BLHA Potsdam startet Online-Portal zur Platzreservierung

Zudem sind weitere Veröffentlichungen Open Access verfügbar.

Um die Lesesaal-Buchung zu erleichtern, bietet das Brandenburgische Landeshauptarchiv Potsdam seit dem 16. August 2021 eine Online-Reservierung an. Nutzerinnen und Nutzer können ihre Platzreservierung für den Lesesaal und für die Bibliothek fortan zu jeder Zeit in Portal für die Nutzung der Dienste des Archivs vornehmen. Neben der Platzreservierung können dort Archivalien und Bibliotheksgut bestellt werden.

Die Reservierung erfolgt in zwei Schritten. Man bucht zunächst – je nach Verfügbarkeit – den gewünschten Termin in der Kalenderansicht. Anschließend erhält man einen Bestätigungslink per E-Mail, den man innerhalb eines Tages aktivieren muss. Als registrierter Nutzer kann man dann im Buchungsportal mit den zuvor recherchierten Signaturen Archivalien und Bücher zum vereinbarten Termin bestellen. Es ist möglich, mehrere Bestellvorgänge vorzunehment. – Sollten ein reservierter Termin nicht wahrgenommen werden können, sollte man diesen über den entsprechenden Link in der E-Mail der Reservierungsbestätigung stornieren.

Frisch digitalisiert: Weitere Veröffentlichungen Open Access verfügbar

Im Rahmen seiner Open-Access-Strategie stellt das Brandenburgische Landeshauptarchiv weitere Publikationen aus seinen Reihen digital und kostenfrei bereit. Nunmehr sind auch die 17 vergriffenen Bände der „Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs“ als E-Books verfügbar. Darunter zu finden sind Monografien, Quelleneditionen und Beständeübersichten sowie die „Bibliographie zur Geschichte der Mark Brandenburg“. Damit stehen 72 der insgesamt 75 Bände der Reihe „Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs“ kostenfrei zum Herunterladen bereit.

Hintergrund
Gemeinsam mit zahlreichen Autorinnen und Autoren sowie Kooperationspartnern hat das Brandenburgische Landeshauptarchiv in den letzten Jahrzehnten mehr als 180 Bände in seinen Veröffentlichungsreihen publiziert. Dieses gesammelte Wissen unentgeltlich für alle digital zugänglich zu machen, ist Ziel der Open-Access-Strategie des BLHA. Damit schließt sich das Archiv der Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg an.

Kontakt:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Am Mühlenberg 3
14476 Potsdam
OT Golm

Postanschrift:
Postfach 600449
14404 Potsdam
poststelle@blha.brandenburg.de
https://blha.brandenburg.de/

Quelle: BLHA, Pressemitteilung, 9.8.2021; BLHA, Pressemitteilung, 16.8.2021

Willy Brandt im Bundestagswahlkampf 1961 in Lingen

Es war vor 60 Jahren, im Sommer 1961. Westdeutschland befindet sich im Bundestagswahlkampf. Gegen den inzwischen 85-jährigen Konrad Adenauer tritt als junger Herausforderer der Regierende Bürgermeister von Berlin Willy Brandt an. Brandt sieht sich in dieser Zeit immer wieder heftigen persönlichen Angriffen ausgesetzt. „Dieser Wahlkampf hat Wunden hinterlassen“, wird er später sagen. Seine Reiseroute führt ihn Ende Juli 1961 auch nach Lingen. Wenn er allerdings geglaubt hat, in Lingen mit ähnlich offenen Armen empfangen zu werden, wie sechs Jahre zuvor Adenauer, dann wird er enttäuscht.


Abb.: Auf dem Weg zum Alten Rathaus (Lingener Volksbote vom 31.7.1961) (Stadtarchiv Lingen)

Am 22. Juli 1961 erhält die Stadt Lingen eine Anfrage der SPD, Unterbezirk Emsland. Brandt wolle am 30. Juli das Emsland besuchen. Vormittags sei in Bentheim und Schüttorf ein Empfang beim jeweiligen Bürgermeister geplant. Mittags wolle Brandt auf dem Lingener Marktplatz eine kurze Rede halten, danach auf der Wilhelmshöhe speisen. Und nachmittags stehe noch ein Empfang durch den Nordhorner Bürgermeister und ein Kongress in Rheine auf dem Tagesplan. Man bitte darum, Willy Brandt auch in Lingen durch Rat und Verwaltung zu empfangen.

Der Lingener Verwaltungsausschuss, der zwei Tage später tagt, hat jedoch Vorbehalte. Zwar ist klar, dass es nicht um einen großer Empfang geht, sondern lediglich um eine kurze Begrüßung auf der Rathaustreppe und vielleicht einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Und immerhin handelt es sich um den Berliner Bürgermeister. Doch sieht man in Brandt vor allem einen SPD-Kanzlerkandidaten im Wahlkampf, und dem will der CDU-dominierte Verwaltungsausschuss kein Forum geben. Man stimmt mit vier zu zwei Stimmen gegen einen offiziellen Empfang Willy Brandts.

