Vorlass von Friedrich Schorlemmer wird erschlossen

Der Vorlass des Wittenberger Theologen und Bürgerrechtlers Friedrich Schorlemmer wird derzeit gesichtet und für die Übernahme ins Archiv vorbereitet. Gemeinsam mit der Leiterin des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Christina Neuß, ordnet Schorlemmer derzeit seine Bibliothek und seine Schriftstücke, die mehr als 200 Regalmeter in seiner Wittenberger Altbauwohnung in Anspruch nehmen, wie die Mitteldeutsche Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“ und die Mitteldeutsche Zeitung berichten. Diesen Schatz zu bergen und unter seiner Regie zu sortieren, sei eine Mammutaufgabe, so Archivarin Neuß gegenüber der MZ. Bei dem Vorlass handele sich um Skizzen, Andachten, Reden, Essays und Korrespondenzen des Theologen.

Abb.: Friedrich Schorlemmer spricht bei der Berliner Großdemonstration am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz: 500.000 Bürger beteiligten sich an einer Demonstration für den Inhalt der Artikel 27 und 28 der Verfassung der DDR. Auf dem anschließenden Meeting auf dem Alexanderplatz ergriff auch Pfarrer Schorlemmer aus Wittenberg das Wort (Bundesarchiv, Bild 183-1989-1104-038 / Link, Hubert / CC-BY-SA 3.0).

Friedrich Schorlemmer war zwischen 1971 und 1978 Studentenpfarrer in Merseburg, von 1978 bis 1992 Dozent am Evangelischen Predigerseminar sowie Prediger an der Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg. Von 1992 bis 2007 amtierte Schorlemmer als Studienleiter der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt. Der 1944 in Wittenberge (Prignitz) als Sohn eines evangelischen Pfarrers geborene Friedrich Schorlemmer erlangte im Zuge der friedlichen Revolution in der DDR gesamtdeutsche Bekanntheit. Er gehörte zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs „Für unser Land“ vom 26.11.1989, war Mitbegründer der Partei Demokratischer Aufbruch (DA) und wechselte bald zur Sozialdemokratischen Partei in der DDR über. Bis 1994 war er Fraktionsvorsitzender der SPD im Wittenberger Stadtparlament. Öffentlich artikulierte er sich immer wieder kritisch gegenüber den Globalisierungstendenzen. 2009 wurde Friedrich Schorlemmer, der krankheitsbedingt nicht mehr öffentlich in Erscheinung tritt, mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Bereits 1993 hatte er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten.

Die Vorbereitung seines Vorlasses begleitet er wohlwollend, aber mit gemischten Gefühlen, wie er der MZ verriet: „Wenn ich sehe, wie die Archivleiterin mit Sinn und Verstand an die Aufgabe rangeht, das gefällt mir und tut mir gut. Da muss ich nichts erklären“, lobt Schorlemmer die Archivarin. Es sei schon schmerzhaft, sich von all dem zu trennen. Aber was man nunmehr angefangen habe, das müsse auch zu Ende gebracht werden. Er habe das Glück, dass seine Arbeit nicht umsonst war und im Landeskirchlichen Archiv „in Magdeburg anstatt im Reißwolf landet“, freut sich Schorlemmer.

Kontakt:
Landeskirchenarchiv Magdeburg
Freiherr-vom-Stein-Str. 47
39108 Magdeburg
Tel. 0391 / 506 659 90
Fax 0391 / 506 659 96
archiv.magdeburg@ekmd.de

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, 12.4.2022; Meine Kirchenzeitung, 13.4.2022; Art. Friedrich Schorlemmer, in: Wikipedia, 26.4.2022

Stadtarchiv Meerbusch überlässt 150 Stahlregale dem Archiv in Stolberg

Nach Hochwasserkatastrophe im Jahr 2021.

150 Stahlregale mit rund 600 Regalmetern haben sich am 4.5.2022 auf den Weg von Meerbusch in die rund 80 Kilometer entfernte Kupferstadt Stolberg gemacht. Die Regale wurden im Zuge des Umzugs des Meerbuscher Stadtarchivs ausgemustert, da in dem neuen Archivgebäude am Neusser Feldweg in Osterath ein anderes Regalsystem verwendet wird. Da die Regale aber noch in einem guten Zustand waren, konnten sie der von der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr betroffenen Stadt Stolberg und dem dortigen Archiv zur Verfügung gestellt werden.


