Knapp 20 Jahre »Themenabende« im Stadtarchiv Münster

Rückblick auf einige Online-Vorträge der Jahre 2020 und 2021.

Seit nahezu zwanzig Jahren veranstaltet das Stadtarchiv Münster seine „Themenabende„. Unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie konnte die Vortragsreihe als Livestream im Internet sehr erfolgreich weitergeführt werden. In der Spitze schauten sich mehr als 1.200 Personen den Livestream an. Einige Videos früherer Online-Vorträge der Jahre 2020 und 2021 stehen nun dauerhaft im Youtube-Kanal des Stadtarchivs Münster bereit. Mit ihnen lässt sich noch einmal eintauchen in spannende Kapitel und Aspekte der Stadtgeschichte Münsters.


Abb.: Das Stadtarchiv Münster präsentiert regelmäßige Vorträge zur Stadtgeschichte Münsters (Ausschnitt aus dem YouTube-Kanal des Stadtarchivs)

Einmal im Monat wird Geschichte dort lebendig, wo die Originalquellen aufbewahrt werden. Das Besondere an diesen Abenden: die Vorträge werden mit den Akten, Urkunden, Ratsprotokollen, Fotos und Plakaten illustriert, aus denen die Forschenden ihre Informationen beziehen. Die originale Begegnung mit der Geschichte in Verbindung mit einem Vortrag zu interessanten Aspekten der Stadtgeschichte ist ein wesentliches Merkmal dieser Themenabende im Stadtarchiv Münster.

Info:
Zeit: Donnerstag, 18 bis 19.30 Uhr
Ort: Stadtarchiv Münster, An den Speichern 8 in Münster-Coerde – Seminarraum, EG
Moderation: Anja Gussek
Technik: Michael Jerusalem
Anmeldung erforderlich: Per E-Mail oder Telefon: 02 51/4 92-47 01
Kosten: Keine

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel. 02 51/4 92-47 01
Fax 02 51/4 92-77 27
archiv@stadt-muenster.de

Griechische Arbeitsmigration in Wiesbaden im 20. Jahrhundert

Ab Dienstag, 7.9.2021, 19 Uhr, zeigt das Stadtarchiv Wiesbaden die von der Kulturwissenschaftlerin Maike Wöhler gemeinsam mit dem Politikberater und Journalisten Christos Mantzios gestaltete Ausstellung „Griechische Arbeitsmigration in Wiesbaden im 20. Jahrhundert“, die sich mit dem Weggehen, dem Zurücklassen der „Heimat“ und dem Prozess des Ankommens und Bleibens in Wiesbaden auseinandersetzt.


Abb.: Maike Wöhler: Man ist nur so lange fremd, bis man sich kennt. Griechische Arbeitsmigration in Wiesbaden im 20. Jahrhundert

„Die langjährige Geschichte der griechischen Community in Wiesbaden begann mit den ‚Gastarbeiter-Anwerbeabkommen‘ in den 1960er Jahren. Die Ausstellung greift diese historische Entwicklung im 20. Jahrhundert auf und verdeutlicht uns noch einmal mehr, wie facettenreich die Migrationsgeschichte Wiesbadens und wie vielfältig unsere Stadtgesellschaft ist“, sagt Kulturdezernent Axel Imholz, der die Ausstellung im Stadtarchiv eröffnen wird.

Die Ausstellung ist bis zum 1.10.2021 während der Öffnungszeiten des Stadtarchivs zu sehen. Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Teilnehmerzahl bei der Ausstellungseröffnung am 7. September und beim Vortrag am 14. September begrenzt. Deshalb müssen sich Interessierte per E-Mail mit Angabe des Namens, der Adresse und Telefonnummer anmelden. Eine Teilnahme ist nur mit einem tagesaktuellen Negativnachweis, einem Impf- oder Genesenen-Nachweis möglich.

Maike Wöhler und Christos Mantzios möchten mit ihrer Ausstellung darauf aufmerksam machen, wie wichtig es in einer „Willkommensgesellschaft“ ist, die vielfältigen Integrationsleistungen der Zugewanderten zu würdigen und ihnen eine gesellschaftliche Plattform zu geben. Sie machen diverse Identitäten und Kulturpraktiken mit dem Ziel sichtbar, Diskriminierung entgegenzuwirken. Begleitend zur Ausstellung wird Christos Mantzios am Dienstag, 14. September, 19 Uhr, im Stadtarchiv über das Thema „60 Jahre Griechinnen und Griechen in Wiesbaden“ sprechen.

