Das Gesicht des Krieges – Ausstellung im Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen erinnert mit der Ausstellung „Das Gesicht des Krieges – das Kriegsfototagebuch des Echterdinger Leutnants Armin Stäbler“ an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 90 Jahren. Durch diesen Krieg, der mit Recht als „die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ gilt, wurde Europa in einen Strudel unvorstellbarer Gewalt, Grausamkeit und Zerstörung gestürzt. Seine Folgen auf wirtschaftlichem, politischem und gesellschaftlichen Gebiet können kaum überschätzt werden. Sie haben die Entwicklung in der Weimarer Republik maßgeblich beeinflusst.

Der Echterdinger Armin Stäbler (1899-1978), ein Urenkel des Schultheißen Johann Ludwig Stäbler, hatte als Leutnant der 26. württembergischen Reservedivision den Krieg mitgemacht. Der Tatsache, dass er Hobbyfotograf war, haben wir gleichermaßen seltene wie erschütternde Bilder von der Somme-Schlacht, neben Verdun der größten Schlacht des Krieges, zu verdanken. Die raren Bilder vermitteln etwas vom Schrecken und der Brutalität des Krieges. Es sind zum einen technisch sehr gute Bilder und zum anderen vor allem authentische Bilder, die Stäbler für sich als Privatperson gemacht hat. Sie haben einen ganz anderen Quellen- und Erkenntniswert als die damals weitverbreiteten Propagandabilder. Aus diesen Grunde gilt das Kriegsfototagebuch heute als „europäisches Kulturgut.“ Es wird im französischen Zentralmuseum zur Erforschung des 1. Weltkriegs in Péronne an der Somme archiviert. Im Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen liegen Kopien davon.

Die Bildersammlung Stäblers hat zwei Schwerpunkte. Zum Ersten wird in umfangreichen Gegenüberstellungen an die Zerstörung einer nordfranzösischen Kulturlandschaft erinnert. Bilder von verträumten Dörfern aus dem Jahr 1914 werden Fotos mit denselben Motiven von 1916 gegenübergestellt, auf denen bereits erste Zerstörungen zu sehen sind. Dasselbe Motiv zeigt dann 1918 nur noch eine wüste Trümmerlandschaft. Zum Zweiten wird an ein längst vergessenes Kriegsverbrechen erinnert, die Aktion Alberich 1917. Nach dem strategischen Rückzug in die Siegfriedlinie zerstörten deutsche Soldaten und Pioniere systematisch 280 Dörfer. Jedes Haus wurde verbrannt, jeder Kirchturm gesprengt, jeder Apfelbaum umgeschlagen. Militärisch war diese Aktion sinnlos, denn sie hielt den Vormarsch der Engländer nicht auf. Doch damit wurden über 200 Dörfer und Städte, die bisher nicht vom Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden waren, einfach ausgelöscht.

Der fotografische Nachlass von Armin Stäbler kam in den Besitz seines Verwandten Frieder Riedel (Echterdingen). Er hat diese Ausstellung ehrenamtlich vorbereitet und ist zudem Autor zweier Bücher über die Somme-Schlacht. Die Fotoausstellung wird ergänzt durch lokale Exponate zum 1. Weltkrieg aus dem Stadtarchiv. Der Krieg forderte auch hier viele Opfer und bedeutete für die Filder und die vier – damals noch relativ kleinen Gemeinden – eine tiefe Zäsur. Zahlreiche Gefallene waren zu beklagen: In Echterdingen kehrten 90, in Leinfelden 50, in Musberg 43 und in Stetten 29 Männer nicht mehr aus dem Krieg zurück. In die Familien wurden tiefe Lücken gerissen. Auch auf das Alltagsleben der Bevölkerung hatte der Krieg starke Auswirkungen – Hunger wurde auch auf den Fildern zur zentralen Erfahrung.

Zur Ausstellung, die vom 11. November 2008 bis 29. März 2009 zu sehen ist, wurde zusätzlich ein umfangreiches Rahmenprogramm vorbereitet. In Vorträgen stellen renommierte Historiker ihre Forschungen zum 1. Weltkrieg vor.

Donnerstag, 15.1.2009, 19.30 – 21.00 Uhr, Echterdingen, Stadtmuseum, Hauptstr. 79: 

Zwischen Kriegsgericht und Heldentod. Der Grabenkrieg an der Somme 1914 – 1916. Frieder Riedel, Echterdingen.
Neueste Forschungsergebnisse zu den Fotos von Armin Stäbler brachten bisher unbekannte Tatsachen zum 1. Weltkrieg zutage. Der Misserfolg der Engländer insbesondere am ersten Tag der Sommeschlacht beruhten auf der Anwendung neuster Gefechtstaktiken und besonderer Feldstellungsbauten, die beide eigentlich verboten waren. Die 26. württembergische Reservedivision beging also streng genommen Befehlsverweigerung – eine bisher in der Geschichtsschreibung verschwiegene Tatsache.

Montag, 2.2.2009, 19.30 – 21.00 Uhr, Echterdingen, Stadtmuseum, Hauptstr. 79

Deutsche und alliierte Kriegsverbrechen – Fakten und Fiktionen. Prof. Dr. Alan Kramer, Universität Dublin, Trinity College.
Kriegsverbrechen wurden im 1. Weltkrieg von allen Beteiligten begangen. Jede Seite betonte propagandistisch besonders stark die Verbrechen des Gegners und versuchte die eigenen in ihrer Bedeutung herunterzuspielen oder gänzlich zu negieren. Neueste Forschungsergebnisse von Prof. Kramer bringen mehr Licht in das bisher von ideologischer Verblendung überdeckte Dunkel.

