EU-Kommission fördert den Aufbau eines europäischen Archivportals

Das Bundesarchiv ist aktiver Partner des am 15. Januar 2009 startenden Projektes APENET zum Aufbau eines Europäischen Archivportals mit einem gemeinsamen Internet-Zugang zum Archivgut der Mitgliedsländer der EU. Mit dem Projekt wird eine der Handlungsnotwendigkeiten aus dem vom Rat veranlassten Bericht über die Archive in der erweiterten EU umgesetzt. 

Der Vertrag zwischen der Kommission und den Projekt-trägern wurde in den letzten Tagen des vergangenen Jahres unterschrieben. An dem Projekt sind 12 Mitgliedsländer der EU sowie die EDL-Foundation, die Trägerin der EUROPEANA, beteiligt. Es sind (von Nord nach Süd): Finnland, Schweden, Litauen, Polen, Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Spanien, Portugal, Slowenien, Griechenland und Malta. Die Projektleitung sowie die technische Realisierung nimmt die spanische Archivverwaltung wahr. Das Bundesarchiv hat die Aufgabe der Entwicklung des logischen Modells für das Portal übernommen. Die Teilnahme am Portal wird allen Archiveinrichtungen offen stehen. Für die Vorbereitung ihrer Daten zur Integration in das gemeinsame Portal sollen im Rahmen des Projektes flexible Werkzeuge entwickelt werden, die kostenlos und als Open Source Software genutzt, angepasst und weitergegeben werden können. 

Das Projekt mit einer Laufzeit von 3 Jahren wird zunächst eine Art gemeinsames Verbundfindmittel erstellen, in dem auch Digitalisate aus Archivgut integriert sein werden. Es wird auf den internationalen Fachstandards wie EAD (Encoded archival description) beruhen, die inzwischen in vielen europäischen Ländern für die eigenen Archivangebote im Internet eingesetzt werden. Gemeinsam festgelegtes Prinzip ist es, die Verantwortung für die Inhalte soweit wie möglich bei den Archiven zu belassen, so dass sie das Portal als Publikationsforum für ihre Erschließungsangaben nutzen können und ihre Findmittel gleichzeitig in den internationalen Kontext einbinden. 

Mit dem Europäischen Archivportal wird bald eine Ländergrenzen überschreitende Recherche in Archivgut möglich sein. Alles Archivgut stammt aus klar abgegrenzten Bereichen, für die je ein Archiv zuständig ist. Wie in einem Puzzelspiel werden sich die Bestände im Portal zusammen fügen und ganz neue Einsichten ermöglichen. Parallele Entwicklungen lassen sich vergleichen und die gegenseitige Wahrnehmung der Länder sowie ihre Kommunikationen untereinander, etwa im Wirtschaftsressort oder in der Kultur, können damit direkt nachvollzogen werden. Allein die Präsentation der Findmittel gibt bereits einen bisher so nicht realisierbaren Überblick über Archivgut in Europa. Es wird auch die Möglichkeit gegeben sein, digitalisiertes Archivgut selbst einzusehen. Mit dem Portal wird eine Infrastruktur aufgebaut, mit der die Archive für die Bereitstellung der Ergebnisse der in den nächsten Jahren zu erwartenden umfangreichen Digitalisierungsaktionen bestens vorbereitet sind. Für jedes Archiv ist die Publikation der eigenen Findmittel im Portal mit dem großen Vorteil verbunden, dass seine Bestände im Kontext des Archivguts anderer Archive um so besser sichtbar und nutzbar werden. 

Das Bundesarchiv wird seine Erfahrungen mit der übergreifenden Recherche in Archivgut sowie mit der Nutzung der internationalen Fachstandards für Internetpräsentationen von archivischen Erschließungsinformationen in das Projekt einbringen können. Beim Aufbau des Netzwerks SED-/FDGB-Archivgut und seinem Ausbau zu einer Referenzanwendung für ein Archivportal Deutschland wie in der Entwicklung der eigenen, Bestände übergreifenden Rechercheanwendung ist es bereits ähnlich, wie es für das europäische Portal geplant ist, vorgegangen. Es wird sobald wie möglich seine online verfügbaren Erschließungen ebenfalls über das europäische Portal anbieten und die Nutzung durch andere Archive in Deutschland unterstützen. 

