Im Zuge der Hochwasserkatastrophe Mitte Juli 2021 war das Stadtarchiv Stolberg durch das Wasser aus dem Vichtbach geflutet worden. Alle vier Räume des Stadtarchivs im alten Rathaus standen bis unter die Decke unter Wasser. Viele haupt- und zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus Stolberg und Aachen, von der Kölner Feuerwehr, dem THW, der Bundeswehr und dem LVR-AFZ kümmerten sich rasch um die Erstversorgung. Sie waren in den vergangenen beiden Wochen mit der Bergung, provisorischen Reinigung und Verpackung des Archivgutes zum Zwecke weiterer Restaurierungsmaßnahmen beschäftigt.
Abb.: Gruppenbild der tatkräftigen Helfer/-innen vor dem Stadtarchiv Stolberg (Foto: Stadt Stolberg)
Nunmehr konnte festgestellt werden, dass aufgrund dieser Erstversorgung fast das gesamte Archiv gerettet worden ist. Die Bürgerinformationsplattform „Mein Stolberg“ berichtet, dass die knapp 500 Paletten mit Archivgut nach in ein Lagerhaus nach Troisdorf verbracht worden sind, um zur Verhinderung weiterer Schädigungen tiefgefroren zu werden. So können sie zu einem späteren Zeitpunkt sukzessive einer professionellen Restaurierung überführt werden. Dabei wird zunächst im Zuge der sog. „Sublimation“ das aufgetaute Eis vom festen direkt in den gasförmigen Zustand überführt, bevor Restauratorinnen und Restauratoren die gesamten Inhalte des Archivs – zehntausende Akten, Zeichnungen, Zeitungen etc. – wieder nutzbar machen. – Stolbergs Bürgermeister Patrick Haas dankte allen Helfern.
Bildmotive wurden von der Mission schon seit ihren Anfängen als Medium der Vermittlung genutzt. Bereits in den ersten publizierten Berichten der Rheinischen Mission 1830 ergänzen bildliche Darstellungen der Missionare die Berichte. Waren es zunächst Zeichnungen und bald auch die Fotografie, nutzte die Mission auch die Postkarte als Werbeträger. Ein sehr populäres Medium um die Jahrhundertwende.
Abb.: Rheinische Mission in Sumatra – Blick auf die Kirche von Pea Radja, im Vordergrund Reisfelder (Foto: AMS VEM)
Zwischen 1907 und 1917 ließ die Rheinische Mission „Ansichtspostkarten“ mit über 60 verschiedenen Motiven aus ihren Missionsgebieten drucken. Auflagenhöhe: zwischen 1.000 und 5.000 Stück je Motiv. Teilweise wurde nachgedruckt. Es gab verschiedene Motivgruppen. Obwohl die Produktion von farbigen Postkarten erheblich teurer war, wurden diese eher hergestellt, da sie sich besser vermarkten ließen.
Die frühen Postkarten aus Sumatra, zwischen 1912 und 1917 gedruckt, zählten etwa 30 verschiedene Motive. Auf den Postkarten wurden die Erfolge der Mission abgebildet. Die missionierten Batak, die Einrichtungen der Mission und Landschaften bildeten die Hauptmotive. Nach 50jähriger Missionsarbeit gab es viele Kirchen, Ausbildungsstätten, Schul- und Wohngebäude der Mission im Batakland auf Sumatra.
Die Landschaftsbilder zeigen die Ufer und die umgebende Landschaft des großen Tobasees auf Sumatra. Es handelt sich um reine Landschaftsbilder, die Kulturlandschaft und die Verbindung von Mensch und Natur.
Der Betrachter erhielt einen Einblick in die florierende Missionsarbeit, die um weitere Unterstützung bat. Die Bilder sollten für die Fortsetzung der Spendenbereitschaft sorgen und den Menschen in der Heimat zeigen, wo ihr Geld eingesetzt wurde.
Die Postkarte bot außerdem eine Möglichkeit, Informationen und Grüße auf unkompliziertem und weniger kostspieligem Weg, als dem Brief, zu vermitteln und wurde zahlreich genutzt.
