Gerettete Fotosammlung der sächsischen Landeskirche

Als Beilage zum Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (Nr. 24/2004) erschienen zum Jahresende 2004 die vom Landeskirchenarchiv in Dresden verantworteten \“Informationen zum Archivwesen in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens\“ (Nr. 7, 1/2004).

Die 12-seitige Beilage, die prinzipiell \“Informationen zum Archivwesen in der gesamten Landeskirche\“ mitteilen will, beinhaltet vor allem einen längeren Bericht über die Jahrestagung zur Archivpflege (Zittau, 5.5.2004) sowie einen Artikel von K. Schubert über die für Nutzer offenbar zunehmend attraktiver werdende Fotosammlung des Landeskirchenarchivs Dresden (Bestand 20).

Da die organisch erwachsenen Bestände des sächsischen Landeskirchenarchivs beim Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945 größtenteils vernichtet worden sind, entstand die Fotosammlung erst in der Nachkriegszeit, als man insb. die Pfarrer um Hilfe beim Aufbau eines Landeskirchlichen Bildarchivs bat.

Das daraufhin im Landeskirchenarchiv eingegangene Bildmaterial wurde in den 1950er Jahren alphabetisch nach Kirchgemeinden oder Personen geordnet und nach Formaten abgelegt. Über eine gleichzeitig angelegte Findkartei, die später ebenso wie die Ordnung im Bestand verloren ging, war der Zugriff auf die Bilddokumente gewährleistet. 

Im Zuge von Umbauarbeiten führte im Jahr 1999 ein Wassereinbruch zum Schimmelbefall von großen Teilen der Bildsammlung. Als bestandserhaltende Maßnahme wurde der sichtbare Schimmel mit 70%igem Isopropanol auf einem Wattebausch abgewischt und außerdem die gesamte Fotosammlung einer Gammabestrahlung unterzogen, um die Pilzsporen abzutöten. Seitdem wird die bildliche Überlieferung in einem klimatisierten Magazin bei einer Temperatur von 17°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40 % aufbewahrt.

Die Fotosammlung, die seit dem Jahr 2000 neu verzeichnet wird, umfasst derzeit neben rund 1,5 lfm bisher noch unerschlossener Papierabzüge auch 1.966 Einzelfotos, 158 Alben, Mappen, Kassetten, 142 Dias und 69 Glasplatten. 

Informationen zum Archivwesen in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Nr. 7, 1/2004, 7. Jahrgang
hg. v. Landeskirchenarchiv, Lukasstraße 6, 01069; verantwortl.: Dr. Carlies Maria Raddatz

Inhalt:

  • Jahrestagung zur Archivpflege am 5. Mai in Zittau (1)
  • Die Fotosammlung des Landeskirchenarchivs Dresden (6)
  • \“Praktische Archivkunde\“ (8)
  • \“Sammlungsgut in Sicherheit\“ (9)
  • Veröffentlichungen des Zentralarchivs der Ev. Kirche A.B. in Rumänien (10)
  • Personalia (12)
  • Bitte um Mitarbeit (12)

Info
Die nächste Archivpflegetagung der Sächsischen Landeskirche wird am 13. April 2005 in Leipzig-Plagwitz stattfinden.

Kontakt:
Ev.-Luth. Landeskirchenamt Sachsens 
Landeskirchenarchiv 
Postfach 120552, D-01006 Dresden 
Lukasstraße 6, D-01069 Dresden 
Tel. +49-351-4692353 
Fax: +49-351-4692109 
www.evlks.de

Ein-Euro-Job im Stadtarchiv Raunheim

Im Vorgriff auf Hartz IV hat sich die Stadt Raunheim bereits ab dem 1. Oktober 2004 in einem Pilotprojekt an der \“Ein-Euro-Job-Initiative\“ der Arbeitsagentur beteiligt. Angesprochen waren zunächst lediglich Bezieher von Arbeitslosenhilfe, seit Jahresbeginn sind nun auch die Empfänger von Arbeitlosengeld II, also arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger, einbezogen.

Unter den derzeit neun Personen in den so genannten Ein-Euro-Jobs, für die sie mit 1,50 Uhr pro Stunde entlohnt werden, befindet sich auch ein Hilfeempfänger, der wöchentlich 20 Stunden mit Zuhilfsarbeiten für das Stadtarchiv verbringt. Bevor ein Antrag bewilligt wird, gibt die Arbeitsagentur Stellungnahmen ab. Förderungsvoraussetzung ist unter anderem, dass mit den Maßnahmen keine bestehenden Arbeitsplätze gefährdet werden, dass sie gemeinnützig sind, zusätzlich geschaffen wurden und ein gesamtgesellschaftliches Interesse verfolgen.

