Websites für die Nachwelt

Wer im 23. Jahrhundert unsere Gegenwart beschreiben will, wird ohne einen Zugang zu den heutigen Online-Medien nicht auskommen. Das Landesarchiv Baden-Württemberg hat sich deshalb entschlossen, eine Auswahl von historisch wertvollen Websites des Landes in seine Bestände zu übernehmen. „Wir wollen“ so Robert Kretzschmar, Präsident des Landesarchivs, „mit diesem Pilotprojekt unseren Auftrag „Gedächtnis der Landesgeschichte“ zu sein, auch in der digitalen Welt erfüllen“. Die archivierten Websites stehen allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.

Vor etwa fünfzehn Jahren zeigten die ersten öffentlichen Einrichtungen Baden-Württembergs im Internet Präsenz. Heute kommen Websites überall im Leben vor, und sie erfüllen Aufgaben, die über die Funktion von Hochglanzbroschüren weit hinausreichen. In Großbritannien wird bereits die Hälfte aller Verwaltungsakte online abgewickelt – die Homepage einer Behörde wird zur zentralen Kommunikationsplattform. Viele Institutionen haben ihren Webauftritt inzwischen schon drei- oder viermal erneuert, ohne die Inhalte der Vorgängerversion zu sichern. Wenn ein Minister im Fernsehen auftritt, werden die Bilder von den Archiven der Rundfunkanstalten aufbewahrt, für die Homepage des Ministeriums fühlte sich aber bisher niemand zuständig. 

Die derzeit einzige Quelle für historische Ansichten der aktuellen Websites ist eine gemeinnützige Einrichtung in San Francisco namens Archive.org, die aber keinen zuverlässigen Zugang bietet und auf Angaben über die Herkunft und die Zuordnung der Website verzichtet. Um eine Alternative vor Ort zu schaffen, hat das Landesarchiv gemeinsam mit dem Bibliotheks-Service-Zentrum (BSZ) in Konstanz und den beiden Landesbibliotheken in Karlsruhe und Stuttgart das „Baden-Württembergische Online-Archiv“ (BOA) entwickelt. Während die Bibliotheken mit BOA vor allem ihrem Sammlungsauftrag für Online-Literatur zur Landeskunde nachkommen, widmet sich das Landesarchiv den Websites der öffentlichen Einrichtungen des Landes. Die bisherige Auswahl umfasst die wichtigsten Ministerien und Landesbehörden sowie Einrichtungen, an denen das Land gemeinsam mit anderen Trägern beteiligt ist. Auch thematisch orientierte Portale wurden aufgenommen, „weil sie zeigen, wie Politik und Verwaltung ihr Handeln heute an konkreten Lebenssituationen ausrichten“, so Kai Naumann, der im Landesarchiv das Projekt BOA bearbeitet.

Das von Informatikern des BSZ entwickelte BOA basiert auf dem Prinzip des Offline-Browsers: eine zu archivierende URL kann ohne das Zutun des Webmasters vom Archivar heruntergeladen und auf Dauer konserviert werden. Die meisten Sites werden alle drei Monate archiviert, besonders wichtige auch öfter. Bestimmte Ereignisse vor Ort oder auf Landesebene können als Anlass für eine außerplanmäßige Archivierung dienen. Die „eingefrorenen“ Websites bleiben im Internet unter einer neuen Adresse frei verfügbar und können nach Schlagwörtern und Titeln durchsucht werden. 

Das System hat noch einige Handicaps. Nicht jeder Browser ist für BOA geeignet. Bestimmte Links führen ins Leere, andere bieten nicht mehr die im Echtbetrieb gewohnten Funktionen. Das Archivieren des Web gilt weltweit als ungelöstes Problem, denn hinter den Kulissen einer Website steckt eine Vielzahl von Programmiersprachen und Dateiformaten. Bisher können diese Mechanismen nur in vereinfachter Form erhalten werden. Im kommenden Jahr will das Landesarchiv die Archivierungstechnik verfeinern und das Angebot der archivierten Websites vergrößern. Erste Anfragen von Behörden, die eine Aufnahme ihrer Website in das BOA-Archiv anstreben, sind bereits eingegangen. 

