Zwischen Heimweh und Häuslebauen – Die Geschichte der Italiener im Raum Pforzheim wird aufgearbeitet

Kaum ein Land weckt so viele Sehnsüchte und wohlige Gefühle bei den Deutschen wie die Gefilde südlich des Brenners: Jeden Sommer ziehen die Teutonen in Massen an die Adria, in die Toskana oder nach Sizilien. Doch lange bevor Deutsche nach Süden zogen, kamen schon Italiener zu uns in den Norden: Zum Eisenbahnbau, in die Ziegeleien, als Bauhandwerker oder Straßenarbeiter.

Verschiedene Institutionen in der Region haben sich nun zusammengeschlossen, um diesen Teil der italienisch-deutschen Geschichte in Pforzheim und im Enzkreis zu erforschen und zu dokumentieren. „Bereits im 18. Jahrhundert finden wir Spuren italienischer Gäste in unserer Region,“ berichtet Dr. Karl Mayer vom Archiv des Enzkreises, der im Projekt mitarbeitet: „Nicht nur als Erbauer des Graevenitz’schen Schlosses in Heimsheim, auch als Kaufleute, Weinhändler oder Kaminfeger waren sie hier tätig.“ 

Einige Italiener wurden im Zweiten Weltkrieg zur Zwangsarbeit gezwungen, die weitaus meisten wurden jedoch ab den späten fünfziger Jahren angeworben und fanden in den Fabriken und auf den Baustellen des bundesrepublikanischen Wirtschaftswunder-Landes Arbeit. Aber nicht nur das „Häusle bauen“ prägte die Geschichte der italienischen „Gastarbeiter“ – ebenso groß war das Heimweh, oft verstärkt durch die ablehnende Haltung der eingesessenen Bevölkerung. 

Die Spuren, die Italiener hinterlassen haben, sind vielfältig und beschränken sich nicht auf Eisdielen, Pizzaservice oder Motorroller. „Viele der vor etwa 50 Jahren hierher Gekommenen sind geblieben und Teil unserer Gesellschaft und Kultur geworden,“ beschreibt Historiker Mayer. Viele hätten sich zusammen mit Einheimischen in deutsch-italienischen Gesellschaften engagiert. Mayer: „Seither wächst das gegenseitige Verständnis, Vorurteile werden abgebaut. Die große Zahl an Partnerschaften zwischen deutschen Kommunen oder auch dem Enzkreis mit italienischen Pendants und die zahlreichen gegenseitigen Besuche unterstreichen diese wachsende Nähe und die Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander.“

\"Autobahn

Abb.: Die Autobahn Stuttgart-Karlsruhe wurde im Raum Pforzheim in den sechziger Jahren ausgebaut; auf solchen Großbaustellen kamen zahlreiche ausländische Arbeiter zum Einsatz, darunter viele Italiener (Foto: Enzkreis)

Kreisrat Hans-Peter Huber aus Ispringen hatte die Initiative für das Projekt „Geschichte der Italiener im Raum Pforzheim“ ergriffen: „Vor dem Hintergrund von Immigration und Integration, aber auch von Vorurteilen und Missverständnissen finde ich es wichtig, die italienische Geschichte im Enzkreis und in der Stadt Pforzheim intensiv zu erforschen – vor allem, solange die Generation der Zuwanderer aus den Fünfzigern noch lebt.“ Hubers Idee stieß auf große Resonanz: Seit Ende vergangenen Jahres treffen sich Vertreter des Kreisarchivs und des Medienzentrums, der Stadtarchive Pforzheim (Dr. Christian Groh) und Mühlacker (Marlis Lippik), der deutsch-italienischen Gesellschaften Pforzheim (Vittoria Eisen) und Mühlacker (Hermann Fasching) und des italienischen Generalkonsulats (Paola Tassoni).

Inzwischen sind die Planungen abgeschlossen und erste konkrete Schritte unternommen worden, wie Kreisarchivar Konstantin Huber berichtet: „Mein Rastatter Kollege Martin Walter wird ein Buch über das Thema schreiben, Dr. Mayer und ich unterstützen ihn durch Materialsuche in den Gemeindearchiven und betreuen die Herausgabe des Buches.“ Die Stadtarchive Pforzheim und Mühlacker stellen weitere Text- und Bildquellen zur Verfügung. Archivar Walter habe sich als Autor des Werkes „Italienische Spuren im Landkreis Rastatt“ bereits einen Namen gemacht, wie Huber betont. 