Kontakt:
Stadtarchiv Raunheim, Rathaus
Schulstr. 2
65479 Raunheim
Tel: 06142- 173 816 
Fax: 06142 -402 228

Quelle: Main-Spitze, 15.1.2005

Dem Bad Homburger Stadtarchiv wird es zu eng

Seit knapp 20 Jahren sind Stadtarchiv und Museum in Bad Homburg im "Gotischen Haus" untergebracht. Aufgrund des stetig wachsenden Raumbedarfs kündigte Oberbürgermeisterin Ursula Jungherr (CDU), die dabei die besondere kulturelle Bedeutung der beiden Einrichtungen betonte, nun allerdings eine neue, dauerhafte Unterbringung des Stadtarchivs an. Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht.

In dem 1823/24 von der Landgräfin Elizabeth errichteten "Gotischen Haus", ein auf dem Kontinent einzigartiges Beispiel der englischen Neugotik, sind neben dem Museum und dem Archiv noch das Hutmuseum sowie das Münzkabinett der Stadt untergebracht. Unter dem Namen \“Jagdschloß Gothisches Haus\“ wurde in dem Gebäude um 1920 ein Café-Hotel-Restaurant eröffnet. Bis 1968 wechselten die Besitzer des Gebäudes, zumeist Gastronomen, mehrfach. 1980 ersteigerte eine Tochter der Allgemeinen Hypothekenbank die Immobilie, die 1984 saniert und 1985 wiedereröffnet wurde. Seitdem ist die Stadt Mieterin. 

Wenn am 16. Juli 2005 das 20-jährige Jubiläum mit einem Fest begangen wird, sollen dabei drei Epochen lebendig werden: die Zeit der Entstehung um 1820, die Jahrhundertwende, als Ausflügler in das dort eingerichtete Lokal zogen, und die Jahre um 1960, als das Gemäuer zur Diskothek geworden war. – Der Mietvertrag für das Gotische Haus, der 2008 ausläuft, beinhaltet nach Aussage von OB Jungherr die Möglichkeit der Übernahme der Immobilie.

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Homburg
Gotisches Haus
Tannenwaldweg 102
61350 Bad Homburg v.d. Höhe 
Telefon: 06712/37882 
Telefax: 06172/937216 
stadtarchiv@bad-homburg.de

Quelle: Usinger Anzeiger, 13.1.2005;  FAZ / Rhein-Main-Zeitung, 12.1.2005.

Archivgeschichten im Bieler Museum Schwab

Für die Bieler Historikerin Margrit Wick-Werder werden Figuren beim Quellenstudium lebendig. Am 16. Januar bestreitet Wick-Werder, die an der Konzeption der gegenwärtig laufenden Ausstellung "Geschichtsbilder. Eine Stadt macht Geschichte" im Bieler Museum Schwab beteiligt war, an diversen Schauplätzen den Aktionstag "Archivgeschichten" mit, an dem den Spuren eines Menschenlebens in Dokumenten der Geschichte nachgegangen werden soll.

Dabei werden im Museum Schwab sechs Persönlichkeiten aus fünf Jahrhunderten zu Wort kommen, allerdings mit in den Mund gelegten Aussagen. Das verhehlt die Historikerin auch gar nicht. Wick-Werder hebt hingegen hervor, dass die Geschichten historischen Erkenntnissen folgen. Manche Teile stützen sich dabei auf historische Quellen, andere sind mangels schriftlicher Quellen nachempfunden und geben gleichwohl ein Bild der damaligen Verhältnisse wieder.

Von den in der Ausstellung porträtierten sechs Menschen seien ein paar Zusammenhänge bekannt, u.a. aus dem familiären Umfeld. Die Biographien für die Schau im Museum Schwab seien jedoch nur mit Hintergrundkenntnis aus der Forschung anzureichern gewesen. Dazu steuerten nicht nur schriftliche, sondern auch archäologische und Bildquellen bei. Zusammen mit archäologischen Quellen machten Bilderchroniken prinzipiell den Großteil des Wissens über das Alltagsleben in einer mittelalterlichen Stadt aus.

