Universitätsarchiv Münster digitalisiert Matrikelbücher von 1780 bis 1905

Die Studierendenverzeichnisse, die sogenannten Universitätsmatrikeln, sind eine wichtige Quelle der universitätsgeschichtlichen Forschung. Deshalb hat das Universitätsarchiv der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster die Matrikelbücher von 1780 – der offiziellen Eröffnung der WWU Münster – bis 1905 nunmehr digitalisiert. Die Bände sind ab sofort online einsehbar.


Abb.: Interessierte können die Matrikelbücher der WWU Münster von 1780 bis 1905 online einsehen. Das Bild zeigt eine Seite aus dem zweiten Band von 1808 bis 1827 (Foto: WWU Münster/Universitätsarchiv). 

„Wir werden regelmäßig nach früheren Studierenden gefragt. Durch die digitalisierten Bände können Interessierte nun online recherchieren“, erläutert Dr. Sabine Happ, Leiterin des Universitätsarchivs der WWU. Durch die Digitalisate erfahren die Nutzer nicht nur das Immatrikulationsdatum von ehemaligen Studierenden, sie bekommen auch einen Eindruck, wie die Matrikelbände aussehen. Ergänzend zu den Matrikeln gibt es ab 1844 gedruckte Personalverzeichnisse der Königlichen Akademie. Sie umfassen neben den Namen der Studierenden weitere Angaben zu ihrem Studium.

Es gibt zwei Möglichkeiten, die einzelnen Matrikelbände einzusehen: als gesamten Band oder getrennt nach Jahren. Eine Ausnahme ist der erste Matrikelband von 1780 bis 1808, bei dem die Einteilung nach Fakultäten übernommen wurde. „Wir haben jeweils die einzelnen Jahre bestehend aus Sommer- und Wintersemester aufbereitet, damit Interessierte nicht riesige Dateien von teilweise mehreren Hundert Seiten durchsehen müssen“, erklärt Sabine Happ.

Die Matrikel der Universität / Akademie Münster 1780-1905:

Zudem gibt es Personalverzeichnisse ab 1844, die die Studierenden auflisten (Recherchehilfen), sowie eine Edition des ersten Matrikelbandes:
Kohl, Wilhelm, Giesler, Robert: Die Matrikel der Universität Münster 1780 bis 1818. Edition und biographische Erläuterungen (Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, 1), Münster 2008.

Kontakt:
Universitätsarchiv Münster
Leonardo-Campus 21
48149 Münster
Tel: +49 (0) 251 83-32099
uni-archiv@uni-muenster.de
https://www.uni-muenster.de/Archiv/

Quelle: WWU Münster, News, 20.12.2021; WN, 29.12.2021

Archiv und Wirtschaft 4/2021

In Kürze erscheint die Ausgabe 4/2021 von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW).

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 4/2021

AUFSÄTZE

Martin Müller: Vom „Finanzstudienbüro“ zum Archiv der „Deutschland AG“. Zur Genese und Bestandsstruktur des Historischen Instituts der Deutschen Bank (168-175)
Volker Butzke: Mandats- und Kundenakten im Bankarchiv aus rechtlicher Sicht (176-181)
Detlef Krause: Nicht nur Goldi und Drumbo – ausgewählte Aktenbestände im Historischen Archiv der Commerzbank (182-188)
Ulrike Zimmerl: Österreichische Banken und Industrie. Die Industriebeteiligungen der Creditanstalt (189-200)

BERICHTE

Lisa Baumbauer und Monika Klar: 5. VdW-Webinar „‚Von der analogen zur E-Akte‘: Von digitalem Aktenchaos, neuem Rollenverständnis und betriebswirtschaftlichem Archivmanagement“ am 20., 22. und 27. April 2021 (200-203)
Madeleine Gebhardt und Susanne Wanninger: 6. VdW-Webinar „Audiovisuelles Sammlungsgut im Unternehmensarchiv. Nachhaltige Sammlung, praxisgerechtes ‚Handling‘ und rechtskonforme Inwertsetzung“ am 22., 26. und 27. April 2021 (204-206)

REZENSIONEN

Christian Kleinschmidt und Jan Logemann (Hrsg.): Konsum im 19. und 20. Jahrhundert (Dirk Wiegand) (207-208)
Richard Winkler: Der Salvator auf dem Nockherberg. Zur Geschichte der Münchner Paulanerbrauerei und ihres weltberühmten Starkbieres (Birgit Speckle) (209-210)

Rezensionsliste (211-212)
Impressum (216)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH-4070 Basel
Tel.: (0049) (0)159-06825241
martin.muenzel@wirtschaftsarchive.de
www.wirtschaftsarchive.de/publikationen/archiv-und-wirtschaft

ARCHIV-info 2/2021

Das Mitteilungsblatt „ARCHIV-info“ des Archivs des Deutschen Museums informiert zweimal im Jahr über Neuerwerbungen, Projekte und Bestände des Archivs. Im Editorial der aktuellen Ausgabe 2/2021 von ARCHIV-info widmet sich der neue Leiter des Archivs des Deutschen Museums, Dr. Matthias Röschner, den „Kennzahlen“ als archivische Leistungsindikatoren, die insbesondere für das Archiv des Deutschen Museums als Einrichtung der Forschungsinfrastruktur in einem Forschungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft eine große Rolle spielen.

