100 Jahre Frauenstudium in Gießen

Unter dem Titel \“Vom heimischen Herd in die akademische Welt. 100 Jahre Frauenstudium an der Universität Gießen, 1908 – 2008\“ wird vom 26. Oktober bis zum 12. Dezember 2008 im Hauptgebäude der Universität (Rektoratszimmer) die historische Ausstellung zum Jubiläum zu sehen sein. Mit neuen Forschungsergebnissen gelingt es darin dem Ausstellungsteam Dr. Eva-Marie Felschow, Leiterin des Universitätsarchivs Gießen, Dr. Irene Häderle und Dr. Carsten Lind, einen Bogen zu spannen von den schwierigen Anfängen des Frauenstudiums über die wechselhaften Jahre in Weimarer Zeit und Nationalsozialismus bis in die nahe Vergangenheit, als das Frauenstudium einen spektakulären Aufschwung erlebte. Dabei werden vor dem Hintergrund der jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse Einzelpersönlichkeiten aus Studium und Lehre vorgestellt, aber auch Zusammenhänge erklärt und Entwicklungslinien aufgezeigt. Ein Teil der Ausstellung widmet sich der Entstehung der neuen Frauenbewegung an der Justus-Liebig-Universität Gießen, als sich Studentinnen zum ersten Mal in ihrer Geschichte gemeinsam gegen ihre Benachteiligung an der Universität zur Wehr setzten. Die spannende Geschichte des Frauenstudiums in Gießen wird mit zahlreichen, zum großen Teil bislang unveröffentlichten Schrift-, Ton- und Bilddokumenten aus Privatbesitz und Archiven für die Betrachterinnen und Betrachter lebendig gemacht.

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Universitätsarchiv Gießen 
Dr. Eva Marie Felschow
Otto-Behaghel-Str. 8 
35394 Gießen 
Tel.: 0641 / 99 – 14060
eva-marie.felschow@admin.uni-giessen.de

Quelle: Pressemitteilung Justus-Liebig-Universität Gießen, 17.10.2008

Neue Leiterin des Kasseler Stadtarchivs

Zum 1. Dezember 2008 übernimmt Dr. Sigrid Schieber die Leitung des Kasseler Stadtarchivs. Die 36-jährige Archivarin und promovierte Historikerin tritt damit die Nachfolge von Frank-Roland Klaube an, der vor kurzem in den Ruhestand gewechselt war. Diese Personalentscheidung teilten jetzt Oberbürgermeister Bertram Hilgen und Bürgermeister Thomas-Erik Junge, gleichzeitig zuständiger Dezernent für das Stadtarchiv, mit. Dr. Sigrid Schieber leitet derzeit noch die "Koordinierungsstelle Retrokonversion\“ an der Archivschule in Marburg. Berufliche Erfahrung als Archivarin sammelte sie unter anderem beim Landesarchiv Baden-Württemberg sowie beim Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden. Ihr Studium der Geschichte mit den Nebenfächern Philosophie und Germanistik absolvierte die gebürtige Saarländerin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Im Jahr 2004 schloss sie ihre Promotion zur frühneuzeitlichen Wetzlarer Stadtgeschichte ab. Neben archivarischer und geschichtswissenschaftlicher Fachkenntnis und Berufserfahrung verfügt Dr. Schieber über umfangreiche Fremdsprachen- und IT-Kenntnisse sowie über Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit. 

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Stadtarchiv Kassel
Wildemannsgasse 1 / Marstall
34117 Kassel 
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Quelle: Pressemitteilung Stadt Kassel, 14.11.2008