Info:
"Archivgeschichten" am 16.1.2005 in Biel, Museum Schwab.
11.00 Uhr: Besichtigung Stadtarchiv, Schülerstr. 23; 
12.30 Uhr: Foyer Stadttheater: Direktor Ammann liest aus der ältesten Bieler Chronik Rechberger; 
14.00 Uhr: Museum Schwab: Lesung "Niklaus und Anna" (Mundartroman)

Kontakt:
Museum Schwab
Seevorstadt 50
CH-2502 Biel 
Tel: 032 322 76 03
Fax: 032 323 37 68
www.muschwab.ch  

Quelle: Christophe Pochon, Bieler Tagblatt, 13.1.2005

Ahnenforscher in der Familienforschungs-Stelle Köthen

Familienforscher beginnen mit ihrer Suche nach verstorbenen Vorfahren am besten bei den Eintragungen der Standesämter. Dort lassen sich die genealogisch bedeutsamen Eintragungen bis zum In-Kraft-Treten des Personenstandsgesetzes im Jahr 1876 zurückverfolgen. Für die Zeit davor helfen dann vor allem die alten Kirchenbücher weiter. Diese könnte man natürlich an den Orten des Geschehens einsehen; einfacher ist allerdings die Forschung in der Genealogie-Forschungsstelle der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen). Hiervon gibt es u.a. eine in der Gemeinde Köthen.

Betreut wird die Forschungsstelle von Hans Bartko, der erläutert, dass eigentlich das Zentralarchiv, das sich in Salt Lake City (Utah / USA) befindet, Anlaufstelle für die Mitglieder sei. Die Mormonen betreiben aus theologischer Motivation heraus weltweit eine aufwändige Ahnenforschung, stellen ihr umfangreiches Archiv aber auch externen Interessenten zur Verfügung. – In Köthen herrscht rege Nachfrage nach genealogischer Auskunft: seit dem Jahr 2000 wurden hier bereits rund 450 Mikrofiches ausgeliehen.

Kontakt:
Familienforschungs-Stelle Köthen
Wattrelosring 27 (Gewerbegebiet)
06366 Köthen
Tel. 03496-510223

Quelle: Ute Hartling-Lieblang, Mitteldeutsche Zeitung, 12.1.2005

Wiedereröffnung des Diözesanarchivs Berlin im Kirchlichen Archivzentrum

Das Diözesanarchiv Berlin ist seit dem 11. Januar 2005 wieder für die interessierte Öffentlichkeit an einem neuen Standort in Berlin-Kreuzberg geöffnet. Wegen Umzugs und Inventur war das Archiv des katholischen Erzbistums Berlin im Sommer letzten Jahres vorübergehend geschlossen worden. Das bisherige Domizil in Berlin-Tempelhof mußte im Zuge der finanziellen Sanierung des Erzbistums aufgegeben werden. Nun hat das Diözesanarchiv Magazin- und Büroräume im Kirchlichen Archivzentrum Berlin, Bethaniendamm 29, 10997 Berlin-Kreuzberg, angemietet.

Kirchliches Archivzentrum Berlin

Der Archivzweckbau, den die Evangelische Kirche in Deutschland im Jahre 2000 errichten ließ, befindet sich in unmittelbarer Nähe zur St.-Thomas-Kirche. Das Archivzentrum beherbergt bereits drei kirchliche Einrichtungen:

Fünf silberglänzende Giebel und eine lachsrote Klinkerfassade sind die Wahrzeichen des Gebäudes, das die Form eines Kubus hat. Auf sieben Ebenen befinden sich Magazin-, Büro- und Arbeitsräume. Im Erdgeschoß sind Pförtnerloge, Foyer, Garderobe und Aufenthaltsraum untergebracht. Der Lesesaal mit darüberliegender Galerie für Mikrofilmlesegeräte hat 30 Arbeitsplätze und befindet sich im obersten Geschoß. Zu erreichen ist es über einen behindertenfreundlichen Aufzug und zwei Treppenhäuser. Die fensterlosen Magazine sind klimatisiert und mit Rollregalen ausgestattet. Eine sachgerechte Lagerung der Archivalien, die ja auf Dauer aufzuheben sind, kann bei gleichbleibender Temperatur und Luftfeuchtigkeit gewährleistet werden.

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Ökumenische Zusammenarbeit

Die archivfachliche Zusammenarbeit erstreckt sich von der Pforte bis zum Lesesaal und gilt nicht nur für die Betreuung der Benutzer, die Bereitstellung des Archivgutes oder die Bearbeitung von Reproduktionswünschen. Ablauforganisation, Benutzungs- und Gebührenordnungen wurden inzwischen aufeinander abgestimmt. Auch bei der Materialbeschaffung, insbesondere den Akzessionen und Abonnements der Dienstbibliotheken, oder bei der Netzwerkadministration sind Synergien möglich und erwünscht. Bei aller Wahrung des Eigenprofils der jeweiligen Archive wird sich die alltägliche Zusammenarbeit schrittweise auch noch auf weitere Arbeitsbereiche erstrecken und damit nicht zuletzt neue ökumenische Perspektiven eröffnen. Davon sind die beteiligten Archive und ihre Träger überzeugt. Sie halten die konfessionsübergreifende Kooperation im Kirchlichen Archivzentrum Berlin für ein Alternativmodell, das in der deutschen wie in der internationalen Archivlandschaft noch einzigartig dasteht.