Das Projekt ist Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und wird durch das Amt für Soziale Arbeit der Landeshauptstadt Wiesbaden unterstützt.

Kontakt:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 42
65197 Wiesbaden
Telefon 0611 31-3329 / 0611 31-3747
Telefax 0611 31-3977
stadtarchiv@wiesbaden.de

Quelle: Stadt Wiesbaden, Pressemitteilung, 25.8.2021

Zeitreise in die Aschaffenburger Industriegeschichte

„Kultur to go“ mit dem Online-Audioguide.

Pünktlich zu den derzeit laufenden „Tagen der Industriekultur Rhein-Main“ stellt das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg einen neuen Rundgang zur Aschaffenburger Industriegeschichte vor. Der neue Rundgang ist per Smartphone oder Tablet über den mobilen Online-Audioguide des Archivs abrufbar bzw. „hörbar“, kann aber auch bequem von zuhause am PC genutzt werden.

Die Strecke des Rundgangs in der Aschaffenburger Innenstadt ist barrierefrei, alle Stationen können ohne Umwege erreicht werden. Die Dauer des Rundgangs beträgt je nach Laufgeschwindigkeit ca. 45 bis 75 Minuten.

Die Industrialisierung hat im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert das Aschaffenburger Stadtbild massiv verändert. Wie sehr, veranschaulichen die Abbildungen und Erzählungen, die während des Rundgangs zur Verfügung stehen. „In insgesamt acht Hörstationen stehen ab sofort spannende und lehrreiche Inhalte digital bereit“, führt der für die städtische Digitalstrategie zuständige Bürgermeister Eric Leiderer aus. „Man erfährt zum Beispiel auch, warum die Heimarbeit für die Bekleidungsindustrie so wichtig war. Der Online-Audioguide ist ein für die digitale Teilhabe in der Stadt, aber auch für den Tourismus wichtiges Werkzeug, das kostenfrei verfügbar ist.“


Abb.: Kleiderfabrik Desch, Zuschnitt der Stoffe, um 1950 (Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Fotosammlung)

Dr. Joachim Kemper, Leiter des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg, verweist auf die digitale Leitseite des Archivs, über die auch der Audioguide abrufbar ist: „Unter der Stadtarchiv-Digital-Plattform findet sich in der Rubrik „Audioguide“ der entsprechende Rundgang zur Industriegeschichte. Die Inhalte des Audioguides sind von Jennifer Jessen (Offenbach) in Verbindung mit dem Archiv und anderen Einrichtungen der Stadt erarbeitet worden. Für die technische Realisierung danke ich Jürgen Trometer im Stadt- und Stiftsarchiv.“

Links:

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Dr. Joachim Kemper
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Tel.: 06021/456105-0
stadtarchiv@aschaffenburg.de

Quelle: Stadt Aschaffenburg, Pressemitteilung, 24.8.2021

Amtsleiterwechsel im Staatsarchiv Würzburg

Alexander Wolz neuer Leiter in Würzburg, Klaus Rupprecht in Bamberg.

Mit Wirkung zum 1. September 2021 wird Archivrat Dr. Alexander Wolz M.A. zum Leiter des Staatsarchivs Würzburg bestellt. Er folgt damit Archivdirektor Dr. Klaus Rupprecht nach, der zum 1. Juli 2021 als Leiter an das Staatsarchiv Bamberg wechselte.


Abb.: Staatsarchiv Würzburg (Fotograf: Peter Litvai, Atelier für Fotografie Landshut)

Dr. Klaus Rupprecht studierte an der Universität Bamberg Geschichte, Anglistik und Sozialkunde für das Lehramt an Gymnasien, er promovierte über „Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken. Zur Geschichte der von Guttenberg im Spätmittelalter und zu Beginn der frühen Neuzeit“. Nach seinem Referendariat zum wissenschaftlichen Archivar an der Bayerischen Archivschule 1993 bis 1996 arbeitete Klaus Rupprecht zunächst im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München und seit 1997 im Staatsarchiv Bamberg. Anschließend leitete er das Staatsarchiv Würzburg vom 1. November 2016 bis 30. Juni 2021.

Der in Kitzingen aufgewachsene Alexander Wolz studierte an der Universität Würzburg Geschichte, Volkskunde und Politische Wissenschaften. Seine Magisterarbeit behandelt das Thema „Die Stadt Kitzingen und der Aufstieg des Nationalsozialismus“, promoviert wurde er mit einer Dissertation zum Thema „Die Rheinlandkrise 1936. Das Auswärtige Amt und der Locarnopakt 1933-1936„. Alexander Wolz war am Stadtarchiv Lohr am Main tätig. Von 2014 bis 2016 absolvierte Alexander Wolz als Referendar die Bayerische Archivschule in München. Zum 21. Dezember 2016 übernahm er die Leitung des Staatsarchivs Coburg.

