Ausstellung und Vorträge zum Thema Antisemitismus im Staatsarchiv Darmstadt

„In antisemitischer Gesellschaft“ lautet der Titel einer Ausstellung, die am 2. Dezember um 18.30 Uhr im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt eröffnet wird. Begleitend dazu gibt es eine Vortragsreihe über das Thema Antisemitismus.

Die Schau, die noch bis zum 20. Dezember im Darmstadt zu sehen ist, dokumentiert antisemitische Gewalt in Deutschland und Europa und informiert über Ursachen, Funktionen und die Geschichte des Antisemitismus. Auf den Informationstafeln werden Themen wie \“2000 Jahre Antisemitismus\“ und \“Antisemitismus und Nahostkonflikt\“ beleuchtet. Die Langlebigkeit und der Wandel antisemitischer Stereotype und Bilder sowie alte und neue Erscheinungsformen des Antisemitismus sind zentrale Themen. 

Konzipiert wurde die Ausstellung von der Amadeu-Antonio-Stiftung in Berlin, in Darmstadt ist der Asta der Technischen Universität Mitveranstalter. Die Ausstellung ist montags von 8.30 bis 19.30 Uhr zu sehen, dienstags bis donnerstags von 8.30 bis 17.30 Uhr, freitags von 8.30 bis 15 Uhr, außerdem am 11. Dezember (Sonntag) von 10 bis 13 Uhr.

Begleitend gibt es mehrere Vorträge, jeweils ab 19.30 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) im Staatsarchiv. Am 2.12. spricht der Soziologe Lutz Eichler über den „Alltag des Antisemitismus“, am 8. Dezember heißt das Thema des Publizisten Sebastian Bischoff „Wo der Ellenbogen regiert. Zur Kritik des Anti-Amerikanismus“ und am 15. Dezember referiert die Politikwissenschaftlerin Ljiljana Radonic über „Die friedfertige Antisemitin? Kritische Theorie über Geschlechterverhältnis und Antisemitismus“.

Veranstaltungen:
Freitag, 02.12.05
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Karolinenplatz 3)
Lutz Eichler (Soziologe, Frankfurt): \“Der Alltag des Antisemitismus\“ 
Potentielle atomare Bedrohung Israels durch den Iran, Selbstmordattentäter in Haifa, brennende Synagogen in Frankreich – Antisemitismus ist heute eine weltweite und akute Gefahr. Zur Einleitung der Veranstaltungsreihe soll es jedoch um den \“ganz normalen\“ Antisemitismus im post-nationalsozialistischen Alltag Deutschlands gehen, um den im Wohn- und Klassenzimmer, im Büro und im Cafe um die Ecke. Sekundärer, struktureller und antizionistischer Antisemitismus sind selbstverständlicher Teil der Wahrnehmung und Erklärung gesellschaftlicher Prozesse geworden. Wie lässt er sich quantitativ bestimmen, qualitativ beschreiben und erklären? Anhand einiger neuerer Studien wird der Frage nach einem antisemitischen Klima nachgegangen. 

Donnerstag, 08.12.05
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Karolinenplatz 3)
Sebastian Bischoff (Freier Publizist, ehem. wissenschaftlicher Mitarbeiter im Europäischen Parlament): \“Wo der Ellenbogen regiert. Zur Kritik des Anti-Amerikanismus\“ 
Dass die Weltmacht USA arrogant sei, die McDonaldisierung der Kultur voranschreite und jenseits des großen Teiches die soziale Kälte wohne, weiß der Punk genau so wie die Großbürgerin. Letzteres wird nicht mehr nur in der Linken oder in der \“Zeit\“ Neoliberalismus genannt, auch Blüm, Seehofer und Geißler geißeln die undeutschen Zustände. Manche sehen dann die ganze EU als Bollwerk gegen den anglo-amerikanischen Virus, der beharrlich seine Heuschrecken als Spähtrupp vorschickt. 
Der Vortrag will erläutern, wann und warum sich die Wahrnehmung elender Zustände auf Objektsuche macht. Gesucht wird, wer sich verantwortlich zeichnet für die \“Auswüchse\“ des Kapitalismus halte dieser doch als solcher eine große Chance für jeden einzelnen bereit. Warum wird der Schuldige nicht zufällig regelmäßig in den USA, im \“Amerikanismus\“ und unter Amerikanern gefunden. 