Aufgaben des Diözesanarchivs

Das Diözesanarchiv sichert und erschließt das archivwürdige Schrift- und Dokumentationsgut des Erzbistums Berlin. Es dient damit als Gedächtnis der Verwaltung und Tresor der Kirchengeschichte. Zum Kulturerbe der Kirche gehört aber auch nichtamtliches Schriftgut, sofern es für die historische Forschung oder die Geschichte des Erzbistums von Bedeutung ist. Das können Nachlässe von Priestern, Ordensleuten oder Laien ebenso sein wie Registraturen kirchlicher Einrichtungen, Gruppen oder Vereine.

Das Diözesanarchiv möchte nunmehr auch im ökumenischen Verbund seiner Aufgabe als Wissensspeicher gerecht werden und damit einen Beitrag leisten zur „Antwort der Kirche auf das öffentliche Interesse an der geschichtlichen Wahrheit“ (J. Höffner). „Non abbiamo paura della pubblicità dei documenti“, hatte Papst Leo XIII., der das Vatikanische Archiv der allgemeinen Forschung zugänglich gemacht hatte, 1884 aus voller Überzeugung dem deutschen Geschichtszirkel Roms zugerufen. „Wir haben keine Angst vor der Öffentlichkeit der Dokumente“. Das gilt auch heute.

Geschichte des Diözesanarchivs

Nach der Zäsur von Reformation und Säkularisation wurde erst im 18. Jahrhundert katholische Seelsorge in der preußisch-brandenburgischen Zentrallandschaft wiederzugelassen. Nur allmählich entwickelte sich ein Diasporakatholizismus, der nach dem endgültigen Fortfall des streng gehandhabten landesherrlichen Summepiskopates schließlich im Gefolge der Ost-West-Migration ein bemerkenswertes Wachstum erfuhr. Diese Aufwärtsentwicklung des Berliner Katholizismus in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg führte 1930 zur Gründung eines eigenen Bistums (seit 1994 Erzbistum). Das neue Bistum umfaßte die preußische Provinz Brandenburg ohne die Archipresbyterate Neuzelle, Cottbus und Schwiebus sowie die Provinz Pommern ohne die Kreise Lauenburg und Bütow, die Stadt Tempelburg und die ehemalige Starostei Draheim.

In der Nacht vom 23. zum 24. November 1943 wurde das Gebäude des Bischöflichen Ordinariats Berlin in der Behrenstraße 66 durch Kriegseinwirkung zerstört, Archiv und Registratur verbrannten vollständig. Damit war die zentrale archivische Überlieferung des Bistums Berlin und seiner Vorgängerinstitution – der Fürstbischöflichen Delegatur für Brandenburg und Pommern (1821-1929) – vernichtet. Nur die Akten des Hilfswerks beim Bischöflichen Ordinariat für die verfolgten katholischen „Nichtarier“ haben den Krieg weitgehend unbeschadet überstanden und befinden sich heute im Diözesanarchiv, dessen Neuaufbau durch die allgemeinen Rahmenbedingungen erheblich erschwert wurde. Die Spaltung Berlins bedrohte die Einheit des Bistums und führte zu einer Aufgliederung der Verwaltung in zwei Ordinariate (1961–1990) mit je einem Generalvikar und auch je einem Archiv: Nach vierjähriger Vorbereitung wurde 1970 das Archiv des Bistums Berlin (West) in der Theologisch-Pädagogischen Akademie eingerichtet und 1973 in das Ordinariatshauptgebäude St.-Otto-Haus verlegt. 1985 wurde erstmals ein hauptamtlicher Archivar angestellt. 1987 fand das Diözesanarchiv eine neue Bleibe im ehemaligen Franziskanerkloster in Berlin-Tempelhof. In Ost-Berlin wurde 1980 im Bernhard-Lichtenberg-Haus das Bistumsarchiv errichtet. Beide Archive konnten 1995 in erweiterten Räumlichkeiten in Berlin-Tempelhof zusammengeführt werden. Seit November 2004 befindet sich das Diözesanarchiv im Kirchlichen Archivzentrum Berlin und wird jetzt wiedereröffnet.

Bestände des Diözesanarchivs

Abteilung I
Bischöfliches Ordinariat Berlin 1945–1961
Bischöfliches Ordinariat Berlin (West) 1961–1990
u.a. Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin 1938–1945 (Bestand DAB I/1).

