Das Radio der Natur

Die Jahre der Weimarer Republik erlebten einen Aufschwung zahlreicher ‚okkulter’ Wissenssysteme und brachten eine Vielzahl wissenschaftlicher Subkulturen hervor. Hierzu zählte auch die illustre Riege der Pendel-Forscher, in der sich interessierte Laien und Spezialisten (Ärzte, Naturwissenschaftler, Ingenieure usw.) trafen. Einige Spuren ihrer Aktivitäten finden sich im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP)

Die professionelle Verwendung des so genannten Siderischen Pendels sollte nach Meinung dieser Forscher dazu dienen, Vorhersagen zu treffen, Krankheiten zu behandeln, Kriminalfälle zu klären, Bodenschätze zu finden, und vieles andere mehr. Der Schriftsteller Frank Glahn bezeichnete 1925 das Pendel als „Radio der Natur“, dessen Möglichkeiten es sinnvoll einzusetzen gelte. 

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Abb.: Werbeprospekt „Siderischer Einheits-Pendel-Apparat“ (1920er Jahre) [IGPP-Archiv, 10/4/II,4] 

Parallel zur inhaltlichen Diskussion entwickelte sich ein Verkaufsmarkt für Pendel-Produkte. Mitte der 1930er Jahre kam es schließlich unter der Ägide des völkischen Verlegers Christoff Dietrich (alias Karl Dietz) zur Gründung der „Gesellschaft für wissenschaftliche Pendelforschung“, die eine eigene Schriftenreihe und eine Zeitschrift Wissenschaftliche Pendelforschung ins Leben rief sowie Expertentagungen veranstaltete. 

Die Konzepte der Pendelforscher und -praktiker standen durchgängig unter kritischer Beobachtung und wurden zudem seitens der Strafbehörden eingehend observiert. Etwa waren selbsternannte Heilpraktiker, die mit Hilfe des Pendels gegen Entgelt medizinische Diagnosen stellten, stets gefährdet, mit der Rechtsordnung in Konflikt zu kommen. So auch Karl Josef Kessler, der in Freiburg i. Br. zu Anfang der 1930er Jahre ein „Naturopathisches Heilinstitut“ führte und dort im Zuge eines Gerichtsverfahrens sogar von leitenden Ärzten der Universitätsklinik getestet wurde. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv, Nr. 07.08-08, 15.7.2008

EDV-Findbücher über die Lemgoer Schulen

Derzeit vorrangige Aufgabe im Lemgoer Stadtarchiv ist, die bisher in schriftlichen Findbüchern oder auf Karteikarten verzeichneten Archivalien in EDV-Findbücher zu übertragen. Dies führt am Ende zu einer schnelleren und komfortableren Recherche mittels einer Archivdatenbank

Wie schon vor einiger Zeit die Potsdamer Studentin Sabine Lehr, die u. a. den bedeutsamen Nachlass der Familie Wippermann verzeichnete (siehe Bericht vom 20.12.2007), so unterstützt seit Anfang des Jahres Stephanie Kortyla, das Team des Lemgoer Archivs um Leiterin Dr. Anikó Szabó. Stephanie Kortyla hat im vergangenen Semester ihr Germanistikstudium an der Bielefelder Universität abgeschlossen und ist als wertvolle Hilfe im Lemgoer Stadtarchiv tätig. 

Neben wechselnden Tätigkeiten wie etwa der Fortführung der EDV-Datenbank oder Mithilfe bei Benutzeranfragen und Ausstellungen, arbeitete sie den Bestand der Lemgoer Schulen auf. Hierbei lag das Augenmerk auf der Überprüfung und Korrektur der bisherigen Verzeichnung sowie der Übertragung des Bestands in die recherchierbare EDV-Datenbank. Das Ergebnis kann nun von Interessierten im Stadtarchiv eingesehen werden. Von Schülerverzeichnissen aus dem 19. Jahrhundert über Prüfungsakten, Zeugnisse, Festschriften und Chroniken bis hin zu Schülerzeitungen aus den 1990er Jahren reicht das Spektrum der einzelnen Schulbestände (T 1 bis T 7). Um einen Überblick über die historische Entwicklung des Schulwesens in Lemgo zu gewinnen, hat Stephanie Kortyla kurze Vorworte zu den Beständen verfasst. 

