In den ersten Märztagen 1945 rollte die Kriegfront über Krefeld hinweg. Einheiten der neunten US-Armee besetzen die Stadt. Die deutschen Truppen flüchteten über den Rhein und sprengten am Morgen des 4. März die Uerdinger Rheinbrücke. Damit war der Zweite Weltkrieg für die Krefelder gut zwei Monate vor der deutschen Kapitulation beendet. Die letzten Kriegstage in Krefeld dokumentiert bis zum 8. Mai eine gestern eröffnete Ausstellung im Stadtarchiv Krefeld.
Die von Stadtarchivarin Elisabeth Kremers konzipierte Ausstellung setzt sich im Wesentlichen aus drei Komponenten zusammen: Fotografien, Zeitzeugenberichten und Texten von Kremers. Diese werden durch originale Dokumente und Kopien ergänzt. Darunter befindet sich auch eine Kopie der Westdeutschen Zeitung, die am 1. März 1945 vorläufig zum letzten Mal erschien. Archivalien aus der Zeit seien selten. Da haben wir gar nicht viel aus den ersten Nachkriegstagen, so Kremers. Im letzten Herbst veröffentlichte sie das Buch "Lucky Strikes und Hamsterfahrten. Krefeld 1945-1948".
Die Ausstellung spannt einen Bogen beginnend mit den ersten Verteidigungsmaßnahmen rund um Krefeld bis hin zur Besatzung. Fotos zeigen vor allem alte Männer beim Ausheben von Panzergräben. Ein Bericht des Stadtkommandanten Walter Weiss über die Verteidigung der Stadt rundet das Fotomaterial ab. Dann sind es in erster Linie Zeitzeugenberichte, die vom Einmarsch der Amerikaner und den Kampfhandlungen berichten. Diese seien kurz nach dem Krieg durch den Stadtarchivar Carl Müller angefertigt worden.
"In der Verwaltung hat er fast jeden interviewt", sagt Kremers. Auch in der Bürgerschaft habe er Berichte gesammelt, so dass das Stadtarchiv über zahlreiche zeitnahe Beschreibungen verfüge.
"Von Befreiung war nur bei den Zwangsarbeitern die Rede", schildert Archivleiter Paul-Günter Schulte. Etwa 10 000 Zwangsarbeiter seien im März auf mehrere Lager in der Stadt verteilt gewesen. Nach der Befreiung verbrüderten sie sich mit den US-Truppen und plünderten in Krefeld. Nach dem Einmarsch soll es auch zu Vergewaltigungen von Frauen durch GIs in Krefeld gekommen sein. Der letzte Zeitabschnitt widmet sich der Phase kurz nach dem Kriegsende.
Die Ausstellung dauert bis zum 8. Mai. Sie kann während der Öffnungszeiten des Stadtarchivs besucht werden. Schulklassen sollten sich vorher anmelden. Zudem veranstaltet das Archiv an der Girmesgath (hinter dem Stadthaus) am 6. März von 11 bis 17 Uhr einen Tag der offenen Tür. Um 12 und 14 Uhr führt Kremers Besucher hinter die Kulissen der Einrichtung.
Quelle: Westdeutsche Zeitung online, 3.3.2005