Protokolle der österreichischen Regierung 1945/46

Aus den ersten freien Wahlen in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg ging am 20. Dezember 1945 die ÖVP als Siegerin hervor. Leopold Figl bildete das Kabinett, Vizekanzler war der Obmann der SPÖ, Adolf Schärf. – Die Protokolle der Regierung Figl befinden sich als geschlossener Bestand im Österreichischen Staatsarchiv, Archiv der Republik. Jetzt aber ist die Edition der Protokolle des Ministerrates der Regierung Figl (I) für den Zeitraum vom 20. Dezember 1945 bis zum 9. April 1946 in einem 1. Band veröffentlicht worden. Im Jahr 2005 werden noch zwei weitere Bände publiziert, finanziert von der österreichischen Bundesregierung, erarbeitet von Peter Mähner und Walter Mentzel (Österr. Gesellschaft für historische Quellenstudien) in Kooperation mit dem Staatsarchiv

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Seit 1979 ist die Österreichische Gesellschaft für historische Quellenstudien mit der Edition der Ministerratsprotokolle der Ersten Republik befasst. Seit 1994 werden zusätzlich die Ministerratsprotokolle der Zweiten Republik ediert. In den Ministerratsprotokollen – ein Aktenbestand im Archiv der Republik von größter Bedeutung für die zeitgeschichtliche Forschung – findet sich ein breites Spektrum an Problemen der Außen-, Innen- und Wirtschaftspolitik, die in zum Teil sehr offener Form von den Regierungsmitgliedern und von den zugezogenen Fachreferenten behandelt wurden.

Leopold Figl (1902-1965) war Politiker der ÖVP. Von 1934 bis 1938 Direktor des Niederösterreichischen Bauernbundes, war er zwischen 1938 und 1943 im Konzentrationslager Dachau, 1944/45 im Konzentrationslager Mauthausen inhaftiert. 1945 war er Mitbegründer, 1945-52 Bundesparteiobmann der Österreichischen Volkspartei, 1945 Landeshauptmann von Niederösterreich und Staatssekretär der Provisorischen Regierung Renner. Von 1945 bis 1953 war der populäre und volkstümliche Figl Bundeskanzler, danach unter anderem Außenminister. Er machte sich nach 1945 um die staatliche Einheit, den wirtschaftlichen Wiederaufbau und die Unabhängigkeit Österreichs verdient. 

Die Protokolle der neuen Edition dokumentieren die Zeit der wirtschaftlichen Not in der frühen Nachkriegszeit sowie des Kampfes um Südtirol. Figl \“betont den heiklen Charakter dieser außenpolitischen Debatte, die streng geheim gehalten werden müsse . . . Man müsse sich jetzt auf einen Punkt konzentrieren, also Südtirol, und dürfe nicht gleich auch Kärnten, das Burgenland und Berchtesgaden anführen\“, da sonst womöglich Expansionsbestrebungen unterstellt würden. Dafür hat schon der einflussreiche Außenminister Karl Gruber gesorgt – ein Tiroler obendrein und nach 1945 provisorischer Landeshauptmann in seiner Heimat: \“Wir haben Vorsorge getroffen, daß die Journalisten nur geschriebene Erklärungen übernehmen.\“ Auch der Regierungschef legt allen anwesenden Herren ans Herz, nach Möglichkeit überhaupt keine Interviews zu geben. Und wenn, dann nur schriftlich und autorisiert. Denn Österreich sandte gerade Emissäre ins Ausland. Außerdem strebe man einen UN-Beitritt an.

Info:
Protokolle des Ministerrates der Zweiten Republik, Kabinett Figl I, 20. Dezember 1945 bis 8. November 1949.
Band 1, 20. Dezember 1945 bis 9. April 1946, Herausgegeben von Gertrude Enderle-Burcel und Rudolf Jeřábek, Bearbeiter: Peter Mähner und Walter Mentzel, Wien 2004. 

