Neue Dauerausstellung im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes

Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) sammelt seit Jahrzehnten Material über Rechtsextremismus in Österreich. Die Stadt Wien stiftet Geld für die in die Jahre gekommene Einrichtung.

Die antiquierten Räumlichkeiten mit Dauerausstellung und Archiv sind im Neuen Rathaus in der Wipplingerstraße untergebracht. Die 400.000 Euro der Stadt werden für drei Hauptzwecke verwendet: Man möchte die Ausstellung erneuern, Infobroschüren für Schulen anfertigen und die Information am Computer abrufbar machen.

Das neue DÖW wird am 26. Oktober eröffnet. Es gibt einen Überblick über den Widerstand in der Nazizeit bietet zahlreiche Zeitzeugenberichte. Auch über aktuelle rechtsextremistische Strömungen wird genau geforscht.

Quelle: wienweb.at, 10.2.2005

Benutzung im Archiv des Rhein-Erft-Kreises

Wer im Archiv der Kreisverwaltung in Bergheim auftaucht, wird vom Besucher zum "Benutzer" und als solcher registriert. Deshalb kann Herbert Berger auch genau sehen, dass im vergangenen Jahr 270 Besucher als "Benutzer" bei ihm Platz nahmen, die meisten für ein paar Stunden oder einen Tag, eine junge Frau, die an ihrer Diplomarbeit schrieb, für drei Wochen.

Berger sitzt im Keller des Kreishauses. Alles hat seine Ordnung, alles seine Ordnungsnummer, alle Lebensbereiche sind erfasst. Auch der Zweite Weltkrieg, dessen Ende auch den Untergang des Tausendjährigen Reiches des Führers Adolf Hitler bedeutete – nach zwölf Jahren. Von 1939 bis 1945 herrschte Krieg: Deutschland gegen 60 Länder aus allen Erdteilen.

Immer bei runden Jahreszahlen – 40 Jahre nach dem Kriegsende, 50, 60 Jahre danach – wächst die Zahl der Besucher im Kreisarchiv, die sich Klarheit verschaffen oder persönliche Erinnerungen auffrischen wollen. Mal geht es um die Reichspogromnacht (November 1938), häufig um den Luftkrieg und Luftbilder, um Schanzarbeiten der Hitlerjugend 1944 in der Eifel oder um Informationen über Häftlingsentschädigungen.

Auch in den nächsten Wochen – 60 Jahre ist das Kriegsende jetzt her – erwarten die Leiterin des Archivs, Gabriele Scholz, und ihre Mitarbeiter wieder mehr "Betrieb". Verdienstvoll muss man das Engagement des Kreisarchivs von 1998 nennen, als für die Schüler des Kreises ein Wettbewerb zum Thema Reichspogromnacht ausgeschrieben wurde. Partner des Kreises waren die Geschichtsvereine Bedburg und Bergheim. Als Ergebnis konnte schließlich eine Broschüre vorgelegt werden, die viele Details enthält und den Lesern Einblicke in den scheußlichen Überfall der Nazis auf jüdische Geschäfte am 9. September 1938 gewährt.

Das Dritte Reich, darauf macht Scholz, aufmerksam, ist häufig Thema von Senioren, die für die Buchreihe "Erlebte Vergangenheit" Beiträge geliefert haben. Seit dem Start in den 90er Jahren sind neun Bände erschienen. Wer die hier und da in den Kommunen erscheinenden Seniorenkuriere liest, stößt auf bekannte Namen unter den Buchautoren. Sie erzählen gern etwas aus den erlebnisreichen Jahrzehnten ihres langen Lebens und hoffen, dass nicht alles untergeht und in Vergessenheit gerät.

Wer Glück hat im Kreisarchiv, darf einen Blick in den "Giftschrank" werfen. Aus den literarischen Schätzen dieses gesicherten Schranks ragt, in dickes Leder eingebunden und mit Schloss versehen, ein stattlicher Wälzer heraus: "Die Bibel", ein ebenso prachtvolles wie teures Stück, Jahrgang 1600. Schade eigentlich nur, dass dieses Archiv nicht noch mehr lokales Textmaterial über das Dritte Reich vorweist, das den jüngeren Jahrgängen erklären könnte, was damals passiert ist und warum.

