DFF und Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung kooperieren

Eine Vereinbarung über eine grundlegende Kooperation haben das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main und die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden geschlossen. Gegenstand der Vereinbarung ist eine verstärkte Zusammenarbeit in den kommenden fünf Jahren. Als unabhängig operierende Institutionen werden Murnau-Stiftung und DFF zu diesem Zweck bis 2027 Möglichkeiten der programmatischen Kooperation und gemeinsamen Projektarbeit ausloten und nutzen. Eine institutionsübergreifende Arbeitsgruppe wird schrittweise sogenannte Meilensteine der Zusammenarbeit erarbeiten und in die Tat umsetzen. Geplant sind Kooperationen auf verschiedenen Gebieten, die die gemeinsamen Themen und Aktivitäten der beiden Filminstitutionen in Hessen berühren.


Abb.: Christiane von Wahlert, Vorstand der Murnau-Stiftung, und Ellen Harrington, Direktorin des DFF, unterzeichneten die Vereinbarung am 1.3.2022 in Frankfurt in Main (Foto: DFF).

Als ersten Meilenstein wird die Murnau-Stiftung die Filmanfänge aller von ihr bereits digitalisierten Filme der vom DFF betriebenen Plattform filmportal.de zur Verfügung stellen. Das sind jeweils die ersten fünf Minuten von rund 180 Filmen. filmportal.de übernimmt bereits die zentrale Dokumentation des Förderprogramms Filmerbe (FFE) von Bund, Ländern und FFA, was auch die Übernahme und Online-Präsentation der ersten fünf Minuten von allen mit Mitteln des FFE digitalisierten Filmen beinhaltet. Eine Auswahl der Filmanfänge lässt sich künftig auch in RHIZOM Filmgeschichte, der neuen Präsentationsebene von filmportal.de, interaktiv entdecken.

„Unsere beiden Häuser schauen auf eine lange gemeinsame Vergangenheit zurück“, sagte Ellen Harrington, Direktorin des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum. „Aus meiner Sicht ist es daher sehr sinnvoll, herauszufinden, wo wir unsere Kapazitäten bündeln können, um kreative Lösungen zu schaffen, die das filmhistorische Engagement der beiden in Hessen angesiedelten Filminstitutionen stärken.“

„Wir freuen uns auf die Kooperation mit dem DFF. Beide Einrichtungen fühlen sich dem filmischen Erbe verpflichtet und sind bestrebt, es so zugänglich wie möglich zu machen“, so Christiane von Wahlert, Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung.

„Seit über fünf Jahrzehnten trägt die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung Verantwortung für einen erheblichen Teil des historischen deutschen Films. Wir freuen uns, mit der Kooperationsvereinbarung an die vormals enge Zusammenarbeit zwischen dem DFF und der Stiftung wieder anzuknüpfen“, so Christian Sommer, Kuratoriumsvorsitzender der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung.

„Das DFF hat in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Projekten und Vorhaben gezeigt, dass es auf der Höhe der Zeit ist und den steten Wandel als willkommene Herausforderung ansieht; ob das die Digitalisierung ist, neue Standards in der Filmvermittlung oder internationale Kooperationen. Eine verstärkte Zusammenarbeit des DFF mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung ist eine große Chance, die Rhein-Main-Region als Filmstandort weiter vorwärts zu bringen“, betonte Dr. Ina Hartwig, Verwaltungsratsvorsitzende des DFF.

„Dank DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt und Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden ist Hessen ein bedeutender Standort für das deutsche Filmerbe, der national und international wahrgenommen wird. Fragen der Archivierung, Restaurierung, Digitalisierung und publikumsorientierten Präsentation erfordern Spezialwissen, das bei beiden Kooperationspartnern mit hoher Expertise vorhanden ist. Ich freue mich daher, dass die beiden Einrichtungen eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen haben“, sagte Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst.

Kontakt:
DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
www.dff.film

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Murnaustraße 6
65189 Wiesbaden
Deutschland
Tel.: +49 611 97708-0
Fax: +49 611 97708-29
vorstand@murnau-stiftung.de
www.murnau-stiftung.de

Quelle: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Pressemitteilung, 2.3.2022

Fotos von herausragenden Kunstschätzen im Stadtarchiv Reutlingen

Mit etwa einer halben Million Einzelbildern besitzt das Stadtarchiv Reutlingen eine der großen kommunalen Fotosammlungen in Deutschland. Viele Teile des Bestandes sind kaum oder gar nicht erforscht. So auch bis vor kurzem eine Fotodokumentation des Fotografen Carl Näher (1901-1981) über geschichtsträchtige Kunstwerke, deren Bedeutung aber inzwischen entschlüsselt ist.


Abb.: Anke Bächtiger, Volker Lässing und Stadtarchivleiter Dr. Roland Deigendesch mit den Fundstücken aus dem Stadtarchiv Reutlingen (Foto: Stadt Reutlingen).

Im Sommer 1942 erreichte ein Transport mit zahlreichen Kisten die Burg Hohenzollern. Darin befanden sich herausragende Kunstschätze aus Kölner Museen, Skulpturen und Gemälde von der Romanik bis zur klassischen Moderne, die vor der Zerstörung des Zweiten Weltkrieges geschützt werden sollten. Unmittelbar nach Kriegsende interessierte sich der neu eingesetzte Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer dafür, der die Werke zurück in seine Stadt holen wollte. Zur gleichen Zeit tauchten französische Experten für Raubkunst auf der Burg auf – es gab berechtigte Hinweise, dass unter den Kunstschätzen aus Frankreich entwendete Stücke waren. Bevor die Kunstwerke zurück nach Köln beziehungsweise in ihre französische Heimat gelangten, wurden sie zunächst in Tübingen gezeigt. Der Reutlinger Fotograf Carl Näher bekam 1946 den Auftrag, die Kunstschätze für die Ausstellung „Meisterwerke aus den Kölner Museen“ zu dokumentieren.