Die VEM setzt sich aus 39 Mitgliedern zusammen: protestantische Kirchen in Afrika, Asien und Deutschland sowie die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Alle Mitglieder aus Afrika, Asien und Deutschland haben dieselben Rechte, wenn es um finanzielle und politische Entscheidungen innerhalb der Organisation geht. In der nach dem Delegiertenprinzip zusammengesetzten Vollversammlung der VEM verfügen die afrikanischen und asiatischen Mitglieder über die Mehrheit.
Die Archiv- und Museumsstiftung der VEM stellt gleichsam das Gedächtnis der Mission dar. Seit 1998 sammelt, sichert und erschließt die Archiv- und Museumsstiftung in Wuppertal die Archiv- und Museumsbestände der Vereinten Evangelischen Mission für Wissenschaft, Forschung und Lehre.
Die Missionare, die die Rheinische Mission seit 1828 nach Afrika und Asien aussandte, schickten vielfältiges Material an das Missionshaus in Deutschland: detaillierte Berichte über Länder und Leute, Dokumente der entstehenden einheimischen Gemeinden, Handzeichnungen, Fotos und Gegenstände aus der Kultur der überseeischen Partner. Die von den Missionaren zusammengetragenen Kulturgüter der Missionierten sind in dem „Museum auf der Hardt“ in Wuppertal der Öffentlichkeit zugänglich.
Kontakt:
Museum auf der Hardt
Missionsstraße 9
42285 Wuppertal
Tel: 0202-89004-152
Postadresse:
Rudolfstraße 137
42285 Wuppertal
Öffnungszeiten: Jeden 1. Sonntag im Monat 14.00 – 17.00 Uhr und auf Anfrage
Die Briefe-Aktion der Stadt Freiburg im Breisgau „Alles Liebe, Dein/e… Briefe ins 1000. Jubiläumsjahr der Stadt Freiburg“ ist nunmehr am 28.7.2021 mit einer kleinen Zeremonie auf dem Rathausplatz beendet worden. Im Dezember 2020 startete das Stadtjubiläum, auf Anregung von Johannes Rühl, dem früheren stellvertretenden Leiter des Kulturamts, diese ganz besondere Aktion: Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, einen Brief an Menschen oder Institutionen zu schreiben, die in 100 Jahren leben werden. Die Briefe sollten an eine bestimmte Person adressiert sein. Sie werden vom Stadtarchiv Freiburg ungeöffnet und sicher für 100 Jahre eingelagert, bis sie im Jahr 2120, pünktlich zum 1000. Stadtjubiläum Freiburgs, ihren Adressaten überstellt werden.
Abb.: Plakat zur Aktion „Alles Liebe, Dein_e… – Briefe aus dem 900. ins 1000. Jubiläumsjahr der Stadt Freiburg
In den letzten Wochen und Tagen hatte die Menge der eingetroffenen Briefe noch einmal stark zugenommen. Insgesamt sind über 1.500 Briefe zusammengekommen. In Veranstaltungen und Workshops im E-Werk, im Theater Freiburg und in der Volkshochschule Freiburg wurde in den letzten Wochen intensiv über dieses besondere Projekt diskutiert und debattiert. Eindrücklich waren die Briefe der Schülerinnen und Schüler der St. Landolin Schule in Ettenheim, die aus ihren Briefen vorgelesen und darin viel über ihren Alltag in der Pandemie berichtet haben. Die COVID-19-Pandemie ist, soviel bekannt wurde, in den Briefen oft das beherrschende Thema.
Weitere Infos zum Stadtjubiläum: www.2020.freiburg.de
Der Jubiläumscontainer auf dem Platz der Alten Synagoge ist von Montag bis Freitag, 12 bis 16 Uhr, geöffnet!
Helfer/-innen für die Rettung des Stadtarchivs gesucht.
Auch das Stadtarchiv Leichlingen hat aufgrund des Starkregens im Juli 2021 schwere Schäden davongetragen, auch wenn über das tatsächliche Schadensausmaß zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden kann. Die Archivalien lagerten im Keller des Rathauses, der nach der Flut in der Innenstadt unter Wasser stand. Die Bestände waren mehrere Tage feuchter, schlammiger Umgebung ausgesetzt. Seit dem 26.7.2021 ist das Rathaus Leichlingen wieder vollständig begehbar. Am Wochenende zuvor wurde in einer Großaktion der Keller soweit ausgeräumt, dass der Zugang zum Archiv gewährleistet ist. Seitdem geht es mit voller Kraft an die Rettung der Bestände. Ein Mammutprojekt, denn alle Archivalien müssen geborgen, dokumentiert, vorsortiert, gereinigt und für den Abtransport vorbereitet werden.