Abb.: Gemeinsam mit den Mitarbeitern einer Spedition verladen Stadtarchivar Michael Regenbrecht (vorne, 2.v.r.), Sandra Wilting (Mitte) und Holger Thom (2.v.l.) vom Meerbuscher Stadtarchiv die 150 Stahlregale für den Transport nach Stolberg (Foto: Stadt Meerbusch). 

„Ich freue mich, dass wir mit unseren Regalen helfen konnten“, sagt Meerbuschs Stadtarchivar Michael Regenbrecht. Nach dem Umzug des Archivguts vom alten Standort in Büderich in das neue Domizil, konnten die Regale nun abgebaut und nach Stolberg gebracht werden. Regenbrecht und sein Team begleiteten den Transport und überreichten die Möbel an Stolbergs Stadtarchivar Christian Altena.

Das Archiv der Kupferstadt Stolberg in der Nähe von Aachen war bei der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 schwer beschädigt worden. Einige historische Archivalien konnten in letzter Minute gerettet werden (siehe Beitrag vom 1.8.2021).

Die Stadt Meerbusch hatte bereits kurz nach dem verheerenden Unwetter zwei Feuerwehrfahrzeuge den Gemeinden Nettersheim und Hellenthal in der Eifel überlassen. Außerdem kümmerte sich eine Privatinitiative um den Transport von mehreren hundert ausrangierten Schulmöbeln Meerbuscher Grundschulen ins Ahrtal.

Kontakt:
Stadtarchiv Meerbusch
Michael Regenbrecht
Karl-Borromäus-Straße 2a
Meerbusch-Büderich
Tel.: 02132 – 916 358
michael.regenbrecht@meerbusch.de

Quelle: Stadt Meerbusch, Pressemitteilung, 4.5.2022

Berichte aus den Pfarreien des südlichen Bayerns am Ende des Zweiten Weltkriegs

Mit den rund 560 „Kriegs- und Einmarschberichten“ von Geistlichen des Erzbistums München und Freising besitzt das Archiv des Erzbistums München und Freising einen der wichtigsten Quellenbestände zum Ende des Zweiten Weltkriegs im südlichen Bayern. Die vollständige Edition dieser Berichte, die 2005 in Buchform erschien, ist seit langem vergriffen. Nun wird der komplette Text online gestellt.


Abb.: Ausschnitt aus der Anweisung zur Erstellung der Kriegs- und Einmarschberichte vom 7. Juni 1945 (Foto: Archiv des Erzbistums München und Freising)

Als im Gebiet des Erzbistums der Zweite Weltkrieg in den letzten April- und ersten Maitagen 1945 mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen zu Ende ging, hatten die Behörden des nationalsozialistischen Regimes ihre Tätigkeit bereits eingestellt; die Wehrmacht befand sich in Auflösung. Die kirchlichen Verwaltungsstrukturen funktionierten dagegen weiterhin. Dies war die Voraussetzung dafür, dass die Ereignisse vor 77 Jahren heute noch fast unmittelbar nachverfolgt werden können: Am 7. Juni 1945 forderte der Münchner Generalvikar Ferdinand Buchwieser (1874-1964) alle Seelsorgestellen auf, über die Kriegsereignisse und speziell das Kriegsende in der jeweiligen Pfarrei zu berichten.

Die so entstandenen, zwischen August 1945 und Juni 1946 im Ordinariat eingegangenen „Kriegs- und Einmarschberichte“ bieten eine Fülle von Informationen zum Kriegsende an fast jedem Ort des Bistumsgebiets. Sie beruhen größtenteils auf eigenem Erleben der Geistlichen und wurden sehr bald nach den Ereignissen niedergeschrieben, auch wenn man bei der Auswertung natürlich stets den subjektiven Blickwinkel der einzelnen Berichterstatter berücksichtigen muss.

Entsprechend oft wurden und werden die Berichte genutzt, seitdem das Archiv sie 2005 erstmals vollständig in Buchform veröffentlicht hat. In vielen Ortsgeschichten sind sie zitiert. Zahlreiche Schülergruppen haben mit ihnen gearbeitet, um das Kriegsende in ihrer Heimatregion zu erforschen und mit Dokumenten von amerikanischer Seite sowie mit Berichten noch lebender Zeitzeugen zu vergleichen. Sie wurden genutzt, um die Vergewaltigung deutscher Frauen bei Kriegsende zu dokumentieren und sogar um Blindgänger auf Baugrundstücken aufzuspüren. Vor allem aber bieten sie den einzelnen Pfarrgemeinden die Möglichkeit, diesen einschneidenden Moment ihrer Geschichte besser kennen zu lernen und die Erinnerungen ihrer früheren Seelsorger etwa bei Gedenkveranstaltungen zum Kriegsende einzubeziehen.

