Neuanfang der Universität Münster nach dem Kriegsende 1945

Der Kampf mit dem alltäglichen Mangel

Es war der 8. Mai 1945: Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet. In Münster wurden die Kriegshandlungen schon am 2. April mit der kampflosen Einnahme der Stadt durch die Briten und Amerikaner eingestellt. Die Stadt glich zu diesem Zeitpunkt einem Trümmermeer, insbesondere die Innenstadt, von der 91 Prozent zerstört war. Die Einwohner hatten sie weitgehend verlassen, ebenso wie die wenigen verbliebenen Universitätsangehörigen. Letztere waren aber nicht alle geflohen, sondern zu einem großen Teil der planmäßigen Verlagerung der Universität an andere Orte gefolgt.

Abb.: Um einen Studienplatz zu erhalten, mussten sich die Bewerber zunächst mehrere Monate an Aufräumarbeiten beteiligen. Aber nicht nur die Studienwilligen, sondern auch deutsche, niederländische, britische und indonesische Teilnehmer eines Ferienkurses leisteten kurz nach dem Krieg Trümmerdienst (Universitätsarchiv Münster, Bestand 68, Nr. 895).

Nach den verheerenden Bombenangriffen im Oktober 1944 hatte das Reichserziehungsministerium den Umzug der Medizinischen Fakultät mit ihren Klinikeinrichtungen nach Bad Salzuflen genehmigt. Dort kamen auch die Universitätsverwaltung sowie die Verwaltung der Universitätsbibliothek und des Studentenwerks unter. Die vorklinischen Institute wurden nach Göttingen umgesiedelt, die philosophischen und naturwissenschaftlichen Fächer vor allem nach Holzminden. Für das Wintersemester 1944/45 meldete die Universitätsverwaltung dem Ministerium, dass der Lehr- und Prüfungsbetrieb in Medizin und Zahnmedizin – vor allem in den höheren Semestern – weiterhin durchgeführt wurde, während der Unterricht in allen anderen Fächern bereits eingestellt worden war. Bis Anfang März 1945 fanden sogar medizinische Staatsexamina statt. Der Großteil der Studierenden, insbesondere die zum Kriegsdienst eingezogenen Studenten, war zu dieser Zeit aber sowieso nicht mehr vor Ort, sondern wurde fernbetreut. Auch viele Professoren und andere Mitarbeiter waren als Wehrmachtsangehörige an der Front oder anderswo.

Obwohl die Universität niemals offiziell geschlossen wurde, war sie es im Sommersemester 1945 de facto. Nun galt es zu klären, wie sich die britischen Besatzer ihre Zukunft vorstellten. Schon bald kristallisierte sich heraus, dass sie eine „Wiedereröffnung“ wünschten. Hintergrund war nicht nur der dringende Bedarf an Akademikern, vor allem an Ärzten, sondern auch die sogenannte „Reeducation“ oder „Reconstruction“, die im Zuge der Entnazifizierung vorgesehene demokratische Bildungsarbeit. Mit ihr sollten junge Menschen nicht nur politisch, sondern auch kulturell an die Demokratie herangeführt werden. Zudem sollten ihnen berufliche Perspektiven geboten werden.

Der Theologe Georg Schreiber löste im Juli, von einem Notsenat gewählt, den letzten „Führerrektor“ Herbert Siegmund ab. Bevor die Universität am 3. November 1945 – und damit überraschend schnell – wenigstens in Teilen ihren Lehrbetrieb wiederaufnehmen konnte, war viel Arbeit und Engagement nötig. Nun war zu klären, welche Dozenten für die Lehre zur Verfügung standen und das Placet der Besatzer erhielten, in welchen Räumen und mit welchen Mitteln unterrichtet werden konnte und wie viele Studierende angesichts der Gesamtsituation überhaupt verkraftbar waren.

Karikatur: Der Vorläufer des Studentenwerks, die Studentenhilfe Münster e.V., veröffentlichte 1946 und 1947 die Münsterischen Studentenblätter, in denen Studierende die Möglichkeit hatten, Texte oder – wie hier – Karikaturen zu veröffentlichen. Diese Karikatur zur Wiedereröffnung der Universität stammt aus der Ausgabe von 1947, S. 19. Leider wird der Zeichner namentlich nicht genannt.