Parallel organisiert das Medienzentrum unter Federführung von Wolfgang Antritter und Jutta Pleick-Ott Interviews mit italienischen Gastarbeitern der „ersten Generation“; die deutsch-italienischen Gesellschaften stellen die notwendigen Kontakte her. Schüler der 11. Klasse des Mühlacker Theodor-Heuß-Gymnasiums haben erfolgreich Probeinterviews durchgeführt und freuen sich nun auf die Fortsetzung dieser Zeitreise im kommenden Schuljahr. „Die per Interview gewonnenen Erkenntnisse dienen nicht nur als Grundlage der geplanten Buchveröffentlichung. Es soll auch Unterrichtsmaterial für die Schulen zu Geschichte und Gegenwart italienischer Mitbürger im Raum Pforzheim entstehen,“ freut sich Antritter.

„Unser Projekt ist ergebnisoffen,“ betont Konstantin Huber. „Wir wollen nicht nur eine Erfolgsgeschichte schreiben und dokumentieren. Vergangene und noch bestehende Defizite und Vorurteile im Verhältnis zwischen Deutschen und Italienern sollen genauso thematisiert und angesprochen werden – gerade im Schulunterricht.“ Die Mitarbeitenden hoffen, dass so die Beschäftigung mit der „Geschichte der Italiener im Raum Pforzheim“ dazu beitragen kann, das verständnisvolle Miteinander der Menschen unterschiedlicher Herkunft zu fördern.

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Zähringerallee 3 
75177 Pforzheim
Telefon: 07231 308-423 
Fax: 07231 308-837 
Kreisarchiv@enzkreis.de 

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 211/2008, 29.7.2008

Nutzung der Psychiatrie- und sonstigen Patientenakten im Landesarchiv Berlin

Die Witwe des 1991 verstorbenen Schauspielers Klaus Kinski, Minhoi Loanic, hat Strafanzeige gegen das Berliner Landesarchiv und die Vivantes-Kliniken wegen Verletzung des Privatgeheimnisses und Verstoß gegen das Berliner Datenschutzgesetz gestellt. Unter den vergangene Woche an das Landesarchiv übergebenen Psychiatrie-Akten des landeseigenen Klinikkonzerns befand sich auch eine Krankenakte Kinskis, die im Jahr 1950 bei einem dreitägigen Klinikaufenthalt des Schauspielers angelegt wurde.

Mit der Übergabe von ca. 90.000 Akten der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik aus der Zeit von 1880-1960 an das Landesarchiv Berlin (siehe Bericht vom 23.7.2008) ist erstmals die geregelte Nutzung dieser historisch bedeutsamen Unterlagen ermöglicht worden. Dabei muss der Umgang mit Patientenakten äußerst sensibel erfolgen. Die Akten sind vom Landesarchiv nicht in Gänze veröffentlicht worden. Das wird auch in Zukunft nicht geschehen. 

Die Nutzung der Unterlagen erfolgt im Landesarchiv Berlin auf der Grundlage des Gesetzes über die Sicherung und Nutzung von Archivgut des Landes Berlin. Der Gesetzgeber hat in § 8 Archivgesetz bestimmt, dass grundsätzlich jeder das Recht hat, Archivgut nach Ablauf bestimmter Schutzfristen zu nutzen. Allerdings bedarf die Nutzung in jedem Einzelfall der Genehmigung des Landesarchivs Berlin. Die Genehmigung wird den Betroffenen und ihren nächsten Angehörigen stets erteilt, anderen jedoch nur, wenn die jeweiligen Schutzfristen abgelaufen sind. 

Zusätzlich unterliegen personenbezogene Unterlagen wie Patientenakten besonderen Bedingungen, denn Personen genießen bis zum Ablauf von zehn Jahren über ihren Tod hinaus den Schutz ihrer Privat- und Intimsphäre (\“postmortaler Persönlichkeitsschutz\“). Das Landesarchiv hat dabei den Schutz des Patientengeheimnisses sicherzustellen. Auch danach endet der Schutz nicht automatisch, sondern er ist mit dem Grundrecht auf Informationsfreiheit (Art. 5 Grundgesetz) abzuwägen: Je länger der Zeitpunkt des Todes einer Person zurückliegt, desto größeres Gewicht kommt dem Recht der Öffentlichkeit auf freien Zugang zu Wissen und Information zu. Akten über Patienten, an denen kein vergleichbares öffentliches Interesse besteht, dürfen auch künftig selbst nach Ablauf der Schutzfristen grundsätzlich nicht in personenbezogener Form genutzt werden. Darauf können die Patienten vertrauen. 