Langfristig sollen die Web-Inhalte gemeinsam mit den übrigen im Landesarchiv vorhandenen Materialien strukturiert und online recherchierbar sein, um den Benutzern eine alle Medien umspannende Auskunft liefern zu können. Schon heute stehen mehrere tausend Findmittel zu hochkarätigen archivalischen Beständen im Internet bereit. 

Das Landesarchiv kämpft auch an anderen Fronten erfolgreich gegen den digitalen Gedächtnisverlust. Die öffentliche Verwaltung produziert statistische Daten, digitalisiert Karten und Pläne und überführt wichtige Unterlagen wie Grundstückskataster oder Firmenregister in eine vollständig elektronische Form. Andere Länder und der Bund haben bereits ganze Behörden auf digitale Aktenführung umgestellt. Um eine hochwertige Auswahl dieser Daten für die Nachwelt zu sichern, wurde im Sommer 2006 am Staatsarchiv Ludwigsburg ein Langzeitspeicher entwickelt, der bisher 25 Millionen Datensätze und über zehntausend digitale Bilder enthält. Die Archivierung elektronischer Unterlagen ist eine technische Herausforderung, zumal die IT-Fachwelt bei dem Begriff „Langzeitarchivierung“ nur an Zeiträume von fünf bis zehn Jahren denkt. Das Landesarchiv muss eine Erhaltung „auf Dauer“ garantieren können. Seine ältesten Pergamenturkunden sind nach 1.200 Jahren noch lesbar und verständlich – ein Maßstab, der auch für das digitale Kulturerbe zu erfüllen ist.

Kontakt
Landesarchiv Baden-Württemberg
Eugenstraße 7
70182 Stuttgart
Tel.: 0711 / 212 – 4272 
Fax: 0711 / 212 – 4283 
landesarchiv@la-bw.de 

Quelle: Pressemitteilung Landesarchiv Baden-Württemberg, 2.3.2007

Akten über Iddensen für das Gemeindearchiv Rosengarten

Bis vor kurzem verfügte das Gemeindearchiv Rosengarten im niedersächsischen Kreis Harburg nur über fünf Dokumente aus Iddensen, der kleinsten Ortschaft innerhalb der Gemeinde Rosengarten. Bei Aufräumarbeiten auf dem Dachboden hatte Joachim Erhorn jedoch vergilbte Unterlagen über das Dorf entdeckt und sie ins Gemeindearchiv Rosengarten gebracht. Das Gemeindearchiv wird bereits seit 20 Jahren von Erich Böttcher und seit einiger Zeit auch von Elke Hirschler betreut, die sich nun auch der völlig verstaubten Unterlagen aus Iddensen annimmt. Sie sichtet und ordnet vergilbte Quittungen, Akten, Bücher und Hefte mit Aufzeichnungen, die Aufschluss über das Leben in Iddensen seit 1824 geben. Dazu zählen nicht nur Volks- und Viehzählungen, sondern auch Bodenerhebungen, die genau belegen, wie die Besitzverhältnisse von Acker- und Weideland in Iddensen waren. Elke Hirschler findet aber auch Informationen darüber, was an Lebensmitteln und Kleidung während der nationalsozialistischen Herrschaft und in der Nachkriegszeit an die Bevölkerung verteilt wurde. Komplett erhaltene Wahlunterlagen bieten sogar die Möglichkeit, das Wahlverhalten zu bestimmten Zeiten zu analysieren. Elke Hirschler hofft, innerhalb des nächsten halben Jahres mit der sachgemäßen Archivierung der Akten fertig zu werden. Wer im Gemeindearchiv Rosengarten forschen möchte, kann dieses Dienstags und Donnerstags in der Zeit von 9:00 bis 11:00 Uhr (oder nach Vereinbarung) tun. 