Das Staatsarchiv Würzburg ist die staatliche Fachbehörde für alle Fragen des Archivwesens im Regierungsbezirk Unterfranken. 1764 zog das damalige fürstbischöflich-würzburgische Archiv aus der Festung Marienberg in die Würzburger Residenz. Damals wurde es im Residenz-Nordflügel untergebracht, wo es sich noch heute befindet. Das Archiv wird voraussichtlich 2025/26 nach 260 Jahren von Würzburg nach Kitzingen umziehen. Zentrale Herausforderungen für den neuen Amtsinhaber sind daher die Begleitung der Baumaßnahmen sowie der Umzug und die verbundenen intensiven Vorbereitungen.

Das Staatsarchiv Würzburg verwahrt rund 8,65 Millionen Archivalien im Umfang von 26,4 km (Stand Ende 2020). Es ist zuständig für die Überlieferung aller staatlichen Behörden, Gerichte und Staatsanwaltschaften der mittleren und unteren Ebene im Regierungsbezirk Unterfranken sowie die Notariate des Oberlandesgerichtsbezirks Bamberg.

Für die Zeit vor dem 19. Jahrhundert überliefert das Staatsarchiv die Urkunden, Amtsbücher, Akten und Pläne der Territorien des Alten Reiches im heutigen Regierungsbezirk Unterfranken, vor allem Hochstift und Domkapitel Würzburg nebst zugehörigen Stiften und Klöstern, Erzstift und Domkapitel Mainz mit dem Vizedomamt bzw. dem späteren Fürstentum Aschaffenburg (soweit an Bayern gefallen), Reichsstadt Schweinfurt (Teile), Reichsritterschaftskantone Rhön-Werra, Baunach, Odenwald (kleine Teile) und Mittelrhein (kleine Teile), Johanniterkommende Würzburg-Biebelried und Deutschordenskommenden Würzburg und Münnerstadt, Hochstift Fulda (Teile). Zu den Schwerpunkten der Überlieferung gehören darüber hinaus zahlreiche überregional bedeutende Adelsarchive (z.B. Schönborn, Fechenbach). Für das 20. Jahrhundert besitzen die Überlieferung der Geheimen Staatspolizeistelle Würzburg („Gestapo Würzburg“) und der NSDAP, Gau Mainfranken zentrale Bedeutung, nicht zuletzt für die Provenienzforschung.

Kontakt:
Staatsarchiv Würzburg
Residenzplatz 2
Residenz-Nordflügel, 97070 Würzburg
(Postfach 11 08 16, 97034 Würzburg)
Tel. 0931/355290
Fax 0931/3552970
poststelle@stawu.bayern.de

Quelle: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, Pressemitteilung, 17.8.2021

Das Jahr der deutschen Einheit in den Beratungen der Regierung

Die „Kabinettsprotokolle der Bundesregierung“ des Jahres 1990 sind online.

Die rasante Entwicklung in der DDR nimmt in den 35 Kabinettssitzungen des Jahres 1990 eine zentrale Rolle ein. Regelmäßig stehen die „innerdeutsche Lage“ bzw. ab Februar 1990 „deutschlandpolitische Fragen“ auf der Tagesordnung. Bundeskanzler Helmut Kohl sagt am 17. Januar 1990 im Kabinett, dass angesichts der Übersied­lerzahlen ein „irreparabler Schaden für die Volkswirt­schaft im anderen Teile Deutschlands“ entstehen werde. Außerdem habe sich „die Stimmung in der DDR“ gegenüber dem Dezember 1989 „grundsätzlich geändert“, die damals „von Hoffnung und Aufbruchstimmung“ geprägt gewesen sei.  Zur Entlastung des Kabinetts befasst sich ab dem 7. Februar 1990 ein Kabinettausschuss „Deutsche Einheit“ mit den wesentlichen Problemfeldern. Mit der Wirtschafts- und Währungsunion zum 1. Juli 1990 und der Zustimmung der vier Alliierten in den 2 + 4-Gesprächen werden wesentliche Voraussetzungen geschaffen. Die Pläne zur Wiedervereinigung schlagen sich auch in den vorsichtig optimistischen Wirtschaftsprognosen des Jahreswirtschaftsberichts und in den Beratungen zum Bundeshaushalt nieder, wobei die Unsicherheiten einer weniger stabilen weltwirtschaftlichen Entwicklung berücksichtigt sind.