Bei der Patientenakte zu Klaus Kinski, der unzweifelhaft als Person der Zeitgeschichte anzusehen ist, war die zehnjährige Schutzfrist bereits 2001 abgelaufen. Das Landesarchiv Berlin war deshalb berechtigt, die Akte aufgrund der besonderen Umstände des Einzelfalles jetzt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Abwägung des postmortalen Persönlichkeitsschutzes mit der Informationsfreiheit sprach für die Veröffentlichung. 

Allerdings hat der Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit festgestellt, dass die Angaben über die Ärztin, die in einer Beziehung zu dem Schauspieler stand, vor einer Offenlegung der Akte hätten anonymisiert werden müssen. Da die Witwe von Klaus Kinski inzwischen Strafantrag gestellt hat, wird das Landesarchiv Berlin die gesamte Akte jedenfalls bis zum Abschluss der Ermittlungen unter Verschluss halten. 

Kontakt:
Landesarchiv Berlin 
Eichborndamm 115 – 121 
13403 Berlin 
Tel.: 0 30 / 90264 – 0 
Fax: 0 30 / 90264 – 201 
info@landesarchiv-berlin.de

Quelle: Gemeinsame Presseerklärung Dr. Alexander Dix (Berliner Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit) und Prof. Dr. Uwe Schaper (Direktor Landesarchiv Berlin), 29.7.2008; FAZ, 29.7.2008

Gründerin des Soester Islam-Archivs verstorben

Die Gründerin des Zentralinstituts Islam-Archiv Deutschland, Amina Abdullah Bednorz, ist tot. Die 83-Jährige sei nach langer schwerer Krankheit am 26.7.2008 in Soest gestorben, teilte das Islam-Archiv am Sonntag mit. Abdullah werde am Dienstag auf dem muslimischen Gräberfeld in Hamm-Pelkum beigesetzt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Journalisten Muhammad Salim Abdullah, hatte sie im Auftrag des Islamischen Weltkongresses 1961 das in den zwanziger Jahren in Berlin gegründete Islam-Institut wiederbegründet. Seit 1982 befindet sich die Einrichtung in Soest. Auf Abdullahs Initiative hin seien ein Verlag, ein Hilfswerk und eine Akademie hinzugekommen, hieß es. Außerdem stiftete Amina Abdullah den Mohammad-Nafi-Tschelebi-Friedenspreis zur Förderung des Dialogs zwischen den Religionen. Das Islam-Archiv Deutschland ist nach eigenen Angaben die älteste islamische Einrichtung im deutschsprachigen Raum. Es begleitet die muslimische Minderheit in Deutschland durch Statistiken und regelmäßige Umfragen. Außerdem setzt es sich für einen Dialog zwischen den Religionen und Völkerverständigung ein.

Kontakt
Zentralinstitut Islam-Archiv-Deutschland Stiftung e.V., 
Am Kuhfuß 8
59494 Soest
Tel.: 02921 / 60702
Fax : 02921 / 65417
info@islamarchiv.de

Quelle: News Evangelische Kirche im Rheinland, 27.7.2008

Gedächtnis des Kreises Warendorf bleibt erhalten

Vor dem schleichenden Zerfall gerettet wurden Dokumente des Kreisarchivs Warendorf, die entsäuert worden sind. Damit wertvolle alte Unterlagen nicht für immer verloren gehen, hat der Kreis Warendorf den Kampf gegen die schleichende Zersetzung aufgenommen. Im Kreisarchiv Warendorf sind nach fast einjähriger Bearbeitungszeit jetzt die ersten entsäuerten Akten wieder eingetroffen. Der Kreis Warendorf sowie die kreisangehörigen Städte und Gemeinden haben in ihren Haushalten für die Jahre ab 2007 große Summen für die Entsäuerung von Archivgut vorgesehen. Mit dem Programm wird dem Verfalls- und Zersetzungsprozess von säurehaltigem Papier entgegengewirkt. Dies ist der sicherste Weg, den langsam aber sicher fortschreitenden Zerfall von Archivalien aufzuhalten. 

