Museumsprojekt für Digital Natives des Deutschen Auswandererhauses

Seit mehr als drei Jahren ist das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven Teil des innovativen bundesweiten Verbundprojekts „museum4punkt0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft“. Am 1. und 2. November 2021 präsentierte das Migrationsmuseum auf der diesjährigen Konferenz & Werkschau mit dem Titel „Digitale Vermittlung – vernetzt entwickeln und testen!“ in Berlin sein aktuelles Vorhaben. In diesem an Jugendliche gerichteten Vermittlungsangebot werden die Themen Identität und Diversität mit der Technik der 3D-Digitalisierung verwoben. Neben dem Deutschen Auswandererhaus stellten unter anderem auch das Deutsche Museum München und das Deutsche Historische Museum aus Berlin ihre Entwicklungen auf der Konferenz vor.

Im Rahmen des Verbundprojektes entwickelt das Deutsche Auswandererhaus derzeit in einem interdisziplinären Team ein neues Sammlungsformat, das partizipativ und explorativ von Jugendlichen gestaltet werden kann. Die Idee ist, dass Schülerinnen und Schüler eigene Objekte zum Themenfeld Identität und Diversität ins Museum mitbringen, diese digital in 3D für die Sammlung erfassen und später in eine eigene Ausstellung einbinden. Das Deutsche Auswandererhaus ermöglicht damit den sogenannten Digital Natives über Zeugnisse ihres Alltags und Handelns zu reflektieren, indem sie diese aufarbeiten und mit historischen Objekten der Museumssammlung in Beziehung setzen.

Aus den persönlichen Objekten der Jugendlichen soll eine „Junge Digitale Sammlung“ entstehen, die für das Museumspublikum zugänglich gemacht und durch stete Beteiligung von Klassen und Jugendgruppen weiterwachsen wird. So können Digital Natives selbst Museum mitgestalten und die Geschichten ihrer eigenen Generation – durch sie selbst erzählt – im Deutschen Auswandererhaus entdecken. Die Testphase hat im Herbst 2021 mit einem Workshop mit Schülern und Lehrern begonnen, bei dem erste von den Jugendlichen mitgebrachte Objekte digitalisiert wurden.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte das Bremerhavener Migrationsmuseum sein Publikum in die Entwicklung und Erkundung digitaler Möglichkeiten eingebunden, etwa 2018 bei einem Ausstellungsexperiment mit Virtual Reality. Verschiedene Entwicklungen haben inzwischen dauerhaft einen Platz im Museum gefunden: An dem seit 2020 existierenden „Biographien-Portal“, das Objekte und Geschichten verbindet, können die Besucherinnen und Besucher ihre eigene Migrationsgeschichte digital hinterlassen. Die im Sommer 2021 eröffneten „Critical Thinking Stations“ bieten die Möglichkeit, während des Museumsrundgangs die eigene Meinung zu kontroversen Aspekten von Migration kundzutun und zu reflektieren.

Dank der Verlängerung der Förderung von museum4punkt0 durch die Staatsministerin für Kultur und Medien im Rahmen von „Neustart Kultur“ konnten zahlreiche Vorhaben und Ideen des in den vergangenen Jahren gewachsenen Verbundprojektes weiterentwickelt werden und viele neue entstehen. Das Ziel ist dabeigeblieben – nämlich innovative digitale Vermittlungsangebote zu entwickeln, zu erproben und die dabei gesammelten Erfahrungen mit anderen Einrichtungen inner- und außerhalb des Verbundes zu teilen.

Auf der nunmehrigen Konferenz im Berliner Humboldt Forum stellte das Deutsche Auswandererhaus anhand eines Kurzfilms und an einem Stand auf der messeartigen Werkschau den aktuellen Arbeitsstand der „Jungen Digitalen Sammlung“ vor. Die, passend zum Thema des Verbundes, umfassend hybride Veranstaltung ermöglichte digitalen Teilnehmern unter anderem, Vorträge und Diskussionen über aktuelle Entwicklungen der digitalen Vermittlung mitzuverfolgen, an Live-Führungen durch die Werkschau teilzunehmen und per Video-Chat den 18 Verbundpartnern direkt an ihren Ständen Fragen zu stellen.

Kontakt:
Deutsches Auswandererhaus
Columbusstraße 65
27568 Bremerhaven
Tel.: +49 / (0) 471 / 90 22 0 – 0
Fax.: +49 / (0) 471 / 90 22 0 – 22
info@dah-bremerhaven.de
https://dah-bremerhaven.de

Quelle: Stadt Bremerhaven, Pressemitteilung, 29.10.2021

Dresdner Umfrage »Stadtarchiv der Zukunft«

Noch bis 30. November 2021.

Die Nutzerinnen und Nutzer des Stadtarchivs Dresden werden im Rahmen einer Umfrage unter dem Titel „Stadtarchiv der Zukunft“ um ihre Meinung und Mitwirkung gebeten. Das Stadtarchiv der sächsischen Landeshauptstadt möchte mehr darüber erfahren, wie zufrieden die Nutzer mit dem Angeboten sind, welche Aspekte ihnen wichtig erscheinen und welche Veränderungen für sie von Bedeutung wären. Die Online-Umfrage läuft im Zeitraum vom 1. bis zum 30. November 2021.

Der Fragebogen (Ausschnitt, siehe Abb. oben) umfasst insgesamt 14 Fragen, wobei Fragen zur Nutzung, zur Zufriedenheit mit Dienstleistungen und zu Online-Angeboten im Mittelpunkt stehen. Auch besteht mehrfach die Möglichkeit, eigene Anmerkungen zu formulieren.

