Deutsches Literaturarchiv Marbach erhält private Nelly Sachs-Sammlung

Die Nobelpreisträgerin Nelly Sachs (1891-1970) gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat jetzt eine bislang unbekannte Sammlung von Manuskripten, Briefen und Fotos der Dichterin aus Privatbesitz erhalten. Sie dokumentieren Leben und Schreiben von Nelly Sachs seit ihrer Flucht aus Deutschland im Mai 1940 nach Stockholm, wo sie zurückgezogen in einem Mietshaus wohnte. Eine ihrer wenigen Vertrauten war ihre Nachbarin Rosi Wosk, eine ungarische Jüdin, die Auschwitz überlebt hatte. Zu ihr ging die Schriftstellerin, wenn sie Hilfe oder Trost brauchte, ihr widmete sie Bücher und schenkte ihr außerdem zahlreiche Manuskripte, Briefe und Fotos. Die Nelly Sachs-Sammlung von Rosi Wosk enthält zahlreiche Gedichtentwürfe und Notizen zu Gedichten, die wichtige Quellen zur Rekonstruktion der Werkgeschichte darstellen. Dazu kommen einige bedeutende Korrespondenzen. Unter ihnen befindet sich beispielsweise jene berühmte Karte von Selma Lagerlöf, mit der sie 1921 die junge Nelly Sachs zum Weiterschreiben ermutigte. Überliefert sind außerdem 35 Briefe von Nelly Sachs an Rosi Wosk, die Auskunft über den Alltag der Dichterin geben. Von besonderem Interesse sind außerdem ihre ausführlichen tagebuchartigen Aufzeichnungen aus der psychiatrischen Klinik Beckomberga (1960) sowie umfangreiche Notizen von Rosi Wosk über ihre Gespräche mit der Dichterin. Die Dokumente erlauben zum ersten Mal auch einen näheren, beklemmenden Einblick in ihre Krankengeschichte. Besonders plastisch wird sie in einem langen Brief an die Stockholmer Hausverwaltung, in dem Nelly Sachs darum bittet, etwas gegen ihre vermeintlichen Verfolger zu unternehmen. Erwähnung verdienen schließlich einige zum Teil unbekannte Fotos, die bis in die Berliner Kindheit von Nelly Sachs zurückreichen. 

Kontakt
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Postfach 1162
71666 Marbach am Neckar
Tel.: 07144 / 848 – 100
Fax: 07144 / 848 – 191
Direktion@dla-marbach.de

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 20.9.2007

Filme in Archiven – Sammeln, sichern, sichten

Die Katholische Akademie Schwerte und der Arbeitskreis Filmarchivierung Nordrhein-Westfalen laden für den 4. Oktober 2007 ein zur Tagung „Filme in Archiven – Sammeln, sichern, sichten“. – Die Ziele der Filmarchive: Bewegte Bilder – mit und ohne Ton – sind ein bedeutender Teil des kulturellen Erbes unseres Landes. Um sie zu erhalten, ist das Engagement aller gefragt, und zwar auf den folgenden Gebieten:

Sammeln
Viele Archive und Sammlungen verwahren filmische Werke in diversen Formaten und unterschiedlichen Trägermaterialien. Aktive und passive Akquisition helfen, die Filmschätze unseres Landes zu retten, vor dem Verfall zu bewahren und sie durch Katalogisieren nachweisbar zu machen.

Sichern
Film ist vergänglicher als Papier. Bei ungünstiger Raumtemperatur vergehen Kopien und Videobänder. Deshalb kommt es besonders auf die sachgerechte Lagerung von Film in adäquat eingerichteten und besonders klimatisierten Räumen an. Zudem ist die Herstellung von Sicherungs- und Sichtungskopien notwendig, um die Werke auf Dauer zu erhalten und zugänglich zu machen.

Sichten
Zur Sichtung von Filmen bedarf es besonderer Geräte, die – besonders, wenn es sich um nicht mehr gebräuchliche Formate handelt – meist fehlen. Die Übertragung der Bildinhalte auf andere Träger schafft Abhilfe und macht die Werke wieder zugänglich.

\"Filme

Sammeln und Bewahren sind die Voraussetzung, damit sie einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden können. Denn Filme leben nur auf der Leinwand oder dem Bildschirm. Wenn sie nicht verfügbar sind und daher nicht gezeigt werden können, fehlen sie im Fundus unseres kulturellen Erbes und geraten in Vergessenheit. Erhaltung ohne Zugänglichkeit ist sinnlos.