Abb.: Eindrücke von den Zerstörungen und Erstversorgungsmaßnahmen im Stadtarchiv Leichlingen (Foto: Stadt Leichlingen)
Rettung durch Gefriertrocknung
In einem ersten Schritt müssen die Archivbestände, die in den Kellerräumen bereits nach wenigen Tagen anfingen zu schimmeln, zum Schutz von Mitarbeiter/-innen und Rathaus schnellstmöglich aus dem Gebäude gebracht werden. Die weiteren Sicherungsarbeiten erfolgen dann auf dem Gelände der ehemaligen Gemeinschaftsgrundschule Büscherhof (Am Schulbusch 15 b). Hier wird das geborgene Archivgut von den Helfer/-innen im Akkord für den Transport in ein Kühlhaus vorbereitet. Dafür wurden auf dem Schulhof in zwei Zelten sogenannte Waschstraßen aufgebaut. Mit einer handelsüblichen Gartendüse werden die Archivalien mit Leitungswasser von Schlamm und Schimmel befreit. Danach werden die Bestände trocken gewischt. Eine gewisse Grundfeuchte muss aber erhalten bleiben, da das Papier sonst unwiederbringlich zusammenklebt, während es trocknet. Im nächsten Schritt werden die Unterlagen in Stretchfolie gewickelt – eine weitere Maßnahme, um Feuchtigkeit zu binden, weitere Schäden zu vermeiden und zu verhindern, dass verschiedene Bestände während des Transports miteinander verkleben.
Die präparierten Archivalien werden in ein Kühlhaus in Troisdorf transportiert. Um Zeit zu gewinnen, wird dort durch Schockfrostung das Schimmelwachstum gestoppt und die langsame Eiskristallbildung vermieden, die weitere Schädigung der Archivalien nach sich ziehen würden. Je nach Kapazität erfolgt dann sukzessive die Trocknung der Bestände mithilfe einer Gefriertrocknungsanlage. Wenn sowohl Archivalien als auch Rathauskeller wieder trocken und nutzbar sind, werden die Archivgüter zurück nach Leichlingen gebracht. Liegt eine starke Beschädigung vor, muss darüber entschieden werden, ob eine Restaurierung der betroffenen Unterlagen noch möglich ist.
Archive aus der Region entsenden Hilfskräfte
Hilfe bei der Rettung erhalten die städtischen Mitarbeiter/-innen im Zuge der Amtshilfe von verschiedenen Archiven aus der Umgebung sowie weiteren freiwilligen Helfer/-innen. Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen hat Expert/-innen aus dem Fachbereich Restaurierungswerkstätten entsandt, das Archivberatungszentrum des Landschaftsverbands Rheinland hat ebenfalls Kräfte geschickt. Auch die Städte Leverkusen, Langenfeld und Monheim am Rhein haben Unterstützung gesandt. Gemeinsam mit Leichlingen gründeten die drei Städte 2013 den ersten Notfallverbund zwischen Archiven im Rheinland mit dem Ziel einer effizienten, systematischen Notfallvorsorge. Die Rettung des Leichlinger Stadtarchivs ist der erste größere Einsatz des Notfallverbunds. So unterstützt ein stabiles Kontingent an externen Helfer/-innen und Freiwilligen die städtischen Arbeiten.
Um die Bestände möglichst schnell zu retten, sind zusätzliche helfende Hände gern gesehen. Daher sind freiwillige Helfer/-innen aus der Bevölkerung aufgerufen, sich ab 29. Juli an der Reinigung und Verpackung der Archivalien zu beteiligen. Es handelt sich um physische Arbeit. Vorwissen wird nicht benötigt, die Archivar/-innen schulen die Helfenden. Schutzkleidung, Essen und Trinken wird von der Verwaltung zur Verfügung gestellt.