Die Leistungsindikatoren orientieren sich an den Kernaufgaben des Archivs, wobei u.a. die Erwerbung von Archivalien (nach Umfang), die Erschließung (in laufendem Meter bzw. Stückzahl), die Digitalisierung des Archivguts (nach Anzahl der Scans) und die Benutzung (im Wesentlichen nach Anzahl der Benutzertage, der bereitgestellten Archiveinheiten und der beantworteten schriftlichen Anfragen) erhoben werden. Kennzahlen seien jedoch für die Beantwortung der Frage nach dem Erfolg archivischer Tätigkeit „nicht immer eindeutig“, so Röschner. Denn viele Faktoren für die Beurteilung erfolgreicher Archivarbeit ließen sich nicht quantifizieren, wie z.B. die Aktivitäten zur Vernetzung mit der lokalen, regionalen und nationalen Archivlandschaft oder die Zufriedenheit von BenutzerInnen und StifterInnen oder auch die Qualität von Erschließungsdaten.

Auch ARCHIV-info 2/2021 kann als PDF-Datei heruntergeladen werden. – Nachdem im Sommer 2021 die neuen Internetseiten des Deutschen Museums online gehen konnten, sind die Archivseiten nun unter dem Begriff »Forschung« angeordnet: https://www.deutsches-museum.de/forschung/archiv. Die Startseite des Museums ist hingegen ganz auf den Museumsbesuch hin ausgerichtet. Weitere Seiten, etwa zu den Sammlungen, zur Bibliothek, zur Forschung oder zur Bildung sowie zum Archiv, finden sich daher auf der zweiten bzw. dritten Ebene wieder. Trotz etwas verringerter Sichtbarkeit auf der Startseite des Museums konnte das neue Internetangebot des Archivs ansprechend gestaltet werden. Im Vorfeld wurden sämtliche Inhalte auf ihre Aktualität und Relevanz hin untersucht. Dabei konnten manche alten Projektseiten aussortiert werden. Alle anderen Texte wurden überarbeitet bzw. neu geschrieben und mit attraktivem Bildmaterial versehen. Auf der Startseite des Archivs sind die wichtigsten Informationen zur Benutzung sowie Neuigkeiten aus dem Archiv zu finden. Verlinkte »Teaser« führen zu den Unterseiten »Über das Archiv« (u.a. mit Informationen zum Sammlungsprofil, zu Stipendien und Veröffentlichungen), »Bestände« und »Bildstelle«. Die neuen Beständeseiten präsentieren sich mit prägnanten Texten und vielen aussagekräftigen Abbildungen. Hier ist es nun möglich, auch die Beschreibungen der Nachlässe und Firmenarchive, des Bildarchivs und der Kleineren Erwerbungen sowie der Firmenschriften regelmäßig zu aktualisieren. Diese Seiten sind zudem einzeln durchsuchbar, zusätzlich gibt es eine Suchmöglichkeit für die gesamte Beständeübersicht.

Info:
ARCHIV-info
Herausgegeben vom Deutschen Museum
ISSN (Print) 2626-5354
ISSN (Online) 2626-5362
Redaktion: Dr. Matthias Röschner M.A.

Kontakt:
Deutsches Museum, Archiv
80306 München
Tel. 089/2179-220
Fax 089/2179-465
archiv@deutsches-museum.de

Kochbücher aus der Bibliothek des früheren Heimat- und Altertumsvereins Crailsheim

Archivale des Monats Dezember 2021.

Der „Crailsheimer Heimat- und Altertumsverein“ wurde vor 101 Jahren gegründet, um Zeugnisse aus der Crailsheimer Stadtgeschichte zu bewahren und in einem Heimatmuseum zugänglich machen zu können. Der Verein sammelte Kunst, Möbel und Gebrauchsgegenstände, sowie alte Druck- und Handschriften. Diese Historische Bibliothek wird im Stadtarchiv Crailsheim verwahrt. Sie umfasst etwa 430 Bücher, überwiegend aus der Zeit des 17. bis 19. Jahrhunderts, darunter auch mehrere Kochbücher aus der Zeit um 1800.