Besonders eindrucksvoll und für Unterrichtszwecke gut einsetzbar sind hier zum Beispiel folgende Berichte:

  • Pfarrei München-St. Sylvester (Dekanat München-Nord) mit einer Beschreibung der Erstkommunion kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner, während der bereits Kanonendonner vom Stadtrand her zu hören ist
  • Pfarrei Pullach (Dekanat München-Süd) mit dem eindrucksvollen Bericht über die Ermordung eines alliierten Fliegers kurz vor und der Tötung des NS-Ortsgruppenleiters kurz nach dem Kriegsende
  • Pfarrei Dachau-St. Jakob (Dekanat Dachau) mit (diskussionsbedürftigen) Aussagen zur Befreiung des Konzentrationslagers und zum Wissen beziehungsweise Nichtwissen der Dachauer über die NS-Verbrechen
  • Pfarrei Degerndorf (Dekanat Wolfratshausen) mit einer bewegenden Schilderung des „Todesmarsches“ von KZ-Häftlingen, der durch den Ort führte

Die anhaltende Nachfrage nach den Berichten hat das Archiv des Erzbistums verlasst, den gesamten, 1.498 Seiten umfassenden Buchtext der Edition mit Einverständnis des Verlags Schnell & Steiner (Regensburg) in seinem Internetangebot online zu stellen:

Peter Pfister (Hg.):
Das Ende des Zweiten Weltkriegs im Erzbistum München und Freising. Die Kriegs- und Einmarschberichte im Archiv des Erzbistums München und Freising,
Regensburg 2005, 2 Teile, 1.498 S., ISBN 3-7954-1761-9, € 29,90 (vergriffen)

Link zum PDF-Volltext: https://www.erzbistum-muenchen.de/cms-media/media-59068120.pdf

Mit Hilfe des Ortsregisters können alle gesuchten Einzelberichte schnell aufgefunden und dann heruntergeladen oder ausgedruckt werden. Die Texte sind mit kurzen Angaben zu den berichtenden Geistlichen versehen. In einer ausführlichen Einleitung werden Entstehung und Quellenwert der Berichte sowie – vom renommierten Münchner Landeshistoriker Prof. Dr. Walter Ziegler – der Verlauf des Kriegsendes im Erzbistum dargestellt.

Kontakt:
Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising
Prof. Dr. Johannes Merz (Leiter Archiv und Bibliothek)
Karmeliterstr. 1
80333 München
Telefon: 089 2137-1346
Fax: 089 2137-1702
archiv@eomuc.de
https://www.erzbistum-muenchen.de/archiv-und-bibliothek

Quelle: Dr. Roland Götz, Archiv und Bibliothek des Erzbistums, Mai 2022 (Link).

Völklingens Botschaften in die Zukunft

Im Jahr 2022 blickt die saarländische Stadt Völklingen auf eine 1.200 Jahre alte Geschichte zurück. Aus diesem Anlass sammelt der Verein Miteinander in Völklingen e. V. in Kooperation mit dem Stadtarchiv Völklingen noch bis zum 30.5.2022 Botschaften in die Zukunft.

Erlebnisse, die in Zusammenhang mit Völklingen stehen, können in Briefen niedergeschrieben und z. B. an einen Verein, zukünftige Mieter der eigenen Wohnung oder die noch unbekannte Verwaltungsspitze adressiert werden.

Alle Briefe werden 20 Jahre im Stadtarchiv Völklingen gelagert und im Jahr 2042 für Sie verschickt. Wer ein emotionales Erlebnis in der Zukunft erwirken möchte, schicke die schriftlich niedergelegten Erlebnisse im Wandel der Zeit an den Verein Miteinander in Völklingen e.V.