Geschichte des Marianne-Weber-Gymnasiums 

Die einzelnen Schulen haben ihre eigene Geschichte. Beispielsweise lassen sich an der Namensgebung des heutigen Marianne-Weber-Gymnasiums einige bildungsgeschichtliche Veränderungen ablesen. So hat das heutige MWG seinen Anfang im Jahr 1838 mit der Eröffnung einer privat geführten Töchterschule, die in einem Zimmer des alten Waisenhauses untergebracht war. Während der bürgerlichen Revolution 1848/49 wurde der Lehrbetrieb zwar eingestellt, 1853 von einem Pastor jedoch wieder als Privatschule weitergeführt. 1873 findet der Umzug in die Klosterkapelle auf dem Rektorhof im Rampendal (heutiges Stadtarchiv) statt, 1911 erfolgte der Wechsel in die Primkerstraße. Zwei Jahre später heißt die Schule \“Höhere Mädchenschule\“ und ab 1918 werden dort auch Jungen aufgenommen. Seit 1923 untersteht die Schule der städtischen Verwaltung und wird in \“Städtisches Lyzeum\“ umbenannt. Als die Schule 1939 Oberlyzeum wurde, konnte endlich die Reifeprüfung abgelegt werden, die zum Studium berechtigte. 

Berühmte Namensgeberin 

Das Lemgoer Mädchengymnasium wurde 1950 – noch zu ihren Lebzeiten – nach ihrer berühmtesten Schülerin, der Frauenrechtlerin, Politikerin und Schriftstellerin Marianne Weber, Ehefrau des Soziologen Max Weber, benannt. Marianne Weber, geb. Schnitger verbrachte nach dem frühen Tod ihrer Mutter und wegen der Krankheit ihres Vaters ihre Kindheit, Schulzeit und Jugend bei ihren beiden Tanten Florentine und Marie Schnitger, in Lemgo, die beide als Lehrerinnen an der Höheren Töchterschule arbeiteten. Im Jahr 1887 wird sie als Schülerin im \“Album der Lemgoer Töchterschule\“ eingetragen. Seit 1961 befindet sich das Marianne-Weber-Gymnasium in den Gebäuden in der Franz-Liszt-Straße. 

Neben der Überlieferung dieses Gymnasiums finden sich auch Unterlagen der Bürgerschule in der Echternstraße (T 1), der Wallschule (T 2), der Schule St. Johann (T 3), des ehemaligen Technikums (T 5) sowie der Heinrich-Drake-Schule (T 6) im Stadtarchiv. Die Fotosammlung zu den Schulen würde das Team des Stadtarchivs gerne erweitern. Archivleiterin Dr. Anikó Sazabo: \“Wir würden uns sehr freuen, wenn uns ehemalige Schülerinnen und Schüler oder andere interessierte Bürger historische Aufnahmen über unsere derzeitigen oder ehemaligen Lemgoer Schulen zur Verfügung stellen würden.\“

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo 
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 2 13 1 61
A.Szabo(at)lemgo.de
www.stadtarchiv-lemgo.de

Quelle: Alte Hansestadt Lemgo, Pressemitteilung, 1.8.2008; Lippische Wochenschau, 1.8.2008

Weseler Kreisarchivar tritt in den Ruhestand

Nach 26 Jahren als Weseler Kreisarchivar tritt das "Gedächtnis der Region", wie die Rheinische Post titelt, Dr. Meinhard Pohl Anfang August 2008 in den Ruhestand. Pohls Stelle, angesiedelt im zweiten Untergeschoss des Weseler Kreishauses, soll nunmehr kompetent wiederbesetzt werden, nachdem zunächst über ihre Einsparung nachgedacht worden war. Die Politik setzte mit breiter Mehrheit Wiederbesetzung durch. 