Die erhaltenen Kochbücher zeigen, dass das Repertoire an Gerichten vor rund 200 Jahren keineswegs kleiner war, sondern größer und vielfältiger. Teilweise sollte mit exquisiten Zutaten gekocht werden – die finanziellen Möglichkeiten des jeweiligen Haushalts vorausgesetzt. Auch zeigt sich die Wichtigkeit von Fleisch in der Ernährung, vor allem in den Wintermonaten: So standen im Monat Dezember laut eines fränkischen Kochbuchs der „Hausmutter und Köchin“ folgende Lebensmittel zur Verfügung: „In diesem Monate hat man noch alle Fleischarten, als Rindfleisch, Lammfleisch, Schöpfen- (Hammel) und Schweinefleisch, Kalbfleisch, so wie alle Arten von frischen und geräucherten Zungen und Würsten; das Federvieh ist jetzt fett und wohlschmeckend. Es gibt auch Austern, Schnecken, sehr schmackhafte Fische, Heringe, Bücklinge, Bricken oder Neunaugen, Lachse, welche jetzt einmariniert werden, so wie Aale, Forellen. Gemüse, Kohl und Wurzelgewächse werden in Kellern aufbewahrt. Auch gibt es gedörrtes Obst und eingemachte Früchte.“ Dieses Repertoire an möglichen Zutaten wird in den Rezepten tatsächlich ausgeschöpft.


Abb.: Auszug aus einem handschrifltichen Kochbuch, mit einem Rezept für Krebssuppe (Foto: Stadtarchiv Crailsheim).

Zwei der Kochbücher sind handschriftlich verfasst, und man sieht, dass sie von anderen Personen weitergeführt und ergänzt wurden. So ist das Kochbuch einer Dame mit dem beeindruckenden Namen „Wilhelmina Elisabetha Friderika Susanna Christiana Albertina Hellerin“ klein und eng auf 142 Seiten beschrieben. Es wurde 1809 begonnen und mit Nachträgen von anderen Personen ergänzt. Es hat ein Register, in dem die Leckereien von A bis Z verzeichnet sind, beispielsweise: „Artischocken zu füllen“, „Citronen Bißquitt“, „Holder zu backen“, „Gefülltes Kraut mit Castanien“, „Kalbsschlegel mit Sardellen gefüllt“, „Stockfisch Pasteten“, „Süße Milchsuppe“.
Noch umfangreicher und vermutlich etwas älter ist das zweite handschriftliche Buch. In ihm finden sich außergewöhnliche Rezepte wie „Krebssuppe mit Hirnschnitten und einer Henne“. An den Titeln der ergänzten Confiserie-Rezepte zeigt sich auch das Bemühen, international auf der Höhe der Backkunst zu sein: Es gibt Süßigkeiten wie „Schwedisches Brot“, „Berliner Brezen“, „Straßburgerlin“ und zahlreiche weitere Gebäcke mit französischem Namen. Rezepte für Hausmittel wie „Gallen Seife“, „Meubles Politur“ und „Eine gute Frostsalbe“ am Ende des Buches runden dieses ab.

Vermutlich bedienten sich die Schreiberinnen dieser Bücher bereits bei gedruckten Kochbüchern, die um 1800 entstanden und eine weitere Verbreitung fanden. So gibt es im Stadtarchiv auch das Kochbuch von M.D. Funk, 1816 in der zweiten Auflage in Ansbach erschienen. Es trägt den deftigen Titel: „Neues Fränkisches Kochbuch oder deutliche und bewährte Anweisung zur vortheilhaftesten und schmakhaften Zubereitung der Speisen und Getränke, des Backwerks und der Konfituren, wie auch Früchte einzumachen und zu trocknen, verschiedene Essige zu verfertigen, Pöckelfleisch zu machen, Schinken einzusalzen und zu sieden, Fleisch zu räuchern u.s.w. nebst vielen andern zur Koch- und Haushaltungskunst nüzlichen Vorschriften“ (s. Abb. rechts). Genauso lang wie der Titel ist auch das nicht bebilderte Buch: Auf 614 Seiten sind 941 Rezepte verzeichnet – klassische Alltagsküche, aber wiederum auch Kompliziertes für Feinschmecker: „Hopfensalat“, „Pastete von Schnepfen“, „Raviolen von Krebsen“, „Fischotter zuzurichten“, „Schweinsbraten mit Hering“.

Das Stadtarchiv Crailsheim empfiehlt in seinem „Archivale des Monats Dezember 2021“ die Zubereitung von Rindfleisch mit Petersilien und Grießklößlein und liefert das historische Rezept gleich mit (Link).

