Meschedes neuer Stadtarchivar

André Algarve leitet seit Oktober 2020 das Stadtarchiv Meschede. Die Zusammenarbeit mit den Schulen ist ihm wichtig, wie Ute Tolksdorf im Interview für die Westfalenpost vom neuen Stadtarchivar erfuhr.

Abb.: Meschedes neuer Stadtarchivar André Algarve (Foto: Ute Tolksdorf, WP).

André Algarve stammt aus Sonneborn im Kreis Lippe. Der 32-Jährige hat Geschichte und Latein in Bielefeld studiert und nach dem Bachelorabschluss eine Ausbildung im gehobenen Archivdienst in Marburg absolviert. Direkt mit seinem Abschluss am 31.8.2020 begann er seinen Dienst im Stadtarchiv Meschede als Nachfolger von Ursula Jung. Mit der langjährigen Archivleiterin arbeitete er noch einen Monat zusammen, bevor sie in Rente ging. Unterstützt wird er außerdem vom Archivmitarbeiter Robert Schultze, der zurzeit die Heiratsregister auf schutzwürdige Belange durcharbeitet, um sie dann für die Öffentlichkeit freigeben zu können.

André Algarve lebt in Freienohl. In seiner Freizeit kocht er gern, tanzt Standard und Latein und liest. Archivarbeit ist Kommunikation, sagt er im Interview und will – ganz in diesem Sinn – es weiter für die Menschen öffnen.

Welche Eigenschaften sind für einen Archivar wichtig? Sollte man ein strukturierter und ordentlicher Mensch sein?

Das ist durchaus ein Vorteil. Bei der Arbeit muss man ja auch sorgfältig dokumentieren, was man tut. Nur dann können andere auch in 100 Jahren noch nachvollziehen, wann ein Dokument ins Haus gekommen ist und warum man es wie bewertet hat.

Gibt es etwas aus der Mescheder Geschichte, dass Sie jetzt schon besonders spannend finden?

Ich bin ja erst kurz hier und habe noch nicht so viel gesehen, aber ich hatte eine Anfrage zum Bau der Hennetalsperre. Das finde ich schon faszinierend, dass damals ganze Dörfer im See versunken sind.

Was sagen Sie zum Hitda Codex, der ältesten Mescheder Urkunde?

Das Evangeliar ist sicher wichtig für Meschede, aber es liegt in Darmstadt und ich denke nicht, dass wir es wiederbekommen werden.

Halten Sie es für wichtig, ein Archiv nach außen zu öffnen?

Absolut! Daseinszweck der Archive ist es, dass ihr Inhalt zugänglich gemacht wird. Wir bewahren hier ja kein Geheimwissen, wie man es vielleicht noch im 19. Jahrhundert gesehen hat. Archivalien müssen genutzt werden! Da ist die Digitalisierung ein tolles Hilfsmittel, die dann auch die Kooperation mit Archivportalen ermöglicht. Auch über Soziale Medien kann man immer mal wieder Skurriles oder interessante Details teilen. Solche Informationen werfen dann ein Schlaglicht auf den Bestand. Und natürlich sind auch – ganz analog – Ausstellungen möglich, damit das Archiv von außen wahrgenommen wird.

Die Digitalisierung eines Bestandes ist eine Sisyphusaufgabe, oder?

Ja, sie ist aber extrem wichtig, auch weil viele alte Unterlagen gefährdet sind. Das Papier war vor allem zwischen 1850 und 1980 extrem schlecht, es zerfällt. Um das aufzuarbeiten gibt es aber Förderprogramme, mit denen gerade kleine Archive, wie unseres unterstützt werden können.

Wie wollen Sie Kinder und Jugendliche ans Archiv heranführen?

Auch da hilft die Digitalisierung der Quellen. Damit kann man dann ganze Schulklassen versorgen – auch über große Entfernungen. Trotzdem ist es natürlich gerade für Schüler wichtig, dass sie mal Gelegenheit bekommen, eine echte alte Quelle zu sehen und damit zu arbeiten. Ich will dazu Konzepte für die Schulen erstellen, denn die Arbeit mit ganzen Schulkassen hier in Grevenstein ist schwierig.

Die Diskussion um den Standort des Archivs in Grevenstein – 16 Kilometer und 20 Autominuten von der Kernstadt entfernt – flammt immer wieder auf. Wo würden Sie sich das Archiv wünschen?

Der jetzige Standort ist geeignet, um die Archivalien aufzubewahren. Natürlich ist es wünschenswert, dass ein Archiv leicht erreichbar ist. Doch vor allem gedanklich darf es nicht zu weit von den Menschen weg sein. Das versuche ich durch die Öffentlichkeitsarbeit zu erreichen und wie meine Vorgängerin Frau Jung werde ich hier ein offenes Haus für alle Besucher führen und versuchen Anfragen schnell und kompetent zu beantworten. Ich denke, wenn über die Digitalisierung die Bereitstellung der Archivalien leichter wird, ist der Standort weniger wichtig.