Bestand des Leichlinger Stadtarchivs
Das 1976 eingerichtete Stadtarchiv Leichlingen sammelt, erschließt und bewahrt Dokumente der Stadtverwaltung Leichlingen und der ehemaligen Gemeinde Witzhelden. Dabei handelt es sich um Akten und Urkunden, Amtsbücher, Ratsprotokolle und Ausschussniederschriften, Chroniken sowie Karten und Pläne. Hinzu kommen Bestände nichtkommunaler bzw. privater Herkunft wie Sammlungen und Nachlässe, Hofes- und Familienarchive sowie ein umfangreiches Bildarchiv. Circa 1.000 gefüllte Archivboxen und weitere unverpackte Archivalien, viele Tausend Fotografien, Personenstandsunterlagen sowie Altregistratur vieler Ämter sind von der Rettungsaktion betroffen.
Mit großer Betroffenheit reagieren die NRW-Stiftung und ihr Förderverein auf die Lage in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten. Neben zahllosen Wohnhäusern wurden auch viele von der NRW-Stiftung geförderte Projekte wie Baudenkmäler, Museen und Naturschutzeinrichtungen überflutet und schwer beschädigt. Um diese Schäden zu beheben, legt die NRW-Stiftung ein Hilfsprogramm mit einem Volumen von einer Million Euro auf, um unbürokratisch den ehrenamtlichen Projektpartnern helfen zu können.
Abb.: Die Innenstadt von Bad Münstereifel. Im Hintergrund ist das Schwanen-Apothekenmuseum zu sehen (Foto: NRW-Stiftung, picture alliance/dpa / Oliver Berg).
Stiftungspräsident Eckhard Uhlenberg drückt sein Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer aus. „Wir denken auch an die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben und mit unvorstellbaren Verwüstungen konfrontiert sind. Außerdem haben uns Nachrichten von zerstörten Förderprojekten der NRW-Stiftung erreicht. Wir wollen dort helfen, wo wir aktiv werden können.“ Michael Breuer, Vorsitzender des Fördervereins NRW-Stiftung, begrüßt dieses wichtige Signal. „Das Ausmaß der Zerstörungen übertrifft unsere Vorstellungskraft. Erste Spenden sind bereits bei der NRW-Stiftung eingetroffen, wofür wir sehr dankbar sind.“
Historische Baudenkmäler und lokale Museen sind unverzichtbar für das Heimatgefühl der Menschen. Auch hier sollen die gravierenden Schäden behoben und Wiederaufbauhilfe geleistet werden. Dafür machen sich die NRW-Stiftung und ihr Förderverein mit ihrem Sonderprogramm stark.
Die NRW-Stiftung sieht es als ihre Verpflichtung, an der Seite des Ehrenamtes und der Projekte zu stehen. Sie möchte ihren Teil dazu beitragen, dass die Denkmäler, Museen, Naturschutzzentren, Archive und die vielen anderen Projekte, die in der Vergangenheit mit so viel bürgerschaftlichem Engagement aufgebaut und gepflegt worden sind, auch nach dieser Katastrophe für die Zukunft erhalten und gesichert bleiben.
Die NRW-Stiftung stellt für die dringlichsten Maßnahmen (zum Beispiel Trockengeräte, Anmietung von Lagerräumen, Sicherung von Archivgut etc.) den betroffenen Vereinen und Initiativen eine Soforthilfe in Höhe von bis zu 5.000 € zur Verfügung. Die Beantragung erfolgt über ein verkürztes und beschleunigtes Verfahren, damit die Hilfe möglichst schnell dort ankommt, wo sie benötigt wird. Das entsprechende Antragsformular ist unter https://www.nrw-stiftung.de/news/nrw-stiftung-sagt-hilfe-nach-flutkatastrophe-zu-1.html zu finden. Die Rücksendung kann postalisch oder elektronisch erfolgen.
Bei umfangreicheren Maßnahmen wird darum gebeten, die Antragstellung über die Onlineantragsportal (https://heimatportal.nrw-stiftung.de) vorzunehmen. Im Zuge des Sonderprogramms gestellte Anträge werden vorrangig und möglichst schnell bearbeitet. Die Stiftungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter stehen für inhaltliche oder technische Rückfragen zur Verfügung.
Seit 1986 fördert die Nordrhein-Westfalen-Stiftung gemeinnützige Projekte und Initiativen für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege. Die Mittel dafür bekommt sie über den Landeshaushalt aus Lotterieerträgen von Westlotto, dem Landtag und aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden des Fördervereins.
Wer mit einer Spende den Projekten helfen will, der versieht Überweisungen an das Fördervereinskonto bitte mit dem Stichwort „Flutkatastrophe“.