Kontakt
Gemeindearchiv Rosengarten
Bremer Str. 42
21224 Rosengarten
Tel.: 0 41 08 / 43 33 – 50

Quelle: Uschi Tisson, Hamburger Abendblatt, 3.3.2007

Bürgertum im Bergischen Land seit dem 18. Jahrhundert

Bürgerliche Kultur und Wirtschaftsmentalität sind die facettenreichen Schwerpunkte einer Studientagung, zu der der Landschaftsverband Rheinland, das Kulturbüro des Rheinisch-Bergischen Kreises und KulturStadtLev – Stadtarchiv Leverkusen nach Bergisch Gladbach einladen. Das Programm bietet Überblicksvorträge und Fallstudien zu Aspekten des bürgerlichen Lebens im Bergischen Land. Führungen durch das Kulturhaus Zanders und über den Friedhof an der Gnadenkirche, auf dem zahlreiche protestantische Unternehmer ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, runden die Veranstaltung ab. Die Tagung, die ursprünglich für Oktober 2006 geplant war, findet statt am Samstag, 17. März 2007, von 10.00 bis 16.30 Uhr. Veranstaltungsort ist der Gemeindesaal der Gnadenkirche, Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach, Hauptstraße 256 a. Das vollständige Programm und Anmeldungsformulare liegen im Forum, im Stadtarchiv und in der Villa Römer aus. Außerdem sind sie über das Internet abrufbar. Die Anmeldung sollte per E-Mail bis zum 9. März 2007 erfolgen.

Kontakt
Stadtarchiv Leverkusen
Landrat-Trimborn-Platz 1
51379 Leverkusen (Opladen)
Tel.: 0214 / 406 – 4251
Fax: 0214 / 406 – 4252
stadtarchiv@kulturstadtlev.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Leverkusen, 1.3.2007

Frauengeschichte hat in Münster ein Gesicht

Sie waren mutig und gingen konsequent ihren Weg: 50 Frauen mit einer besonderen Bedeutung für Münster gibt das städtische Frauenbüro ein Gesicht. 
Die bereits in Vorjahren mit großer Resonanz gezeigte Ausstellung mit Portraits und Texten zur Frauengeschichte dieser Stadt wird deutlich erweitert. Namen und Geschichten dieser Frauen aus Film, Theater, Schule, Medizin, Universität oder Kirche spiegeln sich auch in einem neuen Buchband. Er wird am Mittwoch, 7. März 2007, um 18 Uhr mit Musik und viel Gelegenheit zum Schmökern und Gesprächen im Rathaus vorgestellt. 

Der Vorabend zum Internationalen Frauentag und der 20. Geburtstag des städtischen Frauenbüros sind Anlass genug, an tatkräftige, streitbare und kreative Münsteranerinnen zu erinnern. Schon ab 5. März 2007 sind die großformatigen Bild- und Texttafeln im Foyer des Stadthauses 1 zu sehen – von Sozialreformerin Clara Hellraeth über Filmstar Ruth Leuwerik bis zur ersten Buchbindermeisterin Deutschlands, Charlotte Huhn. Alle 50 Portraits finden sich im Buch „Frauenbilder Geschichte(n) aus Münster“ wieder. Der Buchpräsentation voraus geht ein rund einstündiger Stadtrundgang am 7. März 2007 um 16.30 Uhr. „Er soll Appetit auf Münsters Frauengeschichte wecken“, so die städtische Frauenbeauftragte, Martina Arndts-Haupt. Mitautorinnen von der Frauenforschungsstelle präsentieren im Stadtbild einzelne Biografien. Start dieser kostenfreien Führung, die in der Ausstellung endet, ist das LWL-Landesmuseum am Domplatz. Anschließend lässt Martina Arndts-Haupt in der Rüstkammer des Rathauses die Entstehungsgeschichte des Buches Revue passieren. Die Inhalte nimmt Ulrich Grabowsky vom Ardey-Verlag in den Blick. Vorgestellt werden nicht zuletzt auch die Mitstreiterinnen des gemeinsamen Projektes vom Institut für Regionalgeschichte des LWL, der Frauenforschungsstelle, Stadtmuseum und Stadtarchiv Münster.

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92 – 47 01
Fax: 02 51 / 4 92 – 77 27
archiv@stadt-muenster.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 2.3.2007

Ein Wünschelruten-Graf

Unter den Nachlässen im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) befinden sich mehrere Bestände, bei denen es sich lediglich um Teilnachlässe oder gar Nachlasssplitter handelt. Dieser Sachverhalt spiegelt in gewisser Weise die Wissenschaftssoziologie des Forschungsfeldes wieder, denn in vielen Fällen war die Beschäftigung mit Themen der Parapsychologie bzw. der Grenzgebiete der Psychologie eine Art Nebenberuf oder auch Steckenpferd für die jeweiligen Forscher/innen. 

