Erinnerungen an die Nachkriegszeit 1945-1949

Wie bereits berichtet, bereitet der Arbeitskreis Märkischer Archivare unter Federführung des Kreisarchivs des Märkischen Kreises eine Publikation zum 60. Jahrestag des Kriegsendes 1945 vor. Die Stadtarchive Hemer und Iserlohn suchen in diesem Zusammenhang nun gemeinsam mit dem Iserlohner Kreisanzeiger (IKZ) nach Zeitzeugen, Dokumenten und zeittypischen Gegenstände des Zeitraums von den letzten Kriegstagen 1945 bis 1949.

Hemers Archivar Eberhard Thomas und sein Iserlohner Kollege Götz Bettge hoffen auf zahlreiche Zuschriften: Denn Bilder aus den ersten Nachkriegsjahren gelten immer noch als rar, zumal es kaum Filmmaterial gab und Kameras vielfach abgeliefert werden mussten. Neben Fotos werden auch andere typische Dokumente, wie Lebensmittelmarken, Zonenpässe, Sondergenehmigungen der Besatzungsbehörden, Benachrichtigungen über vermisste Angehörige usw. von den Archiven gesucht, um den Einblick in die damaligen Zeiten der Not zu vertiefen.

Der IKZ möchte für die eigene Berichterstattung die Erinnerungen der Bevölkerung abfragen und bittet dafür um persönliche Schilderungen über die frühe Nachkriegszeit. Als Orientierung gebende Fragen werden genannt:

  • 1. Wie sah die Lebensmittelversorgung aus? Was gab es zu essen? Wie war die Ernährungslage? Welche speziellen Kochrezepte gibt es, die entstanden waren, weil bestimmte Zutaten fehlten?
  • 2. Kohle, Strom, Gas und Wasser: wie verlief die Versorgung der Bevölkerung?
  • 3. Medizinische Versorgung: Wie sah die Arbeit in den Hospitälern aus? Welche Ärzte haben sich mit besonderem Engagement eingesetzt?
  • 4. Wie sah die Situation an den Schulen aus? Musste auf Unterricht verzichtet werden? Wo wurde gelehrt?
  • 5. Wie sah das kulturelle Leben aus? Welche Laien-Schauspielgruppen gab es, wer hielt Vorträge? Wie haben sich die Menschen abgelenkt?
  • 6. Wie sah die Lage in den Kirchen aus? Haben die Menschen geglaubt? Wie haben die Kirchen gearbeitet? Wie haben sie geholfen?
  • 7. Wer weiß etwas zum Internierungslager \“Civil Internment Camp CIC Number 7\“ auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VI a in Hemer? Wer ist im Besitz von Dokumenten?
  • 8. Aus Stahlhelmen wurden Kochtöpfe: Wer besitzt Notbehelfsgegenstände?
  • 9. Wer erinnert sich an \“Die Brücke\“, eine Art alliierte Volkshochschule nach dem Krieg, in Iserlohn?
  • 10. Demontage in Firmen: Welche Firmen mussten Maschinen für alliierte Betriebe abbauen und abgeben?
  • 11. Menschen: Welche Personen haben sich in dieser Zeit für Mitmenschen eingesetzt, ihnen geholfen?
  • 12. Wie haben Sie die Stunden der Kapitulation erlebt? Welche Erinnerungen haben Sie an den Einmarsch der ersten Soldaten?

Ein zweiter wichtiger Komplex betrifft das Thema \“Zweite Heimat\“. Welche Not mussten die Flüchtlinge erleben? Welche Zusammenschlüsse halfen ihnen über den Verlust hinweg? Was haben sie in Iserlohn und Hemer erlebt? Wie haben sie sich in ihrer neuen Heimat zurechtgefunden? Was gab es für Schwierigkeiten? – Es handelt sich um ein \“komplexes Themenfeld\“, so die Archivare Thomas und Bettge, die gleichwohl darauf hoffen, dass möglichst viele Menschen ihre Erlebnisse schildern.