Kontakt:
Verein Miteinander in Völklingen e. V.
Kopernikusstraße 41
66333 Völklingen
Tel.: 06898-22641
info@miteinander-in-voelklingen.de
https://miteinander-in-voelklingen.de/

Quelle: Stadt Völklingen, Pressemitteilung, 21.4.2022

Bibliothek des Kreisarchivs im Rhein-Erft-Kreis jetzt online

Die Bibliothek des Kreisarchivs des Rhein-Erft-Kreises ist jetzt Mitglied im Verbund der Erft-Bibliotheken (erftbib), der mit dem Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) zusammenarbeitet. Die erftbib ist ein kooperatives Angebot der Bibliotheken im Rhein-Erft-Kreis und der Stadt Euskirchen, um Medienbestände aller Bibliotheken über eine gemeinsame digitale Oberfläche im Internet zu recherchieren.


Abb.: Ab sofort können die Meta-Daten der Bibliothek des Kreisarchivs über https://rhein-erft-kreis.digibib.net durchsucht werden.

Nach zwei Jahren technischer und rechtlicher Vorbereitungen konnte Landrat Frank Rock das Verbundprojekt für das Archiv mit dem hbz unterzeichnen. Mit Hilfe des hbz wurden die Meta-Daten aus der Augias-Datenbank für die hbz-Suchmaschine aufbereitet und stehen nun über www.digibib.net und die Bearbeitungsoberfläche der hbz-Online-Fernleihe zur Verfügung.

„Jetzt kann jeder Interessierte von zu Hause aus im Portal nach Literatur des Kreisarchivs recherchieren“, erklärt Landrat Frank Rock. „Eine Suche genügt, um festzustellen, ob das gewünschte Buch, die Zeitschrift oder zum Beispiel die Gesetzessammlung in der Bibliothek des Kreisarchivs vorhanden ist, oder ob eine andere kooperierende Bibliothek das Medium vorhält. Das erleichtert den Zugang zu Medien für Jedermann und stellt die Daten zu den bibliophilen Schätzen des Kreisarchivs schnell und unkompliziert zur Verfügung.“

Die Bibliothek des Kreisarchivs ist seit 1996 bei der Sigelstelle der Staatsbibliothek Berlin mit dem Bibliothekssigel: Bgh1 eingetragen und verfügt heute über 30.000 Medieneinheiten. Zudem ist die Bibliothek Sammelstelle für die Werke der im Kreis ansässigen Heimatvereine und bietet Interessierten Einblick in eine umfassende Bibelsammlung und genealogische Werke, die teilweise bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen.

„Die Bereitstellung der Metadaten im erftbib-Portal und der Fernleihe ist ein weiterer Schritt der Digitalisierung des Kreisarchivs. Seit 2019 konnte der Rhein-Erft-Kreis schon die historischen Zeitungen aus Bergheim und Bedburg im Portal ‘zeit.punktNRW´ im Volltext für die Forschung zur Verfügung stellen. Mit Hochdruck wird nun bis Ende des Jahres 2022 an der Einspielung der ersten Meta-Daten der historischen Aktenbestände in das Portal ‘Archive in NRW‘ gearbeitet, damit auch die Informationen zu historischen Aktenbeständen schnell gefunden werden können“, so Landrat Frank Rock.

Die Recherche im erftbib-Portal ist sehr einfach. Ohne Anmeldung kann mittels Suchbegriff über ein oder mehrere Suchfelder eine Suchanfrage gestartet werden. Zudem besteht die Möglichkeit, die Suche in weiteren Datenbanken in Deutschland oder im internationalen Raum auszuweiten. Gefundene Treffer können dann mit einem Klick auf das Werk im Detail geöffnet und in einer Merkliste gespeichert werden.

Gefundene Meta-Daten zu Medien aus dem Bestand der Bibliothek des Kreisarchivs in Bergheim können per Mail an das Archiv gesandt und die entsprechende Literatur oder Zeitung dann im neu eingerichteten Lesesaal des Archivs in der Kreisverwaltung, Willy-Brandt-Platz 1, in Bergheim eingesehen werden.

Link erftbib: www.erftbib.de

Kontakt:
Kreisarchiv Rhein-Erft-Kreis
Willy-Brandt-Platz 1
50126 Bergheim
archiv@rhein-erft-kreis.de
https://www.rhein-erft-kreis.de/familie-bildung-kultur/kultur/kreisarchiv
https://www.archive.nrw.de/kreisarchiv-rhein-erft-kreis

Quelle: Rhein-Erft-Kreis, Pressemeldung, 13.4.2022

Wahlprüfsteine zur Landtagswahl 2022 in Schleswig-Holstein

Am 8.5.2022 finden die nächsten Landtagswahlen in Schleswig-Holstein statt. 16 Landeslisten sind für die Landtagswahl zugelassen. Der Verband schleswig-holsteinischer Kommunalarchivarinnen und -archivare (VKA) hat verschiedenen Parteien Fragen mit archivpolitischem Inhalt („Wahlprüfsteine“) vorgelegt. Auf der VKA-Webseite kann man die Fragen sowie die Antworten der Parteien (Bündnis 90/Die Grünen, CDU, FDP, SPD und SSW) nachlesen.