Der Buchautor Volker Lässing aus Albstadt ist dieser kaum bekannten Geschichte auf die Spur gekommen und entdeckte bei seinen Recherchen ein Glasplattenkonvolut im Bestand des Fotografen Näher im Reutlinger Stadtarchiv, das bislang nicht zugeordnet werden konnte. Die Glasplatten zeigen in beeindruckender Qualität Fotos der Werke international renommierter Künstler wie van Gogh, da Vinci oder Renoir.


Abb.: Ausschnitt aus dem Buchtitel von Volker Lässing: „Das Kunstdepot auf der Burg Hohenzollern. Wie Kunstschätze aus drei Kölner Museen den Krieg überlebten“, 2022, 108 S. (ISBN: 9783939219040). – Volker Lässing studierte Betriebswirtschaft in Nürnberg und Mannheim. Bis zu seiner Pensionierung war er an der Walther-Groz-Schule in Albstadt tätig. Lässing publizierte bislang unter anderem über die „Kaiser-Wilhelm-Institute und ihre Nobelpreisträger in Hechingen, Haigerloch und Tailfingen“. Sein neues Buch über das Kunstdepot auf dem Hohenzollern erschien zu Jahresbeginn 2022.

„Manchmal kann man erst nach Jahren oder Jahrzehnten erschließen, was da eigentlich im Archiv schlummert“, freut sich Reutlingens Kulturamtsleiterin Anke Bächtiger über die neuen Kenntnisse über die Fotodokumentation. Das Glasplattenkonvolut von Näher sei zwar bekannt gewesen, dass sie die Kunstausstellung in Tübingen zeigen jedoch nicht, ergänzt Stadtarchiv-Leiter Dr. Roland Deigendesch. Auch ein Auftragsbuch Nähers, in dem Namen wie van Gogh oder da Vinci auftauchten, konnte im Archiv zunächst nicht zugeordnet werden. Erst mit den Recherchen von Volker Lässing wurde die Bedeutung der Fotodokumentation klar. Für Anke Bächtiger ein echter Mehrwert: „Es ist immer gut, wenn wir Stücke aus unserem Stadtarchiv erschließen und zuordnen können.“ So seien auf Grundlage der neuen Erkenntnisse beispielsweise tiefergehende Forschungen denkbar. Bis dahin verbleiben die Stücke sicher verwahrt im Stadtarchiv.

Video: RTF.1-Nachrichten: Fotobestand Stadtarchiv Reutlingen, 10.12.2014

Wer war Carl Näher?
Seit 1925 betrieb der Fotograf Carl Näher (*1901 in Straßburg, + 1981 in Reutlingen) gemeinsam mit Arnulf Schweyer die Lichtbild- und Verlagsanstalt Schweyer & Näher in der Kanzleistraße 9. Nähers Schritt in die Selbstständigkeit erfolgt vier Jahre später. Mit Platten- und Kleinbildkamera fotografierte er in Reutlingen und auf der Schwäbischen Alb, Motive aus dem Schwarzwald, den Alpen oder vom Bodensee kamen ebenso in den Kasten. Private Feiern, detaillierte Firmenporträts, in Szene gesetzte Postkartenmotive: Nähers Repertoire passte sich der Nachfrage des Marktes an und war entsprechend breit gefächert. Bald war er auch bei aktuellen Ereignissen im Einsatz, die er als Reportagefotograf dokumentierte. Seine Aufnahmen aus der Zeit des Nationalsozialismus sind heute wertvolle Bildquellen.

Kontakt:
Stadtarchiv Reutlingen
Marktplatz 22
72764 Reutlingen
Tel.: 07121-303-2386
Fax: 07121 / 303-2758
stadtarchiv@reutlingen.de
https://www.reutlingen.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Reutlingen, Neues, 21.3.2022; Stadtarchiv Reutlingen: Der Fotograf Carl Näher – Fotografien von 1934 – 1952; SWR aktuell, 18.3.2022; Regionalfernsehen RTF1: 330.000 Bilder des Fotografen Carl Näher dokumentieren Reutlinger Stadtgeschichte, 10.12.2014.

Coronaarchiv – Sharing is caring

Das „Corona-Archiv“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Hamburg, Bochum und Gießen. Es handelt sich beim coronarchiv – so die selbstgewählte Schreibweise – um ein offenes Onlineportal, zu dem alle beitragen können und das allen zugänglich ist. Ziel des Corona-Archivs ist die fortlaufende Sammlung, Archivierung, Kontextualisierung und langfristige Bereitstellung von persönlichen Erinnerungen und Fundstücken zur „Corona-Krise“. Innerhalb eines Jahres sei das coronarchiv zu einer der weltweit größten digitalen Sammlungen zur Pandemie geworden, heißt es auf der Projektwebseite der Universität Hamburg.

»Abstandsregelungen, Ansteckungsrisiken, Ausgangsbeschränkungen – das Coronavirus verändert unseren Alltag, unser Arbeiten und unser Zusammenleben grundlegend. Schon 2020 wurden die Pandemie und ihre Folgen als historisch gekennzeichnet. Bislang ist ungewiss, wann und vor allem wie es „danach“ weitergehen soll. Obwohl Corona jede:n angeht, so sind doch alle ganz unterschiedlich davon betroffen. Und alle gehen ganz unterschiedlich damit um.

