Jüdisches Leben und jüdische Schicksale in Iserlohn, Letmathe und Hennen

Neues Vortragsprogramm des Stadtarchivs Iserlohn beginnt am 27. Januar 2022.

Das neue Vortragsprogramm des Stadtarchivs Iserlohn für das I. Halbjahr 2022 liegt vor. Alle Veranstaltungen stehen unter dem Thema „Jüdisches Leben und jüdische Schicksale in Iserlohn, Letmathe und Hennen“. Nach dem Auftaktvortrag zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Iserlohn von Prof. Dr. Arno Herzig im vergangenen November in der Bauernkirche widmen sich nun von Januar bis Juni 2022 weitere Veranstaltungen der jüdischen Geschichte im Iserlohner Raum.

Bereits seit dem vergangenen Jahr erarbeiten Stadtarchiv und Stadtmuseum Iserlohn anlässlich des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ mit mehreren Autorinnen und Autoren eine Publikation zur Geschichte des jüdischen Lebens in Iserlohn, Letmathe und Hennen, die in diesem Jahr erscheinen soll. „Die Beteiligten des Buchprojektes wirken nun an der Veranstaltungsreihe mit und sollen neugierig auf die neue Veröffentlichung machen“, betont Iserlohns Stadtarchivar Rico Quaschny. Er ist froh, mit dem Forum im Gymnasium An der Stenner, dem Evangelischen Gemeindehaus Hennen und dem Kolpinghaus Letmathe passende Veranstaltungsorte gefunden zu haben, die ausreichend Platz für viele Interessierte bieten – auch unter Pandemiebedingungen. Quaschny weist darauf hin, dass für den ersten Vortrag am 27. Januar die 2G-Regel und eine Maskenpflicht gelten.

Die Reihe beginnt am Donnerstag (27. Januar), dem Gedenktag an die Opfer des Holocaust, mit einem Vortrag von Prof. Dr. Daniel Hoffmann aus Köln über die deutsch-jüdische Lebensgeschichte seines Vaters Paul Hoffmann. 1921 in Iserlohn geboren, wuchs Paul Hoffmann in einer integrierten Familie auf. Nach 1933 gehörte jedoch der Holocaust mit all seinen Schrecken zur Familiengeschichte. Paul Hoffmann kehrte aus Auschwitz und Buchenwald zurück, zwar nicht nach Iserlohn, aber ins deutsche Heimatland, dem er bis zu seinem Tod 2008 in Düsseldorf auf seine Art die Treue hielt.

Der Historiker und Archivar Prof. Dr. Wilfried Reininghaus behandelt in seinem Vortrag am 22. Februar die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hennen vom 17. bis ins frühe 20. Jahrhundert. Bis zum heutigen Tag ist sie durch die Gräber auf dem Friedhof in der Waldemey präsent. Schon während des Ersten Weltkriegs war jedoch die letzte jüdische Familie aus Hennen in Großstädte verzogen. Unter den Weggezogenen gehörten die Brüder Josephson und die Familie Reifenberg zu Prominenten, die ihre Spuren in der westfälischen und deutschen Geschichte hinterlassen haben.

Am 24. März spricht die Historikerin Katja Hofbauer über Leben und Schicksal der jüdischen Geschwister Koppel aus Letmathe, deren Familie schon im 19. Jahrhundert in Letmathe ansässig war. Der Vortrag, ursprünglich schon für 2020 angekündigt, findet in Kooperation mit dem Heimatverein Letmathe und dem Förderverein Haus Letmathe im Kolpinghaus Letmathe statt.

Stadtarchivar Rico Quaschny stellt am 26. April die Geschichte der jüdischen Familie Ehrlich aus Iserlohn vor. Die seit 1887 in Iserlohn ansässige Familie führte über mehrere Jahrzehnte ein großes Haushaltswarengeschäft in der Innenstadt im Haus Markt 10 (heute Alter Rathausplatz 10). In dem Vortrag wird die Geschichte der Familie Ehrlich als Beispiel einer jüdischen Familie aus Iserlohn skizziert, die bis 1933 anerkannt und integriert war und danach diskriminiert, verfolgt, deportiert und schließlich ermordet wurde.

Am 24. Mai widmet sich die Iserlohner Autorin Sabine Hinterberger Charly Kipper (1926–2014), einem wichtigen Zeitzeugen für jüdische Geschichte in Iserlohn. Dreizehn Jahre lang begleitete er Schülerinnen und Schüler aller Schulformen und Altersklassen bei Rundgängen und erzählte unermüdlich von dem, was er selbst in seiner Kindheit erlebt hat. Sabine Hinterberger, die gemeinsam mit ihm sein Buch „Onkel Willy, warum weinst du?“ geschrieben hat, stellt ein sehr persönliches Porträt vor, das sich aus Begegnungen und Teilen der Biografie zusammensetzt.

Neben dem Blick auf die Vergangenheit findet zum Abschluss der Reihe ein Podiumsgespräch zur Erinnerungskultur in Iserlohn statt. Der frühere Stadtarchivar Götz Bettge, die Redakteurin Alexandra Lehmann und Jörg Simon vom Kinder- und Jugendschutz der Stadt Iserlohn werden in einem Gespräch mit Museumsleiterin Dr. Sandra Hertel und Stadtarchivar Rico Quaschny erläutern, welche Formen und sichtbaren Zeichen des Gedenkens in Iserlohn entstanden sind. „Wir werden in der Diskussion auch zu der Frage kommen, wie es angesichts des Verlustes der Zeitzeugengeneration gelingen kann, junge Menschen für die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit zu gewinnen“, erläutert Dr. Sandra Hertel.

Für die gesamte Veranstaltungsreihe konnten neben dem Stadtmuseum Iserlohn und der Volkshochschule Iserlohn auch der Verein 321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V. und weitere Kooperationspartner gewonnen werden.

Das Faltblatt mit einer Terminübersicht und kurzen Informationstexten zu den einzelnen Vorträgen liegt im Stadtarchiv, weiteren Kulturinstituten, der Stadtinformation und im Rathaus aus. Es wird auf Wunsch gern zugesandt und ist im Internet abrufbar. Alle Veranstaltungen sind auch im neuen VHS-Programm zu finden.