Montag, 15.12.05
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Karolinenplatz 3)
Ljiljana Radonic (Politikwissenschaftlerin, Wien): \“Die friedfertige Antisemitin? Kritische Theorie über Geschlechterverhältnis und Antisemitismus\“ 
Haben Frauen dasselbe Bedürfnis wie Männer, unerlaubte Regungen auf \“Sündenböcke\“ zu projizieren oder sind sie zu aggressivem Verhalten und Antisemitismus gar nicht fähig? Sind Frauen tatsächlich das \“friedfertige Geschlecht\“, wie beispielsweise Margarete Mitscherlich behauptete? 
Jahrelang hat die \“neue Frauenbewegung\“ ein positives Bild von \“der Frau\“ im NS gezeichnet, was nicht selten zu einer den Holocaust verharmlosenden oder gar antisemitischen Argumentation führt(e). Frauen wirkten als KZ-Aufseherinnen, Denunziantinnen oder Fürsorgerinnen an der Ausgrenzung und Vernichtung von Jüdinnen und Juden begeistert mit. 
Ist dem feministischen Opfermythos die Grundlage entzogen, so lässt sich auf Basis einer kritischen Theorie des Antisemitismus die Frage stellen, ob dieser bei Frauen und Männern die gleichen Bedürfnisse befriedigt, oder ob entsprechend der verschiedenen Geschlechterrollen unterschiedliche Inhalte projiziert werden. Und welche Rolle spielt dabei die Entwicklung zu einer \“vaterlosen Gesellschaft\“, in der charakterlose Charaktere die autoritäre Persönlichkeit ablösen?

Kontakt:
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
Karolinenplatz 3
64289 Darmstadt 
Telefon: 06151/165900
Telefax: 06151/165901
poststelle@stad.hessen.de

Quelle: Echo Online, 1.12.2005

Archivpfleger aus Neumarkt bilden sich weiter

Zur Weiterbildung tagten die Archivpfleger des Landkreises Neumarkt in der fränkischen Kleinstadt Roth. Im Schloss Ratibor ist das Stadtarchiv Roth mit seinen 600 laufenden Metern Akten im beengten Dachgeschoss untergebracht. Hauptamtlicher Museumsleiter und Stadtarchivar Guido Schmid erklärte den Kollegen aus dem Landkreis Neumarkt sehr ausführlich das Archiv. Dieses beinhaltet unter anderem die ältesten Akten und Urkunden seit dem 14. Jahrhundert, da Roth sowohl im Dreißigjährigen Krieg als auch im Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt blieb. Fast vollständig ist auch die Industriegeschichte der Leonischen Drahtwerke nachvollziehbar oder der Bundeswehr-Standort in Roth, der nächstes Jahr sein 50-jähriges Jubiläum begeht.

Bei der Gebietsreform wurden acht Gemeindearchive komplett übernommen. Momentan werden die Daten elektronisch erfasst, erläuterte Schmid.
Im Anschluss wurden die Archivpfleger von Stadtführerin Anke Geyer durch den Museumstrakt im Schloss Ratibor geführt. Ein Vorzeigemuseum, waren sich die Archivpfleger aus dem Landkreis Neumarkt abschließend einig.

Quelle: Mittelbayerische, 1.12.2005

Basler Staatsarchiv stellt Bilder ins Internet

Das Basler Staatsarchiv hat damit begonnen, Bilder ins Internet zu stellen, um sie besser zugänglich zu machen. Vorerst sind es 7.000 historische Fotos und Bilder, die via Internet auf dem Computerbildschirm betrachtet und als hochaufgelöste TIFF-Formate per E-Mail bestellt werden können. 