Quelle: Willy Kreitz, Kölner Stadt-Anzeiger, 10.2.2005

Beiträge zu Stasi-Akten und Birthler-Behörde im Deutschland-Archiv

In der neuesten Ausgabe des "Deutschland Archivs" 39 (2005), 1, gibt es u.a. Beiträge zum Umgang mit den Stasi-Akten und der Birthler-Behörde:

– Michael Beleites: Stasi-Akten in Bundes- und Landesarchive? Zur Kontroverse um die Perspektiven der Stasi-Unterlagen-Verwaltung S.102-107

– Silke Stokar von Neuforn: Testfall für den Umgang mit der Vergangenheit.Zur Diskussion um die Perspektiven der Stasi-Unterlagen-Behörde S.108-112

Info: www.wbv.de/deutschlandarchiv/start.html

Umzug des Stadtarchivs Herne

Prinzipiell hatte der Kulturausschuss gegen den geplanten Umzug des Stadtarchivs von Eickel in das Herner Kulturzentrum nichts einzuwenden. Der Verfahrensablauf bereitete der CDU allerdings einige Bauchschmerzen.

Wie berichtet, hatte die Verwaltung ihre Überlegungen zwar in der Bezirksvertretung Herne-Mitte vorgestellt, weil die neuen Räume des Stadtarchivs in deren Zuständigkeitsbereich liegen; die Bezirksvertretung Eickel, bisheriger "Gastgeber" des Stadtarchivs, war über den Umzug jedoch nur kurz mündlich informiert worden. Um die Bezirkspolitiker doch noch einbinden zu können, wollte die CDU im Kulturauschuss den Beschluss über den Umzug zunächst vertagen lassen, zog es dann aber nach einer Sitzungsunterbrechung vor, sich lediglich der Stimme zu enthalten. Denn rechtlich, so hatten sich die Kulturpolitiker sagen lassen müssen, sei der Beratungsablauf nicht zu beanstanden.

Kulturamtsleiter Hubert Emmerich hatte zuvor noch einmal deutlich gemacht, dass der Umzug des Stadtarchivs allein schon aus baulichen Gründen unerlässlich sei. Verläuft alles nach Plan, könnte das Stadtarchiv gegen Ende des Jahres seine neuen Räume im KuZ beziehen.

Quelle: WAZ, 9.2.2005

Neue Regale fürs Stadtarchiv Gevelsberg

Im Vermögenshaushalt sind die Gelder für größere Investitionen aufgelistet. Einige der geplanten Projekte, die Kämmerer Andreas Saßenscheidt bei der Einbringung des Etats nannte, und die Finanzlage stellen wir in diesen Tagen vor.

Die Beratungen des städtischen Etatentwurfs 2005 beginnen am Montag, 21. Februar, in den Fachausschüssen. Am 8. März befasst sich dann der Hauptausschuss mit dem Zahlenwerk, am 17. März soll der Haushalt vom Stadtrat verabschiedet werden.

Der Vermögenshaushalt umfasst Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 16,5 Millionen Euro – gut 3,2 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Zunächst finden sich dort Ausgaben für die EDV im Rathaus: mehr als 220 000 Euro.

Das Stadtarchiv Gevelsberg leidet seit Jahren darunter, das Archivgut teilweise nicht sachgerecht lagern und nur unzureichend erschließen zu können. Eine Erweiterung des Regalsystems soll Abhilfe zu schaffen. Benötigt werden 17 500 Euro, das Land gibt einen 30prozentigen Zuschuss.

Quelle: Westfalenpost, 9.2.2005

Holocaust-Memorial in Paris

Das bedeutendste europäische Holocaust-Dokumentationszentrum, das sich auf dem Gelände des Pariser Holocaust-Memorials (Mémorial de la Shoah) befindet, ist seit dem Gedenktag zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz dem Publikum in geschmackvoll renovierten Gebäuden zugänglich. Anlässlich des internationalen Gedenktages wurde am gleichen Ort die neu errichtete Namen-Mauer (aus hellem Jerusalem-Stein) der Öffentlichkeit übergeben. Die Namen und das Geburtsjahr der 76.000 aus Frankreich deportierten Juden sind in die am Eingang des Holocaust-Memorials positionierte Mauer eingraviert.

Das Holocaust-Memorial ist kein Museum (es gibt bereits ein Museum der Kunst und Geschichte des Judaismus in Paris), sondern eine globale Erinnerungsstätte, deren erstes Mahnmal bereits seit 1956, unter dem Namen "Mémorial du martyr juif inconnu" (Denkmal des unbekannten jüdischen Märtyrers), in einer schmalen Straße im Pariser Viertel Marais existiert. Im Marais befindet sich seit 900 Jahren das Herz der jüdischen Gemeinde. Von 1942 bis 1944 wurde dort eine große Anzahl der jüdischen Deportierten festgenommen.