Die Ergebnisse der Umfrage werden im 1. Quartal 2022 auf der Internetseite des Stadtarchivs Dresden und im Amtsblatt veröffentlicht. Die Online-Befragung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Statistikstelle. Die erhobenen Daten werden für sechs Monate bei der Statistikstelle gespeichert und anschließend gelöscht. Einzelne Fragen können übersprungen werden, wenn Sie diese nicht beantworten möchten. Die Teilnahme an der Befragung erfolgt anonym. Die vollständige Beantwortung des Fragebogens dauert etwa fünf bis sieben Minuten.

Link: Umfrage »Stadtarchiv der Zukunft«

Kontakt:
Stadtarchiv Dresden
Elisabeth-Boer-Straße 1
01099 Dresden
Telefon 0351-4881515
Fax 0351-4881503
stadtarchiv@dresden.de

Quelle: Stadtarchiv Dresden, Umfrage 10/2021

Stadtgeschichtliche Ausstellung »Typisch Mannheim!«

Die am 5.11.2021 eröffnete Stadtgeschichtliche Ausstellung »Typisch Mannheim!« im MARCHIVUM zeichnet die über 400 Jahre alte Historie Mannheims auf bisher nie dagewesene Weise nach. Der Bogen reicht von der Gründung der Stadt 1606/07 bis hin zur Gegenwart. Auf mehr als 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden die großen und kleinen Geschichten, die Mannheims Identität bis heute prägen, multimedial und interaktiv erlebbar gemacht.

17. Jahrhundert
Die Schau beginnt spektakulär mit einem großen Stadtmodell, das mit dreidimensionialen Projektionseffekten in Mannheims Geschichte einführt. Anschließend erinnern virtuell in Szene gesetzte Ratsprotokolle an das Leben im 17. Jahrhundert und berichten von vielen Alltagsgeschichten aus der noch jungen Stadt.

18. Jahrhundert
Das 18. Jahrhundert repräsentieren die Kurfürsten Johann Wilhelm, Karl Philipp und Karl Theodor. Sie reden in einer virtuellen Gemäldegalerie mit- und übereinander und rühmen sich ihrer Taten für die Stadt. Die wissenschaftlichen Leistungen jener Epoche können spielerisch erkundet. Das Beispiel eines Waisenhauses verweist jedoch auf die sozialen Missstände.

19. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert veranschaulicht eine große Collection Wall, an der sich Mannheims Weg als badische Handels- und Industriestadt, die zunehmende Bedeutung von Bürgertum, Frauen und Arbeiterbewegung sowie das geradezu „amerikanische Wachstum“ zur Groß- und Einwanderungsstadt um 1900 erkunden lassen. Wie der Wasserturm Mannheims Wahrzeichen wurde, ist ein weiteres, spannendes Ausstellungskapitel. Zudem erwartet die Besucher*innen die einmalige Gelegenheit, auf einem nachgebauten Benz Patent-Motorwagen eine virtuelle Stadtrundfahrt durch das Mannheimer vergangener Tage zu unternehmen.

20. und 21. Jahrhundert
Im weiteren Teil der Ausstellung nimmt die Schau die Zäsuren, Auf- und Umbrüche des 20. und 21. Jahrhunderts in den Blick. Die zwei Weltkriege haben Spuren hinterlassen, die bis heute in der Stadt spürbar sind. Eine imposante, interaktive Digitalwand beantwortet Fragen etwa zum Wiederaufbau Mannheims oder wie sich das Stadtbild verändert hat. Am Ende des Rundgangs gibt eine spannende Inszenierung Auskunft über Einzelpersönlichkeiten und ihre Geschichte, und Mannheimer*innen erzählen, was ihren Stadtteil lebenswert und liebenswürdig macht – gilt doch die Quadratestadt bis heute auch als Stadt der Vororte.

Ausstellungsteam
Projektleitung: Prof. Dr. Ulrich Nieß, Dr. Harald Stockert, Dr. Andreas Schenk
Kurator: Dr. Anja Gillen, Dr. Andreas Schenk, Dr. Susanne Schlösser, Elke Schneider, Dr. Harald Stockert, Dr. Thomas Throckmorton
Ausstellungsdesign: Arbeitsgemeinschaft Tatwerk/finke.media und Stacey Spiegel

Eintrittspreis:
Einzelticket: 5.00 EUR
Ermäßigt: 2.50 EUR
Schüler/-innen in Klassen: 1.00 EUR

Flyer zur Ausstellung: PDF

Eröffnungswochenende der Stadtgeschichtlichen Ausstellung
FR, 5.11. – SO, 7.11., 10-18 Uhr | MARCHIVUM, Erdgeschoss
Führung | Die Stadtgeschichtliche Dauerausstellung des MARCHIVUM hat dieses Wochenende zum ersten Mal geöffnet. Erleben Sie 400 Jahre Mannheimer Stadtgeschichte in einer einzigartigen immersiven und interaktiven Schau und lassen Sie sich im Rahmen einer Führung die Highlights der Ausstellung näherbringen. Am Eröffnungswochenende sind sowohl der Eintritt in die Ausstellung als auch die Führungen kostenfrei. Pro Termin finden zwei parallele Führungen statt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die Führungen beginnen um 11, 13, 15 und 17 Uhr. Eine Anmeldung vorab ist nicht möglich.

Treffpunkt für die Führungen: Foyer im Erdgeschoss

Bitte beachten: Ab sofort gilt in Baden-Württemberg die Warnstufe: genesen – geimpft – PCR getestest (48 h).