Die Veranstaltungen im I. Halbjahr 2022 im Überblick:

Donnerstag, 27. Januar, 18.30 Uhr
„Weit ist der Weg zurück ins Heimatland …“. Paul Hoffmann (1921–2008). Eine deutsch-jüdische Lebensgeschichte aus Iserlohn
Vortrag von Prof. Dr. Daniel Hoffmann
Gymnasium An der Stenner (Forum), Stennerstraße 5

Dienstag, 22. Februar, 18.30 Uhr
Die jüdische Gemeinde in Hennen und die Familien Josephson und Reifenberg
Vortrag von Prof. Dr. Wilfried Reininghaus
Ev. Gemeindehaus Hennen, Auf der Palmisse 5

Donnerstag, 24. März, 18.30 Uhr
Vier Brüder aus Letmathe. Leben und Schicksal der jüdischen Geschwister Koppel
Vortrag von Katja Hofbauer M.A.
Kolpinghaus Letmathe, Kolpingstraße 14

Dienstag, 26. April, 18.30 Uhr
Die Geschichte der jüdischen Familie Ehrlich in Iserlohn
Vortrag von Rico Quaschny
Gymnasium An der Stenner (Forum), Stennerstraße 5

Dienstag, 24. Mai, 18.30 Uhr
Carl-Heinz Kipper (1926–2014) – Sein Leben als Zeitzeuge für jüdische Geschichte in Iserlohn
Einführung und Lesung von Sabine Hinterberger
Gymnasium An der Stenner (Forum), Stennerstraße 5

Dienstag, 21. Juni, 18.30 Uhr
„Erinnern – Gedenken – Mahnen“. Ein Podiumsgespräch zur Erinnerungskultur in Iserlohn
Götz Bettge, Alexandra Lehmann und Jörg Simon im Gespräch mit Dr. Sandra Hertel (Stadtmuseum) und Rico Quaschny (Stadtarchiv)
Gymnasium An der Stenner (Forum), Stennerstraße 5

Kontakt:
Stadtarchiv Iserlohn in der „Alten Post“
Theodor-Heuss-Ring 5
58636 Iserlohn
Tel.: 02371 / 217-1921
Fax: 02371 / 217-2982
archiv@iserlohn.de
www.archiv-iserlohn.de

Quelle: Stadt Iserlohn, Pressemitteilung, 20.1.2022

Stadtarchiv Zeitz bereitet Umzug vor

Derzeit befindet sich das ehemalige ZeKiWa-Hauptgebäude in der Geschwister-Scholl-Straße in Zeitz im Umbau. Nach Beendigung der Baumaßnahmen, welche durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie Hochwasserschutzmaßnahmen gefördert werden, wird hier das Stadtarchiv Zeitz sein neues Domizil finden. Bis es soweit ist haben die Mitarbeiter aber noch alle Hände voll zu tun, denn insgesamt müssen 150 Tonnen Archiv- und Kulturgut an mehreren Standorten bewegt und für den Umzug gesichtet, umzugsfähig verpackt und signiert werden.


Abb.: Sven Lautenschläger, Leiter des Stadtarchivs Zeitz und sein Mitarbeiter Chris Straßburger haben bis zum Umzug alle Hände voll zu tun, um alle Archivalien auch wohlbehalten in das neu sanierte Zekiwa-Werk zu überführen (Foto: Stadt Zeitz).

Die Vorbereitungen haben zur Folge, dass bereits für den Transport aufbereitete Bestände für die Benutzung gesperrt werden müssen. Um den Fortgang der Vorbereitungen positiv zu beeinflussen, wird der Zugang zum Zeitzer Stadtarchiv ab dem 1. Juni 2022 nicht mehr möglich sein. Ab diesem Zeitpunkt wird darüber hinaus auch mit Verzögerungen in der Beantwortung von Anliegen zu rechnen sein, wobei gewährleistet ist, dass nicht verschiebbare und zeitlich gebundene Anfragen weiterhin bearbeitet werden.

Zu Zeiten der DDR produzierte die Fabrik VEB ZEKIWA für den gesamten RGW-Raum der sozialistischen Staaten, aber auch für westdeutsche Unternehmen wie Neckermann, und wurde so zur größten Kinderwagenfabrik Europas. In ihrer Hochzeit fertigte sie mit 2.200 Mitarbeitern jährlich 450.000 Kinder- und 160.000 Puppenwagen. Das ehemalige Hauptgebäude der ZeKiWa (Zeitzer Kinderwagenindustrie) bekommt mit dem derzeitigen Umbau eine neue Rolle in der altehrwürdigen Zeitzer Stadtgeschichte zugeschrieben. Jegliche Dokumente, beginnend im 14 Jahrhundert bis zum heutigen Tag, werden hier Platz finden und damit auch die Zukunft der Stadt festgehalten und dokumentiert werden kann, vergrößert sich das neue Domizil.

Oberbürgermeister Christian Thieme erklärt: „Mit der Sanierung haben wir ein weiteres stadtbildprägendes und identitätsstiftendes Gebäude mit einer neuen Nutzung vor dem Verfall bewahrt und freuen uns, dass es im Stadtbild als Leuchtturm der weltbedeutenden Zeitzer Industriegeschichte erhalten bleibt.“

Auf insgesamt einer Raumfläche von ca. 5.300 m² kann das historische Erbe der Stadt Zeitz bald gelagert werden. Urkunden, Amtsbücher, Akten, Karten, Pläne, Bau- und Projektunterlagen, Fotos, Zeitungen, Plakate und einiges mehr wird in großen, luftigen und einladenden Räumen seinen Platz finden. In den neuen Räumen des ehemaligen Zekiwa-Altwerkes wird es deutlich mehr Platz für das wertvolle Archivgut geben.

Das Raumprogramm für das Archiv lässt sich in die vier Funktionsbereiche Öffentlichkeit, Verwaltung, Werkstätten und Verzeichnungsräume sowie Magazine einteilen. Die Kriterien an Sicherheit, Raumklima und der erforderliche Raumbedarf werden optimal in den oberen Geschossen des denkmalgeschützten Zekiwa-Gebäudes erfüllt werden. Damit soll das Stadtarchiv Zeitz für die nächsten Jahre und Jahrzehnte in seiner Funktion gesichert sein.

Rückblick auf 2021 und Ausblick auf 2022
Auch wenn der Umzug eine Herausforderung wird, bleibt die Arbeit der Mitarbeiter des Stadtarchivs keinesfalls liegen. So wurden im abgelaufenen Jahr 468 Anliegen bearbeitet. Dabei entfielen mit 220 der Anfragen 47% auf genealogische Anliegen. Diese Thematik umfasst dabei nicht nur Recherchen für private Familienforschungen, sondern auch für Angelegenheiten der Erbenermittlung oder in Nachlassangelegenheiten.

Weiterhin arbeitete man konsequent am Projekt der Retrodigitalisierung von Findhilfsmitteln. So stieg die Zahl der digital erfassten Bauakten auf 8.882 Verzeichnungseinheiten. Darüber hinaus wurden von 9 Landgemeinden des ehemaligen Altkreises Zeitz die Findhilfsmittel der Bauunterlagen digital erfasst. Als Vorarbeit auf den Umzug wurde eine Revision des gesamten Zeitungsbestandes durchgeführt. Im Zuge dessen alle Zeitungsbände gesichtet und insgesamt 1.236 Zeitungsbände digital erfasst als auch die Schadensbilder kategorisiert. Zuwachs gab es auch, denn das Stadtarchiv erhielt durch die Rotarier die Promotionsurkunde sowie ein gerahmtes Portrait des Arztes und Mäzenen Dr. med. Gustav Adolf Richter.

In diesem Jahr werden zudem die Bürgerbücher der Stadt Zeitz aus den Jahren 1599 bis 1853 digitalisiert. In einem Folgeschritt werden diese Online zur Verfügung gestellt und somit wird ein niedrigschwelliger Zugang zu diesen Archivalien ermöglicht.

