Freiwillige Feuerwehr ergänzt Stadtarchiv Nastätten

Das Stadtarchiv der Stadt Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz verwahrt Bilder, Zeitungen, Karten und allgemein Schriftgut der Nastätter Vergangenheit. Es ist damit das Gedächtnis der Stadt, in dem die Vergangenheit für die Nachwelt aufbewahrt wird. Seit der Gebietsreform von 1969 gehört die Stadt zum Rhein-Lahn-Kreis und wurde 1972 Sitz der neu geschaffenen Verbandsgemeinde Nastätten.

Auch die vor fast 125 Jahren gegründete Freiwillige Feuerwehr Nastätten ist Teil der Geschichte, die es gilt für die Nachwelt aufzubewahren. So sahen dies auch die Alterskameraden Rolf Strobel und Lutz Heidecker, die sich um die Sortierung und Aufarbeitung der Geschichte der FFW Nastätten kümmern wollen.


Abb.: Freiwillige Feuerwehr ergänzt Stadtarchiv Nastätten: Freuen sich auf eine gute (ehrenamtliche) Zusammenarbeit v.l. Marco Ludwig (Stadtbürgermeister), Wolfgang Villmann (Stadtarchiv), Florian Strobel (Wehrführer), Rolf Strobel, Lutz Heidecker (Feuerwehrarchiv) (Foto: Stadt Nastätten).

Zu dem im Stadtarchiv Nastätten teilweise mehrere Jahrhunderte alten Schriftgut, kommen Nachlässe von Bürgern, Vereinen und Firmen hinzu, Sonderbestände aus Zeitungen und Sammlungen, wie etwa Karten und Pläne. Dabei machte die engagierte Arbeit um das Archivteam von Wolfgang Villmann und Gudrun Gerhards auf sich aufmerksam. Was lag also näher, auch das Feuerwehrarchiv der Freiwilligen Feuerwehr Nastätten zu integrieren. Damit erhalten auch diese Dokumente einen Platz, an dem sich viele Generationen erfreuen können – inklusive der Digitalisierung.

Im ersten Schritt geht es darum, das Schriftgut und die historischen Bilder der Freiwilligen Feuerwehr in einem Findbuch zu erfassen. Hierzu hat das Stadtarchiv ein „DokuWiki“ zur Dokumentation und Suche aufgebaut. Dieses „DokuWiki“ der Stadt kommt nun auch für die Freiwillige Feuerwehr Nastätten zum Einsatz.

Soweit es rechtlich zulässig ist, bietet das Stadtarchiv damit allen Interessierten öffentlich Zugang zu einer umfassenden und strukturierten Recherche bis hin zu einzelnen Archivalien. Das Angebot wird regelmäßig aktualisiert und erweitert, entsprechend dem Fortschritt der ehrenamtlichen Arbeit des Stadtarchivteams. Dabei erstreckt sich die Suche sowohl über das analoge als auch das digitale Archivgut.

Mit viel Einsatz und Herzblut für die Stadtgeschichte bietet das Archiv den jeweils aktuellen und vollständigen Überblick über die historische Überlieferung der Stadtgeschichte. Dennoch sind Fehler oder Lücken niemals auszuschließen. Deshalb ist das Stadtarchiv ebenso wie die Freiwillige Feuerwehr für Hinweise und Ergänzungen, die der Nachwelt erhalten bleiben sollen, dankbar und möchte die Bevölkerung ausdrücklich ermuntern, mit ihnen in Kontakt zu treten. Auch eine temporäre Leihe hilft. Nach der Digitalisierung werden die Leihgaben unversehrt zurückgegeben.

Kontakt:
Stadtarchiv Nastätten
Bürgerhaus – Schulstraße 29
56355 Nastätten
info@stadtarchiv-nastaetten.de
https://stadtarchiv-nastaetten.de

Quelle: Wolfgang Villmann, Freiwillige Feuerwehr ergänzt Stadtarchiv Nastätten – Zusammenarbeit startet, 25.4.2022

100 Jahre Tiroler Film- und Kinogeschichte

Knapp 200 Jahre ist es her, dass der Osttiroler Simon Stampfer (1790-1864) den stroboskopischen Effekt entdeckte – und damit die Grundlage dafür, warum wir Filme sehen können. Später flimmerten die ersten Stummfilme über die Leinwand, es entstanden Spielfilme und Tirol wurde zum Filmland. Die Ausstellung „… uuund Schnitt! Film und Kino in Tirol“ im Innsbrucker Museum im Zeughaus widmet sich der Ära des Films als er noch von der Rolle kam.


