DVD über die Wewelsburg als Kult- und Terrorstätte der SS

Schon ihre Lage hoch über dem Almetal und ihre ungewöhnliche Form als Dreieckschloss macht die von 1603 bis 1609 erbaute Wewelsburg zu etwas Besonderem. Deshalb interessierte sich auch SS-Reichsführer Heinrich Himmler für die Wewelsburg und machte sie zum ideologischen Zentrum der SS-Gruppenführer. Davon und von dem KZ Niederhagen, das Himmler hier errichten ließ, handelt ein Dokumentationsfilm, den der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) 1996 mit dem KZ-Überlebenden Otto Preuss gedreht hat. Diesen Film hat der LWL jetzt unverändert als DVD mit englischer und deutscher Version herausgebracht.

Himmler mietete 1934 das Schloss vom Kreis Büren für die SS an. Ursprünglich als "Reichsführerschule\“ gedacht, baute die SS die Wewelsburg seit 1936 zum ideologischen Zentrum und zur Repräsentationsstätte für ihre Gruppenführer aus. Ab 1941 griffen die Pläne auf die gesamte Umgebung über. Hätte die SS ihre Pläne ganz umsetzen können, wäre das ganze Dorf Wewelsburg einer gigantischen Anlage gewichen. 

Im Frühjahr 1939 errichteten die Nationalsozialisten ein Konzentrationslager in Wewelsburg, das 1941 zum selbstständigen "KZ Niederhagen\“ wurde. Die KZ-Häftlinge sollten für die umfangreichen Umbauarbeiten eingesetzt werden. 1.285 der rund 3.900 KZ-Häftlinge starben an den unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen im Lager. Kurz vor Kriegsende, am 31. März 1945, sprengte ein SS-Sonderkommando auf Befehl Himmlers das Schloss. Es wurde bis auf die Außenmauern zerstört. 1949 bis 1979 erfolgte der Wiederaufbau. Seit 1950 befinden sich auch wieder die Jugendherberge und das Kreismuseum (wie bereits vor 1934) in der Wewelsburg.

Im Mittelpunkt des LWL-Films über die Wewelsburg stehen die Erfahrungen des ehemaligen politischen Häftlings Otto Preuss. Er schildert seine Erlebnisse im Lager und während der Bauarbeiten im Dorf. Bis zu seinem Tod im Jahr 2003 suchte er immer wieder das Gespräch mit Jugendlichen und unterstützte die Arbeit des Kreismuseums.

Neben der Geschichte der Wewelsburg während der NS-Herrschaft zeigt die 1982 im Kreismuseum eingerichtete Dokumentation "Wewelsburg 1933 -1945. Kult- und Terrorstätte der SS\“ auch die Schwierigkeiten der Bevölkerung im Umgang mit dem nationalsozialistischen Erbe nach 1945. Lange war die Ausstellung die einzige Gedenkstätte, die an die Opfer des KZ Niederhagen erinnerte. Das Lager selbst wich einer Wohn- und Gewerbesiedlung. Lediglich einzelne Relikte, wie die Häftlingsküche, das Torhaus und ein Teil des Appellplatzes, sind heute noch zu identifizieren. Erst im Jahr 2000, 55 Jahre nach Kriegsende und vier Jahre nach Fertigstellung des Dokumentarfilms, wurde auf Initiative einer Gruppe von jungen Wewelsburgern ein von den Überlebenden des Konzentrationslagers stets gefordertes Zeichen der Erinnerung auf dem ehemaligen Appellplatz eingeweiht. Ein Mahnmal aus Bruchsteinen erinnert in drei Sprachen an die Opfer der SS-Gewalt in Wewelsburg. 

Info:
Wewelsburg. Kult- und Terrorstätte der SS
Neue DVD-Edition eines 1996 entstandenen Films,
ca. 30 Minuten, deutsch und englisch,14,90 Euro
Bezug: Museumsshop der Wewelsburg oder per Post beim Westfälischen Landesmedienzentrum,
medienzentrum@lwl.org, Tel: 0251 591-3902 (zzgl. 2,60 Euro Versandkosten)

Kontakt:
Kreismuseum Wewelsburg
Burgwall 19
33142 Büren-Wewelsburg
Telefon: (0049)-(0)2955-7622-0
Telefax: (0049)-(0)2955-7622-22
Kreismuseum.Wewelsburg@t-online.de
www.wewelsburg.de

Dresdner Bank im Dritten Reich

Die Dresdner Bank unterhielt während des Dritten Reiches enge Geschäftsbeziehungen zum nationalsozialistischen Regime. So lautet das Ergebnis der fast 2.400 Seiten umfassenden Forschungsarbeit \“Die Dresdner Bank im Dritten Reich\“, die dieser Tage in Berlin vorgestellt wurde.