Abteilung Ia
Bischöfliches Ordinariat Berlin (Ost) 1961–1990

Abteilung II
(Erz-)Bischöfliches Ordinariat 1990 ff.

Abteilung III
Seelsorgsbezirke und Seelsorgestellen
Die Kirchenbücher werden dezentral in den Seelsorgestellen des Erzbistums geführt und verwahrt. Die während des Zweiten Weltkrieges teilweise ausgelagerten Kirchenbücher der östlich der Oder liegenden Pfarreien, die bis 1972 kanonisch zur Berliner Diözese gehörten, befinden sich als Mikrofilme im Bischöflichen Zentralarchiv (St.-Petersweg 11-13, 93047 Regensburg), das auf Wunsch gebührenpflichtige Auskunft erteilt. Als Ersatz-Kirchenbuchamt für die Heimatvertriebenen ist das Katholische Kirchenbuchamt (Kaiser-Friedrich-Straße 9, 53113 Bonn) tätig. Auskunft über den Verbleib der katholischen Militärkirchenbücher gibt das Archiv des Katholischen Militärbischofs (Am Weidendamm 2, 10117 Berlin).

Abteilung IV
Kirchliche Institutionen und Organisationen
u.a. Donnerstags-Gesellschaft von 1860. Katholischer Verein zur Pflege der Geselligkeit (IV/1); 78. Deutscher Katholikentag Berlin 1958. Lokalkomitee (IV/5); Bischöfliches Vorseminar/Sprachenkurs Schöneiche (IV/11).

Abteilung V
Nachlässe und kleine Erwerbungen
u.a. WALTER ADOLPH (1902–1975) (als Depositum in der Forschungsstelle der Kommission für Zeitgeschichte, Adenauerallee 19, 53113 Bonn); Dr. JOHANNES ALLENDORFF (1894–1978) (V/3); ALFRED KARDINAL BENGSCH (1921–1979) (V/5); Dr. GOTTFRIED BRUNNER (1875–1962) (V/97); JULIUS KARDINAL DÖPFNER (1913–1976) (V/7); AUGUST FROEHLICH (1891–1942) (V/8); MARIA GROTE (1899–1967) (V/127), MARTIN HÖLLEN (* 1952) (V/158), KONRAD KARDINAL GRAF VON PREYSING (1870–1950) (V/16); Dr. KARL-HEINRICH SCHÄFER (1871–1945) (V/30); Dr. ALFONS MARIA WACHSMANN (1896–1944) (V/86); Bischof WILHELM WESKAMM (1891–1956) (V/24).

Abteilung VI
Dokumentation zur Geschichte und Vorgeschichte der Erzdiözese Berlin
u.a. Personen (VI/1); Institutionen und Organisationen (VI/2); Orte (VI/3); Ergänzungsdokumentation Bischöfliches Ordinariat Berlin 1929–1945 (VI/20).

Abteilung VII
Sonstiges Dokumentationsgut
u.a. Päpste im 20. Jahrhundert (VII/1).

Abteilung VIII
Archivische Sammlungen und Selekte
Urkunden (VIII/1); Gedenk- und Totenzettel (VIII/9); Plakate (VIII/12).

Abteilung IX
Bildarchiv
Ca. 40 000 Photoabzüge.

Abteilung X
Dienstbibliothek
(Präsenzbibliothek: keine Ausleihe!)
ca. 25 000 Bände.

Benutzung des Diözesanarchivs

Benutzungszeiten im Lesesaal des Kirchlichen Archivzentrums Berlin,
Bethaniendamm 29, 10997 Berlin-Kreuzberg:
nach Voranmeldung dienstags von 9 bis 15 Uhr und donnerstags von 10 bis 16 Uhr.
Telefon: +49 030 225045–80; Telefax: +49 030 225045–83.

Kontakt:
Archivleiter Dr. Gotthard Klein
Diözesanarchiv Berlin
Bethaniendamm 29
10997 Berlin
Tel.: + 49 030 225045–80, Fax: + 49 030 225045–83

Broschüre \“Landesarchiv Nordrhein-Westfalen\“ erschienen

Knapp ein Jahr nach der Neuorganisation des staatlichen Archivwesens in Nordrhein-Westfalen stellt sich das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen mit einer neuen Broschüre einer breiten Öffentlichkeit vor. 