Abb.: Standbild aus dem Film „Winter in Tirol“ von Theo Hörmann, 1967 (Foto: Filmarchiv Walter Hörmann, Mils)

Im Fokus der Sonderausstellung vom 22.4.2022 bis 2.10.2022 steht dabei die Film- und Kinolandschaft Tirols. So erzählt die Schau von Geschichte und Geschichten zu Spiel- und Dokumentarfilm und gibt Einblicke in die Produktionstechnik von früher. Neben ausgewählten Filmszenen versetzen zahlreiche historische Ausstellungsobjekte die Besucherinnen und Besucher in vergangene Zeiten und lassen einen Hauch Nostalgie aufkommen.

„Das Besondere am Film in Tirol war immer die Kulisse“, erklärte Kuratorin Dr. Claudia Sporer-Heis bei einer Presseführung. Filmschaffende nutzten von Beginn der Geschichte des Films bis zum heutigen Tag – etwa für indische Bollywoodproduktionen – die Landschaft Tirols. Anfang der 1920er-Jahre zeigte sich dies in den sogenannten „Bergfilmen“. Paradebeispiel dafür ist der 1931 präsentierte Film „Der weiße Rausch“ von Arnold Fanck, bei dem auch Luis Trenker und Leni Riefenstahl mitwirkten.

Viel Raum wird in der Ausstellung dem Thema Krieg und Propaganda eingeräumt. Man wollte den Aspekt „zwischen privat und öffentlich“ herausarbeiten, erklärte der Direktor der Tiroler Landesmuseen, Dr. Peter Assmann. Wobei man bei der Öffentlichkeit auch gleich bei der politischen Dimension lande, und zwar bei dem „was man sagt und was man nicht sagt“.

Kontakt:
Tiroler Landesmuseen
Museum im Zeughaus
Zeughausgasse 1
6020 Innsbruck
T +43 512 594 89 – 313
F +43 512 594 89 – 318
zeughaus@tiroler-landesmuseen.at
https://www.tiroler-landesmuseen.at/haeuser/zeughaus-in-innsbruck/

Quelle: ORF Tirol, 21.4.2022; Tiroler Landesmuseen, „… uuund Schnitt!“, April 2022

documenta-Archiv erhält Konzeptkunst von Mischa Kuball zu Emil Nolde

Der Düsseldorfer Konzeptkünstler Mischa Kuball schenkt dem documenta archiv fünf großformatige Arbeiten seiner Werkserie research_desk_nolde/kritik/documenta (2021). Die Bildtafeln wurden am 8.4.2022 feierlich im documenta archiv überreicht. Sie reflektieren Kuballs intensive Auseinandersetzung mit der Künstlerpersönlichkeit Emil Nolde (1867-1956) im Spiegel der documenta in Kassel.


Abb.: Mischa Kuball: nolde/kritik/documenta, 2022

Im Dezember 2022 eröffnet in den Räumen des Kasseler Kunstvereins im Fridericianum, begleitet von Vortrags-​ und Diskussionsformaten, die Ausstellung „nolde/kritik/documenta – ein Projekt des documenta archivs, der Draiflessen Collection, der Nolde Stiftung Seebüll und Mischa Kuball“. Im Zentrum der Schau stehen die Bildwelten Noldes und ihre historisch gebrochene Wahrnehmung. Nolde zählt zu den bekanntesten Künstlern der klassischen Moderne und stellte dreimal auf der documenta aus. Die Serie sei eine Resonanz auf jene Forschungen, die Noldes ambivalentes Verhältnis zum NS-Regime offenlegen, so Kuball.


Abb.: documenta archiv-Archivdirektorin Dr. Birgitta Coers und Konzeptkünstler Mischa Kuball (Foto: documenta archiv / Foto: Michael Gärtner)

Die Schenkung bereichert die Kunst- und Objektsammlung des documenta archivs um einen wichtigen am Archivmaterial entwickelten Werkkomplex künstlerisch forschender Praxis und profiliert das Portfolio der documenta und Museum Fridericianum gGmbH. – Mischa Kuball (Jg. 1959) ist seit 2007 Professor für public art an der Kunsthochschule für Medien, Köln, assoziierter Professor für Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung/ZKM in Karlsruhe und seit 2015 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Künste NRW in Düsseldorf.