Die Gebäude hinter der Namen-Mauer, die einen ganzen Häuserblock einnehmen, enthalten das umfangreiche Dokumentationszentrum, ergänzt durch Ausstellungssäle, wo auf 1000 Quadratmetern die Geschichte der europäischen und der französischen Juden anhand von Daten, Zahlen, Foto-, Film- und Originaldokumenten dargestellt wird.

Das Pariser Shoah-Dokumentationszentrum, dessen Archivumfang nur mit dem Holocaust Museum in Washington und dem Yad Vashem in Jerusalem vergleichbar ist, geht auf die Initiative von jüdischen Widerstandskämpfern in Grenoble zurück, die bereits am 28.4.1943 beschlossen, ein zeitgenössisches jüdisches Dokumentationszentrum zu gründen. Sie retteten noch während der deutschen Besatzung wichtige Papiere mit Unterschriften der Hauptverantwortlichen der Judenverfolgung sowie der Kollaborateure.

Während der Nürnberger Prozesse dienten sie als entscheidendes Beweismaterial. Heute umfasst das Archiv mehr als eine Million Dokumente, die am Ort oder per Internet konsultierbar sind. Darunter 60.000 Archivfotos, eine Bibliothek mit 50.000 Werken über den Holocaust und die Geschichte der jüdischen Gemeinden in zehn Sprachen. Es wird seit mehr als 60 Jahren laufend ergänzt – z.B. wurde kürzlich ein Teil des Archivs des internationalen Roten Kreuzes aus der Schweiz erworben.

Quelle: derStandard.at, 10.2.2005

Liebesbriefe im Archiv

Zwischen "Mein liebes liebes Muckelchen!" (1903) und "Miriam, Du brichst mir mein Herz!" (2005) liegt gut ein Jahrhundert, doch verbindet diese beiden Anreden das wohl wichtigste Gefühl der Menschheit: Liebe. Seit es Menschen gibt, versuchen diese, ihre Zuneigung in Worte zu fassen. 5.000 Liebesbriefe aus einem Schweizer Archiv bieten die Grundlage für eine ungewöhnliche akustische Ausstellung, die jetzt im Petersburger "Baltischen Haus" Premiere hat.

Weil Liebesbriefe so bedeutend sind für unser Leben, hat die Schweizer Linguistin Eva Lia Wyss über Jahre diese intimen Schreiben gesammelt und so ein Archiv aus inzwischen über 5000 Stück aufgebaut. Ein Teil dieser Briefe wurde von dem Theaterwissenschaftler Mats Staub vertont . Nach dem das Projekt in der Schweiz gut ankam, geht es jetzt mit einigem ins Russische übersetztem Material in Russland auf Tournee.

Am Anfang stand das Habilitationsprojekt der Sprach- und Medienwissenschaftlerin Wyss. Sie wollte Liebesbriefe des 20. Jahrhunderts analysieren. Deshalb rief sie 1997 ihre Mitbürger in Zeitungen auf, Liebesbriefe einzuschicken: Alte oder neue, selbst geschriebene oder erhaltene, Briefe aus dem Nachlass der Großtante oder beim Stöbern auf dem Speicher gefundene. Erstaunlich viele Leute aus der Schweiz und auch aus Österreich und Deutschland schickten daraufhin ihre Briefe: Sei es nun aus Stolz über so schöne Liebesbekundungen, aus der Erleichterung, zur Last gewordene Korrespondenz endlich loszuwerden, ohne sie selbst wegschmeißen zu müssen, oder sei es der bloße Wunsch nach Archivierung, also quasi der Verewigung seiner Gefühle.

Mats Staub nutzte die so entstandene Sammlung für sein Projekt, das er zunächst für das Theater Neumarkt in Zürich arrangierte. Er wählte aus den Unmengen an Liebesbekundungen die schönsten und traurigsten Briefe aus, eben die, die eine interessante Geschichte zu erzählen haben. Am Ende hatte er ein Sortiment von über 600 Briefen aus insgesamt 80 Briefwechseln beisammen. Diese stammen aus allen Zeiten des letzten Jahrhunderts und sind vorgelesen zwischen zwei und 30 Minuten lang. Fast alle sind ungekürzt, jedoch wurden die Namen der Briefeschreiber, und in heiklen Fällen auch die Ortsnamen, geändert.