Donnerstag, 26.2.2009, 19.30 – 21.00 Uhr. Echterdingen, Kulturtreff am Schafrain, Schafrain 2

Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf Leinfelden, Echterdingen, Musberg, Stetten. Dr. Bernd Klagholz, Stadtarchivar
Das Deutsche Reich war zwar selbst nicht Kriegsschauplatz, aber jede Gemeinde hat die Auswirkungen des Krieges zu spüren bekommen. Auch auf den Fildern waren zahlreiche Gefallene zu beklagen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen verschlechterten sich grundlegend. Die Ernährung der Bevölkerung konnte nur durch Zwangsbewirtschaftung aufrecht erhalten werden. Der Vortrag erfolgt anhand von historischen Fotografien und Dokumenten, die projiziert werden.

Sonntag, 29.3.2009, 11.00 – 12.30 Uhr. Musberg, Stadtarchiv, Schönaicher Sträßle 4

Verdun: Krieg und Nachkrieg im Spiegel literarischer und anderer Zeugnisse. Finissage der Ausstellung. Dr. Kurt Oesterle, Tübingen, Journalist und Schriftsteller.
Hier sollen zunächst die Grundlinien der Verdunschlacht von 1916 dargestellt werden. Darüber hinaus wird Dr. Oesterle an einer Reihe literarischer Beispiele (Arnold Zweig, Erich Kästner, Kurt Tucholsky) zeigen, was von ihr in Erinnerung geblieben ist und wo die besonderen Schwierigkeiten liegen, sich der „Materialschlacht“ und ihrer Folgen für Mensch und Natur zu erinnern. Ebenso soll zur Sprache kommen, wie Verdun sich heute seinen Besuchern präsentiert.

Kontakt
Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen
Stadtteil Musberg
Schönaicher Sträßle 4
70771 Leinfelden-Echterdingen 
Tel.: 0711 / 9975409
Fax: 0711 / 9975410
b.klagholz@le-mail.de

Quelle: Aktuelles Leinfelden-Echterdingen; Ausstellung Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen

Die Verwaltung als rassenideologisches Verfolgungsinstrument

Am Donnerstag, 11. Dezember 2008, referiert Dr. Jochen Rath, Leiter des Instituts Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek, dort ab 19.00 Uhr über „Der bürokratische Tod – Die Verwaltung als rassenideologisches Verfolgungsinstrument“. Im Zentrum des Vortrages steht die Rolle der Bürokratie während der Verfolgung der Juden in der NS-Zeit. Allgemeines Beispiel wird die Finanzverwaltung im Rahmen der Enteignung der Vermögen ausgewanderter und deportierter Juden sein. Zusätzlich werden anhand der vom Regime 1938 verordneten jüdischen Zwangsvornamen „Sara“ und „Israel“ und ihrer Erfassung durch das Bielefelder Standesamt bürokratische Mechanismen und Praktiken dargestellt sowie Verantwortliche und Ausführende benannt. Der Vortrag findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Ausstellung „9.11.1938 – Reichspogromnacht in Ostwestfalen-Lippe“ (siehe Bericht vom 29.1.2008) statt, die noch bis zum 12. Dezember 2008 jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet ist. Am Vortragsabend führt der Historiker Bernd. J. Wagner ab 18.00 Uhr durch die Ausstellung, die an diesem Tag bis 19.00 Uhr geöffnet ist. 

Kontakt
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Rohrteichstr.19
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 / 512 – 471
Fax: 0521 / 516 – 844
stadtarchiv@bielefeld.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Bielefeld, 5.12.2008

Nachschlagewerk über Professoren der Uni Hohenheim

Ein reichhaltiges Nachschlagewerk über Professoren der Uni Hohenheim hat jetzt das Archiv der Universität Hohenheim herausgegeben. Das Werk spiegelt das ganze wissenschaftliche Spektrum der Universität wider und gibt dem Leser einen Einblick in die Forschungsgebiete der vergangenen rund 40 Jahre an der Universität Hohenheim. Ob Kurzvita, Hauptforschungsgebiete, Mitgliedschaften oder die wichtigsten Publikationen: Interessierte erfahren auf über 485 Seiten alles Wissenswerte über die knapp 570 Professoren, die an der Universität Hohenheim lehrten und lehren. Mit dem zweiten Band „Die akademischen Lehrer an der Universität Hohenheim 1968 bis 2005“ vervollständigen die Autoren die Aufstellung aller Hohenheimer Lehrkräfte von der Gründung der heutigen Universität bis in die Jetzt-Zeit fort. Von 1818 bis 1968 reicht der erste Band, der schon vor 40 Jahren erschien. Zwischen 1968 und 2005 explodierten jedoch die Studierenden-Zahlen an der Universität Hohenheim von 500 auf 6000. Parallel dazu stiegen auch die Professoren-Stellen. So ist der zweite Band mit 485 Seiten und 570 Professoren gut dreimal so dick und umfangreich wie das Vorgängerwerk. 