Forschungszentrum Kriegsverbrecherprozesse offiziell eröffnet

An der Philipps-Universität Marburg ist am 13.11.2008 das „Internationale Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse“ offiziell eröffnet worden (International Research and Documentation Center War Crimes Trials, ICWC). Der Heidelberger Historiker Professor Dr. Edgar Wolfrum hielt hierbei den Festvortrag zum Thema „NS-Kriegsverbrecherprozesse und die geschichtspolitische Kultur der Bundesrepublik Deutschland“. Das ICWC ist durchaus keine Unbekannte in Marburg“, erläuterte Professor Dr. Christoph Safferling, Geschäftsführender Direktor des ICWC, den Anlass der Gründungsfeier in der Aula der Alten Universität. Schon seit dem Jahr 2003 kooperieren Rechtswissenschaftler, Historiker und Sozialwissenschaftler in dem interdisziplinären Zentrum der Universität, um Entstehung, Entwicklung und gegenwärtige Praxis des Völkerstrafrechts zu erforschen, wie es in nationalen und internationalen Strafverfahren zu den Kriegs- und Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus’ Gestalt angenommen hat. Während das Zentrum bislang in einem „eher informellen Zusammenschluss“ der beteiligten Wissenschaftler bestand, wie Prof. Safferling sagte, ist seit Kurzem eine Satzung für das ICWC in Kraft, so dass es seine Aktivitäten nunmehr im rechtlichen Rahmen einer universitären Einrichtung entfaltet. 

„Die Einweihung des Zentrums ist ein wichtiger Meilenstein für die wissenschaftliche Profilierung der Philipps-Universität“, erklärte Professor Dr. Gerhard Heldmaier, Vizepräsident der Philipps-Universität Marburg. In seinem Grußwort hob er das „Innovationspotenzial“ der Einrichtung hervor: Die erforderliche Zusammenarbeit verschiedener Fachgebiete „lässt Überraschungen erwarten“, so Prof. Heldmaier. Das ICWC hat sich zum Ziel gesetzt, das Völkerstrafrecht und dessen Anwendung unter rechtswissenschaftlichen, geschichtswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Aspekten zu erforschen. Basis der Arbeit bildet die umfassende und voll digitalisierte Dokumentation historischer Quellen zu Kriegsverbrecherprozessen insbesondere nach 1945. Diese Quellen sind bislang über zahllose Archive weltweit verstreut. Das Marburger Zentrum wird sie der internationalen Forschung in elektronischer Form zur Verfügung stellen. „Diese Arbeit wird noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen“, erklärte Zentrumsleiter Prof. Safferling in seiner kurzen Vorstellung des ICWC. 

Zugleich ist geplant, die bereits etablierte Stellung des Zentrums in einschlägigen Forschungsnetzwerken durch internationale Konferenzen weiter auszubauen. So kooperieren die Marburger Wissenschaftler seit 2007 mit dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, dessen Rechtsprechung unter anderem auf dem in Marburg dokumentierten und für Den Haag systematisch ausgewerteten historischen Völkerstrafrecht aufbaut. Vertreter des Internationalen Strafgerichtshofs werden demnächst an einer internationalen Tagung teilnehmen, die das ICWC vom 4. bis 6. Dezember 2008 anlässlich des 60. Jahrestags der UN-Völkermordkonvention durchführt. Enge Kontakte bestehen auch zum Khmer Rouge-Tribunal im kambodschanischen Phnom Penh, dem die Marburger Wissenschaftler umfangreiche Aktenbestände zur Verfügung stellen konnten. „Das ICWC ist weltweit das einzige Zentrum, das in der Lage ist, das Informationsbedürfnis des kambodschanischen Tribunals zu erfüllen“, erläuterte Safferling.

Der Heidelberger Historiker Professor Dr. Edgar Wolfrum hielt die Festrede. ICWC-Vizedirektor Professor Dr. Eckart Conze stellte anschließend den Festredner Edgar Wolfrum vor, der sich in seinem Werk unter anderem intensiv der Geschichtspolitik und Erinnerungskultur gewidmet habe. Wolfrum ging in seinem Vortrag der Frage nach, wie sich das veränderliche Selbstbild der Bundesrepublik in der wechselvollen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit spiegelt. Dabei finde „immer ein Wettstreit um die Erinnerung statt, bei dem es um Interesse und Macht geht“, so der Heidelberger Historiker.

