Die Historiker vor ihren Quellen

Im Rahmen der École de l\’Érudition en Réseau veranstaltet die Mission historique française en Allemagne (MHFA) in Zusammenarbeit mit der École nationale des Chartes (Paris), dem Institut de Recherche et d\’Histoire des Textes (IRHT, Paris und Orléans), dem Centre d\’Études Supérieures de la Civilisation Médiévale (CESCM, Poitiers) und den Monumenta Germaniae Historica (München) zwei Studientage für Doktoranden unter dem Titel: \“Der Historiker vor seinen Quellen: Möglichkeiten und Grenzen der Quelleneditionen". Es handelt sich um zwei voneinander unabhängige, aber sich ergänzende Veranstaltungen, deren Ziel es ist, die Erkenntnismöglichkeiten der Quelleneditionen unter Berücksichtigung des historiographischen Kontextes zu erfassen.

Das erste Treffen findet am Samstag, dem 26. Februar 2005 in Paris unter dem Titel \“Quellenedition und Historiographie: die Edition als Spiegel der historiographischen Fragestellung und ihre Auswirkung auf das Quellenverständnis\“ statt. Dieser Tag ist einerseits der historischen Einordnung der verschiedenen Quelleneditionen gewidmet, auf die sich die aktuelle historische Forschung vorwiegend stützt, andererseits geht es um die Analyse der Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Quellengattungen, den Formen der Editionen, die sich daraus ergeben, und der Auswertung der Quellen durch Historiker oder andere Wissenschaftler. Um den Blick nicht nur auf die Vergangenheit zu richten, wird selbstverständlich auch die heutige Typologie der Quellen thematisiert werden sowie ihre Folgen für die Auswertung geschichtlicher Dokumente.

Das zweite Treffen wird am Samstag, den 9. April 2005 in München stattfinden, das Thema lautet: "Die Formen der Quellenedition und ihre Nutzung durch den Historiker, zwischen Tradition und Innovation: einige aktuelle Unternehmungen\“. An diesem Studientag wird der Vergleich verschiedener Quelleneditionen im Mittelpunkt stehen (Quellen aus dem Mittelalter bis heute) und zwar nicht unter einem technischen Gesichtspunkt, sondern die Überlegungen sollen den Vorgaben und Auswirkungen einiger in Arbeit befindlichen oder kürzlich erschienenen Editionen gelten: Was waren die Gründe für die Entscheidungen der Herausgeber in Bezug auf die Publikationsform (Transkription oder Faksimile, Papier oder elektronisch), auf die Vorgehensweise, auf die Möglichkeiten der Auswertung? Welchen Anforderungen wollten die Herausgeber entsprechen, gleich ob es sich um diplomatische, juristische, liturgische oder narrative Quellen handelt? Kurz: welche Edition für welche Historiographie?

Info:

Das Bewerbungsformular kann im Internet unter der Adresse der MHFA abgerufen werden: http://www.mhfa.mpg.de/fr_vie.html 

Kontakt:
Mission Historique Française en Allemagne
Hermann-Föge-Weg 12
Postfach 2833
D-37018 Göttingen
Tél.: (0) 551 – 552 13
Fax: (0) 551 – 46455

Quelle: H-Soz-u-Kult, 5.11.2004 und 8.11.2004

Keine pappnasige Geschichte

War das Mainzer Fastnachtsmuseum vor einigen Wochen bereits Pressethema, als aus den Reihen kleinerer Fastnachtsvereine Kritik an der Ausstellungspräsentation geübt wurde, so stellte die Allgemeine Zeitung in ihrer Wochenendausgabe nun den Leiter von Fastnachtsmuseum und -archiv einmal näher vor. Friedrich Schütz, der von 1993 bis 2002 Leiter des Mainzer Stadtarchivs war, hat nach seiner Pensionierung den Arbeitsplatz ins Mainzer Fastnachtsmuseum verlegt. 

Der gelernte Werkstoffprüfer der Hüttenindustrie Siegen kam vor nunmehr 38 Jahren in die Domstadt, um über den zweiten Bildungsweg sein Abitur zu machen. Schütz studierte dann Geschichte und Germanistik bis zum Staatsexamen, machte seine Ausbildung im Landeshauptarchiv Koblenz und in der Archivschule Marburg und schlug 1976 endgültig in Mainz Wurzeln. 