Kontakt:
Stadtarchiv Iserlohn
Theodor-Heuss-Ring 5
58636 Iserlohn

Stadtarchiv Hemer
Hauptstr.201
D-58675 Hemer
Telefon: 02372-55254
e.thomas@hemer.de

Quelle: Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung, 30.12.2004

Buchenwald – eine CD-ROM

Das anhaltende Interesse an der Geschichte der NS-Zeit und das Gedenken an ihre Opfer schlägt sich noch immer in den ungebrochenen Besucherzahlen der NS-Gedenkstätten nieder. Um sich über den deutschen Faschismus, seine gesellschaftlichen Ursachen und seine verbrecherischen Ausdrucksformen zu informieren, suchen allein das Konzentrationslager Buchenwald jährlich mehrere hunderttausend Menschen auf, unter ihnen eine Großzahl Kinder und Jugendliche. Durch den Fakt der Selbstbefreiung des Lagers durch seine Häftlinge am 11. April 1945 nimmt das Konzentrationslager einen Sonderstatus ein, verkörpert dies doch die ausgeprägte Solidarität und den Widerstand der Häftlinge. Den letzten Überlebenden des KZ Buchenwald, die in der Vergangenheit zahlreiche Einladungen verschiedenster Bildungseinrichtungen für die Weitergabe ihrer Erfahrungen angenommen hatten, wird das aufgrund ihres mittlerweile hohen Alters zunehmend unmöglich. So entschlossen sich ehemalige Häftlinge und junge Wissenschaftler in einzigartiger Herangehensweise – nämlich aus der Perspektive der überlebenden Häftlinge – die Situation des Lagers unter gleichzeitiger Lieferung allgemeiner historischer Fakten und Zusammenhänge auf Basis neuer zeitgemäßer Medien darzustellen. Der ehemalige Häftling Willy Schmidt, der inzwischen im Jahre 2003 verstarb, Christoph Leclaire, Andrea Meschede und Dr. Ulrich Schneider zeichnen als Autoren vorliegender CD-Rom für diese gelungene Gemeinschaftsarbeit verantwortlich.

\"Buchenwald

Die CD-Rom verbindet multimedial insgesamt 450 Text- und Bilddokumente sowie 52 Videosequenzen miteinander. Allein die Videoaufnahmen stellen bereits einzigartige Dokumente dar, kommen dort doch vorwiegend ehemalige Häftlinge selbst zu Wort. In neun Kapiteln kann man sich über das KZ-System, Buchenwald, den Lageralltag, die Arbeit im KZ, SS-Verbrechen, Kunst im KZ, Widerstand, Selbstbefreiung und das Vermächtnis der Buchenwalder einschließlich des Umganges mit den Tätern informieren. Ein Vor- und Rückwärtsspringen in den einzelnen Kapiteln ist dabei jederzeit ebenso möglich wie Kapitelebenenwechsel oder das Aufrufen verlinkter Sach- und Ortsbegriffe sowie Personennamen im Glossar bzw. Personenregister. Neben dem Zugang über die Kapitel kann man sich noch über weitere Rubriken dem Thema nähern: So lädt eine interaktive Lagerkarte zu einem virtuellen Rundgang durch das KZ-Gelände ein. Außerdem enthält die CD-Rom nützliche Hinweise zur Gedenkstätten-Didaktik und Arbeitsblätter zur Vorbereitung eines Besuches in der Gedenkstätte Buchenwald. Ergänzend bietet sie noch eine Chronik zu Lagergeschichte, ein Personenregister, Glossar und Abkürzungsverzeichnis sowie weiterführende Informationen wie Literaturempfehlungen, Links ins Internet, Kontaktadressen.

Dieses zeitgemäße Medium bietet eine gute Möglichkeit insbesondere für Kinder und Jugendliche Geschichte erfahrbar zu machen. Auf geschickte Art und Weise ist ein technisch spielerisch-unkompliziertes, jedoch inhaltlich anspruchsvolles Werk entstanden, dem man Verbreitung in Klassenzimmern ebenso wie die Nutzung für die historisch-politische Bildungsarbeit wünscht.

Info:
Buchenwald – Ein Konzentrationslager. (CD-ROM)
Hrsg. von der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora / Freundeskreis e.V. Buchenwald
ISBN 3-89144-335-8, Pahl Rugenstein Verlag, Bonn 2002, 24,95 Euro

Ines Oberling (Berlin)

Im Mercedes-Firmenarchiv

\“Das gute Gewissen des Unternehmens\“ nennt Archivleiter Dr. Harry Niemann sein Reich, das in Kellerräumen unter dem Mercedes-Benz-Museum im Werk Untertürkheim liegt. Der Publizist und Sozialwissenschaftler Niemann war seit 1987 als Journalist und Sachbuchautor tätig (u.a. als Mitarbeiter bei der FAZ im Bereich Technik und Motor), ist seit 1989 Leiter des Historischen Archivs der Mercedes-Benz AG und seit März 2001 Leiter des Bereichs Unternehmensgeschichte und Konzernarchiv der DaimlerChrysler AG (Interview). 