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Philipps-Universität Marburg
Professor Dr. Christoph Safferling
Fachbereich Rechtswissenschaften
35032 Marburg
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Professor Dr. Eckart Conze,
Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften
35032 Marburg
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Quelle: Aktuelles Philipps-Universität Marburg, 14.11.2008

Verfolgte und Verfolger in Lingen während der NS-Zeit

Aus Anlass des Gedenkens 70 Jahre Reichspogromnacht fand am 1.November 2008 der 7. Tag der Lingener Geschichte zum Thema: „Verfolgte und Verfolger in Lingen während der NS-Zeit“ statt. Organisiert und durchgeführt wurde der 7. Tag der Lingener Geschichte vom Heimatverein Lingen, dem Stadtarchiv Lingen und dem Forum Juden – Christen. Rund 70 Besucher verfolgten interessiert die aufschlussreichen Vorträge. Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag des neuen Stadtarchivars Dr. Stephan Schwenke zum Thema: \“Gleichschaltung und Ausschaltung. Das Vorgehen der NSDAP gegen ihre politischen Gegner im Raum Lingen.\“ Danach folgte ein Vortrag von Dr. Axel Metz, Bistumsarchiv Münster, mit dem Thema: \“Koexistenz oder Konfrontation. Das Verhältnis von Kirche und Nationalsozialismus im Raum Lingen.\“ Zum Abschluss referierte Dr. Ludwig Remling, der bis zum Frühjahr 2008 das Lingener Stadtarchiv geleitet hatte, über „Das Schicksal der Lingener Juden während der NS-Zeit“.

Auch in Lingen wurde im Laufe des Novemberpogroms die1878 eingeweihte Synagoge vollständig durch ein Feuer zerstört, während die jüdische Schule verschont wurde. Zeitzeugen berichten, dass ihre Nähe zu einer Bäckerei sie vor den Flammen bewahrt hatte. Im Jahr 1997 erwarb die Stadt Lingen die Schule. Nach der Renovierung wurde 1998 der „Gedenkort Jüdische Schule“ eingeweiht. Heute dokumentiert dort eine Ausstellung die 250-jährige jüdische Geschichte der Stadt Lingen von den Anfängen Ende des 17. Jahrhunderts bis zu den Deportationen der Familien 1941/42 nach Riga und Theresienstadt. Auf Wandtafeln kann man viel über die Lingener Juden erfahren und verschiedene Kultgegenstände betrachten. Besichtigungen und Führungen, auch für Schulklassen, sind nach Absprache mit der Stadt möglich. 

Kontakt
Stadtarchiv Lingen
(im Obergeschoss der Stadt- und Hochschulbibliothek)
Dr. Stephan Schwenke
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 / 9167 – 111
Fax: 0591 / 9167 – 140
s.schwenke@stadtarchiv-lingen.de

Quelle: Aktuelles, Marktplatz Emsland; Sehenswertes Stadt Lingen; Forum Juden – Christen Altkreis Lingen

Bayerische Staatsbibliothek gibt Werke aus der Bibliothek Thomas Manns zurück

Die Bayerische Staatsbibliothek gibt am Mittwoch, 19. November 2008 in Zürich 75 Bände aus der Privatbibliothek Thomas Manns, die 1933 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurde, an das Thomas-Mann-Archiv in Zürich zurück. Es handelt sich dabei um Übersetzungen der Werke Thomas Manns in die verschiedensten Sprachen aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Seit 2003 beteiligt sich die Bayerische Staatsbibliothek aktiv in Eigeninitiative und mit Nachdruck an der Aufgabe, nach NS-Raubgut in ihrem Verantwortungsbereich zu fahnden. Sie orientiert sich damit an der Verpflichtung, die alle öffentlichen Institutionen der Bundesrepublik Deutschland 1999 in einer gemeinsamen Erklärung zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz eingegangen sind. 

Im August 1933 wurde das Haus Thomas Manns in München von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. In den Monaten zuvor gelang es der Familie, gut die Hälfte bis zwei Drittel der dort untergebrachten Privatbibliothek Manns nach Zürich in Sicherheit zu bringen. Der Rest fiel in die Hände der NS-Behörden. Die danach gezielt aussortierten Übersetzungen von Thomas Manns Werken wurden an die Bayerische Staatsbibliothek überstellt. Dazu zählen beispielsweise Übersetzungen der großen Romane „Die Buddenbrooks“ oder „Der Zauberberg“. In zwei Bänden finden sich Unterschriften von Thomas Mann, außerdem tragen mehrere Bände Widmungen der Übersetzer an den Autor. Nach einem Hinweis aus dem Umfeld des Thomas-Mann-Archivs in Zürich machte sich die bibliotheksinterne Arbeitsgruppe zum Auffinden von NS-Raubgut 2007 auf die Suche nach den Beständen. Insgesamt konnten 61 Titel in 75 Bänden als Werke aus der Privatbibliothek Manns identifiziert werden. Sie werden nun in Abstimmung mit Herrn Professor Frido Mann, dem Enkel Thomas Manns und Sprecher der Familie, an das Thomas-Mann-Archiv in Zürich zurückgegeben. 