Seit Ende 1997 hatte eine unabhängige Historikerkommission die Archive der Dresdner Bank gesichtet, ausgewertet und in der Studie zusammengefasst. \“Die Ergebnisse der Forschungsarbeit konfrontieren uns mit historischen Tatsachen, welche die Geschichte unserer Bank in der NS-Zeit in einem überaus kritischen Licht erscheinen lassen\“, sagt Wulf Meier, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank. \“Sie nennt die Dinge beim Namen. Wir akzeptieren diese Wahrheiten, auch wenn sie wehtun. Mit dieser umfassenden Aufarbeitung der Vergangenheit übernimmt die Bank die moralische Verantwortung für ihr Handeln.\“ 

Die Forschungsarbeit beleuchtet die geschäftlichen und politischen Verbindungen der Dresdner Bank zum NS-Staat. Im Zuge der Bankenkrise von 1931 mehrheitlich in den Besitz des Deutschen Reiches gekommen, wurde in der Dresdner Bank nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 die antisemitische Politik durchgesetzt. Mit Karl Rasche und Emil Meyer rückten zwei überzeugte Nationalsozialisten in den Vorstand auf. In den folgenden Jahren war die Bank an der Verdrängung der Juden aus dem öffentlichen Leben sowie der so genannten \“Arisierung\“ jüdischer Vermögen beteiligt und unterhielt eine enge Verbindung zur SS. Sie finanzierte Rüstungsunternehmen und hielt 26 Prozent an der Breslauer Huta AG, einem damals führenden Baukonzern, der Baumaßnahmen im Vernichtungslager Auschwitz ausführte. Dazu gehörte auch die Errichtung von Krematorien. 

Meier: \“Nach 1945 sind viele Menschen und Institutionen der Frage nach der eigenen Rolle in der NS-Zeit zunächst aus dem Weg gegangen. Das galt für viele deutsche Unternehmen – auch für die Dresdner Bank. Mit dieser Forschungsarbeit haben wir nun die Geschichte der Bank im Nationalsozialismus besonders sorgfältig und detailliert aufarbeiten lassen.\“ 

Der Vorstand der Bank hatte 1997 das Hannah-Arendt-Institut unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke mit der Forschungsarbeit beauftragt. 2002 wechselte Henke auf den Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der TU Dresden und nahm das Projekt mit. Verfasst wurde die Forschungsarbeit von den Wissenschaftlern Johannes Bähr, Dieter Ziegler und Harald Wixforth. Herausgeber ist Klaus-Dietmar Henke.

Für die Untersuchung hat die Dresdner Bank in Frankfurt am Main ein Historisches Archiv aufgebaut. Die Historiker hatten uneingeschränkten Zugang zu allen Dokumenten. Der Zeitraum der Forschungsarbeit beginnt mit dem Jahr 1931, als das Deutsche Reich im Zuge der Bankenkrise 91 Prozent der Dresdner Bank übernommen hatte. Die Untersuchung endet mit dem Zusammenbruch des NS-Regimes im Jahr 1945. Insgesamt sichteten und erschlossen die Wissenschaftler rund zwölf Regalkilometer Akten. Die Gesamtkosten des Forschungsprojektes belaufen sich auf 1,6 Millionen Euro.

Info:
Klaus-Dietmar Henke (Herausgeber): Die Dresdner Bank im Dritten Reich. R. Oldenbourg Verlag, München 2006, vier Bände, 2376 Seiten, 79,80 Euro.