Bei der SPD-nahen Emsländischen Wochen-Rundschau stößt diese Entscheidung auf harsche Kritik. Sie spricht von „Engstirnigkeit“ und einem „beschämenden CDU-Beschluß“ und sieht den Willen der Bevölkerung mißachtet. Offenbar empfange das Lingener CDU-Stadtoberhaupt lieber SED-Funktionäre – eine Anspielung auf einen Zwischenfall, der sich rund ein Jahr zuvor zugetragen hat. Und die Rundschau resümiert: „Wieder einmal (…) ins Fettnäpfchen getreten“.

Am 30. Juli 1961, einige Minuten nach zwölf, erreicht Willy Brandt mit Mercedes und Polizeieskorte den Lingener Marktplatz. Und der war dicht gefüllt – eine „moralische Ohrfeige“ für die „CDU-Strategen im Lingener Rathaus“, wie die Wochen-Rundschau später befinden wird. Für Musik sorgt die Kapelle des Ausbesserungswerkes. An Kindern mit Berlinfähnchen vorbei erklimmt Brandt die Rathaustreppe, wo er empfangen wird – nicht von Bürgermeister Koop (CDU), sondern vom stellvertretenden Bürgermeister Engelke (SPD). Und der entschuldigt sich: die offiziellen Grüße der Stadt Lingen könne er nicht überbringen, lediglich die des SPD-Kreisvereins. Willy Brandt ergreift schließlich das Wort. Gut zu verstehen ist er nicht. Die Stadt hat es versäumt, die Große Straße und die Gymnasialstraße für den Autoverkehr zu sperren.


Abb.: Willy Brandt auf der Treppe des Alten Rathauses Lingen. Neben ihm steht Senator Wilhelm Engelke. Links im Bild ist der Lingener SPD-Bundestagskandidat Willi Wolf. (Stadtarchiv Lingen)

In seiner kurzen, nur rund 20-minütigen Rede beschwört Brandt die Freiheit Berlins. Niemals dürften in Berlin „die Lichter der Freiheit ausgehen“. Die Stadt sei eine „Schildwacht gegen den Kommunismus“. Man wolle „den Kopf nicht unter einer Gewaltherrschaft beugen“ und müsse deshalb „über alles Trennende hinweg zusammenfinden“. Dieses „Ringen um Selbstbestimmung“ sei „unser Beitrag zur Erhaltung des Friedens in der Welt“. Vor den Herausforderungen der „östlichen Welt“ könne man indes nur bestehen, „wenn wir die Bundesrepublik ausbauen zu einem beispielhaften Staat“. Schließlich dankt Engelke Brandt für seine Worte und schließt die Kundgebung. Genau zwei Wochen später, am 13. August 1961, beginnt der Bau der Berliner Mauer. Bei den Bundestagswahlen am 17. September kann die SPD einen Achtungserfolg verbuchen. Mehr aber auch nicht.

Quellen und Literatur (Auswahl):
Stadtarchiv Lingen (StadtA LIN), Allg. Verw., Nr. 644
StadtA LIN, AP, Verw 1961
StadtA LIN, Fotosammlung, Nr. 2117
StadtA LIN, Lingener Volksbote vom 28.7. und 31.7.1961

Kontakt:
Stadtarchiv Lingen (Ems)
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 / 91671-11
stadtarchiv@lingen.de

Quelle: Stadtarchiv Lingen, Archivalie des Monats August 2021

Aquarelle zur Eisenbahngeschichte für das Kreisarchiv Kleve

Farbenfroh und lebendig sind die Bilder, die das Kreisarchiv Kleve aus privater Hand als Dauerleihgabe erhalten hat. Darauf zu sehen: Bahnhöfe, Haltepunkte, Eisenbahnbrücken, fahrende Schnellzüge in der niederrheinischen Landschaft sowie Portraits von Zugführern und Streckenläufern. Gemalt wurden die Aquarelle vom 1984 verstorbenen Künstler Hans Rudolf Kremer. Die ersten vier Schuljahre lernte er bei seinem Vater in der einklassigen Dorfschule von Böninghardt. Danach ging er in Geldern und Rheinberg zur Schule. Anhand von Fotos, Postkarten und noch vorhandenen Gebäuden hat er in jahrelanger Arbeit den Streckenverlauf und technische Details rekonstruiert. Ein besonderes Interesse galt dabei der 1869 gegründeten Boxteler Bahn (Strecke Wesel – Xanten – Goch – Gennep – Boxtel), auf der internationale Schnellzüge bis nach London, Berlin, Kopenhagen und St. Petersburg fuhren.