Interesse an Politik und am Aufbau der Demokratie spielte sicherlich bei einzelnen Studierenden eine Rolle, der Kampf mit dem alltäglichen Mangel stand aber im Vordergrund. Der Student der Staatswissenschaften Heiner Harbig schrieb dazu 1946 in den Münsterischen Studentenblättern: „Wir haben lange und sehr gewartet – und sind heimgekehrt. Nun ist die Not das Antlitz unserer Tage: Sorge um das Brot, Mangel an Bekleidung, Wohnungselend, Fehlen notwendiger Lehrmittel, weitgehende Aussichtslosigkeit in einigen Berufsgruppen. Ein und derselbe Mensch müht sich um die materiellen und geistigen Dinge“. Seine Kommilitonin Lucie Winkelmann bangte nicht zu Unrecht darum, ob und wie viele Studentinnen zugelassen wurden, und forderte angesichts der Leistungen, die im Krieg auch Akademikerinnen in Vertretung der Männer erbracht hatten: „Laßt der Frau das Studium!“

Ebenso war für die Mitarbeiter und Lehrenden der Universität der Neubeginn 1945 und die Jahre danach mit Mühsal und Einschränkungen verbunden. Professoren, die eine Unterkunft hatten, nutzten diese auch für universitäre Zwecke, wie Lehrveranstaltungen. Heinrich Behnke, Professor für Mathematik und 1946/47 Dekan der Philosophischen Fakultät, richtete sich in seinem Haus ein Zimmer mit aus den Trümmern organisierten Möbeln her, das als „Dekanat, Wohn- und Schlafzimmer“ diente: „In meinem Einheitszimmer stand also in einer Ecke mein Bett mit den Regenschirmen als Bedachung, diagonal war das Prachtsofa, daneben noch zwei einfache Stühle aus weiteren Ruinen.“

Die Situation verbesserte sich im Laufe der Jahre, jedoch langsam. Noch im Wintersemester 1948/49, als die Studierenden mit einem umfangreichen Fragebogen zu ihrer Situation befragt wurden, hatten 40 Prozent der Studenten und 33 Prozent der Studentinnen Untergewicht. Immerhin mehr als 70 Prozent konnten aber in der Stadt wohnen, hatten ein beheiztes Arbeitszimmer, einen beleuchteten Arbeitsplatz sowie ein eigenes Bett und nicht mehr nur eine Couch, ein Feldbett oder eine Chaiselongue für die Nacht. Das „Leben in Ruinen“ gehörte allmählich der Vergangenheit an.

(Sabine Happ)

Kontakt:
Dr. Sabine Happ
Universitätsarchivarin
Westfälische Wilhelms-Universität
Universitätsarchiv
Leonardo-Campus 21
48149 Münster
Tel.: +49 (0) 251 83-31788
Fax: +49 (0) 251 83-31777
uni-archiv@uni-muenster.de
www.uni-muenster.de/archiv

Quelle: wissen | leben. Die Zeitung der WWU Münster, April 2020, 14. Jahrgang, Nr. 2, S. 07 (mit freundlicher Genehmigung der Autorin)

Archive und Bibliotheken können ab dem 4. Mai wieder öffnen

Teilweise frühere Öffnungen vorbereitet. – Beschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung der COVID19-Epidemie gelten aber weiter

Vor dem Hintergrund der bestehenden Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Bundesländer am 15.4.2020 vereinbart, in kleinen Schritten das öffentliche Leben wieder beginnen zu lassen, den Bürgerinnen und Bürgern wieder mehr Freizügigkeit zu ermöglichen und die gestörten Wertschöpfungsketten wiederherzustellen.

Deutlich gemacht wurde dabei aber auch, dass die Epidemie trotz der Verlangsamung der Infektionsketten in den letzten Wochen nicht bewältigt sei, sondern andauere. Deshalb könne man nicht zum gewohnten Leben der Zeit vor der Epidemie zurückkehren, sondern müsse lernen, wie man für eine längere Zeit mit der Epidemie leben könne.

Daher bleiben die gemeinsamen Beschlüsse vom 12., 16. und 22. März 2020 sowie die Entscheidungen des sog. Corona-Kabinetts gültig und werden – mit Ausnahmen – bis zum 3. Mai 2020 verlängert. Großveranstaltungen, die in der Infektionsdynamik eine große Rolle spielen, bleiben deshalb mindestens bis zum 31. August 2020 untersagt.