Link: http://www.eugen-gutmann-gesellschaft.de/

Quelle: INar, 17.2.2006

Olympische Winterspiele 1936 im Bundesarchiv

Es ist wieder so weit. Die XX. Olympischen Winterspiele werden ausgetragen, dieses Jahr in Turin. Zu diesem sportlichen Anlass hat das Bundesarchiv eine Bildergalerie mit Aufnahmen zu den IV. Olympischen Winterspielen vor 70 Jahren in Garmisch-Partenkirchen eingerichtet. Fotografien, Grafiken und Entwurfszeichnungen lassen die Spiele von 1936 lebendig werden. Sie zeigen Gebäude, Sportanlagen und herausragende Sportlerinnen und Sportler, verdeutlichen aber auch die politische Vereinnahmung der Spiele durch die Nationalsozialisten.

Die Wettkämpfe des Jahres 1936 waren die ersten Winterspiele, die aus dem Schatten der Sommerspiele heraustraten. Vom 6. bis zum 16. Februar 1936 präsentierten sich Athleten aus 28 Ländern einer halben Million Zuschauer vor Ort und einem großen Kreis Sportenthusiasten an den Radiogeräten und im Kino.

Die Bildergalerie bietet eine ersten Einblick in diese Zeit. Sie zeigt einen Ausschnitt von fast 500 Fotografien, Entwurfszeichnungen zu Emblemen und Sportabzeichen sowie Baupläne der Sportstätten, die das Bundesarchiv für seine Benutzerinnen und Benutzer zur Verfügung stellt.

Diejenigen, die sich vertieft mit den Ereignissen von 1936 beschäftigen wollen, können das Online-Findbuch zum Bestand Organisationskomitee der IV. Olympischen Winterspiele durchstöbern. Rund 600 Akten behandeln die Organisation der Spiele, die Errichtung von Sportstätten und die Veranstaltung der Wettkämpfe.

Mit Hilfe der interessanten Materialien des Bestandes können sowohl Fragestellungen zur Sportgeschichte als auch zur politischen Geschichte des Nationalsozialismus und seiner medialen Strategien bearbeitet werden.

\"Hissen

Bild: Hissen der Olympiaflagge (Olympiaflagge: Bundesarchiv, R 8076 BILD 0043)

Nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Olympischen Sommerspiele 1936 nach Berlin vergeben hatte, versuchten die Bürgermeister von Garmisch und Partenkirchen zu erreichen, in ihren Gemeinden in diesem Jahr die IV. Olympischen Winterspiele durchführen zu können. Im Juni 1933 war es dann soweit: Die beiden Gemeinden setzten sich innerhalb Deutschlands gegen die Konkurrenzstädte Braunlage und Schreiberhau durch. 

Traditionsgemäß standen die Olympischen Winterspiele an Bedeutung immer noch hinter den Sommerspielen zurück. Die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen waren ein erster Schritt aus dem Schatten der Sommerspiele heraus. Vom 6. bis zum 16. Februar 1936 nahmen 646 Athleten aus 28 Nationen an 17 Wettkämpfen im Bobfahren, Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Ski alpin und Ski nordisch teil. Eisschießen und Militärpatrouille wurden als Demonstrationswettbewerbe durchgeführt.

Links:

Kontakt
Anke Löbnitz
Bundesarchiv Stabsstelle 
Finckensteinallee 63 
12205 Berlin 
Telefon: 0049/1888 7770 102 
Fax: 0049/1888 7770 111 
a.loebnitz@barch.bund.de

Vom All ins Archiv

Viele Gäste kamen zur fünften Geburtstagsfeier des publikumsoffenen Stadtarchivs Neu-Isenburg am 14. Februar 2006 (siehe Bericht). Erster Stadtrat Herbert Hunkel lobte das Stadtarchiv, das mit der Wahl seiner Ausstellungen stets den Nerv der Isenburger treffe.

Einmal mehr kann die Neu-Isenburger Stadtarchivarin Claudia Lack mit ihrem Team dieses Talent nun beweisen. Denn kaum hatte man erfahren, dass der Astronaut Thomas Reiter, voraussichtlich am 10. März 2006 wieder ins All fliegt – nach seiner Mission auf der Mir 1995/96 nun zu einer zweiten Langzeitmission auf die Internationale Raumstation ISS -, da plant das Archiv auch bereits eine Sonderausstellung über den Ehrenbürger Neu-Isenburgs.