Kontakt:
MARCHIVUM
Archivplatz 1
(Dammstraße/Ecke Bürgermeister-Fuchs-Straße)
68169 Mannheim
Tel.: + 49 621 293-7027 (Sekretariat)
Tel.: + 49 621 293-3926 (Pforte und Shop)
Fax: +49 621 293-7476
marchivum@mannheim.de
www.marchivum.de

Vergiss es! Nicht. Vom Erinnern und Vergessenwerden

Die erste Ausstellung des Historischen Archivs der Stadt Köln nach der Eröffnung des Neubaus am Eifelwall spielt im Titel auf den nach dem Einsturz vom 3. März 2009 rasch postulierten „Gedächtnisverlust“ Kölns an. Wie sich bald herausstellte, war der zunächst befürchtete Totalverlust der Erinnerung ausgeblieben, jedoch wird der Wiederherstellungsprozess noch Jahrzehnte benötigen.

Der Bezug des neuen Archivgebäudes gibt nun Anlass, die Gedächtnismetapher noch einmal aufzunehmen. Was ist eigentlich das kulturelle Gedächtnis? Was sind die Medien und Rituale des gesellschaftlichen Erinnerns? Wie wird Geschichte verbogen und manipuliert, wie wird sie genutzt, um die Zukunft zu gestalten? Was sind eigentlich Gedächtnisinstitutionen, wie eben Archive, deren Aufgabe es ist, gesellschaftliches Erinnern auch über das flüchtige menschliche Gedächtnis hinaus zu sichern und jeder Generation erneut die Möglichkeit zu geben, sich erneut ein Bild von der Vergangenheit zu machen?

Unter dem Slogan „Vergiss es! Nicht.“ präsentiert das Haus bis zum 8. Mai 2022 historische Einblicke in mehr als 100 Exponate von der Stadt-Verfassung des „Kölner Verbundbrief“ (1396) über einen Stammbaum Römischer Kaiser bis hin zum privaten Poesiealbum.


Ausstellung „Vergiss es! Nicht – Vom Erinnern und Vergessenwerden“ – Ein Interview mit Dr. Max Plassmann (Kurator im Kölner Stadtarchiv) auf DOMRADIO.de, 23.10.2021

Nach dem Auftakt soll es pro Jahr zu einer großen Folgeausstellung kommen, berichtete Archivleiterin Dr. Bettina Schmidt-Czaia. Zudem kündigten die Initiatoren eine Kooperation mit der Universität zu Köln an, die Forschungsergebnisse zum Themenkomplex „Gedächtnis/Altern“ vorstellen wird.

Ausstellungszeitraum: 20. Oktober 2021 bis 8. Mai 2022

Begleitprogramm zur Ausstellung „Vergiss es! Nicht.“: https://vergissesnicht.de/

16.11.2021 Prof. Dr. Björn Schumacher: Das Geheimnis des menschlichen Alterns
23.11.2021 Prof. Dr. Dieter Sturma: Kultur und Gedächtnis
07.12.2021 Marlene Kayen: Private Erinnerung und kulturelles Gedächtnis am Beispiel der Sammlungsarbeit des Deutschen Tagebucharchivs, einem Citizen-Science-Projekt
11.01.2022 Prof. Dr. Frank Jessen: Das Gedächtnis des Menschen: Vom gesunden und kranken Vergessen
25.01.2022 Gunter Demnig: STOLPERSTEINE – SPUREN und WEGE
22.02.2022 Prof. Dr. Christoph Cornelißen: Vom Nutzen und Nachteil der öffentlichen Archive für die Erinnerungskultur der Gegenwart
15.03.2022 Prof. Dr. Christiane Woopen: Das digitale Gedächtnis und unsere Bilder vom Menschen
22.03.2022 Gabriele Woidelko: Vor der eigenen Haustür das Gestern im Heute entdecken! Kinder und Jugendliche auf historischer Spurensuche im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten
05.04.2022 Dr. Max Plassmann: Hermann Weinsberg als historische Quelle – oder: wie zuverlässig sind Zeitzeugen?
26.04.2022 Prof. Dr. André Fischer: Epigenetik: Wie unser Erbgut zum Gedächtnis wird
03.05.2022 Dr. Julia Krämer-Riedel: Vergessenwerden – Fluch oder Segen? Archive und die Herausforderungen unserer digitalen Zeit

Soweit nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen um 18 Uhr im Historischen Archiv am Eifelwall 5, 50674 Köln statt. Anmeldung vorab unter AnmeldungArchiv@stadt-koeln.de an. Zu den Veranstaltungen ist ein gültiger 3G-Nachweis mitzubringen.

Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag und Freitag, 9 bis 16:30 Uhr
Mittwoch, 9 bis 19:30 Uhr

Coronaschutzmaßnahmen:
Der Zutritt zur Ausstellung richtet sich nach der aktuell gültigen Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Veranstaltungsort:
Historisches Archiv der Stadt Köln
Eifelwall 5
50674 Köln – Neustadt/Süd
Telefon: 0221 / 221-24455
Fax: 0221 / 221-22480
historischesarchiv@stadt-koeln.de

Quelle: Stadt Köln, Veranstaltungen, Okt. 2021; Kölner Wochenspiegel, 4.11.2021; https://vergissesnicht.de/

Schüler gestalten Logo für das Verdener Netzwerk Erinnerungskultur

Das Netzwerk Erinnerungskultur im Landkreis Verden besteht seit 2014. Es widmet sich der Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Verden. Jetzt hat es auch ein Logo, das im Rahmen eines Schülerwettbewerbs entworfen wurde. Das Logo wird künftig auf der Internetseite sowie auf allen mit dem Netzwerk in Verbindung stehenden Projektpublikationen – vom Flyer bis zur Informationstafel – zu sehen sein.

Das Logo ist das Ergebnis eines Anfang 2020 initiierten Wettbewerbs, zu dem gezielt Schülerinnen und Schüler von Schulen aus dem Landkreis Verden aufgerufen waren. Aus den mehr als 30 eingereichten Entwürfen kürte die Lenkungsgruppe des Netzwerks die ersten drei Plätze. Auf Grund der pandemischen Lage konnten die Gewinnerinnen und Gewinner erst jetzt zur Preisverleihung ins Kreishaus eingeladen werden.


