Neuer Leiter des Stadtarchivs Schopfheim

Seit 1.7.2021 ist Johann Löwen neuer Leiter des Stadtarchivs der Stadt Schopfheim. Er folgt damit auf Dr. Ulla K. Schmid, die am 1.8.2021 ihren wohlverdienten Ruhestand angetreten hat. Der 37-Jährige Johann Löwen war bis zuletzt für sechs Jahre als Stadtarchivar bei der Stadt Lörrach tätig. Dort hat er nach seinem Studium der Politikwissenschaften in Bayern seine Ausbildung zum Fachangestellten für Medien und Informationsdienste der Fachrichtung Archiv absolviert.


Abb.: Johann Löwen archiviert nunmehr die Akten der Stadtverwaltung Schopfheim (Foto: Stadt Schopfheim)

Seine Vorgängerin in der südwürttembergischen Stadt im Dreiländereck, Dr. Ulla K. Schmid (Jahrgang 1955), hatte in Freiburg Ethnologie und Geografie studiert. 1986 übernahm sie die Leitung des Schopfheimer Museums, 1993 zusätzlich die Führung des Stadtarchivs. Zahlreiche Ausstellungen hatte sie seither konzipiert, darunter u.a. zur 1848er-Revolution.

Johann Löwen wird als Leiter des Stadtarchivs Schopfheim zukünftig den Fokus auf die Digitalisierung legen. Eine weitere Priorität ist es, zeitnah den Benutzerdienst an die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden anzupassen. Diese ändern sich zunehmend hin zu digitalen Dienstleistungen. Hierzu gilt es die internen Prozesse anzupassen, so dass es möglich ist, neben den Vor-Ort-Besuchen auch Anfragen digital zu beantworten. Dies gilt nicht nur für die externen Kunden, sondern auch für die internen Fachbereiche und Fachgruppen in der Stadtverwaltung.

Auch optisch hat der neue Archivar, der bereits in Schopfheim wohnte, das Archiv etwas umgestaltet. Neben neuer Möblierung schmücken nun Werke lokaler Künstler aus der städtischen Bildersammlung die Wände des Archivs sowie seines Büros. Geplant ist auch, diese Schätze im Rahmen einer halbjährlichen Wechselausstellung zu veröffentlichen.

Kontakt:
Stadt Schopfheim
(ehemaliges Amtsgericht)
Stadtarchiv
Johann Löwen, Leitung Archiv
Hauptstraße 29
79650 Schopfheim
Telefon: 07622 396-190
Fax: 07622 396-201
j.loewen@schopfheim.de

Quelle: Stadt Schopfheim, Aktuelle Meldung, 5.8.2021; Badische Zeitung, Interview mit Ulla K. Schmid, 17.6.2017; Badische Zeitung, 4.8.2021

Parallelen zwischen den Morden an Erzberger und Lübcke?

„Dieser Feind steht rechts“. – SWR2 True Crime-Podcast „Sprechen wir über Mord?!“.

Lassen sich rechtsextreme Verbrechen vergleichen? Gibt es Parallelen zwischen den Morden rechtsextremer Täter in der Weimarer und in der Bundesrepublik? Mit einer Sonderfolge erinnert der SWR2 True Crime-Podcast „Sprechen wir über Mord?!“ an die Attentate auf Matthias Erzberger und Walter Lübcke, zwischen denen rund einhundert Jahre liegen. In der aktuellen Folge, die seit 2.8.2021 abrufbar ist, ordnen Spezialisten aus Justiz und Geschichtswissenschaft die beiden Morde juristisch und gesellschaftspolitisch ein.

Vor 100 Jahren, am 26. August 1921, töteten Heinrich Tillessen und Heinrich Schulz heimtückisch den Zentrumspolitiker Matthias Erzberger bei Bad Griesbach im Schwarzwald durch mehrere Schüsse aus nächster Nähe. Die Mörder waren Mitglieder der rechtsterroristischen „Organisation Consul“. Ihnen galt Erzberger als „Novemberverbrecher“, weil er am 11. November 1918 das Waffenstillstandsabkommen von Compiègne unterzeichnet hatte – als Zivilist; kein Militär fand sich dazu bereit. Am 2. Juni 2019 erschoss der Neonazi Stephan Ernst den Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke auf der Terrasse seines Hauses. Lübcke war in der rechten Szene zum Todfeind erklärt worden, weil er sich öffentlich für die Rechte von Geflüchteten eingesetzt hatte.

Abb.: Die Politiker Walter Lübcke (1953-2019) und Matthias Erzberger (1875-1921) in einer Montage (Foto: Socher/Eibner-Pressefoto und picture alliance / akg-images | akg-images)

In Zentrum der aktuellen Folge des SWR2 True Crime-Podcasts „Sprechen wir über Mord?!“ steht die Frage nach möglichen Parallelen der beiden Bluttaten. Diese Frage erörtern der Jurist und ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer, der Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe Wolfgang Zimmermann, Heike Borufka, Gerichtsreporterin des Hessischen Rundfunks, und ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt (SWR). Sie diskutieren über Hintergründe, Zusammenhänge und mögliche Kontinuitäten rechter Gewalt in Deutschland.