Wie wollen Sie das Mescheder Archiv zukunftsfähig machen?

Die Masse an Dokumenten nimmt zu, insbesondere durch die Digitalisierung der Verwaltung. Die Archivierung von digitalen Unterlagen überhaupt erst zu ermöglichen, wird eine der größten Aufgaben der nächsten Jahre sein. Dabei können wir die Arbeitsschritte aus dem analogen Bereich nicht eins zu eins übernehmen, sondern müssen die Abläufe anpassen. Daneben halte ich die Zusammenarbeit mit anderen Archiven für sehr wichtig. Als Alleinkämpfer kommt man nicht weit. Auch diesen Teil der Kommunikation und Öffnung sehe ich als eine meiner zentralen Aufgaben.

Kontakt:
Stadtarchiv Meschede
Schadesche Wiese 3
59872 Meschede-Grevenstein
Tel. 0291 / 205 412
stadtarchiv@meschede.de

Quelle: Ute Tolksdorf, Das ist der neue Mann im Mescheder Stadtarchiv, Westfalenpost, 17.11.2020

Départements, Dolmetscher und Dampfloks

Neuer Band zur Sankt Augustiner Stadtgeschichte erschienen

Unter dem Titel „Départements, Dolmetscher und Dampfloks“ ist der neue Band 56 der Reihe „Sankt Augustin – Beiträge zur Stadtgeschichte“ erschienen. In fünf Aufsätzen werden in dem reich bebilderten Buch unterschiedliche Themen aus der Geschichte der Stadt aufgegriffen.

Der Historiker Mike Bargel untersucht die Entwicklung zur Zeit der französischen Verwaltung zwischen 1806 und 1815 in der Munizipalität Menden. Anhand von Karten, gedruckten Quellen und Akten aus dem Sankt Augustiner Raum wird deutlich, wie sich die teils noch aus dem Mittelalter stammenden Rechts- und Verwaltungsstrukturen im Großherzogtum Berg grundlegend neu entwickelten.

In dieser Zeit wurde auch erstmals in diesem Gebiet eine Hausnummerierung eingeführt. Mike Bargel beschreibt in einem weiteren Aufsatz, wie zunächst alle Häuser gemeindeübergreifend durchnummeriert und später pro Gemeinde neu durchgezählt wurden. Im 20. Jahrhundert ging man dann auf das heute noch übliche Verfahren mit Straßenname und darauf bezogener Hausnummer über. Diese Gegenüberstellung kann grundlegend für manch historische Adressermittlung sein.

Abb.: Die Niederpleiser Hauptstraße in Richtung Bonn um 1920/25. Der Standort des Fotografen befindet sich in etwa auf der Kreuzung Hauptstraße/Paul-Gerhardt-Straße/Pleistalstraße. (Quelle: Stadtarchiv Sankt Augustin, BSP 193)

Erich Pötz geht der Frage nach, wie sich die letzten Jahre des Ersten Weltkriegs im Spiegel der „Stimmen der Heimat an die Mendener Krieger“ darstellen. Diese Rundbriefe ließ der Katholische Jünglingsverein Menden zwischen 1916 und 1918 drucken, nicht um seine „im Felde“ stehenden Mitglieder über die wahren Entwicklungen zu informieren. Stattdessen wollte man berichten, „wie geregelt und geordnet alles in der Heimat trotz der schlimmen Kriegszeiten seinen Gang weitergeht, wie ein jeder Mendener Pfarrgenosse friedlich in der Heimat schafft und arbeitet“.

Abb.: Die Mendener Pfarrer Friedrich Hegel, der ehemalige Kaplan Max Dechamps und Kaplan Karl Schumacher (v. l.) förderten den Katholischen Jünglingsverein und die „Stimmen der Heimat“, Foto von 1916. (Quelle: Pfarrarchiv St. Augustinus Menden)

Die Planungen für zwei letztlich nie realisierte Bahnprojekte Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Tomas Meyer-Eppler bei Recherchen im Stadtarchiv. Zum einen hatte man die Verkehrsanbindung des Westerwalds bereits 1886 mit einer Eisenbahnstrecke von Siegburg über Niederpleis und Birlinghoven nach Seifen ins Auge gefasst. Zum anderen gedachte eine andere Gesellschaft um 1897 eine Überland-Straßenbahnlinie von Köln-Mülheim über Mülldorf und Meindorf nach Beuel zu führen. Die angestrebten Vorteile, Streckenführungen und Hintergründe der Projekte werden detailliert wiedergegeben.

Das Steyler Missionshaus St. Augustin wurde während des Zweiten Weltkriegs von der Luftwaffe beschlagnahmt, die dort verschiedene Dienststellen unterbrachte. Hierzu gehörte die „Sprachmittler-Abteilung“, deren Entwicklung 1943/44 Flugplatzkenner Hartmut Küper von ihrer Verlegung ins Missionshaus bis zum Ende während der „Schlacht im Hürtgenwald“ nachzeichnet.