Abb.: Logowettbewerb Netzwerk Erinnerungskultur. Im Bild: Kreisarchivar Dr. Florian Dirks (links) und Jury-Mitglied Maria Schmidt (rechts), Schulleiterin der IGS Oyten, mit den Erst-, Zweit- und Drittplatzierten (von links nach rechts). (Foto: Landkreis Verden)

Den ersten Preis haben Marlen Berger und Robin van Ravenstein, beide Schülerinnen in der Oberstufe des Domgymnasiums Verden, gewonnen. Ihr Entwurf überzeugte die Jury am meisten, weil er die vielfältigen Facetten der Erinnerungskultur abbildet. Platz zwei ging an Naila Buse und Anna Röder, beide inzwischen am Domgymnasium. Ihr Entwurf gefiel der Jury wegen der liebevollen Aufmachung und des gewählten Mottos “Vergangenheit verbindet. Zukunft macht stark!“. Den drittplatzierten Entwurf entwarfen Malek Hamza und Niklas Herrmann, die vor einem Jahr noch die Oberschule Verdener Campus besuchten und jetzt in Ausbildung sind. Ihr Entwurf verknüpft den Namen des Netzwerks mit dem Projekt Stolpersteine.

Im Rahmen der Preisübergabe erläuterten die Teams noch einmal selbst ihre Motivation. „Alle drei Gewinnerteams zeichnet aus, dass sie aus eigener Initiative und ohne weitere Anregung durch Lehrkräfte am Wettbewerb teilgenommen haben“, betont der Verdener Kreisarchivar Dr. Florian Dirks, der die Urkunden und Sachpreise überreichte. Die Teams, so Dirks, hätten dabei großes Interesse an regionaler „Geschichte zum Anfassen“ gezeigt. Die Ereignisse der NS-Diktatur hätten eben auch hier bei uns stattgefunden und nicht nur im weit entfernten Berlin, in München oder im europäischen Ausland.

Für Anfang Juli 2022 plant das Netzwerk Erinnerungskultur bereits eine große Veranstaltung, in der das in Bremerhaven entwickelte und mit dem Hildegard Hamm-Brücher-Preis 2017 ausgezeichnete Projekt „Tag der Stadtgeschichte“ vorgestellt werden wird. In dem Projekt spüren Schülerinnen und Schüler der eigenen Vergangenheit nach und decken auf, an welchen Orten in ihrer Stadt sich historische Ereignisse zugetragen haben.

„Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind keine abstrakten Themen für Geschichtsbücher, sondern sie haben sich auch in den Häusern, auf den Straßen und Plätzen vor Ort zugetragen“, erklärt Kreisarchivar Dirks. Diese „Orte der Diktatur“ werden am Tag der Stadtgeschichte aufgesucht. Interessierte können sich über die jeweiligen Ereignisse informieren, um fortan mit einem anderen, aufmerksameren Blick durch ihre Stadt zu gehen.

Kontakt:
Netzwerk Erinnerungskultur im Landkreis Verden
– Lenkungsgruppe –
Kreisrätin Regina Tryta
Tel. 04231 15-223
Dörte Lübkemann
Fachdienst Kultur
Tel. 04231 15-313
erinnerungskultur@landkreis-verden.de

Kreisarchiv Verden
Dr. Florian Dirks
Kreishaus, Zimmer 0160a (Eingang Ost, EG)
Lindhooper Straße 67
27283 Verden (Aller)
Telefon: 04231 15-200
kreisarchiv@landkreis-verden.de
Florian-Dirks@landkreis-verden.de

Quelle: Landkreis Verden, Pressemitteilung, 2.11.2021

Kinemathek Jerusalem wird digital

Die Kinemathek Jerusalem, eines der führenden Kulturzentren Israels und eines der größten Programmkinos der Welt, welches das jährliche Jerusalemer Filmfestival beherbergt, stellt nun ihr digitales Filmarchiv vor – das „Israel Film Archive„. Das Portal umfasst 96 Prozent der jemals in Israel gedrehten Filmaufnahmen seit dem späten 19. Jahrhundert, erstmalig in digitalisierter Form. Damit bietet es der Öffentlichkeit eine einmalige Gelegenheit, die bewegte Filmgeschichte des Landes kennenzulernen und seltene, historische sowie zeitgenössische, künstlerische Aufnahmen zu durchstöbern.

Das physische Archiv der Kinemathek dient kulturellen Einrichtungen, Forschern und Filmemachern bereits seit 40 Jahren als wichtige, lokale Ressource. Dank des aufwändigen Digitalisierungs- und Restaurierungsprozesses, in den bisher 10 Millionen US-Dollar investiert wurden, steht die Sammlung aus seltenen Filmschätzen ab sofort der Öffentlichkeit, allen Filmemachern sowie kulturell Interessierten weltweit zur Verfügung. Die digitale Filmfundgrube umfasst Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme sowie historische Aufnahmen, Wochenschauen (von 1927 bis 1972) und seltene Heimvideos, die einen einzigartigen persönlichen Blick auf Israel und seine Bewohner bieten. Die Online-Plattform ist kostenlos in Hebräisch und Englisch zugänglich.