Als Tonträger entschied sich Staub für Kassetten. Er wollte, dass die Besucher sich wirklich mit den Stücken auseinandersetzen müssen. Dass das Anhören "ein richtiger Vorgang" ist, bei dem man nicht einfach schnell weiter skippen kann, wenn man ungeduldig wird. Passend zu dem inzwischen fast veralteten Medium Kassette wählte Pulli, die für die Raumausstattung zuständig war, nostalgisch anmutende schlichte Kassettenspieler. Je eines dieser Geräte montierte sie in den 15 gemütlichen, gepolsterten Sitzecken, die sie samt dazugehöriger Tischchen aus hölzernen Transportkisten gebaut hatte.

Nach dem Erfolg in der Schweiz ist Staub mit seinem Projekt jetzt in Russland. Mit seiner hiesigen Kollegin Swetlana Marchenko hat er die "Audiobar" im Baltischen Haus aufgebaut. Das Raumkonzept – die Theke und die 15 Sitzecken mit Tischchen und Kassettenrekordern – ist das gleiche geblieben, nur hat sich die Auswahl an Liebesbriefen verändert. Zum einen ließ Staub 30 der 50 deutschen Kassetten ins Russische übersetzen. Bei dieser Übersetzung musste ein Mittelweg zwischen guter russischer Sprache und der Authentizität der originalen deutschen Texte gefunden werden. Zum anderen begann er, hier in Russland ebenfalls Liebesbriefe der Bürger zu sammeln. Und wieder fanden sich viele Menschen, die bereit waren, etwas zu dem Projekt beizusteuern. Diesmal sprachen Mitarbeiter des Baltischen Hauses – erneut Schauspieler wie Laien – die Briefe auf Band.

So kann man bei der "Audiobar" in St. Petersburg nicht nur studieren, wie sich die Art der Briefwechsel über die Jahrzehnte verändert hat, oder wie ältere Schreiber im Vergleich zu jüngeren formulieren. Hier kann man nun auch Vergleiche zwischen russischen und deutschen Liebesbekundungen ziehen – sofern man der russischen Sprache mächtig ist. Denn die russischen Briefe wurden bislang nicht ins Deutsche übersetzt.

Für die Zukunft plant Staub noch einiges mehr. Zunächst ziehen die 5.000 Liebessbriefe nach Moskau (8. bis 12. März) und Nowgorod (April). Und im Februar 2006, wieder pünktlich zum Valentinstag, wird man vielleicht im Stadttheater Stuttgart den Liebesbriefen lauschen können. Angespornt von den bisherigen Erfolgen würde Staub das Projekt gerne erweitern, wünscht sich Liebesbriefe aus England, Frankreich und Italien, um eine europaweite Sammlung von Liebesbekundungen aufzustellen.

Quelle: Sophie von Merten, sanktpetersburg.ru, 9.2.2005; Weitere Informationen: www.5000liebesbriefe.ch

Bombenkrieg am Niederrhein

War es eine Verwechslung oder handelte es sich um das Bombardement von Gelegenheitszielen? Die Geschichtsforscher streiten nach wie vor darüber, warum beispielsweise Arnheim und Enschede im Februar 1944 von den Alliierten ausgewählt wurden. Arnheim, so heißt es, soll mit Goch verwechselt worden sein, Enschede mit Münster. Wie auch immer – das Leid, das damit über die Bevölkerung hereinbrach, war unermesslich. Bilder aus dem zerstörten Nimwegen, am 22. Februar 1944 im Bombenhagel versunken, vermitteln dies ebenso wie zahlreiche Fotos aus Wesel, Emmerich, Rees und vielen anderen Städten beiderseits der Grenze. Zu sehen sind sie ab Sonntag in der Ausstellung "Bomben auf unser Haus – Arnheim, Nimwegen und der Niederrhein" im Preußen-Museum.

Die Schau ist Teil des groß angelegten Projektes "60 Jahre Freiheit" der Euregio Rhein-Waal. Organisiert wird es vom Nationaal Bevrijdingsmuseum Groesbeek in den Niederlanden, Partner sind unter anderen das Kreis- und Stadtarchiv Wesel. Das Besondere der Rückschau: Die Menschen stehen im Blickpunkt. Museumsdirektor Dr. Veit Veltzke sieht in der Ausstellung auch ein Mittel, die deutsch-niederländische Verständigung voranzubringen. Dass das Interesse rund um den Zweiten Weltkrieg auch in den Niederlanden groß ist, zeigt beispielsweise das enorme Einspielergebnis des deutschen Kinofilms "Der Untergang". Auch das Leid der deutschen Bevölkerung werde in Holland wahrgenommen, so Veltzke.