Kontinuität sei wichtig, so Pohl, dessen Ehefrau, die ehemalige Weseler Stadtarchivarin Professor Dr. Jutta Prieur-Pohl, das Detmolder Staats- und Personenstandsarchiv leitet. Gleichwohl beneidet der scheidende Kreisarchivar seinen Nachfolger nicht. Insbesondere die enormen Probleme der modernen Datenspeicherung seien in keinster Weise mit den Anforderungen, die Papier oder gar Pergament stellt, zu vergleichen.

Das Aktenstudium wird für Meinhard Pohl auch im Ruhestand nicht aufhören. Mit allen anderen Archivaren aus den Kreisen Wesel und Kleve wird er die Arbeit am ersten Gesamtkataster des Herzogtums Kleve von 1730/32 fortsetzen. Noch einige Jahre wird es dauern, bis die Übertragung in eine für jedermann lesbare Form gelungen ist. „Einmalig in Deutschland“, nennt Pohl das Ziel. Jedes Grundstück wird mit Eigentümer, Größe und Nutzung beschrieben. Das wird ein Bild der Besitzverhältnisse vor der französischen Revolution abgeben, zugleich eine Fundgrube für Ahnenforscher sein, aber auch einen plastischen Eindruck davon geben, wie der Niederrhein damals tatsächlich ausgesehen hat.

Kontakt:
Kreisarchiv Wesel 
Reeser Landstr. 31
46467 Wesel
Telefon: 0281-207-2828 
Telefax: 0281-207-4821
kreisarchiv@kreis-wesel.de

Quelle: Fritz Schubert, Rheinische Post online, 1.8.2008

Ulmer Stadtarchiv zeigt eine Ausstellung über Eisenwaren Wolff

Rund anderthalb Jahrhunderte existierte in Ulm die Eisen- und Haushaltswarenhandlung Wolff bis zu ihrem Niedergang in den 1980er Jahren. Vielfach gehen Geschäftsaufgaben und Bankrotte mit dem Verlust eines Großteils der historischen Überlieferung der Unternehmen einher. Anders im Fall der Eisen- und Haushaltswarenhandlung Wolff.

Denn Peter Kolb (68), ehemaliger Mitarbeiter der Firma Wolff, hat in jahrelanger Arbeit die Archivalien des Unternehmens ungewöhnlich umfangreich erschlossen und dem Stadtarchiv Ulm eine große Sammlung über die Vergangenheit der Firma zur Verfügung gestellt. Das Archiv umfasst Dokumente über Standorte, Personal und Produkte, beispielsweise Kataloge, Geschäftsbücher und auch 2.400 Fotos. Dazu ist noch eine Sammlung mit Feldpostbriefen von Mitarbeitern an die Firmenleitung aus dem Besitz des Konkursverwalters in das Stadtarchiv gelangt.

Auf Grundlage der versammelten Firmenunterlagen erarbeitete das Ulmer Stadtarchiv die Ausstellung \“Firma Wolff in Ulm 1843-1986\“. Sie ist bis Ende September 2008 im Stadtarchiv zu sehen. \“Die Ausstellung ist auch ein Stück Ulmer Sozial-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte, ein Stück des alten Ulm\“, sagt Professor Dr. Michael Wettengel, der Leiter des Stadtarchivs, gegenüber der Schwäbischen Zeitung. Die Dokumente belegen, wie eng das Leben der Menschen in Ulm mit ihren Arbeitgebern verwoben war. 

Kontakt:
Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm
Schwörhaus
Weinhof 12
89073 Ulm 
Telefon 0731/161-4200 
Telefax 0731/161-1633 
m.wettengel@ulm.de
www.stadtarchiv.ulm.de

Quelle: SZON, 2.8.2008

Ferienspiele ermöglichen Stöbern im Stadtarchiv Lemgo

Seit wann gibt es Stadtarchive? Welche Unterlagen lagern im Stadtarchiv Lemgo? Wie ist das Stadtarchiv zu benutzen und welche Informationen lassen sich finden? Welchen Umfang hat die historische Überlieferung, wie viele Regalmeter sind gefüllt? Diese und weitere Fragen beantwortete Lemgos Stadtarchivarin Dr. Anikó Szabó, als am vergangenen Freitag Kinder und Jugendliche das Suesterhaus im Rahmen der Ferienspiele besuchten.

