen wird vielerorts diskutiert und neu geprüft.

Nun musste der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. auch den für den 6. bis 9. Oktober 2020 in Bielefeld geplanten 90. Deutschen Archivtag absagen. Auch die ursprünglich für den 6. bis 8. Oktober 2020 in Bielefeld geplante Fachmesse ARCHIVISTICA 2020 ist abgesagt worden.

Der VdA listet die abgesagten Veranstaltungen in seinem Blog auf. In den vergangenen Tagen wurden unter anderem folgende Veranstaltungen abgesagt oder verschoben:

– 5. Niedersächsischer Archivtag (geplant für den 23. und 24. März 2020 in der Hansestadt Stade)

– 30. Landesarchivtag Mecklenburg-Vorpommern (geplant für den 11. und 12. Mai 2020 in Neubrandenburg)

– 43. Landesarchivtag Hessen (geplant für den 19. Mai 2020 in Bad Homburg)

– 64. Landesarchivtag Thüringen (geplant für den 6. und 7. Mai 2020 in Schmalkalden)

– Frühjahrstagung des Verbandes hessischer Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare e.V. (VhK) (geplant für den 25. März 2020 in Eschwege)

– 23. Brandenburgischer Archivtag (geplant für den 27. und 28. April 2020 in Potsdam)

Kontakt:
VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.
Wörthstraße 3
36037 Fulda
Telefon: +49 (0) 661/29109-72
Telefax: +49 (0) 661/29109-74
info(at)vda.archiv.net

 

Neuer Audioguide fürs Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg

Es gibt einen neuen Audioguide für das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg. Das Archiv lädt zu einem Hörspaziergang mit Smartphone rund um den historischen Schönborner Hof ein – vor Ort, aber auch nicht zuletzt zuhause. #closedbutopen

Wie funktioniert es?
Einfach auf www.stadtarchiv-digital.de gehen, „Audioguide“ wählen (oder den obigen QR-Code scannen) – und schon kann es losgehen.

Angefangen von Informationen über den Schönborner Hof allgemein, in dem das Stadtarchiv sitzt, bis hin zu umfangreichen Infos zu zahlreichen weiteren Stationen, sprich zur Hauskapelle, zum hauseigenen Vortragssaal, dem „Storchennest“, das sich an das Gebäude anschließt oder zu dem naturwissenschaftlichen Museum, das sich im anderen Trakt des Schönborner Hofs befindet.

Außerdem wird dort aktuelles Infomaterial zu laufenden Ausstellungen bereitgestellt werden. Alle Inhalte sind sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch abrufbar.

Dem neuen Audioguide-Angebot kommt angesichts der Corona-Virus-Pandemie besondere Bedeutung zu, denn der Lesesaal des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg bleibt bis auf weiteres geschlossen. Dies gilt auch für die Geschäftsstelle des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg im Schönborner Hof.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv der Stadt Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon: +49 6021 4561050
Telefax: +49 6021 29540
stadtarchiv@aschaffenburg.de
https://stadtarchiv-aschaffenburg.de/

Das Stadt- und Stiftsarchiv in den Sozialen Medien:
https://stadtarchiv-aschaffenburg.de/blog (Blog)
https://twitter.com/stadtarchivAB
https://www.facebook.com/stadtarchivaschaffenburg
https://www.instagram.com/stadtarchiv_ab/
Stadtarchiv-Chat (WhatsApp): 015202192665

 

Patronin gegen Seuchen: Heilige Corona

Sie war erst 16 Jahre alt, als die Märtyrerin in der Spätantike grausam hingerichtet wurde, und Legenden ranken sich in Asien, Afrika und Europa sie: Die heilige Corona hat mit dem gleichnamigen Virus, das derzeit die Welt in Atem hält, nicht nur diese grenzüberschreitende Internationalität gemeinsam. Sie gilt laut Ökumenischem Heiligenlexikon als Schutzpatronin gegen Seuchen. Doch vieles an ihrer Existenz bleibt ebenso wie beim Erreger der tückischen Epidemie im Dunkeln.