Kontakt:
documenta archiv
Untere Karlsstr. 4
34117 Kassel
Tel. +49 561 70 72 73 100
archiv@documenta.de
https://www.documenta-archiv.de/de/

Quelle: documenta archiv, Neuigkeiten, 8.4.2022; DeutschlandfunkKultur, 24.4.2022; Art. Mischa Kuball, in: Wikipedia, 21.3.2022

Filmrecherche zu Anton Wilhelm Amo im Nds. Landesarchiv Wolfenbüttel

In der Dokumentationsreihe „Untold Past“ erzählt der niederländische Schriftsteller, Musiker und Produzent Orville Breeveld europäische Geschichte aus dem Blickwinkel von People of Color. In einer Folge wird auch der Philosoph Anton Wilhelm Amo (ca. 1703-1753) vorgestellt, der im 18. Jahrhundert am Wolfenbütteler Hof lebte.

In der aktuellen Debatte um Rassismus und die Folgen des Kolonialismus tauchte auch der Name Anton Wilhelm Amo in den Diskussionen auf, mit der Umbenennung der Berliner „Mohrenstraße“ in „Anton Wilhelm Amo-Straße“ wurde er einem breiten Publikum bekannt. Nun ist Amo in das Interesse eines niederländischen Filmteams gerückt, das für Dreharbeiten ins Niedersächsisches Landesarchiv Wolfenbüttel kam, wo sich Spuren des ersten bekannten Philosophen und Rechtswissenschaftler afrikanischer Herkunft in Deutschland finden.


Abb.: Orville Breeveld lässt sich von Dr. Brage Bei der Wieden und Dr. Silke Wagener-Fimpel im Niedersächsischen Landesarchiv Abt. Wolfenbüttel Originalquellen zu Anton Wilhelm Amo zeigen (Foto: Nds. Landesarchiv Abt. Wolfenbüttel).

Anton Wilhelm Amo war aus Guinea in die Niederlande verschleppt worden. In jungen Jahren diente er am Wolfenbütteler Hof, so dass Orville Breeveld, der Initiator der Dokumentationsreihe, sich von Archivdirektor Dr. Brage Bei der Wieden und der Archivarin Dr. Silke Wagener-Fimpel einige Quellen zeigen ließ. So ist im Kirchenbuch der Wolfenbütteler Schlosskapelle 1708 Amos Taufe als „kleiner Moor“ verzeichnet, Taufpate und Namensgeber waren Herzog Anton Ulrich und dessen Sohn August Wilhelm. Im braunschweigisch-Wolfenbütteler Hofkalender bzw. Adressbuch wird „Anthon Wilhelm Amo, der Mohr, Log. aufm Schloß“ 1721 aufgeführt. Und verschiedene Kammerrechnungen geben Auskunft über das Gehalt, das Amo bezog, auf zwei Quittungen hat sich auch seine Unterschrift erhalten. Ein Kupferstich gibt einen Eindruck vom Schloss Salzdahlum, wo Amos Taufe stattfand und wo er sich als Bediensteter des Hofes vermutlich oft aufhielt.

Orville Breeveld wuchs in den 1980er Jahren in den Niederlanden auf und erlebte, so berichtet er, als Schüler selbst, wie Geschichte aus einem europazentrierten Standpunkt vermittelt wurde, erzählt er. In der sechsteiligen Reihe „Untold Past“ will Breeveld nun europäische Geschichte aus dem Blickwinkel afrikanischer Minderheiten erzählen. Ausgehend von ihren Biografien stellt er Persönlichkeiten aus Kultur, Musik, Kunst und Politik vor, die es aufgrund ihrer Hautfarbe nicht in die Geschichtsbücher geschafft haben, die aber im Zuge des gesellschaftlichen Diskurses der vergangenen Jahre neu entdeckt wurden. Dafür begibt Breeveld sich auf die Spuren dieser historischen Persönlichkeiten, er nimmt den Zuschauer mit an die Plätze, an denen nicht nur „black history“, sondern europäische Geschichte geschrieben wurde und trifft Historiker und Zeitzeugen. „Geschichte sollte nicht auf Hautfarbe schauen“, sagt er.

Orville Breeveld stellte mit Bedauern fest, dass zu Amos persönlichen Lebensumständen und privaten Verhältnissen keine Quellen erhalten sind. „Sie könnten beim Schlossbrand 1830 in Braunschweig vernichtet worden sein“, vermutet Brage Bei der Wieden. Auch private Korrespondenz von Amos Dienstherrn Herzog August Wilhelm, wie z.B. Briefe an oder von Amo, ist nicht überliefert. Die Arbeiten an der sechsteiligen Reihe sollen Ende des Jahres 2022 abgeschlossen sein, Anfang 2023 wird sie im niederländischen Fernsehen ausgestrahlt.