Als Historiker vor allem mit der neueren Mainzer Geschichte und dem Mainzer Bürgertum des 19. Jahrhunderts befasst, stieß Friedrich Schütz zufällig auf die Gründungsdokumente des Mainzer Carneval-Vereins (MCV). Nachdem er dann 1980 im Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte einen Aufsatz über die MCV publizierte, bat ihn der Verein, im und am Vereinsarchiv mitzuarbeiten. In den folgenden Jahren wurde die Verbindung zum MCV immer enger, Schütz zeichnete 1988 unter anderem auch für die Festschrift des damals 150-jährigen MCV mitverantwortlich.

Kurz vor seiner Pensionierung wurde Schütz dann gebeten, die ehrenamtliche Leitung des 1972 gegründeten Fastnachtsarchivs zu übernehmen. Da er die Fastnacht nie als "pappnasige Geschichte" angesehen habe, sie hingegen Teil der Mainzer Geschichte und der Mainzer Kultur sei, ließ Schütz sich auf das neue Amt ein. Als \“Fastnachtsarchivdirektor\“ übertrug man ihm auch die Leitung des Fastnachtsmuseums, das ein Team von rund 20 Helfern besitzt.

Kontakt:
Fastnachtsarchiv Mainz
Proviant-Magazin
Neue Universitätsstr. 2
55116 Mainz
Tel: 06131/1444071
helau@mainzer-fastnachtsmuseum.de
www.mainzer-fastnachtsmuseum.de 

Quelle: Bernd Funke, Allgemeine Zeitung, 6.11.2004

Ficklers Inventar der Münchner Kunstkammer von 1598

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften veröffentlicht das älteste Verzeichnis eines der ersten deutschen Museen. Mit über 6.000 Objekten war die Kunstkammer Herzog Albrechts V. von Bayern einmalig nördlich der Alpen. Sie umfasste Gegenstände aller damaligen Wissensgebiete, Kostbarkeiten und Kuriositäten aus der ganzen Welt.

Im Lauf des 16. Jahrhunderts haben die bayerischen Herzöge nahe bei ihrer Residenz eine „Kunstkammer“ begründet, eine Art Universalmuseum. Es diente der Freude an exquisiten Kunstgegenständen ebenso wie der Belehrung auf allen erdenklichen Wissensgebieten. Kostbarste Goldschmiedearbeiten waren darin zu sehen, Skulpturen, antike Münzen, wertvolle Bücher und Kupferstiche, Gegenstände aus fremden Ländern und Kontinenten, aus China, Afrika und der Neuen Welt, Gemälde von Dürer, Tizian, Cranach, Altdorfer, die heute herausragende Objekte in den Museen darstellen. Unter ihnen kennen wir beispielsweise Altdorfers Alexanderschlacht oder das ceylonesische Kästchen der Schatzkammer. Naturalien der verschiedensten Art stellten eine wissenschaftliche Lehrsammlung dar, darunter so spektakuläre wie ein präparierter Elefant, Geschenk Kaiser Maximilians II., und mehrere Krokodile. Modelle der fünf bayerischen Regierungsstädte, Landkarten und anderes brachten das Interesse des Fürsten am Gebiet seiner Herrschaft zum Ausdruck. Ergänzend kamen wissenschaftliche und technische Geräte hinzu. 6000 oder mehr einzelne Objekte muss diese Kunstkammer beherbergt haben; mit ihren Gemälden und der reichhaltigen Münzsammlung stellt sie den Grundstock der Münchner Museen dar.

Die Münchner Kunstkammer war, soweit die kargen überlieferten Daten einen Schluss zulassen, die früheste der großen fürstlichen Sammlungen dieser Art im Heiligen Römischen Reich, ihr folgten in freundschaftlichem Wettstreit die Kunstkammer Erzherzog Ferdinands II. von Österreich auf Schloss Ambras über Innsbruck und, eine Generation später, die legendäre Sammlung Kaiser Rudolfs II. auf dem Hradschin in Prag.