Editionsplan:

EDITION DER PROTOKOLLE DES MINISTERRATES DER REGIERUNG FIGL I

Band 1: Ministerratsprotokoll Nr. 1 bis Ministerratsprotokoll Nr. 16
20. Dezember 1945 bis 9. April 1946

Band 2: Ministerratsprotokoll Nr. 17 bis Ministerratsprotokoll Nr. 41
16. April 1946 bis 22. Oktober 1946

Band 3: Ministerratsprotokoll Nr. 42 bis Ministerratsprotokoll Nr. 56
26. Oktober 1946 bis 11. Februar 1947

Band 4: Ministerratsprotokoll Nr. 57 bis Ministerratsprotokoll Nr. 70
18. Februar 1947 bis 3. Juni 1947

Band 5: Ministerratsprotokoll Nr. 71 bis Ministerratsprotokoll Nr. 85
13. Juni 1947 bis 29. Oktober 1947

Band 6: Ministerratsprotokoll Nr. 86 bis Ministerratsprotokoll Nr. 100a
6. November 1947 bis 17. Februar 1948

Band 7: Ministerratsprotokoll Nr. 101 bis Ministerratsprotokoll Nr. 118
24. Februar 1948 bis 29. Juni 1948

Band 8: Ministerratsprotokoll Nr. 119 bis Ministerratsprotokoll Nr. 135
6. Juli 1948 bis 30. November 1948

Band 9: Ministerratsprotokoll Nr. 136 bis Ministerratsprotokoll Nr. 154
7. Dezember 1948 bis 26. April 1949

Band 10: Ministerratsprotokoll Nr. 155 bis Ministerratsprotokoll Nr. 179
3. Mai 1949 bis 8. November 1949

Kontakt:
Österreichische Gesellschaft für historische Quellenstudien
Nottendorfergasse 2
A-1030 Wien
Tel.: ++43 1 795 40/103-107
Fax: ++43 1 795 40/109
oegq@aon.at

Quelle: Hans Werner Scheidl, Die Presse.com, 2.12.2004; Bild: Leopold Figl. Porträt von R. Fuchs, 1966 (Niederösterreichisches Landhaus, Wien). 

Auf spannenden Spuren in Euskirchen

Am Montag fand im neuen Archiv des Euskirchener Kreishauses (Link) ein kleiner Festakt zum „Tag der Archive“ statt. Das Publikum bestand aus den örtlichen Stadt- und Gemeindearchivaren, die Kreisarchivarin Heike Pütz bei der Erstellung des neuen, jetzt vorgestellten Archivführers „Auf spannenden Spuren“ tatkräftig unterstützt hatten. In dem 60-seitigen Band werden das Kreisarchiv, die Historische Kreisbibliothek sowie das Medienzentrum und der Geschichtsverein vorgestellt. Überdies gewährt die Broschüre Einblicke in die kommunalen Archive der elf kreisangehörigen Städte und Gemeinden.

Erstmalig seien die für die Forschungsarbeit in Archiven notwendigen Informationen vom Arbeitskreis der Archivare im Kreis Euskirchen zusammengefasst worden. Die Auflage des Archivführers beträgt 3.750 Exemplare; die Kosten in Höhe von knapp 5.000 Euro wurden vom Rheinischen Archiv- und Museumsamt, vom Kreis-Geschichtsverein und vom Kreis Euskirchen getragen. 

Kontakt:
Historische Kreisbibliothek und Kreisarchiv Euskirchen
Jülicher Ring 32
53879 Euskirchen
Telefon: 02251/15-507 und 15-441
Telefax: 02251/15-666
heike.puetz@kreis-euskirchen.de
birgit.roitzheim@kreis-euskirchen.de
anna-maria.breuer@kreis-euskirchen.de

Quelle: Joachim Sprothen, Kölner Stadt-Anzeiger, 2.12.2004

Düsseldorfer Historiker suchen Obdach

Der Geschichtswerkstatt Düsseldorf droht die Obdachlosigkeit, da bald das chinesische Handelszentrum in das Gebäude an der Königsallee 106, wo die Hobby-Historiker seit sechs Jahren ihr Domizil haben durften, einziehen wird. Bis Ende des Jahres muss die Geschichtswerkstatt raus, ein Ersatz ist nicht in Sicht.