Kindergärten, Schulen und Hochschulen, sowie Dienstleistungsbetriebe bis zu einer bestimmten Größe können ab dem 4. Mai 2020 wieder einen eingeschränkten Betrieb aufnehmen. Sie sollen bis dahin die Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen vorbereiten sowie die Nutzung von persönlicher Schutzausrüstung sicherstellen.

Diese Vorlaufszeit zur Schaffung der örtlich notwendigen Vorbereitungsmaßnahmen gelte auch für Archive und Bibliotheken. Auch diese Einrichtungen können ab dem 4. Mai 2020 unter den „Auflagen zur Hygiene, Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen geöffnet werden.“

Link: Zur aktuellen Vorbereitung der Archive auf ihre Öffnung in Corona-Zeiten

QuelleTelefonschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 15. April 2020 (Beschluss)

Diashow zu 30 Jahren Mauerfall in Berlin / Brandenburg

Auf der Website des Kulturhauses Babelsberg lässt sich eine digitale Diashow zur „Wendezeit und 30 Jahre Mauerfall in Berlin und Brandenburg“ betrachten. Zahlreiche Fotografien in Farbe und Schwarz-weiß, auch aus dem Stadtarchiv Potsdam, sind hier zu entdecken.

Das AWO Kulturhaus Babelsberg befindet sich in dem ehemaligen Rathaus Babelsberg. Der heutige Ortsteil von Potsdam war bis 1939 eine selbständige Stadt und trug bis 1938 den Namen Nowawes. Das AWO Kulturhaus Babelsberg lädt zu verschiedenen Veranstaltungen, Projekten, Kursen und Workshops ein. Sie werden zum einen vom AWO Bezirksverband Potsdam e.V. – als Träger des Hauses – und zum anderen von verschiedenen Vereinen, die als freie Kulturträger im Haus beheimatet sind, durchgeführt. Darüber hinaus besteht auch für Vereine, Initiativ- und Bürgergruppen sowie für Familien und Einzelpersonen die Möglichkeit Räume zu mieten und Veranstaltungen selbst organisiert durchzuführen.

 

Lesung aus den Tagebüchern Victor Klemperers

Podcast einer ausgefallenen Veranstaltung des Literaturbüros NRW und der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus

Im Jahr 2020 liegt das Ende des Zweiten Weltkriegs ein dreiviertel Jahrhundert zurück. Die allermeisten Menschen der Gegenwart können daran keine persönliche Erinnerung mehr haben. Die Realität von Krieg, Flucht und Vertreibung, Hunger, Angst um nahestehende Menschen und vielerlei Grauen scheint damit wenigstens hier in Deutschland sehr fern zu sein. Damit geht auch die Gefahr des Vergessens oder der Verharmlosung einher.

Podcast (Klick auf die Grafik)

Die Veranstaltungsreihe „1945 – Tagebücher vom Kriegsende“ des Literaturbüros NRW in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus will das unmittelbare Erinnern von Menschen im Jahr 1945 nachfühlbar machen. Tagebücher, die damals geführt wurden, werden über das Jahr 2020 hinweg mit ihren Autorinnen und Autoren dargestellt und Auszüge daraus gelesen. – Aufgrund der aktuellen Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie konnte die für den 1. April geplante Veranstaltung „Ich will Zeugnis ablegen. Aus den Tagebüchern des Victor Klemperer“ mit Katja Schlenker nicht stattfinden. Die dreiviertelstündige Lesung ist nunmehr jedoch als Podcast abrufbar.

Die Tagebücher Victor Klemperers umfassen den Zeitraum von der Weimarer Republik bis 1960. Insbesondere die Jahre von 1933 bis zum Ende des Krieges 1945, in denen er als zwangsemeritierter Professor der Technischen Hochschule in Dresden und verfolgter Jude den nationalsozialistischen Alltag skizzierte, zeigen ihn als wichtigen Zeitzeugen. Victor Klemperer (1881-1960) war Sohn eines Rabbiners aus Landsberg/Warthe. Nach dem Krieg war er von 1945 bis 1960 Hochschullehrer in Dresden, Greifswald, Halle und Berlin. Er verfasste zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der italienischen und französischen Literatur. Durch seine Untersuchung der Sprache des »Dritten Reiches« und seine Tagebücher erlangte Victor Klemperer Berühmtheit. Victor Klemperer und seine Frau Eva haben nicht nur die Bombardierung Dresdens überlebt, sondern die Herrschaft der Nationalsozialisten, die Erniedrigungen – weil jüdischen Glaubens – den Terror, den Verrat, das »Judenhaus«.