Das „Israel Film Archive“ umfasst zwei Hauptbereiche:
The Historical View – Eine Zeitreise durch Israels reiche Geschichte anhand von Tausenden einzigartigen Archivmaterialien. Durch seltene Clips in hoher Qualität haben Nutzer hier die Möglichkeit, in historische Momente der vergangenen Jahrzehnte einzutauchen. Beispiele sind unter anderem die Israelische Unabhängigkeitserklärung, Feierlichkeiten zu den ersten jüdischen Feiertagen nach der Staatsgründung, die Wahl der Vertreter für den 20. Zionistenkongress (1937), die Purim-Parade in Tel Aviv (1928) sowie Videos von Marlene Dietrich oder Frank Sinatra bei ihren Besuchen in Israel. Alle audiovisuellen Inhalte dieses Bereiches sind mit englischen Untertiteln versehen.

The Artistic View – Eine Auswahl von über 300 Spiel- und Dokumentarfilmen, die in Israel/Palästina gedreht wurden. Neben der Sammlung israelischer Spielfilme, die vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute produziert wurden, enthält das Archiv eine Vielzahl von Dokumentarfilmen, die seit der Staatsgründung in Israel aufgenommen wurden. Darüber hinaus umfasst die Sammlung Filme, die von der israelischen Regierung und von verschiedenen kulturellen Einrichtungen wie beispielsweise der Israeli Film Service Collection und den Maccabi Movement, Yad Tabenkin oder Yad Vashem Archiven sowie Filmfachleuten kuratiert wurden.

Die Plattform https://jfc.org.il bietet dynamische Suchfunktionen, um die Inhalte u.a. nach Jahr, Wahrzeichen, Thema, Persönlichkeiten oder anhand einer interaktiven Karte zu durchsuchen. So können Nutzer beispielsweise nach über 4.000 bekannten Personen oder 7.000 Themen suchen.

Insgesamt umfasst das „Israel Film Archive“ über 30.000 Titel, die ursprünglich auf über zwei Millionen Metern Filmrolle aufgezeichnet wurden, und rund 4.500 Stunden an israelischen Produktionen. Während fast alle Inhalte kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, haben die Archivare unter den Spielfilmen besondere Titel und Filmklassiker ausgewählt, die als Video on Demand ein Jahr lang zum Preis von 4,99 USD ausgeliehen werden können, darunter auch Filme von Boaz Davidson und Avi Nesher.

Das Israelische Filmarchiv
Das Archiv ist ein zentraler Bestandteil der Jerusalemer Kinemathek, die jedes Jahr über 500.000 Besucher in ihrem Kino begrüßt und sich zum Ziel gesetzt hat, den kulturellen Dialog zu fördern und zu inspirieren. Im Jahr 2015 beschloss die Jerusalemer Kinemathek, ihr Filmarchiv ins 21. Jahrhundert zu führen und das audiovisuelle Erbe Israels digital zu revolutionieren, um der Verschlechterung des Zustands der Filmkopien und ihrem Alterungsprozess entgegenzuwirken. Dutzende Forscher und Katalogisierer arbeiteten seither über Jahre hinweg an der Infrastruktur und Umwandlung der Filmrollen in digitale Formate nach internationalen Standards. Heute verfügt das Archiv über ein Speichervolumen von etwa 6 Petabyte (6 Millionen Gigabyte). Aufgelöste Filmrollen, die oft die weltweit einzige Kopie eines bestimmten Films enthalten und bisher nicht projiziert werden konnten, werden nun in digitalen Dateien in 4K-Qualität archiviert und deren Inhalte so vor dem Vergessen bewahrt. Damit leistet die neue Plattform einen wichtigen Beitrag zur filmischen und kulturellen Forschung. Die verschiedenen Archivsammlungen erzählen die visuelle und audiovisuelle Geschichte Israels vom späten 19. Jahrhundert bis hin zur Gegenwart. So hat diese Sammlung eine enorme Bedeutung für den Staat Israel, für das jüdische Erbe und natürlich für alle, die sich für die Geschichte dieser Region interessieren.

„Wir haben vor sieben Jahren begonnen, unser Archiv in eine digitale Kultureinrichtung umzuwandeln, die für jeden überall zugänglich ist. Wir konnten nicht ahnen, dass sich diese Vision an dem Tag, an dem die Website nun online geht, als so relevant erweisen würde“, sagt Noa Regev, Direktorin der Jerusalemer Kinemathek, Israel Film Archive. „Mit dem Start der Online-Plattform erfüllt das Archiv seinen Auftrag, das audiovisuelle Erbe Israels auf internationalem, professionellem Niveau zu bewahren und das israelische Kino in Israel und in der Welt zu erhalten und zu fördern. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, und wir freuen uns darauf, unbekannte Filmschätze zu entdecken, seltene Filme zu scannen, ergänzende Inhalte zu erstellen und neue Kooperationen und Initiativen zu fördern.“

Über die Kinemathek Jerusalem
Die Kinemathek Jerusalem beherbergt das Israelische Filmarchiv, das seit 1960 für die Aufbewahrung und Erhaltung israelischer Spiel- und Dokumentarfilme (vom späten 19. Jahrhundert bis heute) zuständig ist. Durch den Launch des digitalen „Israel Film Archive“ hat auch die breite Öffentlichkeit im In- und Ausland die Möglichkeit Israels Filmgeschichte zu erkunden und zu durchstöbern. Neben den Restaurierungsarbeiten initiiert und produziert das Archiv restaurierte Digitalkopien ausgewählter israelischer Filmwerke.

Kontakt:
Israel Film Archive- Jerusalem Cinematheque
11 Hebron rd.
POB 8651
Jerusalem, 9108402
Tel. | 02.5654333
https://jfc.org.il/

Quelle: Presseinformation via AVIVA Berlin, 26.10.2021

Zwickau sucht auch für 2022 Stadtschreiber

Im Jahr 2022 möchte die Stadt Zwickau die Stelle des Stadtschreibers neu besetzen. Die Stelle, die als Stipendium ausgeschrieben ist, bietet vor allem jungen Leuten aus den Bereichen Germanistik, Geschichte, Archivwesen, Dokumentation und Bibliothekswesen die Möglichkeit, erste Erfahrungen im Berufsleben zu sammeln und selbst schöpferisch kreativ zu werden.