Ein beabsichtigter Nebeneffekt der Digitalisierung des Bildbestands sei auch der Schutz der wertvollen Originale, betonte das Staatsarchiv. Bei Recherchen vor Ort müsse nämlich immer mit den Originalen hantiert werden. Bis Ende des nächsten Jahres sollen schon über 20. 000 Fotos und Bilder im Netz verfügbar sein. Insgesamt hütet das Staatsarchiv über 250. 000 Bilder.

Kontakt:
Staatsarchiv
Kanton Basel-Stadt
Martinsgasse 2
CH-4001 Basel
Tel. ++41 061 267 86 01 
stabs@bs.ch
http://www.staatsarchiv.bs.ch 

Quelle: Klein Report, 30.11.2005

Die NS-Mörder sind noch unter uns

In ganz Westeuropa verübten deutsche Wehrmacht, SS- und Polizeitruppen Massaker an der Zivilbevölkerung. Ortsnamen wie Sant\’Anna di Stazzema, Marzabotto, Vallucciole (Italien), Oradour-sur-Glane (Frankreich), Kragujevac (Serbien), Distomo, Kommeno (Griechenland) stehen hier für diese Politik der verbrannten Erde. 

Die wenigsten Täter wurden bis zum heutigen Tage zur Rechenschaft gezogen. In Italien wurden 700 italienische Ermittlungsakten während des Kalten Krieges aus dem Verkehr gezogen. Der Schrank mit den Ermittlungsakten, der sich in der Generalstaatsanwaltschaft in Rom befand, wurde einfach umgedreht, so dass sich die Schranktüren nicht mehr öffnen ließen. Über 30 Jahre gingen Bedienstete der Staatsanwaltschaft an diesem \“Schrank der Schande\“ vorbei. Erst 1994 wurde nachgeschaut, was sich in diesem Schrank befindet.

Dies erklärt die Zunahme von Prozessen in Italien, die auf Grund der alten, neu aufgetauchten Ermittlungsakten geführt werden konnten. So wurde Erich Priebke 1998 zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er an dem Massaker an 335 Menschen, darunter 75 Juden, 1944 in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom beteiligt war. Der Prozess zu dem Massaker in Sant\’Anna, der im April 2004 eröffnet wurde, fand in Italien eine große öffentliche Anteilnahme, da die juristische Bewertung für die gesellschaftliche Ächtung des Verbrechens von hoher Bedeutung war. Am 22. Juni 2005 wurden die Urteile gesprochen. Zehn deutsche SS-Offiziere wurden zu lebenslanger Haft und Entschädigungszahlungen verurteilt, da ihnen die Verantwortung am Massaker von Sant\’Anna nachgewiesen werden konnte. Im Urteil wurde erstmals anerkannt, dass es sich um keine militärische Aktion oder eine Aktion gegen Partisanen, sondern um ein Massaker an der Zivilbevölkerung handelte, und es wurden die Täter beim Namen genannt.

Zwei der zehn verurteilten NS-Verbrecher wohnen in Hamburg. Während sich Werner Bruß verantwortlich für das Massaker fühlte und in Italien schriftlich ausgesagt hat, bestreitet der damalige Ranghöchste Gerhard Sommer bis zum heutigen Tage seine Schuld. Dem Fernsehmagazin Kontraste sagte er noch 2002, dass diese Zeit für ihn erledigt sei: \“Ich habe mir keinerlei Vorwürfe zu machen, ich habe ein absolut reines Gewissen\“. Die deutschen Mörder brauchen keine Angst zu haben, dass das Urteil vollstreckt wird, denn Deutschland liefert in der Regel Kriegsverbrecher nicht aus.