Info:
Dr. Katja Schlenker liest aus den Tagebüchern von Victor Klemperer. Schlenker ist Kuratorin Ausstellungen in der „Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus. Deutsch-osteuropäisches Forum“ in Düsseldorf. Ihre Mutter und Großmutter er- und überlebten in Dresden den Bombenangriff am 13. Februar 1945.

Eine Archivgeschichte für Kinder

Die Maus Mitza und der Brief von Leopold an Rosalia – Szenische Lesung nach dem gleichnamigen Kinderbuch

In dem 2018 publizierten Kinderbuch „Die Maus Mitza im Archiv“ werden die Tätigkeiten von Archivarinnen und Archivaren für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter erklärt. 2019 erschien mit dem Band „Die Maus Mitza und der Brief von Leopold an Rosalia“ bereits das zweite Kinderbuch aus der slowenischen „Maus Mitza“-Reihe.

Ganz nach dem aktuellen Motto „closed but open“ präsentiert das 12-Stufen-Theater in einer 25-minütigen szenischen Lesung „Die Maus Mitza und der Brief von Leopold an Rosalia“ auf YouTube – und dies (nicht nur) für Kinder.

Die Maus Mitza wagt zusammen mit dem Archivgespenst Ferdi einen Blick in die eigene Familiengeschichte. Der Geist erklärt ihr, wie man im Archiv nach seinen eigenen Vorfahren suchen kann, welche alten Dokumente man dafür anschauen muss – und auch, welche romantischen Entdeckungen man dann machen kann! Das Buch und dessen Zeichnungen, die von der slowenischen Künstlerin Tina Brinovar stammen, nehmen die Leserinnen und Leser nicht nur mit auf die Entdeckungsreise ins Archiv, sondern auch auf eine Zeitreise…

Info:
Die Maus Mitza und der Brief von Lepold an Rosalia
Neustadt an der Aisch 2019,
ISBN 978-3-87707-160-1,
17,90€ (erhältlich im Buchhandel; Bestellungen auch an: stadtarchiv@aschaffenburg.de).

Gelesen vom 12-Stufen-Theater, technische Unterstützung und Bearbeitung: Daniel Frenz.

#closedbutopen

Protokolle des Münchner Stadtrats 1459 bis 1501 online recherchierbar

Neben den Steuerbüchern (seit 1368) und den Kammerrechnungen (seit 1318) sind die Ratsprotokolle der zentrale Bestand im Stadtarchiv München, der Auskunft über Stadtpolitik und Vorkommnisse in München im Mittelalter und in der frühen Neuzeit geben kann. Dr. Helmuth Stahleder, ehemaliger stellvertretender Leiter des Stadtarchivs, transkribiert seit längerem in mühevoller Arbeit die für Nichtarchivare nur schwer lesbaren Bände und erschließt sie durch Personen-, Ortsnamen- und Sach-Register. Nun kann er die Protokolle aus den Jahren 1459 bis 1501 vorlegen.

 

Die frühen Münchner Ratsprotokolle sind keine Sitzungsmitschriften, sondern nachträglich anhand von Notizen angefertigte Reinschriften, die manchmal mit größerem zeitlichem Abstand entstanden und teilweise von Schreibern gefertigt wurden, die wohl nicht immer wussten, was mit den ihnen vorliegenden Aufzeichnungen gemeint war. Dank ausführlicher Kommentierungen bringt Stahleder hier aber Licht ins Dunkel.

Die Sitzungsprotokolle des Münchner Stadtrats, die im Stadtarchiv lückenlos bis in unsere Tage aufbewahrt werden, sind eine ebenso umfangreiche wie wichtige Quelle. Stahleders Transkription, die ausschließlich online zur Verfügung gestellt wird, ermöglicht nun auch weiteren Kreisen die Beschäftigung mit der frühen Münchner Stadtgeschichte.