Der Aufgabenbereich liegt ganz in Anlehnung an die Verdienste Stephan Roths (1492-1546) – dem berühmten Zwickauer Stadtchronisten. So sollen städtische Veranstaltungen fotografisch und dokumentarisch begleitet und die Stadtchronik mittels Jahresrückblicken fortgeschrieben werden. Aber auch eigene literarische und wissenschaftliche Texte dürfen entstehen, die z. B. in der Schriftenreihe des Stadtarchivs „Cygnea“ veröffentlicht werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs Zwickau und des stadtgeschichtlichen Museums Priesterhäuser stehen der neuen Stadtschreiberin/dem neuen Stadtschreiber natürlich fachlich beraten und begleitend zur Seite.

Das monatliche Stipendium in Höhe von 1.000 Euro wird für einen Arbeitsaufenthalt in Zwickau von Mai bis Oktober 2022 vergeben. Für diesen Zeitraum wird eine Wohnung in der Stadt zur Verfügung gestellt. Die vollständige Ausschreibung ist unter www.zwickau.de/ausschreibungen zu finden. Der Bewerbungsschluss ist der 30. Dezember 2021.

Zwickau vergibt seit 2019 ein Stipendium für einen Stadtschreiber „Stephan Roth“. Die gebürtige Lichtensteinerin Cora Herzog besetzte von Juli bis Dezember 2019 erstmals das Amt. Von Mai bis Oktober 2021 hatte Diana Klein aus Wilhelmshaven die Stelle des Stadtschreibers „Stephan Roth“ inne (siehe Beitrag vom 20.9.2021: Zwickauer Zwischenfazit zum »Corona-Aufruf«).

Quelle: Stadt Zwickau, Pressemitteilung, 3.11.2021

Lingen erinnert an die letzte jüdische Holocaustüberlebende der Stadt

Ehrenbürgerin Ruth Foster wäre im November 2021 100 Jahre alt geworden.

Ruth Foster wurde als Ruth Heilbronn am 14.11.1921 in Lingen geboren. Ihre Eltern waren der aus Lengerich stammende Viehhändler Wilhelm Heilbronn und seine Frau Caroline, eine geborene Grünberg. Die Familie wohnte direkt gegenüber dem Gefängnis. Wenn dort ein jüdischer Gefangener einsaß, versorgte ihn die Mutter mit koscherem Essen. Der Vater geriet 1933 in Konflikt mit einem SA-Mann und wurde kurzzeitig in Schutzhaft genommen. Die Tochter besuchte derweil die Höhere Töchterschule, wo sie getrennt von ihren „arischen“ Mitschülern sitzen musste.


Abb.: Ruth Heilbronn (letzte Reihe Mitte) unter Mitschülerinnen der Höheren Töchterschule (Foto: Stadtarchiv Lingen)

Am Morgen nach der Reichspogromnacht (9.11.1938) wurden in Lingen 19 jüdische Männer und Frauen festgenommen. Ruths Vater Wilhelm Heilbronn verwies auf seine Auszeichnungen im Ersten Weltkrieg und verlangte, in einigem Abstand und auf der anderen Straßenseite zur Polizeiwache zu gehen. Seine Frau Caroline wurde bald wieder freigelassen, Wilhelm aber und fünf andere Männer verbrachten Wochen, teils Monate im KZ Buchenwald. Ruth hielt sich damals nicht in Lingen auf; sie besuchte mittlerweile eine jüdische Schule in Berlin, machte dort ihr „Einjähriges“ und lernte Krankenschwester und Kindergärtnerin.

Die Auswanderung der Familie Heilbronn gelang nicht. 1941 musste das Ehepaar in ein sog. „Judenhaus“ umziehen. Ruth, die immer noch in Berlin war, erinnerte sich später: „Am 9. Dezember 1941 bekam ich ein Telegramm von meinen Eltern, dass sie nach dem Osten deportiert wurden. Man musste damals als Jude – wir trugen zu der Zeit schon den Judenstern und hatten auch schon die separaten Lebensmittelkarten mit einem ‚J‘ – eine Erlaubns einholen, wenn man an einen anderen Ort gehen wollte, denn man konnte sich nicht frei bewegen. Ich holte mir also die Erlaubnis und kam dann von Berlin nach Lingen zurück. Die Bahnreise war nicht sehr angenehm. Juden mußten in einem separaten Abteil sitzen.“

Es war die erste Deportation aus Lingen. Neben Ruths Eltern waren auch andere Bewohner des „Judenhauses“ betroffen. Ruth entschloss sich, ihre Eltern freiwllig zu begleiten. Nach zwei Tagen in einer zur Sammelstelle umfunktionierten Osnabrücker Turnhalle bestiegen sie den sogenannten „Bielefelder Transport“, einen Sonderzug, der mit zuletzt über 1.000 Personen über Münster, Osnabrück und Bielefeld nach Riga fuhr.

Im Ghetto Riga wurden die arbeitsfähigen Bewohner in Arbeitskolonnen eingeteilt. Ruth und ihre Mutter arbeiteten im Armeebekleidungsamt. Der Vater Wilhelm musste außerhalb des Ghettos bei einer SS-Dienststelle Holz sägen. Im Juli 1944 begann die sogenannte Krebsbach-Aktion, bei der alle, die jünger als 18 oder älter als 30 waren, ermordet wurden. Wenig später wurde Ruth Heilbronn infolge der Auflösung des Ghettos zunächst in das KZ Kaiserwald gebracht, dann auf dem Seeweg in das KZ Stutthof bei Danzig. Im Januar 1945 begann die Evakuierung des Lagers Stutthof. Unter den Frauen, die bei eisigen Temperaturen auf offenen Güterwagen nach Westen transportiert wurden, war auch Ruth Heilbronn. Ziel war zunächst das Frauen-KZ Ravensbrück bei Berlin, dann ging es doch wieder ostwärts nach Stolp in Pommern. Dort mussten die Frauen Straßen bauen und Schützengräben ausheben. Als die Front näherrückte, begann der „Todesmarsch“ nach Westen.