Thomas Fischer stellt eine direkte Parallelisierung zwar in Frage, betont aber gewisse Kontinuitäten. Über rechtsradikale Täter von heute sagt er: „Das sind runtergekommene Gestalten, die meinen, mit solcher Symbolik sich gegenseitig aufputschen zu können. Rechtsradikale lieben Symbolik. Deshalb werden solche Bilder gesucht […] Es geht darum, zu sagen: ‚Da könnt ihr mal sehen, wir machen das so wie damals, weil wir sozusagen die legitimen Erben dieser großen deutschen Bewegung sind.‘ Und die Leute, die ihr ganzes Leben damit verbringen, nach solchen Fetischen zu suchen, die hören das.“ Der ehemalige Vorsitzende Bundesrichter warnt aber davor, „dass man aus solchen Mördertypen oder Mordkomplotten nichts Größeres macht als es ist. […] Jetzt zu sagen: Wie weit sind wir schon auf dem Weg von der Weimarer Republik zum endgültigen Zusammenbruch der Demokratie, das würde ich für sehr gefährlich halten. Und man sollte diesen Dingen nicht mehr ‚Ehre‘ zukommen lassen, als sie verdienen.“

Wolfgang Zimmermann, Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe, rät dennoch zur Wachsamkeit: „Geschichte wiederholt sich nicht, aber auf Parallelen kann man schon mal schauen. […] Die Parallelitäten machen uns dafür sensibel, Vorwarnsysteme zu entwickeln. Und als Historiker weiß ich, es sind Dinge denkbar, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Dies gilt auch für die Weimarer Republik: Hätte man da eine wehrhafte Demokratie gehabt, hätte man vielleicht noch Dinge verhindern können, die nachher nicht mehr zu verhindern waren. Auch wenn unsere Demokratie heute gesichert ist, so gilt: Das ist kein Selbstläufer.“

Info:
Die aktuelle Folge des Podcasts steht seit dem 2. August 2021 in der ARD-Audiothek und auf www.SWR2.de zur Verfügung.

Im SWR2 True Crime Podcast „Sprechen wir über Mord?!“ diskutieren der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer und ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt alle 14 Tage spektakuläre Kriminalfälle und ordnen sie juristisch ein. Alle Folgen sind in der ARD-Audiothek und auf SWR2.de zu hören.

Kontakt:
Landesarchiv Baden-Württemberg
Abteilung Generallandesarchiv Karlsruhe
Nördl. Hildapromenade 3
76133 Karlsruhe
Tel. +49 721 926-2206
Fax +49 721 926-2231
glakarlsruhe@la-bw.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Nachrichten, 2.8.2021

Das historische Bildarchiv des Elektrizitätswerks im Stadtarchiv Zürich

arché No 3 – „Elektrizität und kein Ende!“ – Wasserkraft für die Stadt Zürich.

Die dritte Ausgabe der Zeitschrift arché des Stadtarchivs Zürich zeigt unter dem Titel „Elektrizität und kein Ende!“ – Wasserkraft für die Stadt Zürich Fotografien aus dem historischen Bildarchiv des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich ewz und setzt sie mit thematischen Artikeln zur Elektrifizierung Zürichs in eine historische Perspektive.

Das heute im Stadtarchiv Zürich aufbewahrte ewz-Bildarchiv zeigt Fotografien der Landschaften aus allen Bauzonen der Zürcher Wasserkraftwerke; die Bilder dokumentieren die Zeit von ungefähr 1900 bis in die Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts.

Ende des 19. Jahrhunderts beschloss die Zürcher Gemeindeversammlung, die Stadt mit elektrischem Strom zu beleuchten. Mit dem Bau des Letten-Kraftwerks 1892 konnte ein Teil des benötigten Stroms erzeugt werden – es war auch die Geburtsstunde des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (ewz). Am 1. Januar 1893 wurde das ewz eine eigene Dienstabteilung.

Doch erst der Beschluss zum Bau des Albula-Kraftwerks 1906 markierte den großflächigen Beginn der Elektrifizierung der Stadt. Dieser erste Kraftwerk-Bau war gleichzeitig auch der Beginn einer engen und bis heute andauernden Beziehung zwischen der Stadt Zürich und den Bündner Konzessionsgemeinden, die große bauliche und gesellschaftliche Veränderungen mit sich brachte.


Abb.: Albulawerk, Maschinenhaus und Druckleitung Sils im Domleschg mit ursprünglichem Flussverlauf und Fabrikkanal, ca. 1911. Architekt war der frühere Stadtbaumeister und ETH-Professor Gustav Gull, der auch das Landesmuseum und die Sternwarte geplant hatte. Es ging 1909 in Betrieb (Foto: Stadtarchiv Zürich; V.G.c.161.:4.3.04736.)

Die Kraftwerke Mittelbünden umfassen heute sechs Kraftwerke und nutzen die Gewässer der Albula, der Julia und des Heidbachs. Die Albula-Bauarbeiten begannen 1906 und wurden mit dem Maschinenhaus Sils im Domleschg 1909 in Betrieb gesetzt. Das Heidsee-Kraftwerk bei Lenzerheide war als Ergänzung des Albulawerks bei Wasserknappheit im Winter gedacht; es wurde mit dem Maschinenhaus Solis 1920 in Betrieb genommen.

Das von 1922 bis 1926 vom ewz gebaute Wasserkraftwerk im Wägital (Schwyz) legte den Grundstein modernster Technik und neuester Bauverfahren. Die kolossale Staumauer im hintersten Winkel des Kantons Schwyz, die Stollen und Druckleitungen sowie die Prunkbauten der Maschinen- und Schalthäuser suchten in Europa ihresgleichen. Das neue Kraftwerk war zudem die damals größte elektrische Kraftanlage der Schweiz und repräsentierte den nationalen Technikstolz der Zwischenkriegszeit. Doch das Kraftwerk Wägital steht auch für die Umsiedlung und Flutung eines ganzen Tals und die Konflikte, die solche Projekte mit sich bringen.