Die Ziele der öffentlichen Fachtagung in Schwerte sind

  • über den praktischen Umgang, die Lagerung und die Sicherung von Film zu informieren,
  • Probleme im Umgang mit dem empfindlichen Material aufzeigen,
  • durch praktische Beispiele den korrekten Umgang mit Film- und Videoband zu vermitteln,
  • Fragestellungen aus dem Archivalltag zu behandeln,
  • ein landesweites Kontaktnetz aufzubauen.

Bringen Sie Ihre Anregungen und Fragen zum Umgang mit audiovisuellen Medien in die Tagung mit ein!

Tagungsablauf

9.00–9.30 Uhr Anreise/Kaffee

9.30–10.00 Uhr Begrüßung
durch Dr. Johannes Horstmann (Katholische Akademie Schwerte)
N. N. (Filmreferent/in des Landes)
Dr. Sabine Lenk (Sprecherin des AK Filmarchivierung)

10.00–11.00 Uhr „Identifizierung und archivische Behandlung von Filmmaterial“ (Dr. Sabine Lenk, Filmmuseum Düsseldorf) und Diskussion

11.00–11.15 Uhr Kaffeepause

11.15–12.15 Uhr „Markt der Möglichkeiten“ mit vielen aktuellen Beispielen aus der Archivpraxis

12.15–13.30 Uhr Mittagspause

13.30–15.00 Uhr „LWL-Filmdatenbank für Nordrhein-Westfalen“ (Dr. Ralf Springer, Landschaftsverband Westfalen-Lippe) und Diskussion

15.00–15.30 Uhr Kaffeepause

15.30–17.00 Uhr „Das Urheberrecht im Film“ (Prof. Dr. Rainer Polley, Archivschule Marburg) und Diskussion

17.00 Uhr Ende der Tagung

Tagungsleitung: Dr. Johannes Horstmann und Dr. Sabine Lenk

Kontakt:
AK Filmarchivierung NRW
Dr. Sabine Lenk (Sprecherin des AK Filmarchivierung)
Filmmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf
Schulstraße 4
40213 Düsseldorf 
Tel.: 0211/899-2256
Fax: 0211/899-3768 
filmmuseum@stadt.duesseldorf.de 

Dr. Johannes Horstmann
Katholische Akademie Schwerte 
Bergerhofweg 24
D-58239 Schwerte
Tel.: 02304/477-0
Fax:: 02304/477-599
info@Akademie-Schwerte.de

Tagungsflyer: www.filmarchivierung-nrw.de/doc/tagung07.pdf

Anmeldung: www.filmarchivierung-nrw.de/doc/tagung07_anmeldung.rtf

Der AK Filmarchivierung besteht seit 16 Jahren. Er wurde von Kultusminister Hans Schwier und dem Filmreferenten des Landes, Dr. Hans Joachim Klinger, anlässlich des „3. Landesforums Filmkultur“ in Bielefeld am 11.9.1991 ins Leben gerufen. Aus einer Diskussion von Filmarchivaren und anderen Filminteressierten über den Zustand der Filmsicherung im Lande entstand die gemeinsame „Bielefelder Erklärung“. Sie setzte Eckpfeiler für die zukünftige Landespolitik in diesem Aufgabenbereich. 

Der AK Filmarchivierung umfasst ein Dutzend Vertreter verschiedener Archiv-Arten, die eines teilen: die Sorge um die Zukunft der Filmschätze des Landes und das Engagement bei den eigenen AV-Beständen. Die Aufgaben des Arbeitskreises betreffen den Austausch von Informationen über die Entwicklung der Filmarchivierung und Filmrestaurierung, die Weitergabe von Informationen an die von ihnen im AK repräsentierten Einrichtungen sowie die Diskussion mit dem Filmreferat der Staatskanzlei über die Probleme der Konservierung von Filmkopien, Videobändern und anderen Trägermaterialien in den Sammlungen und Archiven in Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus sensibilisiert er die Öffentlichkeit für die Problematik der Vergänglichkeit von filmischen Werken. So veröffentlichten die Mitglieder im Herbst 2006 die „Düsseldorfer Erklärung“, die 15 Jahre nach der Verabschiedung der „Bielefelder Erklärung“ eine kritische Bilanz zieht und auf die immer noch schwierige aktuelle Lage der Filmbewahrung in NRW verweist.