Eine vielfältige Gesellschaft braucht vielfältige Erinnerung. Wir wissen, wie ungleich und sozial bedingt die Überlieferung der Vergangenheit häufig ist. Nicht zuletzt deshalb ist es wichtig, dass wir schon heute damit beginnen, die diversen Stimmen und Erfahrungen rund um Corona zu sammeln und zu archivieren. Denn irgendwann wird die Pandemie vorbei sein. Wie dann von der „Corona-Krise“ gesprochen und über sie gedacht wird, hängt wesentlich davon ab, welche  Zeitzeugnisse erhalten sein werden. Durch eine möglichst vielfältige Dokumentation der Gegenwart möchte das coronarchiv auf lange Sicht zur Pluralität und Diversität zukünftiger Erinnerung beitragen.«

Die Projektwebseite lädt dazu ein, persönlichen Corona-Erfahrungen zu teilen und beantwortet entsprechende Fragen zur Mitwirkung:

Wer kann zum coronarchiv beitragen?
Das coronarchiv lebt von Freiwilligen, die in ihrem Umfeld nach Geschichten und Objekten suchen und diese hochladen, die helfen, die Plattform und ihre Inhalte in andere Sprachen zu übersetzen und das Projekt in den sozialen Medien bekannt zu machen.

Was darf ich hochladen und was passiert mit meinen Beiträgen?
Das coronarchiv ist ein offenes Archiv, das von der Vielfalt seiner Beiträge lebt: Dies können alle digitalen Medien sein – sofern die Urheberrechte dafür bei den Beiträger:innen liegen bzw. keine Rechte Dritter verletzt werden: Von Texten, wie Tagebücher, Briefe, E-Mails, Gedichte, Einkaufszettel, Einsatzberichte, Aushänge, Warnhinweise, Verordnungen über Fotos, Zeichnungen, Bilder, Videos, Chats und Social Media Posts bis hin zu Sprachnachrichten, Songs und Lesungen.

Beiträge sollen nur über die Website eingereicht werden. Aus Gründen des Datenschutzes und des Urheberrechts dürfen keine Beiträge gespeichert und veröffentlicht werden, die über die Social-Media-Kanäle oder per Mail eingegangen sind.

Sammelt ihr auch richtige Objekte und Ausstellungsstücke?
Nein, es handelt sich um ein rein digitales Projekt. Wenn du „analoge“ Objekte hast, die du gern einem Museum übergeben möchtest, wende dich gerne an unsere Kooperationspartner. Bitte beachte die jeweiligen Sammlungsschwerpunkte und kontaktiert die Einrichtungen gern vorab!

Wer steckt hinter dem coronarchiv?
Das coronarchiv ist ein Kooperationsprojekt der Universitäten Hamburg, Bochum und Gießen und wird von den vier Historikern Prof. Dr. Christian Bunnenberg, Prof. Dr. Thorsten Logge, Benjamin Roers und Nils Steffen geleitet. Sie werden unterstützt durch ein Team aus Mitarbeiter:innen und studentischen Hilfskräften sowie einen wissenschaftlichen Beirat.

Kooperationspartner Darmstadt
In Kooperation mit dem coronarchiv ruft auch das Stadtarchiv Darmstadt alle Darmstädterinnen und Darmstädter dazu auf, ihre Eindrücke der Pandemie für ein besseren Verständnis der momentanen Lage und des Lebens in Darmstadt digital auf darmstadt.coronarchiv.de zu teilen.
Im Stadtarchiv Darmstadt ist darüberhinaus auch die Abgabe von analogen Dokumenten möglich. Auch das Hessische Landesarchiv nimmt derartige Zusendungen für die übrigen Städte und Gemeinden in Hessen an. Weitere Informationen gibt es im DAblog: https://dablog.hypotheses.org/11410.

Link: Beitrag einreichen

Kontakt:
Projekt „coronarchiv“
Prof. Dr. Thorsten Logge
Fachbereich Geschichte | Public History
Universität Hamburg
Überseering 35
22297 Hamburg
Tel.: +49 40 42838-9061
Fax: +49 40 42838-3955
thorsten.logge@uni-hamburg.de

https://coronarchiv.blogs.uni-hamburg.de/

Südtiroler Kirchenbücher 1565-1923 online

Im Zuge einer Pressekonferenz im Ansitz Rottenbuch (Südtiroler Landesdenkmalamt) stellten Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer, Kanzler Leo Haas, Landeskonservatorin Karin Dalla Torre und die Direktorin des Südtiroler Landesarchivs, Christine Roilo, die nunmehr bis zum Stichjahr 1923 online verfügbaren Südtiroler Kirchenbücher vor.


Abb.: Taufbuch der Meraner Nikolauspfarrei mit dem Geburts- und Taufeintrag von Silvius Magnago (Foto: Südtiroler Landesarchiv).

Die Kirchenbücher im engeren Sinn (auch Matriken, Pfarrmatrikeln, Pfarrregister, Pfarrbücher), also die amtlichen Register der Pfarrer zur Beurkundung von Taufen, Firmungen, Trauungen und Sterbefällen einer Pfarrei, werden im Regelfall bei den Pfarrämtern verwahrt.