Frau Szabó legte ihnen eine Kopie der Stadtrechtsurkunde von 1245 vor, deren Schrift sie zu entziffern versuchten. Wenngleich die Kinder und Jugendliche dann mit Hilfe einer Abschrift der in Latein gehalten Quelle und einer deutschen Übersetzung nun die Rechte nachlesen konnten, welche die Stadt Lemgo gegenüber dem Landesherren besaß, so blieb doch für sie die in den Sätzen formulierte Wirklichkeit schwer nachvollziehbar.

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Abb.: Frau Dr. Szabó zeigt die Stadtrechtsurkunde von 1245, in der 1190 die verliehenen Stadtrechte bestätigt werden (Foto: Stadt Lemgo)

Auch die Fotoausstellung über Schulen machte den Kindern und Jugendlichen deutlich, wie sehr sich die Lebenswirklichkeit von Schülern schon vor hundert und noch vor fünfzig Jahren gegenüber heute unterschied. Die Lehrer waren als ernste Männer mit gewaltigen Bärten auf den Fotos abgebildet, die Schüler in Schuluniformen. Besonders waren den jungen Besuchern des Stadtarchivs Strafen der damaligen Lehrer wie „Backpfeifen“, „Stockhiebe“ und „Stockschläge“ für „vorlautes Schwatzen“, „Opposition gegen die Schulordnung“, „Verächtlichmachung von Lehrpersonen“, „Werfen mit Papierballen“ schwer vorstellbar. Die heutigen „Strafarbeiten“ wurden als deutlich weniger demütigend eingestuft.

Danach besuchten die Kinder und Jugendliche das Magazin, wo in den Rollregalen die Bestände untergebracht sind. Dokumente lagern dort einzeln verpackt in Kartons und nur durch vorherige Durchsicht von Findbüchern lässt sich die einzelne Akte mit ihrer Signatur ermitteln. Zu bestaunen war auch der umfangreiche Bestand der Amtsbücher aus dem Mittelalter und Frühen Neuzeit. Diese beeindruckenden Archivalien führten zu der Frage, ob im Archiv auch Bücher mit Holzdeckeln und Buchschließen vorhanden sind, bei denen der Begriff „ein Buch aufschlagen“ noch Bedeutung im eigentlichen Sinn hat. Am Bestand der Gymnasialbibliothek, der bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht, wurde dieses Phänomen besichtigt. Die einzelnen Bände beeindruckten zusätzlich durch Größe und Umfang sowie aufwändige Verzierungen und Bebilderungen.

Abschließend begutachteten die jungen Besucher die Stadtrechtsurkunde im Original und hörten die Geschichte ihrer Überlieferung: Der Lehrer Dr. August Schacht erfuhr durch Zufall von einem Schüler von der Urkunde. Dessen Onkel war Altwarenhändler, der um 1860 den Auftrag von der Stadt erhalten hatte, Unterlagen aus dem Spielturm der Nikolaikirche fortzuschaffen und zu verwerten. Darunter befand sich auch die für die Stadt so bedeutsame Urkunde von 1245. Schacht konnte die Urkunde wie auch andere bedeutsame Dokumente für die Stadtgeschichte vor der Vernichtung retten und begann nebenamtlich das Stadtarchiv aufzubauen.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo 
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 2 13 1 61
A.Szabo(at)lemgo.de
www.stadtarchiv-lemgo.de

Quelle: Pressemitteilung der Alten Hansestadt Lemgo, 28.7.2008; Tina Schell: Lippische Wochenschau, 28.7.2008