Kontakt:
Niedersächsisches Landesarchiv Abt. Wolfenbüttel
Forstweg 2
38302 Wolfenbüttel
Telefon: (+49) 5331 935 0
Fax: (+49) 5331 935 211
Wolfenbuettel@nla.niedersachsen.de

Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv, Neuigkeiten, März 2022

Leiter des LWL-Archivamtes zum Honorarprofessor an der FH Potsdam ernannt

Der Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam hat den Leiter des LWL-Archivamtes der Westfalen in Münster, Dr. Marcus Stumpf, zum Honorarprofessor ernannt. In seiner Antrittsvorlesung stellt sich der Chefarchivar des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) am 22.4.2022 der Öffentlichkeit in Potsdam vor. Stumpf, der seit 2008 das LWL-Archivamt leitet, lehrt seit 2013 in Potsdam in den Studiengängen Archiv, Archivwissenschaft sowie in der Fernweiterbildung Archiv der Hochschule.


Abb: Dr. Marcus Stumpf, Leiter des LWL-Archivamtes in Münster (Foto: Birgit Geller)

Der Titel der Antrittsvorlesung lautet: „Auf einer Insel gleichsam im Getriebe der Staatsverwaltung. Einige archivtypologische und berufsständische Betrachtungen anhand des Romans ‚Der Archivar‘ von August Sperl.“ August Sperl (1862-1926) war als Archivar im staatlichen Archivdienst in Bayern tätig, bekannt war er aber vor allem als erfolgreicher Autor vielgelesener historischer Romane. 1921 erschien sein Roman „Der Archivar“, in dem der titelgebende Archivar aber nur eine Nebenrolle spielt.

In der Antrittsvorlesung werden einige Szenen des Romans in den Blick genommen, die im Archiv spielen oder das Arbeiten im Archiv thematisieren. Der Vergleich mit der heutigen Archivwelt offenbart Parallelen, die man – je nach Standpunkt – als amüsant, verblüffend oder auch als erschreckend charakterisieren könne, so Stumpf.

Zur Person:
Dr. Marcus Stumpf (*1967) studierte Mittlere und Neuere Geschichte, Germanistik und Historische Hilfswissenschaften und Archivkunde an den Universitäten Mainz, Aachen und Bonn. Er wurde 1998 in Mittelalterlicher Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert. Nach seinem Archivreferendariat in Münster und Marburg von 1999 bis 2001 war er bis 2004 Dezernent am NRW Staatsarchiv Münster. Anschließend übernahm er die Projektleitung für den Aufbau des Technischen Zentrums und von 2005 bis 2008 die Dezernatsleitung Bestandserhaltung des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Technisches Zentrum. Seit 2008 leitet Dr. Marcus Stumpf das LWL-Archivamt für Westfalen und ist Archivdirektor der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e.V.

Seit 2008 ist er Mitglied der Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag (BKK) und Leiter des BKK-Unterausschusses Aus- und Fortbildung, seit 2018 Vorsitzender der BKK. Als Lehrbeauftragter ist er seit 2013 am Fachbereich Informationswissenschaften der FH Potsdam für Archivtypologie in der Fernweiterbildung „Archiv“ und für Archivgeschichte und Archivtypologie im berufsbegleitenden Masterstudiengang „Archivwissenschaft“ tätig. Seit 2020 ist er ebenfalls Lehrbeauftragter für Archivmanagement im Bachelorstudiengang „Archiv“

Kontakt:
LWL-Archivamt für Westfalen
Dr. Marcus Stumpf
Leiter des LWL-Archivamtes für Westfalen
Jahnstraße 26
48147 Münster
Tel.: 0251 / 591-3890
Fax : 0251 / 591-269
marcus.stumpf@lwl.org

Quelle: FH Potsdam, Pressemitteilung, 14.4.2022; LWL, Pressemitteilung, 21.4.2022

Steigende Abfragen beim Arolsen-Online-Archiv für NS-Opfer

Bis heute suchen Angehörige aus der ganzen Welt nach Informationen zu Familienmitgliedern, die durch das NS-Regime verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Dabei nutzen immer mehr Menschen das Online-Archive der Arolsen Archives. Eine Studie belegt insbesondere ein steigendes Interesse an der NS-Thematik bei Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren.


Abb.: Nutzer des Online-Archivs (Foto: Johanna Groß / Arolsen Archives)

Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer stieg im Vergleich zum Vorjahr um 10,9 Prozent. In über 900.000 Sitzungen wählten Menschen den digitalen Zugang zu 32 Millionen Dokumente der Arolsen Archives, die zum UNESCO Weltdokumentenerbe zählen. Durch die Crowdsourcing-Initiative #everynamecounts werden die Dokumentenbestände immer leichter für Nutzerinnen und Nutzer durchsuchbar gemacht: Mehr und mehr Informationen lassen sich durch eine einfache Schlagwort-Suche finden.