Kontakt:
Stadtarchiv Crailsheim
Marktplatz 1 (Gebäude: Arkadenbau)
74564 Crailsheim
Tel.: 07951 / 403-1290
www.stadtarchiv-crailsheim.de

Quelle: Dr. Helga Steiger, Archivale des Monats, Dezember 2021.

Weihnachten 1945, 1955 und 1965 im Archiv des Bayerischen Rundfunks

Die Mediathek des Bayerischen Rundfunks zeigt aus dem BR-Archiv einen kurzen Zusammenschnitt von Fernseh-Dokumentationen über Weihnachten in den Jahren 1945, 1955 und 1965.

Im Teaser heißt es dazu: „1945 war nach Jahren das erste Weihnachtsfest ohne Angst, das erste Weihnachten mit hellen Fenstern. Das war das große Geschenk dieser Tage und nie wieder Krieg, nie wieder deutsche Soldaten. Das war fast eine heilige Devise.“

Das Fernseh-Archiv „BR Retro“ bietet zudem eine knapp 6-minütige Dokumentation unter dem Titel „Weihnachten in Bayern“, die den ersten Weihnachtsfeiertag in München 1961 beinhaltet: Weihnachtsstimmung unterm Christbaum daheim, Bummeln in der Kaufingerstraße, Schlitten und Skifahren am Schuttberg.

BR Retro zeigt Dokumente der Zeitgeschichte, vergessen geglaubte bayerische Traditionen, kurioses Brauchtum und historische Ereignisse aus Sport, Kultur, Gesellschaft und Politik – quer durch alle Regionen und Regierungsbezirke im Bayern der 1950er und 1960er Jahre. Diese Schätze aus dem BR-Archiv bieten Einblicke in das Bayern von damals.

Darüber hinaus retrodigitalisiert das Historische Archiv des Bayerischen Rundfunks seit einigen Jahren seine papierbezogenen Fotobestände und seit 2010 auch ausgewählte Manuskriptreihen, die Gremienprotokolle und diverse Programm- und Unternehmenspublikationen. Seit Inbetriebnahme des Digitalen Historischen Archivs 2017 werden auch alle sogenannten „born digitals“ archiviert und an einem Digitalen Arbeitsplatz berechtigten Nutzer/innen aus Wissenschaft und Forschung zur Verfügung gestellt. Auf BR.de sind einzelne Bestände exemplarisch online gestellt.

Kontakt:
Bayerischer Rundfunk
Anstalt des öffentlichen Rechts
Rundfunkplatz 1
80335 München
Telefon: 089 / 59 00-01
info@br.de
https://www.br.de

Historisches Archiv
Telefon: 089 / 59 00 – 232 93
histarchiv@br.de

Österreichisches Staatsarchiv digitalisierte Pass­formulare des Konsulatsarchivs Bukarest

Bei Ordnungs- und Erschließungsarbeiten am Bestand des Konsulatsarchivs Bukarest im Österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien kamen im Februar 2021 in mehreren Kartons Bündel gefalteter Fragebögen aus dem Jahr 1916 zum Vorschein.


Abb.: Auf den betreffenden Formularen finden sich neben den üblichen Angaben (Name, Geburtstag und Geburtsort, Konfession, Beschäftigung, Wohnort) auch Fotografien der jeweiligen Personen sowie Auskünfte über Zweck und Dauer der anzutretenden Reise (Foto: Österreichisches Staatsarchiv, Wien). 

Auf den Fragebögen wurden diverse Pass- und Reiseangelegenheiten behandelt, die von den konsularischen Vertretungen in Rumänien (dem Konsulat in Bukarest sowie den Konsulaten in Braila, Constanza/Constanta, Craiova, Galatz/Galati, Giurgevo/Giurgiu, Jassy/Iasi, Ploiesti, Thurn-Severin/Drobeta-Turnu Severin) abgewickelt wurden.

Es wurden rund 4.200 alphabetisch und nach Konsulaten sortierten Passformulare von März bis August 2021 hochauflösend digitalisiert, umgelagert, anschließend erschlossen und durch Verknüpfung der über 6.000 Scans online zugänglich gemacht.


Abb.: Auf solchen Fragebögen wurden diverse Pass- und Reiseangelegenheiten behandelt, die von den konsularischen Vertretungen in Rumänien abgewickelt wurden (Foto: Österreichisches Staatsarchiv, Wien). 