Der 170 Seiten umfassende Band ist mit über 60 Abbildungen illustriert und im Rheinlandia Verlag unter der ISBN 978-3-945953-24-2 erschienen. Ab sofort ist er im Stadtarchiv Sankt Augustin im Rathaus sowie im Buchhandel für 6 Euro erhältlich. Herausgeber ist das Stadtarchiv Sankt Augustin, die Redaktion hatte Stadtarchivar Michael Korn.

Weitere Informationen zu der Reihe „Sankt Augustin – Beiträge zur Stadtgeschichte“ und zum Stadtarchiv gibt es bei Stadtarchivar Michael Korn, Tel. 02241/243-508, E-Mail: michael.korn@sankt-augustin.de und im Internet unter www.sankt-augustin.de/stadtarchiv.

Quelle: Sankt Augustin, Pressemitteilung, 16.11.2020

Provenienzforschung anhand von NS-Akten im Brandenburgischen Landeshauptarchiv

Pilotprojekt zur Digitalisierung und Auswertung von 42.000 NS-Akten im BLHA Potsdam startet

Im Rahmen eines mit rund 3,6 Millionen Euro geförderten Pilotprojekts wird das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA) die ca. 42.000 Akten der NS-Vermögensverwertungsstelle Berlin-Brandenburg restauratorisch sichern und für Forschung und Öffentlichkeit digital zugänglich machen. Parallel zu einer systematischen elektronischen Erschließung soll die wissenschaftliche Auswertung der historischen Unterlagen Aufklärung über den Entzug und Verbleib von Kulturgut leisten, das im Zuge der NS-Verfolgung beschlagnahmt wurde.

Abb.: BLHA, Rep. 36A Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg (II) Nr. 19175

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) finanzieren das Projekt gemeinsam. Mit rund 3,3 Millionen Euro trägt die BKM den größten Anteil der Förderung. Initiator des Projekts war die Moses-Mendelssohn-Stiftung mit ihrem Vorsitzenden Professor Dr. Julius H. Schoeps. – Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters erklärt:

„Auch mehr als 75 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur hat für mich die Erforschung der Provenienz geraubter Kulturgüter weiterhin höchste Priorität. Der Erhalt des historisch bedeutsamen Akten-Bestandes beim Brandenburgischen Landeshauptarchiv sowie seine Digitalisierung und wissenschaftliche Auswertung sind ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung und zur Erinnerungskultur. Es ist und bleibt unsere historische Verantwortung, die menschlichen Schicksale hinter den Kunstwerken und Akten zu zeigen und die Provenienzforschung nach Kräften zu unterstützen. Dafür müssen wir auch neue technologische Möglichkeiten nutzen. Deshalb ermöglichen wir dieses Pilotprojekt.“

Neben den für die Provenienzforschung wichtigen Informationen zum NS-Kunstraub und zu heutigen Standorten entzogenen Kulturguts enthalten die in Potsdam vorhandenen Verwaltungsakten der sogenannten Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg oft auch letzte Hinweise zum Verfolgungsschicksal der Deportierten und Ermordeten. Sie sind für Angehörige, Rechtsnachfolger und die Wissenschaft weltweit von Bedeutung. – Dr. Irena Strelow, Leiterin der Provenienzforschung im Brandenburgischen Landeshauptarchiv:

„Für die Provenienzforschung sind insbesondere die in den Akten überlieferten Profiteure des nationalsozialistischen Kunstraubes bedeutsam, die in den Zusammenhang mit heutigen öffentlichen Institutionen gebracht werden können. Sie sollen durch eine elektronische Fallsuche ermittelt werden. Die Ergebnisse können helfen, Provenienz-Lücken in öffentlichen Einrichtungen zu schließen, in deren Beständen NS-Raubkunst zu vermuten ist. Aus meiner Sicht ist die Aufdeckung systematischer Strukturen bei der Verwertung jüdischen Eigentums der wichtigste Beitrag für die Provenienzforschung.“

Die rund 2,4 Millionen Aktenseiten des Bestandes müssen zunächst begutachtet, gereinigt, gegebenenfalls restauriert und anschließend digitalisiert werden. In Zusammenarbeit mit der Provenienzforschung im Landeshauptarchiv entwickeln IT-Experten eine Anwendung, mit deren Hilfe die digitalisierten Unterlagen themenorientiert elektronisch ausgewertet werden. Die durch die Auswertung und wissenschaftliche Provenienzforschung erarbeiteten Ergebnisse werden an die Rechtsnachfolger der Opfer nationalsozialistischer Verfolgung – soweit bekannt – und an diejenigen öffentlichen Einrichtungen und Museen weitergegeben, die nach Aktenlage Kunstobjekte aus ehemaligem jüdischem Besitz erworben haben.