Nach dem Tode Thomas Manns im Jahre1955 übergab die Erbengemeinschaft 1956 seinen literarischen Nachlass, persönliche Gedenkstücke und die Ausstattung seines letzten Arbeitszimmers der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Diese gründete in der Folge das Thomas-Mann-Archiv (TMA). Dieses beherbergt den Grossteil der noch vorhandenen Thomas-Mann-Autographen. In feuerfesten Safes lagern Manuskripte, Tagebücher, Notizbücher, Briefe und andere Handschriften mehr. Dazu kommen aufschlussreiche Vorarbeiten und Arbeitsmaterialien zu verschiedenen Werken und ihren Frühstufen. Das TMA hat den ihm übergebenen Nachlass nicht nur erschlossen, sondern nach Kräften auch ergänzt und Werkausgaben, Übersetzungen, Briefe, Schallplatten und andere Tonträger, Fotografien, Mikrofilme, Zeitungsartikel zu Tausenden und Zehntausenden gesammelt. Auch die Sekundärliteratur wird mit möglichster Vollständigkeit zusammengetragen. Die Bestände werden in verschiedenen Katalogen nachgewiesen. Das TMA hat des Weiteren wichtige Editionen erarbeitet, Quellenforschung betrieben und maßgebende Interpretationen vorgelegt. Seit 1967 gibt das Archiv zudem die Thomas-Mann-Studien heraus und ist Mitherausgeber des 1988 begründeten Thomas Mann Jahrbuchs. Geleitet wird das Thomas-Mann-Archiv seit 1994 von Dr. Thomas Sprecher. Die wissenschaftliche Benützung des TMA steht im Rahmen der Benützungsordnung allen Interessierten nach Voranmeldung von Montag bis Freitag offen. 

Die Bayerische Staatsbibliothek freut sich, dass die Bücher nun im Thomas-Mann-Archiv wieder mit den erhaltenen Teilen der Arbeitsbibliothek des Schriftstellers vereint sind. Sie bedauert zutiefst die Hintergründe und Umstände, wie sie 1933 ins Haus gelangten, ebenso die damalige Verstrickung der Bibliothek in das geschehene Unrecht. Weitere Rückgaben von NS-Raubgut werden derzeit vorbereitet, neben jüdischen Vorbesitzern etwa auch an die Zeugen Jehovas, Freimaurerlogen oder an die Vereinigung Katholischer Religionslehrer sowie Organisationen der Arbeiterbewegung. 

Kontakt
Bayerische Staatsbibliothek 
Dr. Stephan Kellner 
Ludwigstr. 16
80539 München 
Abteilung Bestandsaufbau und Erschließung 
Tel.: 089 / 28 638 2278 
stephan.kellner@bsb-muenchen.de 

Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich
Schönberggasse 15
CH-8001 Zürich
Tel.: ++41 44 632 40 45
Fax: ++41 44 632 12 54
tma@tma.gess.ethz.ch

Quelle: Aktuelles Bayerische Staatsbibliothek, 11.11.2008; Thomas-Mann-Archiv

90 Jahre unabhängiges Land Vorarlberg

Unter dem Leitsatz \“Ein selbständiges Land mit autonomen Gemeinden\“ haben am 3.11.2008 die Vorarlberger Landesregierung und der Landtag im Rahmen eines gemeinsamen Festakts der Selbständigkeit Vorarlbergs vor 90 Jahren gedacht. \“Die Unabhängigkeitserklärung des Landes ist auch ein denkwürdiges Gründungsdokument der Republik\“, betonten Landtagsvizepräsidentin Gabriele Nußbaumer und der Präsident des Bundesrates, Jürgen Weiss, bei der Jubiläumsfeier im Landhaus in Bregenz. Vorarlberg hat als erstes der späteren Länder am 3. November 1918 ausdrücklich seinen Beitritt zum neuen Staat Deutschösterreich erklärt. 

