Schülerprojekt über Jena im Zweiten Weltkrieg

Einen ebenso einfühlsamen wie erschütternden Dokumentarfilm über Jenaer Bürger und wie sie das Ende des Zweiten Weltkrieges in dieser Stadt erlebten, haben die beiden Jenaer Schülerinnen Franziska Günther und Eileen Klingenfeld gedreht. Sie lassen Menschen erzählen, so wie es der Fernsehzuschauer von Guido-Knopp-Produktionen kennt, und haben dazu aus Archiven und dem Internet Bilder gesucht, die das Erzählte untermalen. Der 20-minütige Streifen soll beim Schülerwettbewerb \“Thüringen – April 1945\“ eingereicht werden. Gemeinsam mit 13 Klassenkameraden der 9. Klassen ihrer Schule haben sich Franziska und Eileen in die Geschichte vertieft. Jede Gruppe von zwei bis drei Jugendlichen hat sich ein anderes Projekt einfallen lassen.

Enttäuscht sei sie aber vor allem von manchen Ämtern und dem Jenaer Stadtarchiv, wo die Schüler auf wenig Entgegenkommen stießen. Lediglich in der Geschichtswerkstatt trafen sie auf offene Ohren und die Hilfe, die 15-Jährige bei ihrer ersten wissenschaftlichen Arbeit brauchen können. Gelernt haben sie also allemal, auch wenn bei dem Wettbewerb, den der Thüringer Landtag, die Gedenkstätte Buchenwald und das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien veranstalten, kein Preis für eines der Projekte verliehen werden sollte: nicht nur, mit Hindernissen fertigzuwerden,sondern meist auch ein Stück Familiengeschichte, das ihnen bisher verborgen geblieben war. Denn in vielen Familien sprechen die Großeltern nicht über ihre schrecklichen Erlebnisse.

Quelle: Anja Büchner, Thüringische Landeszeitung, 21.01.2005

Stadtarchiv Dresden kauft »Richter-Briefe«

Zu den wertvollsten Nachlassbeständen des Stadtarchivs Dresden gehört der des Dresdner Malers und Grafikers Ludwig Richter (1803-1884). Jetzt konnte dieser Bestand um 18 handschriftliche Briefe des Richter-Verlegers Georg W. Wigand aus den Jahren 1853 bis 1857 erweitert werden. Weil das Stadtarchiv die Briefe aus eigenen Mitteln nicht hätte erwerben können, wurde ein Spendenaufruf gestartet.

Quelle: sz-online, 21.1.2005; Beständeübersicht des Stadtarchivs (PDF-Datei)

Asterix-Ausstellung des schwäbischen Mundart-Archivs

Im März veranstaltet die Mundart-Gesellschaft Württemberg die Mundart-Wochen zum 30. Mal. Doch schon gestern wurde eine begleitende Ausstellung \“Asterix in Mundart\“ eröffnet. In der Stadtbibliothek Reutlingen breitet das in Bad Schussenried ansässige Mundart-Archiv seine Schätze bis zum 19. März aus. Einen Teil wenigstens. Die Bibliothek zeigt alle 28 Asterix-Bände, die der Ehapa-Verlag in Mundart herausgebracht hat. In der schwäbischen Fassung sagt Asterix zu seinem Freund Obelix: \“No nix narrets.\“ Aber die Comic-Helden babbeln auch hessisch, wienerisch, snacken platt und redn bayrisch. Originalskizzen von Uderzo, Plakate und Dokumente zu den einzelnen Mundart-Übersetzern vervollständigen die Schau.

Quelle: Südwestpresse, 21.1.2005

Bundesarchiv-Unterlagen helfen bei Forschungen über Hitlers Verwandtschaft

Im Dritten Reich durfte die Familie des „Führers“ offiziell nicht existieren. Nun wurde der Fall seiner Großcousine Aloisia V. bekannt, die 1940 in einer Gaskammer ermordet wurde. Sie ist um zwei Jahre jünger als er. Adolf Hitler wird im April 1889 geboren. Aloisia V., daheim „Louise“ gerufen, kommt im Juli 1891 zur Welt. Ihre beiden Familien sind einander verwandtschaftlich verbunden. Beide Familien entstammen der Waldviertler Bauernfamilie Schicklgruber: Hitlers Großmutter Maria Anna und Aloisias Urgroßmutter Josefa sind Schwestern. 1876 teilt Hitlers Vater, der bis zum 40. Lebensjahr als uneheliches Kind den Namen seiner Mutter getragen hat, seinen Verwandten mit, warum er ihnen nun als Vetter Hitler schreibe: „… habe den Namen meiner sel(igen) Mutter Schicklgruber mit dem Namen meines Vaters als meinem legitimen Familiennamen vertauscht“. Adolf Hitler wird später einem Jugendfreund anvertrauen, keine der Handlungen seines Vaters habe ihm so gefallen wie diese, der Name Schicklgruber sei doch „so derb“.