Bankverbindungen des Fördervereins der NRW-Stiftung
Stadtsparkasse Düsseldorf
IBAN: DE34 3005 0110 1005 3905 37
SWIFT-BIC: DUSSDEDDXXX
Die Unwetterkatastrophe vom 14. Juli 2021 hat in zahlreichen Archiven im Rheinland zu großen Schäden geführt. Erste Meldungen erreichten das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) bereits am Tag nach der Katastrophe. Seitdem sind die Kolleg*innen im Dauereinsatz. Mehrere Teams zwischen zwei und fünf Personen aus den Bereichen Restaurierung und Archivberatung sind an unterschiedlichen Orten präsent. Zusätzlich koordiniert das LVR-AFZ von Brauweiler aus die Einsätze, die Hilfsangebote Dritter und die Materialbeschaffung für die betroffenen Häuser (Link: Katastrophenhilfe für Archive).
Vom Hochwasser zerstörtes Archivgut im Stadtarchiv Bad Münstereifel (Foto: LVR-AFZ)
In den Tagen nach dem Hochwasser hat das LVR-AFZ per E-Mail und telefonisch Kontakt zu zahlreichen Archiven in den betroffenen Gebieten aufgenommen, um einen Überblick über die Situation zu erhalten. Durch die in Brauweiler eingehenden Informationen und die Einsätze vor Ort zeichnet sich inzwischen ein Eindruck von der Schadenslage im Verbandsgebiet des LVR ab. In einigen Archiven sind die gesamten Bestände durch Wasser, Schlamm und Schadstoffe durchnässt und verunreinigt, in anderen sind potenziell archivwürdige Registraturen betroffen. Hinzu kommen erhebliche Schäden durch mechanische Einwirkungen wie Schutt, Geröll oder zusammengebrochene Regalanlagen.
In Bad Münstereifel dauert der Einsatz des LVR-AFZ noch an, in Leichlingen konnte erst am Montag, 26.07.2021, mit der Bergung begonnen werden. Hier unterstützen neben dem örtlichen Notfallverbund und anderen Kolleg*innen aus der Region zusätzlich Kräfte des Landesarchivs NRW die Arbeiten. An den anderen Einsatzorten sind die Arbeiten inzwischen beendet oder können durch örtliche Kräfte weitergeführt werden.
Weitere Archive und Registraturen wie Langerwehe, Rösrath und Overath waren ebenfalls betroffen, konnten aber nach telefonischer Beratung des LVR-AFZ die erforderlichen Maßnahmen mit eigenen Kräften vor Ort durchführen.
Einsatz und Koordinierung der Hilfsleistungen
Die Leitung der Einsätze in den Archiven übernahmen in der Regel die örtlichen Archivkräfte. Wo örtliche Mitarbeitende nicht oder nur eingeschränkt einsatzfähig waren, übernahm das LVR-AFZ ebenso die Koordination vor Ort.
Für die Erstversorgung von anspruchsvoll zu bearbeitenden Unterlagen wie Urkunden und Plänen wurde in einem derzeit leerstehenden Gebäude auf dem Gelände der Abtei Brauweiler ein provisorisches Reinigungszentrum und Zwischenlager eingerichtet. Andere Unterlagen werden dort für die Gefriertrocknung vorbereitet. Ebenso bemüht sich das LVR-AFZ, Ausweichflächen für das Archivgut betroffener Häuser zu organisieren.
Zu einem späteren Zeitpunkt wird auch Hilfe bei der konservatorischen Behandlung der getrockneten Archivalien in Anspruch genommen werden müssen.
Das LVR-AFZ steht betroffenen Archiven weiterhin als Ansprechpartner für die Rettung von Archivgut zur Verfügung: Kontakt: 02234 9854-225
Ausdrücklich dankt das LVR-AFZ den zahlreichen Helfenden vor Ort, den vielen Hilfsangeboten aus Deutschland und anderen Ländern sowie den Kolleg*innen, die seit fast zwei Wochen im intensiven Einsatz für die Rettung von Archivgut sind.
