Stadt Speyer erwirbt bedeutenden Fotonachlass von Bettina Deuter (1932-2023)

Die Stadt Speyer konnte den bedeutenden fotografischen Nachlass der kürzlich verstorbenen Pressefotografin Bettina Deuter erwerben. Mit ihren Leica-Kameras hielt Deuter seit den frühen 1950er Jahren fast 50 Jahre Speyerer Nachkriegsgeschichte fest und deckt damit den letzten Zeitabschnitt der filmbasierten analogen Fotografie-Historie ab. Nun befinden sich rund 200.000 Negative in Schwarz-Weiß sowie zahlreiche Fotoabzüge in stolzem Besitz des Stadtarchivs Speyer.


Abb.: Jacques Chirac und Helmut Kohl mit Ehefrauen in Speyer (Foto: Bettina Deuter)

„Das Schaffen von Bettina Deuter hat eine große Bedeutung für Speyer, repräsentiert es doch so etwas wie das visuelle Gedächtnis der Stadt für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Heute leben wir in einer Zeit, in der es unzählige digitale Handyfotos gibt. Da bekommt historisches, qualitativ hochwertiges Material noch einmal einen ganz besonderen Stellenwert“, würdigte Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Monika Kabs das Werk der Fotografin ebenso wie das sorgsame Archivieren des Fotomaterials, woran Ehemann Karl „Jimmy“ Deuter großen Anteil hatte. „Zugleich geht mein Dank an das Stadtarchiv, das den Prozess der Übernahme vorangebracht und unterstützt hat.“

Auch die beiden Söhne, Professor, Holger Deuter und Dr. Jürgen Deuter, welche bei der Übergabe samt Vertragsunterzeichnung am vergangenen Mittwoch zugegen waren, zeigten ihre Freude darüber, dass „die Fotos nun in guten Händen“ sind.


Abb.: Übergabe des fotografischen Nachlasses von Bettina Deuter am 19. April 2023. Von links: Claus Rehberger, Prof. Holger Deuter, Dr. Jürgen Deuter, Bürgermeisterin Monika Kabs, Prof. Peter Eichhorn/Vorsitzender Kulturstiftung Speyer, Wolfgang Knapp und Julia Kratz/Stadtarchiv Speyer (Foto: Annika Siebert, Stadt Speyer)

Die stadthistorisch bedeutsame Sammlung wird nun dokumentiert, erschlossen und bei Bedarf beziehungsweise auf Anfrage zielorientiert digitalisiert, was laut Archivar Wolfgang Knapp eine große Herausforderung darstellt: „Wir freuen uns sehr, in die Fotowelten von Bettina Deuter eintauchen zu können.“

Die Fotografin und Buchautorin Bettina Deuter wurde am 17. Februar 1932 als Elisabeth Langknecht geboren. Von 1948 bis 1951 absolvierte sie ihre Ausbildung als Fotografin und Foto-Laborantin im Fotohaus des bekannten Speyerer Fotografen Fritz Hermann (1903-1981) in der Korngasse in Speyer. Zunächst arbeitete sie 5 Jahre als Bildberichterstatterin für „Die Rheinpfalz“. 1953 wechselte sie dann zur neu gegründeten „Speyerer Tagespost“. 40 Jahre lang hat sie fortan als fest angestellte Pressefotografin die großen und auch kleinen Ereignisse der Stadt fotografiert, von 1993 bis 2002 dann als freie Mitarbeiterin.

Kontakt:
Kulturelles Erbe / Stadtarchiv Speyer
Johannesstraße 22a
67346 Speyer
Telefon 06232 14-2265
Fax 06232 14-2796
stadtarchiv@stadt-speyer.de

Quelle: Stadt Speyer, Medieninformation, 19. April 2023; Stadtarchiv Speyer, 20.4.2023

Kölner Ausstellung »Verbrannt. Verfemt. Verboten.«

Ausstellung des Historischen Archivs der Universität zu Köln und der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln.

Vor 90 Jahren, am Abend des 17. Mai 1933, verbrannten auch in Köln im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ Mitglieder der Deutschen Studentenschaft und des NS-Studentenbunds vor dem Universitätsgebäude in der Claudiusstraße Bücher und Schriften deutscher und ausländischer Autorinnen und Autoren. Das betraf auch den 1932 durch einen tragischen Unfall verstorbenen Kölner Staatsrechtler und Rektor des Amtsjahres 1924/25, Fritz Stier-Somlo (1873-1932).

