Völklingens Botschaften in die Zukunft

Im Jahr 2022 blickt die saarländische Stadt Völklingen auf eine 1.200 Jahre alte Geschichte zurück. Aus diesem Anlass sammelt der Verein Miteinander in Völklingen e. V. in Kooperation mit dem Stadtarchiv Völklingen noch bis zum 30.5.2022 Botschaften in die Zukunft.

Erlebnisse, die in Zusammenhang mit Völklingen stehen, können in Briefen niedergeschrieben und z. B. an einen Verein, zukünftige Mieter der eigenen Wohnung oder die noch unbekannte Verwaltungsspitze adressiert werden.

Alle Briefe werden 20 Jahre im Stadtarchiv Völklingen gelagert und im Jahr 2042 für Sie verschickt. Wer ein emotionales Erlebnis in der Zukunft erwirken möchte, schicke die schriftlich niedergelegten Erlebnisse im Wandel der Zeit an den Verein Miteinander in Völklingen e.V.

Kontakt:
Verein Miteinander in Völklingen e. V.
Kopernikusstraße 41
66333 Völklingen
Tel.: 06898-22641
info@miteinander-in-voelklingen.de
https://miteinander-in-voelklingen.de/

Quelle: Stadt Völklingen, Pressemitteilung, 21.4.2022

Bibliothek des Kreisarchivs im Rhein-Erft-Kreis jetzt online

Die Bibliothek des Kreisarchivs des Rhein-Erft-Kreises ist jetzt Mitglied im Verbund der Erft-Bibliotheken (erftbib), der mit dem Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) zusammenarbeitet. Die erftbib ist ein kooperatives Angebot der Bibliotheken im Rhein-Erft-Kreis und der Stadt Euskirchen, um Medienbestände aller Bibliotheken über eine gemeinsame digitale Oberfläche im Internet zu recherchieren.


Abb.: Ab sofort können die Meta-Daten der Bibliothek des Kreisarchivs über https://rhein-erft-kreis.digibib.net durchsucht werden.

Nach zwei Jahren technischer und rechtlicher Vorbereitungen konnte Landrat Frank Rock das Verbundprojekt für das Archiv mit dem hbz unterzeichnen. Mit Hilfe des hbz wurden die Meta-Daten aus der Augias-Datenbank für die hbz-Suchmaschine aufbereitet und stehen nun über www.digibib.net und die Bearbeitungsoberfläche der hbz-Online-Fernleihe zur Verfügung.

„Jetzt kann jeder Interessierte von zu Hause aus im Portal nach Literatur des Kreisarchivs recherchieren“, erklärt Landrat Frank Rock. „Eine Suche genügt, um festzustellen, ob das gewünschte Buch, die Zeitschrift oder zum Beispiel die Gesetzessammlung in der Bibliothek des Kreisarchivs vorhanden ist, oder ob eine andere kooperierende Bibliothek das Medium vorhält. Das erleichtert den Zugang zu Medien für Jedermann und stellt die Daten zu den bibliophilen Schätzen des Kreisarchivs schnell und unkompliziert zur Verfügung.“

Die Bibliothek des Kreisarchivs ist seit 1996 bei der Sigelstelle der Staatsbibliothek Berlin mit dem Bibliothekssigel: Bgh1 eingetragen und verfügt heute über 30.000 Medieneinheiten. Zudem ist die Bibliothek Sammelstelle für die Werke der im Kreis ansässigen Heimatvereine und bietet Interessierten Einblick in eine umfassende Bibelsammlung und genealogische Werke, die teilweise bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen.

„Die Bereitstellung der Metadaten im erftbib-Portal und der Fernleihe ist ein weiterer Schritt der Digitalisierung des Kreisarchivs. Seit 2019 konnte der Rhein-Erft-Kreis schon die historischen Zeitungen aus Bergheim und Bedburg im Portal ‘zeit.punktNRW´ im Volltext für die Forschung zur Verfügung stellen. Mit Hochdruck wird nun bis Ende des Jahres 2022 an der Einspielung der ersten Meta-Daten der historischen Aktenbestände in das Portal ‘Archive in NRW‘ gearbeitet, damit auch die Informationen zu historischen Aktenbeständen schnell gefunden werden können“, so Landrat Frank Rock.