Entsprechend akribisch und leidenschaftlich trugen der Leiter des Universitätsarchivs, Prof. Dr. Ulrich Fellmeth, und seine Mitarbeiterin, M.A. Kathrin Quast, drei Jahre lang Informationen zusammen, sichteten alternative Quellen und nahmen vor allem auch viele datenschutzrechtliche Hürden. Aufgenommen wurden alle ordentlichen, außerordentlichen und außerplanmäßigen Professoren, Honorarprofessoren und Privatdozenten. Hauptsächlich stammen die Informationen im Band von den angesprochenen Hochschullehrern selbst, oder von deren Angehörigen. Darüber hinaus verwendeten die Autoren, die im Archiv der Universität Hohenheim aufbewahrten Personalakten, Universitätsführer und Vorlesungsverzeichnisse. Um datenschutzrechtlich legal zu handeln, mussten die ehemaligen Professoren einzeln kontaktiert werden. Das Werk ist für jedermann erhältlich und kann im Buchhandel oder direkt beim Archiv der Universität Hohenheim bestellt werden. 

Info
Die akademischen Lehrer an der Universität Hohenheim 1968-2005. Bearbeitet von Ulrich Fellmeth und Kathrin Quast, in: U. Fellmeth/H. Winkel (Hg.), Sonderband der Hohenheimer Themen – Zeitschrift für kulturwissenschaftliche Themen, Stuttgart-Hohenheim 2008. ISSN-Nummer 0942-5209. 12 € 

Kontakt
Archiv der Universität Hohenheim 
Prof. Dr. Ulrich Fellmeth
Schloß – Speisemeistereiflügel 
70599 Stuttgart 
Tel.: 0711 / 459 – 22119
Fax: 0711 / 459 – 23803 
fellmeth@uni-hohenheim.de

Quelle: Pressemitteilung Uni Hohenheim, 9.12.2008

Frauenbilder – Frauenleben des 18. Jahrhunderts in Halle

Jahrhunderte lang war die Rolle der Frauen in den europäischen Gesellschaften auf die der Mutter, Gattin und Hausfrau beschränkt. Frauen sollten ihren Männern gefallen, sie umsorgen, sie ehren und Ihnen das Leben angenehm machen.

Durch die sich rasant ausbreitende Philosophie der Aufklärung, geprägt durch Immanuel Kants berühmten Wahlspruch „Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ entwickelte sich im Bürgertum ein neues Bewusstsein und daraus auch erstmals eine Forderung nach Emanzipation der Frauen. Schrittweise wurden Veränderungen in den traditionellen Rollenbildern der Frauen vollzogen. Zwar lebten sie nach wie vor mit, für und durch ihre Familie, jedoch gab es zunehmend Frauenpersönlichkeiten, die über ihre häuslichen Pflichten hinaus nach gesellschaftlichen Kontakten und kultureller Bildung strebten. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelten sich in größeren Städten wie Halle, Eisleben, Wittenberg und Magdeburg so genannte Lesegesellschaften in Form von Salons, die als Zentrum künstlerischen Austauschs galten. Hier wurde gelesen, über das Gelesene debattiert und ausgetauscht und selbst geschrieben. 
So wurde Frauen langsam eine Öffnung aus der häuslichen Enge zugestanden und ermöglicht.

Die Präsentation im Stadtmuseum Christian-Wolff-Haus, die am 7. Dezember 2008 eröffnet wurde, widmet sich dem Jahrhundert der Aufklärung aus Frauenperspektive. Die Sonderausstellung – „Weiber sind nicht in der Welt, bloß um Männer zu amüsieren…“. Frauenbilder – Frauenleben des 18. Jahrhunderts in Halle – stellt mit Blick auf die Situation in der aufstrebenden preußischen Universitätsstadt Halle die Lebensgeschichten von Frauen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Milieus vor. Neben prominenten Beispielen für weibliche Emanzipation wie der ersten promovierten Medizinerin Dorothea Leporin Erxleben, der Kanzlerin Agnes Wilhelmine Niemeyer, der Philosophin Dorothea Schlözer und der Musikerin und Komponistin Louise Caroline Reichardt werden auch Frauen porträtiert, die von der Aufklärung kaum profitierten. In einem Teil der Exposition werden dem damals entwickelten Idealbild weiblicher Anmut und Schönheit die heiter-koketten und amourösen Darstellungen von Liebesabenteuern auf ausgewählten Objekten aus dem Landeskunstmuseum Moritzburg und dem Schlossmuseum Gotha gegenübergestellt. 

Die im Ausstellungsrahmen versammelten Originalzeugnisse und Porträts geben so Einblicke in ein kulturgeschichtlich reiches Jahrhundert und spiegeln Bildung und Gelehrsamkeit der Frauen sowie Haushaltung, Interieur und Mode der Zeit wider. Über 300 Objekte, die Mehrzahl wurde bisher noch nicht öffentlich präsentiert, können im Christian-Wolff-Haus angesehen werden. Bestaunt werden können unter anderem eine Brautausstattung samt Krone, eine kostbare Hochzeitsfahne, ein restauriertes Kleid aus dem 18. Jahrhundert, Stickmustertücher und ein Tafelaufsatz für Katharina die Große. Zu den Hauptleihgebern zählen neben dem Landeskunstmuseum Moritzburg, die Franckeschen Stiftungen Halle, das Stadtarchiv Halle, das Händel-Haus Halle, die Universitäts- und Landesbibliothek Halle, das Universitätsarchiv Halle und die Domgemeinde Halle mit den Objekten zum Freiweltlichen Fräuleinstift. Die Ausstellung findet vom 7.12.2008 bis 30.04.2009 im Rahmen der Landesinitiative „Sachsen-Anhalt und das 18. Jahrhundert“ statt.