Gleichzeitig wurden aus den Bibliotheken der Universität Bücher der aus rassistischen und ideologischen Gründen „verfemten“ Autorinnen und Autoren der Benutzung entzogen und in „Giftschränken“ unter Verschluß genommen. Dass auf diesem Wege die Bücher immerhin für die Nachwelt erhalten bleiben, zeigt die Wiederentdeckung größerer Teile der 1919 von der Studentenschaft eingerichteten Studentenbücherei und von Abgaben der Kölner Volksbüchereien in den Beständen der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, darunter auch Titel „verfemter“ Autorinnen und Autoren.

Die Wiederentdeckung von Teilen der Studentenbücherei, die 1927 an das Studentenwerk übergegangen ist und von diesem 1940 an die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln übertragen wurde, stellt den Anlass für die Ausstellung »Verbrannt. Verfemt. Verboten.« dar. Primär aus dieser Studentenbücherei sollten die zu verbrennenden Werke entnommen werden. Verbrannt wurden am 17. Mai daneben vermutlich auch in Kölner Leihbibliotheken beschlagnahmte und aus den Kölner Volksbüchereien ausgesonderte Titel, die auf den von willfährigen BIbliothekaren ausgearbeiteten ‚Schwarzen Listen‘ standen.

Die Ausstellung richtet den Blick aber nicht nur auf die Ereignisse im Mai 1933, sondern auch auf die Jahre von 1919 bis1933: Neben Modernisierungstendenzen in Stadt und Universität Köln blieben parallel ältere, rückwärtsgewandte Einstellungen lebendig, die sich unter den politisch wie wirtschaftlich schwierigen Bedingungen infolge des Versailler Friedensvertrags (Besetzung Kölns bis 1926, Hyperinflation und Ruhrbesetzung 1923, Wirtschaftskrise 1929-1931) radikalisierten. Die Nationalsozialisten konnten letztlich auf Faktoren aufbauen, die sie bis 1933 nicht beeinflussen konnten, die aber einen Teil der Lehrenden und der Studierenden die von den Nazis so bezeichnete „Machtergreifung“ begrüßen ließen.

Anhand von Gegenständen, Unterlagen und Büchern aus dem Historischen Archiv der Universität zu Köln und der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln sollen diese Entwicklungen aufgezeigt und die Abläufe der Bücherverbrennung am 17. Mai 1933 genauer als bisher rekonstruiert werden, die die von der Weimarer Verfassung garantierten Grundrechte der Meinungs-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit negierte.

Ausstellungseröffnung am 11. Mai 2023
Am 11. Mai 2023 wird abends um 18.00 Uhr die Ausstellung eröffnet: Begrüßung durch den Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Dr. Hubertus Neuhausen.
Kurzvortrag: „Köln im Drühjahr 1933. Ein Überblick“ von Prof. Dr. Hans-Peter Ullmann, Historisches Institut der Universität zu Köln.
Einführung in die Ausstellung: Arne Schiffler und Dr. Andreas Freitäger.
Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Besichtigung der Ausstellung. Der Eintritt ist frei.
Ort: Foyer der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Universitätsstraße 33, 50931 Köln (Lindenthal)

 

Quelle: Universitätsarchiv Köln: Ausstellung 2023, 9.3.2023; Universitätsarchiv Köln: Wie konnte es dazu kommen?, 10.4.2023

Der Dreißigjährige Krieg im Gebiet zwischen Oberrhein, Schwarzwald und Kraichgau

Pforzheimer Tagung zum Dreißigjährigen Krieg: „So lang als ihme von Jugendt auf denckhet, seye herumb Krieg gewesen“.

Das Kreisarchiv des Enzkreises präsentiert in einem breit angelegten Forschungsprojekt Aspekte des Dreißigjährigen Krieges im Gebiet zwischen Oberrhein, Schwarzwald und Kraichgau, dem Grenzraum zwischen den badischen Markgrafschaften, Württemberg und der Kurpfalz. Die Zeit wurde für diese Region bislang weder wissenschaftlich noch heimatkundlich aufgearbeitet. Im Mittelpunkt des Projekts steht dabei die Auswertung von weitgehend unbekannten Primärquellen staatlicher Archive sowie der Kirchenbücher als bevölkerungsgeschichtlichen Quellen. Die konfessionellen Gegensätze werden vor allem anhand der Klöster und ihrer Territorien (Maulbronn, Herrenalb) thematisiert. Einen wichtigen Part nimmt die ebenfalls bislang unerforschte Geschichte des württembergischen Landgrabens im östlichen und südlichen Enzkreis ein. Aufbauend auf Bilanzen zum Bevölkerungsrückgang und Gebäudeverlusten wird auch die Wiederaufbauphase nach den Westfälischen Friedensschlüssen thematisiert, die schon bald durch die Kriege Ludwigs XIV. unterbrochen wurde.