Hl. Corona, Glasfenster im Straßburger Münster,
um 1270. Quelle: Joachim Schäfer –
Ökumenisches Heiligenlexikon

Das Heiligenlexikon erzählt über Corona (lateinisch „die Gekrönte“ und damit ein Hinweis auf den allgemeinen Begriff „Märtyrerin“) nur Vages: Sie sei im Jahr 161 oder aber 287 geboren – wo, ist unbekannt. Noch als Teenager wurde sie die Ehegattin des Soldaten Victor, der sich während der Christenverfolgung weigerte, seinen christlichen Glauben zu widerrufen und deshalb hingerichtet wurde. Die junge Witwe sei unter den Römer-Kaisern Antoninus Pius oder Diokletian ebenfalls den Martertod gestorben, und das laut dem Lexikon auf ausgesucht brutale Weise: nämlich indem sie gebunden an zwei gebeugte Palmen bei deren Emporschnellen zerrissen wurde.

Die griechische Legende von Victor und Corona siedelt deren Martyrium in Damaskus an, sie war aber darüber hinaus in vielen Varianten verbreitet. Deshalb wird neben der syrischen Hauptstadt als Todesort auch Antiochia in der heutigen Türkei, Alexandria in Ägypten, Sizilien oder in Marseille angegeben. Verehrungstraditionen gibt es in der griechischen, der lateinischen und der äthiopischen Kirche; in Nord- und Mittelitalien galt Corona schon im 6. Jahrhundert als Vorbild an Glaubenstreue. Reliquien von ihr und Victor finden sich in Castelfidardo bei Osimo an der Adriaküste bei Ancona, wo es schon früh eine dem Paar geweihte Kirche gab. Durch die Kaiser Otto III. und Karl IV. gelangten Reliquien auch nach Aachen bzw. Prag.

Corona-Wallfahrten gibt es in Niederösterreich in St. Corona am Wechsel, seitdem 1504 dort in einer hohlen Linde eine Corona-Statue gefunden und daraufhin eine Kapelle errichtet wurde, wie das Heiligenlexikon weiter mitteilt. Auch in St. Corona am Schöpfl bei Altenmarkt (NÖ) sowie in Wien sei die Verehrung verbreitet. Dass die österreichische Münzeinheit bis 1924 nach der Heiligen „Krone“ hieß, ist wohl dem Umstand zuzuschreiben, dass Corona nicht nur Schutzpatronin gegen Seuchen ist, sondern auch in Geldangelegenheiten, bei der Schatzsuche und sogar in der Lotterie um Hilfe angerufen wird.

In der Tageszeitung „Der Standard“ (Ausgabe 11. März 2020) ist die heilige Corona „Kopf des Tages“. Einleitend heißt es dort: „Zufälle gibt es bekanntlich nicht – schon gar nicht mag man von einem solchen sprechen, wenn das Ökumenische Heiligenlexikon justament die Heilige Corona als Schutzpatronin vor Seuchengefahr ausweist.“

Quelle: Katholische Kirche Österreich, Aktuelles, 11.3.2020; kathpress; Ökumenisches Heiligenlexikon

Bruderschaft der Vagabunden – Alternativkultur der 1920er Jahre

Der Band „Künstler, Kunden, Vagabunden“ bildet den Auftakt der Reihe BIBLIOTHEK DER ARCHIVE, die außergewöhnliche Schätze zutage fördern und damit gleichzeitig die wertvolle Arbeit der sie behütenden Archive vorstellen will. Herausgeber der Reihe sind der Editionswissenschaftler Bernd Füllner und der Literaturwissenschaftler Christoph Steker.

Die »Bruderschaft der Vagabunden«, eine anarchistisch, später auch kommunistisch orientierte Bewegung von Landstreichern und Vagabunden, verschafft sich Ende der 1920er Jahre aus dem gesellschaftlichen Abseits heraus weithin Gehör: Im »Verlag der Vagabunden« erscheinen ihre Schriften, die eine »Philosophie der Landstraße« entwerfen und propagieren. Ihr künstlerischer Anspruch äußert sich in den Werken der »Künstlergruppe der Bruderschaft der Vagabunden«, gegründet vom »König der Vagabunden« Gregor Gog (1891-1945) sowie den Malern Hans Tombrock (1895-1966), Hans Bönnighausen (1906-1988) und Gerhart Bettermann (1910-1992). In diesem Umfeld erscheint auch die Zeitschrift „Der Kunde“ bzw. „Der Vagabund“ mit sozialkritischen Artikeln, autobiografischen Berichten, Liedern und Gedichten, Zeichnungen und programmatischer Prosa. Materialreich und in Farbe lässt dieser Band die durch die Zäsur von 1933 verdrängte vagabundische Kultur wieder lebendig werden und erinnert in einem breiten Panorama an das Leben und Wirken derer, für die das Unterwegssein einmal ein alternativer Lebensstil gewesen ist.