Ergänzend zur Ausstellung wird auch eine Führung mit einem "waschechten Frauenzimmer" des 18. Jahrhunderts zu historischen Plätzen und Orten Halles angeboten. Dabei erfährt man einiges über wichtige historische Ereignisse und wie diese das Stadtbild aber auch das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Leben dieser Stadt entscheidend geprägt haben. Im Anschluss an die Stadt- und Museumsführung wird dann noch ein abschließendes 3-Gänge-Menü im Dorint Hotel Charlottenhof angeboten, dass ganz im Zeichen dieses von Weiblichkeit geprägten Jahrhunderts den Höhepunkt dieser besonderen Zeitreise bildet. Die erste Führung findet am Freitag, 12. Dezember 2008 um 17.00 Uhr statt, danach einmal monatlich auf Anfrage. Anmeldungen dafür nimmt die Tourist-Information entgegen. 

Kontakt
Stadtmuseum Halle 
Christian-Wolff-Haus
Große Märkerstraße 10
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 / 221 – 3030
Fax: 0345 / 221 – 3033
stadtmuseum@halle.de

Stadtarchiv Halle (Saale) 
Rathausstraße 1 
06108 Halle (Saale) 
Tel.: 0345 / 221 – 3301
Fax: 0345 / 221 – 3330

Quelle: Newsarchiv Halle, 5.11.2008; Sonderaustellung Stadtmuseum Halle; Katja Pausch, Mitteldeutsche Zeitung, 5.12.2008

Neue Findhilfen des Schriftarchivs der Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal

Die Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal ist im Jahr 1998 durch die Vereinte Evangelische Mission (VEM) gegründet worden. Die VEM ist eine Gemeinschaft von Kirchen aus drei Kontinenten. Sie entstand aus der Vereinigung der 1828 gegründeten Rheinischen Mission mit der 1886 gegründeten Bethel Mission. Später kam noch die Kongo (oder Zaire) Mission hinzu. Aufgabe der Stiftung ist es, die Archiv- und Museumsbestände der VEM für Wissenschaft, Forschung und Lehre zu sammeln, zu sichern und zu erschließen. Man hat dazu das Völkerkundemuseum, die Schriftarchive der Rheinischen und der Bethel Mission, das historische Bildarchiv sowie die historische Bibliothek zusammengefasst – und damit die gesamte historische Überlieferung.

Kürzlich feierte die Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal ihr zehnjähriges Bestehen. Der Generalsekretär der Vereinten Evangelischen Mission, Dr. Fidon Mwombeki, würdigte die Einrichtung mit den Worten: „Wir haben hier und heute ein voll funktionsfähiges Archiv und ein sehr progressives und ansprechendes Museum, die beide auf sehr professionelle Weise geführt werden“. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Friedrich Garlichs, zeigte sich anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten am 14. November 2008 stolz auf die unabhängige Arbeit der Stiftung. 

Rund fünfzig Gäste aus dem Kreis der ehemaligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stiftung und der Mission, der Benutzer der Einrichtungen der Stiftung sowie Gremienmitglieder waren zur Feier ins Missionshaus der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal gekommen. Höhepunkt der Veranstaltung war eine Lesung aus verschiedenen Publikationen der Archiv- und Museumsstiftung. So wurde aus dem Buch von Annemarie Töpperwien „Seine Gehülfin. Wirken und Bewährung deutscher Missionarsfrauen in Indonesien 1865-1930“ gelesen. 

Die Archiv- und Museumsstiftung bewahrt, sammelt und erschließt die historischen Bestände der VEM und ihrer Vorgängerorganisationen systematisch für die religions- und missionswissenschaftliche Forschung. Zu den Beständen gehören unter anderem handkolorierte Glaspositive aus dem 19. Jahrhundert, Stummfilme zur Mission in Afrika und Asien sowie einmalige Dokumente, Bücher, Zeichnungen und Kupferstiche aus den Anfängen der Mission. Ferner belegen handschriftliche Briefe, wie die Mission seit ihrer Gründung 1828 ihren Auftrag verstand und wie ihr damaliges gesellschaftliches Umfeld aussah. Das Völkerkundemuseum, das ebenfalls zur Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal gehört, bewahrt Gegenstände aus den Ländern auf, in denen Mitarbeiter der VEM und ihrer Vorgängergesellschaften tätig waren. Die meisten Stücke stammen aus der Anfangszeit der Mission und sind in den Herkunftsländern kaum noch zu finden.

Im Jahr 2008 konnte das Schriftarchiv der Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal eine Reihe von neu erarbeiteten Findhilfen vorlegen. Dabei handelt es sich unter anderem um Übersichten über das Material der Rheinischen Missionsgesellschaft zum heutigen Indonesien, zum Gebiet Borneo (Kalimantan in Indonesien) und zum heutigen Papua Neuguinea (ehemals Kaiser-Wilhelmsland). Umfangreich ist auch eine vierte Findhilfe, die sich auf den Aktenbestand der Bethel Mission bezieht und deren Arbeit im heutigen Tansania und Ruanda sowie in Java/Indonesien dokumentiert.

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Abb.: Auszug aus Findhilfe

Zu den Beständen des Historischen Schriftarchivs der Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal gehört zum einen das Archiv der Rheinischen Mission, das Materialien im Umfang von rund 250 Regalmetern der Jahre 1799 bis 1970 umfasst. Zum anderen beinhaltet das Schriftarchiv das Archiv der Bethel Mission, das für den Zeitraum von 1886 bis 1970 ungefähr 80 Regalmeter Archivgut aufweist. In beiden Beständen gibt es eine immer noch wachsende Anzahl von Nachlässen.