Die Recherche im erftbib-Portal ist sehr einfach. Ohne Anmeldung kann mittels Suchbegriff über ein oder mehrere Suchfelder eine Suchanfrage gestartet werden. Zudem besteht die Möglichkeit, die Suche in weiteren Datenbanken in Deutschland oder im internationalen Raum auszuweiten. Gefundene Treffer können dann mit einem Klick auf das Werk im Detail geöffnet und in einer Merkliste gespeichert werden.

Gefundene Meta-Daten zu Medien aus dem Bestand der Bibliothek des Kreisarchivs in Bergheim können per Mail an das Archiv gesandt und die entsprechende Literatur oder Zeitung dann im neu eingerichteten Lesesaal des Archivs in der Kreisverwaltung, Willy-Brandt-Platz 1, in Bergheim eingesehen werden.

Link erftbib: www.erftbib.de

Kontakt:
Kreisarchiv Rhein-Erft-Kreis
Willy-Brandt-Platz 1
50126 Bergheim
archiv@rhein-erft-kreis.de
https://www.rhein-erft-kreis.de/familie-bildung-kultur/kultur/kreisarchiv
https://www.archive.nrw.de/kreisarchiv-rhein-erft-kreis

Quelle: Rhein-Erft-Kreis, Pressemeldung, 13.4.2022

Wahlprüfsteine zur Landtagswahl 2022 in Schleswig-Holstein

Am 8.5.2022 finden die nächsten Landtagswahlen in Schleswig-Holstein statt. 16 Landeslisten sind für die Landtagswahl zugelassen. Der Verband schleswig-holsteinischer Kommunalarchivarinnen und -archivare (VKA) hat verschiedenen Parteien Fragen mit archivpolitischem Inhalt („Wahlprüfsteine“) vorgelegt. Auf der VKA-Webseite kann man die Fragen sowie die Antworten der Parteien (Bündnis 90/Die Grünen, CDU, FDP, SPD und SSW) nachlesen.

Der VKA hat gefragt – und die Parteien haben geantwortet:

Frage 1
Archivierung ist eine gesetzlich festgelegte Pflichtaufgabe für das Land, die Kreise und die Kommunen. Insbesondere Kreisarchive werden gebraucht, um den kreisangehörigen Kommunen fachliche Hilfestellung zu geben – mit welchen konkreten Maßnahmen setzen Sie die gesetzlichen Aufgaben in allen Kommunalverwaltungen durch?

Frage 2
In den Verwaltungen ersetzt die Digitale Akte zunehmend den Aktenordner und die Datenbank die Karteikarte. Diese neuen Formen von Unterlagen müssen durch Archivare bewertet und digital gesichert werden. Mit welchen Schritten unterstützen Sie diesen technischen und organisatorischen Strukturwandel?

Frage 3
Für Archive ist es schwierig, Fachkräfte zu finden und die kommenden Pensionierungswellen aufzufangen. Archivar*innen werden nur durch das Landesarchiv ausgebildet. Kommunen könnten in die Berufsausbildung von FAMIs (Archiv) einsteigen. Wie wollen Sie die Kommunen konkret unterstützen, Fachkräfte zu gewinnen?

Frage 4
Welche Bedeutung messen Sie der Erinnerungskultur zum Erhalt demokratischer Grundrechte bei? Zahlreiche Archive bieten sich den Schulen als außerschulischer Lernort für die öffentliche Erinnerungskultur an. Mit welchen Maßnahmen sollen Schulen mehr Raum für eine Zusammenarbeit mit Archiven erhalten?

Kontakt:
VKA Schleswig-Holstein e.V.
Geschäftsstelle:
Dr. Johannes Rosenplänter
Stadtarchiv Kiel
Fleethörn 9-17
24103 Kiel
Tel: 0431/901-3420
info@vka-sh.de
https://vka-sh.de

Veranstaltungen in Gelsenkirchen zum Gedenktag 8. Mai

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches. Diese markierte den Zusammenbruch der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, die viele Millionen Opfer gefordert hatte. Der Rat der Stadt Gelsenkirchen hat im Mai 2021 beschlossen, künftig in besonderer Weise mit Veranstaltungen und Bildungsangeboten an die Bedeutung des 8. Mai zu erinnern, um die gesellschaftliche Relevanz dieses Datums für die Gegenwart herauszustellen.