Abb.: Landrätin Gorißen (2.v.l.) und Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm (l.) freuen sich über die Dauerleihgabe der beiden Künstlersöhne Andreas Kremer (2.v.r) und Peter P. Kremer (r.) (Foto: Kreis Kleve)

Landrätin Silke Gorißen dankte den Söhnen des Künstlers, für die Übergabe der Sammlung. „Die Aquarelle dokumentieren ein längst vergangenes Stück Eisenbahngeschichte am Niederrhein,“ freut sich die Landrätin, die die Sammlung nun persönlich entgegennahm. „Es ist eindrucksvoll, wie detailreich der Künstler die alten Dampfloks in den Bildern wiederaufleben lässt.“

Auch Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm ist begeistert von dem Neuzugang. „Die Aquarelle sind nicht nur schön anzuschauen, sondern auch wertvoll für die historische Forschung“, so die Kreisarchivarin, „denn Kremer hat sich die genaue Bauweise der Waggons und Züge zum Teil von den Herstellerfirmen geben lassen.“


Abb.: Ausschnitt aus einem Aquarell von Hans Rudolf Kremer: Der untere Zug fuhr in Richtung Mülheim. Die Trasse über die Ruhr ist nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut worden (Foto: Museumsfreunde/Lokalkompass Essen-Kettwig)

Seit 1953 wurden die Bilder von Hans Rudolf Kremer in über 16 Ausstellungen gezeigt. Wie erwähnt faszinierten Kremer die Eisenbahnen an Rhein und Ruhr bereits seit seiner Schulzeit. Besonders die niederländischen Lokomotiven hatten es es dem Künstler angetan. Später ließ er in seinen Aquarellen die großen Dampfloks durch die niederrheinische Landschaft ebenso fahren wie durch das Ruhrgebiet.

Die Bilder Kremers werden im Kreisarchiv Kleve archivfachlich erschlossen und digitalisiert. Nach Abschluss der Bearbeitung stehen sie allen interessierten Forscherinnen und Forschern im Lesesaal des Kreisarchivs für ihre Recherchen zur Verfügung.

Kontakt:
Kreisverwaltung Kleve
Fachbereich 1 – Abteilung Zentrale Dienste –
Kreisarchiv
Nassauerallee 15-23
47533 Kleve

Besucheranschrift:
Nebenstelle Geldern
Kreisarchiv
Boeckelter Weg 2
47608 Geldern
kreisarchiv@kreis-kleve.de

Quelle: Kreis Kleve, Pressemitteilung, 29.7.2021; Lokalkompass Essen-Kettwig, 21.8.2018

Brandgeschädigte Unterlagen des Schlachthofs Pforzheim werden restauriert

Das Stadtarchiv Pforzheim erhält erneut eine Förderung aus dem Sonderprogramm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Erhaltung national wertvollen schriftlichen Kulturguts.

Die Fördersumme von 30.000 Euro aus dem Sonderprogramm Bestandserhaltung fließt in die Restaurierung der historischen Unterlagen des Schlachthofs Pforzheim. Bei dem schweren Luftangriff am 23. Februar 1945 verbrannten mit dem Verwaltungsgebäude des Schlachthofs auch die meisten Akten. Die verbliebenen Unterlagen sind an den Rändern stark verkohlt, durch die starke Hitzeeinwirkung ist das Papier extrem brüchig. Weil die Dokumente bei jeder Berührung weiter zerfallen, sind sie für die Benutzung gesperrt.


Abb.: Die rund 100 Jahre alten Akten werden in einem Restaurierungsprojekt gereinigt, mit feinem Japanpapier stabilisiert und so für die Zukunft gesichert sowie für die Forschung wieder benutzbar gemacht werden (Foto: Stadtarchiv Pforzheim).

Um die aufwändige, zeit- und kostenintensive Restaurierung stemmen zu können, hat sich das Pforzheimer Stadtarchiv um Fördergelder für das Projekt „Brandakten benutzbar machen!“ beworben. Für die Zusage war entscheidend, dass der Bestand über seine Bedeutung für die Geschichte Pforzheims und der Region hinaus auch eine spannende Quellenbasis für vergleichende Forschung auf nationaler oder europäischer Ebene bietet. Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler sieht die Förderzusage auch als Ausdruck der Wertschätzung für die Arbeit des Stadtarchivs. „Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Es ist wichtig, dass die historischen Unterlagen des heutigen Kulturareals bald wieder für die Forschung zur Verfügung stehen.“

Die stellvertretende Archivleiterin Dr. Sonja Hillerich, die das Projekt im Stadtarchiv federführend betreut, ergänzt: „Wir sind stolz, dass unser Projektantrag bewilligt wurde, denn ein Selbstläufer war das nicht.“ Nicht für alle Projekte stehen Fördermittel zur Verfügung, daher sind die Maßstäbe, die an Begründung, Qualität und Nachhaltigkeit der Projekte angelegt werden, streng. Umso erfreulicher ist es, dass das Stadtarchiv nun zum zweiten Mal eine Zuwendung aus dem Sonderprogramm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Erhaltung national wertvollen schriftlichen Kulturguts erhält.