Kontakt:
Stadtarchiv Zeitz
Schloßstraße 6
Schloss Moritzburg Zeitz
(Raum Südflügel 2. Obergeschoss)
06712 Zeitz
Telefon:+49 3441 212054
Fax:+49 3441 225633
stadtarchiv@stadt-zeitz.de

Quelle: Stadt Zeitz, Pressemitteilung, 20.1.2022; Stadt Zeitz, Förderprojekte, 3.6.2021; Art. Zekiwa, in: Wikipedia. 16.11.2020

Lustenau sucht Fotos zum Eishalle-Jubiläum

Die Betreuung und der weitere Aufbau der bestehenden Fotosammlung ist eine der Aufgaben eines Archivs wie des Gemeindearchivs der Vorarlberger Marktgemeinde Lustenau. Von Bürgerinnen und Bürgern selbst geschossene, interessante, das Gemeindeleben dokumentierende Fotoaufnahmen können dazu einen wertvollen Beitrag leisten.

Das Gemeindearchiv ist anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Eishalle auf der Suche nach Bildern von Veranstaltungen, die in der Rheinhalle stattfanden. Unter allen Einsendungen bis zum 31. Januar 2022 wird eine Kombi-Saisonkarte fürs Parkbad und für die Rheinhalle, im Wert von 90 Euro, verlost.


Abb.: Auftritt von David Hasselhoff, Rheinhalle Lustenau, 15.4.1987 (Foto: Harald Stocker)

Dieses Foto dokumentiert den Auftritt von David Hasselhoff (in Begleitung „seines Autos“ K.I.T.T.) am 15. April 1987 in der Rheinhalle vor rund 3.000 Besuchern. Es wurde dem Historischen Archiv der Marktgemeinde Lustenau von Harald Stocker, der das Bild damals aufgenommen hat, bereits vor einigen Jahren digital übergeben und in die Archivbestände übernommen.

„Aber natürlich freuen wir uns auch über weitere Fotos mit Lustenau-Bezug, die dem Archiv überlassen werden, um sie in dessen Bestände aufzunehmen. Dabei nehmen wir gerne auch digitale Bilder entgegen“, lädt das Team des Historischen Archivs die Lustenauer Bevölkerung zur Mithilfe ein und weist gleichzeitig darauf hin, dass „sich der historische Wert eines Fotos mit jeder Information, die man darüber erhält, erhöht. Deshalb macht es auch Sinn, die eigenen Fotos auf der Rückseite mit Bleistift zu beschriften. Künftige Generationen werden es danken.“


Abb.: Rheinhalle Lustenau (Foto: Marcel Hagen)

Lustenau ist mit über 23.000 Einwohnern die einwohnerreichste Marktgemeinde Österreichs und liegt im Westen des Bundeslandes Vorarlberg. Die 1972 erbaute und um die Jahrtausendwende generalsanierte Eissporthalle ist die einzige Wintersportstätte Lustenaus. Diese „Rheinhalle“ ist Heimstätte des EHC Lustenau, derzeit in der länderübergreifenden Alps Hockey League engagiert, und bietet etwa 2.200 Besuchern Platz. Lustenau, bekannt für den markanten Dialekt seiner Bewohner („d’Luschnouar Sprôôch“), liegt am östlichen Ufer des Alpenrheins, wenige Kilometer südlich des Bodenseeufers. Wenngleich die Marktgemeinde nicht explizit für sich oder damit wirbt, mag auch der Tourismus dazu geführt haben, dass Fotos und damit geeignete, auswärtige Beiträge zum aktuellen Gewinnspiel entstanden sind.

Link: Teilnahmebedingungen Gewinnspiel (Rechtsweg ausgeschlossen)

Kontakt:
Marktgemeinde Lustenau
Historisches Archiv
Kaiser-Franz-Josef Straße 4a
6890 Lustenau
T +43 5577 8181-4230
archiv@lustenau.at

Quelle: Marktgemeinde Lustenau, Neuigkeiten, 20.1.2022; Art. Lustenau, in: Wikipedia, 12.1.2022

Seifenkistensport in Duisburg

Ausstellung und Vortrag im Stadtarchiv Duisburg.

Seit dem 20.1.2022 zeigt das Stadtarchiv Duisburg in seinem Foyer eine kleine Ausstellung zum Thema „Seifenkistensport in Duisburg“. Ausgewählte Quellen und ergänzende Begleittexte beleuchten die bedeutende Rolle der zwischen 1951 und 1971 in Duisburg stattfindenden Rennen für die städtische Geschichte. Die Seifenkiste, zunächst nur ein Spielzeug für draußen, wurde zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung für Jung und Alt.


Abb.: Foto des Starts zweier Seifenkistenfahrer am Uhlenhorst im Jahr 1951 (Quelle: Stadtarchiv Duisburg)

Diverse Fotografien und Zeitungsartikel sowie dreidimensionale Objekte bieten einen spannenden Einblick in die sportlichen Veranstaltungstage der Bundesmeisterschaften, die ab 1952 auf der Uhlenhorststraße stattgefunden und tausende Besucher und Besucherinnen aus der ganzen Bundesrepublik angelockt haben.

 
Abb.: Diese Bilder zeigen die Seifenkisten-Derbys der Jahre 1954 und 1955 (Fotos: Stadtarchiv Duisburg).

Am 25. Juli 1971 fand die Bundesmeisterschaft im Deutschen Seifenkisten-Derby das 20. und letzte Mal in Duisburg am Uhlenhorst statt. Seit 1951 hatten sich die Seifenkistenrennen unter der Schirmherrschaft der Adam Opel AG in Duisburg zum Volkssport für Groß und Klein entwickelt. In den 1960er Jahren lockte das Spektakel regelmäßig bis zu 100.000 Zuschauer an; es wurde häufig von musikalischen und akrobatischen Einlagen begleitet und auch von prominenten Gästen wie Max Schmeling oder Toni Turek besucht.

Beim Sieger des letzten Rennens am Uhlenhorst, dem 11-jährigen Berliner Karl-Heinz Peter, lief es wie geschmiert. Er setzte sich gegen 132 andere Jungen in seinem Alter durch – Mädchen durften damals nur außer Konkurrenz mitfahren – und gewann eine Ausbildungshilfe in Höhe von 7.000 DM sowie eine 14-tägige Reise in die USA nach Akron, Ohio, wo er an dem All-American Soap Box Derby, quasi der Seifenkisten-Weltmeisterschaft, teilnehmen durfte. In einem Spaßrennen traten auch prominente Duisburger gegeneinander an: Polizeidirektor Tonis Hunold besiegte in seiner als Bulle gestalteten Seifenkiste Bürgermeister Friedrich „Friedl“ Heinen ohne Schwierigkeiten. Zwei Blasorchester und ein Fanfarenzug begleiteten die Veranstaltung.

Am Abend des Seifenkisten-Derbys 1971 verkündete die Adam Opel AG, dass dies die letzte Veranstaltung dieser Art gewesen sei. Die Kosten seien zu hoch und der Werbeeffekt zu gering. Anschließend fanden bis 1993 immer wieder Stadtmeisterschaften in Duisburg statt, die aber nicht mehr denselben Zulauf wie die Bundesmeisterschaften am Uhlenhorst erhielten.

Ergänzt wird die aktuelle Ausstellung „Seifenkistensport in Duisburg“ im Stadtarchiv durch eine Seifenkiste der Mannesmann-Werke, welche bis zum 31.1.2022 im Foyer des Stadtarchivs Duisburg stehen wird. Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten des Archivs besucht werden.

