Kinderwerkheft zum Schwörmontag in Ulm

„Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein“ – auf gut Deutsch sich für alle Bürger gleichermaßen einzusetzen: Dies gelobt das Ulmer Stadtoberhaupt in einer seit 1345 verbürgten Eidesformel am jährlichen Schwörmontag, einem einzigartigen Rechtsbrauch. Anschließend wird gefeiert – erst auf der Donau und dann in der ganzen Stadt.

Unter dem Titel „Wieso? Weshalb? Warum? Schwörmontag in Ulm“ veröffentlicht das Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm ein Kinderwerkheft, das Schülerinnen und Schülern ab Klasse 3 demokratische Werte anhand der Frieden stiftenden Ulmer Schwörtradition vermittelt. Gemeinsam mit dem Archiv-Maskottchen, einer schlauen Schnecke namens Prof. Flitz, reisen die jungen Leserinnen und Leser durch die Zeit.

Die Reise erhellt, was es mit dem Verfassungsfest und den Traditionen rund um Schwörmontag auf sich hat. Viele Mitmach-Aktionen regen dazu an, sich aktiv mit Demokratie und Gerechtigkeit zu beschäftigen. Das Werkheft führt durch die Geschichte und wirft dabei Streiflichter auf die Themen „Ulm im Mittelalter, Zünfte und Patrizier, Herrschaftsformen, Frauenrechte, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit, demokratische Regeln und Kinderrechte“. Der Schwörwoche mitsamt Nabada, Fischerstechen, Lichterserenade, Bindertanz und Schwörrede ist ein eigenes Kapitel gewidmet.

Detailreich illustriert und gestaltet von Maike Tiedemann, vermittelt das von Kathrin Thumerer geschriebene Kinderwerkheft die Inhalte auf zwanzig Seiten anschaulich und altersgerecht. Das Heft ist auf hochwertigem, beschreib- und bemalbarem Naturpapier gedruckt, verfügt über einen Lösungsteil und kann dank Ösenbindung eingeordnet werden.

Das Heft ist im Stadtarchiv Ulm für eine Schutzgebühr von 2 € erhältlich. Ulmer Schulen erhalten im März 2022 Exemplare für Lehrkräfte. Online ist die Publikation unter stadtarchiv.ulm.de/archivpaedagogik kostenlos abrufbar.

Begleitend zum Werkheft bietet das Haus der Stadtgeschichte einen digitalen Workshop für Schulklassen ab Klasse 3 mit Besuch des originalen Schwörbriefs im Tresor des Stadtarchivs an. Ein Schwörmontags-Rap, der gemeinsam mit den „Schwörmontag-Jungz“, Kindern des Guten Hirten e.V., vertont und gefilmt wurde, komplettiert das Lernangebot, das die demokratieförderlichen Inhalte mit allen Sinnen vermittelt.

Werkheft, Rap und Workshop bauen aufeinander auf, können aber auch einzeln genutzt werden. Unterstützt wurde das gesamte Projekt durch die Gänseblümchen Stiftung für Kinder. Weitere Informationen zum digitalen Workshop für Schulklassen: stadtarchiv.ulm.de/archivpaedagogik.

Kontakt:
Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm
Weinhof 12
89073 Ulm
Telefon: +49 731 161-4201
Fax: + 49 731 161-1633
https://stadtarchiv.ulm.de/

Quelle: Stadt Ulm, Aktuelle Meldungen, Febr. 2022; Stadt Ulm: Geschichte des Schwörmontags, o.D.

Stadtarchiv Brixen soll weiterentwickelt werden

Seit 1984 hat das Stadtarchiv Brixen in Südtirol seinen Standort in den Räumlichkeiten oberhalb der ehemaligen Bibliothek auf dem Domplatz. Allerdings wird der Platz in den bestehenden Räumen zusehends knapper.
Bettina Kerer (SVP), die für das Archiv zuständige Stadträtin, möchte nicht nur auf den Umstand des Platzmangels reagieren: „Wir brauchen nicht nur mehr Platz für diese wichtige Einrichtung der Stadtgemeinde. Es geht viel mehr darum das Stadtarchiv auch hinsichtlich neuer Tätigkeitsfelder weiterzuentwickeln und auszubauen.“

Zu diesem Zweck wurde eine Steuerungsgruppe rund um Stadtarchivar Hubert Mock ins Leben gerufen. Der Direktor der Stadtbibliothek Brixen, Bruno Kaser, Vizegeneralsekretärin Juliane Rainer und Gemeinderat Ingo Dejaco wollen gemeinsam mit der Stadträtin Kerer an einem neuen Konzept für das historische Archiv feilen.


Abb.: Die Mitglieder der Steuerungsgruppe (v.l.n.r.): Hubert Mock, Bruno Kaser, Juliane Rainer, Bettina Kerer und Ingo Dejaco (Foto: Gemeinde Brixen).

