Neueröffnung des jüdischen Zentralarchivs in Deutschland

Deutschland hat ein neues Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden. Das am 14.9.2021 in Heidelberg eröffnete Zentralarchiv „birgt einen Schatz: das Gedächtnis der jüdischen Gemeinden“, sagte Dr. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, bei einem Festakt. Anlass war der Umzug des 1987 in Heidelberg gegründeten Zentralarchivs zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland in neue, wesentlich größere und modernere Räumlichkeiten. Zuvor waren die Bestände auf verschiedene Standorte in Heidelberg verteilt gewesen. „Wie hat man aus dem Nichts wieder jüdisches Leben in Deutschland entwickeln können – das spiegelt sich in den Beständen dieser Einrichtung“, sagte Archivleiter Dr. Ittai Joseph Tamari.


Abb.: Dr. Josef Schuster beim Festakt zur Einweihung neuer Räume des Zentralarchivs zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, 14.9.2021, Heidelberg (Foto: Gregor Zielke)

Das Zentralarchiv ist eine Einrichtung des Zentralrats der Juden in Deutschland. In seiner Konzeption knüpft es an das Gesamtarchiv der deutschen Juden an, das von 1905 bis 1938 in Berlin bestand. Hauptanliegen ist die Aufbewahrung und Erschließung von historisch wertvollem Schriftgut jüdischer Gemeinden, Verbände, Organisationen und Personen. In der Regel werden die Akten dem Zentralarchiv als Depositum übergeben.

Die Richtlinien für die Arbeit werden von einem Beirat beschlossen. Zurzeit umfasst das Zentralarchiv, das derzeit über fünfzehn Mitarbeitende verfügt, rund 2.355 laufende Meter Dokumente, die das Leben vieler jüdischer Gemeinden in Deutschland überwiegend seit 1945 abbilden. Darunter sind Sitzungsprotokolle, Berichte über jüdische Lehrer und darüber, welche Feierlichkeiten stattfanden.


Abb.: Frau Lazarus Levy, Gerolsteiner Juden, Foto-Sammlung Lange, Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestand B. 3/47

Auch Dokumente wie Briefe jüdischer Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg und Berichte über den Gesundheitszustand von Holocaust-Überlebenden in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg werden hier aufbewahrt. Geplant ist auch eine digitale Datenbank, um den Austausch mit anderen Archiven zu fördern. Die Kosten von jährlich rund 900.000 Euro werden vom Bundesinnenministerium getragen.

Hauptsächlich genutzt werden die Bestände des Zentralarchivs von Studierenden, für Promotionen und für wissenschaftliche Arbeiten. Aber auch z.B. Geschichtsvereine, Familienforscher und Museen nutzen die Informationen, die in den Akten des Zentralarchivs zu finden sind. Dabei ist festzustellen, dass neben Personen oder Institutionen aus dem deutschsprachigen europäischen Raum zunehmend Studierende aus den USA um Akteneinsicht im Zentralarchiv bitten.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) würdigte das Zentralarchiv anlässlich der Neueröffnung als Ort, der nicht nur der Aufbewahrung, sondern auch der Erforschung und Begegnung dienen solle. Jüdisches Leben sei keineswegs einfach da und leider keineswegs selbstverständlich, sondern müsse verteidigt werden, sagte die Ministerin. Der neue Standort im Landfried-Komplex in der Nähe des Heidelberger Bahnhofs sei gut gewählt, weil jüdisches Leben in Deutschland in einem lebendigen Viertel „sichtbar“ werde.

Kontakt:
Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland
Bergheimer Str. 147, Gebäude C
69115 Heidelberg
mail@zentralarchiv-juden.de
https://zentralarchiv-juden.de

Quelle: Zentralrat der Juden in Deutschland, Einweihung u. Das Gedächtnis der jüdischen Gemeinschaft; ORF, News, 14.9.2021; Deutschlandfunk, Nachrichten, 14.9.2021; Die ZEIT, 14.9.2021; FAZ, 14.9.2021

Symposium zum Umgang mit kolonialen Straßennamen in Hamburg

Das Staatsarchiv Hamburg lädt am 16. und 17. September 2021 zu einem Symposium zum Thema „Umgang mit kolonialen Straßennamen in Hamburg“ ein. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutieren die Möglichkeiten eines zeitgemäßen Umgangs mit diesem geschichtlichen Erbe der Hansestadt. ​​​​​​​


Abb.: Wie umgehen mit den rund 130 Straßennamen in Hamburg mit kolonialem Bezug? (Bild: Staatsarchiv Hamburg, Anke Hönnig)

​​​​​Hamburg wurde von Kaufleuten und Reedern geprägt, die über Jahrhunderte Waren wie Zucker, Baumwolle oder Tee von anderen Kontinenten importierten. Dieser Handel war auch durch ökonomische und ökologische Ausbeutung anderer Kontinente geprägt. Die Spuren der Kolonialgeschichte finden sich bis heute im Stadtbild, so auch in über 130 Straßennamen mit kolonialem Bezug. Die Ausbeutung ging mit brutaler Gewalt, massiven Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Genoziden einher. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, auch diesen Teil ihrer Geschichte aufzuarbeiten. Hierzu hat der Senat zahlreiche Initiativen gestartet. Ein Element dieses post-kolonialen Erinnerungskonzeptes ist der Umgang mit Verkehrsflächen, die nach kolonial-belasteten Personen oder Orten benannt worden sind. Im Rahmen dieses Prozesses zur Entwicklung einer Strategie im Umgang mit diesen Verkehrsflächen lädt das Staatsarchiv Hamburg jetzt zu dem Symposium ein.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte ist eine der wichtigsten erinnerungspolitischen Aufgaben unserer Zeit. Ein wichtiger Teil dieses Prozesses ist der Umgang mit Spuren der Kolonialgeschichte in unserem Stadtbild. Es gibt keine einfachen Antworten auf die Frage, wie wir mit diesen Spuren umgehen. Ein wesentlicher Schritt ist, dass wir uns dieser Spuren und damit auch unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten und den Communities wollen wir Wege finden, wie wir mit kolonial belasteten Straßennamen umgehen. Ziel muss es sein, dass wir uns so mit unserer Geschichte auseinandersetzen, dass sich die Verbrechen der Vergangenheit in Zukunft nicht wiederholen.“

Den Auftakt des Symposiums bilden eine wissenschaftliche Einführung in die deutsche Kolonialgeschichte aus verschiedenen Perspektiven sowie Vorträge zum erinnerungskulturellen Umgang mit kolonialen Themen und Orten in Deutschland und den Möglichkeiten zur Dekolonisierung. Zudem wird es um verwaltungsrechtliche Aspekte bei Straßenbenennungen gehen. Anhand von Fallbeispielen wird dargestellt, welche Formen im Umgang mit belasteten Straßennamen denkbar sind und welche neuen Namen die Straßen im Fall einer Umbenennung erhalten könnten. Kultursenator Dr. Carsten Brosda wird im Rahmen einer Podiumsveranstaltung am Freitag, 17. September, mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kultureller Einrichtungen und Aktivistinnen und Aktivisten diskutieren, wie in Hamburg ein zeitgemäßer Umgang mit den kolonialen Straßennamen aussehen könnte.