Ins IGPP gelangte durch gezielte Sammeltätigkeit schließlich eben „nur“ jenes Material, das die Beschäftigung eines Wissenschaftlers/einer Wissenschaftlerin mit der Parapsychologie dokumentiert, während weitere Tätigkeits- oder Forschungsfelder fehlen bzw. andernorts aufbewahrt werden. Umgekehrt können die Bestände des IGPP-Archivs dadurch in bestimmten Fällen eine überraschende Ergänzung zur Rekonstruktion wissenschaftlicher Biographien liefern. 

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Teilnachlass von Carl Graf von Klinckowstroem (1884-1969). Der renommierte Technikhistoriker spielte in den 1920er und 1930er Jahren mit einer zumeist skeptischen Position auch eine bedeutende Rolle in den damaligen Diskussionen um Mediumismus und Täuschungskunst. Vor allem aber befasste sich Graf von Klinckowstroem seit etwa 1910 intensiv mit der Wünschelrutenforschung und publizierte ausgiebig dazu. Sein umfangreicher Nachlass (über 50 Kartons) befindet sich im Archiv des Deutschen Museums in München. Ein kleiner Teil seiner Unterlagen, speziell Material zur Wünschelrutenfrage (0,2 lfdm.), gelangte jedoch ins IGPP. Papiere aus der Geschäftsstelle des Verbandes zur Klärung der Wünschelrutenfrage befinden sich ebenso in dem kleinen Bestand wie interessante Korrespondenzen, frühe Zeitschriftenliteratur oder auch Ausgaben der Deutsch-Ostafrikanischen-Zeitung von 1911 mit Artikeln zur Wünschelrute. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger (IGPP), Schaufenster ins Archiv Nr. 03-07, 1.3.2007

Das Bauhaus am Kiosk

Die Eröffnung der Sonderausstellung \“Das Bauhaus am Kiosk" am 21.2.2007, die Medienforscher der Universität Erfurt für das Bauhaus-Archiv in Berlin erarbeitet hatten, wurde zu einem unerwarteten Publikumsmagneten. \“So viel Resonanz hatten wir schon lange nicht mehr bei einer Vernissage\“, zeigte sich Dr. Annemarie Jaeggi, Direktorin des Bauhaus-Archivs, erstaunt über das große Interesse in der an Kulturevents so reichen Hauptstadt. Mehrere hundert Neugierige drängten sich um die Hefte der Zeitschrift \’die neue linie\‘ – einer Lifestyle-Illustrierten, die zwischen 1929 und 1943 die Ideen der Bauhaus-Typographie einem Massenpublikum erschlossen. Zwischen 1929 und 1943 erschien \’die neue linie\‘ im Leipziger Beyer-Verlag als die herausragende Lifestyle-Illustrierte ihrer Zeit. Keine andere Zeitschrift setzte in ihrer Gestaltung die Ideen der typografischen Moderne so konsequent um. Führende Grafik-Designer aus dem Bauhaus wie László Moholy-Nagy und Herbert Bayer prägten das Erscheinungsbild der Illustrierten. Neue Typografie, klare Formen, schnörkellose Schrift, dynamische Diagonalen und dramatische Fotomontagen sorgen für ein auffallendes Erscheinungsbild. Inhaltlich setzte \’die neue linie\‘ auf ein anspruchsvolles Niveau. Literarische Gastautoren wie Aldous Huxley, Gottfried Benn oder Thomas Mann lieferten Beiträge. Der Modeteil – höchstens ein Viertel des Umfangs – bildete raffinierte Entwürfe ab, die die elegante Damenwelt der Weimarer Republik ansprach.