Eine ausführliche Einleitung bietet den Leser(inne)n Informationen über Organisation und Aufgaben der drei zentralen und vier regionalen Abteilungen des Landesarchivs in den Bereichen Übernahme, Bestandsbildung und Erschließung, Bestandserhaltung, Benutzung und Öffentlichkeitsarbeit. Ein weiterer Abschnitt der Einführung widmet sich neuen Technologien und neuen Herausforderungen. 

\"Broschüre

Die als regionale Fachabteilungen im Landesarchiv aufgegangenen staatlichen Archive an den Standorten Düsseldorf, Münster, Detmold und Brühl werden umfassend mit ihrer Geschichte und Zuständigkeit, ihrer Beständestruktur und ihren Serviceangeboten vorgestellt. Adressangaben, Hinweise auf Öffnungszeiten, Nahverkehrsverbindungen und weiterführende Literatur machen die Broschüre zu einem praktischen Wegweiser für den Archivbesuch. Darüber hinaus bietet die Publikation ein Verzeichnis aller bis 2004 erschienen Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die reich bebilderte Broschüre kann kostenlos über die vier regionalen Fachabteilungen des Landesarchivs oder über die Abteilung Grundsatzfragen und Öffentlichkeitsarbeit bezogen werden (Kontakt: www.lav.nrw.de).

Inhaltsverzeichnis:

  • Zum Geleit (Dr. Michael Vesper), 2
  • Einführung, 3
  • Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, 16
  • Staatsarchiv Münster, 26
  • Staats- und Personenstandsarchiv Detmold, 36
  • Personenstandsarchiv Brühl, 46
  • Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, 54

Info:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, Reihe B: Archivführer und Kurzübersichten, Heft 10, im Auftrag des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport), hrsg. vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2004, 64 Seiten.

Kontakt:
Dr. Martina Wiech
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Abteilung 2
Grundsatzfragen und Öffentlichkeitsarbeit
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Tel. 0211 – 159 238 202
Fax 0211 – 159 238 222
martina.wiech@lav.nrw.de

(Download der Meldung als pdf)

Was den Stasi-Unterlagen im Bundesarchiv droht

Rainer Blasius hat recht, \“irgendwann\“ muß darüber nachgedacht werden, die Unterlagen des MfS einer \“Endlagerung\“ zuzuführen ("Die Unterlagen der Stasi", F.A.Z. vom 27. Dezember). Die Behörde der Bundesbeauftragten für MfS-Unterlagen, BSTU, ist, daran hat auch 1990 bis 1992 im Gründungsprozeß niemand gezweifelt, von vornherein als eine Institution gegründet worden, die als politische Einrichtung befristet existieren würde. In den gegenwärtigen Debatten um die Behörde wird von den meisten Befürwortern einer relativ raschen Auflösung der Behörde, so auch von Rainer Blasius, suggeriert, die Hauptaufgabe der Behörde hätte in der Erstellung von Gutachten für die Überprüfung des öffentlichen Dienstes und anderer Tätigkeitsbereiche bestanden. Tatsache aber ist, und dies wird merkwürdigerweise weder von Blasius noch in dem \“Nevermann-Papier\“, noch in anderen Stellungnahmen berücksichtigt, daß die Behörde zunächst und vor allem als eine Einrichtung ins Leben gerufen worden ist, bei der Betroffene \“ihre\“ MfS-Akte einsehen können. Das war eine zentrale Forderung der Revolution von 1989/1990. Das hat im Osten wohl kaum jemand vergessen, weshalb es wiederum kein Zufall sein dürfte, daß die gegenwärtige Debatte um die Zukunft der "Birthler-Behörde" fast ausschließlich von im Westen sozialisierten Journalisten, Politikern und Wissenschaftlern losgetreten wurde und geführt wird vielleicht sogar mit dem Ziel, endlich die weithin im Westen unverstandene und auch nicht angenommene Revolution von 1989 aus dem öffentlichen Raum zu verbannen.

\"Stasi-Unterlagen

Die \“Birthler-Behörde\“ erhält monatlich 7.000 bis 8.000 Anträge auf persönliche Akteneinsicht. Das sind im Jahr immer noch fast 100.000 Einsichtswünsche aus Ost und West, über die Hälfte davon jeweils Neuanträge. 100.000 Einsichtswünsche heißt aber auch 100.000 Bürger und Bürgerinnen, die individuell benachrichtigt, betreut und informiert werden müssen. Unabhängig von dem genuin politischen Charakter der Behörde, die der Gesetzgeber so gewollt hat, verweist diese Dimension der Akteneinsichtswünsche aber auch auf die Frage, wo die Akten sinnvollerweise jetzt und noch so lange liegen müssen, solange Bürger und Bürgerinnen \“ihre\“ Akten einsehen wollen. Denn kein reguläres Archiv der Bundesrepublik, ob nun Bundesarchiv oder Landesarchiv, wäre auch nur ansatzweise in der Lage, einen solchen Besucheransturm zu bewältigen, ganz zu schweigen von der fehlenden Kompetenz bei der Beratung und Betreuung, die nicht selten auch psychologische Betreuung einschließt.