Zunächst ist ein Austausch mit Brixens Partnerstadt Regensburg geplant. Hier erwartet sich die Steuerungsgruppe neue, zeitgemäße Ansätze, die auch zum Brixner Stadtarchiv passen könnten.

Der Brixner Stadtarchivar und Historiker Hubert Mock tritt auch immer wieder als Autor historischer Abhandlungen in Erscheinung. Kürzlich zeichnete er beispielsweise als Coautor für einen wesentlichen Teil des Werkes „In Treue fest durch die Systeme Geschichte der Südtiroler Blasmusik 1918-1948“ verantwortlich. Er arbeitet darin in einem 451 Seiten umfassenden Beitrag die Geschichte der Südtiroler Musikkapellen auf. Und im Ende 2017 erschienenen Buch „Domplatz und via Roma“ arbeitete Hubert Mock die Geschichte der Straßennamen von Brixen auf.

Kontakt:
Stadtarchiv Brixen
Stadtarchivar Hubert Mock
Domplatz 13
39042 Brixen
Tel.: +39 0472 062180
hubert.mock@brixen.it

Quelle: Gemeinde Brixen, Neuigkeiten, 28.3.2022; Gemeinde Brixen, Neuigkeiten, 11.10.2021

BLHA Potsdam: Bereits mehr als 100 Publikationen im Open Access

Weitere Publikationen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs in Potsdam stehen ab sofort kostenlos online bereit. Zu diesem erweiterten E-Book-Angebot gehören zwei Spezialinventare zur brandenburgischen Militärgeschichte sowie das unverzichtbare Verzeichnis der brandenburgischen Kirchenbuchduplikate.


Abb.: Mehr als 100 Publikationen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam sind online frei zugänglich (Foto: BLHA).

Um die Quellenrecherche zu vereinfachen und Forschung digital zugänglich zu machen, hat das Landeshauptarchiv 19 Bände der Reihe „Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs“ zum Herunterladen bereitgestellt. Das neue Downloadangebot ergänzt die bereits 2021 im Open Access veröffentlichten Monografien, Sammelbände und Inventare zur brandenburgischen und preußischen Geschichte. Damit sind mehr als 100 vom Landeshauptarchiv herausgegebene Publikationen digital und kostenlos verfügbar.

Quellen zu Militär und Gesellschaft
Zu den neu verfügbaren Bänden gehören zwei Quelleninventare zur brandenburgischen Militärgeschichte. Das dreibändige Spezialinventar von Klaus Geßner zur brandenburgischen Militärgeschichte umfasst rund 22.000 Archivalieneinheiten des Landeshauptarchivs zur Militärgeschichte aus den Jahren 1806 bis 1945. Im Mittelpunkt stehen die Auswirkungen von Krieg, Militär und Besatzung auf die Bevölkerung in Brandenburg.

Das gesellschaftsgeschichtlich ausgerichtete Quelleninventar für die preußische Zentrallandschaft von der Elbe bis zur Oder rückt unter dem Titel „Militär und Gesellschaft in Preußen – Quellen zur Militärsozialisation 1713-1806“ die Bedeutung des Militärs für die Menschen der Vormoderne in den Mittelpunkt. Es umfasst Quellen aus zahlreichen Archiven, darunter kirchliche Archive, Kreis- und Stadtarchive, Herrschafts-, Guts- und Familienarchiven sowie aus den Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

Kirchenbuchduplikate als zentrale familiengeschichtliche Quelle
Kirchenbücher gehören zu den wichtigsten familien- und sozialgeschichtlichen Quellen. Die Kirchenbuchduplikate im Brandenburgischen Landeshauptarchiv ersetzen in vielen Fällen verlorene Originale und haben dadurch unschätzbaren Wert. Online verfügbar ist nun auch das Verzeichnis Brandenburgischer Kirchenbuchduplikate 1794-1874. Das Überlieferungsverzeichnis bietet einen detaillierten Nachweis der im Archiv als Duplikat erhaltenen Jahrgänge von Tauf-, Trau- und Bestattungsregistern sowie der Konfirmanden- und Kommunikantenlisten für etwa 1.900 Orte im Land Brandenburg und in heute polnischen Teilen der ehemaligen Provinz Brandenburg.

Zu finden sind die Publikationen auf der Website des Brandenburgischen Landeshauptarchivs.

Kontakt:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Am Mühlenberg 3
14476 Potsdam
(Postanschrift: Postfach 600449, 14404 Potsdam)
Telefon: +49 (0) 331 5674-0
Telefax: +49 (0) 331 5674-212
poststelle@blha.brandenburg.de
https://blha.brandenburg.de/

Quelle: BLHA, Aktuelles, 30.3.2022

Zentralarchiv der Pfalz mit guten Ideen befüllt

Dr. Gabriele Stüber tritt nach fast 30 Jahren als Direktorin des Archivs der pfälzischen Kirche in den Ruhestand.