In einem packenden Vortrag rekonstruierte der Historiker Dr. Ulrich Nachbaur vom Vorarlberger Landesarchiv zunächst die dramatischen Ereignisse, die sich rund um die Vorarlberger Unabhängigkeit im Jahr 1918 zugetragen haben. \“Der Wunsch nach Eigenständigkeit hatte bereits seit 1849 wesentlich zur Ausformung eines Vorarlberg-Bewusstseins beigetragen\“, erklärte Dr. Ulrich Nachbaur. Am 3. November 1918 nützte eine Provisorische Landesversammlung die Gunst der Stunde, erklärte Vorarlberg zum selbständigen Land und dessen Beitritt zum neuen Staat Deutschösterreich. Neun Tage nach der Selbstständigkeitserklärung Vorarlbergs proklamierte die Nationalversammlung in Wien die \“Republik Deutsch-Österreich" und erklärte sie zu einem \“Bestandteil der Deutschen Republik\“, erläuterte Dr. Ulrich Nachbaur weiter.  \“Die Vorarlberger konnten der Deutschen Republik weniger abgewinnen.\“ Die herrschende Lebensmittelknappheit nach dem Kriegsende im Winter 1918/19 führte dann in Vorarlberg zu starken Anschlussbestrebungen an die Schweiz. Am 11. Mai 1919 stimmten 80 Prozent der Wahlgänger für einen Anschluss an die Schweiz – doch das Nachbarland lehnte ab. 

Kontakt
Vorarlberger Landesarchiv
Dr. Ulrich Nachbaur
Kirchstraße 28
A-6900 Bregenz 
Tel: ++43(0)5574 / 511 – 45013
Fax:++43(0)5574 / 511 – 45095 
ulrich.nachbaur@vorarlberg.at 
landesarchiv@vorarlberg.at 

Quelle: Vorarlberg Landeskorrespondenz, 3.11.2008; Vorarlberg Online, 2.11.2008

100 Jahre Studium für Frauen in Münster

Im Stadtmuseum Münster ist vom 19. Oktober 2008 bis zum 18. Januar 2009 die Ausstellung „‚Laßt sie doch denken!‘ 100 Jahre Studium für Frauen in Münster“ zu sehen, die unter der Leitung von Dr. Veronika Jüttemann von der Kontaktstelle Studium im Alter und Dr. Sabine Happ vom Universitätsarchiv Münster in Kooperation mit dem Fachbereich Design der Fachhochschule Münster durch eine Gruppe von Geschichtsstudentinnen und älteren Studierenden erarbeitet wurde. 

Im Wintersemester 1908/09 durften sich in Münster die ersten sechs Studentinnen einschreiben. Als letzter Staat im Deutschen Reich hatte sich auch Preußen dazu entschlossen, Frauen ein Hochschulstudium zu ermöglichen. Gemeinsam mit 1713 männlichen Kommilitonen besuchten die Studentinnen Vorlesungen und Seminare. Heute gibt es an der Westfälischen Wilhelms-Universität 38 000 Studierende – 53 Prozent davon sind Frauen. Die Ausstellung zeigt auf, wie es den Frauen im Laufe dieser 100 Jahre ergangen ist, welche Erfolge sie errungen haben und welchen Schwierigkeiten sie sich bis heute stellen müssen. Neben einem chronologischen Überblick setzt die Ausstellung thematische Schwerpunkte. Die soziale Situation der Studentinnen und Wissenschaftlerinnen wird genauso präsentiert wie deren politische Aktivitäten, ihre Berufswege inner- und außerhalb der Universität oder die ersten Studentinnenverbindungen.  Konkrete Lebensgeschichten von Absolventinnen oder Professorinnen illustrieren die zahlreichen Informationen. Persönliche Dokumente und Fotos, aber auch zeitgenössische Satiren, zeichnen ein lebensnahes Bild dieser 100 bewegten Jahre und gewähren auch einen Blick hinter die Fassaden der studierenden und studierten Frauen. 