Jahrzehnte später sollten sich die Wege der beiden entfernten Verwandten Aloisia und Adolf auf gespenstische Weise noch einmal kreuzen: Am 6. Dezember 1940 stirbt Adolf Hitlers Großcousine in der Gaskammer der Vernichtungsanstalt in Hartheim, Oberösterreich.

Bekannt geworden ist diese Tatsache erst jetzt: Vor wenigen Tagen hat das Bundesarchiv Berlin Teile von Aloisias Krankengeschichte zugänglich gemacht. Aloisia V. wurde ermordet, weil sie an Schizophrenie litt, ihre Existenz im Nationalsozialismus als „unwertes Leben“ galt. Von ihrem Ende zeugt nur die Nummer 2155, die sie auf dem Transport nach Hartheim trug. Sie sollte nicht sehen, wohin sie gebracht wurde; die Scheiben der grauen Busse waren mit Farbe überstrichen, welche die verängstigten Patienten wegzukratzen suchten. Die organisierte Mordaktion an Geisteskranken wie Aloisia V. ist die einzige des NS-Regimes, für die Adolf Hitlers persönliche Unterschrift dokumentiert ist. Die Vergasung wurde als „Gnadentod“ verbrämt und lief unter der Tarnbezeichnung „T4“, der Adresse der Tötungsbehörde in der Berliner Tiergartenstraße. Ab Oktober 1939 wurden die Insassen aller Heil- und Pflegeanstalten systematisch erfasst. 1940 begannen die Hinrichtungen durch Kohlenmonoxyd in den Gaskammern: Probeläufe für den späteren Massenmord an den Juden.

Quelle: profil.at, 04/05 (Hitlers verlorene Familie – Teil 1 der profil-Serie \“Hitlers Verwandte\“)

\“Spiegel\“-Bildarchiv als Dauerleihgabe im Hamburger Internationalen Haus der Photographie

Um drei Millionen Fotografien – das gesamte analoge Spiegel-Bildarchiv in Dauerleihgabe – ist das Hamburger Internationale Haus der Photographie in den Deichtorhallen jetzt reicher; ein Sieg, den der Ex-Modefotograf und Sammler F. C. Gundlach und Deichtorhallen-Direktor Robert Fleck nicht triumphierend, sondern eher erleichtert feierten.

1,2 Kilometer Fotos aus allen Ären des Spiegel seit dessen Gründung im Jahr 1947 werden bald in Keller und einem 80 Quadratmeter großen Büro im Erdgeschoss der Nordhalle zu sehen sein. Den Umzug, zwei Archivare, die mitziehen, sowie alle laufenden Kosten – auf zehn Jahre im voraus – finanziert komplett der Spiegel. Und das dem Vernehmen nach nicht, um im eigenen Hause Raum zu schaffen, sondern um diese Fotos einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Seit dem Jahr 2000 arbeite die Spiegel-Redaktion fast ausschließlich mit digitalen Fotos, sagt er, so dass die \“physische Präsenz\“ der analogen Bilder dort nicht mehr nötig sei. Ein Fundus, in dem Interesssenten ab April 2005 werden schürfen können: allein 470 Meter Personalien – davon je fünf für Helmut Kohl und Franz Josef Strauß -, 110 Meter Geschichte, 177 Meter Deutschland und 190 Meter Ausland sowie die gesamte Karikaturensammlung des Spiegel werden dort zu sehen sein. Und selbstverständlich sollen in den nächsten Jahren auch Ausstellungen aus diesen Beständen bestückt werden.

Durch Einbinden der Fotografenvereinigung \“FreeLens\“ soll es auch im Hinblick auf Urheberrechte keine Probleme geben – diese hatte 1999 in einem Musterprozeß gegen den Spiegel vor dem OLG Hamburg wegen Nutzung von Fotos auf der Spiegel-Jahres-CD-ROM geklagt. Vor jeder Ausstellung würden die Fotografen selbstverständlich um ihre Einwilligung ersucht.

Die erste aus dem Spiegel-Archiv bestückte Ausstellung Ende April wird zudem Deichtorhallen-Direktor Robert Fleck persönlich kuratieren: \“Helmut Schmidt – Bilder meines Lebens\“ soll sie heißen und 200 gemeinsam ausgewählte Fotos zeigen.