Für die Durchführung zweier landesweiter Erfassungen von Beständen – „Filmschätzen auf der Spur“ 1994, erweitert 1997, gefördert vom damaligen Kultusministerium – sorgte der AK. Darüber hinaus betreute er die filmographische und konservatorische Dokumentation und Bewertung mehrerer Bestände im Ruhrgebiet unter dem Projekttitel „Büchsenöffner“ (2002/03). Eine dritte Auflage der „Filmschätze“ soll im nächsten Jahr erscheinen.

»Wider das Vergessen!« Archive als Ort lebendiger Erinnerungskultur für die Zukunft

Pressemitteilung des VdA zum 77. Deutschen Archivtag in Mannheim

„Erinnerung“ hat Hochkonjunktur, wie in letzten Jahren deutlich wurde – z. B. an den Diskussionen um das Holocaust-Denkmal in Berlin und der Schaffung ungezählter lokaler Gedenkorte für unterschiedliche historische Ereignisse. Für die Archive stellt sich die Frage nach ihrer Rolle in dieser Erinnerungskultur.

Für die vielfältigen Angebote der Medien zu historischen Themen – seien es Fernsehproduktionen, Spielfilme oder Romane – stellen die Archive die von ihnen gesicherten authentischen Quellen der Geschichte zur Verfügung. Sie bringen sich aber auch aktiv in diesen gesellschaftspolitischen Prozess des Erinnerns ein.

In welchem Umfang und in welcher Weise dies überhaupt möglich ist, wo dies schon erfolgreich gelingt und welche Anstrengungen künftig noch unternommen werden können bzw. müssen, wird auf dem 77. Deutschen Archivtag in Mannheim diskutiert. Dabei werden nicht nur Aspekte der historischen Bildungsarbeit zur Sprache kommen, sondern auch archivarische Kernaufgaben wie die Überlieferungsbildung, d.h. die Schaffung von Archivgut: Wird heute bei der Bildung archivalischer Überlieferung aus den Unterlagen unserer Zeit das richtige Material für eine zukünftige Erinnerungskultur gesichert oder bestehen hier eventuell Defizite – z.B. für die Geschichte der Migranten? Welche Funktion erfüllen die entstandenen und entstehenden Archive von gesellschaftlichen, bürgerschaftlichen und privaten Gruppierungen jenseits der „klassischen Archive“ und Spezialarchive dabei?

Von diesen Leitfragen sollen die Referate und Diskussionen auf dem 77. Deutschen Archivtag ausgehen, der sich vom 25. bis 28. September 2007 in Mannheim unter dem Thema „Lebendige Erinnerungskultur für die Zukunft“ mit dem kulturellen Auftrag der Archive beschäftigt. 

Veranstaltet wird er vom VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare, dem mit rund 2.250 Mitgliedern größten Berufsverband zum Archivwesen in Europa. In Mannheim werden rund 700 Archivarinnen und Archivare aus dem In- und Ausland erwartet. Mannheim wurde als Tagungsort gewählt, weil die Stadt in diesem Jahr den 400. Stadtgeburtstag feiert.

Fachmesse Archivistica

Der Deutsche Archivtag findet jährlich in Verbindung mit der Fachmesse Archivistica (www.archivistica.de) mit 44 Ausstellern aus dem In- und Ausland statt, die jedem Interessierten auch ohne Tagungsgebühr zugänglich ist.

Am Montag, den 24. September 2005, 15.00 Uhr findet im Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte, Friedrich-Walter-Saal im Erdgeschoss des Collini-Centers eine Pressekonferenz statt, zu der wir sie herzlich einladen.

Gerne stehen wir Ihnen auch schon vorher für Informationen zur Verfügung – im persönlichen Gespräch oder durch Übersendung weiteren Informationsmaterials. Abstracts zu den vorgesehenen Referaten sind auch im Internet zugänglich (www.archivtag.de).