Ferner lädt das Stadtarchiv am 27. Januar um 18.15 Uhr unter dem Titel „Duisburg und der Seifenkistensport 1951-1971“ zu einem Vortrag von Dr. Jonas Springer (Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland) ein. Der Vortrag wird einzelne Protagonisten des Seifenkistensports sowie ausgewählte Rennen vorstellen und die abwechslungsreichen Feierlichkeiten der Meisterschaften am Uhlenhorst beleuchten.

Aufgrund der Pandemie-Auflagen wird darum gebeten, sich zu dem Vortrag per Mail oder telefonisch (0203/283-2154) anzumelden. Es sind nur noch einige wenige Plätze verfügbar, eine Rückmeldung erfolgt zeitnah. Die Teilnahme ist nur für geimpfte und genesene Personen möglich, der Eintritt ist kostenfrei.

Link: Stadtarchiv Duisburg: Vortragsreihe „Stadtgeschichte donnerstags“ 2021/22

Kontakt:
Stadtarchiv Duisburg
Karmelplatz 5
47051 Duisburg
Tel.: 0203/283-2154
stadtarchiv@stadt-duisburg.de

Quelle: Stadtarchiv Duisburg, Facebook-Beitrag, 19.1.2022; Stadtarchiv Duisburg, Facebook-Beitrag, 25.7.2022; Innenhafen-Portal, 19.1.2022

Archiv der NS-verfolgten Zeugen-Jehova-Familie Kusserow bleibt im Militärhistorischen Museum

Das Landgericht Koblenz hat in einem kürzlich ergangenen Urteil (Az. 10 O 123/21) entschieden, dass das Archiv der in der NS-Zeit verfolgten Zeugen Jehovas-Familie Kusserow aus Bad Lippspringe nicht an diese zurückgeht. Laut Bericht der Deutschen Presseagentur bleiben die Dokumente damit im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden.

Zwei Söhne der Bad Lippspringer Familie sind im Nationalsozialismus hingerichtet worden. Eine Schwester hatte dies im Familienarchiv dokumentiert und testamentarisch verfügt, dieses an die Glaubensgemeinschaft zu übergeben. In 31 Ordnern befinden sich unter anderem Zeichnungen, Todesurteile und Abschiedsbriefe. Zur Zeit ihres Todes (2005) befand sich das Archiv aber im Besitz eines weiteren Bruders, der es für 4.000 Euro an die Bundesrepublik Deutschland verkaufte. Zuvor hatte der Bruder über das Schicksal seiner Angehörigen das Buch „Der lila Winkel – Die Familie Kusserow“ veröffentlicht.

Die Mitglieder der Familie Kusserow waren in den zwölf Jahren des NS-Regimes zu insgesamt 47 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt worden. Mit Wilhelm (1940) und Wolfgang Kusserow (1942) wurden zwei Söhne als Kriegsdienstverweigerer im Alter von 25 beziehungsweise 20 Jahren hingerichtet. Vater Franz und Sohn Karl-Heinz Kusserow starben nach der Befreiung an den Haftfolgen.


Abb.: Gedenktafel für Wilhelm Kusserow in Münster (Autor: Seiduselbst; CC BY-SA 4.0, File:Kusserow Gedenktafel.jpg; Erstellt: 11. Mai 2015, 07:10:09)

Seit 2009 befindet sich das Archiv im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Da der Käufer „gutgläubig“ davon ausging, dass der mittlerweile ebenfalls bereits verstorbene Verkäufer auch wirklich der Eigentümer des Archivs war, bleiben die Schriftstücke jetzt im Museum. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Bad Lippspringer Familie hat Berufung eingelegt. Der 90-jährige Paul-Gerhard Kusserow – jüngster und einziger noch lebender Sohn der Familie – hat eine klare Meinung zum Verbleib seines Familienvermächtnisses. „Meine Brüder sind dafür gestorben, dass sie den Wehrdienst verweigert haben. Ich finde es nicht korrekt, dass dieses Erbe in einem Militärmuseum verwahrt wird.“

Info:
Hans-Werner Kusserow: Der lila Winkel. Die Familie Kusserow – Zeugen Jehovas unter der Nazidiktatur. Pahl-Rugenstein Verlag, Bonn 1999, 311 S., geb.

Quelledpa-infocom, dpa:220118-99-756820/3; Die ZEIT, 18.1.2022; Radio Hochstift, News, 19.1.2022; Jehovas Zeugen, Pressemitteilung, 30.12.2022; Stolpersteine Bad Lippspringe: Familie Kusserow, 2020

Stadtarchiv Nordhausen dokumentiert Amtswechsel und Schriftgutübernahmen

Und anderes Interessantes in den „Archivalien des Monats“ des vergangenen Jahres.

Amtswechsel in Führungsfunktionen markieren überall Einschnitte für eine Verwaltung wie für die von ihr Verwalteten, von den einen erhofft und von anderen gefürchtet. Aber oft sind sie auch Gelegenheiten, hinter die Kulissen zu sehen und Entdeckungen zu machen, zumal für das zuständige Archiv. Das kann Schmerzen bereiten oder Überraschungen bieten, wie Dr. Wolfram G. Theilemann, der Leiter des Stadtarchivs Nordhausen/Harz, in seinem aktuellen Beitrag „Amtswechsel im Nordhäuser Rathaus vor 130 Jahren: eine Zuwachschance für das Stadtarchiv!“ zur städtischen Webseiten-Rubrik „Archivale des Monats“ darlegt:

Denn bei Amtswechseln geht es nicht immer so zu, dass die scheidenden Chefs sagen: ‚Alles ist in den Akten, meine Schubläden sind leer!‘– und das dann auch stimmt. Gelegentlich dürfte es so sein wie z.B. beim Wechsel im Bundeskanzleramt 1998/1999: Ein Neuer zieht ein und findet, der Alte habe rechtzeitig „putzen“ d.h. heikle Akten vernichten lassen oder verlegt oder vergessen oder „eigentlich seien das ja alles private Unterlagen gewesen“… Schließlich passiert es auch, daß das Archiv ins Chefbüro am letzten Arbeitstag gerufen wird und hört: ‚Diesen Schrank habe ich so übernommen. Ich habe nie richtig hineingesehen, alles alte Sachen. Die können Sie jetzt wegräumen!‘ In Nordhausen war das vor 130 Jahren fast genauso, findet sich aber in keiner Chronik.