„Hier im Stadtarchiv haben wir das Modell der Raumstation Mir. Das hat uns der Vater von Thomas Reiter zur Verfügung gestellt“, erzählt Claudia Lack der Frankfurter Neuen Presse. „Und wir haben die Handschuhe, die Thomas Reiter bei einem seiner Flüge ins All getragen hat.“ Lack hatte für dieses Jahr ursprünglich andere Ausstellungspläne für das Stadtarchiv, „es kommt etwas überraschend“. Aber die ursprünglich vorgesehene Ausstellung über „vergessene Isenburger“ wird jetzt einfach ein bisschen verschoben …

Kontakt:
Stadtarchiv Neu-Isenburg
Beethovenstraße 55
D-63263 Neu-Isenburg
Telefon: 06102/249911 
claudia.lack@stadt-neu-isenburg.de

Quelle: Frankfurter Neue Presse, 16.2.2006

Per Mausklick in die Nachkriegszeit: DVD Aufbau West

Die meisten Schüler finden Geschichte eher uncool. Bücher mit historischem Stoff sorgen oft für müdes Gähnen in den Klassenzimmern. Eine neue DVD des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) könnte auch Computerkids jetzt neu zum Lernen motivieren: 60 Jahre nach Kriegsende hat das Landesmedienzentrum des LWL gemeinsam mit dem Westfälischen Industriemuseum historisches Filmmaterial, Zeitzeugeninterviews, Dokumente und Fotos zum Thema Wiederaufbau zusammengestellt – unter anderem aus Dortmund, der Flüchtlingsstand Espelkamp im Kreis Minden-Lübbecke und Nordwalde im Kreis Steinfurt. Texte und ein Quiz ergänzen das Angebot.

„Für den Geschichtsunterricht in der Mittel- und Oberstufe steht mit der DVD erstmals in dieser komplexen Form interaktives Lehrmaterial zur Verfügung“, erklärt Dr. Hermann-Josef Höper vom Landesmedienzentrum beim Testlauf der interaktiven Scheibe auf der Zeche Zollern II/IV. Dort zeigt der LWL noch bis zum 26. März die Ausstellung „Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder“, die Anlass für die Produktion war. 

Im Mittelpunkt steht die Geschichte der über zehn Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen, die zwischen 1945 und 1961 nach Westdeutschland kamen. Ebenso wie die Ausstellung erzählt die DVD, wie diese Menschen gemeinsam mit den Einheimischen den schwierigen Neuanfang in Nordrhein-Westfalen bewältigten und in Betrieben und Siedlungen zueinander fanden.

In ihrem 99-minütigen Videoteil bietet die DVD eine einführende Filmcollage und drei historische Filmdokumente: „Asylrecht – Report on the Refugee Situation“ (1949), „Stadt in Schutt und Asche – Dortmund“ (1951) und „Denn wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“ (1945).

Der DVD-ROM-Teil lehnt sich eng an die Ausstellung an. Sechs Kapitel – Osten, Flucht und Vertreibung, Ankommen, Einrichten, Aufbau und Integration und Spuren heute – ermöglichen einen thematischen Zugang zu Sachtexten, Filmclips und historischen Dokumenten wie Karten, Flüchtlingsausweisen und Fotos. Wie ein roter Faden ziehen sich Zeitzeugeninterviews durch diese sechs Kapitel. „Stellvertretend für die Millionen haben uns vier Menschen ihre Geschichte von Flucht, Aufbau und Integration zwischen Kriegsende und Mauerbau erzählt und lassen die sonst so nüchternen Zahlen und Fakten lebendig werden“, ergänzt Anja Kuhn vom LWL-Industriemuseum.

Das Anliegen der DVD ist es, die historische Entwicklung von Flucht und Vertreibung über Ankommen und Neuanfang bis zur Integration der Zuwanderer zu zeigen. „Diese Integration vollzog sich in Nordrhein-Westfalen auf Grundlage einer neuen, gemeinsamen Identität, in die auch Traditionen der Flüchtlinge und Vertriebenen eingeflossen sind“, so Höper. Die DVD rege damit Fragen an, die auch für die heutige Diskussion um Migration und Integration bedeutsam seien. 