  

Abb.: Aus der Akte BLHA, Rep. 36A Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg (II) Nr. 19175. Oben: ein Teil der zu digitalisierenden Akten im Magazin des Landeshauptarchivs (Fotos: BLHA Potsdam)

Ein weiteres Ziel ist es, die Ergebnisse und Quellen einer breiten Öffentlichkeit zur wissenschaftlichen Nachnutzung zugänglich zu machen. Forscherinnen und Forscher sollen zukünftig mit diesem für die Holocaust-Forschung zentralen Bestand arbeiten können, ohne dafür nach Potsdam in den Lesesaal des Landeshauptarchivs reisen zu müssen. Das Projekt soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein. – Professor Dr. Mario Glauert, Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, zum Mehrwert des Projektes:

„Mit diesem Projekt sichern wir nicht nur einen international bedeutenden Quellenbestand des Archivs. Wir bewahren die Erinnerung an zehntausende Menschen. Die elektronische Bereitstellung und Analyse der Akten wird spannende Zugänge für eine Forschung mit digitalen Werkzeugen eröffnen. Das Pilotprojekt entwickelt interdisziplinäre Methoden, die für viele weitere Aktenbestände der NS-Zeit genutzt werden können.“

Kontakt:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Am Mühlenberg 3
14476 Potsdam
OT Golm
https://blha.brandenburg.de/

Postanschrift:
Postfach 600449
14404 Potsdam
poststelle@blha.brandenburg.de

Tel.: 0331 5674-270
Fax: 0331 5674-212
benutzerdienst@blha.brandenburg.de

Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Pressemitteilung, 17.11.2020

Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 4/2020

Unter dem Titel „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ informiert das Stadtarchiv Gera vierteljährlich über aktuelle Entwicklungen und historische Themen rund um eigene Arbeit. Im 4. Informationsbrief 2020 des Stadtarchivs Gera wird unter anderem auf die Kaffee-Rösterei Max Richter eingegangen, welche sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur heute am Kornmarkt befindlichen Kaffeerösterei befand.

Darüber hinaus wird über eine kuriose, multifunktionale Telefonzelle aus der Zeit um die Jahrhundertwende ebenso wie über den 100. Geburtstag des Geraer Restaurators Kurt Thümmler berichtet. Dessen segensreiches Wirken kam auch zahlreichen Kirchen und anderen Gebäuden sowie Plastiken, Altären und anderweitigen Kunstgegenständen in Gera und Umgebung zugute. Der vierte Artikel unsere Informationsbriefes gibt einen Ausblick auf die voraussichtlich noch in diesem Jahr im Stadtmuseum Gera eröffnende Sonderausstellung über das im Zuge des Zweiten Weltkrieges 1945 zerstörte Schloß Osterstein.

Abb.: Kurt Thümmler bei der Restaurierung einer Madonna mit Kind im Jahr 1973 (Quelle: Eigentum: privat – Fotograf: Heinz Gerisch)

Der 1999 verstorbene Restaurator Kurt Thümmler wäre am 22.10.2020 100 Jahre alt geworden. Vielen Geraern und Thüringern, vor allen den an der Erhaltung und Restaurierung von Kulturdenkmalen interessierten Bürgern, ist Kurt Thümmler als Restaurator und Konservator noch in Erinnerung. 1997 erhielt er den Denkmalpreis der Stadt Gera für sein Lebenswerk. Sein Arbeitsfeld umfasste die Restaurierung von Altären und geschnitzten Figuren, er restaurierte Kirchen, Rathäuser, Bürgerhäuser, war beratend bei der Farbgestaltung historischer Fassaden tätig und fertigte sowie restaurierte Bleiglasfenster, u. a. auch für Schulen und Kaufhäuser. Er entwarf Vorlagen für andere Künstler, so zum Beispiel für die Keramikerin Susanne Engelmann, mit der die Familie Thümmler befreundet war. Der ehemalige Landeskonservator des Landesamtes für Denkmalpflege, Rudolf Zießler, schrieb in seinem Brief zur Denkmalpreisverleihung, dass mindestens ein Viertel aller Kirchen in Thüringen sowie zahlreiche private und kommunale Denkmale, insgesamt ca. 800 Denkmale, Fassaden, Innenausstattungen und bewegliche Kunstgüter, von Kurt Thümmler während seiner 47 Arbeitsjahre betreut wurden. Kurt Thümmler arbeitete immer nach dem Prinzip der Achtung vor dem historischen Kunstwerk

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-2140 bis 2143
stadtarchiv@gera.de
www.gera.de/stadtarchiv

Biographisches Standardwerk zu den Aschaffenburger Oberbürgermeistern

Mit der Neuerscheinung „Stadtoberhäupter. Bürgermeister und Oberbürgermeister in Aschaffenburg“ präsentiert die Stadt ein biographisches Grundlagenbuch zur Aschaffenburger Geschichte: 15 Biographien der Aschaffenburger Stadtoberhäupter, beginnend bei Jakob Leo in der Umbruchzeit um 1800 bis hin zum Ende der Amtszeit von Klaus Herzog im Frühjahr 2020. Der Band skizziert aber auch die Entwicklungen in der langen Mainzer Zeit seit dem Mittelalter.