Kontakt:
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Postfach 2140
50250 Pulheim
Tel 02234 9854-225
Fax 02234 9854-202 AFZ.Archivberatung@lvr.de
Am 14. Juni 1871 wurde die Dessauer Zucker-Raffinerie gegründet und am 1. September 1871 in das Handelsregister eingetragen. Das Unternehmen war in Dessau gegründet worden, um dort das von den Chemikern Max Fleischer und Emil Fleischer entwickelte Verfahren der Zuckergewinnung durch Melasseentzuckerung mit Hilfe von Strontium-Verbindungen in die industrielle Praxis zu überführen. Mittels dieses Verfahrens ließ sich einfach und kostengünstig Konsumzucker gewinnen.
Die Zucker-Raffinerie entwickelte sich zu einem der wichtigsten Wirtschaftsunternehmen der Stadt Dessau, zu dem auch die Strontian- und Pottaschefabrik in Roßlau gehörte. Anlässlich der Entstehung der Dessauer Zucker-Raffinerie vor 150 Jahren bereiten das Stadtarchiv Dessau-Roßlau und das Museum für Stadtgeschichte Dessau derzeit unter dem Titel „Zucker aus Rüben – Ein ,Kraftstoff der Moderne'“ eine Ausstellung vor, die nicht nur die Geschichte der Dessauer Zucker-Raffinerie bis hin zur heutigen Gärungschemie Dessau GmbH beleuchten wird.
Die Dessauer Zucker-Raffinerie entwickelte sich zu Beginn der 1920er Jahre in ein allgemeines Chemieunternehmen. Es war der Haupthersteller von Zyklon B, einem Produkt zur Entwesung, das auch zum Massenmord in nationalsozialistischen Vernichtungslagern eingesetzt wurde. Nachdem das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR (als „VVB Zuckerraffinerie Dessau“) weitergeführt worden war, wurde es 2003 endgültig aufgelöst.
Abb.: Eine Zuckerdose aus den Beständen des Museums für Stadtgeschichte Dessau (Foto: Museum für Stadtgeschichte Dessau)
Mit dem Anbau von Zuckerrüben und der Rübenzuckerindustrie waren auch moderne technische Entwicklungen und zahlreiche Innovationen in Agrarwirtschaft, Maschinenbau, chemischer Industrie sowie Nahrungs- und Genussmittelproduktion verbunden, sie hatte aber auch großen Einfluss auf Alltagsleben, Politik, Kultur, Migration und zahlreiche andere gesellschaftliche Bereiche. Diese komplexen Zusammenhänge werden in der Ausstellung für Dessau-Roßlau und die Region Anhalt anhand von zahlreichen Objekten, Modellen, Grafiken, Fotos und Filmaufnahmen erstmals in den Blick genommen.
Zucker war einst ein Luxusgut. Mit dem wachsenden Produktionsvolumen von Rübenzucker konnten sich spätestens ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts aber auch die Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschichten Zucker für das Süßen von Kaffee oder Tee und zuckerhaltige Produkte wie Bonbons, Marmelade, Süßgebäck, Kuchen und Torten leisten. Wohl in jeder Familie standen Zuckerbehälter in der Vorratskammer oder Zuckerdosen auf dem Esstisch. Auch diese Veränderungen im Alltagsleben der Menschen sollen in der Ausstellung gezeigt werden. Hierfür suchen die Ausstellungsmacher noch nach aussagekräftigen Objekten, insbesondere Zuckerdosen und Vorratsbehältern für Zucker, mit denen eine außergewöhnliche Geschichte oder eine besondere Erinnerung verbunden ist. Auch Zuckertüten oder originale Süßigkeitenverpackungen – z.B. von der Firma Flemming oder der Schokoladenfabrik RAVIA in Alten sind willkommen. Melden kann man sich mit seinem Objekt und der damit verbundenen Geschichte im Stadtarchiv Dessau-Roßlau oder im Museum für Stadtgeschichte Dessau. Beide Einrichtungen freuen sich auf Ihre „Schätze“.
Info:
Zucker aus Rüben – Ein „Kraftstoff“ der Moderne
Ausstellung des Stadtarchivs Dessau-Roßlau und des Museums für Stadtgeschichte Dessau
26. September 2021 bis 31. Januar 2022
Orangerie beim Schloss Georgium
Die Bestände an Dokumenten aus dem Landständearchiv der Stadt Arnsberg sind jetzt auch digital verfügbar. In enger Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen in Münster ist damit die digitale Zusammenführung der auf analoge Art getrennt bewahrten Dokumenten an den jeweiligen Standorten abgeschlossen. Wertvolle historische Dokument können so von Interessierten deutlich einfacher eingesehen werden.