Prof. Dr. Robert Kretzschmar
Vorsitzender des VdA
Landesarchiv Baden-Württemberg
Eugenstraße 7
70182 Stuttgart
robert.kretzschmar@la-bw.de
0711/212-4272

Dr. Ulrich Nieß
für den Ortsausschuss Mannheim
Institut für Stadtgeschichte
Collinicenter, Collini-Straße1
68161 Mannheim
stadtarchiv@mannheim.de
0621/293-7027

ViSdP: VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V., Geschäftsstelle, Wörthstraße 3, 36037 Fulda
Pressemitteilung, 17. September 2007

Entschädigungsakten von NS-Opfern im Kreisarchiv Stormarn erschlossen

Das Kreisarchiv Stormarn stellte zusammen mit Landrat Klaus Plöger am 30. August 2007 das Findbuch zum Bestand „B2 – Opfer des Nationalsozialismus“ vor. Es beinhaltet die Entschädigungsakten, die in der Kreisverwaltung zwischen 1945 und 1970 entstanden sind. Das Findbuch wurde gemeinsam von Stefan Watzlawzik, Mitarbeiter des Kreisarchivs Stormarn und dem aus Bad Oldesloe stammenden Florian Bayer zusammengestellt, der an der Universität Hamburg Geschichte studiert und ein zehnwöchiges Praktikum im Kreisarchiv absolviert hat. In dem Findbuch findet man Angaben zu fast 1.100 Einzelschicksalen aus Stormarn. Rund fünf Regalmeter mit über 1.000 Einzelakten, die ein spannendes und schwieriges Stück der Kreisgeschichte behandeln und lange Zeit unbearbeitet waren, wurden aufgearbeitet. Dieser Bestand ist auch deshalb so wichtig, da es, wie Dr. Johannes Spallek, Leiter des Kreisarchivs Stormarn, erklärt, kaum Unterlagen und Akten über die Zeit des Nationalsozialismus in Stormarn gibt. 

Nach dem Sieg der Alliierten über das Dritte Reich und der Besetzung Schleswig-Holsteins durch die Briten stellten die durch die Nationalsozialisten verfolgten Opfer, die überlebt hatten, Anträge auf eine Entschädigung. In den ersten Jahren ging es dabei um konkrete Hilfe zum Leben, wie bevorrechtige Wohnungszuweisung, zusätzliche Lebensmittelrationen oder Zuteilung von Brennholz. Erst mit dem Haftentschädigungsgesetz von 1949 und dem Bundesergänzungsgesetz zur Entschädigung nationalsozialistischer Opfer von 1953 wurde auf finanzielle Entschädigungen übergegangen. Allerdings war eine Wiedergutmachung nur einem Teil der Opfer vorbehalten. Entschädigungsberechtigt war, wer aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen verfolgt wurde und Schäden an Leben, Körper, Freiheit, Eigentum erlitten hatte oder beruflich geschädigt wurde. Opfer, die von dieser Entschädigung ganz oder z.T. ausgeschlossen wurden, waren z.B. ausländische Juden, Homosexuelle, Zwangsterilisierte, Zwangsarbeiter, Kommunisten, Sinti und Roma, Angehörige nationaler Widerstandsgruppen, polnische und sowjetische Kriegsgefangene sowie Ärzte, die nach §218 StGB vorbestraft waren.

Die Akten ermöglichen einen Einblick v.a. auf zwei Hauptaspekte – zum einen die Verfolgung durch die Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945, denn diese musste möglichst anhand von authentischen Quellen, wie Gerichtsurteilen, Unterlagen zur Haft in Konzentrationslagern o.ä. nachgewiesen werden. Zum anderen wird der Umgang der Behörden der jungen Bundesrepublik mit der unmittelbaren, eigenen Geschichte sowie mit den Geschädigten deutlich. Auch in den Unterlagen der Kreisverwaltung Stormarn ist deutlich festzustellen, dass für die Opfer der Weg zur Entschädigung nicht immer einfach und unbürokratisch war. Unter heutzutage willkürlich und abenteuerlich erscheinenden Begründungen wurden z.T. Entschädigungsanträge auch abgelehnt. So z.B. im Fall von Max Peine, der als Jude von 1943 bis 1945 in Bad Oldesloe illegal untergetaucht war. Sein Entschädigungsantrag wurde vom Land Schleswig-Holstein 1953 mit der Begründung abgelehnt, dass er sich nach Aussage von Zeugen frei in Bad Oldesloe bewegen konnte und die Staatspolizei nicht nach ihm gefahndet hätte. Dabei spiele es keine Rolle, dass er sich dort aufgehalten habe, ohne polizeilich gemeldet zu sein. Aus diesem Grunde träfe auf ihn das Gesetz zur Gewährung einer Haftentschädigung nicht zu, das sich nur auf Personen bezieht, die wirklich ihrer Freiheit beraubt waren oder sich in einem Zwangsarbeitslager befanden. Die Akte der Familie Preuß hingegen dokumentiert ganz unmittelbar die Lebensverhältnisse und die Unterstützung, die einer jüdischen Familie gewährt wurde, die nach der Verfolgung und Unterdrückung bis 1945 aus Danzig vor der Roten Armee floh und sich in Ahrensburg in einfachsten Verhältnissen und mit großer Not eine neue Existenz aufbaute. Die Familie erhielt als unmittelbare Unterstützung zunächst Bezugsscheine für Holz, zusätzliche Essenszuteilungen und Winterkleidung. Eine finanzielle Entschädigung erfolgte erst später. 