Tausende von Angehörigen und Überlebenden wenden sich jedes Jahr an die Arolsen Archives, um Auskünfte über Verfolgungswege zu bekommen. Mit über 15.500 Anfragen zu rund 23.000 Personen sank diese Zahl 2021 jedoch erstmals seit 2015 (-8,3 Prozent zum Vorjahr). Während der Anteil von Angehörigen leicht gestiegen ist, halbierten sich die Anfragen von Überlebenden im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts des hohen Alters der letzten Zeitzeugen wird sich diese Entwicklung fortsetzen.

Fast die Hälfte der Anfragen kam aus Deutschland, Polen und Frankreich. Insgesamt konnten die Arolsen Archives bei mehr als zwei Dritteln der Anfragen Auskünfte in den Dokumenten finden und Informationen zu den Verfolgungswegen geben. Diese Zahl ist in den letzten Jahren weiter gestiegen, da die digitale Auswertung der Sammlung immer besser wird.

Die große zeitliche Distanz zur NS-Verfolgung führt zu keinem sinkenden Interesse an dieser Epoche: Im Gegenteil – 75 Prozent der jungen Menschen in Deutschland interessieren sich für die NS-Zeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Rheingold-Instituts, die im Auftrag der Arolsen Archives die Haltung von 16- bis 25-jährigen zum Thema Nationalsozialismus untersucht hat. 49 Prozent der Befragten wünschen sich ein digitales und leicht verständliches Angebot, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Anfragen aus der Ukraine
Jedes Jahr erreichen eine große Anzahl von Anfragen aus allen Staaten der ehemaligen Sowjetunion die Arolsen Archives. Noch lässt sich nicht sagen, welche Auswirkungen der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine darauf hat: „Aktuell sehen wir bei den Arolsen Archives keinen Rückgang an Anfragen aus der Ukraine“, sagt Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Entwicklung sei aber auf Grund der aktuellen politischen Lage unklar. „Die Erinnerungskultur der Ukraine ist durch den Krieg, durch den gewaltsamen Tod von Zeitzeugen und die Zerstörung von historisch bedeutsamen Dokumenten bedroht. Wir arbeiten mit daran, sowohl die Überlebenden und ihre Familien zu unterstützen als auch Archive bei der Sicherung der Sammlungen.“

Kontakt:
Arolsen Archives
Große Allee 5 – 9
34454 Bad Arolsen
Telefon: +49 (0)5691 629-0
Fax: +49 (0)5691 629-501
https://arolsen-archives.org/

Quelle: Arolsen Archives, News, 21.4.2022

Ausstellungen und Malereien im Stadtmuseum Hornmoldhaus Bietigheim-Bissingen

Nach 27 Jahren ist unter der Federführung von Dr. Catharina Raible, der Leiterin des Stadtmuseums Bietigheim-Bissingen, die Neuauflage der beliebten und begehrten Veröffentlichung Günther Benteles über die Malereien im Hornmoldhaus erschienen.

Das Hornmoldhaus ist das bekannteste Bauwerk Bietigheim-Bissingens und eines der herausragendsten Beispiele renaissancezeitlicher Baukunst in Südwestdeutschland. Das Haus hat eine bewegende Geschichte hinter sich. In den Jahren 1535/36 als Wohnhaus für den bedeutenden Bietigheimer Vogt Sebastian Hornmold den Älteren (1500-1581) erbaut, erlebte es unterschiedliche Nutzungen und war in den 1970er Jahren sogar vom Abriss bedroht. Doch dank des Engagements und der Aufklärungsarbeit Günther Benteles und der „Bürgerinitiative für eine humane Stadt“ wurde der Wert des Gebäudes für die Stadt und deren Geschichte erkannt. Nach umfangreichen und aufwändigen Renovierungsmaßnahmen beherbergt das in neuem Glanz erstrahlende Hornmoldhaus seit 1989 das Stadtmuseum und ist jetzt ein Ort reger Kulturvermittlung.

Die weit über die Stadtgrenzen hinausgehende Bekanntheit des Gebäudes begründet sich auf seine Innenbemalung. Vom 16. bis in das 18. Jahrhundert wurde das Innere des Hauses mit zahlreichen beeindruckenden Malereien geschmückt. In späteren Jahrhunderten verschwanden die Malereien hinter Putz. Erst in den 1970er Jahren wurden sie in ihrer vollen Bedeutung entdeckt und gewürdigt.