Projektwebsite: http://www.europeanarchivesgateway.eu/ 

Bericht über die Archive in der erweiterten Europäischen Union
http://ec.europa.eu/transparency/archival_policy/eur_arch_group/basis_en.htm 

Kontakt
Bundesarchiv
Dr. Monika Kaiser
Postfach 450 569
12175 Berlin
Tel.: 030/18 7770-102
m.kaiser@barch.bund.de

Quelle: Bundesarchiv Berlin, Pressemitteilung, 5.1.2009

Wichtiges theologisches Fragment des 12. Jahrhunderts in Bozen gefunden

Im Rahmen der Inventarisierung der städtischen Archivbestände in Bozen entdeckte der Historiker Hannes Obermair ein Bruchstück einer wichtigen hochmittelalterlichen Handschrift. Sie stammt aus der ersten Hälfte oder Mitte des 12. Jahrhunderts und ist damit das älteste am Bozner Stadtarchiv verwahrte Original.

Inhaltlich handelt es sich um einen Text des angelsächsischen Theologen und \“Kirchenlehrers\“ Beda der Ehrwürdige (Beda Venerabilis, 672-735). Als Historiker und frühmittelalterlicher Gelehrter ist Beda vor allem aufgrund seiner monumentalen \“Kirchengeschichte des englischen Volkes (Historia Ecclesiastica Gentis Anglorum)\“ bekannt.

\"Stadtarchiv

Abb.: Stadtarchiv Bozen, Fragment des 12. Jhs. (Beda Venerabilis)

Das Bozner Fragment ist ein kleiner Ausschnitt aus Bedas im frühen 8. Jahrhundert entstandenen Kommentars der \“Sprüche Salomos\“, eines im Mittelalter sehr populären Abschnitts des alttestamentarischen Buchs der Sprüche (Proverbien). Das Pergamentblatt war Teil einer Abschrift des 12. Jahrhunderts, die ihrerseits zusätzliche Stellenkommentare, so genannte Glossierungen, aus dem Umfeld der Scholastik enthält.

In einer wissenschaftlichen Publikation soll der bedeutsame Textzeuge nun genauer aufgearbeitet und zugänglich gemacht werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Bozen 
Unter den Lauben 30
39100 Bozen
Tel. +39-0471-997588 (Sekretariat) 
Fax +39-0471-997456 
stadtarchiv@gemeinde.bozen.it

Quelle: Stadt Bozen, Pressemitteilung, 5.1.2009

Walter Jaroschka verstorben

Walter Jaroschka, der ehemalige Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Die Laufbahn des Historikers begann 1960 im Staatsarchiv Landshut. 1966 wechselte er an das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München, 1977 wurde er zum Leiter der bayerischen Archivverwaltung bestellt und 1978 zum Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns ernannt. Dieses Amt übte er bis zu seinen Eintritt in den Ruhestand 1997 aus. Anlässlich seiner Verabschiedung veranstaltete man am 24./25. Juli 1997 ein wissenschaftliches Kolloquium zum Thema "Landesgeschichte und Archive. Bayerns Verwaltung in historischer und archivwissenschaftlicher Forschung. Stand und Aufgaben".