Abb.: Stellten das Programm zum Gedenktag 8. Mai vor (v. l. n. r.): Wiltrud Apfeld, Leiterin des Kulturraums „die flora“, Birgit Klein, Leiterin der NS-Dokustätte, Anja Herzberg, Leiterin der Stadtbibliothek, VHS-Leiterin Dr. Bianca Westermann und Knut Maßmann vom Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung (Foto: Bildrechte: Gerd Kaemper).

Das Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG), die Volkshochschule Gelsenkirchen, die Stadtbibliothek Gelsenkirchen und der Kulturraum „die flora“ haben gemeinsam mit dem „Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung“ und zivilgesellschaftlichen Institutionen in diesem Jahr ein umfangreiches Programm mit Gedenkveranstaltungen und Bildungsangeboten für den Monat Mai organisiert. Alle geplanten Veranstaltungen wurden in einem übersichtlichen Flyer zusammengestellt, der nun an vielen öffentlichen Stellen ausliegt und zum Download zur Verfügung steht.

Fluchterfahrungen und Erinnerungen
Für Sonntag, 8. Mai 2022, sind dabei unter anderem um 14 Uhr ein öffentliches Gedenken an der Grabplatte der „Opfer des Nationalsozialismus“ auf dem Westfriedhof am Grawenhof 25 geplant, von 11 bis 13 Uhr werden in Horst in Höhe der Buerer Straße 8 Stolpersteine geputzt. Der Kulturraum „die flora“ an der Florastraße 26 zeigt ab 15 Uhr den Film „Gestrandet“ über Fluchterfahrungen mit anschließender Diskussion, und die Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ an der Cranger Straße 323 lädt von 11 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür mit kostenfreien Führungen um 11 und 15 Uhr ein.

Fortgesetzt wird das Programm am Dienstag, 10. Mai 2022, mit der Vorstellung des Buches „Die ersten Jahre in Deutschland – Junge Geflüchtete schreiben“, das in Gelsenkirchen im Rahmen eines VHS-Kurses entstanden ist. Dort wird es auch vorgestellt, im Bildungszentrum an der Ebertstraße 19 ab 19 Uhr.

Fachvorträge mit Blick in die Geschichte
Gleich zwei Fachvorträge stellen am Mittwoch, 11. Mai 2022, die Zeit des Zweiten Weltkriegs in den Mittelpunkt: Professor Dr. Nicolai Hannig widmet sich auf Einladung des ISG ab 18 Uhr mit dem Vortrag „Protest und Gewalt im Nachkrieg“ im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße 14 der Besatzungszeit im Ruhrgebiet. Um 18.30 Uhr beginnt derweil ein Online-Vortrag der Volkshochschule Gelsenkirchen, in dem Cassandra Speer „Die Sprache im Nationalsozialismus“ kritisch beleuchtet. Die Referentin wird am Mittwoch, 18. Mai, von 18.30 bis 20.15 Uhr vor Ort in der VHS an der Ebertstraße 19 in einem Workshop auch erläutern, wie man „Hate Speech“ begegnen sollte.

Eine „Mahnwache für den Frieden“ ist für Samstag, 14. Mai 2022, von 11 bis 13 Uhr auf dem Heinrich-König-Platz vor der Altstadtkirche geplant. Zu den Kriegerdenkmalen in Gelsenkirchen, die überwiegend nach 1933 entstanden sind, führt am Sonntag, 15. Mai, eine zweistündige „Antifaschistische Fahrradtour“ mit Knut Maßmann, die um 11 Uhr am Ehrendenkmal in Gelsenkirchen-Buer startet.

Zu allen Veranstaltungen sind die Bürgerinnen und Bürger eingeladen; zum Teil sind Voranmeldungen erforderlich (Hinweise dazu gibt es beim jeweiligen Veranstaltungsort). Die Stadtbibliothek Gelsenkirchen hat zudem im Rahmen des Recherchetrainings für Schülerinnen und Schüler ein Medienpaket zusammengestellt mit dem Themenschwerpunkt 8. Mai. Dieses soll über www.stadtbibliothek-ge.de unter dem Stichwort „Medienverzeichnisse und Formulare“ zu finden sein.