Quelle: Petra Schellen, taz Hamburg, 20.1.2005, Seite 22

Schüler und Behinderte als Forscher im Innsbrucker Stadtarchiv

Geschichte liegt auch vor der Haustüre: Wie sich der Villensaggen in 100 Jahren verändert hat, das erforschte die Klasse 4a der Innsbrucker Hauptschule Kettenbrücke im Herbst in einem vom Aufbauwerk der Jugend initiierten Projekt. Unterstützt wurden die Jugendlichen vom Stadtarchiv Innsbruck und von Petra Guschlbauer und Wolfgang Demartin, die im Zuge des Behindertenprojekts \“Archivmäuse\“ bereits für das Stadtarchiv arbeiteten.

Ausgehend vom Quellenstudium über die Straßen und Bauten erstellte die Projektgruppe eine Fotodokumentation vom Ist-Zustand der Falkstraße und sammelte Erzählungen von Saggener \“Ureinwohnern\“, wie es Johann Aigner vom Aufbauwerk formuliert. Mit Hilfe von Experten machten die Jungforscher zudem einen 25-Minuten-Film über ihr Projekt.

Aigner hebt die Begegnung von Alt und Jung und die Erkenntnis hervor, \“dass auch behinderte Menschen an einem Forschungsprojekt mitarbeiten können: Viele Schüler waren überrascht, dass sie lesen können.\“ Nicht nur das: Anders als die Jugendlichen konnten die \“Archivmäuse\“ auch die alten Schriften entziffern.

Eines der Ziele ist, dass Kinder die Hemmschwelle verlieren, in ein Archiv zu gehen, und entdecken, wie spannend das sein kann. Aber auch das Stadtarchiv profitiert von dem Projekt durch neueste Bilder für den Fotobestand.

Quelle: Tiroler Tageszeitung, 19.1.2005

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Ausstellung zu Bernhard Minetti in der Berliner Akademie der Künste

Bernhard Minetti zählt zu den bedeutendsten deutschen Schauspielern des vergangenen Jahrhunderts. Anläßlich seines 100. Geburtstag am 26. Januar ist jetzt in Berlin unter dem Titel \“Nachspiel\“ eine Ausstellung der Akademie der Künste zu sehen, die seinen künstlerischen Nachlass aufbewahrt. Dazu ist auch eine umfangreiche Bildbiografie erschienen. Gezeigt werden zum Teil bisher unveröffentlichte Dokumente, Briefe und Fotos, die von einem Hörspielkabinett und kleinen Filmstudios ergänzt wird.

Minettis Leben füllen 270 Archivkästen, darunter auch zahlreiche Unterlagen aus der NS-Zeit samt Einladungen Hitlers und Görings. Die Zeit im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt mit Gustaf Gründgens als Generalintendant sollte Minetti ein Leben lang begleiten und auch immer wieder mit Vorwürfen konfrontieren, er sei ein «strammer Nazi» gewesen.

Ausführlich dokumentiert die Ausstellung, die auch den privaten Minetti als Fußballfan zeigt, die Höhepunkte in Minettis Schauspielerleben im Berlin der Nachkriegszeit. Auch an eine berühmt gewordene Inszenierung in der Berliner Volksbühne von 1982 wird erinnert, als Minetti Goethes «Faust» in der Regie von Klaus Michael Grüber spielte. Seine letzte Rolle war kurz vor seinem Tod der Schauspiellehrer in Brechts «Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui» am Berliner Ensemble in einer Inszenierung von Heiner Müller. Minetti starb am 12. Oktober 1998 in Berlin.

Quelle: news.de, 20.1.2005

»Einblicke« ins Stadtarchiv München

Das Stadtarchiv München führt in diesem Jahr seine Veranstaltungsreihe »Einblicke« fort. Einmal pro Monat werden Einblicke in die verschiedenen Tätigkeitsfelder des Stadtarchivs München geboten.

Neben Vorträgen zu stadtgeschichtlichen Themen sind wieder Gespräche über die einzelnen Sammlungen des Archivs, über praktische Fragen zum archivischen Arbeiten und über Restaurierungsprojekte geplant.

Den Anfang wird am Dienstag, 25. Januar, 18.30 Uhr, Winzererstraße 68, Hans-Joachim Hecker machen, der an ausgewählten Beispielen über »Die Privilegien der Stadt München« spricht. Vom Mittelalter bis zum Ende der alten Stadtverfassung zu Beginn des 19. Jahrhunderts beruhte die Stadtverfassung auf den landesherrlichen und kaiserlichen Privilegien. Hans-Joachim Hecker zeigt an ausgewählten Beispielen deren Bedeutung und Inhalt auf.