Das Medium ist so strukturiert, dass es für den Geschichtsunterricht der Mittel- und Oberstufe genutzt werden kann. Ein Quiz ermöglicht zum Schluss, auf spielerische Weise das erworbene Wissen zu überprüfen. Auf der Zeche Zollern hat die DVD ihren Testlauf erfolgreich bestanden: Schüler der 8. und 10. Klasse der Droste-Hülshoff-Realschule in Dortmund-Kirchlinde und ihre Geschichtslehrer Heinz Höne und Volker Simon zeigten sich angetan vom Angebot.

Info:
Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder, DVD
19,90 € zzgl. Versandkosten 2,60 € (ohne das Recht zur öffentlichen Vorführung)

Kontakt für Bestellungen:
Westfälisches Landesmedienzentrum
Fürstenbergstraße 14
48133 Münster
medienzentrum@lwl.org 
www.westfaelisches-landesmedienzentrum.de

Quelle: LWL, Presseforum, 15.2.2006

Nachlass Ernst Severin (1854-1920) in Arnsberg

In der Reihe der \“Arnsberger Archiv-Veröffentlichungen\“ hat das Stadtarchiv Arnsberg soeben das Heft 8 veröffentlicht. Unter dem Titel \“Nachlass Ernst Severin (1854-1920) und Nachfahren, Hüsten\“ bietet das Heft eine Übersicht zum umfangreichen, 47 Archivkartons umfassenden Firmen- und Familiennachlasses Severin. Die Bearbeiter Bärbel Köhler und Peter Scheiwe haben damit Unterlagen erschlossen, die gerade für die Hüstener Geschichte eine Fundgrube darstellen. Anhand dieses Findbuches kann sich jeder Interessierte nun über die vorhandenen Unterlagen informieren und sich diese dann im Original im Stadtarchiv zur Einsicht vorlegen lassen.

Mit der Veröffentlichung eines weiteren Findbuches über einen privaten Nachlass erfüllt das Stadtarchiv Arnsberg eine seiner zentralen Aufgaben: Die Geschichte der Stadt und der Arnsberger Region für die Zukunft zu dokumentieren. Das geschieht durch die dauerhafte Archivierung wichtiger Verwaltungsakten aber auch durch das aktive Sammeln privater Unterlagen, die die städtische Überlieferung ergänzen. Der Nachlass Severin bietet besonders für die Zeit des Ersten Weltkrieges und der 1920/30er Jahre interessante Dokumente. Zahlreiche Zeitungen, Zeitungsausschnitte, Prospekte, Plakate, Wahlunterlagen und politische Werbeschriften haben sich nur noch hier erhalten.

Das 190 Seiten umfassende Heft im DIN A 5-Format ist mit einigen SW-Abbildungen und einer Farb-Doppelseite versehen. Es verzeichnet rund 240 Akten und Mappen, die oft sehr heterogen zusammengesetzt waren und mit Schlagworten übertitelt wurden. Die Angabe der jeweiligen Laufzeit neben dem Titel informiert den Leser, welcher Zeitraum in der Akte dokumentiert ist. Eine weitere Hilfe zur Orientierung ist das 16seitige Schlagwortregister.

Info:
Bärbel Köhler/ Peter Scheiwe (Bearb.): \“Nachlass Ernst Severin (1854-1920) und Nachfahren, Hüsten\“ (Arnsberger Archiv-Veröffentlichungen Heft 8), Arnsberg 2005, ISBN 3-928394-19-3, Preis: 5,00 Euro zzgl. Versandkosten

Kontakt:
Stadt Arnsberg
Stadt- und Landständearchiv im Kloster Wedinghausen
Michael Gosmann
Klosterstraße 11
59821 Arnsberg
Tel.: 02932/ 2011859
stadtarchiv@arnsberg.de
http://www.arnsberg.de/archiv/

Quelle: Internet-Portal Westfälische Geschichte, 15.2.2006

Bad Mergentheimer Archivbilanz 2005

Das Stadtarchiv Bad Mergentheim ist immer wieder Anlaufstelle für Fragen zur Stadtgeschichte oder Themenschwerpunkten der Vergangenheit der Großen Kreisstadt im Mittleren Taubertal. Die Arbeit des Stadtarchivs Bad Mergentheim konnte im Jahr 2005 erfolgreich fortgesetzt werden. Insgesamt wurden 298 Akten neu verzeichnet, was Akribie bis ins Detail bedeutet. Diese Verzeichnungsarbeit bildet die Voraussetzung für die Recherchen im Archiv und soll als Findbuch später vorliegen. Ein weiteres bedeutendes Projekt der Stadtarchivarin im Jahr 2005 war die Erstellung einer Liste der jüdischen Bürger Bad Mergentheim (348 Personen) und Edelfingen (99 Personen) von 1933 bis 1945 und ein Spezialinventar aller Akten zur Geschichte der Juden. 