Die durch die Formulare erhaltenen massenhaften Personendaten stellen in den Beständen des Haus-, Hof- und Staatsarchivs eine Ausnahme dar: Sie bieten einen Querschnitt durch sämtliche Gesellschaftsschichten, Ethnien und Konfessionen, die sich von Rumänien aus in oder durch die Habsburgermonarchie bewegten (und vice versa). Bis kurz vor dem Kriegseintritt Rumäniens Ende August 1916 entstanden, geben die in den Formularen dokumentierten Reiseaktivitäten einen Einblick in vermeintliche Normalität kleinräumiger Mobilität und werfen gleichzeitig immer wieder Schlaglichter auf größere ökonomische und soziale Zusammenhänge – wenn etwa schweizerische Gouvernanten und Privatlehrerinnen ausreisen, um ihre Familien in der Heimat zu besuchen, oder deutsche und österreichische Industrielle einreisen, um die rumänischen Ölfelder im Schwarzen Meer zu besichtigen.

Kontakt:
Österreichisches Staatsarchiv
Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Minoritenplatz 1
1010 Wien
Telefon: +43 1 795 40-640801 (Sekretariat)
hhsta@oesta.gv.at
https://www.oesta.gv.at/

Quelle: Österreichisches Staatsarchiv, Nachrichten, 14.9.2021; Siebenbürgische Zeitung, 5.12.2021

Die Grabsteine in der Evangelischen Stadtkirche Unna

Das 2021 im LIT-Verlag erschienene und von Hartmut Hegeler herausgegebene Buch „Geheimnis der Grabsteine der Evangelischen Stadtkirche Unna. Menschen und ihre Schicksale“ dokumentiert einerseits die 61 aktuell vorhandenen, historischen Grabsteine in der Unnaer Stadtkirche sowie 18 weitere, deren Epitaphe nicht mehr vorhanden sind (vgl. die „Übersicht über die Grabsteine nach Personenstand und Beruf / Herkunft“ auf den Seiten 21-24). Andererseits dokumentiert es auch den mehrjährigen Forschungsprozess der Autoren, ihrer Helfer und Unterstützer – von Philologen bis hin zu Handwerkern. Anstoß zu diesem Buch gab Ruhestandspfarrer Jürgen Düsberg, der Hartmut Hegeler bei den Forschungen intensiv unterstützte. Hegeler ist ebenfalls Pfarrer und Religionslehrer im Ruhestand und bekannt geworden durch seinen Einsatz für die Rehabilitierung der Opfer von Hexenprozessen.

Die evangelische Stadtkirche Unna aus dem Ende des 14. Jahrhunderts besitzt einen besonderen Rang innerhalb der westfälischen Kirchenlandschaft. Die Konflikte und Veränderungen der Reformationszeit haben hier ebenso ihren historischen Standort wie auch nachfolgende innerevangelische Konfessionskämpfe. Diese Kirche war über Jahrhunderte hinweg ein Ort von zivilgesellschaftlicher und christengemeindlicher Begegnung – auch über den Wirkungskreis der Stadt hinaus.

Unna war ein Vorort des märkischen Luthertums, und so fand hier unter anderem am 2./3. Oktober 1612, im Chorraum der Kirche, die lutherische Generalsynode der Mark statt. Kirchengeschichte und Stadtgeschichte waren eng verzahnt – dies gilt insbesondere für jenen Zeitabschnitt des 16. bis 18. Jahrhunderts, aus dem die untersuchten Grabsteine und Epitaphe entstammen. Sie befanden sich einst, in den Kirchenboden eingelassen, als Bestattungs- und Gedächtniselemente inmitten der Kirchen- und Gottesdienstbesucher, bevor sie 1911 aufgenommen und an verschiedenen Innenwänden des Kirchengebäudes neu gruppiert und platziert wurden. Dieser Schritt belegt die veränderte Rolle der „Memoria“ von der Frühen Neuzeit hin zur „Moderne“. Der Forschung Hegelers, Düsbergs und anderer ist es zu verdanken, dass diese steinernen Quellen der Stadtgeschichte Unna – man müsste sagen: endlich – dem schleichenden Prozess des Vergessens entrissen worden sind.


Abb.: Grabsteinreihe in der Stadtkirche Unna: Passionsfenster Nordostwand; im Buch S. 34 (Foto: Hubert Brandt, Unna)

Die Grabsteine und Grabdenkmäler dokumentieren nicht nur das Ableben meist prominenter, höhergestellter Stadtbürger (und ihrer Angehörigen), sondern auch deren Leben und Wirken. Die Arbeit behandelt Grabsteine, Epitaphe, Wappen und Allianzwappen, was im Übrigen auch zahlreiche Hinweise auf das Heiratsverhalten der Unnaer Stadtbevölkerung liefert.