Das Symposium findet per Zoom statt. Wir laden alle Interessierten herzlich zur Teilnahme ein. Eine Anmeldung bis zum 15. September 2021 ist erforderlich unter: verkehrsflaechenbenennung@bkm.hamburg.de.

Weitere Informationen unter: https://www.hamburg.de/bkm/strassennamen/15345630/symposium-koloniale-strassennamen/.

Download des Tagungsprogramms als PDF-Datei hier.

Kontakt:
Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg
Kattunbleiche 19
22041 Hamburg
Tel.: 040 42831-3143
Fax: 040 4279-16001
office-staatsarchiv@staatsarchiv.hamburg.de

Pockenimpfungen und Impfpflicht im 18./19. Jahrhundert

Archivalie des Monats September 2021 des Stadtarchivs Lingen.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts lösten Pocken (auch „Blattern“ genannt) die Pest als gefährlichste Krankheit ab. Vor allem viele Kinder starben daran. Manche Überlebende behielten Narben zurück oder erblindeten. Schon früh aber wurde erkannt, dass man nach überstandener Erkrankung immun war. Das ermöglichte eine einfache – und durchaus risikoreiche – Form der Impfung: durch die absichtliche Infektion mit den abgeschwächten Viren von Überlebenden.

1777 erreichte eine Anfrage die Stadt Lingen. Der Magistrat sollte die hiesigen Ärzte fragen, wie viele Menschen in den letzten drei Jahren inokuliert, also geimpft worden seien, als wie wirksam sich die Impfung erwiesen habe und ob es unter den Geimpften Todesfälle zu beklagen gebe. Die Rückmeldungen der angefragten Ärzte Hüllesheim und Donckermann waren ernüchternd. Hüllesheim antwortete, „daß meines Wißens alhier und in hiesiger Grafschaft noch niemahlen eine Pockeninoculation geschehen sey und die Leute hierzulande zu diese Inoculation gar nicht incliniren (= neigen), sondern vielmehr selbige verabscheuen.“ Donckermann äußerte sich ähnlich. Er habe sogar gratis Pockenimpfungen angeboten, doch bisher ohne Erfolg. „Die Ursach hiervon ist wohl, daß auf dem platten Lande, selbst bei natürlichen Blattern, kein vernünftiger Medicus zu Raht gezogen wird.“ Im Übrigen hätten sieben seiner eigenen Kinder die Pocken gut überstanden.


Abb.: Impfschein der einjährigen Marianne Kotte aus der Schlachterstraße, unterzeichnet von Dr. van Nes, 1844 (Stadtarchiv Lingen, Altes Archiv, Nr. 5637)

So blieb nur Hilfe zur Selbsthilfe. Bereits 1768 hatte das medizinische Oberkollegium in Berlin eine Anleitung herausgegeben, was bei einer Pockenerkrankung zu tun sei, wenn kein Arzt zur Verfügung stünde. Die Schrift unterschied zwischen falschen Pocken (Windpocken) und wahren Pocken. Bei letzteren gebe es einen harmlosen Verlauf mit eitrigen Pusteln, die schließlich platzen und austrocknen, und einen schweren, häufig tödlichen Verlauf mit Gliederschmerzen, Hitzewallungen, Zittern, blutigem Stuhl und flachen, ineinander übergehenden Pocken, die mitunter eine grünliche, violette oder schwarze Färbung annehmen konnten. Empfohlen wurden gut gelüftete Zimmer, Brunnenwasser mit Essig und Honig sowie Rhabarbersaft, keinesfalls aber hitzetreibende Nahrung wie Fleisch, Branntwein oder Säfte aus Schafs- und Gänsekot. 1785 wurde die Schrift in Lingen neu gedruckt und unter den Stadtkorporälen verteilt. Als 1796 in Berlin ein weiteres Heft erschien, wurde es ebenfalls in Lingen verbreitet.

Im selben Jahr 1796 wurden in England erstmals in größerem Umfang Kuhpocken verimpft. Das neue Verfahren erwies sich als deutlich sicherer als das alte, und da die Kuh im Lateinischen „vacca“ heißt, nannte man den Impfstoff „Vakzin“. 1803 sprach sich auch der preußische König für die Impfung mit Kuhpocken aus, starben doch in Preußen – wozu auch Lingen damals gehörte – jährlich über 40.000 Menschen. Neben Ärzten sollten nun notfalls auch Landgeistliche, Lehrer und Hebammen die Impfung übernehmen. Für die Impfung mit Kuhpocken warb 1804 auch ein Doktor Faust aus Bückeburg. Sein Aufruf wurde in den größeren Wirtshäusern Lingens ausgehangen: bei Starosky, Cappenberg, Rademaker, Hüvett, Borg, Determann und Huilmann. Ähnlich verfuhr man in Lingen 1805 mit einer Aufforderung des medizinischen Oberkollegiums. Selbst der König, so hieß es dort, habe inzwischen seine Kinder impfen lassen. Impfaufrufe wurden am Lingener Rathaus angeschlagen und in den Kirchen ausgelegt, und die Pfarrer predigten den Eltern von der Kanzel herab, ihre Kinder durch Verimpfung der „Schutzblattern“ vor einer Ansteckung zu bewahren.


Abb.: Aufforderung des medizinischen Oberkollegiums Berlin von 1805, sich impfen zu lassen (Stadtarchiv Lingen, Altes Archiv, Nr. 2760)

Zur Bekämpfung der Pocken wurde 1814 in Münster ein Zentralausschuss eingerichtet. Die ihm unterstellten Kreisausschüsse hatten für jede Gemeinde einen Arzt oder Wundarzt mit der Impfung zu beauftragen und waren auch für die Beschaffung von Impfstoff verantwortlich. Die Gemeinden sollten nun regelmäßig Listen mit den noch zu impfenden Kindern aufstellen, die Ärzte hingegen Listen mit den geimpften Kindern. Die erste in Lingen erstellte Liste nannte die Namen von 107 noch nicht immunen Kindern. Brachen fortan in einer Gemeinde die Pocken aus, musste der Bürgermeister über dem Eingang des betroffenen Hauses die Aufschrift „Blattern“ anbringen und sich gemeinsam mit Pfarrer und Schullehrer um die Impfung aller Kinder der Gegend bemühen. Außerdem durfte niemand mehr zur Schule, Konfirmation oder Lehre zugelassen werden, wenn er nicht belegen konnte, dass er entweder geimpft war oder die Pocken überstanden hatte, und zwar „durch ein gehoeriges Certificat“, ausgefertigt vom Arzt und beglaubigt vom Bürgermeister.