Das Julia-Werk war eine weitere Ausbauetappe der Kraftwerke Mittelbünden. Mittelpunkt ist dabei das 1954 vollendete Speicherwerk Marmorera auf der Julierpassstrecke, das wie im Wägital eine Umsiedlung des gleichnamigen Dorfs nach sich zog. Der damals einzigartige Erddamm Castiletto hält mit den Marmorera-Stausee 60 Millionen Kubikmeter Wasser zurück.


Abb.: Staumauer und Stausee Albigna, Blick gegen Cima dal Cantun, Cima di Castello und Pizzo di Zocca, 1960 (Foto: Stadtarchiv Zürich; V.G.c.161.:1.14.01439)

Mit den Bergeller Kraftwerken beendete das ewz seinen Wasserkraft-Ausbau. Das Bündner Südtal Bergell mit seiner Länge von 12 Kilometern und einem Gefälle von 1.400 Metern bot ideale Bedingungen für Wasserkraftwerke. Die vier Werke Löbbia, Castasegna, Lizun und Bondo umfassen auch den Staudamm und Speichersee Albigna auf 2.167 Metern Höhe mit einer Gewichtsstaumauer, die fast 70 Millionen Kubikmeter Wasser zurückhält. Die reine Bauzeit für den Albigna-Staudamm dauerte von 1955 bis 1959. Die gesamten Bergeller Kraftwerke wurden 1961 eingeweiht.

Die Aufnahmen sind nicht nur Zeitzeugen des gigantischen technischen Fortschritts im 20. Jahrhundert. Sie zeigen die schwierigen Bedingungen des Bauens und implizit auch den Zusammenprall von Natur, Mensch und Technik, Tradition und Moderne.

Info:
Die Ausgabe 3 von arché („Elektrizität und kein Ende!“ – Wasserkraft für die Stadt Zürich) steht als E-Paper / PDF hier zum Download bereit.

Online findet man auch Informationen zur gleichnamigen Ausstellung, die noch bis zum 24. September 2021 im Haus Neumarkt 4 zu sehen ist.

Weitere Bilder aus dem historischen Bildarchiv des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich ewz findet man ebenfalls online.

Gedruckte Exemplare von arché Nr. 3 können für 25.- CHF pro Stück plus Portokosten (4.- CHF) mit einem Formular von dieser Seite bestellt werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Zürich
Neumarkt 4
Haus zum untern Rech
8001 Zürich
Telefon +41 44 415 16 46
Fax +41 44 415 16 49

Quelle: Stadtarchiv Zürich, Berichte aus dem Stadtarchiv, Juni 2021

München behält Stadtarchiv und bekommt Institut für Stadtgeschichte

Das Stadtarchiv München bleibt unabhängig und wird weiterhin archivfachlich geleitet. Zusätzlich wird zum 1.1.2022 im Kulturreferat ein „Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur“ gegründet. Zu diesem Zweck werden die Aufgaben und Kapazitäten des Sachgebietes „Zeitgeschichte“ des Stadtarchivs zum genannten Zeitpunkt auf das Münchner Kulturreferat übertragen.

Dieser nunmehr gegen die Stimmen von CSU, ÖDP/München Liste, Freie Wähler, FDP – BAYERNPARTEI, DIE LINKE und AfD gefasste Beschluss des Münchner Stadtrats in der öffentliche Sitzung der Vollversammlung am 28.7.2021 dürfte überregional Beachtung finden, mutmaßt die Süddeutsche Zeitung: „Schließlich hatte sich die grün-rote Koalition vorgenommen, das größte Kommunalarchiv Deutschlands grundlegend umzukrempeln und umzusiedeln. Das war auf scharfe Kritik in Fachkreisen gestoßen. Der nun verabschiedete Kompromiss soll die unabhängige Dokumentation des behördlichen Alltags erhalten und die geschichtliche Aufarbeitung der Vergangenheit der Stadt noch einmal stärken.“


Abb.: Blick in den Lesesaal des Stadtarchiv München (Foto: Stadtarchiv München)

Der von der Stadtregierung unter Oberbürgermeister Dieter Reiter eingebrachte Beschluss modifizierte dabei einen zwei Jahren alten Antrag der Fraktion Die Grünen – Rosa Liste, der vorgesehen hatte, das Stadtarchiv München zu einem Institut für Stadtgeschichte weiterzuentwickeln.

Die ausführliche Beschlussvorlage legte das Aufgabenspektrum des Stadtarchivs dar und beschrieb u.a. die Aktivitäten auf dem Gebiet der Erinnerungskultur: Durch eigene Ausstellungen und Publikationen leiste das Stadtarchiv wichtige Forschungsarbeit. Es erstelle Gutachten für die Stadtverwaltung, stelle Unterlagen für die Benutzung durch ein breites Publikum bereit und vermittele seine Bestände auch durch Vorträge, Medienbeiträge und Publikationen an die historisch interessierte Öffentlichkeit. Durch schulpädagogische Veranstaltungen und Seminare in den Hochschulen und der Erwachsenenbildung würden Interessenten an die Arbeit mit Archivalien herangeführt, elementare Kenntnisse der Historischen Grundwissenschaften sowie Themen aus der Münchner Stadtgeschichte vermittelt. In enger Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde, u.a. bei der Beratung über Gedenktafeln, Denkmäler oder Inschriften im städtischen Fachgremium AG Gedenktafeln und bei Straßenbenennungen, leiste das Stadtarchiv seit vielen Jahren auch einen wesentlichen Beitrag zur Münchner Erinnerungskultur. Das Stadtarchiv München arbeite aber nicht nur mit dem Kulturreferat eng zusammen, sondern auch mit anderen Referaten. So bestünde z.B. mit dem Kommunalreferat eine enge und beständige Kooperation beim Thema Straßennamen und Straßenumbenennung, ebenso mit dem IT-Referat beim Thema E-Akte.