Aus den Beschreibungen der Akten erstellt das Schriftarchiv seit einigen Jahren Findhilfen zweierlei Art. Zum einen entstehen Übersichten, die sich nur auf die Aktentitel für den Bereich des gesamten heutigen Indonesiens und der Bethel Mission beziehen; angegeben sind Aktennummer, Titel der Akte, Laufzeit der Akte. Diese Übersichten sollen in absehbarer Zeit auch im Internet einsehbar sein.

Daneben gibt es ausführlichere Übersichten, die auch Aufschluss über den Akteninhalt geben. Sie beinhalten zum Beispiel Aktennummer, Angaben zur Person (Lebensdaten) und zur Laufzeit der Akte sowie Angaben über den Inhalt der Akte. Solche ausführlichen Findhilfen sind bisher erarbeitet und erschienen für die Bestände der Rheinischen Mission zu: Südafrika und Namibia, Borneo und Kaiser-Wilhelmsland/Neuguinea; die ausführliche Findhilfe zu dem Bestand der Bethel-Mission ist nun Ende 2008 erscheinen. 

In den vergangenen zehn Jahren sind 42 akademische Arbeiten (Magister bis Habilitation) aus der Benutzung des Historische Schriftarchivs der Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal entstanden.

Kontakt:
Vereinte Evangelische Mission 
Archivar und Bibliothekar Wolfgang Apelt 
Rudolfstraße 137
42285 Wuppertal 
Telefon: 0202/89004-155 
archiv(at)vemission.org

Quelle: VEM, Pressemitteilung, 17.11.2008; Wolfgang Apelt, Die Bestände im Schrift- und Bildarchiv der Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal und ihre Bedeutung für die (Rheinisch-)Westfälische Missionsgeschichte, in: Archivmitteilungen 18/2008, 12-26.

Das Dülmener Urkataster von 1825

Mit dem jetzt erschienenen Werk \“Das Dülmener Urkataster von 1825\“ werden die Urkatasterkarten von 1825 erstmals in aufbereiteter und repräsentativer Buchform zugänglich gemacht. Das ambitionierte Projekt ist einzigartig und bisher ohne Vorbild und deshalb auch über die Grenzen der Stadt Dülmen hinaus von Interesse für die landeskundliche, wirtschafts- und sozialgeschichtliche Forschung.

Der Kartenteil des Werks stellt die aufbereiteten Urkatasterkarten des Jahres 1825 im selben Maßstab der aktuellen Deutschen Grundkarte gegenüber. Die Nutzung der Einzelparzellen im Jahre 1825 ist farbig gestaltet und unterscheidet Gebäude, Garten, Acker, Wiese, Wald, Heide, Vöhde und Gewässer. Der parallele Druck von Urkataster- und Deutscher Grundkarte bietet einen Einblick in die seit der Industrialisierung eingetretenen Veränderungen der vergangenen 200 Jahre.

Neben der farbig gekennzeichneten Flächennutzung und den hinzugefügten Höhenlinien ist in den Karten des Urkatasters für jede Parzelle die Nummer des Flurbuches eingetragen. Anhand der in diesem Werk ebenfalls abgedruckten Eigentümerlisten lassen sich somit für die Parzellen des heutigen Stadtgebietes Eigentümer, Nutzungsart und Wert zu Beginn des 19. Jahrhunderts ermitteln.

Ein ausführlicher Einleitungstext schildert die Vorbereitungen und die Durchführung des Vermessungsarbeiten sowie die daraus resultierenden Konflikte mit der Bevölkerung. Zu den Urkatasterkarten und zur Deutschen Grundkarten finden sich detaillierte Indices.

Das Werk richtet sich nicht allein an die Bürger und Bürgerinnen der Stadt Dülmen, sondern auch an die wissenschaftliche Forschung. Aus diesem Grund hat die Historische Kommission für Westfalen die Arbeiten an diese Werk beratend begleitet und das Werk schließlich in ihre Veröffentlichungsreihe \“Geschichtliche Karten\“ aufgenommen.

Info:
\“Das Dülmener Urkataster von 1825. Grundeigentümer in Stadt und Umland in Karten und Tabellen\“
bearbeitet von Friedrich-Wilhelm Hemann (verstorben) und Dieter Overhageböck, 
herausgegeben von der Stadt Dülmen, Dülmen 2008 
(erschienen als Kartenwerk Nr. 3 in der Reihe \“Geschichtliche Karten\“ der Historischen Kommission für Westfalen), 
ISBN 978-3-00-025874-9
Das Werk umfasst 283 Seiten, darunter 70 Doppelseiten mit Karten und 102 Seiten Tabellen. 

Es ist für 69,90 Euro beim Stadtarchiv Dülmen zu beziehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Dülmen
Charleville-Mézières-Platz 2
48249 Dülmen
Tel.: 02594/890815
Fax: 02594 89 08 17
info@stadtarchiv-duelmen.de 
www.stadtarchiv-duelmen.de 

Quelle: Stadt Dülmen, Pressemitteilung, 2.12.2008

Parapsychologische Beratungsarbeit

Einen Schwerpunkt der Arbeit am Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) stellt seit jeher die professionelle Beratung für Menschen mit so genannten ‚außergewöhnlichen Erfahrungen’ (AgE) dar. Das Beratungsangebot des IGPP wird mittlerweile von durchschnittlich etwa 500 Personen pro Jahr wahrgenommen. 