Transkription der Stadtratsprotokolle aus den Jahren 1459 bis 1501:

Kontakt:
Stadtarchiv München
Winzererstr. 68
80797 München
stadtarchiv@muenchen.de

(Dr. Brigitte Huber)

Schutzmasken und -ausrüstungen weiterhin benötigt

Archive und Notfallverbünde können helfen

Schon seit mehreren Tagen weisen Städte und Gemeinden, Kranken- und Pflegeeinrichtungen sowie andere Organisationen und Verbände im Gesundheitswesen darauf hin, dass Schutzausrüstungen und Desinfektionsmittel zum Schutz vor dem Coronavirus knapp sind und ihre Beschaffung sich als zunehmend schwierig gestaltet.

Schutzmasken und andere
Schutzrüstungen werden benötigt
(Foto: Pixabay)

Zudem wird auch in Deutschland über eine Mundschutzpflicht diskutiert, was den Bedarf erhöhen könnte.

Archive und Notfallverbünde verfügen über vergleichbare Schutzausrüstungen wie sie im Gesundheitswesen verwendet werden. Dazu zählen Masken, Schutzanzüge, Hand-Desinfektionsmittel, Schutzbrillen und ggf. auch Kopfhauben. Benötigt werden unter anderem Ausrüstungen mit folgenden Parametern:

Masken:

Atemmaske FFP 3 mit Ausatemventil
Atemmaske FFP 3 ohne Ausatemventil
Atemmaske FFP 2 mit Ausatemventil
Atemmaske FFP 2 ohne Ausatemventil
Mund-Nasen-Schutz („OP-Schutzmasken“)

Schutzanzüge:

Schutzoverall Kat.3 Typ 4b
Schutzoverall Kat 3 Typ 5/6
Schutzkittel, hinten schließend, mit langem Arm

Hand-Desinfektionsmittel:

mindestens mit dem Wirkungsbereich „begrenzt viruzid“

Schutzbrillen:

als Bügel- oder Kopfbandbrille,
Vollsicht mit seitlichem Augenschutz oder ähnlich

Kopfhauben:

Einwegschutzhauben/OP-Hauben

Archive und Notfallverbünde, die Schutzausrüstungen aus eigenen Beständen kurzfristig zur Verfügung stellen resp. spenden können, können sich – zur Weiterverteilung von dort aus an bedürftige Stellen – u.a. an die örtlichen Feuerwehren, an Stadt- und Landkreisverwaltungen sowie auch an Hausärzteverbände wenden. Die Ortsfeuerwehren sind in der Regel Mitglieder bzw. Partner in den kommunalen Notfallverbünden von Archiven, Bibliotheken und anderen Kultureinrichtungen.

Der Hausärzteverband Westfalen-Lippe beispielsweise richtete dieser Tage einen Spendenaufruf für Schutzmasken an Industrie und Einzelhandel: „Wir bitten die Unternehmen, die selbst Schutzmasken im Einsatz haben, die aber aufgrund der Corona-Krise geschlossen sind, um Unterstützung: Wenn Sie Schutzmasken vorrätig haben, die Sie erübrigen können, stellen Sie uns diese bitte zur Verfügung. Der Hausärzteverband verteilt sie dann an die Hausarztpraxen und regionalen Behandlungszentren vor Ort weiter“, erklärte Claudia Diermann, Geschäftsführerin der Hausärztlichen Service- und Wirtschaftsgesellschaft des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. – Hiervon dürften sich auch Archive und Notfallverbünde angesprochen fühlen.

Zum Hintergrund:
Die Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) führt zu einer Infektion der Atemwege. Die Krankheit kann per Tröpfeninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die Inkubationszeit kann angeblich bis zu 14 Tage betragen. Aufgrund fehlender Impfstoffe muss die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie unter anderem durch Maßnahmen der Vorbeugung beschränkt werden. Dazu gehören gesellschaftliche Vorbeugungsmaßnahmen, wie räumliche Distanzierung, aber auch individuelle Hygienemaßnahmen (Händehygiene, Hustenetikette etc.).