Mit dem jetzt gefassten Beschluss verbleibt das in Schwabing angesiedelte Stadtarchiv München mit seiner Querschnittsfunktion im Direktorium und damit in der Verantwortung des Oberbürgermeisters. Nunmehr muss noch eine neue Archivleitung für das Stadtarchiv mit seinen rund 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefunden werden. Im Rathaus gehe man davon aus, so wusste es die SZ, dass eine interne Besetzung jetzt sehr schnell geschehen könnte.

Kontakt:
Landeshauptstadt München
Direktorium
Stadtarchiv
Winzererstraße 68
80797 München
Leitung: Dr. Manfred Heimers (kommissarisch)
stadtarchiv@muenchen.de

Quelle: SZ, 3.8.2021; Stadtrat München, Öffentliche Sitzung der Vollversammlung, 28.7.2021

Flut-Katastrophe legt altes Nazi-Versteck in Hagen frei

Zuvor bereits Fundstücke aus der Zeit des Kriegsendes wiederentdeckt.

Das Hochwasser in NRW hatte katastrophale Auswirkungen auch auf die Stadt Hagen. In Hagen-Eckesey brachte die Flut ein „geheimes Nazi-Geheimversteck“ zur Vorschein, wie Der Westen in dramatisierender Tautologie aus einem Artikel der Westfalenpost berichtet. Die Funde seien nach dem Hochwasser in NRW in einer aufgeweichten Rigipswand gefunden worden.


Abb.: RTL-Filmbericht (nach Werbung): „Spektakulärer Fund in Hagen: Hochwasser spült geheime Nazi-Dokumente frei“

Ein mittlerweile nicht mehr funktionstüchtiger „Revolver, Schlagringe, penible Dokumentationen über den Stand von Schwangerschaften der Frauen im Stadtteil, noch originalverpackte Gasmasken oder Protokolle über Lebensmittelrationierungen sowie Briefe von und zur Front“ seien im Zuge der Aufräumarbeiten gefunden worden. Die Gegenstände waren offenbar seit Ende des Zweiten Weltkrieges dort versteckt gewesen. Ein Geschichtslehrer entdeckte nun die Utensilien, die vermutlich vor den im April 1945 auf Hagen vorrückenden US-amerikanischen Truppen versteckt worden sind. Die Fundstücke wurden dem Stadtarchiv Hagen übergeben.


Abb.: Luftaufnahme der Stadt Hagen am Tag nach dem britischen Luftangriff vom 15. März 1945 (Foto: Stadtarchiv Hagen)

Mitte März 1945 war die südwestfälische Großstadt Hagen von einem letzten britischen Luftangriff getroffen worden. Das Bombardement forderte fast 700 Tote. Große Teile der Innenstadt und der angrenzenden Stadtviertel lagen in Trümmern. Ein halbes Jahr später wird bei Aufräumarbeiten vor dem Bunker in der Körnerstraße eine Taschenuhr bei einer männlichen Leiche gefunden, stehengeblieben am 15. März 1945 um 20.32 Uhr. Die Geschichte hinter der Uhr entdeckt das Stadtarchiv Hagen erst 75 Jahre später.


Abb.: Die Taschenuhr wurde bei Aufräumarbeiten vor dem Bunker in der Körnerstraße in der Tasche einer unbekannten, männlichen Leiche gefunden, stehengeblieben am 15. März 1945 um 20.32 Uhr (Foto: Peter Fröhlich, Landesarchiv NRW)

Bei Recherchen in den Akten der Hagener Polizei im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen – Abteilung Westfalen in Münster im Oktober 2020 sichtete das Team des Hagener Stadtarchivs auch Akten, die sich mit der Bergung der Opfer des Luftangriffs am 15. März 1945 befassten. „In den Akten fanden wir einen Umschlag mit einer Taschenuhr, die bei einer getöteten Person, vermutlich ein Wehrmachtssoldat, auf dem Vorplatz des Bunkers in der Körnerstraße geborgen wurde. Die Uhr blieb um 20.32 Uhr stehen und konserviert den Zeitpunkt des britischen Luftangriffs sowie den Tod seines Besitzers“, erklärt Dr. Ralf Blank, Historiker und Leiter des Stadtarchivs Hagen. Der unbekannte Soldat gehörte vermutlich zu den Schutzsuchenden, die sich vor dem Hochbunker gedrängt hatten, um noch eingelassen zu werden. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Bunkerbereich aufgeräumt und von Trümmern befreit. Dabei wurde am 7. September 1945 der unter Schutt begrabene Soldat entdeckt, in der Tasche die stehengebliebene Uhr mit einem Gehäuse aus Edelstahl. Diese war großer Hitze ausgesetzt – das Deckglas fehlt, die Oberfläche ist korrodiert. Zudem fehlt der Sekundenzeiger. Im oberen Teil ist noch eine Inschrift zu erkennen, die auf die Kienzle Uhrenfabrik AG verweist. Die Uhr stammt aus den 1930er Jahren und besaß ursprünglich ein helles Ziffernblatt mit einem umlaufenden, vergoldeten Ring sowie vergoldeten Zeigern.