Forschen an den Beständen des DLA Marbach

Forschen an den Beständen des Deutschen Literaturarchivs: Ein erweitertes Stipendienprogramm eröffnet Geisteswissenschaftlern in Marbach neue Möglichkeiten. »Das Deutsche Literaturarchiv Marbach nimmt seine Aufgaben in hervorragender Weise wahr, es besitzt ein unverwechselbares Profil und findet mit seiner Arbeit national wie international zu Recht breite Anerkennung.« Das bescheinigte der Wissenschaftsrat dem Deutschen Literaturarchiv Marbach in seinem Gutachten vom Sommer 2007 (siehe Bericht vom 17.07.2007). Dank einiger neuer bestandsbezogener Projekte und wissenschaftlicher Kooperationen ist es dem Deutschen Literaturarchiv seit Beginn dieses Jahres möglich, ein noch umfangreicheres und differenzierteres Stipendienprogramm als bisher anzubieten.

Neben den bereits bekannten »Marbach«-Stipendien können sich Forscher jetzt auch für die neuen Marbach-Kolleg-Stipendien, für C. H. Beck-Stipendien für Literatur- und Geisteswissenschaften und für Gerda-Henkel-Stipendien für Ideengeschichte bewerben. Das Hilde-Domin-Stipendium, das Norbert-Elias-Stipendium, das DVjs-Stipendium und das Udo-Keller-Stipendium bieten Möglichkeiten, eine Förderung für Forschungsarbeiten an den genannten Beständen zu erhalten. Auch für Magister-, Master- und Staatsexamenskandidaten stehen seit kurzem Stipendien zur Verfügung. Neu sind außerdem die »Freiburger Förderpreise«, die das Deutsche Literaturarchiv Marbach in Verbindung mit dem Deutschen Seminar der Universität Freiburg für Examenskandidaten der Lehramts-, Magister- und Master-Studiengänge dieser Universität ausschreibt. Als Forschungs- und Förderangebote mit festem Kursprogramm finden in Marbach außerdem einmal jährlich der Internationale Marbacher Sommerkurs oder die Internationale Marbacher Sommerschule statt. Ausschreibungen und Formblätter finden Interessierte auf der Homepage des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Anträge für die Marbacher Stipendien sind bis zum 30. September 2008 zu richten an den Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach: Prof. Dr. Ulrich Raulff. 

Kontakt
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Prof. Dr. Ulrich Raulff
Schillerhöhe 8-10
71666 Marbach am Neckar
Tel.: 0 7144 / 848 – 100
Fax: 0 7144 / 848 – 191
Direktion@dla-marbach.de

Quelle: Pressemitteilung DLA Marbach, 24.7.2008

Einweihung des Ortschaftsarchivs Winterstetten

Das Stadtarchiv Leutkirch ist für die Überlieferung der Stadt Leutkirch sowie für die der 1972 acht eingemeindeten Ortschaften Diepoldshofen, Friesenhofen, Gebrazhofen, Herlazhofen, Hofs, Reichenhofen, Winterstetten und Wuchzenhofen zuständig. Die Archive der eingemeindeten Ortschaften sind in den Rathäusern der jeweiligen Ortschaften untergebracht und bisher nur zum Teil erschlossen. Mit der Übergabe des Findbuches am 25. Juli 2008 an den Winterstetter Ortsvorsteher Friedrich Angele durch Stadtarchivarin Nicola Siegloch fand die sich über mehrere Jahre hinziehende Verzeichnung der Winterstetter Ortsakten endlich ein Ende. Nicola Siegloch hob hierbei noch einmal die Bedeutung der Ortschaftsarchive für die Erforschung der Ortsgeschichte hervor. Bereits in den 1980er Jahren hatte das Kreisarchiv Ravensburg Maßnahmen zur Rettung des Archivs eingeleitet. Nachdem im Rathaus in Winterstetten ein Archivraum eingerichtet worden war, konnten sämtliche Archivalien aus ihrem bisherigen Lagerraum – der Leichenhalle in Hinznang – in ihr neues Domizil gebracht werden. Dennoch dauerte es noch einmal gut zwanzig Jahre, bis mit der Ordnung und Verzeichnung der Akten im Jahre 2007 begonnen wurde. Im Auftrag des Stadtarchivs Leutkirch führte Ines Ebert diese Arbeiten durch. Die Archivalien belaufen sich auf 25 Meter und reichen teilweise bis ins 17. Jahrhundert zurück. 