Neben Texten von Gregor Gog, Jo Mihàly, Artur Streiter und Rudolf Geist versammelt der Band „Künstler, Kunden, Vagabunden“ zahlreiche Arbeiten der Vagabundenkünstler sowie Reaktionen und Kommentare von Briefpartnern und Freunden der Bewegung wie Martin Buber, Hermann Hesse, Else Lasker-Schüler, Thomas Mann und Stefan Zweig.

Herausgeberinnen des Bandes:

Walter Fähnders, Jahrgang 1944, ist Professor für Neuere Germanistik an der Universität Osnabrück. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Literatur und Kultur sozialer Bewegungen, europäische Avantgarde, Literatur der Moderne. Zu seinen neueren Publikationen zählen: Avantgarde und Moderne 1890–1933 (2. Aufl. 2010); Projekt Avantgarde (2019); als Herausgeber bzw. Mitherausgeber: Die Epoche der Vagabunden. Texte und Bilder 1900–1945 (2009); Metzler Lexikon Avantgarde (2009); Annemarie Schwarzenbach: Orientreisen (2010, Neuausgabe 2017); Ruth Landshoff-Yorck: Die Schatzsucher von Venedig (2013, Neuausgabe 2019).

Hanneliese Palm, Jahrgang 1953, leitete von 2005 bis 2018 das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Dortmund, das Schrift-, Ton- und Bilddokumente zu allen Bereichen des kulturellen, insbesondere literarischen Umfelds der Arbeiterbewegung in der zeitgenössischen und modernen Literatur sammelt. Sie veröffentlichte zahlreiche Beiträge zur Geschichte des Instituts sowie zur Entwicklung der Arbeiterliteratur und zu einzelnen ihrer Autoren.

Christoph Steker, Jahrgang 1984, ist Programmleiter im C. W. Leske Verlag und arbeitet als freiberuflicher Lektor in Köln. Er studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte in Köln und Prag. Neben Beiträgen in wissenschaftlichen Sammelbänden zählt zu seinen Veröffentlichungen die Monografie Böhmische Erinnerungsräume in W. G. Sebalds »Austerlitz« (2015).

Info:
Hanneliese Palm, Christoph Steker (Hrsg.):
Künstler, Kunden, Vagabunden. Texte, Bilder und Dokumente einer Alternativkultur der zwanziger Jahre,
mit einem Beitrag von Walter Fähnders
(Bibliothek der Archive, Band 1, Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund),
C. W. Leske Verlag, Düsseldorf 2020,
240 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, ISBN 978-3-946595-08-3, 28,00 €

Quelle: Mailingliste geschichtskultur-ruhr, 17.3.2020

Nachlass des Bildhauers und Keramikers Richard Kuöhl

Kreisarchiv Stormarn erwirbt Nachlassteile

Das Kreisarchiv Stormarn hat einen wichtigen Teil aus dem Nachlass des Bildhauers und Keramikers Richard Kuöhl erwerben können, der lange Zeit in Kupfermühle gelebt und gearbeitet hat. Urkunden, Schriftstücke und Fotos erlauben bisher unbekannte Einblicke in die Biografie des umstrittenen Künstlers.

Dem Bildhauer Richard Kuöhl (1880-1961) begegnet man in Bad Oldesloe auf Schritt und Tritt: Von ihm stammen der Gänselieslbrunnen vor dem Rathaus, die Figur des Jünglings vor der Stormarnhalle oder die Trauernde auf dem Alten Friedhof. Auch der Keramik-Schmuck am U-Bahnhof Ahrensburg-Ost ist von Kuöhl. Mit Stormarn war er eng verbunden – Kuöhl hatte 1931 die Schäferkate in Kupfermühle als Sommersitz erworben, und hier wohnte und arbeitete er ab 1943, nachdem sein Hamburger Atelier zerbombt worden war. Zudem betrieb er eine Werkstatt im ehemaligen Gericht der Kreisstadt.