Nach der Bergung der unbekannten Person wurde die Taschenuhr in die Vermisstenakte gelegt und blieb vorerst im Bestand des Polizeipräsidiums Hagen im Landesarchiv NRW in Münster. Obwohl die Kriminalpolizei bis in die 1970er Jahre immer wieder zu Anfragen nach vermissten Personen des Luftangriffs ermittelte, konnte die Identität des Soldaten auch anhand der Taschenuhr bis heute nicht geklärt werden. – Die Uhr befindet sich mittlerweile als Dauerleihgabe des Landesarchivs im Besitz der Stadt Hagen und ist ab 2022 im Stadtmuseum Hagen zu sehen.

Einen Monat nach dem britischen Luftangriff eroberten US-Truppen die Stadt und die heute zu Hagen gehörenden Gemeinden. Die Bevölkerung geriet zwischen die Fronten, über 150 Menschen Zivilisten und Soldaten fanden während der Kämpfe um den 15. April 1945 meist durch Artilleriebeschuss den Tod. Im Hagener Stadtgebiet deckten die Alliierten zahlreiche durch die Geheime Staatspolizei in den letzten Kriegswochen begangene Kriegsverbrechen auf.

Kontakt:
Stadtarchiv Hagen
Eilper Straße 132 – 136
WBH-Campus
Gebäude D („Archivturm“)
58091 Hagen
Telefon: +49 (0) 2331/207-3339 o. -3050
Telefax: +49 (0) 2331/207-2447
stadtarchiv@stadt-hagen.de

Quelle: WP, 30.7.2021; Der Westen, 3.8.2021; Klartext-Verlag, Publikationshinweis, 2020; Stadt Hagen, Pressemitteilung, 13.7.2021; RTL.de, News und Stories, 5.8.2021

Stadtarchiv Stolberg nach Überschwemmung weitgehend gerettet

Im Zuge der Hochwasserkatastrophe Mitte Juli 2021 war das Stadtarchiv Stolberg durch das Wasser aus dem Vichtbach geflutet worden. Alle vier Räume des Stadtarchivs im alten Rathaus standen bis unter die Decke unter Wasser. Viele haupt- und zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus Stolberg und Aachen, von der Kölner Feuerwehr, dem THW, der Bundeswehr und dem LVR-AFZ kümmerten sich rasch um die Erstversorgung. Sie waren in den vergangenen beiden Wochen mit der Bergung, provisorischen Reinigung und Verpackung des Archivgutes zum Zwecke weiterer Restaurierungsmaßnahmen beschäftigt.


Abb.: Gruppenbild der tatkräftigen Helfer/-innen vor dem Stadtarchiv Stolberg (Foto: Stadt Stolberg)

Nunmehr konnte festgestellt werden, dass aufgrund dieser Erstversorgung fast das gesamte Archiv gerettet worden ist. Die Bürgerinformationsplattform „Mein Stolberg“ berichtet, dass die knapp 500 Paletten mit Archivgut nach in ein Lagerhaus nach Troisdorf verbracht worden sind, um zur Verhinderung weiterer Schädigungen tiefgefroren zu werden. So können sie zu einem späteren Zeitpunkt sukzessive einer professionellen Restaurierung überführt werden. Dabei wird zunächst im Zuge der sog. „Sublimation“ das aufgetaute Eis vom festen direkt in den gasförmigen Zustand überführt, bevor Restauratorinnen und Restauratoren die gesamten Inhalte des Archivs – zehntausende Akten, Zeichnungen, Zeitungen etc. – wieder nutzbar machen. – Stolbergs Bürgermeister Patrick Haas dankte allen Helfern.

Kontakt:
Stadtarchiv Stolberg
Rathausstraße 11-13
52222 Stolberg
Telefonnummer 02402-13364
Fax 02402-13333
stadtarchiv@stolberg.de

Quelle: Mein Stolberg, 30.7.2021; WDR, Nachrichten, 30.7.2021

Ansichtspostkarten der Rheinischen Mission zwischen 1907 und 1917

Bildmotive wurden von der Mission schon seit ihren Anfängen als Medium der Vermittlung genutzt. Bereits in den ersten publizierten Berichten der Rheinischen Mission 1830 ergänzen bildliche Darstellungen der Missionare die Berichte. Waren es zunächst Zeichnungen und bald auch die Fotografie, nutzte die Mission auch die Postkarte als Werbeträger. Ein sehr populäres Medium um die Jahrhundertwende.


Abb.: Rheinische Mission in Sumatra – Blick auf die Kirche von Pea Radja, im Vordergrund Reisfelder (Foto: AMS VEM)

Zwischen 1907 und 1917 ließ die Rheinische Mission „Ansichtspostkarten“ mit über 60 verschiedenen Motiven aus ihren Missionsgebieten drucken. Auflagenhöhe: zwischen 1.000 und 5.000 Stück je Motiv. Teilweise wurde nachgedruckt. Es gab verschiedene Motivgruppen. Obwohl die Produktion von farbigen Postkarten erheblich teurer war, wurden diese eher hergestellt, da sie sich besser vermarkten ließen.

Die frühen Postkarten aus Sumatra, zwischen 1912 und 1917 gedruckt, zählten etwa 30 verschiedene Motive. Auf den Postkarten wurden die Erfolge der Mission abgebildet. Die missionierten Batak, die Einrichtungen der Mission und Landschaften bildeten die Hauptmotive. Nach 50jähriger Missionsarbeit gab es viele Kirchen, Ausbildungsstätten, Schul- und Wohngebäude der Mission im Batakland auf Sumatra.