Kontakt:
Stadtarchiv Pforzheim –
Institut für Stadtgeschichte
Kronprinzenstr. 28
75177 Pforzheim
archiv@pforzheim.de

Quelle: Stadt Pforzheim, Pressemitteilung, 9.8.2021

Ausstellung »Arbeitsspuren – Lebensspuren« Reinickendorf

Unter dem Thema „Arbeitsspuren – Lebensspuren“ widmet sich die vom Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv präsentierte Ausstellung der Industriekultur in Reinickendorf. 15 Objekte werden auf großformatigen Fotografien (80 mal 120 cm) zu sehen sein. Die ausgestellten Arbeiten stellen den ästhetischen Aspekt der Industriebauten heraus und ermöglichen den freien Blick auf Detail und Totale der Spuren von Arbeit und Zeit.


Abb.: »Netzzeit«, Petra Lehnhardt-Olm, Eisengießerei Winkelhoff (Wilhelm-Hallen), Berlin # 03 2020, Fotografie auf Forex, 80 × 120 cm

Die Ausstellung greift die reiche industriekulturelle und wirtschaftshistorische Vergangenheit des Berliner Bezirkes Reinickendorf auf und setzt sie in Bezug zum heute. Die Fotografin Petra Lehnardt-Olm stellt ihre 15 Objekte zur Reinickendorfer Industriekultur vor. Der fotografisch-künstlerischem Blickwinkel auf Detailansichten berücksichtigt dabei den Kontrast von Alt und Neu. Jedes der großen Fotoprints wird textlich und mit einer aktuellen fotografischen Totalansicht ergänzt. Die Texte der Autorin Dr. Ute Pothmann stehen den Fotografien in prägnanter Kürze mit erläuternden Informationen über Ort, Zeit, Entstehung, Nutzung und Nachnutzung der Gebäude zur Seite.

Vernissage und Veranstaltungsort
Die Vernissage findet am 18. August 2021, um 18.30 Uhr in den Wilhelm-Hallen, 13407 Berlin-Reinickendorf, Kopenhagener Straße 60-68 statt. Danach ist die Ausstellung vom 19.8.2021 bis 4.9.2021 täglich von Montag bis Freitag 8 bis 17 Uhr und am Sa 8 bis– 13 Uhr geöffnet.

Programm
Grußwort: Uwe Brockhausen, Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Gesundheit, Integration und Soziales von Reinickendorf
Eröffnung: Björn Berghausen, Geschäftsführer Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv
Musikalische Interpretation: Bardo Henning – Akkordeon und Conny Ottinger – Saxophone
Künstlerin und Textgestalterin sind anwesend: Petra Lehnardt-Olm (Fotografie) und Dr. Ute Pothmann (Geschichtliche Textspuren).

Die Ausstellung wird vom Bezirksamt Reinickendorf, Abt. Wirtschaft, Gesundheit, Integration und Soziales unter Verwendung von CityTax-Mitteln der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützt.
Die Vernissage wird realisiert mit Unterstützung des Bezirksamtes Reinickendorf, Fachbereich Kunst und Geschichte im Rahmen der Dezentralen Kulturarbeit.

Um Anmeldung zur Vernissage wird gebeten:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e. V.,
Eichborndamm 167 (Haus 42),
13403 Berlin
Tel.: 030 – 411 90 698
mail@bb-wa.de
www.bb-wa.de

Hotel Karersee ging 1910 in Flammen auf

Am 15.8.1910 brannte das Hotel „Karersee“ im Südtiroler Rosengarten-Latemargebiet, das erst im Juli 1896 eröffnet worden war und das vielen als das schönste Alpenhotel des Kronlandes galt, binnen weniger Stunden vollständig aus. Das Feuer war in den frühen Morgenstunden vermutlich durch einen Kaminbrand im Dachgeschoß entstanden und breitete sich rasch über das gesamte, 500 Betten fassende Gebäude aus.


Abb.: Hotel Karersee, 15.8.1910 (Archiv Ferrari – Branzoll, Nr. 64/2; Foto: Südtiroler Landesarchiv)

Gäste aus allen Teilen Europas und der Welt erlitten durch den Brand teils empfindliche Verluste, da Teile ihrer Garderobe und andere Mobilien nicht gerettet werden konnten. Zahlreiche Gegenstände wurden aber auch vom Hotelpersonal oder beherzten Gästen aus den Fenstern geworfen. Es scheinen keine Personen zu Schaden gekommen zu sein. Der Bezirkshauptmann von Bozen sandte alle verfügbaren Fahrzeuge zum Unglücksort, um die Gäste vom Karerpass möglichst schnell zu evakuieren. Zeitungen berichteten von einer langen Karawane von Gästen, die in Automobilen, Fuhrwerken oder zu Fuß ins Tal unterwegs waren. Für die etwa 200 Angestellten, die vielfach ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten, wurde ein Spendenaufruf gestartet.