Erste Ergebnisse des Projektes werden in einer Ausstellung und auf einem neuen Online-Geschichtsportal unter enzkreis-geschichte.de präsentiert. Im Zentrum des bunten Begleitprogramms zur Ausstellung mit Vorträgen, Exkursionen und einem Kino-Event steht die hier beworbene wissenschaftliche Tagung, auf der sowohl renommierte als auch junge Historiker und Archivare referieren. Während zur Ausstellung nur ein Magazin erscheint, werden die Referate der Tagung im kommenden Jahr zusammen mit zahlreichen Aufsätzen in einem umfangreichen Sammelband auch in Druckform publiziert.

Den Auftakt zur Tagung bildet ein öffentlicher Abendvortrag am 24. Mai 2023, der einen Überblick für Südwestdeutschland im Dreißigjährigen Krieg bietet. Die Tagung selbst beginnt am 25. Mai 2023 mit einer Vorstellung des Großraums Pforzheim, der schon in der Frühphase des Krieges nicht nur von Einquartierungen und Plünderungen, sondern auch von Zerstörungen (z.B. Königsbach, Ölbronn) betroffen war. Aus den bayerischen Ansprüchen auf die Pfalz ergaben sich auch Forderungen gegenüber dem in der Schlacht bei Wimpfen unterlegenen Markgrafen von Baden-Durlach. Am späten Vormittag werfen wir einen Blick auf die linksrheinische Nachbarschaft, auf Lothringen und das Elsass. Am Nachmittag folgen ein militärgeschichtlicher Beitrag zur württembergischen Landmiliz sowie bevölkerungsgeschichtliche Ergebnisse, die sich aus der Kirchenbuchauswertung ergaben.

Links:

Eröffnung der Ausstellung:
15.05.2023, 19:00 Uhr (Flyer zur Eröffnung)
Landratsamt Enzkreis
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
(Anmeldung nicht erforderlich; Eintritt frei)

Programm der Tagung zum Dreißigjährigen Krieg: „So lang als ihme von Jugendt auf denckhet, seye herumb Krieg gewesen“.

Mittwoch, 24. Mai 2023
19:00 Uhr, Abendvortrag
Dr. Eberhard Fritz, Altshausen
Der deutsche Südwesten im Dreißigjährigen Krieg. Ein Überblick.

Donnerstag, 25. Mai 2023
Wissenschaftliche Tagung

Vormittag:

09:00 – 09:15 Uhr
Begrüßung und Eröffnung
Dr. Hilde Neidhardt, Erste Landesbeamtin des Enzkreises

I. Der Krieg im Großraum Oberrhein-Kraichgau–Nordschwarzwald
Moderation: Prof. Dr. Gerhard Fritz

09:15 – 10.00 Uhr
Sabine Drotziger M.A., Pforzheim
Eine badisch-württembergische Grenzregion – Der Großraum Pforzheim im Dreißigjährigen Krieg

10:15 – 10:45 Uhr
Dr. Franz Maier, Speyer
Bayerische Ansprüche auf Baden. Die Ämter Pforzheim, Stein und Graben im Dreißigjährigen Krieg

10:45 – 11:15 Kaffeepause

II. Blick über den Rhein
Moderation: Prof. Dr. Gerhard Fritz

11:15 – 12:00 Uhr
Prof. Dr. Philippe Alexandre, Nancy
Herzog Karl IV. von Lothringen und seine Politik gegenüber der Kurpfalz, den badischen Markgrafschaften und Württemberg

12:00 – 12:45 Uhr
Pierre Krieger, Strasbourg
Das Elsass im Dreißigjährigen Krieg

12:45 – 14:00 Uhr Mittagspause

III. Regionale Aspekte aus dem Kriegsalltag
Moderation: Dr. Eberhard Fritz

14:00 – 14:45 Uhr
Prof. Dr. Gerhard Fritz, Murrhardt
Das württembergische Landesaufgebot und der Dreißigjährige Krieg