Abb.: Das kaiserliche Siegel aus 1541 für die Gewährung des reichsstädtische Anliegens (Sign.: StadtA NDH-1.1.-I-A-50) (Foto: Stadtarchiv Nordhausen/Harz)

Am 1.9.1892 hatte der bisherige 1. Nordhäuser Bürgermeister Karl Hahn (1846-1899) sein neues Wahlamt als Oberbürgermeister in der heutigen Partnerstadt Bochum angetreten. Daher unternahm der ihn vertretende 2. Bürgermeister Paul Friedrich Lemcke (1850-1909) – ein königlich preußischer Divisionsintendant a.D. – in den darauffolgenden Tagen eine gründliche „Durchsuchung des [Alten] Rathauses“. Im Ergebnis konnte er am Nachmittag des 14.10.1892 dem Stadtarchivar Hermann Heineck (1860-1930) einen „sehr wertvollen Fund“ übergeben, worüber dieser in der Nordhäuser Zeitung vom 15.10.1892 berichtete. Bürgermeister Lemcke hatte „in einem jedenfalls seit vielen Jahren verschlossenen, und nun aufgebrochenen Kasten in dem derzeit unbesetzten Zimmer des Ersten Bürgermeisters“ eine Kaiserurkunde und vier „umfangreiche Schriftwerke“ gefunden. Wie man bei näherem Hinsehen feststellte, hatten – wenig überraschend – Streit in der Einwohnerschaft, Finanznöte und Steuererhebungen, Ämterkonkurrenz und bürokratischer Zugriff auf die reichsstädtische Bürgerschaft viel spannendes Schriftgut hervorgebracht, das aber jahrzehntelang im Schrank vergessen gewesen war.

Archivar Heineck stufte den Fund als „einen äußerst werthvollen Zuwachs unseres städtischen Archives“ ein. Nachdrücklich drückte er abschließend seine Hoffnung aus, vielleicht berge „unser altes Rathaus bei genauer Durchforschung noch mehr dergleichen.“ Seine Hoffnung trog nicht, dieser Fund blieb nicht allein. Denn von den Zeiten Ernst Günther Förstemanns (1788-1859) und noch bis in die Jetztzeit wurden immer wieder einmal in städtischen Amtsgebäuden (Böden oder Kellern) ‚vergessene Akten‘, Amtsbücher, Sammelakten u.a. gefunden oder gar ‚gerettet‘. Sie hatten durch Personalwechsel, Raumnöte und äußere Einwirkungen nicht rechtzeitig den Weg ins Stadtarchiv gefunden. Manche historisch wichtige Unterlage überlebte jedoch nicht, aus Gründen, die u.a. im Beitrag „Stadtarchiv im „Stresstest“ – für die Nachwelt“ (Archivale des Monats Juli 2021) behandelt werden:

Die Überlieferung Nordhäuser Persönlichkeiten oder Firmen im Stadtarchiv Nordhausen ist äußerst dünn. Das erklärt sich nicht nur durch den Verlust im Bombenhagel 1945, die Flucht nach Westen oder den Entsorgungseifer vieler um1990/1991. Auch Erben sind oft überfordert, wenn ihnen bewusst wird, was die Elterngeneration aufbewahrt hat – und was nun sie ‚entsorgen‘ sollen. Oder aber es geht einer Verwaltung, einer Sammlerin oder einem Liebhaber etwas daneben, weil Kraft, Zeit und Mittel zur Unterbringung fehlen.


Abb.: Kontaminiertes Schriftgut aus Familien- und Firmenbesitz, das das Stadtarchiv Nordhausen Mitte 2021 übernahm (Fotos: Stadtarchiv Nordhausen)

Ende Juni 2021 war es wieder soweit: Bei Gefahr im Verzug muss bröselndes oder gar schimmelverseuchtes Schriftgut aus verstaubten, oft auch feuchten Kellern oder Dachböden geborgen und konservatorischer Rettung für die Nachwelt zugeführt werden. Im vorliegenden Fall durfte das Stadtarchiv Nordhausen davon ausgehen, dass die Sterilisation und Reinigung der nur 1,5 laufenden Meter stark verschimmelten Schriftgutes etwa 2.000 Euro inkl. Mehrwertsteuer kosten würden. Zunächst galt es zu klären, ob es durch Routine, ohne Gesundheitsgefährdung und mit ‚Bordmitteln‘, gelingen wird, diese wertvollen Nordhäuser Familien- und Firmenunterlagen aus dem späten 19. Jahrhundert an eine Fachfirma zur konservatorisch unverzichtbaren „Entwesung“ zu übergeben.

Das seit Ende Juni 2021 von den Archivmitarbeitern, allen voran Michael Schütze, in schubweisen Tageseinsätzen zunächst geborgene und vorsortierte Schriftgut wurde am 6.10.2021 mit Hilfe der Berufsfeuerwehr Nordhausen ins Stadtarchiv überführt. Gut 4 Kartons davon waren schwer vom Schimmel befallen (s. Fotos oben). Sie konnten durch einen Schnelleinsatz einer Restaurierungsfirma und freigegebene Haushaltsmittel komplett gereinigt werden und sind mittlerweile wieder im Archiv.


Abb.: Die gereinigte Unterlagen nach der Rückkehr aus der von der Stadt Nordhausen kurzfristig beauftragten Fachfirma, Herbst 2021 (Foto: Stadtarchiv Nordhausen).

Der Aktenbestand stammt vom Nordhäuser Kornbrenner, Eisproduzenten und Heimatforscher Hans Dieter Werther, der nach eingehenden Gesprächen und vertraglicher Regelung begann, sein Familienarchiv sowie das berufliche wie schriftstellerische Lebenswerk an das Archiv der Stadt Nordhausen zu übergeben. Es handelt sich um den bis dato größten und einen der reichhaltigsten Vorlässe aus privater Hand zur Nordhäuser Wirtschafts-, Familien- und Stadtgeschichte. Die Abgabeliste umfasste fast 1.380 vorläufige Signaturen, die in 94 Umzugskartons lagen und die jetzt 67 laufende Meter in der Hauptgruppe „Personalia“ (8.) des Stadtarchivs Nordhausen belegen.

Die vollständigen Beiträge sowie eine Übersicht über die Kategorie „Archivale des Monats“ des Stadtarchivs Nordhausen findet man hier.

Kontakt:
Stadt Nordhausen
Amt für Kultur und Bildung
– Stadtarchiv –
Markt 15
99734 Nordhausen
03631 / 696 450 (Benutzersaal)
03631 / 696 441 (Leitung)
stadtarchiv@nordhausen.de
https://nordhausen.mitteldeutschearchive.de/

Quelle: Stadtarchiv Nordhausen, Archivale des Monats, 14.1.2022 (Auszug); Stadtarchiv Nordhausen, Archivale des Monats, 20.12.2021 (Auszug); Stadtarchiv Nordhausen, Archivale des Monats, 5.7.2021 (Auszug)

50 Jahre Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr

Von der Heimatbücherei zum Haus der Stadtgeschichte.

Mit der Gründung der städtischen Bücherei in den 1880er Jahren erhielt die Mülheimer Bevölkerung öffentlichen Zugang nicht nur zu schöngeistiger Literatur, sondern auch zu einer Auswahl von Lokalzeitungen, Adressbüchern, Druckschriften und heimatkundlichen Büchern – alles Unterlagen, die heute als klassische Archivbestände im Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr verwahrt werden. In der Person von Dr. Johannes Langfeldt erhielt die Bücherei 1926 erstmals einen wissenschaftlich ausgebildeten Leiter, der neue Akzente in der bibliothekarischen Arbeit setzte. So gründete er unter anderem eine Sonderabteilung für Heimatgeschichte („Heimatbücherei“) und erwarb Urkundenbestände der Herrschaft Styrum. Bereits ein Jahr nach seinem Amtsantritt erschien 1927 ein erster Katalog mit den Beständen der im Aufbau befindlichen Heimatbücherei; eine zweite aktualisierte Übersicht sollte 30 Jahre später folgen. In Würdigung seiner Verdienste um das archivische und heimatkundliche Erbe Mülheims wurde Langfeldt 1938 vom Preußischen Staatsarchiv in Düsseldorf zum ehrenamtlichen Archivpfleger ernannt. Damit war seine Zuständigkeit für archivische Angelegenheiten von offizieller Seite bestätigt.