Das Grand Hotel Karersee war Ende des 19. Jahrhunderts in Welschnofen bei Bozen an einer Stelle erbaut worden, wo sich im Jahr 1893 noch Sümpfe und Gestrüpp befunden hatten. Auf einer Höhe von 1.630 Metern über dem Meeresspiegel sollte der erste Bau entstehen, der über elektrischen Strom verfügt. Über mehrere Jahre hinweg erbauten vorwiegend einheimische Arbeitskräfte das neue Hotel. Zeitweise waren bis zu 560 Handwerker gleichzeitig auf der Baustelle und wirkten mit, dass das Hotel schließlich am 8.7.1896 feierlich eröffnet werden konnte. Die Feierlichkeiten wurden dem neuen Hotel mehr als gerecht. Im Beisein des mitteleuropäischen Adels konnte das Hotel eröffnet werden. Die Feierlichkeiten hatten mit dem Einbruch der Dunkelheit ihren Höhepunkt. Hunderte von Fenstern des Hotels wurde mit elektrischem Strom erleuchtet – ein absolutes Novum zur damaligen Zeit!

Nur ein Jahr nach Eröffnung des Hotels Karersee wurde in der Hotelanlage eine kleine Kirche errichtet, welche dem Heiligen Josef geweiht wurde. Gleich zu Beginn des 20. Jahrhundert erhielt die Hotelanlage noch Tennisplätze und einen 9-Loch-Golfplatz, welcher nach amerikanischem Vorbild angelegt wurde. Auch die Umgebung des Hotels wurde durch die Anlage eines Parks, Wegen, Wiesen und eines Spielplatzes aufgewertet.

Nur wenige Tage nach dem verheerenden Brand vom August 1910 wurde mit der Ermittlung der Brandursache begonnen, einige Hotelgäste strengten in den folgenden Monaten Prozesse mit Schadensersatzklagen an. Bereits im Jahr darauf wurde mit dem Wiederaufbau des Hotels, das Eigentum des Vereins für Alpenhotels in Meran war, begonnen, im Sommer 1912 fand die Wiedereröffnung statt. Und wie zuvor strömten betuchte und auch berühmte Gäste ins Hotel. Kaiserin Elisabeth war Ende des 19. Jahrhunderts im Hotel abgestiegen, ebenso wie Karl May, Agatha Christie oder Winston Churchill. Während das Gebäude in Kriegszeiten militärisch genutzt wurde, diente es in der Zwischenkriegszeit und auch nach 1945 wieder der Beherbergung von Gästen, doch nahm die Rentabilität des Betriebes im Lauf der Jahre ab. Zu Beginn der 1960er wurden das Gebäude und der zugehörige Grund parzelliert und stückweise verkauft. Daher sind heute viele der ehemaligen Zimmer in private Appartements umgewandelt, während ein Teil des Hauses weiterhin als Hotel genutzt wird.

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8/B
39100 Bozen
Italien
Tel. +39 0471 411940
Fax +39 0471 411959
landesarchiv@provinz.bz.it

Quelle: Grand Hotel Karersee, in: Rosengarten- und Matemargebiet, o.D.; Südtiroler Landesarchiv, Archivale des Monats August 2021, 5.8.2021

Schulheft von 1953 für das Stadtarchiv Eppstein

„Im schönsten Teile des Taunusgebirges liegt im Treffpunkt dreier tief einschneidender Täler, beschützt von dem felsgekrönten Rossert und dem waldumrauschten Staufen, das kleine Städtchen Eppstein. Mit seiner Burgruine ist es ein beliebtes Ausflugsziel.“

Was sich wie ein Zitat aus einem Werbeprospekt anhört, stammt aus der Feder eines Schülers. „Eppstein im Wandel der Zeiten“ heißt das liebevoll mit Zeichnungen und eingeklebten Bildern ausgeschmückte Heft von Bodo König. Seine Jahresarbeit von 1952/53 entdeckte vor einiger Zeit seine Witwe Anita König, die am Niederrhein wohnt. Sie hat die schülerische Meisterleistung dem Stadtarchiv Eppstein vermacht.


Abb.: Schüler Bodo König (1936-2020) hat sein Heftchen sorgfältig beschriftet und mit einem Siegelband versehen (Foto: Stadt Eppstein)

„Es ist nicht einfach, Eppsteins Geschichte so verständlich zusammen zu fassen, wie es der Schüler Bodo König vermochte“, staunt Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith. Besonders rührt sie das Nachwort: „Es gibt auch jetzt noch viele Menschen, die den Wert noch nicht kennen gelernt haben, den alte bauliche Sehenswürdigkeiten ausstrahlen.“ Der damals 16-jährige Bodo König wollte mit seiner Arbeit, so schreibt er „auf die Schönheit diese Erdenfleckchens“ hinweisen. Auch Eppsteins Kulturdezernentin Sabine Bergold freut sich über den Neuzugang: „Es ist wichtig, dass solche kleinen Kostbarkeiten nicht einfach verschwinden, sondern den Weg in unser Stadtarchiv finden.“ Auch in der Nachkriegszeit hätten Schüler sich nicht nur mit Heimatgeschichte befasst, sondern auch deren Wert erkannt.