Oberbürgermeister und Kulturamt würden sich zwar für die Geschichtswerkstatt einsetzen, jedoch gebe es bislang nur die Zusage, die Archivbestände im Stadtarchiv zwischenlagern zu dürfen, sagt Werkstatt-Leiter Thomas Bernhardt. Ein neuer Veranstaltungsraum oder Treffpunkt für die mehr als 30 Mitglieder sei hingegen noch nicht in Sicht und die Suche gestalte sich schwierig.

Gesucht werden großzügige Firmen oder Vermieter, die ungenutzte Räume zur Verfügung stellen wollen. Denkbar seien auch Kooperationen mit Schulen, der Kunstakademie, mit Antiquariaten oder Ähnlichem …

Kontakt:
Geschichtswerkstatt Düsseldorf
Thomas Bernhardt 
Tel. 0211/36 39 29
buero.bernhardt@t-online.de
www.geschichtswerkstatt-duesseldorf.de

Quelle: René Schleucher, Westdeutsche Zeitung, 2.12.2004

Schenkung für das Bach-Museum

Das Leipziger Bach-Museum hat seine grafische Sammlung um 45 Werke erweitert. Eine 13.000 Euro-Schenkung der Günther Fielmann AG wurde jetzt im Bach-Archiv übergeben. Die Leiterin des Bach-Museums, Kerstin Wiese, präsentierte sechs ausgewählte Neuerwerbungen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, darunter die älteste bekannte Darstellung der Nikolaikirche: Ein Kupferstich von 1592. Mit der Sammlung werde die Lebenswelt Bachs dargestellt, da von der Familie Bach selbst relativ wenig authentisches Material überliefert sei. – Das Bach-Museum zeigt die Schenkung vom 13. Januar bis 3. April erstmals der Öffentlichkeit.

Die Fielmann AG, die mehrere kleine Museen in Norddeutschland unterstützt, fördert mit dem Bach-Museum erstmals ein Haus in Sachsen, will die Sammlung kontinuierlich unterstützen und erweitern helfen. Gleichzeitig strebt das Bach-Archiv eine Erweiterung seiner Flächen um etwa 20 Prozent an.

Info:
Wanderungen um Leipzig. Die Schenkung Günther Fielmann.
Donnerstag, 13. Januar 2005 – Sonntag, 3. April 2005
Eröffnung: Mittwoch, 12. Januar 2005

Kontakt:
Bach-Museum im Bach-Archiv Leipzig
Thomaskirchhof 15/16
04109 Leipzig
museum@bach-leipzig.de
Tel.: +49-3 41-91 37-2 00
Fax: +49-3 41-91 37-2 05

Quelle: Leipziger Volkszeitung, 30.11.2004

Band zum 75. Großstadtjubiläum Solingens

Noch rechtzeitig im Jubiläumsjahr ist jetzt im Wartberg Verlag das Buch zum 75. Geburtstag der Großstadt Solingen erschienen. Das Stadtarchiv Solingen hat den Band gemeinsam mit dem Solinger Tageblatt (ST) herausgegeben. In dem Bild- und Textband ist jedem Jahr seit der Städtevereinigung 1929 bis heute eine ganze Seite gewidmet. Dadurch ist es für den Leser ein kompaktes, kurzweiliges und höchst informatives Buch geworden, für die Autoren war die rechte Auswahl allerdings eine besondere Herausforderung. Es sei aber alles drin: von Politik bis Sport, von Kultur bis zum bunten Geschehen. Das Solinger Tageblatt steuerte vor allem die Fotos bei, rund die Hälfte der Bilder stammen aus dem Archiv des Tageblatts. 

Info:
\“Solingen – Großstadtjahre 1929-2004\“ ist ab sofort im Buchhandel erhältlich (15,80 Euro, 80 Seiten). Das ST wird in einer Serie einzelne Kapitel des Buchs vorstellen.

Kontakt:
Stadtarchiv Solingen
Gasstraße 22b
42657 Solingen
Telefon 0212/290-3631
Telefax 0212/290-3648
www.solingen.de/stadtarchiv 
stadtarchiv@solingen.de

Quelle: Solinger Tageblatt, 30.11.2004

Mainzer Ausstellung zu Georg Forster eröffnet

\“Georg Forster (1754-1794) Tahiti – Mainz – Paris\“ lautet der Titel einer Ausstellung im Mainzer Stadtarchiv, mit dem Leben und Werk des weltreisenden Schriftstellers, Naturforschers und Revolutionärs vorgestellt werden (siehe Bericht vom 9.7.2004). In der Ausstellung sind Zeugnisse der späteren Lebensstationen des Multitalents zu sehen; u.a. wird die Politisierung Forsters dokumentiert.