Im Jahr 1995 stellte Günther Bentele mit seiner Publikation „Die Malereien im Bietigheimer Hornmoldhaus“ das Haus einer breiten Öffentlichkeit vor. Dieses beliebte Buch wurde über Jahrzehnte immer wieder nachgefragt. Ein seitdem sich stetig weiter entwickelnder Forschungsstand und neue technische Möglichkeiten der Publikation haben dann eine Neuausgabe nahegelegt.

Im Rahmen dieser jetzt vorliegenden Neuausgabe hat der Autor den kompletten Text neu bearbeitet, ergänzt und die neuen Ergebnisse der Forschung einfließen lassen. Die Bebilderung wurde vollständig neu konzipiert, Grundrisse des Hauses als Orientierungsplan für jedes Stockwerk hinzugefügt und das Werk mit hochwertigen Abbildungen illustriert. Eine herausklappbare Stammtafel der Familie Hornmold, in der ebenso neue Erkenntnisse der Familienforschung eingeflossen sind, rundet die Publikation ab. Das Ergebnis ist ein ästhetischer und informativer Band, der zugleich ein hervorragender Führer durch das Hornmoldhaus ist.

Info:
Das Bietigheimer Hornmoldhaus – Die Malereien.
Au­tor: Gün­ther Ben­te­le;
Her­aus­ge­ber: Stadt Bie­tig­heim-Bis­sin­gen – Stadt­ar­chiv und Stadt­mu­se­um,
2022, 102 Sei­ten, 17,50 €

Der handliche Band ist in der Tourist Information, im Stadtmuseum Hornmoldhaus, im Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen und im Buchhandel erhältlich. Die Vorschau der Publikation findet sich auf den Webseiten des Stadtarchivs Bietigheim-Bissingen und des Stadtmuseums Hornmoldhaus (Link).


Abb: Hinweise auf aktuelle Ausstellungen im Stadtmuseum Hornmoldhaus 

Seit Anfang April 2022 kann das Stadtmuseum Hornmoldhaus wieder ohne Einschränkungen besichtigt werden. Empfohlen wird allerdings weiterhin in Innenräumen das Tragen von FFP2-Masken. Derzeit sind noch zwei Wechselausstellungen zu sehen: Bis 24. April 2022 die aktuelle Wechselausstellung „Orange – Farbe und Lebensgefühl der 1960er/1970er Jahre“. Und bis 1. Mai 2022 ist eine kleine Osterausstellung zum Thema „Osterhasen auf Fahrrädern“ mit zahlreichen Objekten der Sammlerin Daniela Merela zu sehen.

Außerdem befindet sich der Escape-Room des Stadtmuseums gerade im Aufbau. Er führt zurück in die 1970er Jahre, als das Hornmoldhaus kurz vor dem Abriss stand. – Vom 15. Mai bis 18. September 2022 zeigt das Stadtmuseum Hornmoldhaus Exponate des japanischen Künstlers Kawanabe Kyosai aus der Sammlung von Günter Beck und aus der eigenen Erwin-von-Baelz-Sammlung. Sie wird ergänzt durch eine virtuelle Ausstellung mit einem Blick in die Depots des Museums.

Kontakt:
Stadtmuseum Hornmoldhaus
Hauptstraße 57
74321 Bietigheim-Bissingen
Tel. Infotheke 07142-74 352
stadtmuseum@bietigheim-bissingen.de
https://stadtmuseum.bietigheim-bissingen.de/

Quelle: Stadt Bietigheim-Bissingen, Pressemitteilung, 31.3.2022; Newsletter Stadtmuseum Hornmoldhaus April 2022.

Kölner Notfallverbund unterstützt Institutionen in der Ukraine

Mit einem breit aufgestellten Angebot an Hilfsgütern unterstützt die Stadt Köln gemeinsam mit dem Kölner Notfallverbund der Archive und Bibliotheken Kulturinstitutionen in der Ukraine.

Nachdem die Ukraine über die internationalen Einrichtungen zum Kulturgutschutz um Unterstützung gebeten haben, wurden durch zentrale, nationale Einrichtungen in Berlin alle Notfallverbünde Deutschlands zusammengerufen, um Material, das sich für den Schutz von Kulturgut eignet, dezentral zu sammeln und in Richtung Ukraine zu fahren. Hierbei geht es vor allem um Verpackungsmaterialien für Urkunden und Bücher, aber auch Folien, Kartonagen und andere Verpackungen, um wertvolles Kulturgut zu verpacken und damit schützen zu können.