Kontakt
Stadtarchiv Leutkirch
Marktstr.8
88292 Leutkirch im Allgäu
Tel.: 07561 / 87 – 190
Fax. 07561 / 87 – 5190
Nicola.Siegloch@Leutkirch.de

Quelle: Schwäbische Zeitung Online, 30.7.2008

Kempowski Stiftung zuständig für Rostocker Kempowski Archiv

Die seit 1992 bestehenden rechtlichen Beziehungen zwischen dem Kempowski Archiv Rostock e.V., der Kempowski-Stiftung „Haus Kreienhoop“, der Akademie der Künste in Berlin und der Hansestadt Rostock wurden jetzt neu geregelt. Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling unterzeichnete jetzt eine entsprechende Vereinbarung. Ab sofort sind die Bestände des Rostocker Kempowski Archivs nicht mehr Eigentum seiner Nachkommen, sondern gehören jetzt der am 11. Oktober 2005 gegründeten Kempowski Stiftung "Haus Kreienhoop". Haus Kreienhoop, Anfang der 1970er Jahre nach den Vorstellungen von Walter Kempowski gebaut, liegt am Rand des Dorfes Nartum nordöstlich von Bremen inmitten von Feldern und Wiesen, am Horizont Birken, dahinter beginnt das Stellingsmoor. Hier lebte und arbeitete Walter Kempowski bis zu seinem Tode im Jahre 2007. Durch die neue Vereinbarung wird nun eine langfristige Absicherung des Archivs durch die Hansestadt Rostock und das Kempowski Archiv sichergestellt. 

Walter Kempowski war ein Archivar aus Leidenschaft. Im Zusammenhang mit seinem schriftstellerischen Schaffen entstand eine Sammlung, die eine einmalige Dokumentation des Schreibprozesses einerseits und von Geschichte und Geschichten andererseits ist. Bereits 1992 hat er einen Teil seines Archivs nach Rostock gebracht. Darunter befinden sich zum Beispiel Entwürfe zu den Romanen, Anschauungstafeln zur Werkstruktur, durchschossene Exemplare mit Kempowskis Arbeitseintragungen und verschiedene Ausgaben aus dem In- und Ausland. Ferner besitzt das Archiv zahlreiche Gegenstände, die in den Romanen erwähnt werden: Das von Walter Kempowski gebastelte Modell des Frachters \“Konsul\“, die Bibliothek und das Spielzeug seiner Kindheit, Zigarrenkisten von \“Loeser und Wolff\“, eine Zellentür aus dem Rostocker Untersuchungsgefängnis, hinter der die Mutter gefangen gehalten wurde usw. Die Stadt Rostock verfügt damit über eine einmalige Sammlung, die Literaturfreunde und Geschichtsinteressierte gleichermaßen anspricht. 

Der Seminarraum des Archivs ist im obersten Geschoss eingerichtet. Hier gibt es die Möglichkeit, Besuchergruppen in kleinerem Umfang zu empfangen und interessierte Besucher können nach Absprache Einsicht in die Archivalien nehmen. 
Hier oben ist auch das Herzstück des Archivs untergebracht. Die grün eingebunden Bände beinhalten jene umfangreiche Materialsammlung, die Walter Kempowski besonders für die Rostocker Teile seiner Romane zusammengetragen hat. Die Lebenserinnerungen der Mutter, des Bruders, der Schwester, von Freunden und Bekannten aber auch von Fremden, die zur gleichen Zeit wie die Kempowskis in Rostock lebten, sind hier vereinigt. Walter Kempowski hat bereits Ende der 1950er Jahre mit dem begonnen, was man später \“Oral History\“ nennen wird. So bat er zum Beispiel seine Mutter, unter bestimmten Gesichtspunkten aus ihrem Leben zu erzählen. Kopien der Tonbänder dieses Interviews befinden sich ebenfalls im Archiv. Das Prinzip Zeitzeugen in das eigene Werk zu integrieren, durchzieht die Bücher Kempowskis. Besonders in den drei Materialienbänden der \“Deutschen Chronik\“ sind fremde Stimmen vereint. Die höchste Ausprägung erfährt dieses Prinzip jedoch im vielbändigen \“Echolot\“, dem kollektiven Tagebuch des Zweiten Weltkriegs.