Wie in Unna bestehen mittlerweile auch in anderen Orten vergleichbare systematische Bemühungen um die Sicherung und Auswertung dieser einzigartigen Kulturgüter. Das über 230 Seiten starke Buch im DIN A4-Format mit Hardcover dient insofern auch als „Kirchenführer“ und Geschichtsbuch für die Unnaer Stadtgesellschaft, zudem mit methodisch exemplarischem und überregionalem Charakter. Das Werk richtet sich gleichermaßen an Kultureinrichtungen und Denkmalbehörden wie auch an professionelle Forscher, an die historisch interessierte Bevölkerung, an Bildungsreisende und an Touristen.

Die Grabsteine und Epitaphe mit ihren derzeit noch sichtbaren Inschriften befinden sich in keinem musealen Kontext, sondern „unter uns“. Sie werden aber nicht mehr von jedem wahrgenommen und schon gar nicht verstanden, sofern sie nicht durch Forschungen, wie sie die vorliegende Studie dokumentieren, wiederentdeckt, entschlüsselt und präsentiert werden. Hier wirkt diese Arbeit weit über Unna hinaus.

Turm der Stadtkirche Unna, Juni 2015 (Foto: Chris06; CC BY-SA 4.0)

Schwerpunkt des umfangreichen Werkes stellt die – auch bildliche – Darstellung der Steininschriften dar: Die lateinischen oder deutschen Inschriften werden, soweit les- und entzifferbar, zeilengetreu transkibiert. Anschließend findet jeweils eine Übertragung der einzelnen Inschrift statt sowie eine genealogische und gleichsam prosopographische Kontextualisierung und Einordnung der erwähnten Personen und ihrer Familien. Diese knappen Einordnungen der Verstorbenen und Geehrten auf den Grabsteinen in ihren familiengeschichtlichen, aber auch in den (stadt-)historischen Kontext erfolgt unter detaillierter Nutzung vorhandener Sekundärliteratur sowie von einschlägigen Internetquellen: Genealogische Webseiten und Datenbanken sowie archivische Bestände- und Findbuchübersichten, die noch um digitalisiertes Bibliotheks- und Archivgut ergänzt werden, weisen mittlerweile einen Mehrwert für die Forschung auf, da sie die vorhandenen Handbücher sowie historische Forschungsliteratur korrigieren, aktualisieren und fortschreiben. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die herangezogenen Internetangebote des Landesarchivs NRW, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, der BSB München und der ULB Münster, aber auch private genealogische Webseiten. Der umfangreiche Fußnotenapparat weist die verwendeten analogen und digitalen Quellen aus.

Aus der verwendeten Literatur, insbesondere aus von Steinens „Westphälischer Geschichte“ (1755ff.) und Nordhoffs „Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Kreises Hamm“ (1880) ergaben sich Hinweise auf weitere Grabsteine in der Stadtkirche, die aber im Laufe der Jahrhunderte zerstört oder durch Begehung faktisch „rasiert“ worden sind. In einem gesonderten Kapitel (196-199) werden auch diese Verluste dokumentiert – letztlich ein weiterer Beleg dafür, dass dieses Projekt nicht aufgeschoben werden konnte und weitere Verluste drohen (nicht zuletzt durch unachtsamen Umgang in der Gegenwart). Hierdurch wird auch eine Erhaltungsaufgabe für gegenwärtige und zukünftige Generationen definiert, dies auch – so darf man wünschen – mit Strahlkraft über Unna hinaus.

In diesem Zusammenhang ließen sich vergleichbare Projekte und Präsentationen aus anderen Orten – gedruckt oder online – erwähnen und heuristisch heranziehen (z.B. das deutsche Inschriftenprojekt der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz). Auch diese sind, wie das Unnaer Buch, ebenso grundlegend und vorbildhaft im vorgenannten Sinne. Man darf der Publikation über die Grabsteine in der Evangelischen Stadtkirche Unna, der manches – titelgebende – „Geheimnis“ entlockt werden konnte, eine breite Aufmerksamkeit und nachahmende Resonanz wünschen.

(Jens Murken)

Info:
Hartmut Hegeler (Hg.):
Geheimnis der Grabsteine der Evangelischen Stadtkirche Unna. Menschen und ihre Schicksale.
Mit einem Beitrag von Peter Schampera. Fotos von Hubert Brandt und Hartmut Hegeler
LIT Verlag, Berlin 2021, 234 S., gebunden
Reihe: Kirchengeschichte regional, Bd. 10
ISBN: 978-3-643-14807-0
24,90 Euro.