Kontakte:
Stadt Gelsenkirchen
Institut für Stadtgeschichte
Munscheidstraße 14 – Wissenschaftspark
45886 Gelsenkirchen
Telefon: +49 (209) 169-8551
isg@gelsenkirchen.de

Stadtbibliothek Gelsenkirchen
Ebertstraße 19
45875 Gelsenkirchen
Telefon: +49 (209) 169-2819
stadtbibliothek@gelsenkirchen.de

Kulturraum die flora
Florastraße 26
45879 Gelsenkirchen
Telefon: +49 (209) 169-9105
flora@gelsenkirchen.de

Volkshochschule (VHS)
Ebertstraße 19
45879 Gelsenkirchen
Telefon: +49 (209) 169-2508
vhs@gelsenkirchen.de

Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Aktuelles, 28.4.2022

Bestandserhaltungsboxen für die archivische Praxis

Handreichung zum Umgang mit schriftlichem Kulturgut.

Im Rahmen des von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts (KEK) geförderten Modellprojekts (Förderjahr 2021/2022) „Schadensprävention am Schreibtisch – Bestandserhaltungsboxen für den Alltag mit Archivgut“ ist eine kleine Handreichung entstanden. Die Publikation führt in die Handhabung der im Projekt entwickelten Bestandserhaltungsboxen ein und vermittelt gleichzeitig Grundlagen, die im Umgang mit schriftlichem Kulturgut zu beachten sind.


Publikation zum Download: Nr. 17: Ann-Kathrin Eisenbach: Schadensprävention am Schreibtisch. Bestandserhaltungsboxen für die archivische Praxis, München 2021, ISBN 978-3­938831-68­7, 42 Seiten [PDF-Datei, 5,8 MB].

Für die Benutzung im Lesesaal, also die Vorlage von Archivgut im Original an Forschende, gelten strenge Sorgfaltsregeln, u.a. Handhygiene, die Verwendung von Buchwiegen bei der Arbeit mit Amtsbüchern und dicken Geheften sowie von Bleischnüren und Filzunterlagen bei der Einsichtnahme von Urkunden, das Schreiben mit Bleistift. Auf dem Arbeitstisch sollen möglichst wenige Archivalien liegen und keine Stapel gebildet werden, die Ausgabemengen sind begrenzt, die Brotzeit darf nicht mit in den Lesesaal genommen und neben Archivgut verzehrt werden. Grundsätzlich gelten die gleichen Sorgfaltsregeln, die bei der Benutzung im Lesesaal angewendet werden, auch für die Benutzung von Archivgut zu dienstlichen Zwecken, also bei der Beantwortung von Anfragen oder bei der Erschließung.

Dieses Wissen gilt es regelmäßig aufzufrischen, präsent und aktuell zu halten. Grundsätze wandeln sich, neue Verfahrungsweisen, z.B. im Bereich der Verpackung von Archivgut kommen hinzu. Ein Beispiel für neuere Verpackungsformen ist die Lagerung großformatiger Pläne oder Plakate auf Kerne gerollt in passgenau gefertigten Boxen. – Hier setzt die Handreichung „Schadensprävention am Schreibtisch: Bestandserhaltungsboxen für die archivische Praxis“ in Kombination mit den Bestandserhaltungsboxen an.

Quelle: GDA Bayern, Aktuelles, 2.5.2022

Ausstellung über Zwangsarbeit im Jülicher Raum

Dem Arbeitskräftemangel während des Zweiten Weltkrieges versuchte Deutschland durch den breiten Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Industrie und in Land- und Forstwirtschaft zu begegnen. Eine riesige Zahl von sogenannten „Ostarbeitern“ und Kriegsgefangenen aus ganz Europa aber auch Zivilisten aus den eroberten westlichen Nachbarländern wurden für diese Arbeiten zwangsrekrutiert. Das Schicksal der Zwangsarbeitenden war für alle Einwohner Deutschlands ein unübersehbares alltägliches Phänomen. Versorgung und Unterbringung waren oft katastrophal, Flucht oder Widerstand wurde mit drakonischen Strafen geahndet.