Das Archiv, das neben Untertürkheim heute noch Räume in der Konzernzentrale in Stuttgart-Möhringen (Vorstandsdokumente) und im Classic Center in Fellbach besitzt, wurde 1936 gegründet. Das \“Gedächtnis\“ der Erfinder des Automobils archiviert Dokumente und Artefakte aus der über 115 Jahren alten Geschichte des Automobils, der DaimlerChrysler AG und ihrer Ursprungsfirmen. Jedes Jahr kommen rund 10.000 Anfragen. Etwa acht Doktoranden sichten hier jährlich Material für ihre Doktorarbeit – allein die Buchbestände liegen bei etwa 9.000 Bänden.

Dass das Archiv weiter wachse, liege auch daran, dass es bei den Konzernmitarbeitern mittlerweile das Bewusstsein gebe, dem Archiv wenigstens Material anzudienen. So lagern im Archiv 7,7 Kilometer bearbeitete Akten und noch 5,5 Kilometer unbearbeitete Dokumente. Dieses größte europäische Wirtschaftsarchiv mit seinem 18-köpfigen Mitarbeiterteam besitzt zudem über 2,3 Millionen Fotos, aber auch die Filme von legendären Silberpfeil- Rennen, aufbereitet und teilweise digitalisiert.

Kontakt:
DaimlerCrysler AG
Konzernarchiv
COM/CL. HPC G328
70546 Stuttgart
0711/17-22821

Quelle: Stuttgarter Nachrichten, 29.12.2004

Negative im Klimaraum

Zwei Türen muss man im Medienzentrum des Kreises Euskirchen in Kall durchschreiten, um in den Klimaraum der Kreisbildstelle zu gelangen. Hier lagern rund 80.000 Negative. Die Fotoabteilung des Medienzentrums mit Dunkelkammer und Klimaraum entwickelt und archiviert, was die Fotografen des Kreises zwischen Hellenthal-Kehr und Weilerswist-Metternich aufgenommen haben. Dabei hat die Digitalfotografie längst noch nicht die alte Filmfotografie abgelöst.

Nach und nach per Computer erfasst und digitalisiert wird der Altbestand an Positiven und Negativen. Bislang wurden aber erst 8.000 der 80.000 Negative digitalisiert. Unsicherheit besteht auch hier hinsichtlich der Dauerhaftigkeit der elektronischen Datenträger. Ob sie wirklich jene 150 Jahre halten, die der Hersteller verspricht, ist ungewiss. Und so alt sind gerade mal die ältesten Glasplattennegative im Kreisarchiv.

Kontakt:
Medienzentrum des Kreises Euskirchen 
Hindenburgstr. 6 a
53925 Kall 
Telefon: 02441/99781-0 
Fax: 02441/99781-29 
info@kreismedienzentrum-euskirchen.de 

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 21.12.2004

Streit um Dietz-Gutachten entbrannt

Der politische Streit um den Namenspatron der Nauroder Rudolf-Dietz-Schule ging doch noch vor Weihnachten in eine nächste Runde. Während Oberbürgermeister Hildebrand Diehl (CDU) nach der Vorstellung des Gutachtens von Professor Peter Steinbach (Karlsruhe) zur weiteren Versachlichung der Debatte mahnte, wurde er vom Grünen-Fraktionschef sowie vom SPD-Ortsparteivorsitzenden scharf angegriffen. Steinbach hatte kritisiert, dass sich die städtischen Gutachten mehr wie "staatsanwaltschaftliche Plädoyers" lesen, bei denen er Komplexität, Ambivalenzen und zeitliche Einordnungen vermisse.