Das Buch basiert auf der 1983 erarbeiteten Publikation „Aschaffenburger Stadtoberhäupter von 1818 bis 1983“ von Carsten Pollnick. Nach fast vierzig Jahren war es an der Zeit, eine erweiterte und umfassend ergänzte Neuauflage herauszugeben. Sie enthält jetzt eine vollständig neu bearbeitete Biographie von Oberbürgermeister Dr. Willi Reiland sowie einen Beitrag zu Klaus Herzog. Beide wurden geschrieben von Susanne von Mach.

Mit Klaus Herzog ist auch derjenige Oberbürgermeister angesprochen, dem die Neuerscheinung als „Festschrift“ zum Abschied aus dem Amt übergeben werden sollte. Die Corona-Pandemie hat im Frühjahr 2020 dazu geführt, dass sämtliche Abschiedsfeiern abgesagt werden mussten.

Die ansprechend gestaltete Neuerscheinung ist für 12 Euro über den Buchhandel sowie das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg erhältlich.

Info:
Carsten Pollnick / Susanne von Mach:
Stadtoberhäupter. Bürgermeister und Oberbürgermeister in Aschaffenburg
Aschaffenburg 2020 (Stadt- und Stiftsarchiv: Sonderpublikationen),
ISBN 978-3-922355-38-0. 106 S. mit zahlreichen Abbildungen.

Quelle: Stadt Aschaffenburg, Pressemitteilung, 10.11.2020

Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff

Eine Online Quellen-Edition aus dem Familienarchiv

Das an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Zentrum Preußen-Berlin bearbeitete Forschungsprojekt „Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert“ (gefördert durch die Bundesministerin für Kultur und Medien) wurde 2019 abgeschlossen. Als Ergebnis liegen eine umfangreiche wissenschaftliche Online-Auswahledition und eine monographische Studie von Gaby Huch vor, die ein quellenfundiertes Bild vom Leben und Handeln des ostpreußischen Adels in der Neuzeit vermitteln. Damit steht erstmals umfangreiches Material für eine Kulturgeschichte dieser ostpreußischen Adelsfamilie zur Verfügung, das der Forschung zur ostpreußischen Adelslandschaft neue Impulse verleiht und einen Beitrag zur ostpreußischen und ostmitteleuropäischen Adelsgeschichte leistet.

Abb.: Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Familienbildnis des Grafen Ernst Ahasverus Heinrich Lehndorff und seiner Familie, 1779, Öl auf Leinwand: 104,5 x 130 cm. (Foto: Kilian Heck) – Das Bild wurde restituiert und befindet sich derzeit als Stiftung des Deutschen Historischen Museums im ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg.

Das Projekt „Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert“ ist eingebettet in das Forschungsfeld der ostpreußischen und ostmitteleuropäischen Adelsgeschichte. Die Lehndorffs waren neben den Dönhoffs und den Dohnas über Jahrhunderte hinweg fester Bestandteil der durch ethnisch-sprachliche, konfessionelle und kulturelle Vielfalt gekennzeichneten preußischen Adelsregion mit zahlreichen Schnittstellen nach Litauen und in das Baltikum, nach Polen und nach Russland. Mit ihrer ländlichen Lebenswelt in Steinort, dem Zugang zum Hof in Warschau, dann in Berlin, ihren amtlichen und politischen Kontakten, beruflichen Laufbahnen in Militär und Diplomatie, Heiratskreisen, ihrem sozialem Engagement, mit Repräsentation, Geselligkeit und nicht zuletzt Kulturkonsum stehen sie exemplarisch für den grundbesitzenden ostpreußischen Adel. Auch sie mussten sich mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandlungsprozessen des 18. und des 19. Jahrhunderts und dem Verlust traditioneller Orientierungen auseinandersetzen.

Im Zweiten Weltkrieg auseinandergerissen, wird das Archiv der Grafen von Lehndorff heute an drei Archivstandorten, im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin, im Staatsarchiv Leipzig und im Archiwum Państwowe w Olsztynie (Staatsarchiv Allenstein), verwahrt. Die im Guts- und Familienarchiv überlieferten Briefe und Aufzeichnungen dokumentieren die Geschichte der Familie über den Zeitraum vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Nur ein Teil der Gesamt-Überlieferung, zeitlich beschränkt auf das 18. bis 20. Jahrhundert, inhaltlich eingegrenzt durch entlang des Projektthemas entwickelte Auswahlkriterien, konnte im Rahmen des Projektes einbezogen werden. Dokumente aus anderen Archiven ergänzen die Quellenlage insbesondere dort, wo die Überlieferung des Familienarchivs heute fehlt. Diese Quellen gewähren Einblicke in adliges Selbstverständnis, regionale und nationale Identität, gelebte Adelskultur, kollektive Erfahrungen und Wahrnehmungen. Zudem ermöglicht die enge Verflechtung der Familie mit dem polnischen, baltischen und russischen Raum den Blick über Region und Nation hinaus. So lässt sich anhand der Quellen das Spannungsfeld zwischen standesgebundenen und individuellen Lebensvorstellungen der Familie auf dem Weg in die Moderne in den Blick nehmen.