Das „Gedächtnis“ der Evangelischen Kirche der Pfalz hat sie lange Jahre gehütet wie einen Schatz. Wenn Gabriele Stüber nun Ende März 2022 in den Ruhestand geht, endet eine kleine Ära in der Landeskirche. Die 65 Jahre alte gebürtige Lübeckerin hat als Archivdirektorin i.K. das landeskirchliche Zentralarchiv in Speyer in den vergangenen fast 30 Jahren maßgeblich zu einem modernen und nutzerfreundlichen Dienstleister entwickelt. Unter der Direktorin Stüber mauserte sich das landeskirchliche Archiv seit 1992 zu einem Eldorado für Familien- und Heimatforscher.


Abb.: Leitete seit 1992 das Zentralarchiv der Pfalz in Speyer: Dr. Gabriele Stüber (Foto: lk/Zentralarchiv Pfalz).

Mit findigen Ideen, großem Spaß und kommunikativem Geschick zeigte die promovierte Historikerin, dass Archivarbeit alles andere als „staubig“ sein muss. Mit Bildungsangeboten wie Lesekursen und Workshops gelang es Stüber und ihrem kleinen Team, zahlreiche Menschen generationsübergreifend für die pfälzische Kirchengeschichte zu begeistern.

Der wohl größte Kraftakt war für die rührige Archivarin und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die andauernde Digitalisierung von Kirchenbüchern aus den protestantischen Gemeinden der Pfalz und Saarpfalz. Digitalisierte Kirchenbücher aus ganz Deutschland werden über das kirchliche Internetportal „Archion“ mit Sitz in Stuttgart wissenschaftlichen und privaten Nutzern zugänglich gemacht. Stüber baute das Webportal mit rund 140.000 Kirchenbüchern mit auf und gehörte dem Aufsichtsrat an.

Eine bleibende Aufgabe für Archivare sei es, für die Notwendigkeit von archivarischer Arbeit zu werben, sagt Stüber. Auch in der Kirche sei manchen nicht bewusst, dass die Bewahrung und Pflege historischer Dokumente und Gegenstände wichtig für die Identität einer Gemeinschaft sei. Ein Meilenstein in der jüngeren Historie des fast 100 Jahre alten Zentralarchivs war unter Stüber die Mithilfe an der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der pfälzischen Landeskirche. Ergebnisse waren das 2016 gemeinsam mit der Evangelischen Akademie der Pfalz herausgegebene und viel beachtete Buch „Protestanten ohne Protest“ sowie eine Wanderausstellung. „Die Landeskirche stellt sich ihrer Geschichte“, würdigt sie.

Auch für mehrere kirchliche Jubiläen steuerte das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz Materialien und Know-how bei: für die großen Reformationsjubiläen zu 475 Jahre Reformation (1992) und 500 Jahre Reformation (2017), zu 100 Jahre Gedächtniskirche der Protestation in Speyer (2004) und zuletzt 2018 zum 200. „Geburtstag“ der Landeskirche. Schließlich ordnete Stüber das im Haus untergebrachte Archiv der Deutschen Ostasienmission (www.doam.org) mit seinen wertvollen Glasdias und Fotos.

Ein Steckenpferd der mit Humor gesegneten Norddeutschen ist die bemerkenswerte Sammlung zur Volksfrömmigkeit, die sie im Speyerer Archiv aufbaute. Dafür trug die gut vernetzte Archivarin rund 7.600 Objekte wie Andachts- und Schutzengelbilder, christlichen Wandschmuck und Gebetbücher zusammen. Die ökumenische Sammlung hinterlässt sie nun ihrer Nachfolgerin Dr. Rebecca Rose, der bisherigen Leiterin des Digitalisierungszentrums beim Landesarchiv Speyer, als ein Erbe.

Für das bis unters Dach angefüllte Zentralarchiv in Speyer wünscht sich die scheidende Chefin von der Kirchenleitung neuen Platz für das Archivmaterial, das auch weiter digital gesichert werden müsse, sowie mehr Personal. Als Privatfrau will Gabriele Stüber nicht untätig sein, plant etwa Veröffentlichungen zu historischen Themen. Auch in ihrer Heimatgemeinde Neustadt-Hambach ist sie weiter aktiv: Die ökumenischen Sternsinger laufen sich unter ihrer Betreuung schon warm für die kommende Sammelaktion.

Dr. Alexander Lang (Evangelischer Pressedienst epd)

Kontakt:
Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz
Domplatz 6
67346 Speyer
zentralarchiv@evkirchepfalz.de
www.zentralarchiv-speyer.de

Quelle: Alexander Lang: Das Zentralarchiv mit guten Ideen entstaubt, in: Evangelischer Kirchenbote 12/2022. Zwischen Rhein und Saar, Seite 7, 20.3.2022

Aschaffenburger Projekt »Erinnern. Immer« abgeschlossen

Über 1.000 Anmeldungen im WhatsApp Channel und ab jetzt abrufbar auf Aschaffenburg 2.0.