Abb.: „Eine gute Durchsicht hat man zu beiden Seiten der Mauer am Brandenburger Tor, nachdem auch an dieser Stelle ‚Mauerspechte‘ am Werk waren.“ (Originaltitel des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes) (Quelle: BArch, Bild 183-1990-0105-029 / Reiche, Hartmut)

Nachdem am 3. Oktober 1990 die deutsche Einheit vollzogen ist, begrüßt das Kabinett am 5. Oktober 1990 symbolträchtig fünf neue Bundesminister*innen. Sie sollen „die besonderen Belange der Bürger in den beigetretenen Gebieten in die Beratungen des Kabinetts nachdrücklich einbringen“. In den ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen am 2. Dezember 1990 wird die CDU/CSU-FDP-Koalition bestätigt. Das vierte Kabinett Kohl tritt am 23. Januar 1991 zu seiner ersten Sitzung zusammen.

Sicherheitspolitisch ist die Gefährdungslage der Bundesrepublik 1990 hoch. Das Kabinett erörtert Hungerstreikaktionen inhaftierter RAF-Mitglieder, Sprengstoffanschläge auf verschiedene Einrichtungen, Anschlagspläne auf Bundeslandwirtschaftsminister Ignaz Kiechle sowie die Attentate auf Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und auf den Ministerpräsidenten des Saarlandes Oskar Lafontaine. Dabei werden die personellen, materiellen und juristischen Grenzen möglicher staatlicher Schutzmaßnahmen, jedoch auch der „Abstumpfungsprozeß“ in der Bevölkerung offenbar.

Zunehmend drängen umweltpolitische Fragen in den Vordergrund. Neben dem Abfallgesetz, das zur nachhaltigen Verminderung von Plastikmüll beitragen soll, und strafrechtlichen Maßnahmen gegen Umweltkriminalität, stehen Berichte zur „Forschung zu globalen Umweltveränderungen“, zur CO2-Reduktion und über den Zustand des Waldes auf der Tagesordnung des Kabinetts. Im Bundestag fordern Die Grünen unter dem Eindruck einer Serie von Frühjahrsstürmen, die in vielen europäischen Ländern Todesopfer fordern, Antworten der Bundesregierung zum Thema „Orkane, Sturmfluten und die Klimaschutzpolitik“.

Von besonderer außenpolitischer Bedeutung ist die Unterzeichnung des Vertrags über gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken anlässlich des Besuchs von Präsident Michael Gorbatschow in Bonn am 9. November 1990. Dieser umfassende Kooperationsvertrag, der auch die Überwindung des Ost-West-Gegensatzes symbolisieren sollte, beruht auf einer Vereinbarung zwischen Kohl und Gorbatschow während ihrer medienwirksam inszenierten Gespräche im Kaukasus am 17. Juli 1990.

Angesichts der instabilen Lage in Rumänien nach dem Sturz Ceaușescu-Regimes im Dezember 1989 beschließt das Kabinett Energielieferungen und humanitäre Hilfsmaßnahmen sowie die Unterstützung ausreisewilliger Rumänien-Deutscher. Die verstärkte Zuwanderung aus den osteuropäischen Ländern und die zunehmende Zahl der Asylanträge führen jedoch zu ernsthaften Unterbringungsproblemen und sozialen Spannungen in den Bundesländern. Nach einer im September 1990 vorgelegten Flüchtlingskonzeption des BMI sollen in Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern und den Herkunftsländern die Wanderungsbewegungen eingegrenzt werden.

Mit der Veröffentlichung der Kabinettsprotokolle des Jahres 1990 nutzt das Bundesarchiv die durch Kabinettsbeschluss von 2011 gegebene Möglichkeit, bislang unkommentierte, jedoch textkritisch bearbeitete Protokolle gemäß der archivrechtlichen 30-Jahresschutzfrist kontinuierlich als Übergangsangebot im Internet zur Verfügung zu stellen.