Das Stadtarchiv Jülich stellte schon vor zwanzig Jahren die Quellen zur Zwangsarbeit in Jülich systematisch zusammen (siehe Beitrag vom 27.6.2003). Zur gleichen Zeit begann das Museum Zitadelle mit der archäologischen Erforschung verschiedener Zwangsarbeiterlager: zunächst mit dem Lager „Iktebach“ beim ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerk in Jülich-Süd. Es folgten das EBV-Lager in Aldenhoven-Siersdorf sowie das zentrale Kriegsgefangenenlager Düren-Arnoldsweiler. Die Ortsgruppe Düren der Industriegewerkschaft BCE hat zu diesem Stalag VI H eindrückliche Dokumente zusammengetragen. Ergebnisse aus allen drei Arbeitsbereichen werden im Foyer der VHS Jülich Jülicher Land und im Zentrum für Stadtgeschichte mit Fundstücken, Originalquellen und Schautafeln präsentiert.

Gerade angesichts der Kriegszerstörung in Düren und Jülich ist es wichtig, den Blick auch auf die gezwungenermaßen mitbetroffenen Menschen zu lenken und ihre Geschichte nicht zu vergessen. Von der Trauer über die erlittenen eigenen Verluste hin zu einer Wahrnehmung der leidvollen Gesamtzusammenhänge in der Zeit eines Unrechtsregimes und einer unmenschlichen Kriegsmaschinerie zu kommen ist ein bleibend aktuelles gesellschaftliches Thema.

Die Ausstellung ist seit dem 29. April 2022 (und bis zum 26. Juni 2022) im Foyer der VHS Jülicher Land und im Erdgeschoss des Zentrums für Stadtgeschichte Jülich im Flur vor dem Lesesaal zu sehen (Öffnungszeiten: Mo–Fr 9.00–17.00 Uhr, der Eintritt ist frei. Im Forum am Aachener Tor gilt Maskenpflicht).

Führungen sind nach Absprache möglich. Das Stadtarchiv Jülich stellt Schulen auf Anfrage Quellenmaterial zum Thema zur Verfügung. Ein Informationsblatt (pdf) gibt Hinweise auf weiterführender Literatur und Quellen, die im Lesesaal des Stadtarchivs engesehen werden können.

Kontakt:
Stadtarchiv Jülich
Zentrum für Stadtgeschichte
Am Aachener Tor 16
52428 Jülich
Telefon: 02461/63531
archiv@juelich.de

Quelle: Stadtarchiv Jülich: Gegen das Vergessen – Zwangsarbeit im Jülicher Raum

Glanz und Niedergang des Bergbaus in Südtirol

Der Tiroler Bergbau hatte im Spätmittelalter seine Hochblüte. In Südtirol erlebte der Untertagebau nach der Annexion an Italien (1920) neuerlich einen Aufschwung. 1976 wurde das Landesamt für Bergbau errichtet. Schon bald wurden jedoch nahezu alle im Tiefbau tätigen Bergbaubetriebe eingestellt. Weiterhin von ökonomischer Bedeutung ist der Tagebau in Steinbrüchen und Gruben, wie in der Rubrik „Archivale des Monats“ (Mai 2022) des Südtiroler Landesarchivs ausgeführt wird.


Abb.: Nicht nur die Arbeit unter Tage fordert durch Schlagwetter, Stolleneinbrüche oder Grubenbrände ihre Opfer, auch im Tagebau kommt es durch Erdrutsche oder durch Muren zu Unglücken, 1942 (Südtiroler Landesarchiv, Amt für industrielle Innovation, Nr. 59)

Die Tiroler Montanwirtschaft hatte ihre Hochblüte vornehmlich mit dem Schwazer Silberbergbau vom Spätmittelalter bis ins ausgehende 16. Jahrhundert. Die wirtschaftliche Bedeutung, die dem Bergbau damals für den Landesfürsten zukam, ist etwa auch daran zu ermessen, dass die Bergleute ihren privilegierten Gerichtsstand vor eigenen Berggerichten genossen. Die zentralen Bergreviere auf dem Gebiet des heutigen Südtirols lagen oberhalb von Klausen am sogenannten Pfundererberg in Villanders, in Gossensaß und am Schneeberg, in der Gegend um Terlan und Nals sowie im Ahrntal. Den letzten großen Aufschwung erlebte der lokale Untertagebau nach der Annexion Südtirols an das zunehmend nach Autarkie strebende Königreich Italien. 1927 wurde folglich ein neues nationales Bergbaugesetz promulgiert. Nach der Verabschiedung des Sonderstatuts für das Trentino-Tiroler Etschland im Jahr 1948 durfte die Region durch ein eigenes Bergrevieramt mit Sitz in Trient (Ufficio minerario di Trento) den Bergbau selbst verwalten.