Herzog Albrecht V. von Bayern (reg. 1550?1579) war der Gründer von vier zu seiner Zeit in Deutschland einzigartigen Sammlungen: der herzoglichen Schatzkammer, der Kunstkammer, einer Antikensammlung und der Hofbibliothek. Für Antiken, Kunstkammer und Bibliothek ließ der weitblickende Fürst eigene Sammlungsgebäude errichten, den freistehenden Antiquariumsbau mit der Bibliothek im Obergeschoss, der später in die herzogliche Residenz mit eingeschlossen wurde, und für die Kunstkammer die noch heute erhaltene Vierflügelanlage der Alten Münze, jetzt Landesamt für Denkmalpflege, mit ihrem prachtvollen Renaissanceinnenhof.

Da das Gebäude der Münchner Kunstkammer erhalten ist, können wir uns auch in den Dimensionen eine Vorstellung von der Aufstellung ihrer Objekte machen. In den vier Flügeln des zweiten Obergeschosses waren auf tausenden von Quadratmetern die Kunstwerke und anderen Stücke auf Tischen, in Schränken, auf Wandborden oder an den Wänden hängend ausgestellt, zweckmäßig, eher schlicht und hell. Bei Staatsbesuchen gehörte eine Besichtigung der Kunstkammer zum festen Programm, doch auch nichtadelige Besucher, Künstler oder Gelehrte konnten, wenn sie darum nachsuchten, die Kunstkammer besichtigen.

Die Münchner Kunstkammer überdauerte nur drei Generationen: Bei der Plünderung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg 1632 wurde, was Kurfürst Maximilian nicht zuvor in Sicherheit gebracht hatte und was die Schweden und ihre Verbündeten nicht mit sich nahmen, zum Großteil zerstört. Eine Vorstellung von den vielseitigen Beständen vermittelt jedoch ein umfangreiches Inventar, das glücklicherweise in der Bayerischen Staatsbibliothek in zwei Handschriften erhalten ist: die 1598 von dem herzoglichen Rat Johann Bapist Fickler angelegte Kurzbeschreibung jeder einzelnen der 3.407 Nummern.

Seit rund hundert Jahren ist es ein Vorhaben der Münchner Forschung, dieses sogenannte Ficklersche Inventar zu veröffentlichen; es scheiterte immer wieder an dem enormen Umfang der Aufgabe. Dieses Projekt ist nun in die Tat umgesetzt worden: Eine Arbeitsgruppe von Münchner Kunsthistorikern hat sich zusammengetan, um den originalen Text zu edieren und die Stücke, soweit sie noch erhalten sind, zu identifizieren oder sie doch in ihrem Typus zu beschreiben. So wird die seit langem nicht mehr existierende, einst bedeutende herzogliche Kunstkammer wieder erlebbar werden. Das Projekt wird von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit Stiftungsmitteln unterstützt. Soeben erschienen ist der erste Band mit der Transkription des Handschriftentextes (Bayerische Staatsbibliothek München, cgm 2133). Der ausführlich bebilderte Katalog, der den einzelnen Gegenständen daraus nachgeht, ist weit gediehen und soll innerhalb zweier Jahre folgen.

Bibliographische Angaben:
Johann Baptist Fickler, Das Inventar der Münchner herzoglichen Kunstkammer von 1598. Editionsband: Transkription der Inventarhandschrift cgm 2133, 
herausgegeben von Peter Diemer in Zusammenarbeit mit Elke Bujok und Dorothea Diemer. München, Verlag C.H. Beck, 2004. 319 S., 42 Abb. in s/w, (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Abhandlungen, Neue Folge, Heft 125), ISBN 376960120 3, € 90,-

Bild: Titelblatt des Fickler-Inventars, cgm 2133 (Bayerische Staatsbibliothek München)

Kontakt:
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Marstallplatz 8
80539 München
Tel.: 089-23031-1141
Fax:089-23031-1281
http://www.badw.de

WK I in Westfalen: Schwierigkeiten des Erinnerns

In diesem Jahr beschäftigt sich die Gedenkstunde für den Frieden am Volkstrauertag, am 14. November 2004 ab 11.15 Uhr im Rathaus der Stadt Greven, mit der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. Mit Dr. Volker Jakob, dem Leiter des Bild-, Film- und Tonarchivs des Westfälischen Landesmedienzentrums (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) in Münster, konnte dafür ein renommierter Historiker als Redner gewonnen werden.