Quelle: Birgit Wulf, ak – analyse + kritik – Zeitung für linke Debatte und Praxis, Nr. 500, 18. November 2005

Ausstellung >>Schutzhaft<< in Detmold

Unter dem Titel "Schutzhaft" präsentiert das Landesarchiv NRW Staats- und Personenstandsarchiv Detmold in seinem Foyer in der Zeit vom 25.1.-7.4. 2006 eine Ausstellung anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar, Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz). Die Präsentation soll das Rechtsinstitut der \“Schutzhaft\“, ihre Auswirkungen in Lippe und ausgewählte Einzelschicksale illustrieren. Zahlreiche Fotos, Karikaturen, Zeitungsausschnitte, Plakate sowie dreidimensionale Exponate, auch auswärtiger Leihgeber, dienen dabei zur Visualisierung des Problems für einen v.a. jugendlichen Adressatenkreis.

Das Rechtsinstitut der \“Schutzhaft\“, ursprünglich vor allem zum Schutz der inhaftierten Person gedacht – lässt sich bis zum Revolutionsjahr 1848 zurückverfolgen. In der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) war die "Schutzhaft" eines der schlagkräftigsten Instrumente des Regimes zur Bekämpfung seiner Gegner. Mit Hilfe der "Schutzhaft", deren formaljuristische Grundlage die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 bildete, schuf sich die Gestapo einen von jeder rechtsstaatlichen Bindung gelösten Raum staatlicher Willkür. Erste Opfer der \“Schutzhaft\“ waren zunächst vor allem Funktionäre der Arbeiterbewegung sowie Juden, die in Gefängnissen und so genannten wilden Konzentrationslagern z.T. über Wochen und Monate ohne richterlichen Beschluss festgesetzt und teilweise auch misshandelt, ja getötet wurden. Zehntausende von Menschen befanden sich im Sommer 1933 in \“Schutzhaft\“. Im Laufe des Jahres 1933 kamen \“Schutzhäftlinge\“, die länger festgehalten werden sollten und die der NS-Staat als besonders bedrohlich empfand, in die neu errichteten Konzentrationslager wie Dachau. In diesen Lagern, deren Existenz vielen Deutschen bekannt war, drohte den \“Schutzhäftlingen\“ nicht erst während des 2. Weltkrieges die Vernichtung durch Arbeit oder Mord.

Info:
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Mo 8-18 Uhr, Di – Do 8-16 Uhr, Fr 8-13 Uhr

Ort
Landesarchiv NRW Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Str. 2
D-32756 Detmold
Telefon: 05231-766-0
Telefax: 05231-766-114
stadt@lav.nrw.de

vertikult – Service für den Kulturbereich

Für Menschen, die im Kulturbereich arbeiten, ist seit Anfang 2005 das Webportal des Dienstes vertikult zu erreichen. Das Internet-Portal und ein Servicebüro haben die Aufgabe, Arbeitsangebote jeglicher Art entgegen zu nehmen und an Dienstleistungsanbieter und Arbeitssuchende elektronisch zu vermitteln. Dieses Serviceangebot ist kostenfrei.

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Die Jobbörse vermittelt Stellen und projektbezogene Arbeitsangebote. Jedes registrierte Mitglied kann in einem eigenen persönlichen Bereich die eigenen Gesuche oder Angebote und Rechercheergebnisse abspeichern. 

Im Dienstleistungsbereich können detaillierte Angaben zur Person und den eigenen Angeboten gemacht oder Dienstleistungsaufträge eingestellt werden.

In Kürze erhalten vertikult-Mitglieder, die ein Jobgesuch oder ein Dienstleistungsangebot in das Portal eingestellt haben, eine Information, wenn im Portal ein neues Arbeitsangebot in ihrer Kultursparte eingestellt wird.

Auch eine Kooperationsbörse ist in vertikult integriert. Diese dient zur Anbahnung strategischer Partnerschaften im Kulturbereich (beispielsweise für Förderprojekte) und bringt vertikult-Mitglieder zusammen, die gemeinsam neue Projekte in Leben rufen möchten. 