Diehl nahm die Kritik des Gutachters an den bisherigen Dietz-Stellungnahmen des Stadtarchivs zum Anlass, verwaltungsintern zu prüfen, wie künftig im Archiv mit historischen Fragen umzugehen ist. Nun wird dem OB dies als "Einschüchterungsversuch" ausgelegt, um "gegen unliebsam gewordene städtische Mitarbeiter vorzugehen". Der Oberbürgermeister bleibt aber dabei, aus der Steinbach-Kritik an der Wissenschaftlichkeit des städtischen Gutachtens Konsequenzen zu ziehen. Anfang des neuen Jahres werde man zunächst mit den Mitarbeitern des Stadtarchivs das Gespräch suchen, um dann dem Magistrat Vorschläge für Veränderungen zu unterbreiten.

Kontakt:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20 
65197 Wiesbaden 
Telefon: 0611 / 31-3329, 31-3747, 31-5429 
Fax: 0611 / 31-3977 
stadtarchiv@wiesbaden.de

Quelle: Wiesbadener Kurier, 24.12.2004

In Bruck fehlt nur eine Urkunde

1988 war bei einer routinemäßigen Durchsicht durch das österreichische Bundesdenkmalamt aufgefallen, dass im Bestand der Stadt Bruck a. d. Leitha offenbar sieben historische Urkunden fehlten. Jetzt konnte die Stadtarchivarin Dr. Petra Weiß im Zuge einer Archivinventur erfreulicherweise mit einer Ausnahme alle 315 Urkunden auffinden, darunter auch ein Prunkstück aus dem Jahr 1276. Weiß vermutet auch die letzte fehlende Urkunde irgendwo in den Archivkästen. Neben den bisher katalogisierten und magazinierten 315 Urkunden existieren noch 27 Urkundenbücher über das Zunftwesen.

Kontakt:
Stadtgemeinde Bruck an der Leitha
Hauptplatz 16
A-2460 Bruck an der Leitha
stadt@bruckleitha.at
Tel. 02162/62354-0
Fax 02162/62354-25

Quelle: Niederösterreichische Nachrichten, 29.12.2004

Geschichte der "Büttel"-Dörfer

Der Landkreis Gifhorn und der Museums- und Heimatverein Gifhorn sind die Herausgeber der Schriftenreihe des von Stefan Felleckner betreuten Kreisarchivs Gifhorn. Jetzt erschien als 22. Band der Reihe ein Werk des Braunschweigers Professor Wolfgang Meibeyer, der sich unter dem Titel „Siedlungskundliches über den Papenteich und die Frage seiner ,Büttel’-Orte" mit der Entstehung der "Büttel"-Dörfer auseinandersetzt.

Das Buch, das viele Abbildungen von Ortsgemarkungen enthält, präsentiert neue Erkenntnisse auch auf dem Feld der Wüstungen. Meibeyer veranschaulicht die Besiedlung des alten Nordwaldes zwischen Gifhorn und Braunschweig während des frühen Mittelalters. Der Autor betont dabei auch die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen wie Boden-, Namens-, Siedlungskunde und Archäologie zur Erforschung des Alters der Dörfer. Meibeyer bezeichnet die urkundliche Ersterwähnung eines Ortes als Grundlage für die Altersbestimmung als recht zufällig: „Das ist eher eine Konfirmationsurkunde als ein Taufschein.“

Kontakt:
Landkreis Gifhorn
– Kreisarchiv – 
Schlossplatz 1
38516 Gifhorn
Telefon: 05371-82414
Telefax: 05371-82224

Quelle: Marita Schaal, newsclick.de, 22.12.2004

Wallenhorster Regionalarchiv nimmt Gestalt an

Seit knapp einem Jahr sichert eine Gruppe von Senioren im Wallenhorster Archiv für Heimat-, Regional- und Zeitgeschichte Quellen jeglicher Art von der schriftlichen Aufzeichnung bis zum Fotodokument. Neu angelegt ist ein Findbuch, das Archivaren und Nutzern die Suche nach Archivalien erleichtert. Initiator des Archivs resp. der siebenköpfigen ehrenamtlichen Arbeitsgruppe ist Alfons Overberg, der Verfasser der Chronik „Mein Neulehe“ zur 200-Jahr-Feier des Ortes im Jahr 1988. Ihm liegt dem die Professionalität der Aufgabendurchführung am Herzen.

Gemeinsam habe man sich im Staatsarchiv in Osnabrück, im Diözesanarchiv und im Stadtmuseum Quakenbrück über die Methodik und Systematik der Archivierung informiert. Im Medienzentrum Osnabrück erhielten sie einen Einblick in die sachgerechte Ordnung für Bild- und Fotodokumente.