Im Lesesaal des Archivs stehen alle Unterlagen interessierten Nutzern zur Verfügung. Von diesem Angebot haben 218 Leser, wissenschaftliche Anwender, Schüler und Heimatfreunde, Gebrauch gemacht. Ihnen wurden dazu 900 Akten vorgelegt. Die Hauptthemenschwerpunkte waren dabei die Geschichte des Kreiskrankenhauses, die militärhistorische Entwicklung sowie „Weinpressen im historischen Franken“ als Dissertationsthema. Zusätzlich konnten 91 schriftliche und mündliche Anfragen in 2005 bearbeitet werden. Dabei spielte sowohl das 150-jährige Jubiläum der IHK Heilbronn-Franken als auch die Kuraufenthalte von Friedrich Ebert eine Rolle, der vom 27.5. bis 25.6.1921 und vom 18.4. bis 6.5.1924 zur Kur in Bad Mergentheim weilte. 

Die Dokumentation historischer Persönlichkeiten ist für die Arbeit im Stadtarchiv immer wieder von Bedeutung. So wurden für den Internetauftritt der Stadt Lebensläufe zu Hans Heinrich Ehrler, Franz Gehrig und Wolfgang Schutzbar genannt Milchling recherchiert. Außerdem verfasste das Stadtarchiv für die 14-tägige Serie der Tauberzeitung „Historische Persönlichkeiten“ mehrere Berichte historischer Bürger der Stadt Bad Mergentheim. 

Im Ganzen besteht die Arbeit der städtischen Archivarin aber nicht nur aus Archivierung, Recherche und Dokumentation, sondern auch Präsentation des Stadtarchivs wie zum „Tag der Archive“ am 6. Mai 2006. Als historische Bildungsarbeit konnte einer Kindergartengruppe von Wachbach im Archiv Wachbach die Entwicklung der Schrift, des Schreib- und Beschreibstoffes anschaulich und kindgerecht erklärt werden. 

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Mergentheim
Hans-Heinrich-Ehrler-Platz 35
97980 Bad Mergentheim
Tel.: 07931/57208
christine.schmidt@bad-mergentheim.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Bad Mergentheim, 8.2.2006

Facharbeit füllt weißen Fleck im Stadtarchiv Neumarkt

Der Stadtarchivar von Neumarkt in der Oberpfalz, Dr. Frank Präger, weis den Wert von Schülerfacharbeiten zu schätzen. Mittlerweile besitzt das Archiv zehn bis zwölf Leitzordner mit Arbeiten, die ein Stück unbearbeiteter Heimatgeschichte, aber auch aktuelle Themen behandeln. Sämtliche Facharbeiten mit lokalem Bezug werden archiviert. 

Jetzt erhielt der Bestand Zuwachs: Katharina Wittmann, 25-jährige Schülerin der Neumarkter Berufsoberschule, übergab ihre im Fach Religion angefertigte Facharbeit dem Stadtarchiv Neumarkt. Sie schlug mit ihrer Arbeit über ein 1942 bis 1945 bestehendes Durchgangslager für osteuropäische Zwangsarbeiter in Schafhof ein Kapitel Stadtgeschichte auf, das den meisten Neumarktern nicht mehr bekannt ist.

Katharina Wittmann skizziert in ihrer 19 Seiten langen Facharbeit die Entwicklung „Von der Erbauung der Baracken bis hin zur Entstehung des Mahnmals“: 1942 kamen die ersten deportierten Zivilpersonen aus von der Wehrmacht besetzten Ländern, hauptsächlich aus Polen und der Ukraine, am Neumarkter Bahnhof an. Sie wurden in 33 Holzbaracken, die auf dem Waldgelände einen Kilometer von Schafhof entfernt lagen, gebracht. Die Baracken dienten als Verteilungslager der Osteuropäer zum Arbeitseinsatz im nordostbayerischen Raum. 