Mitte Februar 2022 startete das Aschaffenburger WhatsApp-Angebot „Erinnern. Immer“. Mehrmals in der Woche erhielten die Abonnentinnen und Abonnenten faktenbasierte Text- und Sprachnachrichten, in denen der Lebensweg des jüdischen Kaufhausbesitzers Max Hamburger (1881-1942) in literarischer Form erzählt wurde – so als würde der einstige Aschaffenburger selbst die Nachrichten schicken. Wer selbstständig zur jüdischen Bevölkerung in der Region recherchieren möchte, kann dies in der Datenbank des Vereins „Jüdisches Leben in Unterfranken. Biographische Datenbank e.V. tun.


Abb.: Ausschnitt aus der Aschaffenburger Nachrichtenseite des Projekts „Erinnern. Immer“

Binnen einer Woche erfolgten über 1.000 Anmeldungen für das Chatbot-Format. Zahlreiche positive Rückmeldungen aus ganz Deutschland und sogar Übersee erreichten das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg. Das große Interesse an „Erinnern. Immer“ sowie die positive Resonanz freut und bestärkt die Projektverantwortlichen zugleich darin, zusätzlich zur analogen Vermittlung auch digitale Kulturvermittlungsformate weiter zu verfolgen.

Die Nachrichten von „Erinnern. Immer“ sind nun online abrufbar. Interessierte sind herzlich eingeladen, den Hinweisen auf Orte in Aschaffenburg zu folgen und diese auf den Spuren von Max Hamburger und seiner Familie zu erkunden.

Link zu den Nachrichten: https://aschaffenburgzweinull.stadtarchiv-digital.de/projekt/erinnern-immer/

Das am 1. November 2021 begonnene Kooperationsprojekt „Erinnern. Immer“ des Vereins „Jüdisches Leben in Unterfranken. Biographische Datenbank e.V.“ mit dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg konnte dank einer Förderung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt realisiert werden. Diese Stiftung ist eine erst im Jahr 2020 gegründete öffentliche Stiftung des Bundes mit Sitz in Neustrelitz. Die Förderung von “Erinnern. Immer” ist im Rahmen des Programms „100xdigital“ erfolgt.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv
der Stadt Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon: +49 6021 4561050
stadtarchiv@aschaffenburg.de
https://stadtarchiv-aschaffenburg.de

JÜDISCHES LEBEN IN UNTERFRANKEN
– Biographische Datenbank e.V. –
Mattstr. 5
63741 Aschaffenburg
info@juedisches-unterfranken.de
http://www.juedisches-unterfranken.de

Quelle: Stadtarchiv Aschaffenburg, Erinnern. Immer. Das Projekt ist abgeschlossen, 25.3.2022

Archiv und Wirtschaft 1/2022

Bei der demnächst erscheinenden Ausgabe 1/2022 von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V., handelt es sich um ein Schwerpunktheft zum Thema „Archive in der Sozialwirtschaft“.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 1/2022
Themenheft „Archive in der Sozialwirtschaft“

Editorial (4)

AUFSÄTZE

Sebastian Barsch und Dominik Erdmann: Archive in der Sozialwirtschaft (5–11)

Marion Baschin: Im Sinne des Stifters – Das Archiv der Robert Bosch Stiftung (RBSG-Archiv) (12–17)

Katrin Blankenburg und Thomas Golka: Ein kleines Archiv im Entstehen – Ein Blick über die Schulter der DVSG (18–24)

Hans-Christian Bresgott: Das Archiv des DRK-Generalsekretariats. Oder: Vom Wert der eigenen Geschichte (25–32)

Gerhilt Dietrich: Archivierung durch die Dokumentations- und Forschungsstelle der Sozialversicherungsträger (33–40)

Roland Erlen: Das Archiv der Aktion Mensch (41–47)

Kerstin Stockhecke: Das Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (48–55)

Gabriele Witolla: Das Archiv des Deutschen Caritasverbandes (56–61)

REZENSIONEN

Sammelrezension: Jubiläumschriften zur Geschichte der Sozialwirtschaft (Sebastian Weinert) (62–67)

Rezensionsliste (67–69)
Impressum (72)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH-4070 Basel
Tel.: (0049) (0)159-06825241
martin.muenzel@wirtschaftsarchive.de
www.wirtschaftsarchive.de/publikationen/archiv-und-wirtschaft

Digitalisierte Ego-Dokumente zu und aus dem östlichen Europa

Seit dem Förderbeginn im Jahr 2016 verfolgt der Fachinformationsdienst (FID) Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa an der Bayerischen Staatsbibliothek das Ziel, das elektronische Publizieren von wissenschaftlich relevanten Materialien mit Bezug zur betreuten Region voranzutreiben. Vor diesem Hintergrund wurde die Digitalisierung und Online-Bereitstellung von in Deutschland aufbewahrten und bislang unveröffentlichten Ego-Dokumenten angegangen.