Die Debatten um das Studium von Frauen im vergangenen Jahrhundert waren eng verknüpft mit den jeweils vorherrschenden Frauenbildern. Als Symbol für die Widerstände, Begrenzungen und Vorurteile, gegen die Frauen ankämpfen mussten und müssen, steht in der Ausstellung ein plastisch abgeformter Frauenkörper.  Ein Klischee, das, einem Korsett ähnlich, nur einen Teil des Frauenkörpers wiedergibt, der die wesentlichen physischen Merkmale zeigt. Gefüllt ist dieses Korsett mit Schlagworten, die das vorherrschende Rollenklischee benennen; konfrontiert wird es mit den Fakten und Entwicklungen des Frauenstudiums der jeweiligen Zeitabschnitte.  Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Sammelband mit vertiefenden Quellen. Unter dem Titel \“\’Lasst sie doch denken!\‘ 100 Jahre Studium für Frauen in Münster\“ ist er im Shop des Stadtmuseums Münster und im Buchhandel  für 19,90 Euro erhältlich.  Über das Begleitprogramm zur Ausstellung informiert zusätzlich ein Faltblatt.

Kontakt
Universitätsarchiv Münster
Leonardo-Campus 21
48149 Münster
Tel.: 0251 / 83 – 3 20 99
Fax: 0251 / 83 – 3 17 77
uni-archiv@uni-muenster.de

Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
48143 Münster
Tel.: 0251 / 492 – 45 03
Fax: 0251 / 492 – 77 26
museum@stadt-muenster.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 20.10.2008

Vortrag über Novemberpogrom in Bielefeld

Am Donnerstag, 13. November 2008 referiert Anne Kunze (Hamburg) um 19.00 Uhr im Institut Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek über „Praktiken der Gewalt – Der Novemberpogrom im Gestapobezirk Bielefeld”. Ort der Veranstaltung: Ankergebäude, Rohrteichstraße 19, Raum 5/1 der Fachhochschule des Mittelstands. Im Zentrum des Vortrages stehen die Handlungen der historischen Akteure, über die das komplexe Gewaltgeschehen während des Novemberpogroms 1938 in Bielefeld und Umgebung in den Blick genommen werden soll. Berücksichtigt werden dabei insbesondere die Gewaltdynamiken – also etwa der ritualhafte Charakter und die kollektivstiftenden und -kontrollierenden Funktionen der Gewalt wie auch ihre spezifischen Zeiten und Orte – ebenso wie einige kulturhistorische Beziehungen. Zusätzlich hat die Referentin neue Erkenntnisse zu Bielefelder Pogromen im Herbst 1938 angekündigt. 

Anne Kunze arbeitet wissenschaftlich zur deutschen Gewaltgeschichte. Als freie Autorin ist sie unter anderem für „Die Zeit\“, „taz\“ und „Menschen\“ tätig. Der Vortrag findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Ausstellung „9.11.1938 – Reichspogromnacht in Ostwestfalen-Lippe“, die montags bis freitags jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet ist, statt. Am ersten Vortragsabend, 13. November, bietet Institutsleiter Dr. Jochen Rath um 18.00 Uhr eine öffentliche Führung an; die Ausstellung ist an diesem Tag bis 19.00 Uhr geöffnet. 

Historischer RückKlick: 9. November 1938: Pogromnacht in Bielefeld

Kontakt
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Rohrteichstr.19
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 / 512 – 471
Fax: 0521 / 516 – 844
stadtarchiv@bielefeld.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Bielefeld, 10.11.2008

Archiv der Familie von Enzberg ausgewertet

Das Archiv der Freiherren von Enzberg in Mühlheim zählt zu den bedeutendsten Adelsarchiven in Baden-Württemberg. Mit Mitteln der Kulturgutstiftung Baden-Württemberg, des Landkreises Tuttlingen und mit personeller Unterstützung der Stadt Mühlheim konnte das Projekt der Ordnung und Verzeichnung des Adelsarchivs nun abgeschlossen werden. Nachdem der Hauptteil des Archivs bereits in den Jahren 1953 bis 1966 geordnet worden war, hat jetzt der Historiker Horst-Dieter von Enzberg, ein Cousin von Freiherr Wilfried von Enzberg, zwei Jahre lang das im Schloss untergebrachte Archiv der Familie komplett aufgearbeitet und registriert. Betreut wurde das Archivprojekt vom Kreisarchiv des Landkreises Tuttlingen. Neben gut 3100 Aktenbündeln und 635 Amtsbüchern stehen nun auch 965 Urkunden für Forschungszwecke zur Verfügung, von denen die ältesten bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen. Des Weiteren gehören 340 Akten über den in russischen Diensten tätig gewesenen General Nikolaus Friedrich von Enzberg sowie Unterlagen über Grundbesitz, die gutseigene Land- und Forstwirtschaft, Bauangelegenheiten, kirchliche und politische Angelegenheiten und vor allem über die Familiengeschichte dazu.