Pflege- und medizinisches Personal ist durch den Kontakt zu infizierten, erkrankten oder gefährdeten Personenkreisen nicht nur selbst in seiner Gesundheit gefährdet, sondern auch zur Einhaltung der besonderen Hygienevorschriften verpflichtet. Das Robert Koch-Institut benannte unlängst Hygienemaßnahmen zur Vermeidung einer Übertragung des Erregers durch Tröpfchen auf medizinisches Personal: Dazu zählen Schutzkittel und langärmelige, wasserdichte Einwegschürzen, Schutzhandschuhe, Schutzbrille und Atemschutzmaske (mindestens vom Standard FFP2). Auch Patienten und Verdachtsfälle müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Zur chemischen Desinfektion der Hände und Flächen sind Desinfektionsmittel geeignet, die die Wirkungsbereiche „begrenzt viruzid“, „begrenzt viruzid PLUS“ oder „viruzid“ abdecken.

Abb.: Verhaltensregeln in der COVID-19 Pandemie (Guido4, CC BY-SA 4.0, File:13 Hegasy COVID-19 Pandemie Verhalten.png, Erstellt: 24. März 2020)

Links:

Zur Gründung des Landes Thüringen vor 100 Jahren

Ein Beitrag des Thüringer Landesarchivs zum Portal „Thüringen – legislativ & exekutiv“ (Thulex)

Landesgeschichte anhand von digitalisierten Quellen aus über 500 Jahren Thüringer Geschichte bietet das Portal Thulex – „Thüringen – legislativ & exekutiv“. Das Landesarchiv Thüringen und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena haben dafür mit Förderung durch die Thüringer Staatskanzlei jahrelang Quellen wie Gesetzesblätter und Landtagsprotokolle zusammengetragen, digitalisiert, verfilmt und katalogisiert.

Das Ergebnis ist eine umfangreiche und weiter wachsende Online-Datenbank mit Recherchemöglichkeiten in bisher über 1 Million gedruckter Seiten, die vielseitige Nutzungsmöglichkeiten bietet.

Auch anlässlich des 100. Jahrestages der Gründung des Landes Thüringen am 1. Mai sowie der Verabschiedung der Verfassung vom 12. Mai 1920 präsentiert sich das Portal als Fundgrube für wertvolle historische Dokumente aus der Zeit. Die „Verhandlungen des Volksrates von Thüringen“ der Jahre 1919 und 1920 bieten einen elementaren Einblick in die komplexen parlamentarischen Vorgänge und Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der Einzelstaaten (untereinander) und denen Preußens, um dem „Kleinstaatenjammer“ im nachrevolutionären Thüringen ein Ende zu bereiten.

Zum Land Thüringen
Das Land Thüringen wurde am 1. Mai 1920 durch die Vereinigung der Freistaaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Gotha, Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen sowie des Volksstaates Reuß gebildet. Rechtsgrundlage war das von der Deutschen Nationalversammlung am 23. April verabschiedete und vom Reichspräsidenten sowie vom Reichsminister des Innern am 30. April unterzeichnete „Gesetz, betreffend das Land Thüringen“. Zur Vorbereitung der gänzlichen Verschmelzung hatten sich die thüringischen Einzelstaaten bereits im Mai 1919 durch den seit 4. Januar 1920 umfassend wirksamen „Gemeinschaftsvertrag“ zu einer Staatengemeinschaft mit eigenen Organen und weitreichenden Rechten zusammengeschlossen.

Mit einem Gebietsstand von 11.724 Quadratkilometern und einer Bevölkerungszahl von 1.609.300 Einwohnern (16. Juni 1925) nahm das neue Land eine mittlere Stellung innerhalb der Gliedstaaten des Deutschen Reichs ein. Mitte der 1920er Jahre lebten ca. 42 % der Bevölkerung in Orten mit einer Einwohnerzahl von 5.000 Personen und mehr. Wirtschaftlich spielten Industrie und Handwerk eine wichtige Rolle: Knapp der Hälfte aller Erwerbstätigen boten sie zum damaligen Zeitpunkt Beschäftigung. In der Land- und Forstwirtschaft arbeiteten zur selben Zeit annähernd 30 % der erwerbstätigen Bevölkerung, während auf Handel und Verkehr gut 12 % entfielen.