Aus den Beratungsunterlagen früherer Jahre ist mittlerweile Archivgut geworden, das aufgrund seines eindeutig personenbezogenen Charakters als besonders schutzwürdig anzusehen ist und somit erheblichen Benutzungssperrfristen unterliegt. 

Die im Archiv des IGPP aufbewahrten Unterlagen spiegeln die ganze Bandbreite außergewöhnlicher oder „paranormaler“ Erfahrungen von Menschen wider. Diese wurden von den Betroffenen in vielen Fällen zunächst als negativ oder belastend empfunden. 

\"Klinische

Späteren Generationen von Wissenschaftler/innen dürften diese Sammlungen aus der parapsychologischen Beratungsarbeit bedeutendes Studien- oder Quellenmaterial liefern, das der heutigen (historischen) Forschung in dieser dichten Form nirgendwo zur Verfügung steht. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv Nr. 12-08, 1.12.2008

Verleihung des Hessischen Archivpreises 2008

Der hessische Archivpreis ist am 5. Dezember 2008 an die Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung (Kassel) und an drei Persönlichkeiten verliehen worden, die durch ihre langjährige ehrenamtliche und an den archivfachlichen Standards ausgerichtete Arbeit verlustbedrohtes Archivgut gesichert und für die Zukunft nutzbar gemacht haben: Margarethe Emslander aus Dieburg (Landkreis Darmstadt-Dieburg), Walter Seitz aus Homberg / Ohm (Vogelsbergkreis) und Marie-Luise Westermann aus Linden (Landkreis Gießen). Der Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz, sagte bei der Übergabe der vom Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. – Landesverband Hessen zum vierten Mal verliehenen Auszeichnung in Kassel, Archive seien für die Sicherung, Erhaltung und Nutzbarmachung unseres kulturellen Erbes unerlässlich. Die Preisgelder von insgesamt 6.000 Euro für diese bundesweit einzigartige Ehrung teilen sich das Land Hessen und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen

Mit dem Archiv der deutschen Frauenbewegung erhält erstmals ein „Bewegungsarchiv“ die Auszeichnung. Mit diesem Begriff werden diejenigen Archive bezeichnet, welche die so genannten neuen sozialen Bewegungen der siebziger und achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts selbst ausgebildet haben oder die sich auf diese Bewegungen spezialisiert haben. Die gesellschaftlichen Bewegungen, deren Wurzeln und Zentren zumeist außerhalb administrativer Zusammenhänge zu suchen sind, schlagen sich in den großen öffentlichen Archiven mit ihren überwiegend behördlichen Unterlagen nur sehr gebrochen nieder und sind auch nur lückenhaft dokumentiert. Den „Bewegungsarchiven“ geht es darum, eine authentische Überlieferung sicherzustellen und Forschungszusammenhänge herzustellen. „Sie sind nichts weniger als Ausdruck unserer pluralistischen Gesellschaft“, hob Staatssekretär Prof. Lorz hervor. Die immense Bedeutung von Verbänden, Vereinen, Initiativen oder Interessenvertretungen für unsere freiheitliche Gesellschaft bringe schließlich auch eine entsprechend vielfältige Archivlandschaft hervor. 

Das Land Hessen unterstütze solche kleineren Archive mit projektbezogener und institutioneller Förderung, sagte der Staatssekretär. Bei Bedarf stehen darüber hinaus auch die Staatsarchive des Landes mit ihrem professionellen Know-how beratend zur Seite. Die vom Land Hessen unterhaltene, bundesweit tätige Archivschule Marburg bildet nicht nur Archivarinnen und Archivaren aus, sondern hält auch ein breit angelegtes Fort- und Weiterbildungs-Angebot bereit – auch und gerade für die kleineren Archive. Speziell für die Kommunen hat das Land zu Beginn dieses Jahres bei dem Staatsarchiv Darmstadt eine Archivberatungsstelle eingerichtet. 

Margarethe Emslander betreut seit 35 Jahren ehrenamtlich das Archiv der katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul in Dieburg, zunächst gemeinsam mit ihrem Ehemann und seit dessen Tod 1993 allein. Den rund 50 Regalmeter umfassenden Archivbestand hat sie geordnet, inhaltlich erschlossen und fachgerecht gelagert. Bis heute steht sie als Ansprechpartnerin für das Archiv zur Verfügung, aber auch für die Geschichte der Pfarrei, über die sie mehrere Beiträge veröffentlicht hat. Durch ihre sehr engagierte Arbeit hat Margarethe Emslander zur Substanzsicherung des Pfarrarchivs beigetragen, das Archivgut detailliert erschlossen und damit dessen Nutzung möglich gemacht. 

Walter Seitz war von 1960 bis 1992 Bürgermeister der Stadt Homberg / Ohm. Während seiner Amtszeit ist dort das Stadtarchiv eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Seit seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst, also seit nunmehr 16 Jahren, leitet er das Stadtarchiv ehrenamtlich. In dieser Zeit sorgte er dafür, dass die archivwürdigen Unterlagen der 13 im Zuge der Gebietsreform eingegliederten Stadtteile – immerhin rund 60 Regalmeter Akten – in das Stadtarchiv gelangt, fachgerecht gelagert und erschlossen worden sind. 