Abb.: Schüler Bodo König hat seinen Aufsatz „Eppstein im Wandel der Zeiten“ auch mit eigenen Skizzen ausgestattet (Foto: Stadt Eppstein)

Gebunden ist die Arbeit mit einem Lederriemen, an die König auch noch ein Siegel gebastelt hat. Eingeklebt hat der Schüler auch ein kleines Bilderalbum „Luftkurort Eppstein – die Perle des Taunus“. Das hatte der Verschönerungsverein damals herausgegeben.

Anita König erzählt, dass die Eltern ihres Mannes nach dem Krieg als Geflüchtete nach Eppstein kamen. Anita König stammt aus Emmerich und hat ihren Mann beim Wandern im Schwarzwald kennen gelernt. Die Eltern verboten, dass sich die jungen Leute schrieben. „Aber dann kam Bodo an einem Sonntag bis zu mir nach Emmerich gefahren – die lange Strecke mit einem klapprigen Moped“, erinnert sie sich. Schließlich zog auch sie nach Eppstein, und sie heirateten. „Das war damals schwierig, da ich katholisch und mein Mann evangelisch war.“ Die Ehe hielt 62 Jahre bis zum Tod ihres Mannes im Mai 2020. Seine Schularbeit hat nun seinen Weg zurück nach Eppstein gefunden.

Kontakt:
Stadtarchiv Eppstein (Taunus)
Rossertstraße 21 (Rathaus II)
65817 Eppstein (Taunus)
Telefon 06 198 305 131
Fax 06 198 305 106

Quelle: Tanja Hahn-Jacobi: Eppsteiner Schulheft von 1953 für das Stadtarchiv, Stadt Eppstein, 27.5.2021; Wiesbadener Kurier, 9.8.2021

Skortationsprotokolle 1653 bis 1795 aus Weil der Stadt

Im Archivbestand der Stadt Weil der Stadt finden sich Skortationsprotokolle. Das im heutigen Sprachgebrauch völlig unbekannte Wort „Skortation“ hat seine Wurzeln im lateinischen „scortum“, was eigentlich Fell, Haut oder Leder bedeutet, im übertragenen Sinn jedoch für eine Hure oder Dirne verwendet wird. Das deutsche Rechtswörterbuch beschreibt die „Skortation“ als den „außerehelichen Beischlaf“, der meist nur im Falle einer daraus resultierenden unehelichen Schwangerschaft der Frau bekannt wurde und auf den die „Skortationsstrafe“, also die Strafe für eine begangene Skortation, stand.

Zu diesen „Skortationen“ befindet sich im Stadtarchiv Weil der Stadt im Bereich der Aktenüberlieferung des 18. Jahrhunderts ein Bestand an vier Archivboxen mit „Skortationsprotokollen“, der die Jahre 1653 bis 1755 umfasst. Diese Protokolle sind fadengeheftet und umfassen meist zwischen zwei und sechs Blatt, in manchen Fällen sind sie auch umfangreicher. In den Protokollen werden die Befragungen zum Zwecke der Aufklärung eines Ehebruchs bzw. einer unehelichen Schwangerschaft verschiedener Zeugen durch ein Gremium als eine Art Gedächtnisprotokoll dokumentiert. Im Falle eines vom Stadtarchiv Weil der Stadt als Archivale des Monats August 2021 vorgestellten Protokolls aus dem Jahre 1755 besteht dieses Gremium aus dem Stadtschultheißen Gall sowie dem Ratsschreiber („Syndicus“) Keßler. Sowohl die offenkundig schwangere Anna Maria als auch weitere Zeugen wurden vernommen, die Fragen und Antworten kann man der Transkription des Stadtarchivs Weil der Stadt entnehmen.



Abb.: Skortationsprotokoll aus dem Juni 1755 (WA1 – Alte Akten Weil der Stadt)

Man könnte diese Skortationsprotokolle auch als die entsprechenden „Ermittlungsakten“ der jeweiligen Fälle an Ehebruch oder unehelichen Schwangerschaften bezeichnen.

Das Thema der unehelichen Schwangerschaften war gesellschaftlich und moralisch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein hochbrisantes Thema. Auch die rechtliche Würdigung unterschied bis in die Zeit der Bundesrepublik zwischen ehelich und unehelichen Kindern. Die gesellschaftliche Ächtung und die Bedeutung einer unehelichen Schwangerschaft fand auch Eingang in die Literatur und wird zum Beispiel in Goethes „Faust“ am Beispiel des Gretchens deutlich.