Diese haben zwar einen hohen Quellenwert für die Wissenschaft, stoßen jedoch auf kein ausreichendes Interesse seitens kommerzieller Verlage. In einem Pilotprojekt wurden in der ersten Förderphase des Fachinformationsdienstes (2016-2018) ausgewählte Ego-Dokumente aus dem Archiv der Forschungsstelle Osteuropa (FSO) an der Universität Bremen digitalisiert. Etwa zur gleichen Zeit erfolgte die Digitalisierung des Nachlasses des Osteuropahistorikers Martin Winkler (1893-1982), der der Bayerischen Bibliothek vermacht wurde.


Abb.: Familie Rammelmeyer, Moskau 1895 (Nachlass der Familie Rammelmeyer, CC BY-NC-SA 4.0)

Zugriff auf einen Teil dieser Materialien war bis vor Kurzem lediglich über den OPACplus/BSB-Katalog sowie das Forschungsportal osmikon möglich. Die Anfang 2022 freigeschaltete Plattform bietet nun einen komfortablen Zugang zu allen vom Fachinformationsdienst digitalisierten Ego-Dokumenten und präsentiert darüber hinaus neue bislang nicht veröffentlichte Materialien. Zu diesen gehören Ego-Dokumente aus dem privaten Nachlass der Familie Rammelmeyer. Darunter befinden sich die Erinnerungen von Elsa Winokurow (1883-1983), eine der ersten praktizierenden Ärztinnen (Sowjet-)Russlands sowie ausgewählte Ego-Dokumente aus dem Archiv des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der LMU München. Sie wurden in der zweiten Förderphase des Fachinformationsdienstes (2019-2021) digitalisiert und ebenfalls an der Bayerischen Staatsbibliothek katalogisiert.

Zur Plattform:
Ego-Dokumente und Nachlässe zu und aus Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa  (osmikon.de)

Kontakt:
Bayerische Staatsbibliothek
Ludwigstraße 16
80539 München
Telefon:  +49 89 28638-0
Fax:  +49 89 28638-2200
https://www.bsb-muenchen.de
https://ego-dokumente.osmikon.de/

Quelle: BSB München, Artikel, 17.1.2022; Neue Plattform mit digitalisierten Ego-Dokumenten zu und aus dem östlichen Europa, in: OstBib, 12.1.2022

Künstlerische Ausstellung über die Mariahilfkirche in Innsbruck

Anlass für den Bau der römisch-katholischen Landschaftlichen Pfarrkirche Mariahilf am Linken Innufer in Innsbruck war ein Gelöbnis der Tiroler Stände (Landschaft) während des Dreißigjährigen Krieges im Winter 1646/47. Im Stiftsbrief vom 1. Februar 1647, der im Original in der Kunstkammer Mariahilf zu besichtigen ist, sind die Verbindlichkeiten, die das Land Tirol damit übernahm, im Detail festgeschrieben. Hofbaumeister Christoph Gumpp der Jüngere (1600-1672) entwarf die Zentralkuppelkirche im Stil des italienischen Frühbarocks. Die erste Heilige Messe konnte im Frühjahr 1648 gefeiert werden, die Weihe fand am Mitte 1660 statt. Die Mariahilfkirche diente bis in die 1720er Jahre als Gotteshaus der Stände. 1853 wurde sie zur Pfarrei erhoben. Das Land Tirol hat bis heute das Patronat inne, weshalb die Kirche „landschaftlich“ genannt wird.


Abb.: Mariahilfkirche in Innsbruck, 11. September 2008 (Von Hafelekar – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4812835)

Die charakteristische Architektur der Mariahilfkirche regte MalerInnen und GrafikerInnen im Laufe der Jahrhunderte immer wieder dazu an, sich mit dem Sakralbau auseinanderzusetzen. Das Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck zeigt in der von Dr. Reinhard Rampold kuratierten Ausstellung: „Portraits einer Kirche: Wie Künstler:innen die Mariahilfkirche sehen“ künstlerische Ansichten aus den vergangenen zwei Jahrhunderten. Bis 22. Mai 2022 sind die großteils im Privatbesitz befindlichen Arbeiten in der Badgasse 2 in Innsbruck zu sehen.