Als Sammelstelle für dieses bundesweit koordinierte Verfahren wurde Köln für den Bereich „West“ eingerichtet. Hier wurden bereits erste Hilfsgüter für den Kulturgutschutz gesammelt und werden in Kürze in die Ukraine gefahren. Die Sammlungen werden vom Historischen Archiv der Stadt Köln in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Köln organisiert. Weitere Sammelstellen werden in Berlin, München und Stuttgart aufgebaut.

In ukrainischen Hilfeersuchen wurden neben den typischen Verpackungsmaterialien wie Luftpolsterfolien und Kartonagen auch Säcke mit Füllmaterial und anderes Schutzmaterial angefragt. Im Rahmen des Notfallverbundes Kölner Archive und Bibliotheken wurde daher vor allem Material durch das Historische Archiv bereitgestellt. Die Stadtentwässerungsbetriebe stellen 10.000 leere Sandsäcke zur Verfügung, damit Skulpturen und andere große, nicht transportable Gegenstände geschützt werden können.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker dazu: „Dieser verbrecherische Krieg Russlands gegen die Ukraine tötet nicht nur Menschen, er verletzt nicht nur Seelen, er zerstört nicht nur Gebäude, sondern er vernichtet auch die Kultur der Ukraine. Für uns in Köln ist es deshalb genauso selbstverständlich, nicht nur Geflüchtete in Köln aufzunehmen, sondern auch ukrainische Kulturinstitutionen dabei zu unterstützen, dass die Kultur in ihrem Land weiter fortbesteht. Damit retten wir die kulturelle Identität der Ukrainer*innen. Ich danke dem Kölner Notfallverbund und allen, die mitarbeiten, für dieses Engagement.“

Das Material, insgesamt etwa 15 Paletten/Gitterboxen, wird zeitnah in zentrale Sammelstellen im Bundesgebiet versandt, von wo aus es in die Ukraine gebracht wird. Interessierte Firmen und Einrichtungen, die Verpackungsmaterial für den Kulturgutschutz spenden möchten, können sich direkt mit dem Notfallverbund der Kölner Archive und Bibliotheken in Verbindung setzen.

Kontakt:
Notfallverbund der Kölner Archive und Bibliotheken
info@koelner-notfallverbund.de
https://www.koelner-notfallverbund.de/

Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 11.4.2022

Stadtarchiv Kerpen sucht Trödelmarkt-Leihgaben

Nach zwei Jahren Pause wird der 51. Trödelmarkt in Kerpen am 22.5.2022 stattfinden. Eine bereits zum 50jährigen Jubiläum geplante Ausstellung unter dem Motto „Jeder kann alles verkaufen“ wird nachgeholt. Dafür werden Leihgaben gesucht.

Der 1969 gegründete „Bürger-, Verkehrs- und Verschönerungsverein der Kolpingstadt Kerpen und Mödrath e.V.“ hatte am 16.06.1970 bei der Stadtverwaltung die Genehmigung beantragt, um den Weihnachtsschmuck zu finanzieren: „[…] eine Art Trödelmarkt zu veranstalten unter dem Motto Jeder kann alles verkaufen. […] Der Markt wurde antragsgemäß am 3. September 1970 (!!!) genehmigt, der Stiftsplatz kostenlos zur Verfügung gestellt und am 27. September 1970 fand in Kerpen zum ersten Mal der heute weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannte „Große Trödelmarkt“ statt.

Zum 50. Jubiläum dieser Veranstaltung planten das Stadtarchiv Kerpen und die Aktionsgemeinschaft Kerpen eine große Ausstellung, die wegen der Corona-Pandemie nun erst 2022 mit zweijähriger Verspätung im Kerpeber Kunst und Geschichte präsentiert werden kann.

Die Ausstellung wird auch in die Entwicklung des Kerpener Markt- und Handelswesens seit dem Mittelalter eintauchen. Der Focus liegt aber eindeutig in 50jährigen Geschichte unseres ganz besonderen Trödelmarktes, die wiederum eng zusammenhängt mit der städtischen Entwicklung seit Anfang der 1970er Jahre und der kommunalen Neuordnung durch das Köln-Gesetz 1975.

Zur Veranschaulichung des Themas sucht das Stadtarchiv Kerpen noch Objekte und bittet die interessierte Bevölkerung um Unterstützung. Benötigt werden nicht nur Plakate, Flyer, Fotos oder Ähnliches, sondern auch Anekdoten und Geschichten rund um den Trödelmarkt aus den letzten 50 Jahren. Von besonderem Interesse sind darüberhinaus Gegenstände, die auf dem Trödelmarkt gekauft und verkauft wurden.