Unter Jaroschka erfolgte eine tiefgreifende Umgestaltung der staatlichen Archive. 1990 trat das Bayerische Archivgesetz in Kraft, an dem er maßgeblich mitgewirkt hat. Als Lehrer an der bayerischen Archivschule und an der Beamtenfachhochschule prägte er mehrere Archivarsgenerationen. Er war Mitglied der Kommission für Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Honorarprofessor an der LMU München

Zwei Festschriften wurden Walter Jaroschka zugedacht: 1) Bewahren und Umgestalten. Aus der Arbeit der Staatlichen Archive Bayerns. Walter Jaroschka zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Hermann Rumschöttel und Erich Stahleder, München, 1992. 8vo. XIII, 372 S. OKart. (Mitteilungen für die Archivpflege in Bayern. Hrsg. von Bodo Uhl, Sonderh. 9). 2) Albrecht Liess/Hermann Rumschöttel/Bodo Uhl (Hrsg.), Festschrift Walter Jaroschka zum 65. Geburtstag = AZ 80, 1997. – Für sein Wirken erhielt Jaroschka zahlreiche Auszeichnungen.

Link: www.gda.bayern.de 

Quelle: Süddeutsche, 31.12.2008

Archiv und Wirtschaft 4/2008

In Kürze erscheint Heft 4/2008 der Zeitschrift \“Archiv und Wirtschaft". Die von der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW) herausgegebene Zeitschrift enthält folgende Aufsätze, Berichte und Rezensionen. 

Aufsätze
Ulrike Zimmerl: Das Historische Archiv der Bank Austria 
Jürg Hagmann: Records Management – Strategien für den vorarchivischen Bereich 
Anna Szlejcher: Situation of archives and archivists in Argentina 
Benjamin Obermüller: Aufbau des Historischen Archivs der Provinzial Rheinland Versicherung in Düsseldorf anlässlich ihres 175-jährigen Jubiläums
Manuela Speer: Das Zentralarchiv der Deutschen Flugsicherung 
Britta Leise: Das Konzernarchiv und die Eisenbibliothek der Georg Fischer AG 

Berichte
Bärbel Kern: Toblerone: Dein wahres Stück Schweiz. Bericht über ein History Marketing Projekt 
Martin Münzel: Wissenschaftliches Symposium zum Gedenken an Prof. Gerald D. Feldman vom 23.-24.10.2008 in Berlin 

Rezensionen
Youssef Cassis: Metropolen des Kapitals. Die Geschichte der internationalen Finanzzentren 1780-2005 (Ralf Ahrens) 
Boris Gehlen: Paul Silverberg (1876-1959). Ein Unternehmer (Benjamin Obermüller) 
Gerd Hardach: Kontinuität und Wandel. Hessens Wirtschaft seit 1945 (Christoph Waldecker) 
Martin Krauß: Eine Bank und ihre Region. 150 Jahre H + G Bank, 1858-2008 (Harald Wixforth) 
Stefanie van de Kerkhof: Von der Friedens- zur Kriegswirtschaft. Unternehmensstrategien der deutschen Eisen- und Stahlindustrie vom Kaiserreich bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (Karl-Peter Ellerbrock)
Till Lorenzen: BMW als Flugmotorenhersteller 1926-1940. Staatliche Lenkungsmaßnahmen und unternehmerische Handlungsspielräume (Claus W. Schäfer)
Dirk Ullmann: Ullmanns ArchivQuiz. 150 Fragen & Antworten rund um das Archivwesen (Dietmar Schenk) 
Patrick Feuz, Andreas Tobler und Urs Schneider: 100 Jahre Toblerone. Die Geschichte eines Schweizer Welterfolgs (Kirsten Teipel)

Prof. Dr. Horst A. Wessel als Leiter des Mannesmann-Archivs in den Ruhestand verabschiedet (Manfred Rasch) 

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Redaktionsleiter: 
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Unternehmensarchiv 
Carl-Bertelsmann-Straße 270 
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Telefax: (05241) 80-6-89992 
Helen.Mueller@Bertelsmann.de 
Martin.Muenzel@Bertelsmann.de 
www.bertelsmann-stiftung.de

Dienel-Nachlass nun im Oncken-Archiv

Der Nachlass des im Dezember 2006 im Alter von 83 Jahren verstorbenen Theologen und Soziologen Prof. Dr. Peter Dienel hat einen neuen Platz im Oncken-Archiv (Elstal bei Berlin) gefunden. Seine Witwe, Dorothea Dienel, geb. Mallau, hat alle schriftlichen Unterlagen ihres Mannes dem Archiv geschenkt. Bundesweit war der Baptist als Erfinder des Bürgerbeteiligungsverfahrens \“Planungszelle\“ bekannt geworden. 