Der VKA hat gefragt – und die Parteien haben geantwortet:

Frage 1
Archivierung ist eine gesetzlich festgelegte Pflichtaufgabe für das Land, die Kreise und die Kommunen. Insbesondere Kreisarchive werden gebraucht, um den kreisangehörigen Kommunen fachliche Hilfestellung zu geben – mit welchen konkreten Maßnahmen setzen Sie die gesetzlichen Aufgaben in allen Kommunalverwaltungen durch?

Frage 2
In den Verwaltungen ersetzt die Digitale Akte zunehmend den Aktenordner und die Datenbank die Karteikarte. Diese neuen Formen von Unterlagen müssen durch Archivare bewertet und digital gesichert werden. Mit welchen Schritten unterstützen Sie diesen technischen und organisatorischen Strukturwandel?

Frage 3
Für Archive ist es schwierig, Fachkräfte zu finden und die kommenden Pensionierungswellen aufzufangen. Archivar*innen werden nur durch das Landesarchiv ausgebildet. Kommunen könnten in die Berufsausbildung von FAMIs (Archiv) einsteigen. Wie wollen Sie die Kommunen konkret unterstützen, Fachkräfte zu gewinnen?

Frage 4
Welche Bedeutung messen Sie der Erinnerungskultur zum Erhalt demokratischer Grundrechte bei? Zahlreiche Archive bieten sich den Schulen als außerschulischer Lernort für die öffentliche Erinnerungskultur an. Mit welchen Maßnahmen sollen Schulen mehr Raum für eine Zusammenarbeit mit Archiven erhalten?

Kontakt:
VKA Schleswig-Holstein e.V.
Geschäftsstelle:
Dr. Johannes Rosenplänter
Stadtarchiv Kiel
Fleethörn 9-17
24103 Kiel
Tel: 0431/901-3420
info@vka-sh.de
https://vka-sh.de

Veranstaltungen in Gelsenkirchen zum Gedenktag 8. Mai

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches. Diese markierte den Zusammenbruch der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, die viele Millionen Opfer gefordert hatte. Der Rat der Stadt Gelsenkirchen hat im Mai 2021 beschlossen, künftig in besonderer Weise mit Veranstaltungen und Bildungsangeboten an die Bedeutung des 8. Mai zu erinnern, um die gesellschaftliche Relevanz dieses Datums für die Gegenwart herauszustellen.


Abb.: Stellten das Programm zum Gedenktag 8. Mai vor (v. l. n. r.): Wiltrud Apfeld, Leiterin des Kulturraums „die flora“, Birgit Klein, Leiterin der NS-Dokustätte, Anja Herzberg, Leiterin der Stadtbibliothek, VHS-Leiterin Dr. Bianca Westermann und Knut Maßmann vom Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung (Foto: Bildrechte: Gerd Kaemper).

Das Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG), die Volkshochschule Gelsenkirchen, die Stadtbibliothek Gelsenkirchen und der Kulturraum „die flora“ haben gemeinsam mit dem „Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung“ und zivilgesellschaftlichen Institutionen in diesem Jahr ein umfangreiches Programm mit Gedenkveranstaltungen und Bildungsangeboten für den Monat Mai organisiert. Alle geplanten Veranstaltungen wurden in einem übersichtlichen Flyer zusammengestellt, der nun an vielen öffentlichen Stellen ausliegt und zum Download zur Verfügung steht.

Fluchterfahrungen und Erinnerungen
Für Sonntag, 8. Mai 2022, sind dabei unter anderem um 14 Uhr ein öffentliches Gedenken an der Grabplatte der „Opfer des Nationalsozialismus“ auf dem Westfriedhof am Grawenhof 25 geplant, von 11 bis 13 Uhr werden in Horst in Höhe der Buerer Straße 8 Stolpersteine geputzt. Der Kulturraum „die flora“ an der Florastraße 26 zeigt ab 15 Uhr den Film „Gestrandet“ über Fluchterfahrungen mit anschließender Diskussion, und die Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ an der Cranger Straße 323 lädt von 11 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür mit kostenfreien Führungen um 11 und 15 Uhr ein.