Abb.: Regierungspräsident Hans-Josef Vogel und Bürgermeister Ralf Paul Bittner machten sich bei Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup und Michael Gosmann ein eigenes Bild über die Erfolge bei der Digitalisierung alter Dokumente aus dem Stadt- und Landständearchiv in Arnsberg (Foto: Stadt Arnsberg).
Die Trennung von Dokumenten aus dem Archiv der Landstände in Arnsberg hat eine 200-jährige Geschichte: Rund 90 Prozent der Archivalien sind schon im 19. Jahrhundert zum heutigen Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen nach Münster gekommen. Rund zehn Prozent der Bestände, darunter wertvolle Protokolle aus den Landtagsversammlungen der Landstände in Arnsberg, sind am Ort ihres Entstehens verblieben. Ganz konkret im Rittersaal des Alten Rathauses in Arnsberg fanden Jahrhunderte lang bis 1803 die Versammlungen statt, die von Schreibern eifrig mitgeschrieben wurden. Die gemeinsame Anstrengung des Landesarchivs NRW in Münster sowie des Stadt- und Landständearchivs in Arnsberg hat jetzt eine komfortable digitale Verfügbarkeit der Unterlagen ermöglicht. Das Projekt ist von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 129.000 Euro unterstützt worden. Personelle Dienstleistungen im Wert von rund 60.000 Euro steuerte noch einmal das Landesarchiv Münster hinzu.
Deutsche Forschungsgemeinschaft hat Projekt unterstützt
Im Rittersaal des Alten Rathauses in Arnsberg würdigten im Juni 2021 Regierungspräsident Hans-Josef Vogel und der Arnsberger Bürgermeister Ralf Paul Bittner im Beisein der Leiter der beteiligten Archive, Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup (Münster) und Michael Gosmann (Arnsberg), die für die Dokumente aus Arnsberg bereits abgeschlossenen Arbeiten. „Viele Menschen sind hier vom Angebot des Stadtarchivs fasziniert“, so Bürgermeister Ralf Paul Bittner, man sei mit viel Herzblut bei der Sache. Das Projekt sei bestens angelaufen und habe Prozesse modern gestaltet und die Tradition dabei bewahrt, so Bittner weiter. Der Arnsberger Bürgermeister lobte den digitalen Mehrwert, der durch die Erfassung historischer Schriften erreicht werden kann.
Arnsberger Bürgermeister lobt digitalen Mehrwert
Die Leiterin der Abteilung Westfalen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup, beschrieb ihre Arbeit in Münster, deren Schwerpunkt inzwischen die Digitalisierung der Dokumente sei. Vor dem Landesarchiv steht noch eine große Aufgabe: Erst 6,3 Prozent aller zu erfassenden Unterlagen sind bislang digitalisiert worden, und es warten noch rund 37 laufende Kilometer Akten, die zu digitalisieren sind. Die jetzt schon erreichte digitale Zusammenführung ist aber bereits ein Erfolg, so Prof. Dr. Veldtrup. Warum ein Teil der Akten aus Arnsberg nicht in Münster angekommen ist, bleibt nach Aussage der Forscherin aber unklar. Ob das Material aus „Fach 2“ der Archiv-Bestände in Arnsberg absichtlich oder zufällig nicht beim Abtransport berücksichtigt wurde, kann derzeit nicht geklärt werden.
Abb.: Territorialkarte des Herzogtums Westfalen, 1. Hälfte 18. Jh., kol. Stich von Matthäus Seutter (LAV NRW W, W 051/Kartensammlung A, Nr. 11720)
Dokumente über 200 Jahre getrennt gelagert
Den Forschenden im Land bringt die Zusammenführung dieser wichtigen historischen Dokumente nach über 200 Jahren Trennung nun aber einen großen Vorteil: In einem weit gestreuten Archivbezirk für das Landesarchiv NRW in Münster müssen Interessierte jetzt nicht mehr von Standort zu Standort reisen. Alle digitalisierten Unterlagen sind über die Homepages des Landesarchivs und des Stadtarchivs nun von jedem Ort der Welt aus einsehbar. „In Arnsberg hängt man an seiner Geschichte“, so Prof. Black-Veldtrup, das sorge bei ihr für viel Verständnis und große Sympathie und sei ein wichtiger Treiber für die Umsetzung des Projektes mit Arnsberg gewesen.