Die Unterlagen aus dem Tätigkeitsfeld und dem persönlichem Leben Dienels liegen in über 60 Umzugskisten und Koffern bereit. Sie müssten nun geordnet und verzeichnet werden, so die Leiterin des Oncken-Archivs, Ines Pieper. Für diese Arbeit stehe Antonio Verges zur Verfügung, der sich in seiner Doktorarbeit dem Thema Planungszelle widmet. Später sollen die Unterlagen nach Schlagworten in einer Datenbank recherchierbar sein und den Archiv-Benutzern zur Verfügung stehen.

Das Oncken-Archiv des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) eröffnet Studierenden den Zugang zu den Quellen des Baptismus in Deutschland und weltweit. Das Archiv beinhaltet Druckschriften von, über und gegen Baptisten, nationale und internationale baptistische Zeitschriften, Nachlässe (Predigten, Korrespondenz, persönliche Aufzeichnungen) namhafter baptistischer Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts, Protokolle von Leitungsgremien und Akten von Einrichtungen, Quellen zur Geschichte der Europäischen Baptistischen Mission (EBM), zum Beispiel in Kamerun, Gemeindechroniken und Festschriften, Fotos, Filme, Video- und Tonkassetten, Spezialsammlungen zu Puritanismus und Brüderbewegung, sowie von Bibeln und Gesangbüchern. Das Archiv wird von Ines Pieper (Diplomarchivarin FH) betreut. Sie war unter anderem wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Informationswissenschaften der FH Potsdam.

Kontakt:
Oncken-Archiv des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden 
Bildungszentrum Elstal
Johann-Gerhard-Oncken-Strasse 5
14627 Elstal
Tel.: (033234) 74280
Fax: (033234) 74199
onckenarchiv@baptisten.de
www.bildungszentrum-elstal.de

Quelle: Klaus Rösler, Baptisten.org, 17.12.2008

Alltägliche Wunder

Das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) in Freiburg bewahrt in seinem Archiv die europaweit wohl umfangreichste Sammlung von individuellen Berichten über außergewöhnliche oder paranormale Erfahrungen von Menschen. Schilderungen überraschender Einzelerlebnisse wie etwa Präkognition, Hellsehen, Telepathie oder Wahrträume wurden dem Institut seit seiner Gründung 1950 kontinuierlich aus der Bevölkerung zugeschickt und überlassen. Zudem lancierte das Institut selbst immer wieder gezielt Aufrufe in den Massenmedien, um entsprechende Erfahrungen aus dem Alltagsleben – ‚Spontanfälle’ genannt – für wissenschaftliche Analysen zu erheben. 

Viele der frühen Berichte aus der Nachkriegszeit betreffen Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg, in Einzelfällen gehen die Erinnerungen an paranormales Erleben sogar bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurück. Der Gesamtumfang der auf unterschiedlichen Informationsträgern vorliegenden qualitativen Unterlagen beträgt rund 6,5 lfdm. Eine genaue Angabe über die Zahl der Einzelberichte lässt der momentane Verzeichnungszustand der Bestände nicht zu. Es können aber zwischen 4.000 und 5.000 individuelle Erlebnisschilderungen geschätzt werden, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in das Freiburger Institut gelangt sind. 

Teile des vorliegenden Materials wurden nach sozialwissenschaftlichen oder (para)psychologischen Gesichtspunkten ausgewertet. Eine Bearbeitung unter explizit kulturwissenschaftlichen oder historischen Fragestellungen ist hingegen bislang noch nicht erfolgt. 