Abb.: Die Alte Augenklinik vor dem Umbau zum Haus der Stadtgeschichte (Foto: Stadtarchiv Mülheim)

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war die Heimatbücherei weiterhin eine Abteilung der Stadtbücherei Mülheim und zog mit dieser im Jahr 1969 von den zu klein gewordenen Räumen im Stadtbad in einen neu errichteten Zweckbau in der Ruhrstraße. 1972 kam es mit der Einstellung eines hauptamtlichen Archivars zu der lange überfälligen Gründung eines von der Bücherei unabhängigen Stadtarchivs Mülheim. Dem neuen Archivleiter Dr. Kurt Ortmanns wurden die ausgegliederte Heimatbücherei sowie das dort beschäftigte Bibliothekspersonal unterstellt; zudem erhielt er zum Aufbau des Archivs ein Außenmagazin im Schloß Styrum zugewiesen. Hauptsitz des Stadtarchivs blieb für die nächsten Jahre vorerst das Gebäude der Stadtbücherei.

1978 wurde dem Stadtarchiv nach langem Ringen die Zuständigkeit für die zentrale Altaktenverwaltung im Rathaus übertragen, die bis zu diesem Zeitpunkt dem Hauptamt unterstellt war. Damit war die Grundlage geschaffen für die Erschließung von städtischen Akten, die bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurückreichten und bis dahin nicht für eine öffentliche Nutzung zur Verfügung gestanden hatten.

Notwendig wurde nunmehr die Suche nach einem geeigneten Archivgebäude. Mit dem damals leerstehenden Schulgebäude an der Cleveschen Straße, einem dreigeschossigen Bau aus dem Jahr 1899, fand man schließlich das passende Objekt. Nach umfangreichen Umbaumaßnahmen, die vor allem der Verbesserung der Statik dienten, konnte das neue Domizil im Juni 1980 unter der neuen Adresse „Aktienstraße 85“ bezogen und im Juli 1981 geöffnet werden. 1990 und 1996 konnten notwendige Außenmagazine hinzugewonnen werden, bereits 1985 eine Restaurierungswerkstatt und 1990 für einige Jahre auch eine Fotowerkstatt.

Um sowohl die notwendige Erschließung von Archivgut als auch angemessene Öffnungszeiten für Besucher zu ermöglichen, nahm das Stadtarchiv 1982 das Angebot der Arbeitsgemeinschaft heimatkundlicher Vereine an, an einem Tag in der Woche die ehrenamtliche Aufsicht im Benutzerraum – der zentralen Anlaufstelle für Archivbesucher – zu übernehmen. Damit wurden die hauptamtlichen Archivmitarbeiter entlastet und konnten hinter den Kulissen Erschließungsarbeiten nachgehen. Aus dieser ehrenamtlichen Aufsichtstätigkeit entstand im Laufe der Zeit eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadtarchiv und Geschichtsverein in Mülheim.


Abb.: Das Haus der Stadtgeschichte, Heimat von Stadtarchiv und städtischer Musikschule (Foto: Stadtarchiv Mülheim)

Seit 2004 konkretisierten sich Überlegungen zur Lösung des neuerlichen Raumproblems. Gegen zahlreiche Widerstände begann man, die größtenteils leerstehende und sanierungsbedürftige Alte Augenklinik zu einem Haus der Stadtgeschichte umzubauen und zusammen mit dem Stadtarchiv die ebenfalls unter Raumnot leidende Musikschule dort unterzubringen. Bis zum Abschluss der Bauarbeiten und der Übergabe des  kernsanierten Gebäudes an die beiden Mieter – Stadtarchiv und Musikschule – sollten jedoch noch einige  Jahre vergehen. Nachdem das Archiv im Juli und August 2013 umzugsbedingt rund sechs Wochen geschlossen bleiben musste konnte das Haus der Stadtgeschichte am 14. September 2013 durch die Mülheimer Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld feierlich eröffnet werden.

Im Haus der Stadtgeschichte verfügt das Stadtarchiv erstmals über einen eigenen Raum für die Arbeit mit Schulklassen sowie über einen Vortragssaal für die Veranstaltungsreihen von Stadtarchiv und Geschichtsverein. Ausgebremst durch die Corona-Pandemie konnte das Team des Stadtarchivs 2020/21 seine Pläne nicht so umsetzen, wie man es sich gewünscht hätte. Vorträge mussten abgesagt, Ausstellungen verschoben und der Lesesaal des Hauses zeitweise geschlossen werden. Man nutzte die Zeit und hob stattdessen zwei neue Publikationsreihen aus der Taufe. Bei der Reihe zur Mülheimer Geschichte ging man neue Wege und bot diese nicht als Präsenzveranstaltung, sondern als Video-Stream über den städtischen Youtube-Kanal an.


Abb.: Der Lesesaal des Stadtarchivs Mülheim (im Haus der Stadtgeschichte) (Foto: Stadtarchiv Mülheim)

Im Laufe des Jubiläumsjahrs 2022 hofft das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, seinen 50. Geburtstag mit Vorträgen, Ausstellungen und weiteren Veranstaltungen gebührend feiern zu können. Geplant ist u.a. eine Ausstellung mit ausgewählten Stücken aus den Beständen des Stadtarchivs, die unter dem Titel „Stadt – Archiv – Geschichte: 50 Jahre Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr“ vom 1. September bis 23. Dezember 2022 im Foyer des Hauses der Stadtgeschichte gezeigt werden soll.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Haus der Stadtgeschichte
Von-Graefe-Straße 37
45470 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208 455 4260
Fax: 0208 455 58 4260
stadtarchiv@muelheim-ruhr.de
www.stadtarchiv-muelheim.de

Quelle: WAZ, Mülheimer Stadtarchiv wird 50, 17.1.2022; Auszüge aus: Jens Roepstorff: Von der Heimatbücherei zum Haus der Stadtgeschichte, 4.1.2022 (Bearbeitete und aktualisierte Fassung des Beitrags „Von der Heimatbücherei zum Haus der Stadtgeschichte“ von Jens Roepstorff, in: Mülheimer Jahrbuch 2014, S. 80-86); Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, Veranstaltungen 2022.

Stadtarchiv Borken stellt Eheschließungen 1874-1941 online

Mitte November 2021 stellte das Landesarchiv NRW auf dem Portal „Archive in NRW“ die Digitalisate von rund 3.300 Zweitschriften der Heiratsregister für Borken von Oktober 1874 bis einschließlich 1899 online. Familienforschende hatten bislang aber Probleme diese zu benutzen, denn zu den Digitalisaten fehlten bislang die alphabetischen Namensregister. Dies erschwerte Recherchen am heimischen Computer mitunter deutlich. Aus diesem Grund stellt das Stadtarchiv Borken Interessierten als Ergänzung des Angebots des Landesarchivs nun eine Datenbank mit den Namen aller Personen zur Verfügung, die seit Oktober 1874 vor den Standesbeamten traten.