Die Landschaftsbilder zeigen die Ufer und die umgebende Landschaft des großen Tobasees auf Sumatra. Es handelt sich um reine Landschaftsbilder, die Kulturlandschaft und die Verbindung von Mensch und Natur.

Der Betrachter erhielt einen Einblick in die florierende Missionsarbeit, die um weitere Unterstützung bat. Die Bilder sollten für die Fortsetzung der Spendenbereitschaft sorgen und den Menschen in der Heimat zeigen, wo ihr Geld eingesetzt wurde.

Die Postkarte bot außerdem eine Möglichkeit, Informationen und Grüße auf unkompliziertem und weniger kostspieligem Weg, als dem Brief, zu vermitteln und wurde zahlreich genutzt.

Die Rheinische Missionsgesellschaft entstand 1828 durch den Zusammenschluss der drei evangelischen Missionsvereine aus Elberfeld, Barmen und Köln. Die Rheinische Mission hatte Bestand bis 1971 und ging damals gemeinsam mit der Bethel Mission in der heutigen Vereinten Evangelischen Mission (VEM) auf.

Die VEM setzt sich aus 39 Mitgliedern zusammen: protestantische Kirchen in Afrika, Asien und Deutschland sowie die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Alle Mitglieder aus Afrika, Asien und Deutschland haben dieselben Rechte, wenn es um finanzielle und politische Entscheidungen innerhalb der Organisation geht. In der nach dem Delegiertenprinzip zusammengesetzten Vollversammlung der VEM verfügen die afrikanischen und asiatischen Mitglieder über die Mehrheit.

Die Archiv- und Museumsstiftung der VEM stellt gleichsam das Gedächtnis der Mission dar. Seit 1998 sammelt, sichert und erschließt die Archiv- und Museumsstiftung in Wuppertal die Archiv- und Museumsbestände der Vereinten Evangelischen Mission für Wissenschaft, Forschung und Lehre.

Die Missionare, die die Rheinische Mission seit 1828 nach Afrika und Asien aussandte, schickten vielfältiges Material an das Missionshaus in Deutschland: detaillierte Berichte über Länder und Leute, Dokumente der entstehenden einheimischen Gemeinden, Handzeichnungen, Fotos und Gegenstände aus der Kultur der überseeischen Partner. Die von den Missionaren zusammengetragenen Kulturgüter der Missionierten sind in dem „Museum auf der Hardt“ in Wuppertal der Öffentlichkeit zugänglich.

Kontakt:
Museum auf der Hardt
Missionsstraße 9
42285 Wuppertal
Tel: 0202-89004-152

Postadresse:
Rudolfstraße 137
42285 Wuppertal

Öffnungszeiten: Jeden 1. Sonntag im Monat 14.00 – 17.00 Uhr und auf Anfrage

Quelle: Archiv- und Museumsstiftung der VEM, Aktuelles, Bild des Monats, Juli 2021

Briefe ins 1000. Jubiläumsjahr der Stadt Freiburg

Die Briefe-Aktion der Stadt Freiburg im Breisgau „Alles Liebe, Dein/e… Briefe ins 1000. Jubiläumsjahr der Stadt Freiburg“ ist nunmehr am 28.7.2021 mit einer kleinen Zeremonie auf dem Rathausplatz beendet worden. Im Dezember 2020 startete das Stadtjubiläum, auf Anregung von Johannes Rühl, dem früheren stellvertretenden Leiter des Kulturamts, diese ganz besondere Aktion: Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, einen Brief an Menschen oder Institutionen zu schreiben, die in 100 Jahren leben werden. Die Briefe sollten an eine bestimmte Person adressiert sein. Sie werden vom Stadtarchiv Freiburg ungeöffnet und sicher für 100 Jahre eingelagert, bis sie im Jahr 2120, pünktlich zum 1000. Stadtjubiläum Freiburgs, ihren Adressaten überstellt werden.


Abb.: Plakat zur Aktion „Alles Liebe, Dein_e… – Briefe aus dem 900. ins 1000. Jubiläumsjahr der Stadt Freiburg

In den letzten Wochen und Tagen hatte die Menge der eingetroffenen Briefe noch einmal stark zugenommen. Insgesamt sind über 1.500 Briefe zusammengekommen. In Veranstaltungen und Workshops im E-Werk, im Theater Freiburg und in der Volkshochschule Freiburg wurde in den letzten Wochen intensiv über dieses besondere Projekt diskutiert und debattiert. Eindrücklich waren die Briefe der Schülerinnen und Schüler der St. Landolin Schule in Ettenheim, die aus ihren Briefen vorgelesen und darin viel über ihren Alltag in der Pandemie berichtet haben. Die COVID-19-Pandemie ist, soviel bekannt wurde, in den Briefen oft das beherrschende Thema.

Weitere Infos zum Stadtjubiläum: www.2020.freiburg.de
Der Jubiläumscontainer auf dem Platz der Alten Synagoge ist von Montag bis Freitag, 12 bis 16 Uhr, geöffnet!

Kontakt:
Stadtarchiv Freiburg
Grünwälderstraße 15
79098 Freiburg
Telefon 0761 201-2701
Fax 0761 201-2799
stadtarchiv@stadt.freiburg.de

Quelle: Stadt Freiburg, Pressemitteilung, 12.7.2021; Stadt Freiburg, Pressemitteilung, 26.7.2021

Stadtarchiv Leichlingen startet Rettungsaktion nach Wasserschäden

Helfer/-innen für die Rettung des Stadtarchivs gesucht.