Zwei Jahre später kam es in Lengerich zu einem Pockenausbruch. Die betroffenen Familien wurden unter die Aufsicht einer Landsturmwache gestellt und durften weder andere Häuser noch den Gottesdienst besuchen. Wer in Lingen noch nicht geimpft war, sollte es nun dringend nachholen. Die Umsetzung konnte sich im Einzelfall jedoch als durchaus schwierig erweisen. Die Magd des Lingener Bürgers Schnebeck war schon zweimal geimpft, doch ohne jede Wirkung, und nun weigerte sie sich, sich ein drittes Mal impfen zu lassen. Und 1819 klagte der Lingener Kreisphysicus Finke, wie wenig Ärzte „bey manchen der hiesigen Einwohner“ ausrichten könnten. Er habe dem Verzeichnis entnommen, dass die vier Kinder des Putzmachers Grun noch immer ungeimpft seien. Er habe ihn also abends besucht und einen Impftermin ausgemacht. Doch dazu ist Grun niemals erschienen. Und das obwohl die Pocken, wie Finke in einem Brief zwei Tage zuvor bemerkt hatte, in der Lingener Umgebung „jetzt sehr stark um sich greiffen“ würden.

Lingen war inzwischen Teil des Königreichs Hannover. Und dort wurde 1821 die allgemeine Impfpflicht eingeführt. Fortan mussten alle Eltern ihre Kinder mit Kuhpocken impfen lassen. Dazu sollten besondere Impfärzte jährlich in jedem Distrikt eine öffentliche Vaccination durchführen, und nach acht bis zehn Tagen wurde jedes Kind zu Hause besucht, um den Erfolg der Impfung zu untersuchen. Eltern, die sich weigerten und nicht zum Impftermin erschienen, mussten eine Geldstrafe zahlen oder notfalls einen Tag im Gefängnis verbringen.

Dennoch kam es auch weiterhin zu Pockenausbrüchen. 1867 etwa wurden die Pocken bei dem Lingener Kaufmann Isaac Friedland festgestellt. Friedland wird zwar erst zwei Jahre später Vorsitzender der neugegründeten Synagogengemeinde werden, Schulunterricht wurde aber schon jetzt in seinem Hause gegeben. Die Lehrerin Borchers fand kurzfristig im Haus des Buchdruckers Sattler ein Ersatzlokal. Nach drei Wochen war Friedland wieder gesund, und die Sperre des Hauses wurde unter verschiedenen Hygieneauflagen wieder aufgehoben. Vor allem während des Deutsch-Französischen Krieges traten Pockeninfektionen vermehrt auf. Im April 1871 beschloss die Stadt deshalb die Einrichtung eines Pockenlazaretts an der Wallpromenade bei Greving, das von der Bevölkerung großräumig gemieden werden sollte. Auch die bei Hanekenfähr untergebrachten französischen Kriegsgefangenen, die zur Aushebung des Ems-Vechte-Kanals eingesetzt wurden, hatten neben zahlreichen anderen Krankheiten mit Pocken zu kämpfen. Erst durch das Reichsimpfgesetz von 1874 wurden flächendeckend alle Deutschen verpflichtet, ihre Kinder impfen zu lassen. Große Pockenepidemien, wie es sie bisher in Deutschland gegeben hatte, blieben danach aus.

Quellen und Literatur:

  • Stadtarchiv Lingen (StadtA LIN), Altes Archiv, Nr. 472, 2760, 2762, 2765, 2766, 2769, 2772, 5636, 5637
  • StadtA LIN, ev.-ref. Kirchenarchiv (Dep), Nr. 134
  • StadtA LIN, Lingensches Wochenblatt vom 16.4.1871
  • Willich, Friedrich Christoph (Hg.): Des Königreichs Hannover Landes-Gesetze und Verordnungen, insbesondere der Fürstenthümer Calenberg, Göttingen und Grubenhagen, Bd. 3, Göttingen 1826.

Kontakt:
Stadtarchiv Lingen (Ems)
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 / 91671-11
stadtarchiv@lingen.de

Quelle: Stadtarchiv Lingen, Archivalie des Monats September 2021

Archivveranstaltungen am Tag des offenen Denkmals 2021

Das Motto am 12.9.2021 lautet: Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege.

Von prachtvollen Burganlagen über funktionale Handwerkerhäuser bis zu archäologischen Stätten: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ruft als bundesweite Koordinatorin von Deutschlands größtem Kulturevent Denkmaleigentümer, ehrenamtliche und hauptberufliche Denkmalpfleger auf, am 12. September 2021 historische Bauwerke zu zeigen – vor Ort und digital.

Jährlich am zweiten Sonntag im September findet deutschlandweit am Tag des offenen Denkmals eine Entdeckungstour statt: Ob Befestigungsanlagen, Schiffe oder Kirchen, Industrieanlagen, Schlösser oder Windmühlen, Wohnbauten, Gärten oder archäologische Plätze – die Denkmale in Deutschland ist genauso abwechslungsreich wie seine Landstriche. Dies macht den Tag des offenen Denkmals jedes Jahr so vielseitig, lebendig und faszinierend.

Über 7.500 historische Stätten öffnen jedes Jahr kostenfrei beim Tag des offenen Denkmals und begeistern Millionen von Besuchern. Ganz nach dem Motto Kultur für alle erhaschen Jung und Alt, Experten und Laien, Familien und Einzelgänger Einblicke in sonst nicht zugängliche Innenräume.


Abb.: Praetorium in Köln bei der Bundesweiten Eröffnung des Tages des offenen Denkmals 2018 (Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz)

Mindestens 20 Veranstaltungen zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals besitzen einen konkreten Archivbezug, darunter:

Einsturzstelle des Historischen Archivs der Stadt Köln
Zukunft aus Vergangenheit: Was passiert künftig am Einsturzort des Kölner Stadtarchivs?
Führung
Sonntag 12.9.2021; 11:00 Uhr, wiederholt sich stündlich bis 17:00 Uhr
Veranstaltungort: Severinstraße 224-228, 50676 Köln
Neben der Einsturzstelle des Kölner Stadtarchivs wird das KVB-Bauwerk saniert. Daneben liegt der Krater, wo früher das Stadtarchiv stand. ArchivKomplex hat Vorschläge für die Zukunft gemacht. Oberbürgermeisterin Reker lobte das K3-Konzept von ArchivKomplex. Aber mit der Weiterentwicklung tut sich die Stadtverwaltung schwer. Die Katastrophe von 2009, die drei Menschen das Leben gekostet hat, Dutzenden die Wohnung und viele Archivalien schwer geschädigt hat, soll Anstoß sein für einen Aufbruch.