Es ist eine der letzten Möglichkeiten, mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen, erinnert der wissenschaftliche Mitarbeiter Thomas Ohl. Deshalb geht es in einem Teil des Projektes um die Befragung der Menschen, die die Angriffe damals miterlebt haben, in einem anderen um die Erhaltung des Erbes. Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg werden registriert, dokumentiert und präsentiert. Darüber hinaus wird es einen Reiseführer mit dem Titel "Monumente der Freiheit" geben, der Denkmäler, Friedhöfe, Museen, Archive und anderes mehr zum Thema enthalten soll. Und unter dem Motto "Zukunft der Vergangenheit" ist vorgesehen, mit Schülern zusammenzuarbeiten.

Bei einem Rundgang durch die zweisprachig konzipierte Ausstellung, die auf zwei Ebenen zu sehen ist, kann der Weg der tödlichen Bomben genau verfolgt werden. Erstaunlich, dass nicht nur größere Städte wie Wesel und Kleve Ziele waren, sondern auch Uedem und Kalkar, die am 21. und 25. Februar getroffen wurden. Besonders makaber: In Wesel wurden nach dem verheerenden Angriff am 16. Februar weitere Angriffe zu Filmzwecken geflogen, wie Thomas Ohl weiß.

Über 600 Zivilisten kamen in der heutigen Kreisstadt ums Leben, die Überlebenden hatten keine Bleibe mehr. Der letzte Angriff am 23. März traf erneut das Zentrum, aber auch den Bereich rund um den Hafen. Einen Tag später war die Stadt bereits in britischer Hand. Wohnten vor dem Krieg 24 600 Menschen in Wesel, waren es am 10. Mai 1945 nur noch 2000, provisorisch untergebracht in Kellern und Notbehausungen.

Ausstellung "Bomben auf unser Haus" im Preußen-Museum; Eröffnung: Sonntag, 13. Februar, 11.30 Uhr; bis 8. Mai, dienstags, mittwochs, donnerstags sowie samstags und sonntags 11 bis 17 Uhr; www.preußenmuseum.de

Quelle: Petra Herzog, NRZ online, 9.2.2005

Umzugspläne für das Stadtarchiv Torgau

Die schmucke Fassade des Rathauses an der Marktfront täuscht gewaltig – bereits dahinter verbergen sich räumliche und medientechnische Probleme. Schon fast dramatisch stellt sich die Situation in den anderen Flügeln dar. Was beispielsweise als Büroräume in der Scheffelstraße oder in der Breite Straße dient, entspricht in keiner Weise den heute gültigen Anforderungen. Ganz zu schweigen von der im Innenhof befindlichen Nikolai-Kirche. Eine Rosskur für das Rathaus in den kommenden Jahren scheint unumgänglich, ist aber abhängig von der Finanzierbarkeit.

Schon längerfristig bekannt war der Auszug der Polizeidirektion aus den Räumen im Flügel Leipziger Straße. Auch das Revier wird in absehbarer Zeit in der Dommitzscher Straße sein neues Domizil beziehen. Ungeachtet dieser Vorstellungen bleiben der Zugang Leipziger Straße und der Zugang zum Standesamt weiter erhalten. Welche Bereiche der Verwaltung in den ehemaligen Polizeiräumen Platz finden sollen, ist noch nicht entschieden. Die Überlegungen gehen jedoch dahin, stark frequentierte Bereiche in das Erdgeschoss beziehungsweise in die Nähe des Fahrstuhls zu bringen, um die Verwaltung so noch bürgerfreundlicher zu gestalten. Auch noch vorhandene Gebäudesprünge (unterschiedliche Höhen der Fußböden in den einzelnen Etagen) sind zu beseitigen. Gleichzeitig müsse Raum geschaffen werden, um sachbezogene Akten der einzelnen Ämter oder Dezernate in unmittelbarer Nähe der Büros lagern zu können, nannte Hauptamtsleiterin Margit Müller eine zu beachtende Prämisse. Immerhin gelten heute viel weitreichendere Aufbewahrungsfristen als noch vor Jahren.