Abb.: Darstellung der Mariahilfkirche von Max Spielmann, Öl auf Faserplatte, 1968 (Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Bi-1051)

„Zahlreiche Darstellungen der Mariahilfkirche entstanden im 20. Jahrhundert“, erklärt DDr. Lukas Morscher, Leiter des Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck. „Viele Ansichten der als Votivbau erbauten Kirche konnten in den vergangenen Jahren durch die Pfarre Mariahilf erworben werden. Unter den Künstlerinnen und Künstlern finden sich auch bekannte Tiroler Namen wie Gerhild Diesner oder Max Weiler, aber auch zahlreiche heute weitgehend vergessene Persönlichkeiten wie Alois Burger oder Walter Kühn“, ergänzt Mag.ª Renate Ursprunger vom Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck. Auch verschiedene zeitgenössische Kunstschaffende greifen das Motiv nach wie vor gerne auf. Selbst der verstorbene Altbischof Reinhold Stecher hatte ein künstlerisches Auge auf die Mariahilfkirche geworfen.

Erweiterte Öffnungszeiten:
Ausstellung „Portraits einer Kirche. Wie KünstlerInnen die Mariahilfkirche sehen“ (24.3.-22.5.2022)
Das Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck ist regulär montags bis freitags, von 9.00 bis 17.00 Uhr, geöffnet. Zusätzlich kann es am Samstag, 2. April, von 10.00 bis 14.00 Uhr und an den Wochenenden 7./8. Mai, 14./15. Mai und 21./22. Mai 2022, von 9.00 bis 17.00 Uhr, besucht werden.

Literatur:
Reinhard Rampold: Die Landschaftliche Pfarre Mariahilf in Innsbruck. Geschichte – Kunst – Kultur, Tyrolia, Innsbruck-Wien 2020.

Kontakt:
Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Badgasse 2
(Barrierefreier Zugang über Herzog-Friedrich-Straße 3)
Tel.: +43 512 5360 1400
post.stadtarchiv@innsbruck.gv.at
https://www.innsbruck.gv.at/stadtmuseum
https://www.innsbruck.gv.at/stadtarchiv

Quelle: Innsbruck informiert, 24.3.2022; Art. Mariahilfkirche (Innsbruck), in: Wikipedia, 31.3.2021; Art.: Landschaftliche Pfarre Mariahilf, in: Landtag Tirol, Wissenswertes & Service, o.D.

Überwachte Computerfans in der DDR

In seinem Themenbeitrag „Spielefans unter Beobachtung“ beschäftigt sich das Stasi-Unterlagen-Archiv, das seit Mitte 2021 Teil des Bundesarchivs ist, ausführlich mit der Computerszene in der DDR. Die SED-Führung stand dem neuen Medium ambivalent gegenüber und beauftragte ihre Geheimpolizei, die Computerfans zu überwachen.

Die Entstehung der digitalen Spieleszene in der DDR hing eng mit den wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen der 70er und 80er Jahre zusammen. In den 1970er Jahren erlebte die Mikroelektronik einen weltweiten Aufschwung, von dem auch die DDR nicht unberührt blieb. Auf der 6. Tagung des Zentralkomitees der SED im Juni 1977 erklärte die politische Führungsspitze die Mikroelektronik zur Schlüsseltechnologie. Von da an forcierte die DDR ihre Anstrengungen in diesem Bereich und scheute dafür weder Kosten noch Mühen: Bis 1989 flossen Milliarden in die Mikroelektronik. Doch trotz der enormen Investitionen hinkte die DDR den Entwicklungen im Westen bis zuletzt um Jahre hinterher.


Abb.: Zwei Videospiele für die US-amerikanische Spielekonsole Atari 2600, die das MfS bei einer Hausdurchsuchung beschlagnahmte, um 1985 (Quelle: BArch, MfS, HAXX, Fo, Nr. 809 – Ausschnitt).

Mit der neuen wirtschaftspolitischen Ausrichtung kamen Mitte der 1980er Jahre auch die ersten Heimcomputer in der DDR auf den Markt. Ab 1984 wurde in den VEB Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“ Mühlhausen und Robotron-Meßelektronik „Otto Schön“ Dresden die Kleincomputer-Reihe KC produziert. Bis 1989 liefen ca. 30.000 Geräte vom Band. Im Gegensatz zu anderen Modellen aus DDR-eigener Produktion, wie dem Lerncomputer LC 80 oder dem Robotron Z 1013, fand die KC-Reihe aufgrund ihrer vergleichsweise fortgeschrittenen Technik auch bei Spielebegeisterten Anklang. Neben der Hardware stellten die VEB in Dresden und Mühlhausen außerdem die passende Software her: Insgesamt neun Spielesammlungen erschienen in den 80er Jahren für den KC. Dabei handelte es sich um harmlose Spiele, die dem offiziell propagierten friedliebenden Charakter des Sozialismus entsprachen: Geschicklichkeitsspiele, Brettspielumsetzungen und Kopien westlicher Arcade-Spiele, wie z. B. des japanischen „Pengo“.