Durch das Zweite Autonomiestatut (1972) erlangte Südtirol schließlich auch primäre Gesetzgebungsbefugnis im Bereich des Bergbaus einschließlich der Mineral- und Thermalwässer, Steinbrüche, Gruben sowie Torfstiche. Während sich das Land zunächst vergeblich um die vom Staat gehaltenen Aktienpakete an Bergbau- und Thermengesellschaften (Bergwerk am Schneeberg, Fluormine in Deutschnofen, Meraner radioaktive Thermen) bemühte, gingen 1973 die Zuständigkeiten der regionalen Montanbehörde auf jeweils einen Ableger in Trient und Bozen über. Erst 1976 nahm das sodann aus der Taufe gehobene Landesamt für Bergbau seine Arbeit auf, dessen Agenden 1993 im Zuge von Umstrukturierungen in der öffentlichen Verwaltung dem Amt für industrielle Innovation übertragen wurden. 1978 folgte ein eigenes Landesbergbaugesetz.

Die Rentabilität des Südtiroler Untertagebaus war jedoch ab den 1960er bei den privat, etwas später auch bei den staatlich betriebenen Gruben in den 1970er Jahren an seine Grenzen gestoßen. – Heute vermittelt das Landesbergbaumuseum an vier Standorten (Schneeberg, Ridnaun, Prettau und Steinhaus) einen Einblick in die Geschichte dieses für den gesamten Alttiroler Raum so bedeutenden Wirtschaftszweiges.

Den vollständigen Beitrag „Archivale des Monats Mai 2022“ des Südtiroler Landesarchivs findet man zusammen mit einer Dokumenten- und Bildergalerie online.

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8/B
39100 Bozen
Italien
Tel. +39 0471 411940
Fax +39 0471 411959
landesarchiv@provinz.bz.it

Quelle: Südtiroler Landesarchiv, Archivale des Monats Mai 2022, 29.4.2022

Trierer Ausstellung über 225 Jahre »Zur blauen Hand«

Das Trierer Traditionsunternehmen „Zur blauen Hand“ begeht im Jahr 2022 sein 225-jähriges Jubiläum. Das Stadtarchiv Trier zollt dem in sechster Generation von der Familie Müller geführten Haus den gebührenden Respekt und erzählt die spannende Firmengeschichte seit dem 22. April 2022 in einer Kabinettausstellung im Foyer der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier/Stadtarchiv an der Weberbach 25. Gezeigt werden vor allem Exponate aus dem Firmenarchiv, das als Dauerleihgabe im Stadtarchiv verwahrt wird.

Das Unternehmen (Färberei und Tuchhandel am Weberbach) wurde 1797 durch den Blau- und Schönfärber Johann Nicolaus Müller errichtet, der erstmals das Färbeverfahren mit der indischen Indigopflanze nach Trier brachte. Der sprechende Firmenname „Zur blauen Hand“ rührt daher, dass der Firmengründer zugleich in der Färberei und im Geschäft tätig war und meist keine Zeit hatte, die blauen Farbrückstände von seiner Hand zu entfernen. Von seinen Söhnen durch den Anschluss einer Wollgarnspinnerei und Weberei zur Tuchfabrik erweitert.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges sind 40 % der Trierer Innenstadt zerstört. Auch „Zur Blauen Hand“ ist größtenteils ausgebrannt. So beginnt Wolfgang Müller 1946 durch eigene Tatkraft und mit Hilfe seiner heimgekehrten Mitarbeiter und anderer Helfer das Geschäftshaus wieder aufzubauen und Ware zu beschaffen. In den 50er Jahren gewinnt das Familienunternehmen über das Rhein- und Moselland hinaus in Fachkreisen den Ruf eines fortschrittlichen und leistungsfähigen Fachgeschäftes für Herren- und Knabenbekleidung. Nach zwei Jahrzehnten gelingt es 1966, das alte Geschäftsgebäude wieder aufzubauen und durch den Ankauf von zwei benachbarten Gebäuden um eine große Schauhalle und weitere Ladenräume zu erweitern. Doch die Perfektionierung der Fertigkleidung und ein erweitertes Größensystem verdrängen die Maßfertigung immer mehr. Deshalb gibt das Unternehmen diesen Geschäftszweig 1968 auf und übernimmt die Angestellten der Maßschneiderei in den Verkauf und ins Änderungsatelier.