Rainer Blasius hat wie viele andere Kritiker gefordert, die Hinterlassenschaften des MfS zu \“regionalisieren\“. Die zentralen Überlieferungen ins Bundesarchiv, die regionalen in die Landesarchive. Diese Forderung, die ursprünglich vom Sächsischen Landesbeauftragten für die MfS-Unterlagen kommt, ist nicht nur von völliger Unkenntnis über die Entstehungszusammenhänge der MfS-Unterlagen gekennzeichnet, sondern ist ein weiterer Beweis dafür, wie ohne ernst zu nehmendes Nachdenken Gewohntes aus der bundesrepublikanischen Demokratiegeschichte auf die Bewältigung der ostdeutschen Diktaturgeschichte übertragen werden soll. Schon in der juristischen Bewältigung der Diktatur scheiterte der Rechtsstaat, soll sich dies nun bei den MfS-Unterlagen wiederholen?

Die MfS-Akten sind in einem strikt und streng zentralistischen Staatsgebilde entstanden, was wiederum seinen Niederschlag in der Aktenbildung selbst fand. Am deutlichsten sichtbar ist dies in den vielschichtigen Karteikarten- und Erfassungssystemen, die heute zu den wichtigsten „Findhilfsmitteln“ bei Recherchen in den Archiven des MfS zählen. Eine Regionalisierung der MfS-Akten, so wie von Blasius und an deren gefordert, wurde de facto bedeuten, die MfS-Unterlagen auseinanderzureißen und innere Zusammenhänge zu zerstören. Ganz zu schweigen von dem Umstand, daß sowohl Betroffene als auch Forscher künftig dann statt einen Anlaufpunkt viele verschiedene anfragen müßten, was weder im Sinne der Akteneinsichtnehmenden noch im Sinne des Fiskus liegen dürfte.

Schließlich bedient Blasius ein Argument, das von vielen Forschern gern und häufig herangezerrt wird, nur daß es dadurch auch nicht stichhaltiger wird. Er meint, die Unterbringung der MfS-Akten im Bundesarchiv und in den Landesarchiven würde günstigere, \“forschungsfreundlichere\“ Bedingungen schaffen. Das stimmt nur in einem sehr marginalen Punkt, nämlich daß der Forscher in seinem Antrag nicht mehr explizit den MfS-Bezug betonen muß, nachweisen mußte ihn ja niemand. Tatsächlich aber wurde durch die Übernahme in Bundes- und Landesarchive zunächst das Sondergesetz Stasiunterlagengesetz außer Kraft gesetzt werden und zugleich die entsprechenden Archivgesetze gelten. Das aber würde keine Verbesserung bedeuten, sondern aller Erfahrung nach eher eine erhebliche Verschlechterung. Die Archivare wären angehalten, Akten zu kassieren, sprich zu vernichten.

Das wäre bei einem Gesamtumfang von 180 Aktenkilometern ein gewaltiges Unterfangen. Wer aber nun behauptet, das sei doch kein Automatismus, der sollte erklären, warum dann Oberhaupt eine Überstellung ins Bundesarchiv respektive in Landesarchive notwendig sei, wenn dann doch alles beim alten bliebe. Denn die naive Annahme, dort würde, bezogen auf die MfS-Akten, wahrscheinlich eine für die Forschung \“freundlichere\“ Atmosphäre herrschen, ist absolut unrealistisch, und das weiß eigentlich jeder, der einmal im Bundesarchiv mit personenbezogenen Unterlagen gearbeitet hat. Da gibt es \“auf einmal\“ nicht mehr nur dreißigjährige, sondern schnell auch neunzig- und hundertzwanzigjährige Sperrzeiten, wenn zum Beispiel Einwilligungen zur Akteneinsicht fehlen. Und genau das wäre die Gefahr, die den MfS-Akten außerhalb des Geltungsbereiches des Stasi-Unterlagen-Gesetzes drohen würde – eine noch restriktivere Verwahrung als bislang. Und das könnte dann nicht nur den MfS-Akten, sondern ebenso den SED-Unterlagen und auch Akten aus der NS-Diktatur blühen.

Ilko-Sascha Kowalczuk (Berlin)

Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Bildung und Forschung der BStU, Berlin.

Quelle: FAZ, 8.1.2005, mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.