Die Mitte der 80er Jahre einsetzende private Nutzung von Heimcomputern beschäftigte ab 1986 verstärkt auch die Stasi. Die Geheimpolizei wollte wissen, was die jungen Menschen mit ihren Geräten anstellten. Dafür nahm sie verschiedene „operative“ Aspekte in den Blick: die Kontakte von Computerfans in den Westen, die Gefahr von Virenübertragungen auf DDR-Rechner in Betrieben und staatlichen Stellen, den Schmuggel von Computertechnik und die Einfuhr von Software mit verbotenen Inhalten.

Im April 1988 fasste die ZAGG ihre „Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Nutzung privater Computertechnik“, die sie seit Mitte der 80er Jahre gesammelt hatte, in einem zwölfseitigen Dokument zusammen. Dabei stellte sie großes „Interesse breiter Bevölkerungsschichten an der Technik“ fest. Im Rahmen ihrer „vorbeugenden, schadensabwendenden Abwehrarbeit“ nahm sie auch digitale Spiele ins Auge. Vor allem der „Handel mit verbotener Software (z.B. Software mit revanchistischen oder antikommunistischen bzw. mit antisemitistischen [sic!] Inhalt)“ sollte unterbunden und die verantwortlichen Personen „aufgeklärt“ bzw. „unter operativer Kontrolle gehalten werden“. Darunter verstand die Stasi das Sammeln weiterer Informationen und die Überwachung relevanter Personen. Der Verfasser des Berichts, Wilfried Fetsch, wies außerdem darauf hin, dass in der DDR zunehmend Computertechnik aus dem Westen genutzt werde. Besorgt werde diese über entsprechende familiäre und nicht-familiäre West-Kontakte.

Link: Themenbeitrag: Spielefans unter Beobachtung. Die Computerszene in der DDR

Kontakt:
Stasi-Unterlagen-Archiv Berlin-Mitte (Verwaltung und Akteneinsicht)
Karl-Liebknecht-Straße 31/33
10178 Berlin
Telefon: 030 2324-50
Fax: 030 2324-7799
post.stasiunterlagenarchiv@bundesarchiv.de
https://www.stasi-unterlagen-archiv.de

Kleinbasel in historischen und zeitgenössischen Fotografien

Was können Fotografien – historische wie zeitgenössische – über das Kleinbasel erzählen, über die Menschen, die hier wohnen und arbeiten? Diesen Fragen spürt die Ausstellung «Kleinbasel» nach, die seit dem 19.3.2022 im Ausstellungsraum BelleVue (Breisacherstrasse 50, Basel) zu sehen ist. Es ist die zweite Ausstellung in einer vierteiligen Reihe, die das Staatsarchiv Basel-Stadt in Kooperation mit dem Verein BelleVue – Ort für Fotografie realisiert (Ausstellungsflyer).


Abb.: Das ganze Leben auf Ansichtskarten – Richard Spillmann, «Klein-Basel». Gebr. Metz, Kunstverlagsanstalt, Basel; gel. 12.8.1902(Foto: Staatsarchiv Basel-Stadt).

Kleinbasel (früher: „minderes Basel“) wird der rechtsrheinische Teil der Schweizer Stadt Basel genannt. Das Kleinbasel umfasst die Kleinbasler Altstadt und einige Quartiere. Das Kleinbasel galt als Stadtteil der „einfachen Leute“, während die Basler Oberschicht in Grossbasel residierte. BelleVue hat vier FotografInnen beauftragt, eine aktuelle Arbeit mit jeweils eigenem Fokus auf das Kleinbasel zu realisieren. Maria Patzschke berichtet in einer Art fotografischem Tagebuch über Alltagssituationen, die sie zufällig angetroffen hat. Ursula Sprecher und Viviane Herzog präsentieren in Bild und Text Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, die in diesem Stadtteil zu Hause sind. Roland Schmid zeigt das Kleinbasel bei der Arbeit und Christian Jaeggi setzt sich mit den Grün- und Erholungsräumen auseinander. Zusätzlich haben zwei Klassen aus dem Bläsi- und dem Sandgrubenschulhaus Fotoarbeiten entwickelt.

Den zeitgenössischen Bildern stehen in der Ausstellung historische Fotografien aus dem Staatsarchiv Basel-Stadt gegenüber. Die vom Staatsarchiv ausgewählten Straßenansichten, Porträts und Baustellenbilder aus den 1880er- bis 1920er-Jahren veranschaulichen, welche fotografischen Zeugnisse überliefert sind. Eine Bildanimation, Fotoalben und eine Installation laden ein, sich in die Details zu vertiefen und überraschende Entdeckungen zu machen. Richard Spillmann bietet mit einer Auswahl alter Ansichtskarten aus seiner privaten Sammlung weitere Einblicke in das frühere Kleinbasel und in ein Bildmedium, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen rasanten Aufschwung erlebte.