Link: Bundesarchiv: Kabinettsprotokolle online

Kontakt:
Bundesarchiv
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Telefon: 0261 505 0
Fax: 0261 505 226
koblenz@bundesarchiv.de
www.bundesarchiv.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 19.8.2021

Zur Bildgeschichte der Salinen in Halle (Saale)

Neben der Saline im „Thal zu Halle“ gehörte seit dem 18. Jahrhundert die westlich der Altstadt von Halle (Saale) errichtete „Königliche Saline“ zum Stadtbild. Ab 1719 ließ der preußische König Friedrich Wilhelm I. am westlichen Stadtrand das neue Salzwerk mit zunächst zwei langgestreckten Siedehäusern und Salzmagazinen errichten und bereits im Sommer 1721 konnte der Betrieb aufgenommen werden. Zahlreiche bauliche und technische Veränderungen bestimmten bis in die 1960er Jahre die Entwicklung der Saline.


Abb.: Ansicht der Königlichen Saline 1781, Kupferstich und Ausschnitt (Stadtarchiv Halle (Saale))

1781 hielt Christian Friedrich Prange (1756-1836) die „Aussicht eines Theils der Koeniglichen Salzkothen by Halle an der Saale“ zeichnerisch fest, während der hallesche Kupferstecher Gottlob August Liebe (1746-1819) die grafische Umsetzung übernahm.

Beide waren in Halle bekannt. Der aus Halle stammende C. F. Prange war unter anderem als Zeichenlehrer in mehreren halleschen Schulen tätig, gründete die Kunst- und Bauhandwerksschule Halle und hielt als einer der ersten kunsthistorische Vorlesungen an der Universität. G. A. Liebe wirkte wie schon sein Vater als Universitätskupferstecher und stach zahlreiche Porträts.

Fast idyllisch erscheint die von Prange „nach der Natur gezeichnet(e)“ Flusslandschaft. Lediglich anhand der rauchenden Schlote lassen sich die beiden langgestreckten Gebäude als Siedehäuser lokalisieren. Neben dem Salzwerk im Thal trug auch die Königliche Saline zur Luftbelastung in Halle bei. Der durch Beheizung der Siedepfannen entstehende Kohlendampf „hüllt die Stadt fast beständig in einen dicken Nebel“, bemerkte bereits Ende des 18. Jahrhunderts ein Akademiker über Halle.

Ansonsten vermittelt das Bild jedoch nichts von körperlich schwerer Arbeit und Hitze an den dampfenden Siedepfannen. Lediglich das Geschehen am Fluss lässt sich bei näherer Betrachtung dem Arbeitsablauf zuordnen. Aufgereiht liegen Fässer für den Transport des Salzes bereit. Am Ufer festgemachte Kähne sind mit Salztonnen beladen. Und während sich Kinder am Ufer und im Wasser tummeln, sind Frauen sind mit dem Reinigen der Salzkörbe beschäftigt.

In den Gebäuden der ehemaligen Königlich-Preußischen Saline zu Halle (Saale) ist 1967 das Technische Halloren- und Salinemuseum eingerichtet worden. Hauptanliegen des Museums ist laut Wikipedia die Darstellung der Arbeitsweise zur Gewinnung des Salzes, das bei der Gründung und der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Halle (Saale) eine bestimmende Rolle gespielt hat. Das mehrfach jährlich stattfindende Schausieden im Siedehaus, bei dem Technik und Arbeitsweise der Salzgewinnung aus dem 19. Jahrhundert vorgestellt werden, von der Förderung der Sole bis zum Abpacken des Siedesalzes, gilt als eine zentrale Attraktion des Museums.

Seit Januar 2020 befindet sich das Salinemuseum in Generalsanierung und ist geschlossen. Um trotzdem für unsere Besucher und Gäste präsent zu sein, hat das Museum gemeinsam mit dem Stadtmuseum Halle (Saale) eine Interimsausstellung unter dem Titel »Hallesches Salz« erarbeitet, die solange besucht werden kann, bis die Generalsanierung der Saline abgeschlossen ist.

Links:

Kontakt:
Stadtarchiv Halle (Saale)
Rathausstraße 1
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 221-3300
Fax: 0345 221-3330

Quelle: Stadtarchiv Halle (Saale), Archivale des Monats Juli 2021

Dokumente und Fotos zum Joint Headquarter in Mönchengladbach gesucht

Vom 4. Oktober 1954 bis Juli 2013 war das Joint Headquarter (JHQ) Rheindalen im Mönchengladbacher Stadtbezirk West Hauptquartier verschiedener Verbände der britischen Streitkräfte und der NATO. Mönchengladbach wurde Heimat für rund 10.000 Menschen. Man schuf rund 2.000 Gebäude, einschließlich Schulen, Kirchen, Theater, Sportplätzen und Einkaufszentrum. In der Zeit seines Bestehens hatte das JHQ wirtschaftlich und kulturell großen Einfluss auf die Stadt. Heute ist es offiziell ein Stadtteil mit 61 Einwohnern.