Große Gewichtung hatte alles was mit \“Schöner Leben\“ zusammenhing. Das macht \’die neue linie\‘ zu einem Vorläufer heutiger Lifestyle-Magazine. Aktuelle architektonische Trends stellte unter anderem Walter Gropius vor. Als vorbildliches Design werden Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer oder die \“Frankfurter Küche\“ präsentiert. Die Werbeseiten, gestaltet von Ex-Bauhäuslern wie Herbert Bayer, Kurt Kranz oder den Brüdern Neuner, wandten sich an ein zahlungskräftiges Publikum und die intellektuelle Oberschicht. 40.000 Auflage und der Preis von 1 RM bestätigen dies. Dass die modern aufgemachte Zeitschrift in den nationalsozialistischen Jahren und während der Kriegszeit von Repressalien weitgehend verschont blieb, ist darauf zurückzuführen, dass \’die neue linie\‘ als schöngeistiges Alibi einer weitgehend gleichgeschalteten Nazipresse diente. Die Grenzen journalistischer Freiheit waren eng, zu keiner Zeit gab es regimekritische Beiträge, aber möglich war dennoch der völlige Verzicht auf antisemitische Hetzpropaganda. Mit Kriegsbeginn dominierten militärische Abbildungen die Titelseiten, deutsche Klassik und alte Meister hielten Einzug in die Hefte. 

Über zwei Wochen hinweg leiteten Prof. Dr. Patrick Rössler und Prof. Dagmar Demming von der Universität Erfurt den Aufbau. Für die Ausstellung wurden mehrere Bauten angefertigt, die ihre Wirkung auf den Betrachter nicht verfehlen, darunter zwei Schaufenster mit zeitgenössischer Kleidung und echten Modepuppen, ein Wohnzimmer-Ambiente mit Bauhaus-Möbeln und natürlich einen Kiosk. \“Wir konnten die Ideen unserer Studierenden ohne Einschränkungen umsetzen\“, bilanzierte die Künstlerin Demming, \“aber der Aufwand war schon enorm\“. Und so resultierte die enge Kooperation zwischen den Ausstellungsexperten am Bauhaus-Archiv und der Erfurter Projektgruppe in einer außergewöhnlichen Präsentation, die auch in der Medienberichterstattung deutliche Spuren hinterließ.

Auf der Eröffnungsveranstaltung betonte der Erfurter Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider die Signalwirkung, die von einer solchen Zusammenarbeit zwischen Hochschule und öffentlichen Einrichtungen ausgeht. Insbesondere das Erfurter Studium Fundamentale, eine interdisziplinäre Spezialität der hiesigen Bachelor-Programme, brachte die gemeinsamen Stärken von Medienstudenten, Künstlern und Hörern anderer Fachgebiete gut zur Geltung. In seinem Vortrag zum Ausstellungsthema verdeutlichte Rössler, Gastkurator und Autor des umfangreichen Katalogs, nochmals die besondere Rolle der \’neuen linie\‘ als stilbildende Publikation des 20. Jahrhunderts mit einer wechselvollen Geschichte. Die Ausstellung ist noch bis zum 16. April 2007 im Bauhaus Archiv in Berlin zu sehen.

Info
Katalog: Patrick Rössler: die neue linie 1929-1943. Das Bauhaus am Kiosk. Großformat, 176 Seiten, ca. 300 Abb., an der Museumskasse ¤ 17,50

Kontakt
Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Klingelhöferstraße 14
10785 Berlin 
Tel.: 0 30 / 25 40 02 0
Infoline: 0 30 / 25 40 02 78
Fax: 0 30 / 25 40 02 10
bauhaus@bauhaus.de 

Quelle: Universität Erfurt, Uni-Protokolle, 28.2.2007; Pressemeldung Bauhaus-Archiv