Als „Gedächtnis des Kreises, seiner Städte und Gemeinden“ bezeichnet Landrat Dr. Olaf Gericke das Kreisarchiv. „Wenn es uns nicht gelingt, die Bestände unseres Archivs vor dem Zerfall zu bewahren, ist die geschichtliche Überlieferung im Kreis Warendorf unwiederbringlich verloren“, begründet Gericke bei der Anlieferung der ersten restaurierten Akten im Kreishaus den Einsatz. „Es freut mich, dass es uns gelungen ist, auch die Städte und Gemeinden für das Problem zu sensibilisieren. Die Kommunen beteiligen sich ohne Ausnahme an dem Projekt zur Massenentsäuerung.“ Gericke weist darauf hin, dass es weder Kreis noch Kommunen möglich gewesen wäre, die notwendigen Maßnahmen ohne die Unterstützung des Landes durchzuführen: „In einem auf vier Jahre angelegten Projekt unterstützt das Land NRW die Entsäuerung mit einem 70prozentigen Zuschuss zu den Gesamtkosten, so der Landrat. Das ist wichtig – denn schließlich kostet die Entsäuerung eines einzigen Blattes 20 Cent. Ein Blick auf die ersten von insgesamt 121 Kartons mit restaurierten Akten, die im Kreisarchiv eingetroffen sind, lässt erahnen: Damit zigtausende von Seiten aus Archivbeständen der Nachwelt erhalten bleiben, mussten das Land und der Kreis tief in die Tasche greifen. 

Dr. Mark Steinert, Leiter des Kreisarchivs Warendorf, erläutert das Problem des „sauren Papiers“: „Säurehaltiges Papier kam – und kommt – in der Verwaltung seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts zum Einsatz und löste das traditionelle, teurere, aber säurefreie Hadernpapier ab. In dem Papier laufen chemische Prozesse ab, die mit der Zeit zur Zersetzung der Seiten führen.“ Aber auch bei „saurem“ Papier gebe es große Qualitätsunterschiede. Besonders schlecht sei das Papier aus den Zeiten wirtschaftlicher Not und politisch-gesellschaftlicher Umbrüche wie den Jahren des Ersten Weltkriegs, der letzten Jahre der Weimarer Republik, des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre, erläutert der Kreisarchivar. Der Zerfall von Papier aus der Zeit zwischen 1915 und 1950 sei heute bereits weiter fortgeschritten als der von Papier aus dem 19. Jahrhundert. Das Projekt der Landesregierung sei genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, denn es habe dringender Handlungsbedarf bestanden, erläutert Dr. Steinert. Zumal gerade die Überlieferung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Forschung von besonderem Interesse sei. Am Beispiel einer Akte aus dem Jahr 1945 demonstriert der Archivar die Folgen des Zersetzungsprozesses: „Wenn sie diese Seite nur umblättern, reißt sie ein; wenn sie nicht aufpassen, haben sie gleich die halbe Seite in der Hand.“ 

Kontakt
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Str. 2
48231 Warendorf
Tel.: 02581 / 53 – 2197
Fax: 02581 / 53 – 2452
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Quelle: Pressemitteilung Kreis Warendorf, 21.7.2008

Sommerführungen durch das Staatsarchiv Sigmaringen

Auch in diesem Jahr 2008 finden jeden Montag in den Sommerferien die beliebten Führungen durch das im Prinzenbau untergebrachte Staatsarchiv Sigmaringen statt. Der Prinzenbau, der das Stadtbild von Sigmaringen entscheidend mitbestimmt, stellt sich mit seinen historischen Räumen aus dem 19. Jahrhundert vor, die immer noch einen Einblick in die zeitgenössische Wohnkultur der Fürstlichen Familie Hohenzollern ermöglichen. Vor allem Fürst Leopold und seine Gemahlin Antonia prägten das Erscheinungsbild des Palais. Neben den Schauräumen (Gartensaal, Spiegelsaal, Schwarzer Saal, Kapelle) entführen uns historische Dokumente in längst vergangene Zeiten, die mit der Gegenwart mehr zu tun haben, als uns oft bewusst ist. So ist beispielsweise die Rheinbundakte von 1806 mit der Schaffung der damaligen deutschen Mittelstaaten mitverantwortlich für die heutige Bundesländereinteilung. Insgesamt verwahrt das Staatsarchiv Sigmaringen über 18 km Unterlagen von historischem Wert für die Nachwelt. Nicht alle, aber einige davon werden zu sehen sein, wie beispielsweise Königsurkunden, handkolorierte Karten und Fotos zur südwestdeutschen Geschichte. 