Abb.: Das JHQ nach seiner Einrichtung, 1955 (Foto: Stadtarchiv Mönchengladbach)

In einem wissenschaftlichen Projekt möchte sich das Stadtarchiv Mönchengladbach mit den gegenseitigen Einflüssen zwischen Stadt und JHQ beschäftigen: Wie veränderte das JHQ Mönchengladbach? Welche Einflüsse hatte die Stadtgesellschaft auf die Bewohner des JHQ? Welche Auswirkungen hatte die Schließung des JHQ auf Mönchengladbach und die Bürgerschaft?


Abb.: Die Engländerin Patricia Jones als Karnevalsprinzessin Niersia 1960 (Foto: Stadtarchiv Mönchengladbach)

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 hatten die von Westen vorrückenden britischen Streitkräfte zwei Hauptquartiere in Westdeutschland errichtet: Die 21st Army Group beschlagnahmte dafür große Teile von Bad Oeynhausen in Nordrhein-Westfalen, während die Royal Air Force das niedersächsische Bad Eilsen als Standort wählte. Schon 1950 gab es erste Pläne für eine Verlegung der Hauptquartiere, insbesondere weil die Briten durch die Besetzung großer Teile von Bad Oeynhausen und Bad Eilsen das zivile Leben und die Wirtschaft der beiden Kurstädte erheblich beeinträchtigten.

Die Standortentscheidung für die JHQ Rheindalen fiel im Jahr 1952. Bis dahin war die Fläche im Besitz der örtlichen Fabrikantenfamilie Monforts von Hobe. Nach nur zweijähriger Bauphase fand die Eröffnung im August 1954 statt. Insgesamt 150.000 qm Wohnfläche verteilten sich auf 1.380 Wohneinheiten in Einzel- , Doppel- und Reihenhäuser und 48 Wohneinheiten in acht Mehrfamilienhäusern. Die 980 überwiegend eingeschossigen Baracken wurden vorwiegend als Werkstätten, Büros und Versammlungsräume genutzt. Das imposantestes Gebäude der Liegenschaft ist das ‚BIG House‘. Zu seiner Bauzeit war es das größte Verwaltungsgebäude Europas mit möglichen 2.000 Büros. Bei der Rückgabe an den Bund waren es 1.400 Büros.

Nicht nur die großen Linien der Entwicklung möchte das Stadtarchiv Mönchengladbach in seinem Projekt aufzeigen, sondern sich auch mit dem „Alltäglichen“ aus dem gemeinsamen Leben von Mönchengladbachern und „JHQlern“ beschäftigen. Aus diesem Grunde bittet das Stadtarchiv um Mithilfe: Wer Fotos, Schriftstücke, Broschüren oder Ähnliches mit Bezug zum JHQ hat, kann diese gerne dem Stadtarchiv zukommen lassen, z.B. persönlich im Vitus-Center (erste Etage) montags von 13:30 bis 17:00 Uhr und dienstags bis donnerstags von 9:00 bis 17:00 Uhr, aber auch per Mail und Post. In dem Projekt geht es darum, all dies zusammenzutragen und zu sammeln, auszuwerten und aufzubewahren.

Kontakt:
Stadtarchiv Mönchengladbach
Goebenstraße 4-8
41061 Mönchengladbach
stadtarchiv@moenchengladbach.de

Quelle: Stadt Mönchengladbach, Aktuell, 19.8.2021; Stadt Mönchengladbach, Abt. Stadterneuerung und Stadtentwicklung, JHQ; LokalKlick, 19.8.2021

Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim stellt Register der historischen Grundbücher online

Das Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim hat die Register der historischen Grundbücher von Baden-Baden aus der Zeit von 1806 bis 1900 digitalisiert und online zugänglich gemacht. Sie sind im Internetangebot des Landesarchivs Baden-Württemberg recherchierbar.

Die alphabetischen Namensregister, die – außer in den früheren Bänden – nach Käufern und Verkäufern getrennt geführt wurden, verweisen auf die jeweilige Seite des Grundbuchs. Dort sieht man, was in Baden-Baden zu welchen Preisen den Eigentümer wechselte.