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1788 nahm Forster in Mainz die Stelle eines Universitätsbibliothekars an: Er prägte das „goldene Zeitalter des mainzischen Staates“ unter Kurfürst Erthal wesentlich mit. Mit der Einnahme von Mainz durch französische Revolutionstruppen wurde der für Freiheit und Demokratie kämpfende Forster zum aktiven Revolutionär, musste aber als Delegierter des Rheinisch-deutschen Nationalkonvents von Paris aus den Untergang der „Mainzer Republik“ im Kanonenhagel der deutschen Reichstruppen erleben. In mancher Hinsicht enttäuscht von der Realität der französischen Revolution starb er vereinsamt und ohne seine Familie in Paris am 10. Januar 1794 an einer Lungenentzündung.

Das Stadtarchiv wird in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek und dem botanischen Garten der Universität Mainz in der Ausstellung „Georg Forster. Tahiti – Mainz – Paris“ vom 27. November 2004 bis 12. März 2005 im Gebäude Rheinallee 3B (geöffnet Mo – Do 9.00-18.00 Uhr, Fr u. Sa 9.00-12.30 Uhr) an die Leistungen, aber auch die Tragik dieses großen Deutschen des 18. Jahrhunderts erinnern.

Info:
27.11.2004 bis 12.03.2005
„Georg Forster 1754 – 1794. Tahiti – Mainz – Paris“. Ausstellung des Stadtarchivs in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek und dem Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Rheinallee 3B, Mo-Do 9-18 Uhr, Fr, Sa 9-12.30 Uhr.

Begleitprogramm des Mainzer Altertumsvereins:

  • Donnerstag, 2. Dez. 2004
    Vorführung des Forster-Spielfilms von Michael Gwisdek, DDR 1988: Treffen in Travers, CinéMayence, Schillerstr. 11, 20.30 Uhr .
  • Samstag, 4. Dez. 2004
    Führung mit Marlene Hübel: \“Schöne Aussichten, aber kein Schatten\“. Auf den Spuren Georg Forsters in Mainz. Treffpunkt 11.00 Uhr, Karmeliterplatz.
  • Montag, 6. Dez. 2004
    Prof. Dr. Ludwig Uhlig (Athens, Georgia): Der Ertrag der Weltreise für Georg Forster. 18.30 Uhr, Lesesaal der Stadtbibliothek, Rheinallee 3B.
  • Montag, 10. Jan. 2005
    Prof. Dr. Helmut Mathy: Georg Forster und andere Mainzer Bibliothekare am Ende des 18. Jahrhunderts. 18.00 Uhr, Forum MVB, Neubrunnenplatz.
  • Montag, 24. Jan. 2005
    Dr. Stefan Dressler (Senckenberg-Institut Frankfurt) wird über Georg Forster als Botaniker reden und anschließend durch die in der Ausstellung gezeigten Pflanzen führen. 18.30 Uhr, Lesesaal der Stadtbibliothek, Rheinallee 3B.
  • Dienstag, 22. Febr. 2005
    Vortrag des Botanischen Gartens der Universität Mainz. Prof. Dr. H. Walter Lack (Berlin): Georg Forster und die zweite Cook’sche Weltumsegelung. 19.30 Uhr, Hörsaal 18, Johann-Joachim-Becher-Weg 9.

Kontakt:
Stadtarchiv Mainz
Rheinallee 3 B
55116 Mainz
Telefon (0 61 31) 12 21 78
Telefax (0 61 31) 12 35 69
stadtarchiv@stadt.mainz.de

Quelle: Allgemeine Zeitung, 30.11.2004

Bildband über den Bombenkrieg in Wiesbaden

Rechtzeitig vor dem 60. Jahrestag des großen Luftangriffs auf Wiesbaden am 2./3. Februar 1945 ist ein Buch des Historikers Thomas Weichel \“Wiesbaden im Bombenkrieg\“ erschienen. Der Bildband beeindruckt sowohl durch Fotos als auch durch seine fundierten Texte. Und Thomas Weichel, der im Stadtarchiv arbeitet, zeigt einmal mehr, dass er zu den besten Kennern der Wiesbadener Stadtgeschichte zählt.  