Neue Archivleiterin in Seligenstadt am Main

Zum 31.12.2021 beendet Dr. Ingrid Firner ihre Tätigkeit im Stadtarchiv Seligenstadt. Die promovierte Historikerin war in den vergangenen sieben Jahren dafür verantwortlich, die Archivbestände gemäß der Systematik für historische Archive in Hessen neu zu ordnen und hierzu ein entsprechendes Bestandsverzeichnis zu erstellen. „Die Ergebnisse von Dr. Firners Arbeit sind die Sicherung des historischen Materials Seligenstadts, Froschhausens und Klein-Welzheims für die nächsten Jahrhunderte sowie ein digitalisiertes Findbuch, das auf der Homepage der Stadt Seligenstadt einzusehen ist“, so Bürgermeister Dr. Daniell Bastian.

Abb.: Besucherraum im neuen Stadtarchiv Seligenstadt in Froschhausen (Foto: Stadt Seligenstadt)

Die Geschichte Seligenstadts beginnt mit der Gründung des Klosters St. Marcellinus und Petrus durch Einhard um 825. Abtei und Stadt verlieren im 12. Jahrhundert ihre ursprüngliche Reichsunmittelbarkeit und fallen an den Mainzer Erzbischof. Die Kurmainzer Landsässigkeit endet 1803 mit der Säkularisation des Erzstiftes und des Klosters, Seligenstadt wird vom hessen-darmstädtischen Landgrafen übernommen. Heute ist die Stadt in den Kreis Offenbach/Main eingebunden.

Die mit 120.000 Archivalien aus sieben Jahrhunderten sehr umfangreiche Sammlung des Seligenstädter Stadtarchivs enthält Strafakten, Urkunden, Rechnungsbücher, Zeitungen und Fotomaterial, die bei Heimatforschern und Historikern auf große Begeisterung stoßen.

Als neue hauptamtliche Archivarin für Seligenstadt konnte Stella Bartels-Wu, die über einen Master in Archivwissenschaften verfügt, gefunden werden. Sie ist bereits seit Mitte 2021 für die Einhardstadt tätig und wurde in den vergangenen Monaten von ihrer Vorgängerin in das Archivgut der Stadt Seligenstadt eingewiesen, so dass einem nahtlosen Übergang nichts mehr im Wege steht.

Um die Aufgaben des Archivs und die Bedingungen der Nutzung für Besucherinnen und Besucher klar darzulegen, hat die Stadtverordnetenversammlung im November 2021 eine Satzung und eine Benutzungsordnung für das Seligenstädter Stadtarchiv beschlossen. „Mit der neuen Satzung regeln wir zum einen die Rechte und Pflichten der Nutzer*innen und definieren zum anderen die grundlegenden Aufgaben des Archivs aus Sicht der Verwaltung. Dies gibt uns als Stadt Handlungssicherheit im Betreiben eines öffentlichen Archives und den Nutzer*innen Rechtssicherheit in Haftungsfragen und im Urheberrecht“, erklärt Bürgermeister Dr. Bastian. „Außerdem ist die Existenz einer Satzung eine wichtige Voraussetzung für die Bewilligung von Fördergeldern für öffentliche Archive.“

Das Stadtarchiv, das sich seit einem Jahr in Froschhausen im Freiherr-vom Stein-Ring 23 befindet, ist dienstags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr nach telefonischer Vereinbarung für Besucher und Besucherinnen geöffnet. Aufgrund von dringend notwendigen Bestandserhaltungsmaßnahmen bleibt das Stadtarchiv vom 27.12.2021 bis voraussichtlich Ende Januar 2022 für den Besucherverkehr geschlossen. Dringende Anfragen können weiterhin schriftlich oder per Mail übermittelt werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Seligenstadt
Freiherr-vom-Stein-Ring 23
63500 Seligenstadt – Froschhausen

Postadresse:
Marktplatz 1
63500 Seligenstadt

Telefon: 06182 878300
Fax: 06182 879870
stadtarchiv@seligenstadt.de

Quelle: Stadt Seligenstadt, Pressemitteilung, 17.12.2021; Vorbemerkungen zum Archivbestand, in: Findbuch des Stadtarchivs Seligenstadt und der Gemeindearchive Klein-Welzheim und Froschhausen, 18.5.2021, 2

Zukünftige Direktorin des Stadtarchivs Zürich ernannt

Der Zürcher Stadtrat hat Andrea Wild zur Direktorin des Stadtarchivs Zürich ernannt. Sie tritt ihre Stelle zum 1.5.2022 an. Wild setzte sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren unter 26 Bewerberinnen und Bewerbern für die Stelle durch. Sie überzeugte im Bewerbungsverfahren durch ihre analytische, systematische Herangehensweise und durch ihre offene, kommunikationsstarke Persönlichkeit.