Die im Aufbau befindliche Dokumentationsstätte möchte die Geschichte der vier Wallenhorster Ortsteile und der näheren Umgebung mit Hilfe von Materialien aus Vereinen, Verbänden oder Privatpersonen dauerhaft überliefern. Sammlungsgüter, die auch weiterhin gesucht werden, können dabei Vereinschroniken, Heimatbücher oder auch Aufzeichnungen aus den Kirchengemeinden und aus privater Hand sein. Das Archiv steht allen Interessierten zur Verfügung und kann von Heimat- und Familienforschern, Schülern und Studierenden genutzt werden.

Telefonkontakte:
05407/9623, 9554 und 2737

Quelle: Neue OZ, 29.12.2004

Stasi-Unterlagen ins Bundesarchiv?

Nach der überraschenden Entscheidung Otto Schilys, die Stasi-Unterlagen-Behörde zum 1. Januar 2005 der Kulturstaatsministerin zu übertragen, war die Empörung bei DDR-Bürgerrechtlern, die das Mielcke-Erbe 1990 vor weiterer Spurenbeseitigung schützten, groß. Die Bundesbeauftragte Marianne Birthler nahm Anstoß am selbstherrlichen Stil des Ministers, konnte der Ankündigung aber auch Positives abgewinnen. Gleichwohl ist auch nach ihrer Auffassung zunächst eine Änderung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes für die Übertragung der BStU nötig.

Gleichzeitig begann eine Debatte über die zukünftige archivische Zuständigkeit für die Stasiunterlagen. Zwar gibt es Stimmen, die besagen, dass eine Übertragung der Stasiunterlagen in die Obhut des Bundesarchivs aus archivfachlicher Perspektive so begründet wäre, wie die Einlagerung von Akten aus Frankfurt/Main im Stadtarchiv von Frankfurt/Oder, doch mehrt sich auch die Riege der Befürworter einer solchen langfristigen Perspektive, da im Jahr 2006 mit den Überprüfungen für den öffentlichen Dienst eine zentrale Aufgabe der BStU wegfallen wird.

In seinem Kommentar für die FAZ postuliert auch Rainer Blasius, dass das Mielcke-Erbe als staatliche Überlieferung früher oder später in die Obhut des Bundesarchivs resp. Unterlagen der Bezirksverwaltungen in die der Landesarchive gehöre – auch wenn die Akten großenteils rechtsstaatswidrig zustande gekommen sind. „Für die nächsten sechs Jahre ist anzunehmen“, so Blasius, „daß die Behörde ihre gegenwärtige Struktur behalten wird, zumal mit einer zweiten und letzten Amtszeit von Frau Birthler zu rechnen ist. Um für die Zeit danach gerüstet zu sein, sollte sich die Behörde allerdings 2010 von ihren Unterlagen trennen, zumal die Nutzungsbedingungen nach Bundes- und Landesarchivgesetzen schon jetzt forschungsfreundlicher sind.“

Quelle: Rainer Blasius, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.12.2004, Nr. 302 / S. 1

Digitale Daten für die Ewigkeit

Die neueste Ausgabe (Heft 1/2005) der Technology Review beinhaltet u.a. einen Schwerpunkt zum Thema „Daten für die Ewigkeit“ ( portokostenfreie Bestellung online). In einem Interview mit dem Technologiemagazin erläutert Hartmut Weber, der Präsident des Bundesarchivs, die Folgen des zunehmenden E-Mail- und Datenbankeneinzugs in Regierungsbehörden für die Dokumentierung von Regierungsaktivität. Selbst das Löschen von Daten nach Erledigung der Sache komme vor, wenngleich es der Geschäftsordnung der Bundesministerien widerspreche.

Die neue Art von Archivgut erfordere neue Methoden bei der Sicherung und Erhaltung. So seien 3.000 Datenbankdateien aus der früheren DDR – in fremden Formaten und auf teils obsoleter Hardware – zunächst in reine ASCII-Dateien umgewandelt und dann in XML-Strukturen umgesetzt worden. Grundsätzlich müssten digitale Informationen alle fünf bis sieben Jahre umkopiert werden. Diskutiert werde auch eine Emulation älterer Programmumgebungen durch Software oder die Speicherung auf analogen Formaten wie etwa Mikrofilm.

Quelle: heise online, 23.12.2004