Das Trienter Konzil schrieb den katholischen Pfarreien 1563 erstmals das Führen von Tauf- und Trauungsmatrikeln verbindlich vor; für die Zeit vom 17. bis weit ins 19. Jahrhundert bilden Matrikeln für weite Teile Europas die bedeutendste Schriftquelle für historische Personen- und Bevölkerungsforschung. Von 1784 bis 1923 erfüllten die Kirchenbücher in den österreichischen Ländern bzw. in dem 1919 zu Italien geschlagenen südlichen Tirol auch die Funktion von Personenstandsregistern. Zum 1.1.1924 wurden hier nach italienischem Recht kommunale Zivilstandsregister eingeführt (Kgl. Dekret vom 24. September 1923, Nr. 2013).

Zwischen 1988 und 1991 wurden die Kirchenbücher der Diözese Bozen-Brixen mikroverfilmt, diese Mikrofilme den Besucherinnen und Besuchern des Südtiroler Landesarchivs anschließend zur Verfügung gestellt und seither intensiv genutzt. 2017 wurden die Mikrofilme der Kirchenbücher (insgesamt 464.132 Fotogramme) digitalisiert, die weiteren Schritte hin zur Online-Stellung der Digitalisate im Februar 2020 in einer Vereinbarung von Landesdenkmalamt und Generalvikariat verschriftlicht.

Veröffentlicht werden sämtliche als Mikrofilmdigitalisate verfügbaren Tauf-, Trauungs- und Totenbücher der katholischen Pfarreien der Diözese Bozen-Brixen von den Anfängen der Überlieferung bis zum Stichdatum 31. Dezember 1923. Mit diesem Schritt wird ein zeitgemäßer Zugang zu einer zentralen Quelle für die historische Forschung und Interessierte geschaffen.

Link: Kirchenbücher Südtirol: Kirchenbücher der Diözese Bozen-Brixen

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Str. 8/b
I-39100 Bozen
Tel.: +39 0471 411941
landesarchiv@provinz.bz.it

Quelle: Südtiroler Landesverwaltung, Aktuelles, 2.3.2022

Journal der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus im Generallandesarchiv Karlsruhe

Zweite Ausgabe von RECHTS.GESCHEHEN erschienen.

Die neue Ausgabe von RECHTS.GESCHEHEN, dem Journal der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus im Generallandesarchiv Karlsruhe, ist im März 2022 erschienen. Das Heft berichtet für den Zeitraum Oktober bis Dezember 2021 über Aktivitäten rechter Netzwerke, über demokratiefeindliches Gedankengut und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Ein Themenschwerpunkt liegt auf den Corona-Protesten, die längst nicht mehr eine medizinisch-ethische Entscheidung sind, sondern von den Impfgegnern bewusst instrumentalisiert werden zur Delegitimierung unseres Gemeinwesens und seiner Organe. Das Anbringen von Judensternen an Bruchsalern Geschäften bildete im Dezember 2021 dabei einen weiteren traurigen Tiefpunkt.

 
Abb.: Ausgabe 1 und Ausgabe 2 von RECHTS.GESCHEHEN (zum Download).

Auf die Vorstellung der ersten Ausgabe von RECHTS.GESCHEHEN im November 2021 erhielt die Dokumentationsstelle Rechtsextremismus im GLA Karlsruhe viele positive Reaktionen. Das Journal legt einen regionalen Schwerpunkt auf Baden-Württemberg, ohne dabei den Blick auf überregionale Ereignisse zu vernachlässigen. Die einzelnen Ausgaben besitzen auch eine historische „Tiefenschärfe“ bis zurück zur Begründung der ersten deutschen Demokratie, der Weimarer Republik, im Jahr 1919. „Denn eine verantwortliche Erinnerungskultur ist unverzichtbarer Teil unserer historisch-politischen Bildungsarbeit“, heißt es in der Vorstellung der ersten Ausgabe von RECHTS.GESCHEHEN 2021.

Das Journal beruht auf der systematischen Auswertung von Zeitungen, Webseiten und sozialen Netzwerken. Durch die Sammlung des Journalisten Anton Maegerle steht der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus im GLA Karlsruhe zudem ein einzigartiger Quellenfundus zur Verfügung, der in die Publikation einfließt.

Die Einrichtung der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus im Generallandesarchiv Karlsruhe durch das Land Baden-Württemberg im Juli 2020 geht zurück auf eine Beschlussempfehlung des NSU-Untersuchungsausschusses II im baden-württembergischen Landtag. Ministerin Theresia Bauer MdL präsentierte das Projekt auf einer Medienkonferenz am 15.7.2020 gemeinsam mit Vertretern des Landesarchivs Baden-Württemberg.

Im Januar 2021 trat die Dokumentationsstelle in der Auftakttagung „Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland“ mit renommierten Rechtsextremismus-ExpertInnen erstmals an die Öffentlichkeit. Die Aufzeichnung der Tagung ist auf dem YouTube-Kanal des Landesarchivs Baden-Württemberg zu finden:

  1. YouTube: Tagung „Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland“, 27.01.2021 (Tag 1)
  2. YouTube: Tagung „Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland“, 28.01.2021 (Tag 2)

Link: Bestellformular RECHS.GESCHEHEN

Kontakt:
Dokumentationsstelle Rechtsextremismus
Landesarchiv Baden-Württemberg
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe
Aylin Zafer, Dipl. Pol.
Gebhard Schultz, Dipl. Pol.
Nördl. Hildapromenade 3
76133 Karlsruhe
dokumentationsstelle@la-bw.de

Quelle: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Pressemitteilung, 25.6.2021; Landesarchiv Baden-Württemberg, Nachrichten, 15.3.2022

Neue und altbekannte Stadtarchivarin in Bonn

Auch Leitung des Stadthistorischen Zentrums Bonn besetzt.