Auch in Weil der Stadt findet sich das Thema der unehelichen Schwangerschaften in diversen Überlieferungen, zum Teil nehmen diese Themen einen sehr breiten Raum ein. Die Waisengerichtsprotokolle befassen sich mit diesem Thema, auch in den Ratsprotokollen (vgl. dazu Archivalie des Monats Juni 2020 Ehebruch des Glasers Johann Jakob Cringer im Ratsprotokoll Weil der Stadt des Jahres 1657) wurden diese Fälle bzw. die Konsequenzen und Folgen aus den jeweiligen Ermittlungen ausführlich verhandelt.

Kontakt:
Stadtarchiv Weil der Stadt
Stadtarchivar Mathias Graner
Kapuzinerberg 1
71263 Weil der Stadt
Tel.: 07033 309188
Fax: 07033 309190
stadtarchiv@weilderstadt.de

Quelle: Weil der Stadt, Archivale des Monats August 2021, 30.7.2021

Stadtarchiv Heidelberg präsentiert »Das Heidenloch« als Graphic Novel

Unheimliche Schattenwesen steigen nachts von den Hängen des Heiligenberges und terrorisieren die Bewohner von Handschuhsheim. Zurück bleiben am Morgen nur eine Spur der Verwüstung und schrecklich zugerichtete Leichen. Als ein Archivmitarbeiter in einer alten Akte über einen Bericht zu den schrecklichen Ereignissen stolpert, die sich 1907 zugetragen haben sollen, packt ihn die Neugier. Immer tiefer dringt er in das Rätsel vor, das seinerzeit Polizei, Stadtverwaltung und Wissenschaft vor eine schier unlösbare Aufgabe stellte…

Der im Jahr 2000 erschienene fantastisch-mythologische Roman „Das Heidenloch“ von Autor Martin Schemm war unter der Mitarbeit von Eberhard Reuß 2009 bereits erfolgreich als SWR-Hörspiel umgesetzt worden und 2017 als E-Book erschienen. Nun wurde das Buch nach drei Jahren intensiver Arbeit am 21. Juli 2021 als Band 25 der Sonderveröffentlichungsreihe des Stadtarchivs Heidelberg als Graphic Novel veröffentlicht und am Heidenloch der Öffentlichkeit präsentiert. „Das Heidenloch“ ist die fiktive Aufdeckung einer Geheimakte. Durch die mitreißenden Illustrationen von Wolfram Zeckai (Designgruppe Fanz + Neumayer), eingebettet in historische Aufnahmen der Originalschauplätze, taucht der Leser ein in ein unheilvolles Rätsel, das ihm Seite um Seite Schauer über den Rücken jagt.


Abb.: „Das Heidenloch. Heidelberg Graphic Novel nach dem erfolgreichen fantastisch-mythologischen Roman von Martin Schemm“ (48 Seiten mit 225 Illustrationen und Zeichnungen von Wolfram Zeckai, fester Einband. ISBN 978-3-95505-284-3. 16,90 Euro).

Heidelbergs Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson: „Der Roman ‚Das Heidenloch‘ sorgte schon im Jahr 2000 für ein schauerliches Leseerlebnis, wurde sogar mit dem Alien-Contact-Award des gleichnamigen Magazins ausgezeichnet und entwickelte sich schnell zum Bestseller der Schriftenreihe. Die SWR-Vertonung als Kurpfälzer Gruselhörspiel und auch die Neuauflage als E-Book, bereits ergänzt durch Illustrationen der Designgruppe Fanz und Neumayer, verliehen Heidelbergs eigenem Schauderepos weiteren Aufschwung. Die Veröffentlichung des Stoffs als Graphic Novel ist dabei der nächste logische Schritt und sicher nicht der Schlusspunkt in der Geschichte ‚Das Heidenloch‘ um die furchterregenden Lästrygonen.“

Dr. Peter Blum, Leiter des Heidelberger Stadtarchivs: „Die fantastische Mischung aus Fiktion und Fakten in ‚Das Heidenloch‘ sorgt für düstere Spannung und vermittelt Authentizität. Das ist letztlich genau das, was Besucherinnen und Besucher des Archivs bei ihren Recherchen tagtäglich erleben. Die Motivation des Archivs als Herausgeber einer derartigen Mystery-Story zielte darum von Anbeginn auch darauf ab, vermeintliche Barrieren abzubauen und den allseits erwarteten Archivstaub etwas abzuschütteln.“

Um das real existierende Heidenloch ranken sich seit Jahrhunderten verschiedene Legenden. Auch der französische Dichter Victor Hugo berichtete von der unheimlichen Atmosphäre am Heidenloch bei einer nächtlichen Wanderung auf dem Heiligenberg. Die Entstehungsgeschichte des rund 56 Meter tiefen Schachts ist nach jüngsten Erkenntnisse eher nicht auf einen heidnischen Ursprung zurückzuführen. Er wurde wahrscheinlich in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Brunnen angelegt, um das nahe gelegene Stephanskloster mit Wasser zu versorgen. Wenig ergiebig wurde der Brunnen kurze Zeit später wieder aufgegeben und mit allerlei Schutt und Hausrat verfüllt. Der Brunnenmantel am Fuße des Heidenlochs wurde beim Ausräumen entfernt und im Kurpfälzischen Museum wiederaufgebaut. Zuletzt starteten die Fachleute des Museums zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg eine filmische Expedition in das Heidenloch. Daraus hervorgegangen ist die achtminütige Filmdokumentation „Rätselhaftes Heidenloch“ mit 3D-Aufnahmen aus dem Schacht. Das Video kann auf der Webseite des Kurpfälzischen Museums und auf Youtube angesehen werden.