Auch das Stadtarchiv Leichlingen hat aufgrund des Starkregens im Juli 2021 schwere Schäden davongetragen, auch wenn über das tatsächliche Schadensausmaß zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden kann. Die Archivalien lagerten im Keller des Rathauses, der nach der Flut in der Innenstadt unter Wasser stand. Die Bestände waren mehrere Tage feuchter, schlammiger Umgebung ausgesetzt. Seit dem 26.7.2021 ist das Rathaus Leichlingen wieder vollständig begehbar. Am Wochenende zuvor wurde in einer Großaktion der Keller soweit ausgeräumt, dass der Zugang zum Archiv gewährleistet ist. Seitdem geht es mit voller Kraft an die Rettung der Bestände. Ein Mammutprojekt, denn alle Archivalien müssen geborgen, dokumentiert, vorsortiert, gereinigt und für den Abtransport vorbereitet werden.

 
Abb.: Eindrücke von den Zerstörungen und Erstversorgungsmaßnahmen im Stadtarchiv Leichlingen (Foto: Stadt Leichlingen)

Rettung durch Gefriertrocknung
In einem ersten Schritt müssen die Archivbestände, die in den Kellerräumen bereits nach wenigen Tagen anfingen zu schimmeln, zum Schutz von Mitarbeiter/-innen und Rathaus schnellstmöglich aus dem Gebäude gebracht werden. Die weiteren Sicherungsarbeiten erfolgen dann auf dem Gelände der ehemaligen Gemeinschaftsgrundschule Büscherhof (Am Schulbusch 15 b). Hier wird das geborgene Archivgut von den Helfer/-innen im Akkord für den Transport in ein Kühlhaus vorbereitet. Dafür wurden auf dem Schulhof in zwei Zelten sogenannte Waschstraßen aufgebaut. Mit einer handelsüblichen Gartendüse werden die Archivalien mit Leitungswasser von Schlamm und Schimmel befreit. Danach werden die Bestände trocken gewischt. Eine gewisse Grundfeuchte muss aber erhalten bleiben, da das Papier sonst unwiederbringlich zusammenklebt, während es trocknet. Im nächsten Schritt werden die Unterlagen in Stretchfolie gewickelt – eine weitere Maßnahme, um Feuchtigkeit zu binden, weitere Schäden zu vermeiden und zu verhindern, dass verschiedene Bestände während des Transports miteinander verkleben.

Die präparierten Archivalien werden in ein Kühlhaus in Troisdorf transportiert. Um Zeit zu gewinnen, wird dort durch Schockfrostung das Schimmelwachstum gestoppt und die langsame Eiskristallbildung vermieden, die weitere Schädigung der Archivalien nach sich ziehen würden. Je nach Kapazität erfolgt dann sukzessive die Trocknung der Bestände mithilfe einer Gefriertrocknungsanlage. Wenn sowohl Archivalien als auch Rathauskeller wieder trocken und nutzbar sind, werden die Archivgüter zurück nach Leichlingen gebracht. Liegt eine starke Beschädigung vor, muss darüber entschieden werden, ob eine Restaurierung der betroffenen Unterlagen noch möglich ist.

Archive aus der Region entsenden Hilfskräfte
Hilfe bei der Rettung erhalten die städtischen Mitarbeiter/-innen im Zuge der Amtshilfe von verschiedenen Archiven aus der Umgebung sowie weiteren freiwilligen Helfer/-innen. Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen hat Expert/-innen aus dem Fachbereich Restaurierungswerkstätten entsandt, das Archivberatungszentrum des Landschaftsverbands Rheinland hat ebenfalls Kräfte geschickt. Auch die Städte Leverkusen, Langenfeld und Monheim am Rhein haben Unterstützung gesandt. Gemeinsam mit Leichlingen gründeten die drei Städte 2013 den ersten Notfallverbund zwischen Archiven im Rheinland mit dem Ziel einer effizienten, systematischen Notfallvorsorge. Die Rettung des Leichlinger Stadtarchivs ist der erste größere Einsatz des Notfallverbunds. So unterstützt ein stabiles Kontingent an externen Helfer/-innen und Freiwilligen die städtischen Arbeiten.

Um die Bestände möglichst schnell zu retten, sind zusätzliche helfende Hände gern gesehen. Daher sind freiwillige Helfer/-innen aus der Bevölkerung aufgerufen, sich ab 29. Juli an der Reinigung und Verpackung der Archivalien zu beteiligen. Es handelt sich um physische Arbeit. Vorwissen wird nicht benötigt, die Archivar/-innen schulen die Helfenden. Schutzkleidung, Essen und Trinken wird von der Verwaltung zur Verfügung gestellt.

Bestand des Leichlinger Stadtarchivs
Das 1976 eingerichtete Stadtarchiv Leichlingen sammelt, erschließt und bewahrt Dokumente der Stadtverwaltung Leichlingen und der ehemaligen Gemeinde Witzhelden. Dabei handelt es sich um Akten und Urkunden, Amtsbücher, Ratsprotokolle und Ausschussniederschriften, Chroniken sowie Karten und Pläne. Hinzu kommen Bestände nichtkommunaler bzw. privater Herkunft wie Sammlungen und Nachlässe, Hofes- und Familienarchive sowie ein umfangreiches Bildarchiv. Circa 1.000 gefüllte Archivboxen und weitere unverpackte Archivalien, viele Tausend Fotografien, Personenstandsunterlagen sowie Altregistratur vieler Ämter sind von der Rettungsaktion betroffen.