Fortgesetzt wird das Programm am Dienstag, 10. Mai 2022, mit der Vorstellung des Buches „Die ersten Jahre in Deutschland – Junge Geflüchtete schreiben“, das in Gelsenkirchen im Rahmen eines VHS-Kurses entstanden ist. Dort wird es auch vorgestellt, im Bildungszentrum an der Ebertstraße 19 ab 19 Uhr.

Fachvorträge mit Blick in die Geschichte
Gleich zwei Fachvorträge stellen am Mittwoch, 11. Mai 2022, die Zeit des Zweiten Weltkriegs in den Mittelpunkt: Professor Dr. Nicolai Hannig widmet sich auf Einladung des ISG ab 18 Uhr mit dem Vortrag „Protest und Gewalt im Nachkrieg“ im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße 14 der Besatzungszeit im Ruhrgebiet. Um 18.30 Uhr beginnt derweil ein Online-Vortrag der Volkshochschule Gelsenkirchen, in dem Cassandra Speer „Die Sprache im Nationalsozialismus“ kritisch beleuchtet. Die Referentin wird am Mittwoch, 18. Mai, von 18.30 bis 20.15 Uhr vor Ort in der VHS an der Ebertstraße 19 in einem Workshop auch erläutern, wie man „Hate Speech“ begegnen sollte.

Eine „Mahnwache für den Frieden“ ist für Samstag, 14. Mai 2022, von 11 bis 13 Uhr auf dem Heinrich-König-Platz vor der Altstadtkirche geplant. Zu den Kriegerdenkmalen in Gelsenkirchen, die überwiegend nach 1933 entstanden sind, führt am Sonntag, 15. Mai, eine zweistündige „Antifaschistische Fahrradtour“ mit Knut Maßmann, die um 11 Uhr am Ehrendenkmal in Gelsenkirchen-Buer startet.

Zu allen Veranstaltungen sind die Bürgerinnen und Bürger eingeladen; zum Teil sind Voranmeldungen erforderlich (Hinweise dazu gibt es beim jeweiligen Veranstaltungsort). Die Stadtbibliothek Gelsenkirchen hat zudem im Rahmen des Recherchetrainings für Schülerinnen und Schüler ein Medienpaket zusammengestellt mit dem Themenschwerpunkt 8. Mai. Dieses soll über www.stadtbibliothek-ge.de unter dem Stichwort „Medienverzeichnisse und Formulare“ zu finden sein.

Kontakte:
Stadt Gelsenkirchen
Institut für Stadtgeschichte
Munscheidstraße 14 – Wissenschaftspark
45886 Gelsenkirchen
Telefon: +49 (209) 169-8551
isg@gelsenkirchen.de

Stadtbibliothek Gelsenkirchen
Ebertstraße 19
45875 Gelsenkirchen
Telefon: +49 (209) 169-2819
stadtbibliothek@gelsenkirchen.de

Kulturraum die flora
Florastraße 26
45879 Gelsenkirchen
Telefon: +49 (209) 169-9105
flora@gelsenkirchen.de

Volkshochschule (VHS)
Ebertstraße 19
45879 Gelsenkirchen
Telefon: +49 (209) 169-2508
vhs@gelsenkirchen.de

Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Aktuelles, 28.4.2022

Bestandserhaltungsboxen für die archivische Praxis

Handreichung zum Umgang mit schriftlichem Kulturgut.

Im Rahmen des von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts (KEK) geförderten Modellprojekts (Förderjahr 2021/2022) „Schadensprävention am Schreibtisch – Bestandserhaltungsboxen für den Alltag mit Archivgut“ ist eine kleine Handreichung entstanden. Die Publikation führt in die Handhabung der im Projekt entwickelten Bestandserhaltungsboxen ein und vermittelt gleichzeitig Grundlagen, die im Umgang mit schriftlichem Kulturgut zu beachten sind.


Publikation zum Download: Nr. 17: Ann-Kathrin Eisenbach: Schadensprävention am Schreibtisch. Bestandserhaltungsboxen für die archivische Praxis, München 2021, ISBN 978-3­938831-68­7, 42 Seiten [PDF-Datei, 5,8 MB].