14:45 – 15:30 Uhr
Dipl.-Archivar (FH) Konstantin Huber, Pforzheim
Gewalt, Flucht, Seuchen und Hunger. Kirchenbücher als serielle Quellen zum Thema Not und Elend der Bevölkerung

15:30 – 16:00 Kaffeepause
16:00 – 16:30 Abschlussdiskussion
16:30 – 17:30 Führung durch die Ausstellung (Sabine Drotziger und Konstantin Huber)

Tagungsort:
Landratsamt Enzkreis
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Großer Sitzungssaal 4. OG

Anmeldung und Kontakt:
Anmeldung für den Donnerstag erforderlich.
Bitte bis zum 5. Mai 2023 unter:
www.enzkreis-geschichte.de
oder via
Kreisarchiv des Enzkreises
Östliche Karl-Friedrich-Straße 58
75175 Pforzheim
geschichte@enzkreis.de

Begleitprogramm 15.5.-13.7.2023 sowie 22.10.2023 (Flyer):

Ausstellung zu Fußball im Nationalsozialismus jetzt im Stadtarchiv Bielefeld

Auch der Fußballsport unterlag im Nationalsozialismus politischen Vorgaben, die überzeugte Vorstands- und Vereinsmitglieder willig umsetzten. Zur Aufarbeitung ist nun in Zusammenarbeit von Arminia Bielefeld, dem Fanprojekt Bielefeld und der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933-1945 (im Kreismuseum Wewelsburg) eine Wanderausstellung konzipiert worden, die das Thema „Fußball im Nationalsozialismus“ anschaulich darstellt. Sie wird derzeit im Stadtarchiv Bielefeld gezeigt.


Abb.: v.l.n.r.: Jan-Willem Waterböhr M.A., Stadtarchiv Bielefeld, Erinnerungskultur; Dominic Ionesco, Fan-Projekt Bielefeld; Robert Kröger, Julius Hesse Arbeitsgemeinschaft; Rainer Schütte, Präsident DSC Arminia Bielefeld, Friedhelm Schäffer, Kreismuseum Wewelsburg (Foto: Stadt Bielefeld).

Auf 17 Leinwänden werden Geschichten von populären Fußballvereinen zwischen 1933 und 1945 vorgestellt – darunter Arminia Bielefeld, SC Paderborn, VfL Osnabrück, VfL Bochum, Borussia Dortmund oder Hannover 96. Außerdem werden Einblicke in die Entwicklung des jüdischen Fußballs in der Region, die Verdrängung der jüdischen Sportler aus den Vereinen gegeben. Diese zeigen, wie die nationalsozialistische Herrschaft sich auch im Sport immer weiter gefestigt hat.

Dass die Themen bis heute aktuell sind, zeigen zunehmende rassistische, antisemitische und allgemein menschenfeindliche Tendenzen in den Fankulturen. Die Ausstellung ist durch das jahrelange Engagement vieler Beteiligter entstanden, die Diskriminierung im Sport entgegenstehen. So wird auch ein Blick auf die Entwicklung des Frauenfußballs bis in die 1970er Jahre geworfen.

Info: Ausstellung „Fußball im Nationalsozialismus“ (Foto: Kreismuseum Wewelsburg). Die Ausstellung ist von der Julius Hesse Arbeitsgemeinschaft konzipiert und erstellt worden.

Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Mai 2023 auf der Ausstellungsfläche des Stadtarchivs Bielefeld (1. OG der Zentralbibliothek am Neumarkt) zu sehen. Die Besichtigung ist während der Öffnungszeiten der Stadtbibliothek Bielefeld frei.

Programm:

27. April 2023, 18:00 – 19:30 Uhr: Führung durch die Ausstellung (Friedhelm Schäffer)
4. Mai 2023, 18:00 Uhr: Kurzführung durch die Ausstellung (Friedhelm Schäffer)
4. Mai 2023, 18:30 Uhr: Vortrag „Arbeiterfußball und Nationalsozialismus“ (Dr. Eike Stiller)

Kontakt:
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Postanschrift: 33597 Bielefeld
Lieferanschrift: Kavalleriestr. 17, 33602 Bielefeld
Besuchereingang: Neumarkt 1
Tel.: 0521 51 2471
Fax: 0521 51 9150 2469
stadtarchiv@bielefeld.de
https://www.stadtarchiv-bielefeld.de/

Quelle: Stadt Bielefeld, Pressemitteilung, 12.4.2023; Stadtarchiv Bielefeld, Aktuelles.