„Die blaue Hand“ ist bis heute ein florierendes Textilunternehmen und damit ein Stück Trierer Wirtschaftsgeschichte.

Die Ausstellung ist bis 22. Mai 2022 montags 9 bis 13 Uhr, dienstags bis freitags 9 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags 10 bis 17 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Stadtarchiv Trier
Weberbach 25
54290 Trier
Tel.: 0651/718-4420/21/22
Fax: 0651/718-4428
www.stadtarchiv-trier.de

Quelle: Stadtarchiv Trier, Aktuelles; Zur blauen Hand, Über uns.

»digital zusammenarbeiten« auf dem 24. Brandenburgischen Archivtag

Den coronabedingt online durchgeführten 24. Brandenburgischen Archivtag (im 25. Jahr des Bestehens des VdA-Landesverbandes Brandenburg) besuchten am 27.4.2022 teilweise mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das Oberthema der Veranstaltung lautete „digital zusammenarbeiten“, das Schlagwort des Tages war indes – wiederkehrend in mehreren Vorträgen aufgegriffen – „Digitale Transformation“. Staatssekretär Steffen Weber (Brandenburgisches Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) bezog sich in seinem Grußwort dabei auf das „Digitalprogramm“ des Landes Brandenburg (#dp25).

Elektronische Aktenführung erfordere digitales Verwaltungshandeln. Neue Infrastrukturen und neues Knowhow seien notwendig. Das Land Brandenburg ist zur digitalen Speicherung des elektronischen Archivgutes dem DAN-Verbund beigetreten. „DAN-kommunal“ starte im Juli 2022 als Pilotprojekt. Es gebe mehrere Kooperationspartner resp. kritische Begleiter. Maßgabe sei, in Netzwerken zu denken und zu planen.

Der VdA-Vorsitzende Ralf Jacob hielt in seinem Grußwort Verbundlösungen und Kooperationsangebote im Blick auf die digitale Archivierung für existenziell – insbesondere für kleinere (kommunale), ein bis zwei Personen umfassende Archive. Die Beratungsstelle am Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam sei für die DAN-Beteiligung begrüßenswert. – Wie die Grußworte, so hatte auch der erste Vortrag einen kultur- bzw. archivpolitischen Schwerpunkt, der die Forcierung der umfassenden Digitalisierung des Verwaltungshandelns verdeutlichen sollte.

Dr. Sarah Zalfen (Referentin für Digitalisierung) stellte in ihrem Referat die digitale Agenda ihres Brandenburgischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) für den Kulturbereich in Lande vor. Die Digitale MWFK-Agenda sei eine „Verständigungs- und Arbeitsgrundlage“ (bzw. „eine Vision und ein Arbeitsinstrument“). Sie verfolge zwei strategische Ziele: 1. Kultureinrichtungen zu befähigen, die Möglichkeiten der digitalen Welt zu nutzen. Dabei gehe es um Teilhabe an der besagten „Digitalen Transformation“. 2. Materielles und immaterielles kulturelles Erbe zu erschließen, zu schützen, zu vermitteln, zugänglich und erlebbar zu machen. Konkret schließt die „Digitale Transformation“ u.a. eine Strategieentwicklung der brandenburgischen Kultureinrichtungen bis 2025 ein. Dafür gebe es ein Förderprogramm namens „DiWa“ (Digitaler Wandel). Zudem bilden Wissenstransfer, Vernetzung und open source den Fokus. Das Ministerium fördert Verbünde und Netzwerke, damit das „Rad nicht überall neu erfunden“ wird. Es gehe hingegen um die Schaffung von Rahmenbedingungen.

Um das kulturelle Erbe zu sichern und zugänglich zu machen, würden verschiedene „fördernde und steuernde Maßnahmen“ etabliert, dies mit dem Fokus auf: 1. Retrospektive Digitalisierung (in Verbünden und eben auch für kleine Einrichtungen; auf regionalen, nationalen und internationalen Plattformen; in vielfältiger Nutzung, da es eine Vielfalt an Präsentationsformen gebe), 2. Archive und Archivierung (Nutzung von Standards; Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten bis hin zum Digitalen Lesesaal; DAN-Beitritt Brandenburgs für die Langzeitarchivierung – mit dem Angebot zur Magazinpartnerschaft); 3. Langzeitarchivierung im digitalen Verbundmagazin (wobei es auch um die Sicherung des digitalen Kulturgutes von Museen, Gedenkstätten etc. gehe).