Altes Kaufmannsbuch konnte zugeordnet werden
Der Leiter des Stadt- und Landständearchivs in Arnsberg, Michael Gosmann, beschrieb den Nutzen anhand von praktischen Beispielen: So habe die Veröffentlichung von Akten über die Homepage des Landesarchivs dazu geführt, dass der Verfasser eines alten Kaufmannsbuchs aus den Beständen des Stadtarchivs durch Kontakt von außen ausfindig gemacht werden konnte. Die digitalisierten Objekte sind in der Regel im Original zu sehen, eine hochdeutsche und damit für alle leserliche Übersetzung der Texte gibt es aber noch nicht. An Techniken, eine automatische Übersetzung zu ermöglichen, wird derzeit noch geforscht. „Die Forschung für Interessierte hat mit der Digitalisierung der Dokumente auf jeden Fall einen Riesensprung gemacht“, so der Leiter des Stadtarchivs Michael Gosmann. Besonderes Interesse finden bei den Anfragen und Zugriffen vor allem alte Steuer-Listen, die Familien-Forscher/innen wertvolle Informationen geben können.
Das Stadtarchiv Sankt Augustin erhält Fördermittel in Höhe von 36.000 Euro zur Digitalisierung der historischen Akten des rheinischen Amtes Menden. Die im 19. und 20. Jahrhundert entstandenen Akten werden bis zum Jahresende 2021 hochwertig digitalisiert und stehen ab 2022 der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Abb.: Digitalisiert wird auch die Akte ME-F69 über die Handhabung der Strafgesetze, von Verbrechen und Vergehen 1876-1907 (Foto: Stadtarchiv Sankt Augustin)
Mit den neuerlichen Fördermitteln von 36.000 Euro sollen bis Jahresende die im Amt Menden, dem Rechtsvorgänger der Stadt Sankt Augustin, entstandenen historischen Akten hochwertig digitalisiert werden und können ab 2022 u.a. im Portal www.archivportal-d.de kostenfrei genutzt werden.
Die zwischen 1815 und 1969 entstandenen Akten geben u.a. Auskunft über die Veränderungen von der französischen zur preußischen Zeit, die Industrialisierung, die sozialen Implikationen, beide Weltkriege sowie den allgemeinen Wandel von kleinen Dörfern hin zu städtischeren Strukturen u.a. mit einer Differenzierung des Vereinslebens, der religiösen Gruppierungen, der Bildungsmöglichkeiten sowie den erheblichen Ausbau der Infrastruktur.
Der Archivgutbestand des Stadtarchivs Baden-Baden wächst stetig aufgrund der Unterlagen, die das Archiv von den Ämtern und Stellen der Stadtverwaltung übernimmt. Das Stadtarchiv ist in der Altstadt Baden-Badens im geschichtsträchtigen Gebäude „Baldreit“ untergebracht, in dem sich überdies eine Weinstube und zwei Dachgeschosswohnungen befinden.
Abb.: Eingang zum Stadtarchiv Baden-Baden (Foto: goodnews4-Archiv)
Seit etlichen Jahren ist auch der Stadtverwaltung bewusst, dass der Zustand des Archivs im denkmalgeschützten „Baldreit“ in der Kernstadt beklagenswert ist. Unter anderem mangele es am Brandschutz, wie eine Brandverhütungsschau im Jahr 2017 offenlegte. Eine umfangreiche Sanierung und ein Umbau des Gebäudes wären erforderlich, doch sind die Erweiterungsmöglichkeiten im „Baldreit“ begrenzt. Die Verwaltung beabsichtigt bereits seit Längerem, das Stadtarchiv in einen Neubau umzuziehen. Nun zeichnet sich eine Lösung ab.
In Zukunft soll das Baden-Badener Stadtarchiv in dem bisherigen Gebäude eines Gewerbebetriebs (Im Metzenacker), rund 4 Kilometer die Bundesstraße 500 hinauf, untergebracht werden. Der Bau- und Umlegungsausschuss beriet am 22.7.2021 über dieses Vorhaben und den erforderlichen Erweiterungsbau des Gebäudes. Die endgültige Entscheidung trifft der Gemeinderat Baden-Baden am 26.7.2021.