Ehemaliger Getreidespeicher, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Öffnungszeiten am Tag des offenen Denkmals:
Sonntag, 12.9.2021 | 10:00‑17:00 Uhr
Adresse: Schifferstraße 30, 47059 Duisburg, Nordrhein-Westfalen
Verklinkerter Stahlbeton-Getreidespeicher der Rheinisch-Westfälischen-Speditionsgesellschaft, RWSG-Speicher von 1936. Auf acht Geschossen wurde Getreide als Schüttgut gelagert. Heute zählt der zum Archivturm umgebaute Speicher zu den größten Archivbauten Europas. In dem 76 m hohen Archivturm lagern heute auf 22 Etagen Archivalien aus 1200 Jahren rheinischer Geschichte.

Zu Gast in der Lutherstadt Wittenberg
Die Bundesweite Eröffnung findet am 12.9.2021 in der Lutherstadt Wittenberg statt. Die Bundesweite Eröffnung ist die offizielle Eröffnungsfeier vom Tag des offenen Denkmals. Gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz eröffnet die Gastgeberstadt feierlich alle deutschlandweiten Aktionen. Veranstaltungsort ist dabei immer eine Stadt mit historischem Wert.

Bezugnehmend auf das Motto „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ legt die Lutherstadt Wittenberg den Fokus auf das Sein: Mit vorbildlicher denkmalpflegerischer Arbeit seit über 30 Jahren stehen die Altstadt und die umliegenden Denkmale für den Erhalt und das originale, historische Zeugnis in der Denkmalpflege. Doch auch hier ist nicht alles, wie es auf den ersten Blick scheint.

Links:
Programm zum Tag des offenen Denkmals 2021

Webseite: Tag des offenen Denkmals

»Löschmoratorium« der Afghanistanakten

Gemeinsame Stellungnahme von Bundesarchiv, VdA und VHD.

Damit ein künftiger Untersuchungsausschuss einmal nachvollziehen kann, wer in der Bundesregierung was zu welchem Zeitpunkt der Afghanistan-Krise wusste und entschied, fordern die Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Bundestag, alle Akten und Daten dazu zu sichern. Im Auswärtigen Ausschuss des Parlaments hat der Grünen-Abgeordnete Omid Nouripour darum beantragt, umgehend ein Moratorium für die Löschung von Daten, die Vernichtung von Akten sowie anderer Datenträger zu erlassen, die das Thema Afghanistan betreffen. So sollen Daten gesichert werden, die mit dem Abzug aus Afghanistan und dem Schutz wie der Rettung von afghanischen Ortskräften und anderen besonders schutzbedürftigen Personen zu tun haben – und zwar über die Bundestagswahl im September 2021 hinaus. – Union, SPD und AfD lehnten Nouripours Vorstoß hingegen ab.


Abb.: Gedenken an verstorbene Abgeordnete im Plenarsaal während der Sondersitzung des Deutschen Bundestages zu den TOP Aufbauhilfegesetz 2021, Feststellung des Fortbestands der epidemischen Lage von nationaler Tragweite und Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur militärischen Evakuierung aus Afghanistan (Ort: Reichstagsgebäude, Plenarsaal, Berlin / DeutschlandAufgenommen: 25. August 2021, 12:10 Uhr, Bildnummer: 5004103; Fotograf/in: Thomas Köhler / photothek.net ).

Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD), der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. und das Bundesarchiv fordern eine größere Sorgfaltspflicht bei der Aktenabgabe:

Die jüngste Auseinandersetzung über die Afghanistankrise hat im Bundestag die Forderung nach einem Löschmoratorium zugehöriger Akten aufkommen lassen. Dieses Moratorium wurde im Bundestag abgelehnt. Über diesen Einzelfall hinaus berührt es die für eine Demokratie zentrale Frage, ob und wie für politische Entscheidungsprozess wichtige Mitteilungen (in Form von E-Mails, Chats oder Textnachrichten) überliefert werden. Prinzipiell sind die Vorgaben des Bundesarchivgesetzes für die Archivierung von Dienstakten und Kommunikationsmedien ausreichend. Allerdings fehlt es an dem Bewusstsein, dass auch über Messengerdienste ausgetauschte Informationen nach dem Gebot der Aktenmäßigkeit der Verwaltung in den Dienstakten zu dokumentieren sind. Somit unterliegen SMS oder vergleichbare Kommunikationsformate einer zumindest mittelbaren Anbietungspflicht. Hier entsteht in der Praxis jedoch ein großes Defizit in der Umsetzung, wie an Fällen in der jüngeren Vergangenheit deutlich wurde (etwa Umgang mit den Handydaten der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen). Der Legislaturperioden-Wechsel mit der Wahl am 26. September 2021 führt darüber hinaus zu einer Zäsur in der Aktenführung. Vor allem elektronische Daten (E-Mails, SMS, Messenger-Nachrichten) in den Ressorts sowie im Bundeskanzleramt rund um das Thema Afghanistan müssen deshalb jetzt durch ein Löschmoratorium gesichert werden.

Um wichtige Themen wie die Afghanistankrise aufarbeiten zu können, sind auch spätere Historikerinnen und Historiker zwingend auf die Rekonstruktion der internen Kommunikation angewiesen, auch wenn sie digital geschieht. Der VHD, der VdA und das Bundesarchiv möchten sich deshalb dem geforderten Löschmoratorium mit Nachdruck anschließen. Diese Informationen sind eine wesentliche Voraussetzung für jede wissenschaftliche historische Erforschung und Aufarbeitung. Vor allem möchten wir eine sachliche generelle öffentliche Diskussion über den Umgang mit flüchtigen Kommunikationsformen bei der Dokumentation von Regierungs- und Verwaltungshandeln und die oft mangelhafte Qualität und Lückenhaftigkeit der Dienstakten anstoßen. Wenn zentrale Informationen zum Verständnis politischer Prozesse dauerhaft verloren gehen, weil eine angemessene Dokumentation unterblieben ist, wird eine spätere abgewogene Rekonstruktion und Bewertung demokratischer Verfahren, die Gerüchten entgegentritt, kaum möglich sein.

Eva Schlotheuber, Vorsitzende VHD
Ralf Jacob, Vorsitzender VdA
Michael Hollmann, Präsident Bundesarchiv

Link: Download der Gemeinsamen Stellungnahme

Quelle: VdA, Gemeinsame Stellungnahme von Bundesarchiv, VdA und VHD, 10.9.2021; Süddeutsche Zeitung, 27.8.2021

Neue Leiterin des Stadtarchivs Gütersloh

Am 1.9.2021 hat Julia Kuklik (22) die Nachfolge von Stephan Grimm angetreten, der im Frühjahr dieses Jahres als Leiter des Stadtarchivs Gütersloh in den Ruhestand gegangen ist. Für die gebürtige Bielefelderin ist dies die erste Stelle nach ihrem dreijährigen Vorbereitungsdienst aus Theorie und Praxis zur Archivinspektorin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe und in der Archivschule Marburg. Aber Geschichte, die Bedeutung von Quellen und die Erkenntnisse, die sich daraus gewinnen lassen, haben schon vorher ihre Interessen bestimmt.