Im Kempowski Archiv findet auch seit dem 24. Juni 2008 die Sonderausstellung "Walter Kempowski. Quellen zur Deutschen Chronik" statt. In dem literarischen Werk von Walter Kempowski nimmt \“Die Deutsche Chronik\“ einen zentralen Platz ein. In insgesamt sechs Romanen und drei Materialsammlungen hält der Sohn eines Rostocker Reeders und Schiffmaklers das Leben seiner Familie vom 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein fest. Sie sind ein schriftstellerisches Zeugnis für das sich verändernde bürgerliche Leben in einer norddeutschen Hansestadt. Am Anfang und im Zentrum dieses Romanzyklus’ steht eine umfangreiche Materialsammlung (Briefe, Urkunden und Alltagsbelege), welche die Geschichte der Familie dokumentiert. In der Ausstellung zeigt das Kempowski Archiv Rostock die ausdrucksstärksten Dokumente dieser Sammlung: Feldpostbriefe des Vaters (1916), erhaltene Packzettel für Lebensmittelsendungen in das Gefängnis Bautzen, Walter Kempowskis Mitarbeiterkarte für die amerikanische Military Labour Company (1948) und zahlreiche weitere, bisher unveröffentlichte Detailbelege der Familiengeschichte. Die Ausstellung kann noch bis zum 24. August 2008 dienstags bis sonntags von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr und donnerstags von 9.30 Uhr – 12.00 Uhr besichtigt werden. Sonderführungen gibt es jeden Mittwoch um 17.00 Uhr. 

Kontakt
Kempowski-Archiv-Rostock – 
Ein bürgerliches Haus 
Klosterhof Haus 3
18055 Rostock
Tel.: 0381 / 203 – 75 40
kempowski-archiv-rostock@t-online.de

Quelle: MVticker, 30.7.2008; Kempowski Archiv; Aktuelles Kempowski Archiv

Ausstellung über den Judenretter Hans Calmeyer in Celle

In einem kleinen Museum im Nachbarhaus der um 1740 errichteten Synagoge in Celle wird am 31. Juli 2008 um 19 Uhr eine Ausstellung über den Osnabrücker Rechtsanwalt und \“Judenretter\“ Hans Calmeyer durch ihren Kurator, den Historiker und Medienwissenschafler Joachim Castan, eröffnet. Beteiligt an der Ausstellung in Celle ist auch das Stadtarchiv Celle. Stadtarchivarin Sabine Maehnert erklärte, dass hier erstmals viele Bilder und Privatfotos aus dem niederländischen Forschungsinstitut für Zeitgeschichte gezeigt werden. Die Ausstellung thematisiert das Leben und Werk des Osnabrücker Rechtsanwalts Hans Calmeyer (1903–1972), der während der deutschen Besatzung der Niederlande Tausende von Juden vor der Deportation und damit vor der Ermordung in den NS-Vernichtungslagern bewahrte. Konzipiert wurde die Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstags von Hans Calmeyer im Juni 2003 vom Erich Maria Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück. Wie bedeutend sein Handeln während der Zeit des Nationalsozialismus war, geriet in der Nachkriegszeit in Vergessenheit und interessierte viele auch gar nicht mehr. Aus diesem Grunde ist die Geschichte von Hans Calmeyer ein bisher weitgehend unbekanntes Kapitel in der Chronik der Judenrettung im 2. Weltkrieg. Erst 1988 begann man damit, seine Geschichte zu erforschen und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er daraufhin 1992 von Yad Vashem als "Gerechter der Völker" geehrt und ihm 1995 posthum die höchste Auszeichnung seiner Heimatstadt Osnabrück, die Mösermedaille, verliehen.