Abb.: Andrea Wild (im Bild) folgt auf Anna Pia Maissen als Direktorin des Stadtarchivs Zürich. Das Stadtarchiv Zürich ist ein Informations- und Dienstleistungszentrum für die Verwaltung und die Öffentlichkeit. Es dokumentiert die Geschichte und Entwicklung der Stadt Zürich und ihrer Institutionen (Foto: Stadt Zürich).

Andrea Wild studierte an der Universität Zürich Allgemeine Geschichte und Englische Sprach- und Literaturwissenschaften. Im Anschluss bildete sie sich an der Universität Bern im Rahmen eines Nachdiplomstudiums in Archiv- und Informationswissenschaften weiter und absolvierte eine Weiterbildung im Bereich Public Management.

Seit 2010 arbeitet Andrea Wild im Schweizerischen Bundesarchiv, seit 2011 als Dienstchefin Dienst Informationsangebote. Zuvor war sie bei der Swiss Re in verschiedenen Fach-, Stabs- und Führungsfunktionen des Bereichs Records Management tätig. Frau Wild verfügt über ein fundiertes Fachwissen und mehrjährige Führungserfahrung im Archivwesen. Ein grosses Netzwerk innerhalb und außerhalb der öffentlichen Verwaltungen zeichnet sie aus.

Stadtrat Zürich dankt Anna Pia Maissen
Die heutige Direktorin des Zürcher Stadtarchivs, Dr. phil. Anna Pia Maissen, geht Ende März 2022 in Pension. Sie leitet das Stadtarchiv seit September 2003. Ihre Tätigkeit bei der Stadt Zürich begann sie 1990 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtarchiv. Nachdem der Stadtrat die Dienstabteilung Archiv und Statistik zum 31.12.2011 aufhob und Statistik Stadt Zürich und das Stadtarchiv Zürich zum 1.1.2012 als zwei eigenständige Dienstabteilungen führte, wurde Dr. Maissen, die bisherige Hauptabteilungsleiterin des Bereiches Archiv, Dienstchefin der neuen Dienstabteilung Stadtarchiv Zürich. In ihrer Zeit als Direktorin hat sie das Stadtarchiv als wichtige Anlaufstelle für die Öffentlichkeit und als kompetenter Dienstleister gegenüber der Stadtverwaltung positioniert.

Kontakt:
Stadtarchiv Zürich
Neumarkt 4
Haus zum untern Rech
8001 Zürich
Telefon +41 44 415 16 46
Fax +41 44 415 16 49

Quelle: Stadt Zürich, Medienmitteilung, 14.12.2011; Stadt Zürich, Medienmitteilung, 16.12.2011

Arnsberger Weihnachtszeit(ungen) vor 50 Jahren

Der historische Adventskalender 2021.

Eine Zeitreise in die (vor)weihnachtliche Zeit des Jahres 1971 bietet das Stadt- und Landständearchiv Arnsberg in der Adventszeit 2021. Während der letzten 24 Tage vor Weihnachten findet man auf der Homepage des Archivs jeden Tag abwechselnd die entsprechende Zeitungsausgabe aus der „Westfalenpost“ und der „Westfälischen Rundschau„.

Welche Themen beschäftigten die Menschen vor 50 Jahren? Was gab es für Schlagzeilen? Der historische Adventskalender bietet Gelegenheiten, um in Erinnerungen zu schwelgen und in vergangenen Zeiten zu stöbern. Die Idee für diesen speziellen Adventskalender hatte die ehemalige Arnsberger Archivmitarbeiterin Nadja Töws (Kommunalarchiv Minden). – Die Zeitungsausgaben aus dem Dezember 1971 sind dem Kalender als PDF-Dateien hinterlegt (die Ladezeit variiert), wie z.B. die Westfälische Rundschau vom 18./19.12.1971:

Wer sich für weitere historische Zeitungen interessiert, der sei an das Stadt- und Landständearchiv Arnsberg verweisen. Hier lagern rund 2.200 Zeitungsbände – von der Einzelausgabe bis zum kompletten Jahresband. Es sind Zeitungen aus vier Jahrhunderten, die älteste – eine Ausgabe der „Berlinischen Nachrichten“ – stammt von 1742. Ab 1850/60 ist fast für jeden Tag bis heute eine Lokalzeitung vorhanden.

Kontakt:
Stadt- und Landständearchiv Arnsberg
im Kloster Wedinghausen
Klosterstraße 11
59821 Arnsberg
Tel.: 02931 – 96 39 47 9 / -96 38 98 1 / -96 38 98 0
stadtarchiv@arnsberg.de

Quelle: Westfalenpost, 19.12.2021