Abb.: Frischer Wind im Stadtarchiv Gütersloh: (v.l.) Julia Kuklik hat die Leitung in der Molkestraße übernommen. Kultur-Beigeordnete Andreas Kimpel und Kultur-Fachbereichsleiterin Lena Jeckel freuen sich auf die Zusammenarbeit (Foto: Stadt Gütersloh).

„Wir freuen uns sehr, dass sich Julia Kuklik unter 18 Bewerberinnen und Bewerbern durchsetzen konnte”, betonte der städtische Kultur-Beigeordnete Andreas Kimpel bei der Vorstellung der neuen Stadtarchivarin. Erst einen Tag vor Amtsantritt in Gütersloh hatte die 22-Jährige ihr duales Studium mit einer Abschlussprüfung erfolgreich beendet. „Mit ihr bekommen wir jungen, frischen Wind in unser Stadtarchiv. Wir glauben, dass uns mit jemanden wie Julia Kuklik, die neu in die Archivarbeit einsteigt, viele tolle Chancen und Perspektiven geboten werden.“

Schon in ihrer Schulzeit hat Julia Kuklik ein Praktikum im Stadtarchiv Bielefeld absolviert. Nach dem Abitur 2017 ging der Weg dann genau in dieser Richtung weiter: ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur im Kreiszentralarchiv Warendorf und dann der dreijährige Vorbereitungsdienst beim LWL in Münster sowie an der Archivschule in Marburg.

„Das Archiv sehe ich gleichermaßen als Ort des kulturellen Gedächtnisses sowie als Partner für Kultur- und Bildungseinrichtungen und als Dienstleister für Bürger, Bürgerinnen und Verwaltung,“ fasst die neue Stadtarchivarin ihr Aufgabengebiet zusammen. Deshalb werde eine ihrer ersten Aufgaben der Kontakt zu den Schulen und die Aktivierung der Bildungspartnerschaften sein, die das Stadtarchiv mit zurzeit drei Schulen der Stadt unterhält. Und auch innerhalb der Stadtverwaltung sind gemeinsame Projekte in Planung: „Gemeinsam im Fachbereich Kultur haben wir uns bereits ausgetauscht“, berichtet Fachbereichsleiterin Lena Jeckel. „Gemeinsame Projekte ergeben sich innerhalb der Erinnerungskultur oder der Geschichtswerkstatt. Ich bin mir sicher, mit Julia Kuklik haben wir eine sehr gute Partnerin gefunden.”

Ein großes Projekt, in das auch das Stadtarchiv Gütersloh eingebunden sein wird, steht zur Vorbereitung des 200-jährigen Stadtjubiläums 2025 an: Der Ausschuss für Kultur und Weiterbildung der Stadt Gütersloh hat im Frühjahr 2021 mit seiner Zustimmung zum Haushalt 2021 des städtischen Fachbereichs Kultur grünes Licht für die Fortschreibung der Geschichte der Stadt Gütersloh (in einem zweiten Band) gegeben. „Gütersloh besitze im Jahr 2025 seit 200 Jahren die Stadtrechte“, erläutert Kulturdezernent Andreas Kimpel. „Dieses markante Jubiläum mit einer historischen Wegmarke bietet die Möglichkeit für die Stadt Gütersloh, sich der eigenen Geschichte zu stellen und diese in allen Facetten fachwissenschaftlich fundiert aufzuarbeiten. Zudem erscheint ein Lernen aus der eigenen Geschichte aktuell wichtiger denn je, nicht zuletzt angesichts der Zunahme von Populismus und des Rechtsrucks in unserer Gesellschaft.“ Und, so betont Andreas Kimpel: „Die Geschichte der Stadt ist zugleich eine Geschichte ihrer Bürgerinnen und Bürger!“ Und genau deshalb werden sie bald aufgerufen, sich mit einzubringen in das Projekt.

Im Auftrag der Stadt Gütersloh erarbeiten das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster und die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (Prof. Dr. Thomas Großbölting) gemeinsam das Projekt. „Wir sind Feuer und Flamme für dieses Projekt“, freut sich Malte Thießen, Leiter des LWL-Instituts. „Gütersloh nimmt damit eine Vorreiter-Rolle ein.“ Denn: Thießen ist keine Stadt in Deutschland bekannt, die ihre Geschichte seit 1945 bis ins 21. Jahrhundert hinein systematisch wissenschaftlich aufgearbeitet und publiziert hätte. „Die jüngere und jüngste Vergangenheit ist traditionell eher nicht im Blick von Historikern“, sagt der 46-Jährige. Die Quellenlage ist dünn – über die gerade erst zurückliegenden drei, vier Jahrzehnte gibt es kaum Material in Archiven und Museen.

Das stellt auch das Team der beiden Institute in Gütersloh vor Herausforderungen. Umso wichtiger sind daher die Bürgerbeteiligung und der Austausch mit Zeitzeugen. Ein fester Bestandteil des Forschungsprojekts werden öffentliche Veranstaltungen wie Erzählcafés und Geschichtswerkstätten sein – Formate, die der städtische Fachbereich Kultur bereits erfolgreich etabliert hat und sowohl digital wie analog anbietet. „Auch in diesem Punkt leisten wir zusammen mit der Stadt Pionierarbeit“, betont Prof. Malte Thießen. „Einerseits dient der Austausch mit den Gütersloherinnen und Güterslohern dazu, sie über unsere Arbeit und die Erkenntnisse, die wir gewonnen haben, auf dem Laufenden zu halten. Und andererseits brauchen wir das Gespräch, um Konkretes aus der jüngeren lokalen Vergangenheit zu erfahren. Daraus können sich Themenfelder ergeben, die wir sonst gar nicht auf dem Schirm hätten. Nur so können wir Gesellschaftsgeschichte schreiben!“ Lena Jeckel, Leiterin des Fachbereichs Kultur, in dem die Fortschreibung der Stadtgeschichte angesiedelt ist, bekräftigt: „Unser gemeinsames Ziel ist eine möglichst breite Überlieferung der Stadtgeschichte. Viele Menschen können zu diesem Projekt ein Stück beitragen und ich bin auch überzeugt, dass viele mitmachen möchten. Wir machen gerade jetzt in der Pandemie-Zeit die Erfahrung, dass Angebote und Beteiligungsformate sehr gut angenommen werden. Es besteht ein großes Interesse an Mitwirkung.“

Die beauftragten Historiker haben für das Projekt drei Themenschwerpunkte ausgemacht, die widerspiegeln, was Gütersloh seit Ende des Zweiten Weltkriegs geprägt hat: Unternehmen in Gütersloh; Die Stadt in Bewegung – Wandel sozialer Milieus und Kulturwandel; Die Briten in Gütersloh. Mit den Vorrecherchen wurde begonnen, Kontakte zum Stadtmuseum Gütersloh und zum Stadtarchiv Gütersloh bestehen.