Schließlich erzählen Archivare über ihre Tätigkeit, die stets ein spannendes Vis-à-vis mit der Vergangenheit bereit hält, und auch Besuchern Türen öffnen kann für eine lebendige Begegnung mit – vielleicht sogar der eigenen – Geschichte.

Damit auch unsere Kinder und Enkelkinder noch die Möglichkeit haben, Geschichte anhand von Originaldokumenten zu erfahren, werden im Staatsarchiv moderne Methoden angewandt, das was ihm anvertraut ist, zu bewahren, zu erhalten und wenn nötig zu restaurieren. Einen kleinen Einblick darüber, was möglich und was nötig ist, gewährt die Restaurierungswerkstatt des Staatsarchivs. Treffpunkt für die Führungen ist die Eingangshalle des Staatsarchivs. Die Führungen finden statt montags, den 28.7. 2008, den 4.8.2008, den 11.8 2008, den 18.8.2008, den 25.8.2008 und den 1.9.2008, jeweils von 11 Uhr bis ca. 12.30 Uhr. 

Kontakt
Staatsarchiv Sigmaringen
Karlstraße 1+3
72488 Sigmaringen
Tel.: 07571 / 101 – 551
Fax: 07571 / 101 – 552
stasigmaringen@la-bw.de 

Quelle: Aktuelles Staatsarchiv Sigmaringen.

Geschichte(n) aus dem Stadtarchiv Münster

„Voraussichtliche Witterung am 1. August 1908: heiter, warm, Gewitterluft\“. So steht es nicht im Hundertjährigen Kalender, sondern im Münsterischen Anzeiger. Zuvor allerdings hatten orkanartige Stürme großen Schäden in Stadt und Region angerichtet. Wer genau wissen möchte, wie das Wetter vor 100 Jahren in Münster war, was die Kartoffeln und das Brot kosteten, womit sich die Menschen in jenem heißen Sommer beschäftigt haben, kann das im Stadtarchiv Münster erfahren. Am Mittwoch, 30. Juli 2008, lädt das Archiv zu einem Blick hinter seine Kulissen ein. Beginn ist um 18 Uhr, An den Speichern 8. Viele tausend Dokumente aus vergangenen Jahrhunderten werden im Stadtarchiv in klimatisierten Magazinen aufbewahrt und warten darauf, ihre Geschichten erzählen zu können. 

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92 – 47 01
Fax: 02 51 / 4 92 – 77 27
archiv@stadt-muenster.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Münster, 25.7.2008

Archivleiterwechsel im Stadtarchiv Lingen

Dr. Ludwig Remling, der seit 1985 das Stadtarchiv Lingen leitete, ist kürzlich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden. Sein Nachfolger, Dr. Stephan Schwenke, übernahm die Leitung des Stadtarchivs Lingen am 26. Mai 2008. Das Archiv ist außer der Stadt Lingen zuständig für die eingemeindeten Ortsteile Altenlingen, Baccum, Biene, Bramsche, Brockhausen, Brögbern, Clusorth-Bramhar, Darme, Estringen, Holthausen, Hüvede-Sommeringen, Laxten, Münnigbüren, Mundersum, Ramsel, Schepsdorf, Wesel und Wachendorf. Die ältesten Urkunden stammen aus dem 15. Jahrhundert, die jüngsten aus dem 18. Jahrhundert. Des Weiteren gehören zum Archivbestand 10.000 Akten ab dem 16. Jahrhundert, 20.000 Fotos und Dias, 500 Karten und Pläne, 800 Broschüren der Kleinschriftensammlung, 7 Deposita, 12 Nachlässe sowie ca. 500 Zeitungsbände mit dem Lingener Volksboten (1869-1936 und 1949-1967), dem Lingener Wochenblatt/Kreisblatt (1835-1937) und der Lingener Tagespost (ab 1946). Außerdem steht eine Bibliothek mit knapp 2.000 Bänden zur Verfügung. 