Das Portal bietet zudem eine breite Palette an nützlichen Informationen rund um den Kulturbereich und das Thema Arbeit: Beiträge zu Weiterbildungsangeboten, Förderungen und Kulturwirtschaft sind hier redaktionell speziell für Kulturschaffende aufbereitet. Ein Newsletter wird monatlich versandt. Im November 2005 berichten wir über Internet-Archive im Kulturbereich. Im Dezember begeben wir uns auf den Weg der Visionen und informieren über neue Formen der Arbeit in Kultur und Wissenschaft. Der Januar 2006 ist dem Thema Förderung gewidmet. 

Das angegliederte Servicebüro gibt Hilfestellungen bei der Nutzung des Portals. 

vertikult wendet sich an Kulturschaffende in allen öffentlichen und privaten Einrichtungen sowie an alle Personen, die im Kulturbereich Dienstleistungen anbieten.

Das Portal ist unter www.vertikult.de aufrufbar. Das Servicebüro ist erreichbar unter Tel: 07931-56 36 373, Fax: 0721-151 532301 oder E-Mail k.prinz@vertikult.de; Ansprechpartnerin: Karin Prinz.

Umbau des Ulmer Schwörhauses hat begonnen

Bis vor anderthalb Jahren spielte im Ulmer Schwörhaus noch die publikumsintensive Stadtbibliothek die erste Geige. Das Archiv war (und ist) nur über einen Seiteneingang zu erreichen gewesen. Nach dem Auszug der Stadtbibliothek hat nun aber der Umbau des noch allein vom Stadtarchiv Ulm genutzten Schwörhauses begonnen. Spätestens am Schwörmontag 2007 soll dann das Schattendasein des Stadtarchivs endgültig ad acta gelegt sein.

Der mit zwei Millionen Euro veranschlagte Umbau des Gebäudes auf historischem Boden wird das Stadtarchiv in ein "offenes Haus der Ulmer Stadtgeschichte", so Stadtarchivar Dr. Michael Wettengel, verwandeln. Von den insgesamt 2.800 Quadratmetern Fläche, die sich im Schwörhaus über fünf Stockwerke verteilen, werden nunmehr 1.500 für das Stadtarchiv umgebaut. Der Umbau erfolgt unter laufendem Betrieb. Die unterschiedlichen Arbeitsbereiche für die Archivangestellten und die Dienstleistungsbereiche für die Archivbenutzer werden auf den verschiedenen Etagen des Gebäudes nach dem Prinzip eingerichtet: "Alles aus einer Hand auf einer Etage\“, fasst Wettengel den Plan bündig zusammen.

Bemerkenswert: Weil die Haustechnik aus den 1950er Jahren komplett erneuert werden muss, beträgt das Verhältnis der Bau- zu den Technikkosten 50 zu 50. Gewöhnlich liegt es bei 60 zu 40.

Kontakt:
Stadtarchiv Ulm
Schwörhaus
Weinhof 12
89073 Ulm 
Telefon 0731/161-4200 
Telefax 0731/161-1633 
stadtarchiv@ulm.de

www.stadtarchiv.ulm.de 

Quelle: Hans-Uli Thierer, Südwest Presse, 28.11.2005

Garbsen – Neue Mitte am Rand?

Die Stadt Garbsen ist, obwohl erst einige Jahrzehnte jung, eine der 15 größten Städte Niedersachsens und ein wichtiges Nebenzentrum Hannovers. Als \“Mitten am Rand\“ prägen Städte wie Garbsen heute die Gestalt vieler Stadtregionen. Als Kinder der Gebietsreform sind sie zugleich darum bemüht, ihr Zentrum zu finden – etwa durch den Aufbau von \“Neuen Mitten\“ mit Rathaus und Shopping-Mall.