Auf einem Bauernhof bei Lauenburg wurden die Frauen am 10.3.1945 von russischen Truppen befreit. „Als ich befreit wurde, habe ich 40 Kilo gewogen, und ich bin 1,76 m groß.“ Ruth wurde zusammen mit einer Freundin in ein russisches Lazarett nach Bromberg gebracht. Am 12. Juni 1945 verließ sie Bromberg, um nach Lingen zu kommen. Die Reise war schwierig, da alles in Trümmern lag. Um die amerikanische Zone zu erreichen, musste sie bei Dessau-Roßlau durch die Mulde schwimmen. Erst am 20. August erreichte sie nach zehn Wochen Lingen. Bei früheren Nachbarn fand sie Aufnahme. „In Lingen lernte ich auch meinen späteren Mann kennen. Er war Arzt in der polnischen Besatzungsarmee, ebenfalls Jude.“ Mit der Heirat nahm Ruth den Namen Foster an. „Im August 1947 zogen wir nach London.“ Von den 21 aus Lingen deportierten Juden war sie die einzige Überlebende. „Meine Familie wurde fast völlig in der Shoah vernichtet. Meine Eltern und neun von zehn Geschwistern meiner Mutter mit ihren Familien fanden den Tod in den Ghettos und Vernichtungslagern.“

Im September 1984 meldete sich Ruth Foster telefonisch bei der Lingener Stadtverwaltung. Sie sei gerade in Bremen und ihres Wissens die letzte noch lebende Jüdin Lingens. Sofern in Lingen eine Gedenktafel mit den Namen der Holocaustopfer geplant sei, könne sie bei den Recherchen helfen. Die Stadt nahm das Angebot an und begann gemeinsam mit dem Arbeitskreis Judentum-Christentum, der Pax-Christi-Gruppe und dem Stadtarchiv nun ihrerseits mit den Recherchen. Schließlich wurden die noch lebenden ehemaligen jüdischen Mitbürger nach Lingen eingeladen und ein Jahr später für die ermordeten jüdischen Mitbürger ein Gedenkstein aufgestellt. Auch Ruth Foster nahm an beiden Veranstaltungen teil. Außerdem gelang es ihr, Bernard Grünberg ausfindig zu machen, der nach der Reichspogromnacht mit einem Kindertransport nach England entkommen konnte. Der ehemaligen Jüdischen Schule, die 1998 als Gedenkort eingeweiht wurde, überließ sie ihr KZ-Kleid zur Ausstellung. 1993 erhielt sie zusammen mit Bernard Grünberg die Ehrenbürgerschaft der Stadt Lingen. Ruth Foster starb am 5. August 2014 in London. Sie hinterließ eine Tochter und Enkelkinder. In diesen Tagen wäre sie 100 Jahre alt geworden.

Den vollständigen Beitrag über das Leben von Ruth Foster mit weiteren Erinnerungszitaten bietet die Archivalie des Monats November 2021 des Stadtarchiv Lingen.

Kontakt:
Stadtarchiv Lingen (Ems)
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 / 91671-11
stadtarchiv@lingen.de

Quelle: Stadtarchiv Lingen, Archivalie des Monats November 2021; Meppener Tagespost, 15.8.2014

Vorstellung des neuen Leiters des Landesarchivs Thüringen

In der aktuellen Ausgabe des jährlich erscheinenden Mitteilungsblattes „Archive in Thüringen“, das sowohl Beiträge von Archivarinnen und Archivaren aus allen Archivsparten Thüringens beinhaltet als auch Erfahrungen und Werkstattberichte von Benutzerinnen und Benutzern, wird u.a. der seit Mai 2021 amtierende Leiter des Landesarchivs Thüringen, Thomas Wagner, kurz vorgestellt.


Abb.: Thomas Wagner, seit Mai 2021 Leiter des Landesarchivs Thüringen (Foto: Romy Scharfe)

Der 1966 in Merzig/Saar geborene Volljurist Thomas Wagner steht bereits seit 1994 im Thüringer Landesdienst. Er durchlief berufliche Stationen im Thüringer Landesverwaltungsamt, in der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie sowie in der Thüringer Staatskanzlei. Besondere Kenntnisse erwarb er im Laufe seines Berufslebens in typischen Aufgabenbereichen einer Zentralabteilung, vor allem auf dem Gebiet der Personalentwicklung und Organisation. In der Landesanstalt für Umwelt und Geologie fungierte er von 2013 bis zu deren Umbildung Ende 2018 als Zentralabteilungsleiter und ständiger Vertreter des Präsidenten. Bis zum 30.4.2021 war er Referatsleiter in der Staatskanzlei und zuständig für die Bereiche Justiziariat, Innenrevision, Organisation und Datenschutz.