Für den Flügel Breite Straße gibt es bereits konkretere Vorstellungen. Der im Innenbereich vorhande Anbau soll abgerissen werden. Danach kann ein Durchgang zum Hof realisiert werden. Zwar gehen dabei Räume verloren, doch Nutzungsabsichten verlangen dies geradezu. Schließlich wird voraussichtlich das Stadtarchiv Torgau im Bereich der Breite Straße seinen Sitz erhalten. Dann macht der Zugang nämlich doppelt Sinn. Einerseits entstehen kurze Wege für Besucher, Nutzer und Gäste, würde eine Glassfassade für Einblicke und Licht sorgen und andereseits gäbe der Durchgang den Blick auf das Kirchenportal frei. Auch aus Sicherheitsgründen ist der Flügel Breite Straße für das Archiv geradezu prädestiniert.

Die sich heute noch in der Scheffelstraße befindlichen Büros könnten künftig gänzlich verschwinden. An ihre Stelle würde dann ein breiter Flur treten, der die jetzt existierenden \“Schläuche\“ ablöst.

Erklärtes Ziel ist ein Baubeginn in der Leipziger Straße wobei eine Auslagerung von Standesamt und großer Teile des Baudezernates notwendig wären. Zur Finanzierung der Vorhaben könnten Städtebaufördermittel zum Einsatz kommen. Ein nicht unerheblicher Eigenanteil wäre aufzubringen. Da dieser bisher nicht bestätigt ist, gibt es noch keinen Termin für den Baubeginn.

Quelle: Torgauer Zeitung, 8.2.2005

Einsteins Lebenslauf im Akademie-Archiv Leopoldina

2005 ist das Albert-Einstein-Jahr: Vor 100 Jahren begründete er die Relativitätstheorie. Vor 50 Jahren starb er in den USA. Doch was kaum jemand weiß: Der handgeschriebene Lebenslauf Einsteins wird in Halle wie ein Schatz gehütet. Denn der Nobelpreisträger war Mitglied der Akademie Leopoldina.

Erna Lämmel, Leiterin des Archivs der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, hat den Beweis. Mit weißen Handschuhen nimmt sie das kostbare Schriftstück aus einer Mappe. Auf Vorschlag des halleschen Physikers, Prof. Gerhard Hoffmann, und des Präsidenten der Leopoldina, Prof. Emil Abderhalden, war Einstein am 17. März 1932 zum Akademiemitglied gewählt worden. Dem handgeschriebenen Lebenslauf hat er ein Foto beigefügt. Es zeigt ihn Pfeife rauchend, mit wildem Haarschopf.

Zum Zeitpunkt der Wahl hielt sich Einstein in Amerika auf. Erst am 9. April 1932 nahm er in einem Brief an Abderhalden die Wahl Auch wenn ihm die Mitgliedschaft der \“Kaiserlich Deutschen Akademie der Naturforscher zu Halle\“ offenbar gefiel – Einstein hat niemals einen Fuß nach Halle gesetzt, niemals hier etwas publiziert oder gelehrt. Auch im Nachlass des jüdischen Wissenschaftlers, der in Jerusalem verwaltet wird, habe sich kein Hinweis auf Halle gefunden. Schon kurze Zeit nach seiner Wahl muss sich Einstein mit dem Gedanken getragen haben, Deutschland zu verlassen. Befürchtete er doch bereits 1920 antisemitische Übergriffe auf seine Person. Ein Jahr später erhielt der Physik-Professor, der in Prag und Zürich lehrte, den Nobelpreis.

Einstein verließ Deutschland 1933, siedelte in die USA über. In Princeton (New Jersey) fand er eine neue Anstellung. Seinen Freund Max von Laue bat er, seinen Austritt aus der Akademie zu erklären. Doch Laue hat das nie getan, so Frau Lämmel. Als die Nazis 1938, da galten die Nürnberger Rassegesetze schon drei Jahre, verlangten, alle jüdischen Mitglieder auszuschließen, sei das nicht geschehen. Nur ganz dünn mit Bleistift stand \’gestrichen\‘ hinter Einsteins Namen, sagt die Archivleiterin. Einstein selbst ist offenbar nie davon ausgegangen, nicht mehr Akademiemitglied zu sein. Er bedankte sich jedenfalls 1954 bei Vizepräsident Heinrich Brandt für die Glückwünsche zu seinem 75. Geburtstag. Die Dankeskarte ist ebenfalls im Archiv, so Erna Lämmel. Der Lebenslauf sei übrigens sehr akkurat. Orthografie Note 1.

Quelle: Naumburger Tageblatt, 8.2.2005