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Foto, von links: Rose Scholl, Leiterin des Stadtarchivs, Autor Dr. Christian Heppner, Prof. Dr. Adelheid von Saldern, wissenschaftliche Betreuerin der Arbeit

Am Beispiel Garbsens untersucht Christian Heppner, wie in den fünfziger und sechziger Jahren die Grundlagen solcher Stadtgründungen geschaffen wurden und eine neue Phase der (Sub-)Urbanisierung begann. Flüchtlingszustrom und \“Wirtschaftswunder\“, Automobilisierung und \“Flucht ins Grüne\“, Sozialer Wohnungsbau und politische Reformbereitschaft bildeten den Hintergrund für drei zentrale Projekte, die nicht nur Garbsens Geschichte kennzeichnen: eine neue Großsiedlung als Initiationskern der Stadtgründung, ein Freizeitheim als Ansatz für eine kulturelle Stadtmitte und die Gebietsreform, deren Ergebnisse die komplexe Identität der neuen Kommune zwischen Stadt und Land bis heute bestimmen. – Themenfelder wie diese behandelt Christian Heppner in seiner spannenden, zeitgeschichtlichen Untersuchung, die im Sommer von der Universität Hannover als Dissertationsschrift angenommen wurde.

Info:
Christian Heppner:
Garbsen – Neue Mitte am Rand? Die Entstehung einer Stadt im suburbanen Raum 1945-1975.
Hannover 2005. 456 Seiten. ISBN 3-93876802-5 (ecrivir – die textmacher)
Subskriptionspreis: 28,60 € (bis zur Präsentation am 6.12.2005)
Verkaufspreis ab 7.12.2005: 34,90 €.
Bestellungen über den Buchhandel oder über die u.a. Adresse des Stadtarchivs Garbsen.

Buchvorstellung:
Das Stadtarchiv Garbsen lädt ein zur Präsentation der Dissertation "Garbsen – Neue Mitte am Rand?" mit Vortrag des Autors Christian Heppner am Dienstag, 6. Dezember 2005, 19.30 Uhr im Rathaus Garbsen.

Kontakt:
Rose Scholl
– Stadtarchivarin –
Stadtarchiv Garbsen
Lehmstraße 1
30826 Garbsen
Tel. 05131/4544-25, 26; Fax -27
stadtarchiv-garbsen@t-online.de 

Lottofee beschenkt das Archiv für Agrargeschichte

Das 2002 gegründete "Archiv für Agrargeschichte" in Zollikofen sichtet historisch wertvolle Quellen zur Agrargeschichte in der Schweiz, erschließt sie und übergibt die Bestände bestehenden Archiven, damit sie dort aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können (Liste der erschlossenen Bestände). Für seine Arbeiten im Zeitraum von 2005 bis 2007 hat das virtuelle Archiv für Agrargeschichte, das selbst keine Quellen aufbewahrt, um finanzielle Unterstützung bei den Kantonen nachgesucht.

Der Regierungsrat des landwirtschaftlich geprägten Kantons Thurgau leistet diesem Wunsch nun Folge und unterstützt das Archiv für Agrargeschichte für die fachgerechte Erschließung thurgauischer Archivbestände zur Agrargeschichte mit einem Betrag aus dem Lotteriefonds in Höhe von 19. 200 Franken. 

Dem Kanton erscheint die Aufarbeitung der Quellen durch das Archiv für Agrargeschichte in enger Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Thurgau als sinnvoll. Das vorhandene Material zur kantonalen Agrargeschichte ist bisher noch wenig aufgearbeitet und gerade die kaum erschlossenen privaten Quellenbestände drohen verloren zu gehen.

Kontakt:
Archiv für Agrargeschichte
Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft
Längasse 85
CH-3052 Zollikofen b. Bern 
Tel. +41 +31 910 22 38
Fax. +41 +31 910 22 95
peter.moser@shl.bfh.ch

Quelle: St. Galler Tagblatt, 28.11.2005

Das Wolfsburger Modell einer reflexiv-konstruktiven Archivdidaktik

Das Stadtarchiv Wolfsburg wurde Ende der 1970er Jahre zu einem funktionsfähigen Kommunalarchiv ausgebaut. Die 1938 zur Produktion des Volkswagens gegründete \“Stadt des KdF-Wagens\“, so ihr Name bis 1945, hatte damals gerade die 100.000er-Einwohner-Grenze zur Großstadt überschritten. Das Wolfsburger Stadtarchiv umfasst heute rund 12.000 historische Akten; ein Zwischenarchiv und umfangreiche Sammlungsbestände ergänzen das Archiv, in dem zwei Vollzeitkräfte (Leitung und Historische Dokumentation), drei halbe Kräfte sowie zwei Magaziner tätig sind.