Warum Wiesbaden in jener Nacht des schweren trotz der rund 600 Toten und der Zerstörung des Kurviertels Glück im Unglück hatte, das beschreibt Thomas Weichel in seinem neuesten Buch. Weichel, der über ein Jahr lang intensiv recherchierte, hat Dokumente aus dem Londoner Nationalarchiv mit den Berichten der einzelnen Staffeln ausgewertet und damit minutiös rekonstruiert, was sich in jener Nacht am Himmel über Wiesbaden abgespielt hat. 

Eine geschlossene Wolkendecke hat Wiesbaden davor bewahrt, dass es das Schicksal mit Mainz und Kassel teilte. Die Leuchtbomben versagten bei ihrer Aufgabe, die Ziele am Boden zu markieren. So wurde die Bombenlast weit über das ganze Stadtgebiet verstreut, vieles prasselte auf unbewohntes Gebiet, Äcker und Wälder nieder.

Thomas Weichel räumt in seinem Buch mit einigen Legenden auf. Es war nämlich keineswegs so, dass, wie schon bald kolportiert wurde, die Amerikaner die Stadt hätten schonen wollen, um sich hier niederzulassen. Der immer wieder eigenwillig handelnde Arthur Harris (\“Bomber-Harris\“) hatte noch nicht einmal die Bedenken der eigenen Luftwaffenführung ernst genommen. Auch dass die Angriffe auf die Karlstraße auf fehlgeleitete V-1-Raketen zurückzuführen sein sollten, verweist Weichel in das Reich der Fabel. Indirekt korrigiert er so auch die Angaben des umstrittenen \“Bombenkriegspezialisten\“ und Bestseller-Autors Jörg Friedrich, der in seinem Buch \“Der Brand\“ bei den Lancaster-Bombern im Fall Wiesbaden viel zu wenig Munition annahm. Wahrscheinlich deshalb, weil er sich nur auf deutsche Quellen verlassen hat.

Info:
Thomas Weichel: Wiesbaden im Bombenkrieg 1941-1945. Die Schreckensnacht vom 2./3. Februar 1945, Wartberg Verlag Gudensberg, 64 Seiten, 17,80 Euro. ISBN 3-8313-1408. 

Kontakt:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20 
65197 Wiesbaden 
Telefon: 0611 / 31-3219, 31-3747, 31-3420 
Fax: 0611 / 31-3977 
stadtarchiv@wiesbaden.de 

Quelle: Manfred Gerber, Wiesbadener Kurier, 27.11.2004

Im LHA Wernigerode lagern 250 Gutsarchive

Die laut Experten weltweit ältesten Zeichnungen, die das Innere von Höhlen abbilden, wurden im Landeshauptarchiv (LHA) Sachsen-Anhalt in Wernigerode wiedergefunden. Die beiden Zeichungen von der Baumannshöhle stammen aus dem Jahr 1656 und wurden erstmals 1929 veröffentlicht. Damals befanden sie sich im Gräflichen von Alvenslebenschen Archiv zu Erxleben. Auf den Umstand, dass es sich dabei um die weltweit ersten überlieferten Karten einer natürlichen Höhle handelt, wurden die Wernigeröder Archivare um Jörg Brückner erst durch das jüngst erschienene Heft der Braunschweiger Naturkundlichen Schriften aufmerksam, in denen die Ansichten abgedruckt sind. 

Heute gehören die einmaligen Zeichnungen zum Gutsarchiv Erxleben, und dieses lagert im Landeshauptarchiv in Wernigerode. Etwa 250 solcher privaten Dokumentensammlungen aus dem Gebiet der früheren preußischen Provinz Sachsen, die nach der Bodenreform von 1945 in den Besitz der Staatsarchive gelangten, befinden sich seit 1967 im Harz. 