Ausstellung des Stadtarchivs Gummersbach zur 150-jährigen Stadtgeschichte

Am 28.2.2007 hat Bürgermeister Frank Helmenstein die vom Stadthistoriker und Stadtarchivar Gerhard Pomykaj zusammengestellte Ausstellung mit historischen Dokumenten im Rahmen der 150-Jahr-Feierlichkeiten der Stadt Gummersbach eröffnet. Die Exponate, die ein Stück weit die Gummersbacher Stadtgeschichte in Erinnerung rufen und widerspiegeln stammen sowohl aus dem Stadtarchiv Gummersbach als auch aus Schenkungen der letzten zwei Jahre von Gummersbacher Bürgern. Zu letzteren gehören unter anderem ein Liederbuch des Berghauser Verschönerungsverein von 1905, Kesselzeichnungen der Firma Steinmüller von 1955 sowie Bilder und Dokumente zur Familien- und Firmengeschichte von Steinmüller. In der Ausstellung sind darüber hinaus zahlreiche Fotos, Lithografien, Plakate und Tagebücher zu sehen, so dass die gezeigte Auswahl ein geschichtsträchtiges Kaleidoskop der vergangenen Jahrzehnte präsentiert. Die Ausstellung ist noch bis zum 28. März 2007 im Foyer des Rathauses in Gummersbach zu besichtigen.

Kontakt
Stadtarchiv Gummersbach
Rathausplatz 1 
51608 Gummersbach
Tel.: 02261 / 87 – 111
Fax: 02261 / 87 – 600
Gerhard.Pomykaj@stadt-gummersbach.de 

Quelle: Oberberg Aktuell, 28.2.2007; Stadt Gummersbach Portal, 28.2.2007

Zuschüsse für die Erhaltung von Archiven in Südtirol

Wer ein privates oder kirchliches Archiv oder einen historischen Buchbestand zu erhalten hat, kann im Südtiroler Landesarchiv um einen entsprechenden Beitrag ansuchen. Zuschüsse von Seiten des Landes gibt es für die Erhaltung und Aufwertung von Archiven, für die bauliche Adaptierung von Archivräumen, für Ordnungs- und Inventarisierungsarbeiten und für die Restaurierung von Archivalien. Ebenfalls gefördert werden die Erhaltung und die Aufwertung von historischen Buchbeständen, also solchen, die mindestens 50 Jahre alt sind. Die Gesuche müssen bis zum 31. März 2007 im Südtiroler Landesarchiv Bozen eingereicht werden. Die notwendigen Gesuchsvordrucke gibt\’s ebenfalls dort oder im Südtiroler Bürgernetz. Weitere Informationen sind unter den Rufnummern 0471 411941 und 0471 411946 erhältlich.

Kontakt: 
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471 411940
Fax: 0471 411959
Landesarchiv@provinz.bz.it 

Quelle: Pressemeldung Autonome Provinz Bozen, 28.2.2007

Ausstellung über die jüdische Familie Schey im Wiener Stadt- und Landesarchiv

Die aktuelle Ausstellung, die am 5. Februar 2007 im Foyer des Wiener Stadt- und Landesarchivs eröffnet wurde, widmet sich der Geschichte der jüdischen Familie Schey in Wien. Im Mittelpunkt steht dabei deren bedeutendster Vertreter, Friedrich Schey, Freiherr von Koromla, der 1815 in Güns (heute Köszeg, Ungarn) geboren wurde und 1881 in Wien verstarb. Sein Aufstieg zu einem der wichtigsten Männer im Wirtschaftsleben der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zum geadelten Mäzen (Handelsakademie, Stadttheater, Schillerdenkmal, Künstlerhaus) beschreibt eine persönliche Erfolgsgeschichte, die mit der rechtlichen Emanzipation der Juden in der franzisko-josephinischen Zeit einherging. Die Generation seiner Kinder profitierte davon und war selbst in Wirtschaft und Geistesleben in hervorragender Weise tätig. Durch Heirat und geschäftliche Beziehungen entstand ein erfolgreiches Netzwerk innerhalb der Akkulturation des jüdischen Bürgertums in die Wiener Gesellschaft. Friedrich Schey selbst war durch drei Heiraten eng mit der Großhändlerfamilie Landauer verbunden – eine Beziehung, die ihm in Wien wohl viele Wege zu ebnen im Stande war. Seine Kinder gingen mit Nachkommen der Familien Worms, Brandeis-Weikersheim, Przibram, Lieben Ehen ein. Hier entstand eine kulturelle Elite, die viele führende Köpfe des österreichischen Geisteslebens des späten 19. Jahrhunderts hervorbrachte – die Juristen Josef Schey und Josef Unger, den Zoologen Hans Przibram, den Physiker Karl Gabriel Przibram, den Chemiker Adolph Lieben, die Schriftsteller Friedrich Schey und Evelina Schey. Verwandtschaftliche Beziehungen bestanden außerdem zu Arthur Schnitzler, der Burgschauspielerin Anny Schindler, zu Anna Lieben-Todesco und dem Physiker Robert Lieben, sowie zu den Familien Morpurgo und Ephrussi. Diese wirtschaftliche und geistig-kulturelle Erfolgsgeschichte war freilich zugleich Teil der Tragik des Judentums. Auch die Mitglieder der Familie Schey wurden in die Emigration gezwungen oder überlebten den nationalsozialistischen Wahnsinn nicht. Heute leben keine direkten Nachkommen der Familie Schey mehr in Wien. – Ein Blick in die Ausstellung, die noch bis zum 31. Mai 2007 zu besichtigen ist, macht deutlich, welcher geistige Reichtum und welche kulturelle Vielfalt der Stadt verloren gegangen sind. Ergänzend zur Ausstellung ist ein gedruckter, kostenloser Begleittext erschienen.