Hinsichtlich der staatsrechtlichen Grundlagen musste Thüringen gemäß den Bestimmungen der Reichsverfassung über eine „freistaatliche Verfassung“ verfügen, welche als „Verfassung des Landes Thüringen“ am 11. März 1921 vom ersten Landtag verabschiedet wurde. Die Staatsgewalt ging demnach vom Volke aus und wurde vor allem durch den Landtag und die Landesregierung ausgeübt, wobei Ersterer die gesetzgebende Gewalt innehatte, die Verwaltung überwachte und die Landesregierung bestellte. Die Abgeordneten wurden in allgemeiner, gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl nach den Grundsätzen der Verhältniswahl für drei Jahre gewählt. Der Landesregierung, welche ein Kollegium war und die Bezeichnung Staatsministerium führte, oblag hingegen die Staatsleitung. Ihre Mitglieder waren dem Landtag verantwortlich und von seinem Vertrauen abhängig. Neben ehrenamtlich tätigen Staatsräten ohne Geschäftsbereich bestand die Landesregierung aus Staatsministern, die als Leiter von Fachministerien fungierten. Dem Vorsitzenden stand bis 1933 keine Weisungsbefugnis gegenüber den Fachministern zu. Im Zuge der „Gleichschaltung der Länder“ durch die Nationalsozialisten erfuhren sowohl die Landesregierung als auch der Landtag einen massiven Bedeutungsverlust: Erstere sank zu einem bloßen Ausführungsorgan der Reichsregierung in Berlin herab; Letzterer wurde Anfang 1934 gänzlich aufgehoben.

Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft und der Übernahme der obersten Gewalt durch die amerikanische Besatzungsmacht konstituierte sich auf ihre Veranlassung hin Mitte Juni 1945 die „Provinz Thüringen“, welche neben dem Gebiet des Landes Thüringen auch den bisher preußischen Regierungsbezirk Erfurt sowie westsächsische Gebiete im Bereich der amerikanischen Truppen umfasste. Zum Regierungsbezirk Erfurt gehörte seit 1944 auch der Kreis Schmalkalden. Unter Abtretung Westsachsens wandelte die sowjetische Besatzungsmacht die „Provinz Thüringen“ in das „Land Thüringen“ um (26. November 1945: 15.634 Quadratkilometer; 1. Dezember 1945: 2.776.773 Einwohner). Die sich unter den Amerikanern eröffnenden Möglichkeiten eines Wiederaufbaus auf föderaler und demokratischer Basis wurden indes nach dem Anfang Juli 1945 erfolgten Besatzungswechsel zur sowjetischen Militäradministration schrittweise zurückgedrängt. Mit der Einführung der Bezirksstruktur im Gefolge der Verwaltungsreform vom 23. Juli 1952 wurde die administrative Einheit Thüringen – wie alle Länder der Deutschen Demokratischen Republik – durch die Beseitigung ihrer Legislative und Exekutive faktisch vollends bedeutungslos.

Kontakt:
Landesarchiv Thüringen
Marstallstraße 2
D-99423 Weimar
Telefon: +49 (0) 36 43 87 01 01
Telefax: +49 (0) 36 43 87 01 00
landesarchiv(at)la.thueringen.de
www.thueringen.de/landesarchiv

Quelle: Landesarchiv Thüringen, Aktuelles; Thulex: Land Thüringen.

Online-Ressourcen für die Digitale Lehre

Web-Verzeichnis von Clio-online

Die Redaktion von H-Soz-Kult verweist angesichts der Covid-19-Pandemie auf das Web-Verzeichnis von Clio-online über wissenschaftliche Angebote zur Geschichte im World Wide Web. Teilnehmende können eigene Websites, Fachdatenbanken und Online-Ressourcen melden sowie vorhandene Einträge bearbeiten (via MEIN CLIO in der Rubrik WEBSITES: https://meinclio.clio-online.de).

Da viele haben Forschungs- und Lehreinrichtungen in Deutschland derzeit flächendeckend ihren Betrieb stark eingeschränkt haben, sehen sich Lehrende mit der Situation konfrontiert, dass die universitäre Lehre im Sommer 2020 möglicherweise auch in digitaler Form abgehalten werden muss. Während die technischen Möglichkeiten der Lehrplattformen stark von den einzelnen Universitäten abhängig sind, stehen Lehrmaterialien, Quellenkorpora, Literatur, aber auch unterstützende Werkzeuge sowie Anwendungen der Digitalen Geschichtswissenschaften oft frei verfügbar im Netz zur Verfügung.