Im August 2004 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 90. Mal. Damals zogen auch die westfälischen Regimenter, von einer Welle jubelnder Begeisterung getragen, aus ihren Garnisonen hinaus an die Front und in den Tod. Noch heute verweisen hierzulande in den meisten Städten und Dörfern mehr oder weniger martialische Kriegerdenkmäler auf diese \“Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts\“. Aber merkwürdigerweise erreicht uns die Bildsprache dieser allgegenwärtigen steinernen Monumente nicht mehr. Ihr Pathos ist uns fremd geworden und führt ins Leere. Sie sind da, aber sie haben uns nichts zu sagen. Sie, die die Erinnerung bewahren sollen, stehen ebendieser Erinnerung sperrig im Weg.

Woran liegt das? Was hat uns unserer Geschichte entfremdet? Warum meinen wir der Gefühlskultur unserer Voreltern nicht trauen zu dürfen? Oder anders herum: Warum gelang und gelingt es den Feindmächten von damals – an erster Stelle Frankreich, Belgien, Großbritannien – die Erinnerung an das massenhafte Leiden und Sterben von Generation zu Generation weiter zu vermitteln? Ist das nur eine Frage von Sieg und Niederlage? Die Antwort ist komplexer. Sie liegt tief in unserer Geschichtstradition selbst begründet – oder, besser und genauer, in der Art und Weise, wie sie politisch gebraucht, verbraucht und missbraucht worden ist. Denn eines ist sicher: Ohne diesen ersten Krieg hätte es jene zweite, noch totalere und noch verhängnisvollere Katastrophe 1945 nicht gegeben. Dass damals, 1918, aus der Niederlage kein Friede entstand, sondern dass alte, unverarbeitete Vorurteile innerhalb nur weniger Jahre zum Treibsatz für neue Gewalt werden konnten, darüber lohnt es sich am Volkstrauertag nachzudenken.

Umrahmt wird die Gedenkstunde für den Frieden (Beginn 11.15 Uhr, Rathaus) durch klassische Musik, vorgetragen von einem Celloquartett unter Leitung von Grazyna Bockelmann. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Olaf Gericke wird Dr. Volker Jakob die Ansprache halten. Im Anschluss an die Gedenkstunde finden die Kranzniederlegungen am Ehrenmal \“Drei Jünglinge im Feuerofen\“, Lindenstraße und auf dem Friedhof Saerbecker Straße an den Gräbern von Zwangsarbeiterinnen, Zwangsarbeitern und deren Kindern statt. Zur Kranzniederlegung am Ehrenmal singt der MGV Concordia Greven.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an der Gedenkstunde für den Frieden und den anschließenden Kranzniederlegungen teilzunehmen.

Kontakt:
Stadt Greven
Fachdienst Allgemeiner Service, Stadtarchiv
Stefan Schröder
Rathausstr. 6
48268 Greven
Tel.: 02571/920-358
Fax: 02571/920-320
stefan.schroeder@stadt-greven.de
www.greven.net

Weitere Informationen im Internet: www.greven.net/bilkul/kultur/vtt.shtml

Auch Plettenberg kein Geheimarchiv

Im Rahmen der Frauengeschichtswerkstatt führte die Stadtarchiv-Mitarbeiterin Martina Wittkopp-Beine jetzt durch das Plettenberger Stadtarchiv. Sie räumte dabei mit alten Vorurteilen gegen Archive auf, erläuterte die Arbeit eines Archivars und die Funktion eines Archivs. Martina Wittkopp-Beine benannte unzählige Beispiele, um die Notwendigkeit eines Archivs zu beschreiben, wies aber auch darauf hin, dass rund 95 Prozent aller Akten aus dem Rathaus aus verschiedenen Gründen vernichtet werden, meistens sogar unbewusst.