Julia Kukliks dortiger Vorgänger Stephan Grimm hat ein gut bestelltes Feld im Haus an der Moltkestraße hinterlassen, das mit zeitgemäßer Ausstattung, einem kleinen engagierten dreiköpfigen Team mit ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie großzügigen und gut ausgestatteten Räumen die Voraussetzungen eines modernen Archivs bietet, das Lokalgeschichte nicht nur archivieren, sondern vermitteln und in seiner Bedeutung für Gegenwart und Zukunft erlebbar machen will. Durch die räumliche Zusammenlegung von Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh an dieser Stelle sind zudem inhaltliche und organisatorische Synergien bei der Arbeit möglich. Das betrifft auch die Zukunftsaufgaben, die Julia Kuklik nun angehen wird: Aufbau und Führung eines digitalen Langzeitarchivs als digitales Gedächtnis der Stadt.

Kontakt:
Stadtarchiv Gütersloh
Frau Julia Kuklik
Moltkestraße 47
33330 Gütersloh
Tel+49 5241 / 82-2302
julia.kuklik@guetersloh.de

Quelle: Stadt Gütersloh, Pressemitteilung, 8.9.2021; Stadt Gütersloh, Pressemitteilung, 23.3.2021

100 Jahre Historisches Archiv des Erzbistums Köln

Mit einem Festakt mit geladenen Gästen ist das 100-jährige Bestehen des Archivs des Erzbistums Köln am 19.8.2021 gewürdigt worden. Zu Gast waren neben dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki auch Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, sowie Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs.


Abb.: Festakt 100. Jubiläum Historisches Archiv; Birgitt Schippers im Gespräch mit (von links) Michael Hollmann, der Präsident des Bundesarchivs, mit Damian van Melis von der Irene und Sigurd Greven Stiftung und Marc von der Höh vom Historischen Institut der Universität Rostock über den Wert und die Herausforderungen heutiger Archive (Foto: Robert Boecker).

„Völlig zu Recht rühmt sich das Archiv damit, das ‚Langzeitgedächtnis des Erzbistums Kölns‘ zu sein“, sagte Kardinal Woelki in seiner Begrüßung. „Neben aller rein historischen Forschung, die das Historische Archiv des Erzbistums Köln ermöglicht, wirkt es […] identitätsbildend für die Menschen, für die Gesellschaft und die Kirche. Unser Historisches Archiv gibt es nun seit 100 Jahren. Im Verhältnis zu den Quellen, die es birgt, mag das eine kurze Zeitspanne sein. Und doch: 100 Jahre – das ist eine Zeitspanne, die sich unserer persönlichen Erinnerung entzieht. Das ist eine Zeitspanne, die selbst schon wieder zur Erforschung einlädt.“

Auch die nordrhein-westfälische Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabell Pfeiffer-Poensgen hob hervor: „Archive sichern Kontinuität von historischen Verläufen und Erfahrungen“. Die Arbeit, die hier geleistet werde, sei von großem Wert für das kollektive und kulturelle Gedächtnis des Landes und der Bundesrepublik. „Archive machen Geschichte erlebbar und begreifbar“, so die Ministerin.

Jazzig vertonte geistliche Stücke vom Luis Weiß Quartett brachten nicht nur die Füße der Gäste in Schwingung, sondern vermutlich auch die Regale genau zu ihren Füßen, denn der Festakt fand im Innenhof des Archivs statt.
In einer munteren Runde, moderiert von Birgitt Schippers vom Domradio, diskutierte Michael Hollmann, der Präsident des Bundesarchivs, mit Damian van Melis von der Irene und Sigurd Greven Stiftung und Marc von der Höh vom Historischen Institut der Universität Rostock über den Wert und die Herausforderungen heutiger Archive. Sie beschrieben, wie sich die Archivarbeit durch die zunehmende Digitalisierung von Archivalien verändert. Alle drei betonten die korrigierende Funktion der Forschung im Archiv. „Sie können leicht die Erfahrung machen, dass sie im Archiv eines Besseren belehrt werden“, so Hollmann. Selbst eigene biografische Erinnerungen könnten im Archiv widerlegt werden.


Abb.: Begrüßungsrede des Leiters des Archivs, Dr. Ulrich Helbach (Foto: Robert Boecker)

Dr. Ulrich Helbach, Leiter des Historischen Archivs des Erzbistums bedankte sich besonders herzlich bei seinen Mitarbeitenden, acht Frauen und fünf Männern und sagte: „Archivare wirken jeweils eine Wegstrecke weit. Wir sind stolz, den Schatz zu formen, zu hüten und in die Zukunft zu tragen.“

Das Historische Archiv des Erzbistums Köln
Vor 100 Jahren, im August 1921, begann das Historische Archiv seine Arbeit. Es wurde von Erzbischof Karl Joseph Kardinal Schulte als Stätte historischer Forschung gegründet. Das Archiv enthält wichtiges Quellenmaterial ab dem Jahr 942 zum gesamten Erzbistum – zu Köln ebenso wie zu Düsseldorf, genauso wie beispielsweise zu Bonn, Neuss, Zülpich oder Gummersbach.

Noch vor dem Zweiten Weltkrieg übernahm das Historische Archiv außer den Urkunden-, Amtsbuch- und Aktenbeständen des Generalvikariates die meisten der ins Mittelalter zurückreichenden Pfarrarchive der Kölner Innenstadt. Vor allem seit den 1980er Jahren hinterlegten hier wichtige katholische Einrichtungen, Vereine und Verbände ihre Archive. Mittlerweile beherbergt das Archiv Schriftgut im Umfang von knapp zehn Regalkilometern, darunter circa 5.300 Urkunden aus der Zeit seit dem Jahre 942. Damit ist das Archiv das Langzeitgedächtnis des Erzbistums Köln und eines der größten kirchlichen Archive in Deutschland.


Abb.: Urkunde aus der Pfarrei St. Kolumba aus dem Jahr 1212. Sie beschreibt die Wahl eines Pfarrers, damals wurden Pfarrer noch gewählt. Die Kirche existiert heute nicht mehr, sie ist im Krieg zerstört worden. Heute steht dort das Museum Kolumba (Foto: Erzbistum Köln/ Modanese).

Der Initiative der damaligen Archivare ist es zu verdanken, dass rechtzeitig und planmäßig vor den Bombenangriffen auf Köln im Zweiten Weltkrieg große Bestände an Archivgütern vor allem nach Westfalen ausgelagert und gesichert werden konnten.
Hunderttausende Dokumente lagern in den kilometerlangen Archivgängen des Historischen Archivs, bis zu vier Stockwerke tief unter der Erde. Auch die Nachlässe der Kölner Erzbischöfe werden hier verwahrt – wie zum Beispiel ein Ehrendoktorhut und der Talar des Kölner Erzbischofs Höffner.