Im Clio-online Webverzeichnis finden sich zahlreiche Hinweise auf derartige Web-Angebote für die Geschichtswissenschaften. Man kann im Verzeichnis suchen oder nach Kategorien (wie Lehrmaterialien, Bildersammlungen) browsen. Das Clio-online Webverzeichnis findet man unter der URL:
https://www.clio-online.de/webresource/page

Unter den derzeit über 10.500 deutschen und internationalen Einträgen im Web-Verzeichnis von Clio-online finden sich knapp 920 Archive, 1.300 Museen und über 500 Bibliotheken und Bibliothekskataloge, darunter:

Willkommen im Mittelalter. Online-Tutorium der Abteilung für Mittelalterliche Geschichte, Uni Tübingen
Herausgeber: Krauth, Wolfgang ; Fröhlich, Larissa ; Radl, Clemens

Lernwerkstatt Geschichte (LWG)
Herausgeber: Universität Hannover – Historisches Seminar

Deutsches Textarchiv
Herausgeber: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

VIAMUS Das Virtuelle Antikenmuseum
Herausgeber: Archäologisches Institut der Universität Göttingen

Film: Tatort Archiv: Einem Gotteslästerer auf der Spur. Ein Film über die Arbeit mit Quellen im Archiv
Veröffentlicht durch: Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte der Neuzeit: Schwerpunkt mittel- und westeuropäische Geschichte der Frühen Neuzeit und Sattelzeit, Universität Zürich

 

Quelle: Websites: Ressourcen für die Digitale Lehre, in: H-Soz-Kult, 22.03.2020, <www.hsozkult.de/text/id/texte-4943>.

Online durch die Villa ten Hompel

Unter dem Hastag #closedbutopen finden sich mittlerweile zahlreiche Online-Angebote von Kultureinrichtungen, die angesichts der Corona-Pandemie ihre Türen geschlossen halten müssen, die aber ihren Besucherinnen und Besuchern dennoch ein Angebot machen möchten: Museen, Archive, Kunstsammlungen, Stiftungen und Galerien bieten eine Art „Kultur-Lieferdienst“, indem sie ihre Einrichtungen, ihre Ausstellungen oder Präsentationen online und kostenlos vorstellen. Ein Beispiel dafür ist die Villa ten Hompel.

Der heutige Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster – ehemalige Fabrikantenvilla, Sitz der Ordnungspolizei im Nationalsozialismus, Ort der Entnazifizierung und Dezernat für Wiedergutmachung im Nachkriegsdeutschland – bietet heute Raum für die Auseinandersetzung mit geschichtlichen und aktuellen Themen zwischen Erinnerungskultur und Demokratieförderung am historischen Ort.

Mit dem Smartphone durch die Ausstellung

Damit die Villa ten Hompel auch während der Corona-Virus bedingten Schließungszeit einen Blick in den Geschichtsort gewähren kann, haben die Mitarbeitenden mit Bordmitteln eine virtuelle Führung entwickelt! Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter war gehalten, eine essentielle Station der Dauerausstellung zu zeigen und in maximal 90 Sekunden zu erklären. So entstanden zahlreiche Blickwinkel auf die Ausstellung aus dem gesamten Team, die wir nach und nach auf YouTube und auf der Homepage der Villa eingestellt werden.

Die Villa ten Hompel hofft, auf diese Weise trotz des Entfalls zahlreicher gebuchter Führungen und Seminare auch in der Schließungszeit einen spannenden Einblick in die Dauerausstellung „Geschichte – Gewalt – Gewissen“ gewährleisten zu können.

Im ersten Video – der Begrüßung – nimmt der Leiter des Hauses, Dr. Christoph Spieker, eine Einführung in die Hausgeschichte vor.

Wer es nicht erwarten kann: Die gesamte Führung gibt es bereits hier als Youtube-Playlist oder verlinkt auf der Homepage www.villatenhompel.de

Kontakt:
Geschichtsort Villa ten Hompel
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Tel. 0251/492-7101
tenhomp(at)stadt-muenster.de
www.villatenhompel.de
www.facebook.com/villatenhompel