Kontakt
Magistratsabteilung 8 – Wiener Stadt- und Landesarchiv
Gasometer D, 4. Archivgeschoss
Guglgasse – Zugang über Gasometer A
Wien 11
Tel.: (+43 1) 4000 – 84808
Fax: (01 ) 4000 – 99 – 84819 (Inland) 
       (+43 1) 4000 – 84809 (Ausland)
post@m08.magwien.gv.at

Quelle: Hannes Tauber, Ausstellungen Wiener Stadt- und Landesarchiv

Neue Publikation über die Päpstin Johanna

Ludwig Achim von Arnims Drama Die Päpstin Johanna wird am Donnerstag, 1. März 2007, um 17.00 Uhr, im Nordsaal des Goethe-Schiller-Archivs der Klassik Stiftung Weimar vorgestellt. Im Rahmen der historisch-kritischen Ausgabe der Werke und Briefwechsel von Arnims wird das Drama erstmals in authentischer Form nach den Handschriften publiziert. Bislang wurde dieses Werk nur in der von Arnims Frau Bettina aus dem Nachlass erarbeiteten Textfassung publiziert. Einleitend informieren Archivdirektor Dr. Jochen Golz über den Arnim-Nachlass im Goethe-Schiller-Archiv und Prof. Dr. Lothar Ehrlich über die im Max Niemeyer Verlag Tübingen erscheinende Weimarer Arnim-Ausgabe, die von einem internationalen Herausgebergremium verantwortet und von der Klassik Stiftung Weimar betreut wird. Die Einleitung des Abends beschließt Dr. Jürgen Knaack, Vorstandsmitglied der Internationalen Arnim-Gesellschaft, mit einem Bericht zur aktuellen Arbeit der Gesellschaft. Den Hauptvortrag hält der Herausgeber des Päpstin Johanna-Bandes, der Wuppertaler Germanist Dr. Johannes Barth, der über das Werk und seine Edition berichten wird. Zum Abschluss liest der Weimarer Schauspieler Christoph Heckel ausgewählte Passagen des Textes. 

Die seit dem 13. Jahrhundert dokumentierte Sage von einer Päpstin Johanna hat von Boccaccio bis zum Bestseller von Donna Woolfolk Cross immer wieder Eingang in die Literatur gefunden. Gemeinsam ist den meisten Bearbeitungen die Kernerzählung über eine junge Frau, Johanna, die als Mann verkleidet am päpstlichen Hof eine Karriere macht, die schließlich in ihrer Krönung zum Papst gipfelt. Ihr wahres Geschlecht bleibt lange Zeit unerkannt. Schließlich verliebt sie sich, wird schwanger und kommt während einer Prozession nieder, wobei Mutter und Kind sterben. Nach heutigem Forschungsstand geht die Sage von der Päpstin Johanna jedoch auf keine historisch belegbare Person zurück. 

Kontakt
Goethe- und Schiller-Archiv
Hans-Wahl-Str. 4
99425 Weimar
Tel.: 03643/545 – 240
gsa@klassik-stiftung.de 

Quelle: Newsropa (Pressemitteilung), 27.2.2007; Klassik Stiftung Weimar, Veranstaltungen und Ausstellungen.