Wer möchte, kann die Bestände des Stadtarchivs auch online recherchieren. Ein weiteres Angebot des Stadtarchivs Lingen besteht darin, dass nach Voranmeldung auch Führungen für Gruppen oder Schulklassen durchgeführt werden. Die Teilnehmerzahl sollte jedoch 20 Personen nicht übersteigen. Nach einer kurzen Einführung in Aufgaben und Arbeitsweisen des Stadtarchivs werden die wichtigsten Bestände des Stadtarchivs vorgestellt und ihre Lagerung im Magazin gezeigt. Den Abschluss bildet normalerweise ein Dia-Vortrag mit alten Lingener Ansichten. Die Dauer einer Führung beträgt eine Stunde, bei ausführlicher Diskussion des Dia-Vortrags auch bis zu 90 Minuten. Das Stadtarchiv unterstützt außerdem im Rahmen seiner Möglichkeiten alle Forschungsvorhaben zur Lingener Geschichte und veröffentlicht zudem regelmäßig die Ergebnisse seiner eigenen Forschungen.

Kontakt
Stadtarchiv Lingen
(im Obergeschoss der Stadt- und Hochschulbibliothek)
Dr. Stephan Schwenke
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 / 9167 – 111
Fax: 0591 / 9167 – 140
s.schwenke@stadtarchiv-lingen.de

Quelle: Bestände Stadtarchiv Lingen.

Einbruch ins Stadtarchiv Löhne

Am vergangenen Wochenende (19./20. Juli 2008) haben Einbrecher das Stadtarchiv Löhne als lohnendes Ziel ausgemacht. Aufmerksam geworden war man am Montagmorgen auf den Einbruch, als die eingeschlagene Scheibe im Untergeschoss des Rathauses entdeckt wurde. Im Archiv selbst traten die Täter Glastüren ein und verwüsteten das Archiv. Da sich bei dieser Aktion einer der Eindringlinge verletzt hat, hofft die Polizei nun, dass sie die vorhandene Blutspur zu einem der Täter führen wird. Archivleiter Joachim Kuschke unterbrach seinen Urlaub, um sich vor Ort einen Überblick über den entstandenen Schaden zu verschaffen. Er war anschließend sehr erleichtert darüber, dass keine der wertvollen Archivalien verschwunden sind und auch nicht der komplette Archivbestand durcheinander gebracht worden ist. Entwendet wurden allerdings Bildschirme, Arbeitsspeicher und Festplatten von drei PCs. Da sämtliche Daten jedoch auf einem zentralen Server gespeichert werden, sind zumindest keine wertvollen Daten verloren gegangen, sondern nur das auf der Festplatte von Joachim Kuschkes Computer gespeicherte Archivprogramm.

Kontakt
Stadtarchiv Löhne
Oeynhausener Str.41
32584 Löhne
Tel.: 05732 / 100 – 317
Fax: 05732 / 100 – 309
j.kuschke@loehne.de

Quelle: Martin Fröhlich, NW, 23.7.2008

VdA-Arbeitskreis zu den »Überlieferungen der neuen sozialen Bewegungen«

Der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. informiert darüber, dass sich ein neuer Arbeitskreis des Berufs- und Fachverbandes konstituieren wird. Der Arbeitskreis wird sich mit den "Überlieferungen der neuen sozialen Bewegungen" beschäftigen. Er wird derzeit von Archiven der neuen sozialen Bewegungen und VdA-Vorstandsmitgliedern vorbereitet.

In einer aktuellen Verbandsmitteilung legt der VdA-Vorsitzende Prof. Dr. Robert Kretzschmar die Hintergründe der Arbeitskreisgründung näher dar: "Die aktuelle Erinnerung an die Entwicklungen und Phänomene, die mit dem Jahr 1968 verbunden sind, hat erneut in das Bewusstsein gerufen, welche Bedeutung den Überlieferungen der neuen sozialen Bewegungen zukommt. Im gesellschaftlichen Engagement, wie es sich z.B. auch in der Anti-AKW-Bewegung, der Frauenbewegung, der Friedensbewegung und oppositionellen Gruppierungen in Ost und West entwickelt hat, spiegeln sich wichtige politische und soziale Prozesse, die für die Geschichte der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik prägend waren und sind. Die Strategien einer Institutionen übergreifenden Überlieferungsbildung, die das Ziel verfolgt, die Gesellschaft möglichst breit und vielfältig zu dokumentieren, müssen darauf ausgerichtet sein, die Überlieferungen der neuen sozialen Bewegungen dauerhaft zu sichern und zugänglich zu machen."