Dr. Yvonne Leiverkus hat im März 2022 die Leitung von Stadtarchiv und Stadthistorischer Bibliothek in Bonn übernommen. Die langjährige Stellvertreterin von Dr. Norbert Schlossmacher rückt damit an die wissenschaftliche Leitungsspitze. Bonns Kulturdezernentin Dr. Birgit Schneider-Bönninger überreichte Dr. Leiverkus am 7.3.2022 ein Schreiben der Oberbürgermeisterin Katja Dörner zur Bestellung als Stadtarchivarin und gratulierte zu der neuen Position.

Dr. Yvonne Leiverkus ist neben archivfachlichen Aufgaben, zum Beispiel der Betreuung von Nachlassgeberinnen und -gebern oder qualitätssichernden Maßnahmen, wie der Festlegung von Standards, verantwortlich für den Bereich der Digitalisierung sowie für das Einrichten eines digitalen Langzeitarchivs für die Stadt Bonn. Auch wissenschaftliche Publikationen und die Vermittlungsarbeit werden weiterhin von ihr wahrgenommen.


Abb.: Dr. Yvonne Leiverkus ist neue Leiterin des Stadtarchivs und der Stadthistorischen Bibliothek (Foto: Stadt Bonn).

Von Beginn an begleitet Leiverkus das Projekt ‚Um- und Neubau des neuen Standortes des Stadtarchivs in der ehemaligen Pestalozzischule‘. „Ich freue mich darauf die anstehenden Zukunftsprozesse im Stadtarchiv zu steuern und auf eine starke stadthistorische Präsenz am künftigen Standort. Dieser wird Bürger*innen, Initiativen und Forscher*innen erweiterte Möglichkeiten geben Geschichte zu erforschen, zu erfahren und zu erleben. Zukünftig möchte ich die digitale Präsenz und Vernetzung des Stadtarchivs und der Stadthistorischen Bibliothek weiter ausbauen und so die wertvollen Bestände sichtbarer und zugänglicher machen“, sagt Dr. Yvonne Leiverkus.

Das Stadtarchiv Bonn ist, wie Stadtmuseum und Gedenkstätte, ein Institut im neuen Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen, das organisatorisch zum Kulturamt gehört und seit 1.3.2022 von Dr. Philipp Hoffmann geleitet wird. Unter dem Dach des stadthistorischen Zentrums möchte Dr. Leiverkus die Vernetzung mit lokalen, regionalen und internationalen Partnern ausbauen.

Die 46-Jährige studierte Geschichte und Romanistik in Düsseldorf und promovierte zu einem spätmittelalterlichen Thema. Nach mehrjähriger Tätigkeit als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte absolvierte sie das Archivreferendariat für die Laufbahn des höheren Archivdienstes beim Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und an der Archivschule Marburg.

Seit 2009 war sie stellvertretende Leiterin im Bonner Stadtarchiv. Neben Veröffentlichungen zur mittelalterlichen Geschichte hat sie sich mit unterschiedlichen Aspekten der Bonner Stadtgeschichte beschäftigt, zuletzt mit der Rezeption von Beethovens Tod in Bonn und mit einem Ablassbrief für das Benediktinerinnenkloster in Vilich aus dem Jahr 1329. Dr. Leiverkus habe in ihrer bisherigen Wirkungszeit entscheidende Weichen für die Zukunftsfähigkeit des Stadtarchivs im Bereich analoge und digitale Schriftgutverwaltung sowie der Sicherung der laut Archivgesetz NRW aufbewahrungspflichtigen Unterlagen und Kulturguts gestellt.

Dr. Philipp Hoffmann übernahm am 1.3.2022 die Leitung des unter dem Dach des Kulturamtes neu geschaffenen Zentrums für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen. Seit Juni 2021 war er Leiter des Bonner Stadtmuseums. Im neuen Zentrum werden die individuellen Schwerpunkte und Profile der drei Institute Stadtarchiv, Stadtmuseum und Gedenkstätte weiterentwickelt und Querschnittsaufgaben gemeinschaftlich umgesetzt.


Abb.: Dr. Philipp Hoffmann leitet das Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen (Foto: Stadt Bonn).

„Durch die Gründung des Zentrums für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen werden wir das kulturelle Erbe unserer Stadt nachhaltig stärken. Ich freue mich auf die neue Herausforderung und die noch engere Zusammenarbeit mit den Instituten der Stadtgeschichte“, sagt Dr. Hoffmann zu seiner neuen Aufgabe.

Die Sport- und Kulturdezernentin der Stadt, Dr. Birgit Schneider-Bönninger, freut sich über den Start des Zentrums unter der neuen Leitung: „Herr Dr. Hoffmann hat, seit er die Leitung des Bonner Stadtmuseums übernommen hat, mit großem Elan und hoher Kompetenz gezeigt, dass er in der Lage ist, die Institute, die sich mit dem historischen Erbe der Stadt befassen, gemeinsam mit den wissenschaftlichen Leitungen in die Zukunft zu führen und weiter für die Stadtgesellschaft zu öffnen.“

Dr. Philipp Hoffmann ist 1986 in Köln geboren, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Nach dem Studium der Geschichte, Politik und Soziologie in Bonn und Wien sowie seiner Promotion zur Wirtschaftsgeschichte Kölns im 20. Jahrhundert, war er zunächst Mitarbeiter im Kölnischen Stadtmuseum für die verknüpfte Digitalisierung musealer und archivischer Überlieferungen. Weitere berufliche Stationen waren am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn sowie im Technikum und Archiv der Deutz AG. Zudem war er als kulturpolitischer Referent tätig.