Nachdem der Bestand jetzt erschlossen ist und im Online-Findbuch recherchiert werden kann, ist ein wichtiges Stück der Nachkriegsgeschichte Stormarns zugänglich gemacht worden. Dipl. Archivar Stefan Watzlawzik plant noch einen weiteren Schritt: „Der konservatorische Zustand ist bedenklich, d.h. das Papier bröckelt bereits an vielen Stellen und es muss etwas getan werden. Die einfachste und kostengünstigste Lösung ist in diesem Fall die Verfilmung bzw. Digitalisierung. Das wird leider nicht jetzt gleich passieren können, aber wir arbeiten daran.“ So soll in Zukunft v.a. Schulen der Zugriff zu authentischen Quellen erleichtert werden. Kreisarchivleiter Dr. Johannes Spallek meinte abschließend: „Es existierten nur wenig Quellen zu Stormarns Zeit im Nationalsozialismus. Deshalb ist es für uns enorm wichtig, dass dieser Bestand als eine Art ‚Ersatzüberlieferung‘ jetzt erschlossen und für die Forschung zugänglich gemacht worden ist. Sicherlich werden einige interessante Forschungsarbeiten daraus entstehen.“

Kontakt
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
Tel.: 04531 / 160 – 448
Fax: 04531 / 160 – 536
kreisarchiv@kreis-stormarn.de

Quelle: Pressemeldung Kreis Stormarn, 31.8.2007; Markus Carstens, Lübecker Nachrichten, 13.9.2007

Hohe päpstliche Auszeichnung für Archivdirektor der Diözese Passau

Papst Benedikt XVI. hat den Archivdirektor der Diözese Passau, Dr. Herbert Wurster (Vilshofen), für seine Verdienste um die katholische Kirche mit dem Silvesterorden ausgezeichnet. Dieser Orden, der 1841 von Papst Gregor XVI. gestiftet und 1905 von Papst Pius X. erneuert wurde, bezieht sich auf Papst Silvester I. (314-325). Der Silvesterorden, der der fünfthöchste Orden für Verdienste um die römisch-katholische Kirche ist, wird mittelbar vom Papst verliehen. Am 17. September 2007 überreichte Diözesanbischof Wilhelm Schraml im Diözesanseminar St. Maximilian die entsprechende Urkunde aus dem Vatikan. Dr. Herbert Wurster wurde für seine äußerst gewissenhafte Arbeit im Archiv der Diözese Passau ausgezeichnet, dessen Leiter er seit 1993 ist. Er leite, so der Oberhirte, die Einrichtung „vorbildlich“ und genieße durch seine Fachkompetenz als Historiker und Archivar unter seinen Kollegen hohes Ansehen. Diese habe sich nicht zuletzt in der Wahl zum Vorsitzenden der „Bundeskonferenz der Kirchlichen Archive in Deutschland“ gezeigt. Seine Arbeit, die grundlegend sei für die nachfolgenden Generationen und die Beschäftigung mit der Kirchengeschichte, insbesondere der Geschichte des Bistums Passau, verdiene höchste Anerkennung.

Kontakt
Archiv des Bistums Passau
Luragogasse 4
94032 Passau
Tel.: 0851 / 393 – 386
Fax: 0851 / 393 – 440
archiv@bistum-passau.de

Quelle: Aktuelle Meldungen Bistum Passau Online, 18.9.2007; Passauer Neue Presse, 20.9.2007

Südtiroler Landesarchiv bringt Buch zur Geschichte der Messe Bozen heraus

Auch das Südtiroler Landesarchiv hat einen Beitrag zum 60-jährigen Jubiläum der Bozner Messe geleistet: Als 24. Band in der hauseigenen Schriftenreihe ist unter dem Titel \“Bozen im Messenetz Europas\“ ein über 200 Seiten umfassendes Buch zur Geschichte und Entwicklung des Bozner Messewesens vom 17. bis 19. Jahrhundert erschienen. Vorgestellt wird die Neuerscheinung am Donnerstag, 20. September, im Bozner Merkantilgebäude durch Landesrätin Sabina Kasslatter Mur. 