Urschrift des Grundgesetzes jetzt im Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestages

Das Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestages hat am 29. März 2023 die Urschrift des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland zur Verwahrung übernommen. Begleitet wurde die Übergabe durch die Zeitung „Das Parlament“, die darüber in ihrer neuen Ausgabe berichtet.

Bereits im Jahre 2013 gelangte der im Bundesarchiv befindliche Teilbestand „Parlamentarischer Rat“ im Rahmen einer Beständebereinigung in das Parlamentsarchiv. Die Übernahme der Urschrift des Grundgesetzes genau 10 Jahre später krönt die Zusammenführung dieser wichtigen und zentralen Überlieferung für die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland.


Abb.: Urschrift des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland bei der Übergabe an das Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestages, Berlin (Foto: DBT / Felix Zahn / photothek)

Die einzige Aufgabe des am 1.9.1948 erstmalig zusammengetretenen Parlamentarischen Rates bestand darin, eine Verfassung für die zu schaffende Bundesrepublik Deutschland zu erarbeiten. Im Parlamentarischen Rat stellten CDU/CSU und SPD je 27 Abgeordnete, die FDP fünf, DP, KPD und Zentrum je zwei Delegierte. Die fünf Abgeordneten aus den Westsektoren Berlins besaßen nur beratende Stimmen. Die insgesamt 65 Väter und Mütter dieses „Grundgesetzes“ mussten parteipolitische Grenzen überwinden und die richtigen Lehren aus der Vergangenheit ziehen. Das Scheitern von „Weimar“ und die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten standen ihnen deutlich vor Augen. Viele Fragen mussten beantwortet werden, bevor das Grundgesetz am 23. Mai 1949 unterzeichnet werden konnte und mit ihm die Bundesrepublik Deutschland in die Geschichte eintrat.

Kontakt:
Angela Ullmann
Referat ID 2
Parlamentsarchiv
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Telefon: + 49 30 227-35663
Fax: +49 30 227-36749
vorzimmer.id2@bundestag.de
www.bundestag.de

Quelle: Angela Ullmann, Urschrift des Grundgesetzes jetzt im Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestages, in: berlinerarchive (Blog), 11.4.2023; BPB, Grundgesetz und Parlamentarischer Rat, o.D.; Haus der Geschichte (LeMO), Entstehung der Bundesrepublik: Parlamentarischer Rat und Grundgesetz, o.D.

Archiv und Wirtschaft 1/2023

Die aktuelle Ausgabe 1/2023 der Zeitschrift „Archiv und Wirtschaft“ der Vereinigung der Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW) erscheint in Kürze und dies in neuem Gewand. Neben Tagungsberichten und Rezensionen widmet sich die neue Ausgabe in größeren Beiträgen u.a. der BMW-Konzernzentrale sowie den Architekturquellen im Historischen Archiv Krupp in Essen.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 1/2023

Editorial: Archiv und Wirtschaft im neuen Gewand (4–5)
58. VdW-Jahrestagung vom 14. bis 16. Mai 2023 in Berlin (Programm) (6–8)

AUFSÄTZE

Fred Jakobs: Der größte Vierzylinder der Welt – Die BMW Konzernzentrale in München (9–18)
Felix Hartelt: Architekturquellen im Historischen Archiv Krupp. Nutzerinteresse, Bestandserhaltung und Digitalisierung (19–31)
Christian Rummel: #PositiverBeitrag – was Purpose seit 1870 für die Deutsche Bank bedeutet (32–41)

BERICHTE

Nicola Freidanck: Jahrestagung des Arbeitskreises Chemie- und Pharmaarchivare der VdW am 14. November 2022 bei der Henkel AG & Co. KGaA in Düsseldorf (42–45)
Catrin Blanke und Sabina Potthoff: 96. VdW-Lehrgang „Einführung in das Wirtschaftsarchivwesen (Einsteigen – Aufsteigen – Auffrischen)“ vom 3. bis 8. Juli 2022 in Heidelberg (46–51)