Sofern die Archivgüter einen Bezug zu Kirche und kirchlichem Leben haben, finden auch weltliche Nachlässe Platz im Archiv. So finden sich hier beispielsweise auch die Nachlässe der Kölner Architekten Rolf Schwarz, Fritz Schaller oder Hans Schilling, die bei vielen Kirchenbauten mitgewirkt haben. Die Archivare müssen jeweils fachkundig entscheiden, welche Unterlagen archivwürdig sind, das heißt für die Nachwelt aufgehoben werden müssen.

Seit einigen Jahren arbeitet das Team des Historischen Archivs daran, dass auch die digitalen Akten aufgenommen, bewertet, manipulationssicher gespeichert und abrufbar gemacht werden. Außerdem versucht man, vielgefragte oder sehr fragile Dokumente durch die Digitalisierung offen zugänglich zu machen und gleichzeitig zu schützen. Das sind zunächst vor allem die Kirchenbücher und alte Amtsprotokolle der Generalvikare. Eine Herausforderung ist auch die Digitalisierung archivierter Fotos, die mit Hilfe der Greven-Stiftung digitalisiert und zugänglich gemacht werden.

Kontakt:
Historisches Archiv des Erzbistums Köln
Gereonstr. 2-4
50670 Köln
Tel.: 0221 1642 5800
Fax: 0221 1642 5803
archiv@erzbistum-koeln.de
www.erzbistumsarchiv-koeln.de

Quelle: Erzbistum Köln, Pressemitteilung, 20.8.2021

Beteiligung von Archiven bei der elektronischen Schriftgutverwaltung

LVR-AFZ nimmt Masterarbeit von Frechener Archivleiter Hendrik Mechernich in die Reihe „Archivistik digital“ auf.

Die Digitalisierung der Arbeitswelt hat in den vergangenen Jahren zunehmend Fahrt aufgenommen. Die Nutzung von digitalen Dokumenten, welche vollautomatisch bearbeitet und abschließend abgelegt werden, ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bereits fester Bestandteil des beruflichen Alltags. Ein zentraler Baustein für die digitale Arbeitswelt stellen Dokumentenmanagementsysteme (DMS) dar.

Da die Einführung und die letztliche Nutzung des DMS einen großen Einfluss auf die Schriftgutverwaltung und insbesondere die spätere Archivierung der digitalen Daten hat, sind Archive an einer aktiven Beteiligung bei der DMS-Einführung sehr interessiert. Wie die Unwetterkatastrophe Mitte Juli 2021 nochmals vor Augen geführt hat, sind elektronische Aktenführung und Digitalisierung nur dann krisensicherer als herkömmliche „Papierakten“, wenn sie gemäß archivfachlicher Standards erfolgen.

Abb.: Dr. Gregor Patt (LVR-AFZ), Hendrik Mechernich und Johannes Thomé (LVR-AFZ) (v.l.n.r.) anlässlich der Vorstellung der Publikation im Stadtarchiv Frechen (Foto: Santina Nicolosi, Stadt Frechen).

Der Leiter des Stadtarchivs Frechen, Hendrik Mechernich, hat sich im Zuge seines Studiums der Archivwissenschaften an der Fachhochschule Potsdam, das er von 2017 bis 2020 während seines Volontariats beim LVR-AFZ absolviert hat, intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. Im Fokus stehen die Archive des Rhein-Erft-Kreises. Neben der Ist-Analyse soll die Arbeit insbesondere kleineren und mittleren Archiven als Hilfsmittel bei der DMS-Einführung dienen. Zu diesem Zweck hat das LVR-AFZ die Arbeit als fünften Band in die Reihe „Archivistik digital“ aufgenommen. Ein Abruf ist online kostenlos hier möglich:

Info:
Hendrik Mechernich:
Archivische Beteiligung bei DMS-Einführungsprojekten. Ein Vergleich anhand ausgewählter Archive des Rhein-Erft-Kreises,
Archivistik digital Bd. 5
Landschaftsverband Rheinland Köln, 2021

Kontakt:
Stadtarchiv Frechen
Archivleiter Hendrik Mechernich M.A.
Hauptstraße 110-112
50226 Frechen
Tel.: 02234/ 501-1239
archiv@stadt-frechen.de
https://www.stadtarchiv-frechen.de/

LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Postfach 2140
50250 Pulheim
Tel 02234 9854-225
Fax 02234 9854-202
AFZ.Archivberatung@lvr.de

Quelle: Stadt Frechen, Pressemitteilung.

Handwerker-Meisterstücke im Stadtarchiv Villingen-Schwenningen

Wer Handwerksmeister werden möchte, muss zuvor ein Meisterstück anfertigen. Diese Voraussetzung besteht bereits seit langer Zeit, wie auch einige Zeichnungen aus dem baden-württembergischen Stadtarchiv Villingen-Schwenningen bestätigen können. Die Zeichnungen skizzieren sehr detailliert den Entwurf des Meisterstücks. Sie kamen nach Auflösung der Zünfte und Einführung der Gewerbefreiheit 1862 in städtischen Besitz und so ins Stadtarchiv. Unter anderem gibt es sieben Konvolute der Schreinerzunft aus den Jahren 1735 bis 1859.


Abb.: Eine Zeichnung von Gustav Singer aus dem Jahr 1851, die zum Skizzieren seines Meisterstücks diente (Foto: Stadtarchiv Villingen-Schwenningen)

Das Archivale des Monats September 2021 stammt aus einer Mappe mit 16 Stücken aus der Zeit zwischen 1821 und 1859. Gustav Singer zeichnete am 6. September 1851 einen Tisch und eine Kommode. Auf dem 47,8 x 63,8 cm großen Blatt fertigte Singer mit der Feder die Seitenansicht und Konstruktion des Tisches sowie die Vorder- und Aufsicht sowie einen Schnitt der Kommode an. Bei letztgenannter Darstellung ist als Detail die Funktion der oberen Seitenschubladen hervorgehoben. Gustav Singers Arbeit ist sehr sorgfältig ausgeführt

Die Meisterzeichnungen unterlagen bestimmten Vorgaben der Zunft. Im Vergleich sind alle Kommoden seit 1824 gleich aufgebaut und unterschieden sich höchstens in kleinen Schmuckelementen.