\"Bericht

Abb.: Bericht Johannes G. vom 24.9.1958 über einen \’telepathischen Traum\‘ zur Heimkehr eines Freundes aus der Kriegsgefangenschaft (1920) [IGPP-Archiv, Best. E/23, Sannwald-Sammlung]

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv Nr. 01-09, 1.1.2009

Leiter des Staatsarchivs Bückeburg verabschiedet

Nach 16-jähriger Tätigkeit im Staatsarchiv Bückeburg wurde am 18. Dezember 2008 Archivdirektor Dr. Hubert Höing vom Präsidenten des Niedersächsischen Landesarchivs, Dr. Bernd Kappelhoff, in den Ruhestand verabschiedet. Als Abschiedsgeschenk erhielt er neben einer Dankesurkunde auch eine Plastik des Rintelner Künstlers Eg Witt. Dr. Bernd Kappelhoff betonte denn auch in seiner Rede, dass Dr. Hubert Höing das Staatsarchiv Bückeburg als Kern für die Identität der Region etabliert habe. Sigmund Graf Adelmann, Geschäftsführer der „Schaumburger Landschaft“, hob außerdem hervor, dass das Staatsarchiv besonders für seine Benutzerfreundlichkeit bekannt sei.

Dieter Brosius von der Historischen Arbeitsgemeinschaft für Schaumburg, lobte Hubert Höing außerdem dafür, dass er es verstanden habe, das Erbe Schaumburgs einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Darüber hinaus sei auch das Anwachsen der ,Schaumburger Studien‘ auf 18 Bände sowie die Begründung der „Schaumburger Profile“ ihm zu verdanken. Dr. Hubert Höing selbst stellte in seiner Abschiedsrede die Bedeutung der Werkstatt des Staatsarchivs mit den Abteilungen Sicherungsverfilmung und Restaurierung für die gesamte niedersächsische Archivlandschaft heraus. Er erwähnte auch, dass sogar das Bundesarchiv Praktikanten nach Bückeburg schicke, um die hier angewandten Verfahren kennen zu lernen. Außerdem zog er eine positive Bilanz seiner bisherigen Leistungen und äußerte den Wunsch, dass manches von dem, was er im Staatsarchiv so erfolgreich in die Wege geleitet habe, auch künftig beibehalten werde.

Kontakt
Staatsarchiv Bückeburg
Schloss
31675 Bückeburg
Tel.: 05722 / 9677 – 30
Fax: 05722 / 1289
Bueckeburg@nla.niedersachsen.de 

Quelle: Schaumburger Nachrichten, 19.12.2008

Weinsberger Patientenfotografien aus dem frühen 20. Jahrhundert

Die Ausstellung "Das schöne Bild vom Wahn – Weinsberger Patientenfotografien aus dem frühen 20. Jahrhundert" im Staatsarchiv Ludwigsburg zeigt historische Fotografien aus der Heilanstalt Weinsberg. Der erste ärztliche Direktor, Dr. Paul Kemmler (1865-1929), hat im Rahmen seiner Tätigkeit zwischen 1904 und 1918 einen Fundus von rund 1000 Aufnahmen angelegt, darunter Einzel- und Gruppenporträts sowie Dokumentationen von Gebäuden und Parkanlagen der Klinik. Das Hauptwerk des Psychiaters gilt mit über 700 Glasplatten der Aufzeichnung seiner Patienten und des Personals der Anstalt. Zudem dokumentiert ein großer Anteil der Lichtbilder die therapeutische Situation der Klinik, das Sonnenbaden, Spinnen, Sägen, die Feldarbeit.