Sicherheitsverfilmungen in Sachsen

Im Obergeschoss des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden fertigen die Mitarbeiter mit Hightech-Kameras auf Mikrofilmen Schutzkopien von Archivunterlagen an, die vom Verfall bedroht sind. Archiv-Sprecher Dr. Lorenz Beck erläutert, dass derzeit verstärkt DDR-Archivalien verfilmt würden, weil die Behörden zu DDR-Zeiten eher billiges Papier, das besonders schnell von Säure zerfressen wird und verbleicht, verwendet hätten. Auf Initiative des Landes Sachsen hat das Archiv von 1999 bis heute im Zuge der Schutzverfilmung bereits 803.000 Mikrofilmkopien an.

Wesentlich umfangreicher angelegt ist hingegen das internationale Projekt \“Sicherheitsverfilmung\“, das in der Archiv-Verfilmungsstelle in Kamenz realisiert wird: das Hauptstaatsarchiv lässt dort mit drei Kameras und durch fünf Archivmitarbeiter Sicherheitsverfilmungen von den wichtigsten und wertvollsten Dokumenten aus der sächsischen Geschichte anfertigen – über neun Millionen Aufnahmen im vergangenen Jahrzehnt. Jeweils eine \“Master-Kopie\“ wird im Berg Schauinstal bei Oberried nahe Freiburg 200 Meter unter der Erde im zentralen Filmdepot des Bundes eingelagert.

Die Sicherheitsverfilmungen begannen allerdings bereits in der DDR, nachdem die Haager Konvention 1954 u.a. bestimmte, dass die Staaten Sicherheitskopien ihrer Archive anfertigen und an sicheren Orten zu verwahren hatten. Hatten die Archive zu DDR-Zeiten noch Kopien auf Azetat-Filmen gefertigt, so wurden diese nur rund 100 Jahre haltbaren Filme nach der Wende vom Hauptstaatsarchiv auf den neueren Polyester-Film umkopiert, der 500 bis 1000 Jahre überstehen soll. Nicht zuletzt deshalb stiegen die Sachsen auch nicht auf digitale Kopien um, deren Lebensdauer bzw. Migrationsfähigkeit nicht zuverlässig vorausgesagt werden kann.

Kontakt:
Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden
Archivstraße 14
01097 Dresden
Tel. 0351/8006-0
Fax: 0351/8021274
hstadd@archive.smi.sachsen.de

Quelle: Heiko Weckbrodt, Dresdner Neueste Nachrichten, 11.1.2005

Neurieder Geschichte auf 18 Quadratmetern

Die kleine Gemeinde Neuried im Landkreis München blickt auf eine recht lange Geschichte zurück: aus dem Jahr 1194 stammt die erste zweifelsfreie urkundliche Erwähnung; entsprechend feierte man 1994 "800 Jahre Neuried". Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung aufgrund verschiedener Bebauungsphasen von wenigen hundert Personen kontinuierlich bis auf die heutige Zahl von mehr als 7.000 Einwohnern.

Einer von ihnen ist der gebürtige Berliner Fred Fox (72), der seit fast zehn Jahren die ehrenamtliche Archivpflege in der Gemeinde im Süden Münchens ausübt. Im zweiten Stock des örtlichen Alten Feuerwehrhauses verbirgt sich das kleine Archiv der Gemeinde Neuried. Auf etwa 18 Quadratmetern Fläche stapeln sich in Regalen unzählige Kisten und Aktenordner, in denen die Geschichte Neurieds schlummert. Ein Einheitsaktenplan sorgt hier für Ordnung.

Fox hat schon vor seiner Pensionierung im Jahr 1995 an der Neurieder Chronik mitgearbeitet, die zur 800-Jahr-Feier des Ortes erschien. Heute sichtet er alte Unterlagen aus dem Rathaus und archiviert Fotos, die er von neuen Wohngebieten oder von Ereignissen in der Gemeinde geschossen hat. Aber auch briefliche Anfragen hat er zu beantworten, so z.B. im Falle ehemaliger Zwangsarbeiter, die um Bestätigungen für ihre Tätigkeit bei örtlichen Bauern während des Zweiten Weltkriegs bitten. Ansonsten gibt es manche kleinere Schätze im Neurieder Archiv zu finden, die aus der Zeit seit Mitte des 19. Jahrhunderts stammen, so z.B. auch einige Dienstbotenbücher.

Kontakt:
Gemeinde Neuried 
Planegger Straße 2
82061 Neuried 
Tel.: (089) 75 90 1-0 Zentrale
Fax: (089) 75 90 1-47 
poststelle@neuried.de

Quelle: Claudia Rothhammer, Münchner Merkur, 10.1.2005