Abb.: „Der Tischler“ (aus: Was willst du werden Was willst du werden? Bilder aus dem Handwerkerleben, Berlin um 1880)

Während die Zünfte auf Stadtebene lokal organisiert waren, überschritten die Vereinigungen der Schreiner- resp. Tischlergesellen diesen engen Rahmen und agierten bei Auseinandersetzungen um Lohn, Arbeitsbedingungen und Fragen der Standesehre mit der Unterstützung ihrer überregionalen Mobilisierungsmöglichkeiten. Kampfmittel waren Streiks in der Form des Auszuges aus der Stadt, vor allem aber „Verrufe“, Schimpfbriefe, die die Betroffenen sozial isolierten und ökonomisch schädigten, indem sie diese zum Beispiel von der Versorgung mit neuen Arbeitskräften abschnitten. Vor allem im 18. Jahrhundert eskalierten die Auseinandersetzungen zwischen den Meistern und Gesellen des Schreinerhandwerks in zahlreichen, teils heftigen Zwischenfällen.

Die Schreinerzünfte wurden unter der napoleonischen Herrschaft, wie die anderen Zünfte auch, per Dekret aufgehoben. Nach der Niederlage Napoleons wurden die Zünfte wieder eingesetzt – allein wichtige Vorrechte, wie die Zulassung zur Meisterprüfung und ihre Regulierung, z.T. auch die Beschränkung der Beschäftigtenzahl, wurden in vielen deutschen Staaten nicht mehr durchgesetzt. In den 1860er Jahren wurde mit der Einführung der Gewerbefreiheit in den meisten deutschen Staaten das Zunftwesen aufgelöst und die Gesetze der Marktwirtschaft beherrschten auch den Bereich des Tischlerhandwerks.

Kontakt:
Amt für Archiv und Schriftgutverwaltung
Winkelstraße 7, Bau D, 3. OG
78056 Villingen-Schwenningen

Abteilung Stadtarchiv
Lantwattenstraße 4
78050 Villingen-Schwenningen

Postanschrift:
Postfach 12 60
78002 Villingen-Schwenningen

Tel.: 07721 / 82-1810
Fax: 07721 / 82-1817
stadtarchiv@villingen-schwenningen.de
archivbibliothek@villingen-schwenningen.de

Quelle: Stadt Villingen-Schwenningen, Archivale des Monats, 6.9.2021; Art. „Tischler„, in: Wikipedia, 29.8.2021; Christian Zander: Das Tischlerhandwerk in Deutschland (1350-1870), Hamburg 2013; Reinhold Reith, Andreas Grießinger, Petra Eggers: Streikbewegungen deutscher Handwerksgesellen im 18. Jahrhundert, Göttingen 1992.

Neuer Standort für das Staatsarchiv des Kantons St. Gallen geplant

Das Staatsarchiv des Kantons St. Gallen befindet sich heute an drei Standorten in der Stadt St. Gallen. Nun sollen die Räume an einem neuen Standort zusammengefasst werden. Vorgesehen ist der Standort Waldau, der aktuell ein Studienzentrum der Ostschweizer Fachhochschule (OST) beinhaltet. Der Einzug des Staatsarchivs soll im Jahr 2028 erfolgen.

Die vorberatende Kommission, unter dem Vorsitz von Katrin Schulthess aus Grabs liess sich durch die Räumlichkeiten des Staatsarchivs führen und über die Platz- und Betriebsverhältnisse informieren. Die Kommission anerkennt, dass die Verteilung auf drei Standorte zusätzlichen Betriebsaufwand verursacht. Bei der Begehung wurde ersichtlich, dass am Hauptstandort kein effizienter Betrieb mehr möglich ist. Der Raum- und Erneuerungsbedarf ist ausgewiesen.


Abb.: Staatsarchiv des Kantons St.Gallen (Foto: sg.ch)

Die Kommission begrüsst das vorgesehene Projekt auf dem kantonseigenen Grundstück am Schönauweg 4 («Waldau») in St.Gallen. Der Standort Waldau wird in den nächsten fünf Jahren erneuerungsbedürftig; darüber hinaus ist der Auszug des Studienzentrums der OST aufgrund ungenügender Grösse und baulicher Struktur ohnehin angezeigt. Damit der Umbau plangemäss beginnen kann, hat die OST bis Mitte 2024 eine Ersatzlösung zu finden. Die vorberatende Kommission interessierte sich unter anderem für mögliche Standorte der Ersatzlösung, für deren Ausbau der Kanton einen Investitionsbeitrag von 8,3 Millionen Franken vorsieht.

Der Kantonsrat berät die Vorlage in der kommenden Septembersession in erster Lesung und voraussichtlich in der Novembersession 2021 in zweiter Lesung. Stimmt der Kantonsrat dem Vorhaben zu, folgt im Mai 2022 die Volksabstimmung über den Gesamtkredit von 44,3 Millionen Franken. Mit der Fertigstellung des Bauvorhabens ist 2028 zu rechnen. Die Botschaft und der Entwurf sind im Ratsinformationssystem www.ratsinfo.sg.ch unter der Geschäftsnummer 35.21.01 zu finden.

Das Staatsarchiv St. Gallen archiviert alle politisch, rechtlich, administrativ und historisch wichtigen Informationen staatlichen Handelns des Kantons St. Gallen. Seit der Kantonsgründung im Jahr 1803 wurden historische Urkunden, Akten und Schriftgut von Behörden und Verwaltung an wechselnden Orten im Regierungsgebäude oder in diversen Aussenmagazinen gelagert. Im Jahr 1978 konnte das Staatsarchiv zusammen mit dem Kantonsgericht und dem Stiftsarchiv den umgebauten und erweiterten Nordflügel des Regierungsgebäudes (Klosterhof 1) beziehen. Seit dem Jahr 1983 gehört die Liegenschaft Klosterhof 1 als Teil des Stiftsbezirks zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Das Gebiet des heutigen Kantons St.Gallen setzte sich vor 1798 aus zwölf selbständigen „Staaten“ zusammen. Der Fürstabt von St. Gallen und die alteidgenössischen Orte waren die bedeutendsten Landesherren. Ihre Verwaltungstätigkeit hat bis heute Spuren in der Archivlandschaft hinterlassen. Das Archivwesen der ehemaligen eidgenössischen Landvogteien ist recht kompliziert. Im Staatsarchiv St. Gallen liegen nur Teile der Archivalien dieser Regionen. Wer sich über die Geschichte dieser Gebiete orientieren will, muss auch die Archive der früheren Herrschaftsorte besuchen. Bis heute fehlt eine Übersicht sanktgallischer Archivbestände aus der Zeit vor 1798 in anderen Schweizer Archiven.

Kontakt:
Staatsarchiv St.Gallen
Regierungsgebäude
Klosterhof 1
9001 St.Gallen
+41 (0) 58 229 32 05
www.sg.ch/kultur/staatsarchiv

Quelle: Kanton St. Gallen, Pressemitteilung, 2.9.2021; 35.21.01 Kantonsratsbeschluss über den Bau des neuen Staatsarchivs des Kantons St.Gallen am Standort Waldau in St.Gallen und über einen Kantonsbeitrag für den Ersatz des Studienzentrums Waldau der Ost – Ostschweizer Fachhochschule