Abb.: Autograph von Königin Victoria von England mit schwarzem Lacksiegel (Foto: Landesarchiv Baden-Württemberg)

Baden-Baden war im 19. Jahrhundert einer der Hotspots für alle, die Rang und Namen in Europa hatten. Beim Durchblättern der Register stößt man auf illustre Namen wie etwa auf die Bankiers Bénazet, die die Spielbank betrieben und die Pferderennbahn in Iffezheim bauen ließen. Aber auch der berühmte Porträt-Maler Franz Xaver Winterhalter, die gefeierte Sängerin Pauline Viardot und der russische Schriftsteller Ivan Turgenew haben in Baden-Baden Grund und Boden erworben und tauchen daher in den Registern auf. Selbst Queen Victoria (1819-1901) hatte für einige Zeit Eigentum in Baden-Baden. Sie ist im Band 76 unter dem Buchstaben C – Corporationen – zu finden. Und vielleicht ist der Conrad William Tigler aus New Orleans, der in Band 56 auftaucht identisch mit dem 1807 in Krefeld geborenen und 1834 nach New Orleans aus gewanderten Wollfärber Conrad Wilhelm Tigler, der nun als gemachter Mann nach Europa zurückkehrt?


Abb.: Auszug aus den Digitalisaten des Findbuchs „ACH 5“. Grundbuchamt Baden-Baden (Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim, LABW)

Neben den Namensregistern im Grundbuch selbst wurde für die Bände 1-32 (1810-1852) ein eigener Registerband angelegt. Für die Bände 33-56 (1852-1867) und 57-69 (1867-1878) wurden nur separate Registerbände verfasst. Diese finden sich unter den Verzeichnissen zu den Grund- und Pfandbüchern. Zu den Bänden 70 (1878-1879 ACH 5 A 002.133.929 und ACH 5 A 002.133.931), 71 (1879-1880 ACH 5 A 002.133.928), 72 (1880-1881 ACH 5 A 002.133.927 und ACH 5 A 002.133.932), und 73 (1881-1882 ACH 5 A 002.133.930 und ACH 5 A 002.133.933) wurden separat Register angelegt. Die doppelten Register weichen zum Teil voneinander ab. Ab Grundbuchband 74 befinden sich die Register wieder im Band selbst und sind unter der Rubrik Grundbücher / Grundakten vor 1900 / Übergangszeit auffindbar.

Das seit 2012 bestehende Grundbuchzentralarchiv Baden-Württemberg in Kornwestheim ist eine Zweigstelle des Amtsgerichts Ludwigsburg und zugleich gemeinsame Außenstelle der seither 13 grundbuchführenden Amtsgerichte. Hier werden sämtliche papiernen Grundbücher, Grundakten und Sonderbestände für diese Grundbuchämter aufbewahrt. Im Zuge der Grundbuchamtsreform waren bis Ende 2017 insgesamt 662 dezentral organisierte Grundbuchämter im Land aufgehoben und an 13 Standorten konzentriert worden.

Mit den online gestellten Registern lassen sich von zuhause aus Forschungen zu den Baden-Badener Grundbuchunterlagen vorbereiten oder präzise Rechercheaufträge erteilen. Die Grundbuchunterlagen sind nicht nur für die Ortsgeschichte bedeutsame Quellen, sondern auch für die Familien- und Regionalforschung. In den Beilagenbänden zu den Grundbüchern finden sich schöne Planskizzen und unter den im Original erhaltenen Verträgen und Vollmachten Autographen der jeweiligen Handelspartner.

Unterstützt wurde die Digitalisierung und Online-Stellung der Register mit über 10.000 Scans von mehreren Praktikantinnen und Praktikanten.

Kontakt:
Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim
Stammheimer Str. 10
70806 Kornwestheim
Tel. 07154 17820 – 500
gbza@la-bw.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Aktuelles, 13.8.2021; Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim, Startseite.

Dresden plant Ausstellung zu »20 Jahren Jahrhundertflut«

Erinnerungen, Zeitzeugen und Memorabilia gesucht.

Im August 2022 jährt sich die „Jahrhundertflut“ zum 20. Mal. Mittlerweile sind zwar zwei Jahrzehnte vergangen, aber die Erinnerung an diese Zeit ist nach wie vor präsent. Das Stadtarchiv Dresden plant deshalb für das kommende Jahr eine Sonderausstellung zur Jahrhundertflut 2002 – und bittet die Bürgerinnen und Bürger um ihre Mitwirkung: Benötigt werden wichtige Exponate, wie Gegenstände, Fotos oder Unterlagen für die Ausstellung. Gesucht werden zudem Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die die Flutkatastrophe erlebt haben und über ihre Erfahrungen und Erinnerungen berichten mögen.