Marie-Luise Westermann ist zu Beginn der achtziger Jahre, während ihrer Tätigkeit in der Stadtverwaltung Linden, auf das ebenso ungeordnete wie unbeachtete Archivgut der ehemaligen Stadt Großen-Linden gestoßen. In ihrer Freizeit widmete sie sich der Ordnung und Verzeichnung dieser Unterlagen. Damals musste sie auch feststellen, dass das Archivgut der evangelischen Kirchengemeinde Großen-Linden nachlässig untergebracht war und bereits Verluste aufwies. Nach ihrer Pensionierung Ende der neunziger Jahre konnte sie sich der Ordnung und Verzeichnung dieses Kirchenarchivs widmen. Sie hat darüber hinaus das Archivgut weiterer evangelischer Kirchengemeinden (Linden-Leihgestern, Pohlheim – Watzenborn-Steinberg, Pohlheim-Hausen, Pohlheim-Garbenteich und Langgöns) durch Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten nutzbar gemacht. 

Quelle: Pressemitteilung Hessisches Wissenschaftsministerium, 5.12.2008

Der orientalische Nachlass Friedrich Rückerts

Friedrich Rückert (1788-1866), Dichter der von Gustav Mahler 1911 in einer kleinen Auswahl vertonten \“Kindertodtenlieder\“, setzte sich als Gelehrter und Übersetzer mit über 40 Sprachen auseinander. Mit den Resultaten dieses Wirkens hinterließ er der Nachwelt einen wahren \“Thesaurus der Weltliteratur in deutscher Sprache\“ (Herman Kreyenborg). Rückerts vornehmliches Interesse als Philologe und Übersetzer galt der Dichtung in den klassischen orientalischen Literatursprachen: Indisch, Arabisch und Persisch. Bei größtmöglicher Textnähe gelang es ihm, die Originale in Klang und Metaphorik sprachschöpferisch dem Deutschen anzuverwandeln. Damit prägt Rückert die Vermittlung und Rezeption orientalischer Literatur in Deutschland, zum Beispiel durch seine Koranübersetzung, bis heute.

Trotz zahlreicher Editionen ist Rückerts übersetzerisches Werk aus diesen Sprachen noch längst nicht vollständig publiziert. Seinem wissenschaftlichen und dichterischen Nachlass kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Einen Großteil des orientalistischen Nachlasses beherbergt seit 1922 die Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Daneben befindet sich ein weiterer Teil des Rückert-Nachlasses im Stadtarchiv Schweinfurt. Dieser Bestand ist soeben als Mikrofiche Edition mit PDF-Downloadservice im Harald Fischer Verlag publiziert worden.

Die Rückertschen Orientalia der ULB Münster wurden im Rahmen eines von 2002 bis 2005 geförderten DFG-Projekts in indologisch-islamwissenschaftlicher Arbeitsteilung von Volker M. Tschannerl und Anke Osigus vollständig identifiziert und nach heute gültigen bibliothekarischen und fachspezifischen Kriterien katalogisiert und beschrieben. Der Katalog bietet ein ausführliches Verzeichnis des im engeren Sinne orientalistischen Bestandes mit Rückerts Arbeiten zur äthiopischen, arabischen, türkischen, hebräischen und persischen Sprache und Literatur. Das im Zuge der Erschließung ausdifferenzierte und neu geordnete Material umfasst 109 Dokumente, darunter 102 Autographen, mit rund 6 350 beschriebenen Seiten, die eine ununterbrochene Forschertätigkeit von mehr als 40 Jahren reflektieren. Mannigfaltige Sprachstudien und Vorlesungs-Manuskripte, Vorarbeiten zu Rezensionen und kongeniale poetische Übertragungen belegen Rückerts enormen Fleiß und stupende Gelehrsamkeit.

Besonderes Gewicht wurde auf eine detaillierte Erfassung des arabistischen Bestandes gelegt. Er repräsentiert mit 64 Dokumenten nicht nur den umfangreichsten Teil des Nachlasses, sondern enthält auch die weitaus meisten Übersetzungsarbeiten, die editionswürdig, aber zum erheblichen Teil noch unpubliziert sind. Dieser Tatsache trägt die Bearbeiterin mit ihrer akribischen Bestandsaufnahme Rechnung: Jede einzelne Gedicht-Übersetzung wird mit Nennung des Incipits, des Autors, der verwendeten Quelle, möglicher Dubletten und Veröffentlichungen verzeichnet. Um einen ersten Eindruck zu vermitteln, welche Schätze eine Edition der unpublizierten Texte zu Tage fördern könnte, ist der Beschreibung arabischer Übersetzungs-Manuskripte eine vollständige, in der Regel unbekannte Übersetzung eines Gedichts, seltener eines Prosastücks beigefügt. Eine ausführliche Bibliographie schließt den Band ab.

Friedrich Rückert hat sich seit Beginn seiner Sanskritstudien in den 1820er Jahren bis zu seinem Tod intensiv und kontinuierlich mit den Gegenständen altindischer Sprache und Dichtung auseinandergesetzt. Im Unterschied zu seinen akademischen Mitstreitern übersetzte er die ihm vorliegenden Originaltexte nicht in das damals übliche Lateinische, sondern entschied sich für eine konsequente Übertragung in die ihm eigene deutsche Volkssprache. Eigenwillig, aber immer im Austausch mit den maßgeblichen Philologen seiner Zeit, wagte er sich mit scharfem analytischem Verstand und außergewöhnlich dichterischer Begabung an die Übertragungen ihm fremder Literaturdenkmäler aus ferner Zeit, um sie der westlichen Welt anzueignen.