Das Land möchte diese Dokumente auch in Zukunft archivieren, obwohl sie laut "Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz" ab 2014 Alteigentümern zurückzugeben sind. Mit so genannten Depositalverträgen soll erreicht werden, die Geschichtsschätze für die öffentliche Forschung zu bewahren. Das ist offenbar ein langwieriges Geschäft. Bislang wurden für die Gutsarchive drei solcher Verträge geschlossen, fünf Verhandlungen sollen kurz vor dem Abschluss stehen, und in einem Fall werden die zuvor kopierten Dokumente einer heute im Süddeutschen beheimateten Familie übergeben. 

Kontakt:
Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt
Abteilung Magdeburg/Wernigerode 
Dienstgebäude Wernigerode 
38855 Wernigerode, Lindenallee 21
38842 Wernigerode, Postfach 10 12 06 
Telefon: (03943) 26268-0 
Telefax: (03943) 26268-25 

Quelle: Tom Koch, Volksstimme Magdeburg, 29.11.2004

288 Seiten Ortschronik Borstel

Verden-Borstel. Die jetzt erschienene Borsteler Dorfchronik, in der Heimatforscher zahlreiche Geschichten aus der Urzeit bis in die Gegenwart der Ortschaft Borstel behandeln, wurde bereits vor Jahren unter der Regie des 1991 verstorbenen Ortsbürgermeisters Kurt Meyer-Borstel begonnen. Das heutige Redaktionsteam hat die damals gesammelten Unterlagen Mitte 2002 übernommen, wobei sich insbesondere die Fotosammlung für die Illustration der Chronik als sehr hilfreich erwies.

Leider hätten aber die Originalunterlagen der Borsteler Schule nicht zur Verfügung gestanden, die seinerzeit gegen Quittung an die Jahnschule abgegeben worden und bis heute nicht wieder aufgetaucht seien. Aber der Eifer habe trotz einiger Verzögerungen bei Recherchen im Stadtarchiv Verden keine Grenzen gekannt, denn das Buch sollte noch im Jubiläumsjahr 2004 vorgestellt werden.

Quelle: Verdener Aller-Zeitung, 29.11.2004

Als alle noch mit Klütten stochten

Wie sehr der Braunkohlenabbau Eschweiler und ganz besonders auch das ehemals selbständige Weisweiler geprägt hat, legte der Frechener Historiker Volker Schüler in einem Vortrag "Braunkohle und 90 Jahre Stromerzeugung in Weisweiler" beim Arbeitskreis 5 des Eschweiler Geschichtsvereins dar. Volker Schüler hat mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht, kürzlich erschien eine gemeinsam mit dem RWE-Archivar Manfred Coenen vorgelegte Dokumentation über "Braunkohle an Rur und Inde".

In früheren Jahrhunderten wurde Braunkohle zu so genannten "Klütten" verarbeitet. Man mischte die Braunkohle mit Lehm, stampfte das Gemisch und füllte es dann zum Austrocknen in kleine Gefäße. Verheizt wurden die Klütten vor allem in der Küche, es wurde mit ihnen "gestocht". Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelang es, Braunkohle unter hohem Druck und ohne Zusatz von Klebemitteln zu pressen, es gab die ersten Briketts. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden dann die ersten Brikettfabriken im Rheinland. 

Auf die Braunkohlenflöze im Revier bei Weisweiler stieß man im 19. Jahrhundert beim Bau der Eisenbahnlinie von Aachen nach Köln. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann die systematische Erschließung der Braunkohlevorräte. 1953 wurde mit dem Bau des neuen Kraftwerkes Weisweiler I begonnen, das alte Kraftwerk und die Tagebaue in der Region waren im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt worden. Wenngleich die Braunkohle seit den 1970er Jahren aus der Region herausgewachsen und die Brikettfabrik in Weisweiler stillgelegt worden sei, glaubt Volker Schüler an eine Renaissance der Braunkohle in der Region "in absehbarer Zukunft".

Kontakt:
Eschweiler Geschichtsverein e.V. 
Arbeitskreis 5 – Stadtteilforschung Weisweiler 
Arbeitskreisleiter: 
Franz Hirtz 
Langerweher Str. 66 
52249 Eschweiler 
Telefon: 02403 6145

Quelle: Aachener Zeitung, 28.11.2004