Abb.: Vom Hochwasser 2002 beschädigte Unterlagen werden in Dresden gesichert (Foto: Elvira Wobst/Stadtarchiv Dresden)

Das Hochwasser in Mitteleuropa im August 2002 war eine Flutkatastrophe, die Deutschland, Tschechien und Österreich betraf. Es kam damals zu schweren Überflutungen, in Ost- und Norddeutschland insbesondere an der Elbe, in Bayern und Österreich an der Donau. In Dresden wurden die Schäden nicht nur durch eine erste Welle der Weißeritz vom 12./13. August, sondern auch von einer zweiten, höheren Welle der Elbe am 16./17. August verursacht. In der Dresdner Innenstadt wurden der Hauptbahnhof, die Semperoper, der Zwinger und der Landtag überflutet. Die Friedrichstadt wurde evakuiert. Bebaute Gebiete waren teilweise ganz überflutet, der Einsatz von Wasser- und Dammwehr in größerem Umfang wurde erforderlich. Es kam auch zu Todesfällen, allein in Sachsen waren 21 Todesopfer zu beklagen.


Abb.: Hochwasserstand 2002 auf den Dresdner Elbwiesen zwischen Elbhang und Blasewitz (Grafik: w:de:User:Geo-Loge)

Das Stadtarchiv Dresden würde sich für seine geplante Ausstellung „20 Jahre Jahrhundertflut“ über Zusendungen und Nachrichten sowie über einen regen Austausch mit Interessierten und Betroffenen freuen.

Kontakt:
Stadtarchiv Dresden
Elisabeth-Boer-Straße 1
01099 Dresden
stadtarchiv@dresden.de

Quelle: Stadtarchiv Dresden; NDR: Land unter. Die Jahrhundertflut an der Elbe, 15.7.2021; Wikipedia: Art. Hochwasser in Mitteleuropa 2002, Stand: 21.7.2021

Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 3/2021

Unter dem Titel „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ informiert das Stadtarchiv Gera vierteljährlich über aktuelle Entwicklungen und historische Themen rund um eigene Arbeit und vermittelt damit einen Einblick in die Vielgestaltigkeit und die inhaltliche Bandbreite der im Stadtarchiv verwahrten Unterlagen.

Schiffe mit dem Namen „Gera“
„Jahrelange Freundschaft verbindet die Bevölkerung unserer Stadt mit den Matrosen und Offizieren unserer drei Patenschiffe, dem ROS Trawler ‚Gera‘, dem Motorschiff ‚GERA‘ und dem Minen-Leg- und Räumschiff der Nationalen Volksarmee ‚Gera‘.“ – Mit diesen Worten nahm ein Zeitungsartikel vom 25. Dezember 1964 Bezug auf die Patenschaftsbeziehungen zwischen der Stadt Gera und den drei genannten Schiffen. Doch bereits über ein halbes Jahrhundert zuvor existierte ein Passagierschiff mit dem Namen „Gera“ unter der Flagge des Norddeutschen Lloyd. Seine Jungfernfahrt am 1. Januar 1891 führte von Bremerhaven nach La Plata.


Abb.: Das Lazarettschiff „Gera“, um 1900 (Quelle: Stadtmuseum Gera, A 2 Nr. 0880)

Seit der Taufe des ersten Schiffes auf den Namen „Gera“ vor nunmehr 130 Jahren warben einige weitere Schiffe dieses Namens auf den Weltmeeren für die Stadt, darunter auch das noch heute auf der Bleilochtalsperre bei Saalburg verkehrende Motorschiff. Dieses Thema steht im ersten Beitrag des Informationsbriefes „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ im Zentrum der Betrachtungen.

In der Fortsetzungsreihe über die ersten Geraer Stadträtinnen und Parlamentarierinnen wird in dieser Ausgabe auch die in Leumnitz geborene Helene Keiling, geborene Rosenhainer, thematisiert. Im dritten Beitrag wird auf den Geraer „Korb‘“ eingegangen, von welchem die frühere Bezeichnung der damaligen Gasse am Mühlgraben hinter dem ehemaligen UCI-Kino abgeleitet wurde. Unter dem „Korbspringen“ verstand man im Mittelalter eine Strafe, welche für Feld- sowie Gartendiebstähle und andere Vergehen in Gera noch bis ins 18. Jahrhundert hinein zur Anwendung kam.

Abschließend wird anhand eines kurzen Artikels auf die aktuell im Stadtmuseum Gera präsentierte Ausstellung mit dem Titel „Schloss Osterstein. Facetten einer Residenz“ hingewiesen.

Link: Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 3/2021

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-2140 bis 2143
stadtarchiv@gera.de
www.gera.de/stadtarchiv