Kreisarchivar Stefan Watzlawzik zeigt Fotoalbum aus dem Nachlass von Richard Kuöhl, 2020

Neben den ästhetischen Skulpturen hat Kuöhl aber auch im Auftrag der Nationalsozialisten gearbeitet. So stammt von ihm das 76er-Denkmal am Dammtor, das 1936 eingeweiht wurde und als kriegsverherrlichend gilt. Das macht den Künstler zu einer umstrittenen Figur, dem nach Kriegsende seine Arbeit für nationalsozialistische Auftraggeber vorgeworfen wurde – so hatte er unter anderem nationalsozialistische Hoheitszeichen entworfen. Am Dammtor führte das dazu, dass zu Kuöhls 76er-Denkmal 1985 ein Gegendenkmal von Alfred Hrdlicka errichtet wurde.

Kuöhl, Richard: Rohlfshagen/Kupfermühle im Garten seines Hauses „Schäferkate“ anlässlich seines 80. Geburtstages mit einer Vogel-Keramikplastik in der Hand, 1960

Neue Erkenntnisse über Kuöhl

„Wir erhoffen uns aus den Dokumenten neue Erkenntnisse über Richard Kuöhl“, erklärt Kreisarchivar Stefan Watzlawzik. „Aufgrund der ausführlichen Unterlagen kann sich bald jeder selber ein Bild von dem Künstler machen.“ Denn nachdem der Nachlass in den nächsten Monaten erschlossen wird, soll er digitalisiert und online zugänglich gemacht werden. Damit könne Kuöhls gesamte Biografie von der Geburt bis zum Tod nachgezeichnet werden. Watzlawzik erwartet auch Erkenntnisse zu der Zeit der Anfeindungen, die Kuöhl nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte.

Noch lagert der Archivschatz in zwei Kisten und einem Köfferchen, in denen sich neben der Geburtsurkunde und weiteren offiziellen Dokumenten auch Briefe und Aufträge an Kuöhl befinden, Entwurfszeichnungen für seine Arbeiten und viele Fotoalben, die den Künstler bei der Arbeit zeigen. „Auf einem Foto ist dokumentiert, wie Kuöhl die „Trauernde“ bearbeitet“, erklärt Watzlawzik. „Das Ganze muss jetzt im Rahmen eines Praktikums oder als Auftragsarbeit erschlossen werden.“ Der Kreisarchivar hofft auch auf Stiftungen oder Spender, die das Projekt unterstützen wollen.

Kleiner Koffer aus dem Nachlass von Richard Kuöhl im Kreisarchiv Stormarn, 2020

Mit der Erschließung kommt eine spannende Aufgabe auf den Verantwortlichen zu, denn Kuöhl war ein bekannter Mann. Vor allem seine Zusammenarbeit mit dem Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher bot ihm bei der Gestaltung zahlreicher öffentlicher Bauten und Plätze eine Plattform für sein künstlerisches Arbeiten, die bis heute sichtbar ist. Die Finanzbehörde am Gänsemarkt, die Davidwache auf der Reeperbahn, das Krematorium auf dem Ohlsdorfer Friedhof oder Chilehaus und Hummelbrunnen tragen in Form von Baukeramiken seine Handschrift. Auch in Bremen sind Werke von Kuöhl erhalten, der ursprünglich aus Meißen stammt.

Sammlung im Museum Hoisdorf

Im Stormarn-Lexikon (www.stormarnlexikon.de) erscheint jetzt ein Artikel zu Richard Kuöhl, in dem es unter anderem heißt, dass Kuöhl 1905 und 1906 auch Spielzeugtiere entwarf, die von Dresdner und Meißener Kunsthandwerkerstätten ausgeführt wurden. Tierfiguren von Richard Kuöhl kann man neben rund 40 weiteren Exponaten auch im Stormarnschen Dorfmuseum in Hoisdorf besichtigen. Sie stammen großteils aus dem Nachlass von Kuöhls Tochter, die in Hoisdorf gelebt hat. Andere Kleinfiguren sind von der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn als Dauerleihgabe ins Museum gekommen, darunter ein Hase und ein Springbock aus Bronze.