\"Videoclip:

Die besonders kurze und zugleich besondere Geschichte Wolfsburgs als "NS-Reißbrettidyll" mag ausschlaggebend dafür sein, dass das Stadtarchiv Wolfsburg andere Prioritäten in seinen Betätigungsfeldern setzen kann als andere Archive. "Vermitteln geht vor Verzeichnen!" lautet zugespitzt die Herangehensweise des Stadtarchivs. Das Archiv versteht sich damit – wohl im Unterschied zur Mehrheit in der archivischen Zunft – "in erster Linie als Bildungszentrum", wie es in der anregenden Publikation "\’Ran an die Quellen!\‘ Theorie und Praxis der Archivdidaktik – Das Wolfsburger Modell" heißt, die die Wolfsburger Stadtarchivleiterin Birgit Schneider-Bönninger unter Mitarbeit von Anita Placenti in diesem Jahr herausgegeben hat und die dokumentiert, warum Wolfsburg zum Austragungsort der nächsten ANKA-Jahrestagung (28./29.3.2006) gekürt worden ist (siehe Bericht vom 26.6.05).

In Wolfsburg stellt der "archivdidaktische Service" Schwerpunktbereich und Kernaufgabe der stadtarchivischen Praxis dar. Engagiert und selbstbewusst vertreten die Autorinnen das "Wolfsburger Modell", das auf mittlerweile fünfjährigen Erfahrungen fußt, die mit problemorientiertem Unterricht und durch Versuche der Förderung von reflektiertem Geschichtsbewusstsein gemacht werden konnten. Karl-Ernst Jeismann, Wolfgang Klafki und Uwe Uffelmann stehen nachweislich Pate für die Wolfsburger Konzeption einer "reflexiv-konstruktiven Archivdidaktik", die die Selbstorganisation der Lernenden zum Prinzip erklärt und letztlich das "Demokratie-Lernen" ermöglichen soll. Der Feldversuch des "aktiven didaktischen Archivs" habe bereits mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche für die lokalgeschichtliche Spurensuche motiviert. Der Erfolg ermuntert die Stadtarchivleiterin Schneider-Bönninger zu einem Plädoyer für eine "didaktische Wende im Archivwesen".

\"Workshop

Das "didaktische Primat" im Aufgabenkanon des Stadtarchivs Wolfsburg stellt sich als Erfolgsgeschichte dar, die der Einrichtung nicht nur einen "enormen Imagegewinn" einbrachte, sondern auch Besucherrekorde, einen Zugangsboom im Bereich der Sammlungen und Nachlässe, eine hohe Akzeptanz im städtischen Bildungsbereich, einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad in der Öffentlichkeit sowie zusätzliche interne und externe Fördermittel und Sponsoren.

Info:
Birgit Schneider-Bönninger unter Mitarbeit von Anita Placenti:
"Ran an die Quellen!" Theorie und Praxis der Archivdidaktik – Das Wolfsburger Modell,
Herausgeber: Stadt Wolfsburg, Stadtarchiv
Herstellung: Ruth Printmedien GmbH, Braunschweig; 36 Seiten; © 2005 Stadt Wolfsburg

Kontakt:
Stadtarchiv Wolfsburg
Dr. Birgit Schneider-Bönninger (Leiterin des Stadtarchivs)
Goethestraße 10a
38440 Wolfsburg
Tel. 05361/2757-39
Fax 05361/2757-57
birgit.schneider-boenninger@stadt-wolfsburg.de

(Abbildungen aus dem bespr. Band, Seite 32f.)