Für die Benutzung im Lesesaal, also die Vorlage von Archivgut im Original an Forschende, gelten strenge Sorgfaltsregeln, u.a. Handhygiene, die Verwendung von Buchwiegen bei der Arbeit mit Amtsbüchern und dicken Geheften sowie von Bleischnüren und Filzunterlagen bei der Einsichtnahme von Urkunden, das Schreiben mit Bleistift. Auf dem Arbeitstisch sollen möglichst wenige Archivalien liegen und keine Stapel gebildet werden, die Ausgabemengen sind begrenzt, die Brotzeit darf nicht mit in den Lesesaal genommen und neben Archivgut verzehrt werden. Grundsätzlich gelten die gleichen Sorgfaltsregeln, die bei der Benutzung im Lesesaal angewendet werden, auch für die Benutzung von Archivgut zu dienstlichen Zwecken, also bei der Beantwortung von Anfragen oder bei der Erschließung.

Dieses Wissen gilt es regelmäßig aufzufrischen, präsent und aktuell zu halten. Grundsätze wandeln sich, neue Verfahrungsweisen, z.B. im Bereich der Verpackung von Archivgut kommen hinzu. Ein Beispiel für neuere Verpackungsformen ist die Lagerung großformatiger Pläne oder Plakate auf Kerne gerollt in passgenau gefertigten Boxen. – Hier setzt die Handreichung „Schadensprävention am Schreibtisch: Bestandserhaltungsboxen für die archivische Praxis“ in Kombination mit den Bestandserhaltungsboxen an.

Quelle: GDA Bayern, Aktuelles, 2.5.2022

Ausstellung über Zwangsarbeit im Jülicher Raum

Dem Arbeitskräftemangel während des Zweiten Weltkrieges versuchte Deutschland durch den breiten Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Industrie und in Land- und Forstwirtschaft zu begegnen. Eine riesige Zahl von sogenannten „Ostarbeitern“ und Kriegsgefangenen aus ganz Europa aber auch Zivilisten aus den eroberten westlichen Nachbarländern wurden für diese Arbeiten zwangsrekrutiert. Das Schicksal der Zwangsarbeitenden war für alle Einwohner Deutschlands ein unübersehbares alltägliches Phänomen. Versorgung und Unterbringung waren oft katastrophal, Flucht oder Widerstand wurde mit drakonischen Strafen geahndet.

Das Stadtarchiv Jülich stellte schon vor zwanzig Jahren die Quellen zur Zwangsarbeit in Jülich systematisch zusammen (siehe Beitrag vom 27.6.2003). Zur gleichen Zeit begann das Museum Zitadelle mit der archäologischen Erforschung verschiedener Zwangsarbeiterlager: zunächst mit dem Lager „Iktebach“ beim ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerk in Jülich-Süd. Es folgten das EBV-Lager in Aldenhoven-Siersdorf sowie das zentrale Kriegsgefangenenlager Düren-Arnoldsweiler. Die Ortsgruppe Düren der Industriegewerkschaft BCE hat zu diesem Stalag VI H eindrückliche Dokumente zusammengetragen. Ergebnisse aus allen drei Arbeitsbereichen werden im Foyer der VHS Jülich Jülicher Land und im Zentrum für Stadtgeschichte mit Fundstücken, Originalquellen und Schautafeln präsentiert.

Gerade angesichts der Kriegszerstörung in Düren und Jülich ist es wichtig, den Blick auch auf die gezwungenermaßen mitbetroffenen Menschen zu lenken und ihre Geschichte nicht zu vergessen. Von der Trauer über die erlittenen eigenen Verluste hin zu einer Wahrnehmung der leidvollen Gesamtzusammenhänge in der Zeit eines Unrechtsregimes und einer unmenschlichen Kriegsmaschinerie zu kommen ist ein bleibend aktuelles gesellschaftliches Thema.

Die Ausstellung ist seit dem 29. April 2022 (und bis zum 26. Juni 2022) im Foyer der VHS Jülicher Land und im Erdgeschoss des Zentrums für Stadtgeschichte Jülich im Flur vor dem Lesesaal zu sehen (Öffnungszeiten: Mo–Fr 9.00–17.00 Uhr, der Eintritt ist frei. Im Forum am Aachener Tor gilt Maskenpflicht).

Führungen sind nach Absprache möglich. Das Stadtarchiv Jülich stellt Schulen auf Anfrage Quellenmaterial zum Thema zur Verfügung. Ein Informationsblatt (pdf) gibt Hinweise auf weiterführender Literatur und Quellen, die im Lesesaal des Stadtarchivs engesehen werden können.