Im Stadtarchiv gab es aber auch "Geschichte zum Anfassen\“. So konnten die Teilnehmerinnen der Frauengeschichtswerkstatt einen Einblick in alte Briefe und Dokumente aus dem 18. Jahrhundert nehmen, versuchten auch, diese zu lesen. Die Stadtarchivarin erklärte schließlich noch, dass jeder einzelne Bürger von Plettenberg etwas für das Archiv tun könne, indem persönliche Nachlässe, wie Fotos, Postkarten oder Filme, zur archivischen Bewertung und Erschließung bereitgestellt werden. Aber auch Vereine seien angehalten, ihre Entwicklungen zu dokumentieren und diese ab und an im Kommunalarchiv abzugeben.

Kontakt:
Stadtarchiv Plettenberg
Bahnhofstr.103
58840 Plettenberg
Tel.:02391/939845
Fax:02391/939846
Stadtarchiv.plbg@cityweb.de

Quelle: Westfälische Rundschau, 4.11.2004

Präsentation des virtuellen Klosterarchivs von Neukloster

Wertvolle historische Schriftstücke des Zisterzienser-Priorats Neukloster werden am 11. November 2004 der Öffentlichkeit präsentiert. Mit dieser feierlichen Veranstaltung wird nach den Archiven der Stifte Geras, Altenburg, Baden und Herzogenburg ein weiteres der etwa zwanzig Stifts- und Klosterarchive Niederösterreichs dank des Mediums Internet der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht (siehe: www.monasterium.net).

Besonderer Stellenwert kommt dabei zwei Stiftungsbriefen aus dem 15. Jahrhundert zu: Sie dokumentieren die Verpflichtung des Neuklosters, zum Seelenheil der Stifter einen Jahrtag zu halten – die Wiederholung der Begräbnisfeierlichkeiten nach dem Ableben der Stifter. Diese Stiftungsbriefe legen Zeugnis von der großen Bedeutung von Stiftungen für das Seelenheil in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaft ab. Durch die in den Stiftungsbriefen festgelegten finanziellen Zuwendungen sowie Zueignungen ständig gegenwärtiger Objekte konnte entsprechend dem mittelalterlichen Glauben das Seelenheil der Stifter nach deren Tod erlangt werden.

Diese innovative Zugangsmöglichkeit zu diesen Stiftungsbriefen und nunmehr Tausenden weiteren historischen Kostbarkeiten erlaubt dem Benutzer/der Benutzerin einfache und zeitsparende Recherchen von jedem mit Internetzugang versorgten Ort der Welt. Dadurch wird im Rahmen des Projektes Monasterium.Net wieder eine große Menge bedeutsamer historischer Quellen des Landes Niederösterreich über das elektronische Netz weltweit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der Einsatz neuer Technologien für neue geschichtswissenschaftliche Forschungsansätze ermöglicht langfristig die digitale Bereitstellung von rund 20.000 mittelalterlichen Urkunden niederösterreichischer Stifte und Klöster. Das langfristige Ziel des Projektes Monasterium.Net stellt die Erfassung der wichtigsten mitteleuropäischen Quellen sowie deren Bereitstellung für die Forschung dar.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, das Land Niederösterreich und die Stifte Niederösterreichs und Wiens.

Präsentation des virtuellen Klosterarchivs von Neukloster, Wiener Neustadt
Zisterzienser-Priorat Neukloster, 11. November 2004, 17.30 Uhr
Programm:

  • Begrüssung
    Prior P. Johannes Vrbecky OCist
  • Monasterium.Net – Das virtuelle Urkundenarchiv mitteleuropäischer Klöster und Bistümer
    Dr. Thomas Aigner, Direktor des Diözesanarchivs St. Pölten
  • Zum Seelenheil der Stadt – Zimelien der Stadtgeschichte im virtuellen Klosterarchiv
    Univ.-Prof. Dr. Beatrix Bastl, Institut für Geschichte, Universität Wien
  • Musikalische Gestaltung:
    Werke von Johann Sebastian Bach
    Prof. Walter Sengstschmid, Cembalo

Bahnverbindungen nach wiener neustadt:

Hinfahrt: Wien Süd ab 16.20, Wiener Neustadt an 16.59
Rückfahrt: Wiener Neustadt ab 20.05, 20.31, 21.31
Weitere Informationen: www.oebb.at