Insgesamt 128.000 Menschen durchliefen innerhalb der drei Jahre während des Zweiten Weltkriegs das Lager, mehr als tausend starben. Nach 1945 führten die Überlebenden ein fast autonomes Lagerleben: „Viele beantragten eine Ausreise nach Amerika oder Australien, weil sie nicht mehr in die mittlerweile kommunistische Heimat zurück wollten“, erklärte Archivleiter Dr. Präger. Auch dieses Kapitel sei bisher noch nicht bearbeitet, weil es kaum Quellen gebe. Ab 1949 dienten die Baracken den Heimatvertriebenen aus Schlesien und dem Sudetenland als Notunterkunft. Heute stehen noch drei Baracken, seit Frühjahr 2005 erinnert ein Friedenskreuz als Mahnmal an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Krieges.

Kontakt:
Stadtarchiv Neumarkt i.d.OPf. 
Bräugasse 1
92318 Neumarkt 
09181 / 26 16 63
stadtarchiv@neumarkt.de

Quelle: Mittelbayerische, 13.2.2006

Stabwechsel im Archiv der Max-Planck-Gesellschaft

Prof. Dr. Eckart Henning M.A. (66), seit 1984 Direktor des Archivs zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft und Professor an der Humboldt-Universität, übergibt die Leitung des Archivs an seinen Amtsnachfolger, Dr. Lorenz Beck (37), bisher Bereichsleiter beim Hauptstaatsarchiv in Dresden.

Die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften unterhält neben ihren Berliner Forschungsinstituten auf dem Gelände ihrer Rechtsvorgängerin, der 1911 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, im \“deutschen Oxford\“ in Dahlem seit 1973 ein eigenes Archiv. Es ist im markanten Gebäude des Instituts für Zellphysiologie des Nobelpreisträgers Otto Warburg an der Boltzmannstraße untergebracht. Warburg, \“Kaiser von Dahlem\“ genannt, hatte das Haus 1930 nach eigenen Vorstellungen und dem Vorbild eines märkischen Gutshauses errichten lassen. Heute ist es, gegenüber dem Henry-Ford-Bau der Freien Universität, eine Dahlemer Sehenswürdigkeit.

Das MPG-Archiv verwahrt die Überlieferung der z. Zt. 78 Institute der MPG, die Akten der alten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und zahlreiche Nachlässe namhafter Forscher. Es ist mit inzwischen sechzehn Beständen und Sammlungen das größte Nobelpreisträgerarchiv in Deutschland. Das Haus verfügt ferner über eine komfortabel erschlossene wissenschaftshistorische Spezialbibliothek, für das 20. Jahrhundert eine der besten in Berlin.

Henning, seit 1984 Archiv-Direktor, beendete zum 31. Januar 2006 eine erfolgreiche Amtszeit. Er hat die wertvollen Bestände entscheidend vermehrt, nach archivwissenschaftlichem Grundsatz neu geordnet und das Archiv zu einem geachteten Haus im internationalen Archivwesen gemacht. Dazu gehörte 1999 auch der aufsehenerregende Umbau des \“Turms der Blitze\“ des alten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik, in dem die ersten Versuche zur friedlichen Nutzung der Kernspaltung stattfanden, zu einem modernen Archivmagazin. Hier ist noch bis etwa zum Jahr 2010 Platz für die neu zugehenden Archivbestände. Forscher v.a. aus dem Gebiet der Wissenschaftsgeschichte aus dem In- und Ausland besuchen regelmäßig und zahlreich den Lesesaal des Archivs. Nicht zuletzt nimmt das Archiv selber mit seinen Publikationsreihen und zahlreichen Veranstaltungen am wissenschaftlichen Diskurs teil, darunter den \“Dahlemer Archivgesprächen\“, die im Otto-Warburg-Haus Wissenschaftshistoriker aus Ost und West vereinen. Über die Arbeit und die Bestände des Archivs informiert der 2003 in 2. Auflage erschienene Archivführer (Band 17 der Veröffentlichungen des Archivs).