Kontakt:
Prof. Dr. Robert Kretzschmar
VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.
Wörthstraße 3
36037 Fulda 
www.vda.archiv.net

Stadt Witten pflegt aktive Erinnerungskultur

„Gut ist aber zu wissen, dass es in Witten eine aktive Erinnerungskultur gibt und junge Menschen an der Geschichte des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung interessiert sind.“ Mit diesen Sätzen verabschiedet sich der in Sydney lebende Dr. John Albert Roberts nach seinem Besuch am 18.7.2008 in Witten. Vor 25 Jahren war er das erste Mal mit seiner Familie in Witten, um im Stadtteil Annen das Wohn- und Geburtshaus seines Vaters Heinz-Albert Rosenthal und das Kaufhaus „Gebrüder Rosenthal“ seiner Großeltern Siegmund und Elise Rosenthal in der Bebelstraße zu besichtigen. Der 64jährige Australier ist praktischer Arzt und Psychiater, mit einer Schweizerin verheiratet und Vater von fünf Kindern. Begleitet wurde er von Georg Meirik und Gerda-Marie Möller aus Reken, die ihn bei der Suche nach den Wurzeln seiner Familiengeschichte schon seit Jahren unterstützen. 

Der Besuch in der Ruhrstadt begann im Stadtarchiv Witten. John Albert Roberts konnte dort Dokumente zur Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde Annens ebenso einsehen wie Personenstandsverzeichnisse aus dem 19. Jahrhundert mit den Namen der Menschen, die damals in den Häusern Bebelstraße 7 und 9 lebten. Auch interessierten ihn die Forschungsergebnisse von Dr. Martina Kliner-Fruck, die in dem Gedenkbuch der Stadt Witten „Vergessen kann man das nicht“ 1991 veröffentlicht wurden. Mehr als 20 Verfolgungsschicksale der Rosenthals aus Annen und Stockum sind darin dokumentiert. Die Gewerbesteuer-Akte der Gebrüder Rosenthal aus den 1920er Jahren faszinierte ihn besonders. 

Nach dem Archivbesuch ging es am Freitag auf eine kleine Exkursion: In der Bebelstraße findet Dr. Roberts in einem Hinterhof das Gebäude, in dem das Geflügel für die „Rosenthal-Betten“ entfedert wurde. Traurig blickt er auf das ehemalige Kaufhaus Rosenthal, von dem er sich gewünscht hätte, es wäre besser erhalten und stände unter Denkmalschutz. Als er in dem einen oder anderen Geschäft erzählt, er sei der Enkel von Siegmund Rosenthal, wird er freundlich empfangen. „Mein Großvater war sehr beliebt, sehr deutsch-national“, erinnert sich John Albert Roberts. Er und Martina Kliner-Fruck diskutieren über die Ereignisse in der Reichspogromnacht 1938. In der Nacht zum 10. November wurden Siegmund und Elise Rosenthal sehr schwer von SS-Leuten misshandelt. Zu diesem Zeitpunkt war Heinz Rosenthal, Dr. Roberts Vater, bereits nach Australien geflüchtet. Siegmund Rosenthal hatte kein Verständnis dafür, warf seinem Sohn „Verrat am deutschen Vaterland“ vor. Nach der so genannten Kristallnacht und den Misshandlungen, von denen den Eheleuten schwere körperlichen Folgen blieben, schrieb Siegmund Rosenthal seinem Sohn nach Sydney – wegen der Zensur verschlüsselt – , sie hätten einen schweren Autounfall gehabt. Er möge sie nach Australien holen. 

John Albert Roberts besucht auch den jüdischen Friedhof in Annen. Seit seinem letzten Besuch weiß er, dass in der Nazi-Zeit alle Grabsteine zerstört und entfernt wurden und er erinnert sich an einen Gedenkstein. Überrascht ist er, auf einem zweiten Gedenkstein die Namen der ehemals auf dem Friedhof Bestatteten Jüdinnen und Juden zu finden – darunter ist auch der Name seines Urgroßvaters Isaak Rosenthal. „Wir konnten die Namen aus überlieferten Friedhofsunterlagen recherchieren“, berichtet die Leiterin des Stadtarchivs. „1992 hat dann der Rat der Stadt Witten die Errichtung des zweiten Gedenksteins entschieden. Ein Jahr später entstand dann das ‚Synagogendenkmal’ an der Ecke Breite Straße / Synagogenstraße.“ 

Kontakt
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58452 Witten
Tel.: 02302 / 581 – 2415
Fax: 02302 / 581 – 2497
stadtarchiv@stadt-witten.de 

Quelle: Pressemitteilung Universitätsstadt Witten, 21.7.2008