Info:
„Das Heidenloch. Heidelberg Graphic Novel nach dem erfolgreichen fantastisch-mythologischen Roman von Martin Schemm“ (48 Seiten mit 225 Illustrationen und Zeichnungen von Wolfram Zeckai, fester Einband. ISBN 978-3-95505-284-3. 16,90 Euro) erscheint im Verlag Regionalkultur.

Kontakt:
Stadtarchiv Heidelberg
Max-Joseph-Straße 71
69126 Heidelberg
Tel.: 06221 58-19800
stadtarchiv@heidelberg.de

Quelle: Stadt Heidelberg, Pressemitteilung, 22.7.2021; Rhein-Neckar-Zeitung, 5.8.2021

Historisches »Stadtarchiv Mainzer Zeit« vollständig inventarisiert

100.000 Seiten „erschlossen“ – Neue Erkenntnisse zur Residenzstadt Aschaffenburg zu erwarten.

Am 31.7.2021 endete im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg ein mit Hausmitteln und Fördergeldern des Bezirks Unterfranken finanziertes Projekt zur Erschließung des „Stadtarchiv Mainzer Zeit“. Es ist neben dem Stiftsarchiv der zweite große historische Quellenbestand in Aschaffenburg.

Die Sammlung enthält vor allem das Schriftgut der städtischen Verwaltung aus der Zeit der Stadtherrschaft unter den Mainzer Erzbischöfen und Kurfürsten bis zum Übergang an das Königreich Bayern, also infolge des Pariser Vertrages vom 3. Juni 1814. Die ältesten Stücke reichen dabei bis ins 14. Jahrhundert zurück.


Abb.: Rechenbücher des Aschaffenburger Stadtbaumeisters aus den Jahren 1759-1765 (Foto: Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg)

Aufgrund seines Umfangs und seines guten Erhaltungszustands ist das „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ von grundlegender Bedeutung für die Erforschung der Residenzstadt Aschaffenburg im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit. Einen Eindruck hiervon vermitteln etwa die zahlreichen, bislang in der Tiefe nicht erschlossenen städtischen Rechnungsbücher, die vereinzelt bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts zurückreichen und ab den 1770er Jahren fast vollständig erhalten sind.

„Die Inventarisierung des Stadtarchivs Mainzer Zeit ist ein großer Glücksfall für die Stadtgeschichte“, betont der für die städtische Digitalstrategie zuständige Bürgermeister Eric Leiderer.  „Sie ist nur möglich gewesen durch die großzügige Unterstützung des Bezirks Unterfranken. Mit einem derzeit laufenden Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhoffen wir uns die vollständige Digitalisierung des Bestands und einen großen Mehrwert für alle Forscherinnen und Forscher.“

„Insgesamt handelt es sich um mehr als 100.000 Seiten, darunter 200 Pergamenturkunden, die der Projektmitarbeiter Michael Schlachter in den vergangenen neun Monaten durchgesehen und erschlossen hat“, ergänzt Archivdirektor Dr. Joachim Kemper. „In nächster Zeit wird eine durch Bundesmittel geförderte konservatorische Bearbeitung das Stadtarchiv Mainzer Zeit auch für die Dauer sichern, indem die Quellen trockengereinigt werden.“

Neben der Stadtgeschichte sind die Bestände im „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ auch für die Geschichte des Mainzer Erzstifts von Bedeutung. Nach dessen Auflösung im Jahr 1814 wurde tonnenweise Material der erzbischöflichen Archive zu Aschaffenburg unwiderruflich eingestampft oder verkauft. Als Glücksfall erwies sich jedoch die teilweise Verwendung als Tapetenunterlage im Schloss Johannisburg, wo man durch Zufall in den 1930er Jahren auf diese Hinterlassenschaft stieß. Den Schwerpunkt machen dabei Kopien von Rechnungsbüchern sowie Korrespondenzen des kurfürstlich-mainzischen Hofkriegsrats aus.

Link: Das Findbuch des Stadtarchiv Mainzer Zeit (SMZ, Stand 2021) ist auch in den digitalen Findmitteln des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg zu finden.

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Quelle: Stadt Aschaffenburg, Pressemitteilung, 19.7.2021