Abb.: Die alphabetischen Namenslisten der Borkener Standesämter zwischen Oktober 1874 und 1941 lassen sich nun online durchsuchen. (Foto: Thomas Hacker, Stadt Borken)

Das nun veröffentlichte und vom Ahauser Genealogen Alfons Nubbenholt erstellte Verzeichnis enthält jedoch nicht nur die Personen bis 1899. Berücksichtigt wurden sogar fast 8.600 weitere Datensätze mit allen Namen bis zum Ende des Jahres 1941, was der aktuellen 80-jährigen Fortführungsfrist der Heiratsregister entspricht. Erst nach Ablauf von acht Jahrzehnten dürfen Heiratsregister an das Stadtarchiv abgegeben werden. Das Vorgehen des Landesarchivs NRW, die Namensregister nicht zu veröffentlichen, hatte einen wichtigen Grund. Da diese meist mehrere Jahrzehnte umfassenden Register innerhalb eines Jahres chronologisch fortlaufend geführt werden, wären auch Namen zu Eheschließungen veröffentlicht worden, die noch unter diese Frist fallen.

Suchte jemand im Borkener Stadtarchiv bislang eine bestimmte Eheschließung, musste im Zweifelsfall in vier alphabetischen Namensregistern recherchiert werden. Bis zur kommunalen Neugliederung Anfang Juni 1969 bestanden auf dem Gebiet der heutigen Stadt Borken vier Standesämter: Borken, Gemen, Marbeck und Weseke. Dank der mehrere hundert Stunden dauernden Arbeit des Genealogen Nubbenholt entfällt nun dieser zeitaufwändige Teil der Recherchen. Die über 11.900 Einträge umfassende Datenbank enthält alle vier Standesämter. Wenn nicht sofort die gesuchten Namen aufgefunden werden, kann es sich lohnen, auch nur nach Teilen von Namen zu suchen, denn nicht immer erfassten die damaligen Standesbeamten die Namen buchstabengetreu. Sollten entsprechende Abweichungen in den Namensverzeichnissen auffallen, werden sie vom Stadtarchiv sukzessive korrigiert.

Wenn in den online abrufbaren Namensverzeichnissen ein gesuchter Name gefunden wurde, kann dieser selbständig im Portal „Archive in NRW“ eingesehen werden. Wen hingegen Eheschließungen zwischen 1900 und 1941 interessieren, der wendet sich weiterhin direkt an das Stadtarchiv Borken.

Links:

Kontakt:
Stadtarchiv Borken
Turmstraße 33
46325 Borken
Tel.: +49 2861 / 939-217
Fax +49 2861 / 939 62-217
stadtarchiv@borken.de
https://stadtarchiv.borken.de/

Quelle: Stadt Borken, Pressemitteilung, 10.1.2022

Mehr »Objekte des Monats« von Stadtbibliothek und Stadtarchiv Trier

Die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier hütet bibliophile Schätze von höchstem Wert und internationalem Rang. Eine herausragende Stellung besitzen der zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehörende „Codex Egberti“, das „Ada-Evangeliar“ oder die „Trierer Apokalypse“. Die kostbaren Handschriften markieren den künstlerischen Höhepunkt der ottonischen und karolingischen Epoche. Sie zählen zum kulturellen Erbe des Mittelalters. Mit ihrer „Schatzkammer“ steht allen historisch Interessierten ein faszinierender Blick in die Kunst und Kultur von Mittelalter und früher Neuzeit offen. Modernste Medientechnik, ein eigener Schulungs- und Seminarraum sowie ein ergänzendes Programm für Kinder erweitern das Angebot auf breiter Front.

Blick in die Trierer „Schatzkammer“ auf YouTube: Die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier verfügt über bedeutende und wertvolle Bestände aus Mittelalter und Neuzeit. Sie besitzt insgesamt über 430.000 Bände, darunter ca. 3.000 Handschriften, 95.000 Druckschriften bis 1850, darunter ca. 3.000 Inkunabeln), 38.000 Drucke des 16. und 17. Jahrhunderts, 2.000 Autographen und 6.500 Grafikblätter und Porträts. – Im Hause Weberbach 25 finden sich unter einem Dach die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier, das Stadtarchiv und die Schatzkammer von Stadtbibliothek und Stadtarchiv Trier.

Seit mehr als zwei Jahren präsentiert die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier insbesondere ein „Buch des Monats“, aber hin und wieder auch einen „Autor des Monats“ oder ein „Foto des Monats“. Die auf der Webseite der Wissenschaftlichen Bibliothek und des Stadtarchivs Trier zu findenden Beiträge werden zudem seit Mai 2020, als Reaktion auf die conorabedingten Besucherbeschränkungen, auch als Podcast angeboten. Seit Beginn des Jahres 2022 erweitern die Wissenschaftliche Bibliothek und das Trierer Stadtarchiv ihr Angebot „des Monats“ und präsentieren künftig monatlich ein interessantes Buch, ein Archivale oder ein Objekt. Sie möchten auf diese Weise die vielfältigen Bestände im Haus an der Weberbach vorstellen. Das Stadtarchiv Trier ist organisatorisch mit der Stadtbibliothek Trier verbunden.

Archiv präsentiert kostbares Glückwunschschreiben für Reichskanzler Bismarck
Das Überbringen von Glückwünschen zu einem Ereignis ist ein besonderes Zeichen der Verbundenheit und der Wertschätzung für eine Person. In der heutigen Zeit, in der Glückwünsche in Schriftform oftmals nur noch als flüchtige SMS oder Whatsapp-Nachricht verschickt werden, scheint eine so genannte Glückwunschadresse, wie sie vom 16. bis ins beginnende 20. Jahrhundert üblich war, eine übersteigerte Form der Gratulation zu sein. Doch wurde sie von den damaligen Zeitgenossen als angemessen empfunden und fand weite Verbreitung.


Objekt des Monats Januar 2022: Diese sogenannte „Glückwunschadresse“ fertigte der Trierer Wilhelm Thyssen für Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck zu dessen 70. Geburtstag (Foto: Stadtarchiv Trier)

Das Stadtarchiv Trier verwahrt ein besonders interessantes Exemplar einer Glückwunschadresse, das 1885 zum 70. Geburtstag von Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck angefertigt wurde. Das aufwändig gestaltete Schmuckblatt zeigt im Zentrum die eigentliche Widmung an den Empfänger und darunter ein Zitat aus dem Schauspiel „Torquato Tasso“ von Johann Wolfgang von Goethe, in dem die selbstlosen Verdienste des Dichterhelden auf Bismarck übertragen werden. Widmung und Text sind von einem Rahmen aus Rollwerk und seitlichen Ornamentfüllungen eingefasst, die stilistisch auf den Dekor des 16. Jahrhunderts zurückgehen, der im späten 19. Jahrhundert sehr beliebt war.