Vor seinem Wechsel auf die Selle des Leiters des Bonner Stadtmuseums zum 1. Juni 2021, war er wissenschaftlicher Referent der Abteilung für Kölnisches Brauchtum im Kölnischen Stadtmuseum und dort seit Januar 2020 deren Abteilungsleiter. Im Stadtmuseum Bonn startete er mit der Neukonzeption, Bürgerbeteiligungen sowie mit dem Aufbau des neuen Workshop- und Ausstellungsraumes studio_bnx.

Für das Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen sieht Dr. Philipp Hoffmann in den kommenden Jahren vor allem vier Leitprojekte, die in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter*innen der Institute umgesetzt werden sollen:

  • Der anstehende Umzug und die inhaltliche Neuaufstellung von Stadtarchiv/Stadthistorischer Bibliothek, Gedenkstätte/ NS Dokumentationszentrum und Stadtmuseum.
  • Die Digitale Transformation aller Institute auf Grundlage einer digital-analogen Strategie.
  • Der Ausbau von übergreifenden, ganzheitlichen Bildungs- und Vermittlungsprogrammen sowie
    die Etablierung agiler Strukturen und innovationsfördernder Prozesse.
  • Durch diese ersten Leitprojekte sollen Querschnittsaufgaben gebündelt und Synergien geschaffen werden.

Hierzu braucht es maßgeschneiderte Lösungen, die die spezifischen Aufgaben der einzelnen Institute berücksichtigen. Hinzu kommt der Start des Projektes „Aktive Erinnerungskultur“, das als Koordinierungsstelle im Zentrum angesiedelt ist.

Innerhalb des Zentrums arbeiten alle drei Institute weiterhin mit eigener wissenschaftlicher Leitung. Die Leitung des Stadtmuseums Bonn wird zeitnah öffentlich ausgeschrieben.

Kontakt:
Stadtarchiv/Stadthistorische Bibliothek Bonn
Stadthaus
Berliner Platz 2
53111 Bonn
Tel.: 0228 774688
stadtarchiv@bonn.de

Quelle: Stadt Bonn, Pressemitteilung, 7.3.2022; Stadt Bonn, Pressemitteilung, 1.3.2022

Kooperation zwischen Stadtarchiv Brilon und Arolsen Archives

Mit einem Kooperationsvertrag besiegeln die Arolsen Archives und das Stadtarchiv Brilon ihre Zusammenarbeit und geben damit Briloner Opfern des Nationalsozialismus einen Namen in der weltweit umfassendsten Dokumentation zu NS-Verfolgten. Es geht um die Herstellung und Veröffentlichung von Reproduktionen von öffentlichem Archivgut des Briloner Stadtarchivs, konkret um die seit ca. 1929 geführte „Judenkartei“, die seit ca. 1940 geführte Ausländer- bzw. Landarbeiterkartei und die Kartei zur Kriegsgräberakte der Stadt Brilon, die ab ca. 1944 beim den Einwohnermeldeämtern der Stadt Brilon und des Amtes Thülen geführt wurden. Das Material umfasst ca. 1.200 Karteikarten zu ca. 1.400 Personen.


Abb.: Die Vertragsunterzeichnung erfolgte durch Ute Hachmann, Leitung Stadtarchiv Brilon, und Steffen Baumheier, dem stellvertrenden Direktor der Arolsen Archives. – Im Bild von links nach rechts: Dr. Anke Münster, Arolsen Archives, Ute Hachmann, Steffen Baumheier, Christina Wegener, Stadtarchiv Brilon (Foto: Stadt Brilon).

Reproduktionen, die nicht den Schutzfristen nach dem Archivgesetz NRW unterliegen, werden die Arolsen Archives unter anderem auf der Plattform „Zooniverse – #everynamecounts“ bereitstellen. Diese Initiative ist ein digitales Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Hier werden Namen und Verfolgungswege erfasst. Mit #everynamecounts baut Arolsen das weltweit größte Online-Archiv über Verfolgte des Nationalsozialismus auf. Dem Stadtarchiv Brilon werden kostenfrei Kopien der erstellten Reproduktionen zur Verfügung gestellt. Das Stadtarchiv wird die Kopien in seiner Archivdatenbank einstellen und zugänglich zu machen.

Ute Hachmann, verantwortlich für das Stadtarchiv Brilon: „Die projektorientierte Partnerschaft mit den Arolsen Archives ist uns eine Herzensangelegenheit. Wichtig, dass auch die Namen der Briloner Opfer und Verfolgten des Nazi-Regimes nicht vergessen werden. „#everynamecounts“ ist eine großartige Initiative, die im Moment aber im Hinblick auf den Ukraine-Krieg mehr als traurig stimmt.“

Die Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution/International Tracing Service (ITS) sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Die internationale Organisation wurde kurz nach dem zweiten Weltkrieg gegründet. 11 Mitgliedsstaaten, 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Fördervolumen von 15,4 €.