Für die erste Phase seiner Amtszeit benennt Thomas Wagner zunächst vier prioritäre Handlungsfelder. Als erstes zählt dazu der organisatorische Ausbau und die Zusammenführung des 2016 aus den sechs selbständigen Staatsarchiven gebildeten Landesarchivs unter einem Dach mit gleichzeitiger Stärkung der Verwaltungsebene. Das Landesarchiv Thüringen umfasst fünf Staatsarchive in Altenburg, Greiz, Gotha, Meiningen, Rudolstadt sowie das Hauptstaatsarchiv Weimar. Hinzu tritt die flächendeckende Einführung eines Dokumentenmanagement-Systems, das bis 2023 vollständig in den Thüringer Landesbehörden zum Einsatz kommen wird. Die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit im DMS insgesamt soll ausgebaut werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Produktivsetzung des digitalen Magazins ThELMA. Die Archivierungslösung für eine revisionssichere Archivierung von elektronischen Unterlagen der Behörden, Gerichte und sonstigen Einrichtungen des Freistaats erfüllt eine Vorgabe des Thüringer Archivgesetzes. Ein weiteres Ziel ist die Wiederaufnahme der Referendarausbildung für den höheren Archivdienst. Guten Nachwuchs heranzubilden, ist eine zentrale Zukunftsaufgabe. Zudem hat der Gesetzgeber die Aufgabe des Landesarchivs für die Ausbildung festgeschrieben, die auch dem kommunalen Archivwesen zugutekommt. Qualifiziertes Fachpersonal wird auch benötigt, um die in absehbarer Zeit höhere Anbietungsdichte bei Papierakten zu bewältigen, die durch den landesweiten Umstieg auf die elektronische Akte zu erwarten ist.

Kontakt:
Landesarchiv Thüringen
Marstallstraße 2
99423 Weimar
Tel.: +49 (0) 36 43 / 870-101
Fax: +49 (0) 36 43 / 870-100
landesarchiv@la.thueringen.de

Quelle: Archive in Thüringen. Mitteilungsblatt 2021, 14.10.2021, S. 5; Thüringer Allgemeine, 23.4.2021

Archivar für sechs Kaiserstuhlgemeinden

Nach dreizehn Jahren als Stadtarchivar von Lörrach tritt Andreas Lauble Anfang November 2021 seinen Dienst als erster Archivar beim Gemeindeverwaltungsverband Nördlicher Kaiserstuhl an. Der Gemeindeverwaltungsverband Nördlicher Kaiserstuhl besteht aus der Stadt Endingen am Kaiserstuhl und den Gemeinden Bahlingen am Kaiserstuhl, Forchheim, Riegel, Sasbach am Kaiserstuhl und Wyhl am Kaiserstuhl. Im Stadtarchiv Lörrach ist der seit 2016 dort tätige Archivar Jürgen Schaser kommissarischer Leiter.

Kreisarchivarin Bettina Fürderer (Kreis Emmendingen) hatte im März 2021 im Endinger Gemeinderat ein Konzept für den Archivdienst im Gemeindeverwaltungsverband Nördlicher Kaiserstuhl vorgestellt. Da die Archivierung und Nutzbarmachung archivwürdiger Verwaltungsunterlagen gemäß dem baden-württembergischen Landesarchivgesetz eine ständige Pflichtaufgabe der Städte und Gemeinden ist, empfahl sie, dass sich die sechs Gemeinden eine Vollzeitstelle teilen. Mit der Anstellung von Andreas Lauble (Jg. 1965) ist dieser Archivverbund nunmehr Realität geworden.

In Lörrach hatte Lauble als Stadtarchivar vieles bewegt, u.a. die Aufarbeitung zweier einzigartiger Fotoserien aus dem Jahr 1940, deren Bedeutung weit über die Regionalgeschichtsforschung hinausreicht und die ihren Weg bis in Schulbücher gefunden haben.


Abb: Vor aller Augen fand die Deportation der Juden in Lörrach am 22. Oktober 1940 statt. Links am Bildrand gibt ein Offizier der Sicherheitspolizei Anweisungen. Die jüdischen Mitbürger wurden davor in der alten Handelsschule am Marktplatz erfasst und mussten nun auf die wartenden Lastwagen aufsteigen. Im Bildhintergrund und am weiter oben liegenden Fenster sind zahlreiche Zuschauer zu sehen (Foto: Stadtarchiv Lörrach, StALö 2.29.19).

Die Fotosammlung des Stadtarchivs Lörrach umfasst mehrere tausend Fotos, viele davon aus der Zeit des Nationalsozialismus. Eine der Fotoserien aus der NS-Zeit zeigt in 25 Aufnahmen die Deportation der Lörracher Juden. Diese fand am 22.10.1940 in aller Öffentlichkeit statt. Die zweite Serie dokumentiert in 17 Bildern öffentliche Versteigerungen. Angeboten wurden die Wertgegenstände der Deportierten nur wenige Wochen nach deren Abtransport. Die Bildquellen sind bedrückende Zeugnisse der Judenverfolgung in Lörrach. Vergleichbare Ereignisse gab es in vielen deutschen Städten, fotografische Quellen hingegen sind allem Anschein nach in diesem Umfang nur im Lörracher Stadtarchiv zu finden. Die besondere Bedeutung der beiden Serien wurde vom Berliner Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ im Jahr 2011 mit einer Sonderausstellung gewürdigt.

Kontakt:
Gemeindeverwaltungsverband Nördlicher Kaiserstuhl
Marktplatz 6
79342 Endingen am Kaiserstuhl
Tel.: 07642-6899-0
Fax: 07642-6899-59
rathaus@endingen.de

Stadtarchiv Lörrach
Luisenstr. 16
79539 Lörrach
Tel:: 07621 415-218
Fax: 07621 415-308
j.schaser@loerrach.de

Quelle: Badische Zeitung, 1.3.2021; Badische Zeitung, 19.10.2021; Badische Zeitung, 28.10.2021; Dreiländermuseum (Hg.): Lörrach und der Nationalsozialismus. Begleitband zur Ausstellung, Bötzingen 2013; Topographie des Terros: Vor aller Augen, 2011/2012.