Kontakt:
Stadtarchiv Jülich
Zentrum für Stadtgeschichte
Am Aachener Tor 16
52428 Jülich
Telefon: 02461/63531
archiv@juelich.de

Quelle: Stadtarchiv Jülich: Gegen das Vergessen – Zwangsarbeit im Jülicher Raum

Glanz und Niedergang des Bergbaus in Südtirol

Der Tiroler Bergbau hatte im Spätmittelalter seine Hochblüte. In Südtirol erlebte der Untertagebau nach der Annexion an Italien (1920) neuerlich einen Aufschwung. 1976 wurde das Landesamt für Bergbau errichtet. Schon bald wurden jedoch nahezu alle im Tiefbau tätigen Bergbaubetriebe eingestellt. Weiterhin von ökonomischer Bedeutung ist der Tagebau in Steinbrüchen und Gruben, wie in der Rubrik „Archivale des Monats“ (Mai 2022) des Südtiroler Landesarchivs ausgeführt wird.


Abb.: Nicht nur die Arbeit unter Tage fordert durch Schlagwetter, Stolleneinbrüche oder Grubenbrände ihre Opfer, auch im Tagebau kommt es durch Erdrutsche oder durch Muren zu Unglücken, 1942 (Südtiroler Landesarchiv, Amt für industrielle Innovation, Nr. 59)

Die Tiroler Montanwirtschaft hatte ihre Hochblüte vornehmlich mit dem Schwazer Silberbergbau vom Spätmittelalter bis ins ausgehende 16. Jahrhundert. Die wirtschaftliche Bedeutung, die dem Bergbau damals für den Landesfürsten zukam, ist etwa auch daran zu ermessen, dass die Bergleute ihren privilegierten Gerichtsstand vor eigenen Berggerichten genossen. Die zentralen Bergreviere auf dem Gebiet des heutigen Südtirols lagen oberhalb von Klausen am sogenannten Pfundererberg in Villanders, in Gossensaß und am Schneeberg, in der Gegend um Terlan und Nals sowie im Ahrntal. Den letzten großen Aufschwung erlebte der lokale Untertagebau nach der Annexion Südtirols an das zunehmend nach Autarkie strebende Königreich Italien. 1927 wurde folglich ein neues nationales Bergbaugesetz promulgiert. Nach der Verabschiedung des Sonderstatuts für das Trentino-Tiroler Etschland im Jahr 1948 durfte die Region durch ein eigenes Bergrevieramt mit Sitz in Trient (Ufficio minerario di Trento) den Bergbau selbst verwalten.

Durch das Zweite Autonomiestatut (1972) erlangte Südtirol schließlich auch primäre Gesetzgebungsbefugnis im Bereich des Bergbaus einschließlich der Mineral- und Thermalwässer, Steinbrüche, Gruben sowie Torfstiche. Während sich das Land zunächst vergeblich um die vom Staat gehaltenen Aktienpakete an Bergbau- und Thermengesellschaften (Bergwerk am Schneeberg, Fluormine in Deutschnofen, Meraner radioaktive Thermen) bemühte, gingen 1973 die Zuständigkeiten der regionalen Montanbehörde auf jeweils einen Ableger in Trient und Bozen über. Erst 1976 nahm das sodann aus der Taufe gehobene Landesamt für Bergbau seine Arbeit auf, dessen Agenden 1993 im Zuge von Umstrukturierungen in der öffentlichen Verwaltung dem Amt für industrielle Innovation übertragen wurden. 1978 folgte ein eigenes Landesbergbaugesetz.

Die Rentabilität des Südtiroler Untertagebaus war jedoch ab den 1960er bei den privat, etwas später auch bei den staatlich betriebenen Gruben in den 1970er Jahren an seine Grenzen gestoßen. – Heute vermittelt das Landesbergbaumuseum an vier Standorten (Schneeberg, Ridnaun, Prettau und Steinhaus) einen Einblick in die Geschichte dieses für den gesamten Alttiroler Raum so bedeutenden Wirtschaftszweiges.

Den vollständigen Beitrag „Archivale des Monats Mai 2022“ des Südtiroler Landesarchivs findet man zusammen mit einer Dokumenten- und Bildergalerie online.

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8/B
39100 Bozen
Italien
Tel. +39 0471 411940
Fax +39 0471 411959
landesarchiv@provinz.bz.it

Quelle: Südtiroler Landesarchiv, Archivale des Monats Mai 2022, 29.4.2022