Die Aufnahmen Kemmlers zeichnet eine hohe technische wie ästhetische Qualität aus, die sich nicht zuletzt dem Interesse des Arztes am Medium der Fotografie verdankt. Vor allem die Porträts der sog. Pfleglinge lassen auf die besondere Umsicht und Sorgfalt des Psychiaters im sensiblen Moment der Aufnahme schließen. So zeigen diese Bilder denn auch weniger das Antlitz psychisch Kranker. Vielmehr sind sie anzusehen als Dokumente, welche den persönlichen Habitus, den gesellschaftlichen Status der Patienten sowie ihre persönliche Würde widerspiegeln. Die teilweise hochqualitativen Aufnahmen erinnern zuweilen an die Gesellschaftsporträts von August Sander. Das Staatsarchiv Ludwigsburg hat diese einzigartige Sammlung im Sommer 2005 vom Klinikum am Weissenhof in Weinsberg übernommen und präsentiert diese nun erstmalig im Kontext bürgerlicher Fotografie nach 1900 bis zum 27. März 2009. Ausstellungsführungen von Dr. Bernhard Stumpfhaus, Kurator der Ausstellung, finden am Sonntag, 11. Januar 2009 und Sonntag, 8. Februar 2009, jeweils 14.00 Uhr statt. Die Gebühr beträgt 5 Euro bzw. 3 Euro. Anmeldungen sind über die VHS Ludwigsburg (Tel.: 07141 / 9102438) erforderlich. Weitere Termine für Führungen können vereinbart werden.

Info
Begleitbuch zur Ausstellung: 
Bernhard Stumpfhaus (Bearb.): Das schöne Bild vom Wahn, mit Aufsätzen von Franz Andritsch und Dirk Lorenzen, Helen Bömelburg sowie Bernhard Stumpfhaus, 180 Seiten, 147 Abb., Kart., Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2008
Buchhandelsausgabe: 18 Euro, in der Ausstellung 12 Euro.

Kontakt
Staatsarchiv Ludwigsburg
Arsenalplatz 3
71638 Ludwigsburg
Tel.: 07141 / 18 – 6310 
Fax: 07141 / 18 – 6311 
staludwigsburg@la-bw.de 

Quelle: Aktuelles Staatsarchiv Ludwigsburg.

Die Herzöge von Schleswig und Holstein

Eine neue Ausstellung im Landesarchiv Schleswig-Holstein vom 5. Dezember 2008 bis 3. Juli 2009 erinnert an den Gottorfer Herzog Friedrich III. (1597-1659), dessen 350. Todesjahr im Jahr 2009 begangen wird. Durch die intensive Förderung von Kunst und Wissenschaft wurde die Regierungszeit Friedrichs III. zum glanzvollen Höhepunkt der Geschichte des Herzogtums Gottorf, die von 1544 bis 1773 dauerte. Die Gottorfer, deren langjährige Residenz vor den Toren der Stadt Schleswig lag, waren neben den dänischen Königen die einflussreichsten Landesherren in den Herzogtümern Schleswig und Holstein.

Anfang des Mittelalters gab es für das Gebiet des heutigen Schleswig-Holsteins nur zwei Fürstenhäuser: das Abel-Geschlecht in Schleswig und die Schauenburger in Holstein. Nach deren Aussterben wählten die schleswig-holsteinischen Stände 1460 in Ripen den dänischen König Christian aus dem Hause Oldenburg zu ihrem neuen Landesherrn. Sein Versprechen, Schleswig und Holstein nicht zu teilen, wurde schon 1490 das erste Mal gebrochen. Durch Erbteilungen entstand eine Vielzahl gleichzeitiger Herzöge und Herzogtümer. Einige von ihnen, wie die Gottorfer, waren Regenten mit großer Machtfülle, andere nur „abgeteilte Herren“ ohne Anteil an der gemeinschaftlichen Regierung, so die Plöner und Glücksburger Herzöge, und wieder andere waren nur Titularherzöge ohne fürstliche Rechte, so die Augustenburger. Die Ausstellung veranschaulicht die wechselvolle Geschichte dieser Herzogshäuser, die über Jahrhunderte das Land prägten, das heute Schleswig-Holstein heißt.