Das Medaillion im oberen Rahmenbogen mit dem Porträt des Reichskanzlers wird vom preußischen Adler bekrönt und von zwei speerwerfenden Jünglingsfiguren flankiert, die aus Rankenwerk erwachsen, Auf deren Schilden sind die Worte „Liebe des Volkes“ und „Stolz des Volkes“ zu lesen. Auch die weiblichen Assistenzfiguren in den seitlichen Füllungen dienen der Programmatik des Blattes. Die links stehende bläst eine Fanfare in Richtung von Bismarck und trägt Lorbeerkränze als Symbol von Sieg, Ruhm und Ehre. Die rechts sitzende, geflügelte Figur im antiken Gewand dürfte ebenfalls als eine Personifikation des Sieges in der Darstellung der Göttin Victoria aus der römischen Mythologie zu interpretieren sein. Indem sie den Namen Bismarck auf eine Schriftrolle verewigt, verweist sie auf den Sieg Deutschlands über die Franzosen und die sich daran anschließende Gründung des deutschen Kaiserreichs 1870/71, welche maßgeblich auf Bismarcks Politik zurückgeht. Dieser Deutung entsprechen auch die über den Figuren angebrachten Inschrifttafeln „Ruhm“ und „Geschichte“.

Am meisten verblüfft jedoch die im unteren Bereich des Blattes angebrachte Autorschaft. Man mag kaum glauben, dass der „technische Eisenbahn Secretair zu Trier“ Wilhelm Thyssen aus der Saarstraße – noch dazu katholischer Konfession – als Entwerfer und Zeichner für eine solch dichte Programmatik und künstlerisch ansprechende Ausführung verantwortlich zeichnet. Im unteren Bogenfeld ist das Verwaltungsgebäude des Königlichen Eisenbahnbetriebsamts in Trier mit Dampflok im Hintergrund zu sehen. Die Inschriften in den Bogenzwickeln und die eingerückten Wappen des Königreichs Preußen und der Stadt Trier links und rechts darüber sind als dezidiertes Bekenntnis einer Zugehörigkeit zur preußischen Rheinprovinz anzusehen, der man einen industriellen Aufschwung und Wohlstand nach dem Anschluss an das Eisenbahnnetz 1856 und besonders nach der Reichsgründung zu verdanken hatte. Die damit verbundenen Vorteile lassen offenbar die Konflikte des erst 1878 überwundenen Kulturkampfes, in dem gerade das katholische Trier als Hochburg des päpstlichen Katholizismus Federn lassen musste, in den Hintergrund treten.

Die aquarellierte Federzeichnung als Einzelblatt und nicht als Druck vervielfältigt, war nur für ihren Empfänger bestimmt. Bismarck erhielt als Reichskanzler und erst recht nach seiner Entlassung 1890 täglich beutelweise solche Verehrungsbekundungen, was nach seinem Tod 1898 in einem regelrechten Bismarck-Kult gipfelte. Über den Auktionshandel fand dieses aussagekräftige Stück 2014 wieder zurück in seine Trierer Heimat. Über die zahlreichen historischen Inhalte hinaus ruft es dazu auf, vielleicht auch einmal wieder zu Papier und Stift zu greifen, um einer nahestehenden Person einen handgeschriebenen Glückwunsch zu schicken, der auf diese Weise der Nachwelt erhalten bleibt.

Kontakt:
Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier
Weberbach 25
54290 Trier
Tel: 0651/718-1429
Fax: 0651/718-1428
www.stadtbibliothek-weberbach.de

Stadtarchiv Trier
Weberbach 25
54290 Trier
Tel.: 0651/718-4420/21/22
Fax: 0651/718-4428
www.stadtarchiv-trier.de

Quelle: Stadt Trier, Nachrichten, Mai 2020; Stadt Trier, Pressemitteilung, 14.1.2022

Kein Scherz! Stadtarchiv Amberg verwahrt Witzesammlung

Worüber wir lachen und worüber nicht, verrät viel über uns. Der Sinn für Humor ist nicht nur bei den einzelnen Menschen sehr unterschiedlich, sondern auch über die Zeiten hinweg ständigen Veränderungen unterworfen. Eine Kulturgeschichte des Humors verspricht viele Aufschlüsse über unsere Vorlieben und Abneigungen, über unsere Tabus und Befindlichkeiten. Das zeigt auch die Witzesammlung, die der Ende 2010 verstorbene Amberger Journalist und Theaterberater Joachim Kubeng zusammengetragen hat.


Abb.: Joachim Kubeng (1919-2010), 1994 Kulturpreisträger der Stadt Amberg (Foto: Familie Kubeng)

Die Sammlung ist Teil seines Nachlasses, der dem Stadtarchiv Amberg übergeben wurde und dort aufbewahrt wird. Seine Unterlagen bieten reichhaltiges Material zur Geschichte des Amberger Kulturlebens und insbesondere des Stadttheaters Amberg, das nun auf eine Auswertung wartet. In den Beiträgen spiegelt sich aber auch die Persönlichkeit von Joachim Kubeng wider.

Nicht nur auf den Brettern, die die Welt bedeuten, hat ihn der Humor stets begleitet. Jahrzehntelang hat der Kulturliebhaber Witze, Anekdoten und launige Ansprachen aus Zeitungen ausgeschnitten oder nach Hörensagen aufgeschrieben und in einem umfangreichen Ordner abgelegt. Ganze Hundertschaften von Witzen und Anekdoten sind so dem Vergessen entkommen und können nun im Lesesaal des Stadtarchivs Amberg nachgelesen werden.

Diese Tatsache ist umso wertvoller, als der auf der Straße oder in Gesellschaft erzählte Witz nur selten schriftlich festgehalten wird und dadurch kurioserweise zu den bedrohten Kulturgütern zählt. Ganz im Gegensatz zu Komikern wie Heinz Erhardt, Loriot oder Otto Waalkes, die fest in den Erinnerungen vieler Menschen verwurzelt und in verschiedenen Medien überliefert sind. Interessenten und vor allem Interessentinnen wird dennoch so manches Mal das Lachen im Halse stecken bleiben, denn was seinerzeit der Belustigung diente, würde heute oftmals ein „No Go“ darstellen.


Abb.: Oberbürgermeister Michael Cerny (sitzend) zusammen mit dem Leiter des Stadtarchivs Amberg Dr. Andreas Erb bei der Durchsicht der Witzesammlung, die Joachim Kubeng dem Archiv unter anderem hinterlassen hat (Foto: Susanne Schwab, Stadt Amberg)

Darauf machte der Leiter des Amberger Stadtarchivs, PD Dr. Andreas Erb, zusammen mit Oberbürgermeister Michael Cerny aufmerksam. Dieser war im Archiv vorbeigekommen, um sich über das Vermächtnis von Joachim Kubeng zu informieren. „Dass es sich hier um eine andere Zeit und andere Gepflogenheiten handelt, merkt man am Beispiel des Humors auf sehr subtile Weise“, stellte der Stadtarchivar in diesem Zusammenhang fest. Nichtsdestotrotz war man sich einig, dass auch dieser Teil des Nachlasses ein wichtiges Kulturzeugnis darstellt, das den nachfolgenden Generationen einen wertvollen Eindruck aus dem Leben und Denken dieser Jahre vermittelt.

Kontakt:
Stadtarchiv Amberg
Leiter: Dr. Andreas Erb
Paulanerplatz 17
92224 Amberg
Tel. 09621 10-1267 oder 10-1827
Fax 09621 37600-267
stadtarchiv@amberg.de

Quelle: Stadt Amberg, News, 12.1.2022