Lageplan Innenstadt mit Neukloster

Links:
Pressetext zum Download (.doc, 44 KB)
Bild: Stiftungsurkunde König Friedrichs IV. für das Neukloster, 1444 (.jpg, 2,58 MB)

Nähere Informationen: www.monasterium.net
Institut zur Erschließung und Erforschung kirchlicher Quellen,
A-3100 St. Pölten, Domplatz 1
Tel.: 02742/324 / 321, 320, 326; 0650 414 73 65
info@monasterium.net

Bild: Stiftungsurkunde König Friedrichs IV. für das Neukloster, 1444

Neue Ära der Ahnenforschung in Harburg

Im Landkreis Harburg kann genealogischen Forschern in vielen Fällen künftig schnell geholfen werden. Denn die Brüder Heinrich und Wilhelm Marquardt haben jetzt im Hanstedter Geidenhof eine einzigartige Sammlung mit zigtausenden Karteikarten und Zetteln aus dem Nachlass ihres Vaters, des Heimat- und Ahnenforschers Wilhelm Marquardt, an die Gemeinde-Archivare aus dem Landkreis Harburg übergeben.

Die nach Orten sortierte Sammlung umfasst Daten von rund 56.000 Personen aus insgesamt 1.410 Familien aus dem Westteil des Landkreises Harburg. Wilhelm Marquardt hatte in den 1920er und 1930er Jahren die Kirchenbücher auf Karteikarten, später dann auf Zettel übertragen. Zahlreiche Karteikarten enthalten auf der Rückseite Aufzeichnungen aus dem Staatsarchiv Hannover über besondere Vorkommnisse, Zahlungen, Gerichtsurteile oder Verträge, die den jeweiligen Hof betreffen. 

Die Originale seien beim Hochwasser der Leine im Jahre 1943 verlorengegangen. Besonders viele Zusatztexte hätten die Karten über die Höfe aus dem Kirchspiel Elstorf enthalten. Diese rund 35.000 Personendaten seien vom Kirchenbüro Elstorf im Jahre 2000 allerdings aus Platzgründen vernichtet worden, erinnerte Heinrich Marquardt, der hofft, dass sich ein solcher Frevel nicht wiederholt. 

Kontakt:
Kreisarchiv Harburg
Schloßplatz 6
D – 21423 Winsen (Luhe)
Fon: (04171) 693475 
Fax: (04171) 3391

Quelle: Carsten Weede, Harburger, 5.11.2004

Zwischenlagerung im Kühlhaus

Wie das historische Archiv der Stadt Kerpen, aber auch die Werke des dortigen Museums von H. J. Baum im Katastrophenfall zu sichern sind, beschäftigt auch die Kerpenerin Archivarin Susanne Harke-Schmidt nicht erst seit dem verheerenden Brand der Anna-Amalia Bibliothek in Weimar. Schon nach dem Elbe-Hochwasser im August 2002 ging sie daran, die Archivalien für die Versicherung neu zu bewerten. Denn im Katastrophenfall muss viel Geld für die Restaurierung beschädigter Dokumente, Bücher und Bilder aufgebracht werden.

Ein besonders wertvoller Teil im Magazin des historischen Archivs Kerpen ist das eingelagerte Archiv Burg Hemmersbach, dessen Dokumente bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen. Hier würde ein Feuer irreparable Schäden anrichten. In Weimar habe aber Löschschaum zusätzlichen Schaden verursacht und eine Restaurierung der wertvollen Sammlung erheblich erschwert. Dieser Fehler werde sich in Kerpen nicht wiederholen, da die Stadtarchivarin in einem ersten Gespräch mit der Feuerwehr geklärt hat, dass Einsatzkräfte nur Löschwasser benutzen werden.

Schäden durch Brandbekämpfung mit Wasser sind reparabel, sofern das beschädigte Material sofort aus den Magazinen in ein Kühlhaus transportiert werde. Wenn die Archivalien eingefroren werden, haben die Mitarbeiter des Archivdienstes beim Landschaftsverband die besten Chancen, die wertvollen Stücke zu restaurieren. Ein Notfallplan sollte genau vermerken, welches Kühlhaus der Stadt zur Verfügung steht.