Einmaliges Zeugnis dieser über vier Jahrzehnte währenden philologischen und dichterischen Auseinandersetzung mit der altindischen Literatur und Gedankenwelt sind die etwa 9 000 Blätter Rückerts, die die Universitäts- und Landesbibliothek Münster seit 1922 beheimatet. Volker M. Tschannerl skizziert im Katalog einleitend den Forschungsstand zum Münsteraner Indica-Bestand und gibt anschließend eine genaue Beschreibung der Münsteraner Indica. Insbesondere richtete der Bearbeiter den Blick auf die bisher gänzlich unveröffentlichten und die – allerdings wenigen – fehlerhaft edierten Übertragungen Rückerts aus dem Münsteraner Nachlass und die dem Philologen und Dichter dafür zugänglichen Quellen beziehungsweise die von ihm herangezogene Sekundärliteratur. Den Abschluss des Bandes bilden eine ausführliche Bibliographie der Indica Friedrich Rückerts und der Sekundärliteratur bis zum Jahr 2007 und ein kurzer Ausblick auf wünschenswerte zukünftige Editionen ausgewählter Indica aus dem Münsteraner Nachlass in der Schweinfurter Historisch-Kritischen Edition der Werke Rückerts.

Info
Der orientalistische Nachlaß Friedrich Rückerts in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Katalog der Äthiopica, Arabica, Turcica, Hebraica und Persica. Bearbeitet von Anke Osigus. Harald Fischer Verlag, Erlangen, Januar 2009. ISBN 978-3-89131-514-9, 469 Seiten, Leinen, Fadenheftung, EUR 98,-

Der orientalistische Nachlaß Friedrich Rückerts in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Katalog der Indica. Bearbeitet von Volker M. Tschannerl. Harald Fischer Verlag, Erlangen, Januar 2009. ISBN 978-3-89131-515-6, 129 Seiten, Leinen, Fadenheftung, EUR 78,-

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Quelle: Pressemitteilung Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 4.12.2008

Bundesarchiv stellt Wikipedia 100.000 Bilder zur Verfügung

Das Bundesarchiv und die Online-Enzyklopädie Wikipedia haben einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, der vorsieht, dass rund 100.000 digitalisierte Bilder des Bundesarchivs Wikipedia kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Damit trägt es nicht nur dem Bundesarchivgesetz Rechnung, sondern auch dem Gedanken von OpenAccess und den Grundsätzen der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“ vom 22. Oktober 2003. Das ungewöhnliche Projekt der Zusammenarbeit einer oberen Bundesbehörde mit Wikipedia war Gegenstand einer stark besuchten Pressekonferenz, die am 4. Dezember 2008 in Berlin stattfand. \“In Kooperation mit Wikimedia Deutschland sind wir dem Ziel, die im Bundesarchiv verwahrten ca. 11 Millionen Bilder nutzbar zu machen und einen freien Zugang zu ermöglichen, einen großen Schritt nähergekommen\“, erklärte die Vizepräsidentin des Bundesarchivs Prof. Dr. Angelika Menne-Haritz.

Im September 2007 hatte das Bundesarchiv bereits sein Digitales Bildarchiv online gestellt. Es präsentiert Bilddokumente zu Ereignissen und Personen der deutschen Kolonialgeschichte, der Weimarer Republik, der Zeit des Nationalsozialismus – hier insbesondere die Bilder der Propagandakompanien der Wehrmacht -, der DDR in Form von Bildern des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes ADN-Zentralbild und der Bundesrepublik Deutschland, vorwiegend in Gestalt von Bildern des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Derzeit befindet sich ein repräsentativer Querschnitt von 170.000 Bildern des Bundesarchivs und der Bundesbildstelle im Digitalen Bildarchiv. Kontinuierlich werden neue Bilder in diese von Wissenschaftlern, Journalisten, Behörden, Verlagen und Privatleuten intensiv genutzte Datenbank eingestellt. Gegenwärtig sind mehr als 1.000 Benutzer im Digitalen Bildarchiv registriert.

Weltweit ist Wikipedia eine der 10 beliebtesten Websites. In Deutschland belegt die freie Enzyklopädie den 1. Platz in der Kategorie Wissen, News und Informationen. „Die Zusammenarbeit mit einer Bundesbehörde ist für Wikipedia ein außerordentlicher Erfolg und bestätigt die rasant wachsende Bedeutung der Online-Enzyklopädie\“, freute sich Mathias Schindler, Communication Committee der Wikimedia Foundation. Wikimedia ist eine internationale Bewegung, die freies Wissen fördert und verschiedene Projekte unterstützt. Das größte ist die Wikipedia. Seit der Gründung 2001 sind in der deutschsprachigen Online-Enzyklopädie über 800.000 Artikel entstanden und abrufbar. Die Wikimedia Commons bezeichnet sich als Schwesterprojekt der Wikipedia und wurde 2004 als kostenfreie Mediensammlung gegründet. Aktuell enthält Wikimedia Commons rund 3.500.000 Dateien und etwa 84.500 Sammlungen. Wikimedia Commons wird vom Bundesarchiv um 100.000 historische, zum Teil einmalige Fotos bereichert. Wikipedia wiederum unterstützt das Bundesarchiv bei der Zuordnung von Nummern der sogenannten Personennamendatei (PND) zu den Einträgen in der Personenliste des Bundesarchivs und bei der Erschließung von noch nicht identifizierten Bildern. Dadurch ziehen Bundesarchiv und Wikipedia gleichermaßen Nutzen aus dieser beispielhaften Beziehung.

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Dr. Oliver Sander
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Quelle: Pressemitteilung Bundesarchiv, 4.12.2008