Abb.: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften 2019. URL: https://lebenswelten-lehndorff.bbaw.de

Die aus dem reichen Quellenmaterial ausgewählten Dokumente – private Korrespondenz und Briefe zur Verwaltung der Güter, Testamente und Erbauseinandersetzungen, königliche Edikte und amtliche Schreiben, Statistiken und Inventare, Denkschriften, Instruktionen, Zeitschriftenartikel und Tagebücher – bilden in vielfältiger Weise das Leben und Wirken der adligen Familie Lehndorff auf dem Gutsbesitz Steinort (Sztynort) in Ostpreußen, in Königsberg und Berlin vom 18. bis in das 20. Jahrhundert ab. Sie berühren Besitz und Familienbeziehungen, politische, militärische, ökonomische, soziale Tätigkeiten sowie kulturelle, genealogische und religiöse Themen. Mit der vorliegenden Online-Edition ist das Material des Guts- und Familienarchivs der Grafen von Lehndorff-Steinort nicht nur virtuell erstmals wieder zusammengeführt, sondern durch die wissenschaftliche Erschließung für die Forschung zugleich inhaltlich in einen bislang nicht verfügbaren Gesamtzusammenhang gestellt. Einleitende Texte geben darüber hinaus Einblicke in das Projekt, den Untersuchungsgegenstand und die Fragestellungen, aber auch in die Überlieferungslage der Quellen und die der Edition zugrunde gelegten Editionsprinzipien.

Eine Vielzahl von Recherche- und Auswertungsmöglichkeiten und verschiedene Register ermöglichen ein komfortables Arbeiten mit den Dokumenten und Briefen. Durch die Erfassung der Metadaten in XML-TEI, die Verwendung von Normdaten (GND, GeoNames) und die Anbindung der Briefeditionen an den durch TELOTA an der BBAW entwickelten Webservice „correspSearch“ sind darüber hinaus verschiedene Möglichkeiten für die Vernetzung mit anderen Editionen gegeben. Zusätzlich aufgenommen wurden Abbildungen, da bei der Arbeit an den Akten und in der ergänzenden Literatur zahlreiche Baupläne, Karten, Gemälde, Fotos etc. aufgefunden wurden, die eine Bereicherung der schriftlichen Überlieferung darstellen. Eine Bibliographie der themenspezifischen Literatur sowie der Zugriff auf die Findmittel der Archive in Olsztyn und Leipzig bzw. auf ein durch die Bearbeiterin zusätzlich erstelltes, vorläufiges Findmittel in Berlin wurden auf der Website implementiert.

Basierend auf der digitalen Auswahl-Edition rekonstruiert die Studie die Geschichte der Grafen von Lehndorff vor dem Hintergrund der allgemeinen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse in der Abfolge mehrerer Generationen. Die Sachgebiete, die dabei angesprochen werden, reichen von der Ansiedlung bis zur Errichtung des Herrenhauses, von adliger Herrschaftsausübung bis zum Lehnsrecht, von der Dorfverfassung bis zum Landesrecht, von der Religion bis zur Politik, von der Bildung bis zum Leben adliger Frauen. Kontinuitäten und Brüche in den Besitz- und Vermögensverhältnissen, Rückständigkeit und Modernisierungswille, Kulturbeziehungen und politische Haltungen lassen sich am Beispiel der Familie bis in das 20. Jahrhundert verfolgen, lassen aber auch durch die enge Verbindung adliger Familie in der Region und darüber hinaus „Gemeinschaftsschicksale“ erkennen.

Links:

Kontakt:
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Dr. Gaby Huch
gaby@huch.berlin

Projektleiterin
Dr. Bärbel Holtz
holtz@bbaw.de

Archiv und Wirtschaft 3+4/2020

In Kürze erscheint die Doppelausgabe 3+4/2020 von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW). Die Ausgabe beinhaltet u.a. einen längeren biografischen Aufsatz über Gerd Bucerius (1906-1995) mit besonderem Blick auf die von ihm 1964 erworbene Schweizer Zeitung „Die Weltwoche“.

AUFSÄTZE

Axel Schuster: Der Verleger Gerd Bucerius und sein Schweizer Engagement um „Die Weltwoche“ (109-126)
Nicolas Krocker: Das Dokument in der digitalen Transformation. Records Management als Beitrag zur unternehmensweiten Digitalisierung bei der Bayerischen Hausbau GmbH & Co. KG (127-133)

DISKUSSIONSFORUM

Ulrike Gutzmann: Erfolgsmodell oder Gefahr für Unternehmensarchive? Anmerkungen zum Artikel von Martina Fähnemann und Ingo Stader in Heft 1/2020 von AuW (134-141)