Schwerpunkt der Ausstellung ist Calmeyers Zeit in den Niederlanden. Thematisiert wird, wie die „Dienststelle Calmeyer“ in die deutsche Besatzungsverwaltung eingebettet war und wie es gelang, bürokratische Freiräume für die Rettung von Juden zu schaffen. Aus den Quellen geht dabei hervor, daß Calmeyer zwar im Verbund mit Mitarbeitern seiner Dienststelle und vertrauten Niederländern zusammenarbeitete – der Motor und Zentrum der Rettungsaktion war er indes selbst. Dargelegt wird außerdem, wie Calmeyer zu einem Menschen wurde, der innerhalb des NS-Systems sich gegen die Barbarei des Holocausts stellte. Deshalb wird Calmeyers Leben vor und nach seiner Zeit in den Niederlanden ebenfalls dokumentiert. Anhand von Schriftstücken, Fotografien und Graphiken werden selbst administrative Vorgänge anschaulich dargestellt. Zusätzlich bieten Zeitzeugenaussagen und die Darstellung von Einzelfällen die Möglichkeit, einzelne Aspekte zu personalisieren. Als Ergänzung zur Ausstellung ist auch ein von Joachim Castan verfasster Katalog erschienen. Die Ausstellung ist bis zum 5. Oktober 2008 in Celle zu besichtigen.

Kontakt
Stadtarchiv Celle
Westerceller Straße 4
29227 Celle
Tel.: 05141 / 93600 – 0
Fax: 05141 / 93600 – 29
stadtarchiv@celle.de

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum 
Markt 6 
49074 Osnabrück 
Tel.: 0541 / 969 – 2448 oder 0541 / 323 – 2109
Fax: 0541 / 323 – 4355 
remarque-zentrum@uni-osnabrueck.de

Quelle: epd Niedersachsen-Bremen, 21.7.2008; Ausstellungen Erich Maria Remarque-Friedenszentrum

Ein falscher Kriegsheimkehrer in Sigmaringen und anderswo

"Der Fall Daubmann 1932 – Ein falscher Kriegsheimkehrer in Sigmaringen und anderswo" ist eine Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg und des Instituts für Geschichte der Universität Karlsruhe (TH). Die Ausstellung, die bereits am 18. Juni 2008 eröffnet wurde, ist noch bis zum 26. September 2008 im Staatsarchiv Sigmaringen zu besichtigen. Es begann mit einer Bahnfahrkarte und entwickelte sich zu einer der peinlichsten Affären am Ende der Weimarer Republik. Der 1932 (!) als vermeintlich letzter Kriegsheimkehrer gefeierte Oskar Daubmann zog Tausende mit seinen Erzählungen in seinen Bann. Er narrte all jene, die aus nationalistischem Interesse den Geschichten über seine angebliche französische Kriegsgefangenschaft in Afrika glaubten: eine Köpenickiade und ihre Entlarvung am Vorabend der Naziherrschaft. In der Ausstellung wird der Ablauf dieses Ereignisses anschaulich aufbereitet und deren Einordnung in die Stimmung der Zeit versucht. Viele Ausstellungsstücke können erstmals einer größeren Öffentlichkeit präsentiert werden, so ein Eintrag des angeblichen Daubmann im Goldenen Buch der Stadt Sigmaringen. Dazu werden handschriftliche Zeugnisse gezeigt und die Beweise, anhand derer er schließlich überführt wurde. Die Ausstellung ist eine Projektarbeit des Seminars \“Archivwesen\“ am Institut für Geschichte der Universität Karlsruhe (TH) im Sommersemester 2004.

Kontakt
Staatsarchiv Sigmaringen
Karlstraße 1+3
72488 Sigmaringen
Tel.: 07571 / 101 – 551
Fax: 07571 / 101 – 552
stasigmaringen@la-bw.de

Quelle: Ausstellungen Staatsarchiv Sigmaringen