Die Bozner Messen waren über 300 Jahre (vom 15. bis zum 18. Jahrhundert) eine bedeutende Handelsdrehscheibe. Gründe dafür waren einerseits die Lage Bozens an der Kreuzung zweier wichtiger alpenquerender Handelswege und andererseits die spezifischen politischen und institutionellen Vorteile, die die Stadt bot. So fand in Bozen ein Austausch zwischen Mittelmeerraum und den mitteleuropäischen Ländern statt. Die Funktion Bozens und der Bozner Messen im frühneuzeitlichen europäischen Handels- und Messesystem waren im Rahmen einer Historiker-Tagung in Bozen untersucht und beleuchtet worden. Die Beiträge und Erkenntnisse der Tagung sind nun in den Band \“Bozen im Messenetz Europas (17.–19. Jahrhundert)\“ eingeflossen, den die Geschichtswissenschaftler Andrea Bonoldi und Markus A. Denzel als Veröffentlichung des Südtiroler Landesarchivs 24 im Athesia-Verlag herausgebracht haben.

Die Landesrätin für Familie, Denkmalpflege und deutsche Kultur, Sabina Kasslatter Mur, wird den Band am Donnerstag, 20. September um 17.30 Uhr im Palais des Merkantilmagistrats, Lauben 39, Bozen.

gemeinsam mit dem Direktor des Südtiroler Landesarchivs, Josef Nössing, und den Herausgebern, Andrea Bonoldi von der Universität Trient und Markus A. Denzel von der Universität Leipzig, vorstellen.

Kontakt: 
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471 / 411940
Fax: 0471 / 411959
Landesarchiv@provinz.bz.it

Letzter Tag der offenen Tür in der BStU-Außenstelle Potsdam

Am 5. Dezember 1989 gelang es dem NEUEN FORUM in Potsdam, die vom Staatssicherheitsdienst begonnene Aktenvernichtung zu stoppen. Die Staatsanwaltschaft versiegelte alle Räume der Bezirksverwaltung, in denen sich Unterlagen befanden. Am 18. Januar 1990 stellte das Bürgerkomitee jedoch fest, dass sämtliche Personalakten der Inoffiziellen Mitarbeiter der Kreisdienststelle Potsdam verschwunden waren.

Unter Aufsicht des Bürgerkomitees wurden die Akten von Februar bis März 1990 in das ehemalige MfS-Objekt am Windmühlenberg nach Bornim gebracht. Die Unterlagen blieben zunächst gesperrt. Nur Staatsanwaltschaften und Gerichte konnten die Akten nutzen. Auch der Volkskammerausschuss zur Überprüfung der Volkskammerabgeordneten hatte Zugriff.

Am 3. Oktober 1990 wurde die Behörde des Sonderbeauftragten und späteren Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen gegründet. Mit Inkrafttreten des Stasi-Unterlagen-Gesetzes konnten im Januar 1992 die ersten Potsdamer im ehemaligen NVA-Lazarett in Potsdam-Babelsberg ihre Akten einsehen. Im März/April 1995 zog das Archiv aus Bornim in die Großbeerenstraße um.

Zum Jahresende 2007 ist die Schließung der Potsdamer BStU-Außenstelle vorgesehen. Nach 17 Jahren ihres Bestehens werden ihre Aufgaben von der Zentralstelle in Berlin übernommen.

Zu einem letzten Tag der offenen Tür lädt die BStU-Außenstelle Potsdam für den 22. September 2007 von 13 bis 20 Uhr ein.

Kontakt:
Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik
Außenstelle Potsdam
Großbeerenstraße 301
14480 Potsdam
Telefon: 0331 5056-0
astpotsdam@bstu.bund.de
www.bstu.de

Landleben mit Beigeschmack – Aus der Vortragsreihe zur Mülheimer Geschichte

Die diesjährige Reihe zur Mülheimer Geschichte bietet eine buntes Spektrum an interessanten Vorträgen. Vor dem Hintergrund des 200-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 2008 macht sie einen Streifzug durch zwei Jahrhunderte Mülheimer Geschichte. Sie wurde für das Programm des Wissenschaftsjahrs 2007 des Bundesministeriums für Forschung und Bildung angemeldet und ist damit offizieller Partner im Jahr der Geisteswissenschaften.