REZENSIONEN

Hartmut Berghoff, Christian Kleinschmidt, Stephan H. Lindner und Luitgard Marschall: Sartorius. 1870–2020 (Peter Wegenschimmel) (52–54)
Rouven Jannek: Forschung und Unternehmenswandel. Die Steuerung der Unternehmensforschung und die Transformation der Bayer AG (1945–1984) (Ulrich Meyer) (54–56)

Nachruf Doris Rangnick (Ulrich S. Soénius) (57–58)

Rezensionsliste (59–61)
Impressum (64)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
c/o F. Hoffmann-La Roche AG | „Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111 | 4070 Basel | Schweiz
Telefon: +49 159 06825241
martin.muenzel@wirtschaftsarchive.de
https://www.wirtschaftsarchive.de/publikationen/archiv-und-wirtschaft/

Verkürzter Vorbereitungsdienst für den gehobenen Archivdienst

Erstmals hat im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde ein Verkürzter Vorbereitungsdienst für den gehobenen Archivdienst begonnen. Der Präsident des Bundesarchivs, Prof. Dr. Michael Hollmann, begrüßte am 3.4.2023 die neunzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer und überreichte die Ernennungsurkunden.


Abb.: Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Verkürzten Vorbereitungsdiensts für den gehobenen Archivdienst  im Bundesarchiv (Quelle: BArch / Placek)

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben ein Geschichtsstudium abgeschlossen (Bachelor bzw. Master) und verfügen bereits über erste Erfahrungen in der archivischen Arbeit (drei gehörten bereits zum Kollegium des Bundesarchivs). Der Vorbereitungsdienst wurde auf 19 Monate – statt der üblichen 36 Monate – verkürzt.

Das Curriculum des dualen Studiums wurde in Zusammenarbeit mit der Archivschule Marburg – Hochschule für Archivwissenschaft – völlig neu konzipiert und speziell auf die Aufgaben des Bundesarchivs abgestimmt. Um Praxisnähe zu gewährleisten, werden die fachtheoretischen Lehrveranstaltungen der Archivschule in die jeweiligen Praxisabschnitte in Berlin und Koblenz integriert und zu einem großen Teil durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundesarchivs unterrichtet.

Mit der bestandenen Laufbahnprüfung erwerben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits Ende Oktober 2024 die Laufbahnbefähigung für den gehobenen Archivdienst des Bundes. Das Bundesarchiv kann damit Absolventinnen und Absolventen geschichtswissenschaftlicher Studiengänge ein attraktives Angebot für einen schnellen Einstieg in den Archivarsberuf machen und gleichzeitig den eigenen Personalbedarf zielgenauer decken. Gleichzeitig ist der Verkürzte Vorbereitungsdienst ein wichtiger Schritt zur Modernisierung der Archivarsausbildung.

Kontakt:
Bundesarchiv
Finckensteinallee 63
12205 Berlin
Telefon: 03018 7770 0
Fax: 03018 7770 1810
berlin@bundesarchiv.de

Archivfachlicher Dienst (Schriftgut, Bilder, Karten, Töne): Telefon: 03018 7770 1147
Allgemeine Anfragen an das Filmarchiv: Telefon: 03018 7770 1151
Filmbenutzung, Filmsichtung: Telefon: 03018 7770 1172
Benutzersaalauskunft: Telefon: 03018 7770 8203
Bibliotheksauskunft: Telefon: 03018 7770 1156

Quelle: Bundesarchiv, Aktuelle Meldung, 3.4.2023

Steigende Nutzung des Stadtarchivs Gera

Im Vergleich zum Stand der Benutzung des Stadtarchivs Gera in den beiden Vorjahren konnte für das erste Quartal 2023 eine deutlich steigende Resonanz hinsichtlich der Einsichtnahme in die hier verwahrten Unterlagen aus sieben Jahrhunderten Geraer Stadtgeschichte registriert werden. So informierten sich 142 Personen im Zeitraum von Januar bis März 2023 vor Ort im Stadtarchiv Gera zu den verschiedensten historischen, aber auch genealogischen und anderweitigen Fragestellungen.