Ein Privatsammler hat dem Kreisarchiv auch den umfangreichen Nachlass Kuöhls angeboten, und Watzlawzik griff sofort zu. „Dass man eine so komplette Sammlung bekommt, ist äußerst selten“, erklärt er. Oft würden Sammlungen bekannter Persönlichkeiten aufgelöst und die Stücke einzeln verkauft.

Der Kreisarchivar überlegt schon über die zukünftige Nutzung. „Mit der Sammlung hat jeder die Möglichkeit, seine umstrittene Person selbst beurteilen zu können.“ Denkbar sind beispielsweise auch Schulprojekte, bei denen die Schüler auf Spurensuche geschickt würden, um anhand der Unterlagen den Künstler und seine Wirkung auf das Stadtbild bis heute zu erarbeiten.

Kontakt:
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstr. 14
23843 Bad Oldesloe
Tel.: 04531 / 160-1691
s.watzlawzik@kreis-stormarn.de
www.kreisarchiv-stormarn.de

Quelle: Kreis Stormarn, Pressemitteilung, 10.3.2020

Der Blick der Staatssicherheit

Fotografien aus dem Archiv des MfS

Die Fotografie galt im Ministerium für Staats­sicher­heit als „wichtige Waffe“, die von den MfS-Mitarbeitern in vielfältiger Weise eingesetzt wurde. Wenn sie Oppositionelle beschatteten, Flucht- und Protest­aktionen untersuchten, Dienst­gebäude, Straßen und Plätze über­wachten, ihre eigene Arbeit oder gemein­same Aktivitäten dokumen­tierten – der Griff zur Kamera war oft Teil ihres Auftrags. Wohl weit mehr als zwei Millionen Foto­grafien, darunter auch beschlag­nahmte Auf­nahmen, bilden das visuelle, bis heute kaum erforschte Erbe des MfS. Der von Dr. Philipp Springer (BStU) edierte Bildband „Der Blick der Staatssicherheit“ (Leseprobe) gewährt mit über 330 Abbildungen Einblicke in die Bilderwelt der Staats­sicherheit, analysiert Entstehung und Funktion der Fotografien im Repressions­system des MfS, stellt einzelne Foto­grafen vor und präsentiert unerwartete Blicke auf den Alltag in der DDR.

Abb.: Vorschriftsmäßig geordnetes Regal in der Zelle einer Untersuchungshaftanstalt, o.D., o.O., Foto im vorgestellten Band, S. 100f. (BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, Abt. XIV, Nr. 17, S. 31, Bild 4)

Info:
Philipp Springer
Der Blick der Staatssicherheit. Fotografien aus dem Archiv des MfS
Herausgeber: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
328 Seiten, 335 teils farbige Abb.
25,5 x 19 cm, Klappenbroschur
Erscheinungsdatum 27.2.2020
ISBN 978-3-95498-529-6
29,00 €

Quelle: BStU, Pressemitteilung, 5.3.2020

10. TAG DER ARCHIVE in Deutschland

Zum zehnten Mal hat der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. die Archive in Deutschland dazu aufgerufen, ihre Pforten am ersten März-Wochenende für die Allgemeinheit zum TAG DER ARCHIVE zu öffnen. Dem Ruf sind mehrere hundert Archiveinrichtungen im ganzen Bundesgebiet gefolgt. Rund um das Wochenende am 7. und 8. März 2020 wird ein abwechslungsreiches Programm mit Führungen für Groß und Klein, Vorträgen, Workshops und Ausstellungen geboten werden (zur Veranstaltungsübersicht).

Als Rahmenthema für den Aktionstag wurde „Kommunikation. Von der Depesche bis zum Tweet“ gewählt. Das Motto verdeutlicht bereits, dass sich Weniges in der jüngeren Vergangenheit so radikal gewandelt hat, wie die Art, wie wir kommunizieren. Waren vor 200 Jahren noch ausgedehnte Briefwechsel ein wichtiges Mittel, empfangen wir in der heutigen Zeit täglich eine Vielzahl elektronischer Kurznachrichten, Mails und Videobotschaften.