Ausstellungsflyer: Dank des fotografischen Blickes auf einzelne Menschen, Straßen und Plätze und den interessanten Bezügen zwischen der historischen und der zeitgenössischen Fotografie macht die Ausstellung nicht nur ein Stück Kleinbasler Alltag sichtbar, sondern öffnet auch neue Blickwinkel auf das Altbekannte. Eine Einladung zum Hinsehen, Entdecken und Nachdenken, aber auch zu eigenen Streifzügen durch die Stadt.

Mehrere Millionen historischer Fotografien bewahrt das Staatsarchiv Basel-Stadt auf. Wie viele davon Ereignisse, Gebäude oder Menschen aus Kleinbasel abbilden, lässt sich unmöglich sagen. Der Blick in die Bildersammlung macht hingegen eines klar. Um zu erahnen, was für Fotografien überliefert sind und in welcher Menge, muss man die Logik historischer Bildproduktion verstehen. Bevor Fotografieren zum Volkssport wurde, dominierte der Berufsfotograf. Wer es sich leisten konnte, ließ sich im Studio porträtieren. Markante Stadtansichten wurden auf Postkarten verbreitet; der moderne Staat liess Schulhäuser und Brückenbauten als Fortschrittsdokumentationen festhalten. Medizin und Polizei vermaßen die Menschen mittels Fotografie. So taucht Basels nördlicher Stadtteil mit seiner Bevölkerung zwar immer wieder auf Fotografien auf, aber auch immer wieder nur als Randthema.

Fotografische Dokumentationen von Arbeit und Alltag gab es im 19. Jahrhundert bereits, allerdings nicht für Basel. Erst ab den 1920er-Jahren rückten diese Themen auch hier in den Fokus der Fotografierenden. Die neu entwickelte Kleinbildkamera mit Rollfilm ermöglichte mobile, schnelle Aufnahmen. Bis dahin dominierten die Grossbildkameras mit Glasplatten- und Filmnegativen und entsprechend statischen Aufnahmen. Bewusst zeigt die Ausstellung «Kleinbasel» nur Fotografien aus dem Zeitraum der 1880er- bis 1920er-Jahre, sozusagen aus der Jugendzeit des Mediums Fotografie. Die Begrenztheit und Fremdheit dieser Bilder bietet eine gute Gelegenheit, das Lesen von historischen Fotografien zu lernen.

Für die Ausstellung «Kleinbasel» wird an einzelnen Beispielen erlebbar, was und wie viel historische Fotografie erzählen kann. Eine Fotografie sagt nur dann mehr als tausend Worte, wenn man ihr Fragen stellt. Was ist im Detail zu sehen? Was wird nie sichtbar? Worauf richtete der Fotograf seinen Fokus – und was für Informationen verbergen sich am Bildrand? Die Ansicht einer Gasse war einst als Postkarten-Vorlage fotografiert worden. Dem neugierigen Auge einer heutigen Betrachterin kann sie ungewollt vieles erzählen: zum Beispiel über die Sichtbarkeit von weiblicher Arbeit oder über die weltweite Vernetzung der Kleinbasler Wirtschaft.

Und wie kam es zu dieser Ausstellung? Basel ist reich an Fotografie, aktueller wie historischer. Aber ist dieser Reichtum auch öffentlich bekannt, wird er genutzt? Da besteht Vermittlungsbedarf, meinten 2018 drei Organisationen, die sich mit Fotografie befassen: die Christoph Merian Stiftung, BelleVue – Ort für Fotografie und das Staatsarchiv Basel-Stadt. Auf Anregung der Stiftung entstand die Idee, im gemeinsamen Projekt «Im Bild – Archivierte und zeitgenössische Fotografie im Dialog» historische Fotografien mit heutigen zu kombinieren. Das sollte eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie und mit aktuellen Fragen ermöglichen. «Kleinbasel» ist die zweite Ausstellung der vierteiligen Projektreihe «Im Bild».

Info:
Ausstellungsraum BelleVue
Breisacherstrasse 50
4057 Basel
19. März bis 26. Juni 2022
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, 11 bis 17 Uhr
Führungen auf Anfrage: info@bellevue-fotografie.ch

Kontakt:
BelleVue – Ort für Fotografie
Breisacherstrasse 50 (im Hinterhof)
4057 Basel
info@bellevue-fotografie.ch
www.bellevue-fotografie.ch

Kanton Basel-Stadt
Staatsarchiv Basel-Stadt
Martinsgasse 2
4001 Basel
Telefon +41 61 267 86 01
Telefax +41 61 267 65 71
stabs@bs.ch
https://www.staatsarchiv.bs.ch

Quelle: Kanton Basel-Stadt, Pressemitteilung, 18.3.2022; Daniel Hagmann, Kleinbasel im Blick, Blog Staatsarchiv Basel-Stadt, 14.3.2022; Daniel Hagmann, Neue Fragen an alte Bilder, Blog Staatsarchiv Basel-Stadt, 21.3.2022; Art. Kleinbasel, in: Wikipedia, 5.2.2022; BZ Basel, 23.3.2022