Entstanden ist die Ausstellung „Die Herzöge von Schleswig und Holstein“ aus Anlass des 175-jährigen Jubiläums der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte und des 100-jährigen Bestehens des Museums Sønderjylland – Sønderborg Slot 2008. Konzipiert wurde sie als ein gemeinsames deutsch-dänisches Projekt vom Sonderburger Museum und der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel. Eine Auswahl aus dieser Ausstellung zeigt das Landesarchiv Schleswig-Holstein zusammen mit Objekten aus eigenen Beständen im Prinzenpalais in Schleswig. Zur Ausstellung ist ein zweisprachiger Katalog zum Preis von 16,00 Euro erschienen. Begleitet wird die Ausstellung von einer Vortragsreihe.

Kontakt:
Landesarchiv Schleswig-Holstein
Prinzenpalais
24837 Schleswig
Tel.: 04621 / 8618 – 00
Fax: 04621 / 8618 – 01
landesarchiv@la.landsh.de

Quelle: Veranstaltungen Landesarchiv Schleswig-Holstein.

Virtuelle Präsentation zum 475. Todestag von Johannes Aventinus (1477-1534)

Der am 4. Juli 1477 geborene Humanist Johannes Turmair (Aventinus) gilt gemeinhin als einer der großen und einflussreichen Väter der bayerischen Geschichtsschreibung. Turmair, der sich nach seiner Heimatstadt Abensberg „Aventinus“ nannte, war nach einer Studienzeit als Prinzenerzieher am Münchner Hof tätig. Er verfasste als wittelsbachischer Hofhistoriker in den Jahren 1517 bis 1521 die „Annales ducum boiariae“ (Annalen der Herzöge von Bayern) und einige Jahre später seine berühmte, volkstümliche „Baierische Chronik“. 

Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Reichsstadt Regensburg Literalien 300 fol. 1

Abb.: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Reichsstadt Regensburg Literalien 300 fol. 1. Fol. 1 des ursprünglich mit keiner Seiten- oder Blattzählung versehenen Manuskripts trägt nur den vollständigen Titel des Werks samt einer Erwähnung Aventins als des Autors. 

Aventinus verwendete für seine Werke erstmals die reiche Überlieferung der bayerischen Klosterarchive und -bibliotheken. Zugleich verherrlichte er in seinen Schriften die bayerische Vergangenheit und übte mit seinem Geschichtsbild großen Einfluss auf die bayerische Landesgeschichte aus. Eine (nicht vollständige) Ausgabe seiner Werke ist zwischen 1881 und 1908 in sechs Bänden erschienen, herausgegeben von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (diese Ausgabe ist im Internet abrufbar unter: www.bayerische-landesbibliothek-online.de). 

Aventinus starb am 9. Januar 1534 in Regensburg. Anlässlich seines 475. Todestages stellt das Bayerische Hauptstaatsarchiv in einer Internetpräsentation ausgewählte Archivalien zur Verfügung. Die jetzt frei geschaltete Internetpräsentation enthält mehrere, teils unbekannte originale Schriftstücke zu seiner Biographie sowie zwei Handschriften mit einer von Aventinus geschriebenen Regensburger Stadtgeschichte. Aventinus verfasste die Stadtgeschichte in seinen letzten Lebensjahren in Regensburg. Darin hob er die historische Bedeutung und das hohe Alter der Stadt Regensburg hervor. Diese beiden aus dem 16. Jahrhundert stammenden wertvollen Handschriften werden ebenfalls im Original präsentiert.

Die virtuelle Präsentation ist ein Angebot der staatlichen Archive Bayerns unter Mitwirkung des Amtes für Archiv und Denkmalpflege der Stadt Regensburg.

Kontakt:
Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns
Schönfeldstraße 5
80539 München
Telefon: (0 89) 2 86 38-2482 
Telefax: (0 89) 2 86 38-2615
poststelle@gda.bayern.de
www.gda.bayern.de

Quelle: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, Pressemitteilung, 29.12.2008