Landrat Guido Wolf hob den Wert des Enzberg-Archivs als geschichtliche Dokumentationsstätte und die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit den eigenen historischen Wurzeln hervor und sprach dem Archiveigentümer, der Familie von Enzberg, Dank aus für die Bereitschaft, das wertvolle Archiv der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dr. Magdalena Rückert vom Landesarchiv Baden-Württemberg bedankte sich ebenfalls für die Nutzbarmachung des Enzbergarchivs. Landrat Wolf freute sich, den Beteiligten – der Familie von Enzberg, der Stadt Mühlheim und dem Landesarchiv – jeweils ein Exemplar des entstandenen Findbuchs überreichen zu können. Damit ist nun eine optimale Nutzung des Archivs für orts- und landesgeschichtliche Forschungen möglich. Mühlheims Bürgermeister Jörg Kaltenbach wies auf die Jahrhunderte langen Beziehungen der Stadt zum Adelshaus Enzberg hin. Im kommenden Jahr feiern Mühlheim und der Landkreis „600 Jahre Haus Enzberg in Mühlheim und im Kreis Tuttlingen“. 

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Kreisarchiv Tuttlingen
Dr. Hans-Joachim Schuster
Bahnhofstraße 100
78532 Tuttlingen 
Tel.: 07461 / 926 – 3101
Fax: 07461 / 926 – 3087
kreisarchiv@landkreis-tuttlingen.de

Quelle: Landkreis Tuttlingen; Aktuelles Stadt Mühlheim; Schwäbische Zeitung Online, 2.11.2008

75 Jahre Landeskirchliches Archiv Hannover

Am 10. November 2008 feierte das Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sein 75-jähriges Jubiläum. Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann predigte in dem Gottesdienst zum Jubiläum in der Neustädter Hof- und Stadtkirche Hannover. Mit Grußworten waren der Präsident des Niedersächsischen Landesarchivs, Dr. Bernd Kappelhoff, die Leiterin des Verbandes kirchlicher Archive, Dr. Bettina Wischhöfer, und der Vorsitzende des Historischen Vereins für Niedersachsen, Dr. Manfred v. Boetticher, vertreten. Während des anschließenden Festakts hielt Prof. Dr. Thomas Vogtherr (Universität Osnabrück), Vorsitzender der Historischen Kommission der Länder Niedersachsen und Bremen, den Vortrag „Landesgeschichte und Kirchengeschichte. Das Beispiel Niedersachsen“. Dr. Hans Otte, der Leiter des landeskirchlichen Archivs, sprach über die Geschichte des Archivs unter dem Titel „Die Archivalien sind selbst in die Hand zu nehmen“.

Das Landeskirchliche Archiv ist das zentrale Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Es verwahrt die Unterlagen der kirchenleitenden Organe und vieler kirchlicher Einrichtungen, Kirchenkreise und Kirchengemeinden, unterhält Sammlungen zur Archiv- und Kirchengeschichte und verfügt über eine umfangreiche Handbibliothek. Die Überlieferung reicht teilweise bis ins 12. Jahrhundert zurück. Einzelne Bestände können seit kurzem in einem "Online-Archiv" recherchiert werden. Bis 1919 hatten die Konsistorien in Aurich, Hannover, Osnabrück und Stade ihre älteren Akten, die zumeist aus der Zeit vor 1750 stammten, an die jeweils zuständigen Staatsarchive abgegeben. Als sich nach der Trennung von Kirche und Staat bei der Benutzung kirchlicher Akten Probleme ergaben, forderte die Landessynode seit 1926 mehrfach die Gründung eines eigenen Landeskirchenarchivs. Am 9. November 1933 wurde es schließlich errichtet.

Kontakt
Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
Ltd. Archivdirektor PD Dr. Hans Otte
Goethestr. 27 
30169 Hannover 
Tel.: 0511 / 1241 – 755
Fax: 0511 / 1241 – 770 
archiv@evlka.de 

Quelle: Pressemitteilung Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, 6.11.2008