Die Konzeption und Planung der Reihe zur Mülheimer Geschichte lagen beim Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, die Durchführung erfolgt mit freundlicher Unterstützung des Kunstmuseums in der Alten Post. Die Vortragsreihe steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld. Veranstaltungsort ist das Kunstmuseum in der Alten Post. Der Eintritt ist frei.

Nach Vorträgen u.a. über Franz Fischer, den ersten Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung, über Zwangsarbeit im Ruhrbergbau während des Ersten Weltkriegs, über die Familie Coupienne und das Mülheimer Ledergewerbe sowie über die Synagoge am Viktoriaplatz referierte am 13. September Geschichtslehrer Hans-Werner Nierhaus vom Otto-Pankok-Gymnasium über das Landjahr für Mülheimer Schülerinnen und Schüler als Baustein nationalsozialistischer Erziehung und Weltanschauung.

Nierhaus vertiefte sich in die amtlichen Dokumente über das achtmonatige Landjahr, das zwischen 1934 und 1944 von mehr als 1500 Mülheimer Jugendlichen abgeleistet wurde, ehe die Nazis den Nachwuchs lieber zur Wehrertüchtigung statt aufs Land schickten. \“Das Landjahr passte natürlich gut zur Blut- und Boden-Ideologie der Nazis. Doch ich war schon überrascht, wie viele Stadtkinder am Landjahr teilnahmen und dabei im Sinne der braunen Machthaber auf Linie getrimmt wurden, ohne es zu merken\“, erklärt Nierhaus. 

Die Nazis begriffen das Landjahr in ihrer zerstörerischen Lehre als Vorbereitung auf das Berufsleben und als Arbeitsbeschaffung. Sie sahen es als Bestandteil ihrer Ideologie eines Volkes ohne Raum, das sich nach Osten ausdehnen müsse. Schon 1930 hatte Hitler in einem Manifest erklärt, was er Jahre später brutal Wirklichkeit werden ließ. Da war von einer \“rücksichtslosen Erziehung\“ aller zur Verwendung der heimischen landwirtschaftlichen Produkte die Rede. Und eine martialische Warnung gab es obendrein: Alle, \“auch die oberen Zehntausend\“, müssten lernen, \“schwarzes Brot zu essen\“. 

Weitere Termine:

Dienstag, 16. Oktober 2007, 19.00 Uhr
Vortrag von Dr. Monika von Alemann-Schwartz
\“Für Augenkranke jeden Glaubens, Alters und Geschlechts… \“: 100 Jahre Augenklinik Mülheim an der Ruhr

Donnerstag, 8. November 2007, 19.00 Uhr
Vortrag von Dr. Holger Klein-Wiele
Vom Palast Theater zur Schauburg – Kinobauten der 1950er Jahre in Mülheim an der Ruhr

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstr. 85
D- 45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208-455-4260
Telefax: 0208-455-4279
stadtarchiv@stadt-mh.de 

Quelle: Thomas Emons, NRZ, 11.9.2007

Bestandsübersicht für alle Bürger im Stadtarchiv Sankt Augustin

Das Stadtarchiv Sankt Augustin setzt seinen Weg hin zu einem Archiv für alle Bürger fort. Um die vielseitige Nutzung der Archivunterlagen zu vereinfachen, legt das Stadtarchiv nun erstmals eine komplette Bestandsübersicht vor. 

Diese Übersicht fasst die weit über 100 verschiedenen Archivbestände mit den wichtigsten Kenndaten zusammen. Der Bogen spannt sich dabei von städtischer Überlieferung über die diversen archivischen Sammlungen (z.B. Fotos, Festschriften, Zeitungen, regionalgeschichtliche Bücher, Plakate) bis hin zu historisch wertvollen Unterlagen von Vereinen und Privatpersonen.

\"Stadtarchiv

Mit der Bestandsübersicht wird das ganze Spektrum an Unterlagen aufgezeigt, die allen Archivnutzern zur Verfügung stehen. Die Übersicht kann kostenlos über das Archiv bezogen oder im Internet unter www.sankt-augustin.de/stadtarchiv abgerufen werden. Auf der Homepage des Stadtarchivs steht zudem eine gedruckte Fassung der Kurzübersicht über die Archivbestände als PDF-Datei zum Download bereit.