Links:

Kontakt:
Stadtarchiv Brilon
Gartenstraße 13
59929 Brilon
Tel.: 02961 / 794-244
stadtarchiv@brilon.de
https://www.stadtarchiv-brilon.de/

Quelle: Stadt Brilon, Brilon aktuell, 15.3.2022; WP: Brilon: Digitales Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus, 15.3.2022

Stadtarchiv Blieskastel erhält wertvolle Unterlagen zu Ballweiler-Wecklingen

Der Stadtarchivar von Blieskastel, Kurt Legrum, konnte kürzlich einzigartige und wertvolle Unterlagen zu BallweilerWecklingen in Empfang nehmen. Telefonisch wurde von einer Privatperson bei Legrum nachgefragt, ob er Interesse an Büchern und Karten zu Ballweiler habe. Diese wolle man abgeben. Es wurde ein Termin vereinbart. Vor Ort wurde ein größeres Paket vorgelegt. Verschiedene Gegenstände waren sorgfältig und z. T. einzeln in Packpapier eingeschlagen.

Die Neugier schlug in Begeisterung um, als ersichtlich war, dass im ersten Paket drei Bücher mit dem Grundsteuer-Kataster von Ballweiler-Wecklingen aus dem Jahr 1844 und das „Haus=Steuer=Kataster“ von 1845 verwahrt wurden. Diese waren noch in einem sehr guten Zustand. Des Weiteren lagen noch entsprechende bayerische Katasterkarten aus der Zeit dabei. Diese Unterlagen sind nicht nur von großem Interesse für die Siedlungsgeschichte des Ortes, sondern auch für die genealogische Geschichte der Einwohner.


Abb.: Renovatur- und Bann=Buch des Dorffes Ballweiller aus dem Jahre 1781 (Foto: Uwe Brengel).

Aber die Faszination beim Archivar sollte sich noch steigern: Ein weiteres Paket, wie sich später herausstellte 7 kg schwer, war ein in geprägtes Ganzleder gebundenes Buch, 16 cm dick, mit Büttenpapier im Folioformat. Es war das „Renovatur- und Bann=Buch des Dorffes Ballweiller“ aus dem Jahre 1781, der Zeit der Grafen von der Leyen. Die entsprechenden handschriftlichen Einträge in dem Buch machte der hierzu verpflichte Feldmesser Schwarz. Gedruckt wurde das Bannbuch in „Bliescastell, bey P. L. Leonard, Hof=Buchdrucker“. Die handschriftlichen Einträge beinhalten z.B. eine Land- und Grenzbeschreibung des Dorfes. Auf den verschiedenen Gewannen des Ortes werden 71 verschiedene Eigentümer von Häusern, Wiesen, Gärten, Äckern und Ödland aufgeführt, ergänzt durch Angaben zur Steuerklasse. Dies sei ein wichtiges und einzigartiges Dokument zur Sozialgeschichte des Dorfes im ausgehenden 18. Jahrhundert, wie Legrum bemerkte.

Auf dem Boden des Paketes lag schließlich noch ein längliches, flaches Gebinde. Stadtarchivar Legrum verschlug es die Sprache, als er es öffnete. Es war eine zum Katasterbuch gehörige Mappe mit den kolorierten Bannkarten aus dem 18. Jahrhundert. Die Mappe war noch vollständig mit einer Übersichtskarte, dem „Geometrischen Plan des Hochgräfflich Leyschen Dorffes Ballweiler“, und den 15 Detailkarten zu den Gewannen des Ortes. Gezeichnet und koloriert wurden sie vom Renovator Johann Philipp Schwarz, datiert sind sie vom 1. Mai 1783. Die Karten haben die Abmaße 72 x 52 cm. Eingebunden in diese Mappe ist am Ende noch der „Plan des Herrschafftlichen Wecklinger Hof=Bannes“, gefertigt „6ten Mertz 1789“. Es mag als kleines Wunder erscheinen, dass diese Utensilien die vergangenen Jahrhunderte so gut überstanden haben.


Abb.: Blieskastels Bürgermeister Bernd Hertzler (l.) und Stadtarchivar Kurt Legrum bei der Erforschung des historisch bedeutungsvollen Materials (Foto: Uwe Brengel).

Das Bannbuch und die zugehörigen farbigen Bannkarten sind absolute Unikate. Sie dürften nur noch in diesen Exemplaren existieren. Auch im Fürstlich von der Leyen‘schen Archiv in Waal gab es kein Exemplar mehr.

Die Überraschung war komplett, als Legrum mitgeteilt wurde, dass er das ganze Konvolut für das Stadtarchiv Blieskastel kostenlos übereignet bekomme. Es werden die Gegenstände nun im Bestand: Bann- und Katasterbücher und in der Plan-und Kartensammlung im Archiv verzeichnet und aufbewahrt.

Bürgermeister Bernd Hertzler zeigte sich gleichfalls begeistert von den z. T. über 200 Jahre alten Büchern und Bann- bzw. Katasterkarten aus der Von der leyen‘schen und bayerischen Zeit. Er bedankte sich sehr herzlich bei dem anonymen Spender. Hertzler legte dar, dass dies ein beredtes Bespiel dafür sei, dass das Stadtarchiv oft auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen sei. Denn ohne die Unterstützung von Dritten könnten oftmals die Lücken in der Historie der Stadt Blieskastel und ihrer Stadtteile nicht geschlossen werden. Diese Lücke sei jetzt für Ballweiler-Wecklingen kleiner geworden.