Bundesweit werden die Archive am Aktionstag diesen Wandel greifbar machen und vergangene wie aktuelle Kommunikationsformen aus verschiedenen Blickwinkeln zeigen. Wie immer steht es aber jedem Archiv offen, sich auch unabhängig vom Motto am TAG DER ARCHIVE zu beteiligen. So können lokale Rahmenbedingungen berücksichtigt werden oder andere Anlässe bzw. Kooperationen mit dem Aktionstag verbunden werden.

Link: www.tagderarchive.de

Kontakt:
VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V.
-Geschäftsstelle-
Wörthstraße 3
36037 Fulda
Telefon: +49 (0) 661 / 29 109-72
Telefax: +49 (0) 661 / 29 109-74
info(at)archiv.net
www.vda.archiv.net

Quelle: Aufruf des VdA-Vorsitzenden zum TAG DER ARCHIVE 2020

meinDigitalesArchiv.de

Neue Informationsplattform für die Sicherung persönlicher digitaler Daten

Themen wie der persönliche Digitale Nachlass und die Sicherung privater digitaler Materialien zu Lebzeiten bewegen immer mehr Menschen. Das wirft viele Fragen auf und grundlegend neu sind diese in der digitalen Gesellschaft nicht.

Worauf sollte man achten, wenn man seine privaten digitalen Daten für sich selbst oder andere bewahren will? Die jüngst veröffentlichte Website meinDigitalesArchiv.de macht hierzu konkrete Vorschläge. Expertinnen und Experten aus den Bereichen Bibliothek, Archiv und Museum haben die Ratschläge anschaulich aufbereitet. Auswahlkriterien für persönliche Erinnerungen in digitaler Form sowie Methoden zu deren Strukturierung werden auf meinDigitalesArchiv.de genauso angesprochen wie heute gängige Speicherkonzepte mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen.

Bislang wurden die zahlreichen technischen und organisatorischen Aspekte der digitalen Langzeitarchivierung vorwiegend in wissenschaftlichen Fachkreisen, in Behörden, Unternehmen und Gedächtnisinstitutionen diskutiert. Doch längst sind digital gespeicherte Erinnerungen auch aus dem Alltag von Privatpersonen nicht mehr wegzudenken. Ein von Fachleuten getragenes Informationsangebot für die breite Öffentlichkeit fehlte in Deutschland bislang.

Als Webangebot für alle ist meinDigitalesArchiv.de mehr als eine Faktensammlung. Neben praktischen Handlungsempfehlungen und Informationen zu geeigneten Software-Tools erzählen Geschichten aus dem Alltag fiktiver Personen, wie der persönliche Umgang mit digitalen Daten aussehen könnte. Die Beschäftigung mit einem vordergründig komplexen Thema soll auf diese Weise alltagsnah und für Laien verständlich vermittelt werden.

Hintergrund:
Erarbeitet wurde die Informationsplattform meinDigitalesArchiv.de von einer Gruppe von Bibliothekar/innen, Archivar/innen und Museumsexpert/innen sowie Vertreter/innen anderer Informationsberufe, die sich in Deutschland und Österreich seit 2016 intensiv mit dem Thema „Personal Digital Archiving“ (PDA) befasst. Organisiert hat sich die Arbeitsgruppe „Personal Digital Archiving“ in nestor, dem deutschen Kompetenznetzwerk für Langzeitarchivierung (www.langzeitarchivierung.de).

URL der Informationsplattform: https://meinDigitalesArchiv.de

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Achim Oßwald TH Köln,
Institut für Informationswissenschaft,
Tel.: 0176 5386 4974,
achim.osswald@th-koeln.de

Martin Iordanidis,
Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz),
Tel.: 0221 400 75-220,
iordanidis@hbz-nrw.de

Kontakt:
Deutsche Nationalbibliothek
nestor-Geschäftsstelle
Sabine Schrimpf
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main
Tel.: +49 69 1525-1761
Fax: +49 69 1525-1799
s.schrimpf@dnb.de
https://www.langzeitarchivierung.de
http://www.dnb.de

Quelle: Sabine Schrimpf (DNB), Mailing, 13.2.2020

Vortragsreihe zur Mülheimer Geschichte 2020

Seit mehr als zwanzig Jahren bietet die Stadt Mülheim an der Ruhr, zunächst organisiert vom Museum, mittlerweile vom Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, eine Vortragsreihe zur Mülheimer Stadtgeschichte an. Die Veranstaltungen im Vortragssaal an der Von-Graefe-Straße 37 stoßen in der Regel auf ein großes Besucherinteresse. Zahlreiche ortsgeschichtliche Forschungsfelder werden in den Vorträgen, die über eine große thematische Bandbreite verfügen, nicht selten auf der Basis vorheriger Archivstudien präsentiert.