Das Stadtarchiv ist im Rathaus untergebracht und montags 9.00-12.00 Uhr und von 14.00 –18.00 Uhr, mittwochs 9.00-12.00 Uhr und von 14.00-16.00 Uhr 
sowie nach Vereinbarung geöffnet.

Kontakt:
Stadtarchiv Sankt Augustin
Rathaus, Markt 1
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241/243-331
Fax: 02241/243-77508
stadtarchiv@sankt-augustin.de
www.sankt-augustin.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Sankt Augustin, Presse-Info Nr. 180/2007, 13.9.2007

Birthler warnt vor Überführung von Stasi-Akten ins Bundesarchiv

Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, übergab am 12.9.2007 in Berlin dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Staatsminister Bernd Neumann, die Stellungnahme ihrer Behörde zu dessen Gedenkstättenkonzept. Wie andere Institutionen aus dem Bereich der Erinnerungspflege und Gedenkstätten auch, war die Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR zu einer Stellungnahme zu dem am 4.7.2007 vorgestellten Konzept aufgefordert worden.

Die Bundesbeauftragte äußerte sich in Ihrer Stellungnahme ausführlich zu verschiedenen aufarbeitungspolitischen Gesichtspunkten, insbesondere zu jenen Fragen, die die Zukunft und den Auftrag der Behörde der Bundesbeauftragten betreffen. 

Birthler verwies darauf, dass die BStU als eine temporäre Behörde konzipiert wurde. Zugleich aber warnte sie davor, funktionsfähige Strukturen der Aufarbeitung abzubauen, ohne dass gewährleistet ist, dass andere Institutionen und Träger an deren Stelle treten. Sie erwähnte auch, dass die Bildungsangebote der BStU für die Aufarbeitung der SED-Diktatur bundesweit und regional eine wichtige Rolle spielen und dass sie immer stärker in Anspruch genommen werden. Mit Blick auf nach wie vor bestehende Tendenzen, die SED-Diktatur zu verharmlosen, seien mehr, nicht weniger Aufarbeitungsanstrengungen gefragt. Solange Länder, Kommunen und Bildungsträger in diesem Themenbereich auf die fachliche Unterstützung, Fortbildung und Unterrichtsmaterialien der BStU angewiesen sind, sollte die BStU ihren gesetzlich festgelegten Aufarbeitungsauftrag weiterhin uneingeschränkt wahrnehmen können.

Im Zusammenhang des Vorschlags, die MfS-Aktenbestände mittelfristig in das Bundesarchiv zu überführen, sprach sich die Bundesbeauftragte dafür aus, zuvor die damit verbundenen rechtlichen – auch verfassungsrechtlichen – Fragen sorgfältig zu klären. Sie warnte vor falschen Hoffnungen auf erleichterten Aktenzugang für Forschung und Medien und verwies auf die geltende Rechtslage und die Rechtssprechung, insbesondere das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im so genannten Kohl-Verfahren

Im Gespräch mit WELT ONLINE wehrt sich der Präsident des Bundesarchiv, Prof. Dr. Hartmut Weber, entschieden gegen die \“Spekulation\“, sein Archiv verletzte den Datenschutz. Bereits seit langem sei das Bundesarchiv mit der Benutzung von Informationen vertraut, die wie die Stasi-Unterlagen auf menschenrechtswidrige Weise entstanden seien, etwa Akten zur Euthanasie im Nationalsozialismus oder durch Gestapo-Folter erpresste Aussagen in Gerichtsunterlagen. Daher gebe es im Bundesarchiv schon lange Erfahrungen beim Ausgleich zwischen schutzwürdigen Belangen und den Interessen von Forschern. Dies könnte aber durchaus auch formal im Bundesarchivgesetz verankert werden.

Link:
Vollständige Stellungnahme der Bundesbeauftragen zum Entwurf des Gedenkstättenkonzepts des BKM vom 22. Juni 2007

Kontakt:
Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU)
Zentralstelle Berlin
Otto-Braun-Straße 70/72
10178 Berlin
Telefon: (030) 2324 – 50
Fax: (030) – 2324 – 7799
post@bstu.bund.de
www.bstu.bund.de

Quelle: BStU, Pressemitteilung, 12.9.2007; Die WELT, 12.9.2007; WELT Online, 14.9.2007