Kontakt:
Stadtarchiv Kerpen
Jahnplatz 1
D-50171 Kerpen
Telefon: 02237-58-103
Telefax: 02237-58-102

Quelle: Norbert Kurth, Kölner Stadt-Anzeiger, 3.11.2004

Archivare zu Besuch in Balve

Der Förderverein der Luisenhütte Balve hatte eine Gruppe von Archivarinnen und Archivaren aus dem benachbarten Ruhrgebiet in die Hönnestadt Balve eingeladen. Die Besucher, darunter Professor Dr. Manfred Rasch, Leiter des ThyssenKrupp-Konzernarchivs, Vorstandsvorsitzender des Fachausschusses Geschichte des VDEH und Organisator des Ruhrgebiets-Archivarkreises, besichtigten die Chemische Fabrik Wocklum und die Luisenhütte.

Die Chemie Wocklum ist nach Aussage der Firmenleitung einer der ältesten Schwefelsäure- und später Salzsäureproduzenten Deutschlands. Ziel der bereits 1822 gegründeten Chemischen Fabrik war es, so Anja Kuhn (Westfälisches Industriemuseum Dortmund), die sich intensiv mit der Geschichte der Chemischen Fabrik Wocklum auseinandergesetzt hat, Holzkohle für die Eisenverhüttung der reichsfreiherrliche Luisenhütte in Wocklum herzustellen.

Kontakt:
Märkischer Kreis, 
Kulturamt/Kreisarchiv,
Bismarckstr. 15,
58762 Altena
Tel: 02352/966-7056
Fax: 02352/966-7166

Quelle: Westfalenpost, 3.11.2004

Arbeitstagung \“Archiv – Kultur – Region\“

Über die vom Literaturrat NRW in Verbindung mit dem Heinrich-Heine-Institut (Düsseldorf) am 24./25.9.2004 anlässlich des Tages der Archive durchgeführte Arbeitstagung "Archiv – Kultur – Region" berichtet Sabine Brenner vom Archiv des Heinrich-Heine-Instituts bei H-Soz-u-Kult. Der Bericht konzentriert sich auf den wissenschaftlichen Tagungsteil, in dessen Vordergrund die Möglichkeiten digitaler Vernetzung und praxisorientierter Zusammenarbeit der Archive standen.

Volker Kaukoreit (Österreichisches Literaturarchiv, Wien) gab einen Einblick in die Kooperation der Literaturarchive der österreichischen Bundesländer, die nicht nur versuchen, ihre Bestände standardisiert zu erfassen, sondern diese auch in ähnlicher Weise präsentieren wollen. Für eine verstärkte Zusammenarbeit der Archive bei Erwerbung, Erschließung und Präsentation plädierte auch Jutta Weber (Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin) in ihrem Grundsatzreferat. Mit Kalliope, dem digitalen Nachfolgeprojekt der Zentralkartei der Autographen, und seinem europäischen Partner Malvine sind bereits bedeutende Fundamente gelegt worden, die insbesondere Quellenforschungen im Bereich der Geisteswissenschaften stark erleichtern. 

Enno Stahl (Rheinisches Literaturarchiv im Heine-Institut, Düsseldorf) präsentierte die Datenbank "Literarische Nachlässe in rheinischen Archiven", die anlässlich des Tages der Archive ans Netz ging. Ein ähnliches Projekt für Westfalen betreut Jochen Grywatsch (Literaturkommission für Westfalen, Münster). Sein Portal zu \“Literarischen Nachlässen in westfälischen Archiven\“ wird auf den Ergebnissen des Lexikons Westfälischer Autorinnen und Autoren fußen, ist aber derzeit noch nicht im Netz zugänglich.

Kontakt:
Heinrich-Heine-Institut 
Bilker Str. 12-14
40213 Düsseldorf
Tel. (0211) 8995574
Fax (0211) 8929044
heineinstitut@duesseldorf.de

Quelle: Bericht von Sabine Brenner (Düsseldorf), H-Soz-u-Kult, 3.11.2004