Im ersten Quartal 2022 belief sich die Benutzerzahl, auch bedingt durch die damals noch geltenden Sicherheitsmaßnahmen infolge der Corona-Pandemie, auf lediglich 66 Personen. In diesem Zusammenhang konnte auch ein deutlicher Anstieg der zur Benutzung breitgestellten Archivalien um 654 Stück auf 1.643 Archivalien im ersten Quartal 2023 konstatiert werden. Die Summe der bis Ende März 2023 an das Geraer Stadtarchiv adressierten schriftlichen und mündlichen Anfragen blieb mit 905 Anliegen ungefähr auf dem Vorjahresniveau.


Abb.: Christel Gäbler, Leiterin des Stadtarchivs Gera (Foto: Steffen Weiß)

Die im Stadtarchiv Gera verwahrten Bestände umfassen den Zeitraum von (1436) 1615 bis 2005 mit einem Umfang von circa 2.800 laufenden Metern. – Unter dem Titel „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ informiert das Stadtarchiv vierteljährlich die interessierte Öffentlichkeit über aktuelle Herausforderungen und historische Themen rund um die Arbeit des Stadtarchivs.

Kontakt:
Stadtverwaltung Gera
Dezernat Soziales –
Amt für Bildung
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99
07545 Gera
Leiterin des Stadtarchivs: Christel Gäbler
Tel.: 0365 838-2140 bis -2143
Fax: 0365 838-2145
stadtarchiv@gera.de

Quelle: Stadt Gera, Pressemitteilung, 6.4.2023; Stadtarchiv Gera, Bestände, o.J.

Stralsund erhält Nachlass ihres Ehrenbürgers Herbert Ewe

Professor Dr. Herbert Ewe (1921-2006) war viele Jahre der Direktor des Stadtarchivs Stralsund und hat es zu einer anerkannten wissenschaftlichen Einrichtung gemacht. Den meisten Stralsunderinnen und Stralsundern ist er aber noch mehr wegen seines Einsatzes für die Restaurierung und Öffnung des Johannisklosters in Erinnerung. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen wurden ihm deshalb 1984 die Ehrenbürgerwürde der Hansestadt Stralsund verliehen.

Über die vielen Jahre der wissenschaftlichen, publizistischen und denkmalpflegerischen Tätigkeit Ewes für die Hansestadt entstand ein umfangreicher schriftlicher Nachlass. Den schenken die Erben nun der Hansestadt Stralsund. Dafür unterzeichneten die Erben am 31.3.2023 gemeinsam mit Heino Tanschus, dem 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters der Hansestadt Stralsund, einen Schenkungsvertrag.


Abb.: Während der Unterzeichnung des Schenkungsvertrages v.l.n.r. die Erbinnen Friederike Klaue-Frolik und Dr. Astrid Hopp, geb. Ewe, der Senator und 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters, Heino Tanschus, Amtsleiterin Steffi Behrendt und Archivdirektor Dr. Dirk Schleinert (Foto: Hansestadt Stralsund)

Für Heino Tanschus ist dieser Tag ein ganz besonderer: „Ohne Herbert Ewe hätten wir in unserem Stadtarchiv niemals einen so unglaublich großen Bestand an Archivalien, Akten und historischen Büchern. Damit hat er das Gedächtnis unserer Stadt bewahrt und für die Nachwelt geordnet. Dass nun auch seine persönliche umfangreiche Sammlung hinzukommt und in unserem Zentraldepot unter optimalen Bedingungen lagern kann, hätte Herbert Ewe mit Sicherheit gefreut. Die Hansestadt Stralsund ist stolz und froh über diesen Schatz und sagt den Erben von Herzen Danke.“

„Es erfüllt uns mit großer Freude, dass der Nachlass von Prof. Dr. Herbert Ewe, unserem Vater und Großvater, heute dem Stadtarchiv Stralsund vertraglich geregelt übergeben werden kann. Ganz wichtig ist uns, dass sich der Nachlass im Stadtarchiv in sicherer Verwahrung befinden wird und auch den Nutzern zugänglich gemacht werden kann“, sagte eine der Erbinnen, Dr. Astrid Hopp, geb. Ewe, anlässlich der Schenkung des Nachlasses an die Hansestadt Stralsund

Zum Nachlass, den die Stadt nun übernimmt, alleine das Verzeichnis umfasst 65 A4-Seiten, gehören unter anderem die Urkunden über die verschiedenen Ehrungen, die Herbert Ewe im Laufe seines Lebens erhielt, Materialsammlungen zu den vielen Publikationen und Vorträgen, Korrespondenzen mit zahlreichen Personen im In- und Ausland, Terminkalender und Unterlagen zur Geschichte der Familie Ewe, die bis in das 19. Jahrhundert zurückreichen.