Kontakt:
Stadtarchiv Blieskastel
Kurt Legrum M.A.
Rathaus III (Haus des Bürgers)
Luitpoldplatz 5
66440 Blieskastel
Tel.: (06842) 926-1321
Fax: (06842) 926-2324

Quelle: Stadt Blieskastel, Aktuelles, 15.3.2022

Grevener NS-Opfer nun digital in »Stolpersteine NRW«

Die im August 1942 in den Bockholter Bergen wegen „verbotenen Umgangs“ hingerichteten polnischen Zwangsarbeiter Franciszek Banaś und Wacław Ceglewski sind nun auch Teil des innovativen und lobenswerten WDR-Angebotes „Stolpersteine NRW – Gegen das Vergessen“, das seit Ende Januar 2022 online ist.


Abb.: Ausschnitt aus der WDR-App „Stolpersteine NRW“: Wacław Ceglewski

Die rund 15.000 Stolpersteine in Nordrhein-Westfalen bzw. die Geschichte der Menschen hinter den Steinen des Künstlers Gunter Demnig stehen dabei im Mittelpunkt und sind jetzt auch digital zugänglich: mit Texten, historischen Fotos, Audios, Illustrationen und Augmented-Reality-Elementen („erweiterte Realität“). Letztere ermöglichen es, sich bei ausgewählten Stolpersteinen vor Ort alte Aufnahmen der heutigen Umgebung anzuschauen. Zudem lassen sich zum Gedenken virtuelle Kerzen an den Steinen entzünden.

Die Informationen zu den beiden NS-Opfern aus Greven beruhen vor allem auf den Forschungsergebnissen des Historikers Christoph Leclaire, der das Projekt für die Stadt Greven unterstützte und weiterhin betreuen wird. Neben Texten und Bildern wurde für die in Greven Hingerichteten auch eine der wenigen Graphic Stories erstellt, die mit wirklich eindrucksvollen Bildern der Künstlerin und Illustratorin Marthe Viehmann (siehe Abb.: Porträt der beiden NS-Opfer Franciszek Banaś und Wacław Ceglewski. Foto: WDR/Marthe Viehmann) und einem begleitenden Audiokommentar den Tag der Hinrichtung erlebbar machen. „Stolpersteine NRW“ ist als App auf dem Smartphone sowie am PC/Laptop im Desktop-Browser (stolpersteine.wdr.de) nutzbar und wird fortlaufend aktualisiert.


Abb.: Ausschnitt aus der WDR-App „Stolpersteine NRW“: Franciszek Banaś

Quelle: WN, Der letzte Tag von Franciszek und Wacław, 23.2.2022; Christoph Leclaire: Erste „Stolpersteine“ für Greven, in: AUGIAS.Net, 12.11.2017

Stadtgeschichten auf dem Smartphone

Neue App »Aschaffenburger Geschichten« öffentlich im Digitalladen präsentiert.

Im Rahmen einer Präsentation am 14.3.2022 ist im Aschaffenburger Digitalladen die neue App „Aschaffenburger Geschichten“ präsentiert worden. – Das im Jahr 2020 erfolgreich gestartete Digitalprojekt „Aschaffenburg 2.0“ ist jetzt auch in einer hochmobilen Version verfügbar. Die neue App ist ab sofort in den üblichen App-Stores kostenlos abrufbar und steht sowohl für Android- wie iOS-Smartphones bereit. Die von einem Aschaffenburger Start-Up entwickelte App bietet zahlreiche Features und spannende Möglichkeiten der Interaktion für die Nutzerinnen und Nutzer. Basierend auf der schon im digitalen Stadtlabor „Aschaffenburg 2.0“ zentralen Stadtkarte werden sogenannte „Points of Interest“ hervorgehoben. Die Nutzerinnen und Nutzer können sich eigene Routen durch die Stadt erschließen bzw. vorgegebene Routen entdecken. Neben den Beschreibungen und Abbildungen stadtgeschichtlich interessanter Orte stehen auch kurze Audiobeschreibungen zur Verfügung.

Bürgermeister und Digitalreferent Eric Leiderer verwies im Rahmen der Präsentation auf den touristischen Mehrwert des neuen Angebots: Die neue App biete auch für Besucherinnen und Besucher der Stadt die Möglichkeit, „einfach und mobil verlässliche Informationen zur Stadtgeschichte, aber auch Lebensberichte und Erinnerungen aus den letzten Jahrzehnten zu erhalten. Auch touristisch interessante Erweiterungen, beispielsweise hin zu Augmented Reality-Anwendungen, sind denkbar. Es freut mich sehr, dass die neue App im Kontext des Digitalreferats der Stadt entstanden ist.“ Sie sei ein wichtiger Teil unserer dialogorientierten Digitalstrategie, bei der kulturhistorische Angebote für die Bürgerinnen und Bürger einen wichtigen Schwerpunkt darstellen. „Und das Stadtlabor ‚Aschaffenburg 2.0‘ als Grundlage der App ist gleichzeitig ein großes bürgerwissenschaftliches Mitmachprojekt!“

Die für die jüngere Stadtgeschichte und das Stadtlabor “Aschaffenburg 2.0” zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg, Dr. Vaios Kalogrias und Helena Knuf, sowie Archivleiter Dr. Joachim Kemper unterstrichen die Nachhaltigkeit der App: Regelmäßige inhaltliche und technische Aktualisierungen seien vorgesehen, so dass Stadtgeschichte und -kultur für die Zukunft und alle Bürgerinnen und Bürger digital erhalten und bereichert werden.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Dr. Joachim Kemper
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon 06021 456105-0
stadtgeschichte20@aschaffenburg.de

Quelle: Stadt Aschaffenburg, Pressemitteilung, 14.3.2022