Wer entsprechendes Material als Leihgabe oder Schenkung zur Verfügung stellen kann oder Rückfragen zum Thema hat, der wende sich per Mail oder telefonisch an das Stadtarchiv Kerpen. Auch eine Abholung der Objekte zu Hause kann dort vereinbart werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Kerpen
Im Haus für Kunst und Geschichte
Stiftsstraße 8
50171 Kerpen
Tel.: 02237/922170
historisches.archiv@stadt-kerpen.de
https://www.stadt-kerpen.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Kerpen, Presseinformation, 13.4.2022

Bundesarchiv mit mehrwöchiger Social-Media-Kampagne

70 Jahre Bundesarchiv – 30 Jahre Einsicht in die Stasi-Unterlagen.

Vor 70 Jahren hat das Bundesarchiv seine Arbeit aufgenommen. Nachdem die Bundesregierung 1950 seine Einrichtung beschlossen hatte, bezog das neu errichtete Bundesarchiv das Gebäude des vormaligen preußischen Regierungspräsidenten am Rheinufer in Koblenz und begann seine Arbeit mit nur 5 Archivaren. Als „Gedächtnis der Gesellschaft“ hat die Behörde, die zum Geschäftsbereich der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gehört, seitdem immer wieder neue Aufgaben übernommen.


Abb.: Dienstgebäude des Bundesarchivs am Rheinufer in Koblenz, 1952-1961 (Foto: BArch, Bild 146-1969-172-27 / o.Ang.)

Vor 30 Jahren, am 2. Januar 1992, fanden zum ersten Mal persönliche Einsichten in Stasi-Unterlagen statt. Wenige Tage zuvor, am 29. Dezember 1991, trat das Stasi-Unterlagen-Gesetz in Kraft, nachdem es vom Deutschen Bundestag im Herbst 1991 verabschiedet wurde.

Zuletzt wurde dem Bundesarchiv vor einem Jahr, am 17.6.2021, die Verantwortung für die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR übertragen.

Das Bundesarchiv führt insbesondere in den Monaten April bis Juni 2022 in den Social Media-Kanälen Twitter und Facebook eine kleine Kampagne unter dem Aufhänger „70 Jahre Bundesarchiv – 30 Jahre Einsicht in Stasi-Unterlagen“ durch.

Ein Element dieser Kampagne sind wöchentliche Posts des Bundesarchivs (alt) und des Stasi-Unterlagen-Archivs, in denen ein kurzes Statement von Benutzerinnen und Benutzern eingeholt wird, das deren persönlichen Blick auf das Bundesarchiv widerspiegelt.

Mit seinen rund 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewahrt das Bundesarchiv an seinen inzwischen 23 Standorten 540 laufende Kilometer Schriftgut auf, was der Entfernung zwischen Berlin und Frankfurt entspricht. Weiterhin finden sich hier 15 Millionen Bilder, 1,1 Millionen Filmrollen zu 160.000 Filmtiteln, 75.000 Plakate, zwei Millionen Karten, Pläne und Technische Zeichnungen sowie 2,13 Millionen Bände in der Bibliothek. Pro Jahr werden etwa 20 Millionen Objekte digitalisiert – mit steigender Tendenz.

Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs:

Archive sind Orte der Vergewisserung, an denen wir aus Quellen der Vergangenheit Schlüsse für die Zukunft ziehen. Gerade in Zeiten einer riesigen Informationsflut und vieler Falschinformationen werden wir als Lotse in der Demokratie mehr denn je gebraucht. Dafür stellen wir uns auf neue Nutzungsformen ein und werden den Weg der Digitalisierung ausgewählter Bestände konsequent weitergehen.

Das Bundesarchiv hat den gesetzlichen Auftrag, das Archivgut des Bundes auf Dauer zu sichern und nutzbar zu machen. Es entscheidet, ob die Unterlagen archivwürdig sind, also ob sie von bleibendem Wert für die Erforschung und das Verständnis von Geschichte und Gegenwart sind und ob ihnen eine Rolle für die Sicherung berechtigter Interessen der Bürgerinnen und Bürger oder für Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung zukommt. Zu diesen Quellen gewährleistet das Bundesarchiv einen offenen Zugang. Die Bestände umfassen Schriftgut aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches 1495 bis heute.

Link: Geschichte des Bundesarchivs

Kontakt:
https://www.bundesarchiv.de
https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/

Quelle: Bundesarchiv, Meldung, 6.4.2022 (Grafik: Pralle Sonne, Gestaltungsagentur); Bundesarchiv, Pressemitteilung, 2.6.2022