REZENSIONEN

Rheticus-Gesellschaft und Wirtschaftsarchiv Vorarlberg (Hrsg.): Unternehmen – Archivieren – Erforschen: Einblicke in Vorarlbergs Wirtschaftsgeschichte und ihre Dokumentation (Peter Wegenschimmel) (141-143)
Janina Salden: Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband zur Zeit des Nationalsozialismus (Achim Korres) (143-145)
Marcus Stumpf (Hrsg.) und Hans-Jürgen Höötmann (Red.): Praktische Archivkunde. Ein Leitfaden für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste – Fachrichtung Archiv (Brigitta Hafiz) (145-146)
Gunnar Take: Forschen für den Wirtschaftskrieg. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft im Nationalsozialismus (Dirk Wiegand) (147-148)
Gabriele Unverferth (Bearb.): Kohle, Koks und Kolonie. Das Verbundbergwerk Gneisenau in Dortmund-Derne (Klaus Wisotzky) (148-149)

Nachruf Benjamin Obermüller (Kirsten Teipel) (150-152)

Nachrichten (152)
Leserforum (153-154)
Rezensionsliste (155-156)
Impressum (160)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
„Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH – 4070 Basel
Telefon: (0049) (0)159-06825241
martin.muenzel@wirtschaftsarchive.de
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

Leuchtende Kirchenfenster – Zwei Generationen Glaskünstler Klonk

Dritte DDBstudio-Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs Kassel

Die Bandbreite der virtuellen Ausstellungen, die seit genau einem Jahr in der Deutschen Digitalen Bibliothek veröffentlicht werden, ist so spannend wie bereichernd. Anfang Oktober 2019 ist das Tool DDBstudio in Betrieb genommen worden. Seitdem sind über 50 Ausstellungen mit DDBstudio entstanden. Allein im September 2020 haben über 20.000 Besucher/-innen diese Ausstellungen besucht.

Drei dieser Ausstellungen hat das Landeskirchliche Archiv Kassel kuratiert. Im April 2020 startete man mit „Communicanten, Kommunikation – ein weites Feld„. Es folgte im Juni 2020 „Migration und Mortalität in der Frühen Neuzeit – von Kastenrechnungen und Kirchenbüchern„.

Abb.: E. Jakobus Klonk, Jona unter der Rizinusstaude, Ev. Kirche Offleben 1974/ 75 (Foto: Landeskirchliches Archiv EKKW).

Und nun stehen die sakralen Glasmalerei-Entwürfe (allesamt ausgeführt in Kirchen in Hessen, NRW, Thüringen, Niedersachsen, der Pfalz und Tokyo / Japan) von E. Jakobus Klonk und Erhardt Klonk im Mittelpunkt der dritten Ausstellung des Kasseler Kirchenarchivs, die den Titel trägt: „Leuchtende Kirchenfenster – zwei Generationen Glaskünstler Klonk„. Thematisiert werden biblische Motive von der Schöpfungsgeschichte, dem Leben Christi bis hin zur Apokalypse.

375 realisierte Glasmalerei-Entwürfe von E. Jakobus Klonk zählt das Landeskirchliche Archiv Kassel zu seinen Beständen. 2011 konnten die im Maßstab 1:10 angefertigten Aquarelle als Vorlass des Künstlers übernommen und erschlossen werden. Gleiches gilt für den Nachlass seines Vaters Erhardt Klonk (177 zumeist realisierte sakrale Glasmalerei-Entwürfe).

Erhardt Klonk (1898-1984) wirkte als Maler, Zeichner und Glaskünstler. 1937 gründete er eine Werkstatt in Marburg und stattete mehrere hessische Dorfkirchen mit Sakralfenstern aus. Er erhielt einen Ruf an die Staatliche Kunstakademie Düsseldorf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte Klonk als Schauspieler und Bühnenbildner in Marburg. 1955 gründete er aufs Neue eine eigene Werkstatt als Glasmaler. Ausgeführte Arbeiten finden sich u.a. in Kirchen in Hessen, NRW und in der Pfalz.

Sein Sohn Erhardt Jakobus Klonk wurde 1932 als zweiter von fünf Söhnen geboren. Er absolvierte eine Ausbildung als Maler und Glaskünstler. Die Meisterprüfung legte er, der sich nun E. Jakobus nennt, nach der Akademiezeit ab. Bis 1970 arbeitete er mit seinem Vater in einer gemeinsamen Werkstatt. Danach führte er ein eigenes Atelier in Oberrosphe. Sein Schaffen hat vielfältige Spuren in Sakralbauten in Hessen, Thüringen, Niedersachsen und NRW hinterlassen.