Quelle: Münchener Wochen Anzeiger, 3. Woche 2005

Stadtarchiv München
Winzererstraße 68
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Tel. +49 (0)89 233 0308
Fax +49 (0)89 233 30830
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Fotos aus dem Archiv des L.A.P.D. in Zürich

Ausstellung \“The Art of the Archives\“ im Kunsthaus Zürich vom 15. Juli bis 18. September 2005. – Schon vor Jahrzehnten postulierten Künstler wie Ed Ruscha, ihre fotografische Arbeit müsse aussehen, als stamme sie von einem Polizeifotografen. Unsere Auswahl von etwa 80 Fotografien aus dem über eine Million Negative zählenden Archiv des Los Angeles Police Department interessiert sich umgekehrt für die exzellente ästhetische Qualität genau dieser Fotografie. Der intuitive Konzeptualismus, die verwirrende Nähe zur Hollywood-Fotografie und zur Ästhetik des «film noir», das Staunen über die Absurdität und Surrealität des Realen sowie die vielen Anklänge an die grosse Tradition amerikanischer Dokumentarfotografie, von Walker Evans bis Garry Winogrand, machen dieses noch unerforschte Korpus zu weit mehr als bloss einer kulturhistorischen Quelle erster Güte. In Zusammenarbeit mit fototeka, Los Angeles, The City of Los Angeles und dem Los Angeles Police Department.

Quelle: Kunsthaus Zürich

Workshop \“Überlieferung von Unterlagen der Bundes- und Landesfinanzverwaltung\“

Um den Quellenwert moderner Akten aus den Finanzverwaltungen für die historische und sozialwissenschaftliche Forschung, aber auch um deren Archivierung drehte sich ein am 10. Dezember 2004 in der Oberfinanzdirektion Münster vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (LAV NRW) organisierter Workshop (Thema: \“Die Überlieferung von Unterlagen der Bundes- und Landesfinanzverwaltung – Archivierung, Quellenwert, Benutzung\“). Hintergrund der Veranstaltung, an der Archivar(innen), Historiker(innen) und Mitarbeiter(innen) der Finanzverwaltung teilnahmen, war nicht zuletzt, dass derzeit eine Projektgruppe des LAV NRW ein Archivierungsmodell für mehr als 200 abgabepflichtige Dienststellen der Bundes- und Landesfinanzverwaltung erarbeitet. Ziel des Modells ist es, im Abgleich der verschiedenen Ebenen der Bundes- und Landesfinanzverwaltung vorausschauend zu bestimmen, welche Unterlagen aus welcher Behörde archivwürdig sind.

Auf dem Workshop erläuterte Martina Wiech die rechtlichen Grundlagen für eine Übernahme und Nutzung von Akten der Finanzverwaltung. Mit Blick auf Bundes- und Landesarchivgesetz stellte sie fest, dass das Steuergeheimnis kein Hindernis für die Archivierung darstellt. Im Anschluss an die Klärung der rechtlichen Grundlagen präsentierte sie die bisherigen Arbeitsergebnisse der Projektgruppe hinsichtlich der Übernahme von Unterlagen aus der Landesfinanzverwaltung. Bei der Festlegung von Bewertungskriterien für Akten der Landesfinanzverwaltung wird eine Auswahl herausragender Steuerfälle angestrebt. Von den 112 im Zuständigkeitsbereich des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen gelegenen Festsetzungsfinanzämtern wurden 51 unter regionalwirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgewählt und mit ihnen Listen archivwürdiger Steuerfälle vereinbart. In Ergänzung dazu werden flächendeckend mit allen Betriebsprüfungsfinanzämtern Listen archivwürdiger Steuerfälle vereinbart. Eine besondere Aufmerksamkeit bei der Bewertung kommt den Oberfinanzdirektionen zu, da sie durch ihre Leitungsfunktion eine konzentrierte Dokumentation der Finanzverwaltung erlauben. In Zusammenarbeit mit der Projektgruppe wurde hier eine Übersicht der Aktenzeichen erarbeitet, deren geplante Aussonderung dem Landesarchiv regelmäßig in Anbietungslisten anzuzeigen ist.

Der vollständige Tagungsbericht von Ralf Brachtendorf, Martin Früh, Ralf-Maria Guntermann, Johannes Kistenich und Martina Wiech kann hier als pdf-Datei vom Internetportal Archive.NRW heruntergeladen werden (http://www.archive.nrw.de/dok/publikationen/FinanzWorkshop.pdf).