Beck wird sich in seiner Amtszeit der weiteren Erschließung der wertvollen Archivbestände und ihrer Präsentation im Internet zu widmen haben. Die Sicherung der Langzeitverfügbarkeit steht für die Bestände weiterhin auf dem Programm. Zu ihr gehören die bauliche Weiterentwicklung des Standorts ebenso wie wirksame Maßnahmen gegen das bekannte Phänomen des Papierzerfalls. Gänzlich neue Aufgaben, wie überall in der Archivwelt, stellen sich mit der dauernden Sicherung der elektronischen Überlieferung, darunter zahlreiche Datenbanken der verschiedenen Max-Planck-Institute, der elektronische Geschäftsverkehr der Generalverwaltung und nicht zuletzt der Internetauftritt der MPG.

Die feierliche Amtsübergabe fand am 1. Februar 2006 im Lesesaal des Archivs in Anwesenheit des Stellvertretenden Generalsekretärs und weiterer namhafter Persönlichkeiten der MPG sowie zahlreicher Vertreter der Berlin-Brandenburgischen Archivlandschaft statt.

Kontakt:
Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft
14195 Berlin-Dahlem
Boltzmannstraße 14
Tel. 030/8413-3701,
Fax 030/8413-3700
mpg-archiv@archiv-berlin.mpg.de
www.archiv-berlin.mpg.de

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft, Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Pressemitteilung 1/2006, 31.1.2006

Praxis Archivpflege in Kurhessen-Waldeck

Das Landeskirchliche Archiv Kassel hat die Fachaufsicht über das Archivwesen und die Archivpflege in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Dem Praxisteil „Wie ordne und verzeichne ich ein Pfarrarchiv?“ mit Anleitung, Rechtsquellen und einer Preisliste für archivtaugliches Verzeichnungs- und säurefreies Verpackungsmaterial, das das Archiv (nicht nur) an Kirchengemeinden zum Selbstkostenpreis abgibt, ist deshalb ein konzeptioneller Teil vorangestellt, der Auskunft gibt über die zahlreichen Aktivitäten des Archivs auf dem zentralen Gebiet der Archivpflege. Hier finden sich statistische Auswertungen zu wahrgenommenen Archivpflegeterminen, zu Fortbildungen, die das Archiv seit 1997 regelmäßig für Archivpflegerinnen und Archivpfleger anbietet, zu übernommenen und erschlossenen Pfarrarchivbeständen und zu dem Volumen der vermittelten Restaurierungsaufträge aus Kirchengemeinden.

\"Praxis

Vier historische Karten hat das Landeskirchliche Archiv inzwischen erstellt. Sie erklären die Struktur und Entwicklung der kurhessischen und waldeckischen Kirche seit 1832 und finden sich hier erstmalig zusammen abgedruckt. Die Karten sollen Archivpflegerinnen und -pflegern den Einstieg in die historischen Strukturen der Landeskirche anschaulich erleichtern.

Die vorliegende Broschüre richtet sich an Archivpfleger und Archivpflegerinnen, solche, die es werden wollen, aber auch an die Kirchengemeinden und Kirchenkreise, die Träger der Archive, die nach der Archivpflegeordnung verpflichtet sind, kirchliches Kulturgut zu erhalten, zu sichern und für die kirchliche Arbeit und die Forschung zu erschließen. Das Landeskirchliche Archiv Kassel hilft bei der Erfüllung dieser Aufgaben. Alle Aktivitäten auf dem Gebiet der Archivpflege dienen dem Ziel, kirchliche Identität vor dem Vergessen zu bewahren.

Info:
Bettina Wischhöfer (unter Mitarbeit von Sabine Dietzsch-Uhde, Kerstin Langschied und Ralf Bansmann) Praxis Archivpflege in Kurhessen-Waldeck (Schriften und Medien 20 des Landeskirchlichen Archivs Kassel) , Kassel 2006 
ISBN 3-939017-01-9, 52 Seiten, farbig, 3,- €

Bezug:
Landeskirchliches Archiv Kassel
Lessingstraße 15 A
34119 Kassel
Tel. 0561 / 78876-12
Fax: 0561 / 78876-11
archiv@ekkw.de
www.ekkw.de/archiv