Büste Herbert Ewes im Stralsunder Johanniskloster, 9.9.2007 (Aufnahme: Klugschnacker, in: Wikimedia)

Der 1921 in Pommern geborene Herbert Ewe trat nach Kriegsdienst und schwerer Verwundung 1946 der SED bei und studierte Germanistik, Historische Geografie und Geschichte an der Universität Rostock, der Universität Leipzig und der Universität Greifswald. Im August 1952 wurde er Direktor des Stadtarchivs Stralsund. Ab 1963 wurde auf seine Initiative hin das Johanniskloster saniert und zur Archivaußenstelle des Stadtarchivs. Die Funktion des Archivdirektors übte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1986 aus. Seit 1982 war er Honorarprofessor für Historische Hilfswissenschaften. 1989 war Ewe Gründungsmitglied des Bürgerkomitees „Rettet die Altstadt“ in Stralsund. Herbert Ewe starb am 3. April 2006 in Stralsund.

Kontakt:
Stadtarchiv der Hansestadt Stralsund
Am Johanniskloster 35
18439 Stralsund
Telefon 03831 253 640
Telefax 03831 252 53 640
stadtarchiv@stralsund.de
https://stadtarchiv.stralsund.de/

Quelle: Hansestadt Stralsund, Aktuelles, 31.3.2023; Art. Herbert Ewe, in: Wikipedia, 30.1.2023

RECHTS.GESCHEHEN Nr. 6 erschienen

Die aktuelle Ausgabe des Journals der Dokumentationsstelle RechtsextremismusRECHTS.GESCHEHEN – ist erschienen. Schwerpunktthema ist die heterogene Szene der „Reichsbürger“. Anlass: Am 7. Dezember 2022 fand eine der größten Anti-Terror-Razzien seit Bestehen der Bundesrepublik statt. Wochenlang liefen die Vorbereitungen für die Beweissicherung und Festnahme der mutmaßlichen Verschwörer.

Das Journal dokumentiert, dass die Akteure der „Reichsbürger“-Bewegung teilweise tief in die rechtsextreme Szene verstrickt sind und deren Ideologieelemente ihren Ursprung im Rechtsextremismus haben. So war der Rechtsextremist, NPD-Politiker, Holocaust-Leugner und spätere Rechtsterrorist Manfred Roeder einer der ersten, der die Fortexistenz des Deutschen Reiches propagierte.

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es 212 offene Haftbefehle gegen 155 „Reichsbürger“ (Stichtag: 30. September 2022). Das Bundeskriminalamt (BKA) ordnet von den 155 „Reichsbürgern“, gegen die es offene Haftbefehle gibt, 43 Personen eindeutig dem Phänomenbereich „Politisch motivierte Kriminalität rechts“ zu.

Wie immer enthält das Journal eine Chronik des RECHTS.GESCHEHENS im rechten bis extrem rechten Spektrum. In diesem Heft wird über den Zeitraum von Oktober bis Dezember 2022 berichtet. Um das vierteljährlich erscheinende Journal zu abonnieren, kann man ein Bestellformular ausfüllen. RECHTS.GESCHEHEN ist als PDF auch zum Download hinterlegt.

Die Einrichtung der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus im Generallandesarchiv Karlsruhe durch das Land Baden-Württemberg im Juli 2020 geht zurück auf eine Beschlussempfehlung des NSU-Untersuchungsausschusses II im Landtag. Kern und Ausgangspunkt der Dokumentationsstelle ist das Archiv des Journalisten Anton Maegerle, der seit den 1980er Jahren zum Thema Rechtsextremismus arbeitet. Derzeit arbeitet der Aufbaustab mit zwei wissenschaftlichen ProjektmitarbeiterInnen. Eine langfristige Fortführung der Dokumentationsstelle ist seitens der Landesregierung beabsichtigt. Außerdem soll die Dokumentationsstelle um eine universitäre Forschungsstelle Rechtsextremismus ergänzt werden.

Kontakt:
Dokumentationsstelle Rechtsextremismus
Generallandesarchiv Karlsruhe
Nördl. Hildapromenade 3
76133 Karlsruhe
Tel. +49 721 926-2206
Fax +49 721 926-2231
dokumentationsstelle@la-bw.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Nachrichten, 30.3.2023