Kontakt:
Stadtarchiv Leichlingen
Herr Marc Sievert
Am Büscherhof 1
42799 Leichlingen
Telefon: 02175 – 992 385
Fax: 02175 – 992 107
stadtarchiv@leichlingen.de

Quelle: Stadt Leichlingen, Pressemitteilung, 28.7.2021; Stadt Leichlingen, Pressemitteilung, 28.7.2021; Rheinische Post Online, 28.7.2021

NRW-Stiftung sagt Hilfe nach Flutkatastrophe zu

Eine Million Euro für das Ehrenamt.

Mit großer Betroffenheit reagieren die NRW-Stiftung und ihr Förderverein auf die Lage in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten. Neben zahllosen Wohnhäusern wurden auch viele von der NRW-Stiftung geförderte Projekte wie Baudenkmäler, Museen und Naturschutzeinrichtungen überflutet und schwer beschädigt. Um diese Schäden zu beheben, legt die NRW-Stiftung ein Hilfsprogramm mit einem Volumen von einer Million Euro auf, um unbürokratisch den ehrenamtlichen Projektpartnern helfen zu können.


Abb.: Die Innenstadt von Bad Münstereifel. Im Hintergrund ist das Schwanen-Apothekenmuseum zu sehen (Foto: NRW-Stiftung, picture alliance/dpa / Oliver Berg).

Stiftungspräsident Eckhard Uhlenberg drückt sein Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer aus. „Wir denken auch an die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben und mit unvorstellbaren Verwüstungen konfrontiert sind. Außerdem haben uns Nachrichten von zerstörten Förderprojekten der NRW-Stiftung erreicht. Wir wollen dort helfen, wo wir aktiv werden können.“ Michael Breuer, Vorsitzender des Fördervereins NRW-Stiftung, begrüßt dieses wichtige Signal. „Das Ausmaß der Zerstörungen übertrifft unsere Vorstellungskraft. Erste Spenden sind bereits bei der NRW-Stiftung eingetroffen, wofür wir sehr dankbar sind.“

Historische Baudenkmäler und lokale Museen sind unverzichtbar für das Heimatgefühl der Menschen. Auch hier sollen die gravierenden Schäden behoben und Wiederaufbauhilfe geleistet werden. Dafür machen sich die NRW-Stiftung und ihr Förderverein mit ihrem Sonderprogramm stark.

Die NRW-Stiftung sieht es als ihre Verpflichtung, an der Seite des Ehrenamtes und der Projekte zu stehen. Sie möchte ihren Teil dazu beitragen, dass die Denkmäler, Museen, Naturschutzzentren, Archive und die vielen anderen Projekte, die in der Vergangenheit mit so viel bürgerschaftlichem Engagement aufgebaut und gepflegt worden sind, auch nach dieser Katastrophe für die Zukunft erhalten und gesichert bleiben.

Die NRW-Stiftung stellt für die dringlichsten Maßnahmen (zum Beispiel Trockengeräte, Anmietung von Lagerräumen, Sicherung von Archivgut etc.) den betroffenen Vereinen und Initiativen eine Soforthilfe in Höhe von bis zu 5.000 € zur Verfügung. Die Beantragung erfolgt über ein verkürztes und beschleunigtes Verfahren, damit die Hilfe möglichst schnell dort ankommt, wo sie benötigt wird. Das entsprechende Antragsformular ist unter https://www.nrw-stiftung.de/news/nrw-stiftung-sagt-hilfe-nach-flutkatastrophe-zu-1.html zu finden. Die Rücksendung kann postalisch oder elektronisch erfolgen.

Bei umfangreicheren Maßnahmen wird darum gebeten, die Antragstellung über die Onlineantragsportal (https://heimatportal.nrw-stiftung.de) vorzunehmen. Im Zuge des Sonderprogramms gestellte Anträge werden vorrangig und möglichst schnell bearbeitet. Die Stiftungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter stehen für inhaltliche oder technische Rückfragen zur Verfügung.

Seit 1986 fördert die Nordrhein-Westfalen-Stiftung gemeinnützige Projekte und Initiativen für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege. Die Mittel dafür bekommt sie über den Landeshaushalt aus Lotterieerträgen von Westlotto, dem Landtag und aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden des Fördervereins.

Wer mit einer Spende den Projekten helfen will, der versieht Überweisungen an das Fördervereinskonto bitte mit dem Stichwort „Flutkatastrophe“.

Bankverbindungen des Fördervereins der NRW-Stiftung
Stadtsparkasse Düsseldorf
IBAN: DE34 3005 0110 1005 3905 37
SWIFT-BIC: DUSSDEDDXXX

Sparkasse Münsterland Ost
IBAN: DE60 4005 0150 0000 4886 35
SWIFT-BIC: WELADED1MST

Kontakt:
Nordrhein-Westfalen-Stiftung
Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege
Martina Grote, Geschäftsführerin
Roßstraße 133
40476 Düsseldorf
Tel. 0211 – 454 85-34
martina.grote@nrw-stiftung.de
www.nrw-stiftung.de
www.nrw-entdecken.de
www.facebook.com/nrwstiftung

Quelle: NRW-Stiftung, Pressemitteilung, 27.7.2021; LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Hochwasser 2021; Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V., Mailingliste, Hilfe für Hochwassergeschädigte, Juli 2021