Link: https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/kirchenfenster-klonk

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Lessingstraße 15 A
34119 Kassel
Tel.: (0561) 78876 – 0
Fax: (0561) 78876 – 11
archiv@ekkw.de
www.archiv-ekkw.de

Als die Bilder in Aschaffenburg laufen lernten

Älteste Filmaufnahmen aus der Stadt entdeckt und digitalisiert

Wenig deutete vor einigen Monaten im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg darauf hin, dass sich in der unscheinbaren Filmdose aus dem Bestand der Freiwilligen Feuerwehr Aschaffenburg die ältesten Filmaufnahmen, die aus Aschaffenburg bekannt sind, befinden würden. Die Stadt- und Stiftsarchiv hat den historischen Originalfilm von 1912 digitalisieren lassen und über den YouTube-Kanal der Stadt unter dem Link: https://youtu.be/3C32TWsPzI0 online verfügbar gemacht. Ebenfalls auf YouTube zu sehen ist eine stadthistorische Einordnung mit Erklärungen zu den Szenen des Films: https://youtu.be/8mj5a-0Dfbw

Die alte Filmrolle der Feuerwehr zeigt einen kurzen Stumm-Film, den Fritz Rüth, damals Kinobesitzer in der Herstallstraße (Union-Kino), im Juli 1912 anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr aufnahm. Es handelt sich um die mit Abstand ältesten bekannten Aufnahmen aus der Stadt aus einer Zeit als Bayern noch ein Königreich war.

Aber die Filmrolle ist auch noch aus einem anderen Grund „brisant“: Das Material besteht aus Nitrozellulose, das über eine höhere Sprengwirkung als Schwarzpulver verfügt und selbstentzündlich ist. Solche „Nitratfilme“ waren in den ersten Jahrzehnten der Filmgeschichte sehr verbreitet. Heute fallen sie in Deutschland unter das Sprengstoffgesetz. Daher wurde die Neuentdeckung direkt an eine Spezialfirma zur Digitalisierung geliefert. Das Original der Filmrolle liegt jetzt als Dauerleihgabe in einem besonders gesicherten Spezialarchiv des Bundesarchivs.

Von Fritz Rüth ist bekannt, dass er neben seinem eigentlichen Beruf als Kinobesitzer auch filmend tätig war. Im Archiv lagert seit kurzem noch ein weiterer, deutlich längerer Film von ihm, der aus den 1920er-Jahren stammt und jetzt von einer Enkelin an das Archiv als Dauerleihgabe übergeben worden ist. Weitere alte Filmaufnahmen von Fritz Rüth sind anscheinend verschollen.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon: +49 6021 4561050
Telefax: +49 6021 29540
stadtarchiv@aschaffenburg.de

Quelle: Stadt Aschaffenburg, Pressemitteilung, 19.10.2020

Neuer Leiter des Stadtarchivs Nürnberg

Dr. Arnold Otto übernahm am 1. Oktober 2020 die Leitung des Stadtarchivs Nürnberg.

Arnold Otto, 1976 geboren, studierte Geschichte, Philosophie, Germanistik und Anglistik in Düsseldorf und Marburg sowie Medieval Studies in Leeds. Nach der Promotion in Germanistischer Mediävistik und dem Archivreferendariat für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster und Marburg war er seit dem Jahr 2005 Leiter des Erzbistumsarchivs Paderborn.

Dr. Arnold Otto (pdp-pressestelle, Erzbischoefliches Generalvikariat PB)

Dr. Otto übernimmt die Nachfolge des in den Ruhestand gewechselten langjährigen Leitenden Direktors des Nürnberger Stadtarchivs, Dr. Michael Diefenbacher, der diese Funktion von 1984 bis 2019 über ein Vierteljahrhundert ausgeübt hatte. Zuletzt war das Stadtarchiv kommissarisch durch Dr. Wiltrud Fischer-Pache geleitet worden.

„Ich freue mich, dass wir mit Dr. Arnold Otto einen erfahrenen Fachmann für das Nürnberger Stadtarchiv gewinnen und von Ostwestfalen ins Fränkische lotsen konnten. Ich bin mir sicher, dass von Dr. Otto wichtige Impulse für die zukünftige Ausrichtung des ‚Gedächtnisses der Stadt‘ ausgehen werden“, so Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner.

Das Stadtarchiv Nürnberg ist im Geschäftsbereich Kultur der Bürgermeisterin die zuständige Dienststelle für alle Fragen der Stadtgeschichte und steht allen Bürgerinnen und Bürgern offen. Zudem wird hier archivpädagogische Arbeit geleistet, Forschungsvorhaben und -projekte mit Bezug zur Stadtgeschichte werden vorangetrieben, Ausstellungen kuratiert sowie einer umfangreichen Publikationstätigkeit nachgegangen.

Die Gesamtzahl der im Stadtarchiv verwahrten Archivalieneinheiten wird auf circa acht Millionen geschätzt. Ältestes Zeugnis ist die nach einer Freigelassenen benannte Sigena-Urkunde vom 16. Juli 1050, die erstmals schriftlich die Existenz der mittelalterlichen Burgsiedlung Nürnberg belegt:

Kontakt:
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Telefon: 09 11 / 2 31-27 70
Telefax: 09 11 / 2 31-40 91
https://www.nuernberg.de/internet/stadtarchiv/

Quelle: Stadt Nürnberg, Nachrichten aus dem Rathaus, Nr. 774, 4.8.2020