Neun Vorträge sind im Jahr 2020 zur Mülheimer Geschichte zu erleben. Dabei ist Ende Mai der Eppinghofer Siedlungsplan Grundlage für die „Ahnenforschung“ und die Besitztümer der Familien. Das Schicksal der jüdischen Familie Mildenberg steht im Juni auf dem Plan. Eine Zeitreise auf den Spuren der Vorfahren ist spannender als ein Krimi, lautet die Ankündigung für den Septembervortrag. Tersteegens Humor wird im Oktober bewertet. Seine Forschungen zum Maler Arthur Kaufmann und das junge Rheinland stellt Gerhard Ribbrock vor. Wie die Soldaten sich im Zweiten Weltkrieg ernährten und welche Mülheimer Firmen darin involviert waren, ist im Dezember zu hören. – Zusätzliche, außerhalb der Reihe präsentierte Vorträge ergänzen das Programm im Oktober zum deutsch-französischen Krieg und die Reichsgründung 1871 sowie im November zum Generalstreik gegen den Kapp-Putsch 1920. – Die Veranstaltungen sind grundsätzlich kostenfrei.

Reihe zur Mülheimer Geschichte 2020

12. März 2020, 19.00 Uhr
Prof. Dr. Horst A. Wessel: Der Widerspenstigen Zähmung? Mitnichten! Eine Mülheimerin schüttelt gesellschaftliche Fesseln ab und erlangt Weltruhm: Clärenore Stinnes (1901-1990)

16. April 2020, 19.00 Uhr
Dr. Thomas Emons: Die Geschichte der Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft unter Einbeziehung der SWB-Gründung 1951

14. Mai 2020, 19.00 Uhr
Ulrich Rädeker: Von der Kneipen-Stammtischrunde zur Bürgergesellschaft – 150 Jahre Bürgergesellschaft Mausefalle

28. Mai 2020,  19.00 Uhr
Klaus Jacobi: Von der Ahnenforschung zum historischen Siedlungsplan:
Eppinghofen 1556 bis 1821

18. Juni 2020, 19.00 Uhr
Bernd Hammerschmidt: Die Familie Mildenberg in Lengerich und Mülheim:
Verfolgung – Emigration – Wiedergutmachung

24. September 2020, 19.00 Uhr
Dr. Sandor Krause: Mülheim im 17. und 18. Jahrhundert – Namen, Familien, Höfe

22. Oktober 2020, 19.00 Uhr
Prof. Dr. Ulrich Kellermann: Tersteegens Humor – eine bisher unbeachtete Seite des Mülheimer Mystikers

19. November 2020, 19.00 Uhr
Dr. Gerhard Ribbrock: Arthur Kaufmann (1888-1971) und Das Junge Rheinland

10. Dezember 2020, 19.00 Uhr
Dr. Daniela Rüther: Die „Gesellschaft für Nährwerterhaltung“ im Zweiten Weltkrieg – Ein Krimi um Soldatenverpflegung

Zusätzliche Vorträge

Donnerstag, 8. Oktober 2020, 19.00 Uhr
Vor 150 Jahren: Der deutsch-französische Krieg und die Reichsgründung 1871 im Spiegel der Mülheimer Stadtgesellschaft. Vortrag von Hans-Werner Nierhaus

Donnerstag, 5. November 2020, 19.00 Uhr
Vor 100 Jahren im Ruhrgebiet: Der Generalstreik gegen den Kapp-Putsch. Vortrag von Dr. Peter Berens

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Haus der Stadtgeschichte
Von-Graefe-Straße 37
45470 Mülheim an der Ruhr
Telefon (Sekretariat): 0208/455 4260
Telefon (Lesesaal): 0208/455 4268
Fax: 0208/455 58 4260
stadtarchiv@muelheim-ruhr.de
www.stadtarchiv-muelheim.de