Weitere digitale Felder des MWFK in Brandenburg seien Open Access und eine Erweiterung der OA-Strategie hin zu Open GLAM bzw. Open Culture. Auch werde Künstliche Intelligenz als Technologie eine Schlüsselstellung einnehmen; KI solle auch im Kulturbereich nutzbar gemacht werden, z.B. bei Nutzungsverhaltensprognosen oder bei Verschlagwortungsvorhaben etc. Und schließlich gehe es um die „Binnendigitalisierung“: Alle Zuwendungsverfahren sollen digitalisiert werden, im Frontend und im Backend, um die Arbeit zu vereinfachen für die Menschen, „die im Zentrum der Digitalisierung stehen“.

Die Referentin wies in der anschließenden Diskussion auf die landeseigene „Digitalagentur“ hin, die einen Strategie-Baukasten für Kommunen entwickelt habe, der auch für Kultureinrichtungen sehr anwendbar sei. Prof. Dr. Mario Glauert (BLHA Potsdam) erwähnte zudem die Beratungstätigkeit der Landesfachstelle am BLHA Potsdam. Prof. Dr. Michael Scholz (FH Potsdam) betonte deren archivische Verbundtätigkeit für kleinere Einrichtungen.

Im folgenden Vortrag stellte Daniel Piskol (Sächsische Anstalt für kommunale Datenverarbeitung) das elektronische Kommunalarchiv (elKA) für die Gemeinden, Städte und Landkreise in Sachsen bzw. bei der Sächsischen Anstalt für kommunale Datenverarbeitung (SAKD) vor.

Bei der SAKD als kommunaler Einrichtung gehe es derzeit darum, sächsische Kommunen für eine Beteiligung zu gewinnen. Piskol bot überdies einen engen, beratenden Austausch mit dem Land Brandenburg an. In Bezug auf die sächsische Situation beschrieb er die Hürden für Kommunen bei der Einführung eines eigenen elektronischen Archivs, insbesondere den hohen Ressourceneinsatz. Insofern projektierte man in Sachsen vor einigen Jahren den Aufbau eines zentralen elektronischen Kommunalarchivs als gemeinsame Lösung für sämtliche sächsische Kommunen (die Landeshauptstadt Dresden hingegen betreibe seit längerem eine eigene Lösung). Für das 2017 gestartete und auf vier Jahre angelegte Aufbauprojekt habe man lediglich 1,3 der beantragten 2,4 Mio. Euro einsetzen müssen. Der Aufbau erfolgte durch zentrale Mittel des Landes Sachsen. Der laufende Betrieb muss aber durch die teilnehmenden Kommunalarchive getragen werden, da es sich eben um eine kommunale Pflichtaufgabe handele. Aus den sächsischen Erfahrungen empfiehlt Piskol dem Land Brandenburg für das eigene Vorhaben, ebenfalls eine Lenkungsgruppe zu etablieren, sowie ein externes Projektcontrolling, um das Projekt zu einem Erfolg zu bringen. In Sachsen habe sich der Verbund bewährt. Dabei würden vom elKA zwei Möglichkeiten angeboten: selbst im DIMAG zu arbeiten oder über die Leitstelle eine Auftragsarchivierung durchführen lassen. Die für die sich beteiligenden Kommunen entstehenden Kosten seien gestaffelt; für kleine Gemeinden habe man die finanzielle Hürde niedrig gelegt. Zumindest 40 Kommunalarchive werden benötigt, um das Kostenmodell zum Tragen zu bringen. Man hofft, über die größeren sächsischen Archive eine Art Schneeballeffekt zur Beteiligung zu erzielen. Eine Beteiligung anderer Archivsparten jenseits der Kommunalarchive sei (derzeit zumindest) jedoch nicht vorgesehen.

Prof. Dr. Dr. Rainer Hering, der Leiter des Landesarchivs Schleswig-Holstein, und Dr. Wulf Pingel, der Leiter des dortigen Digitalen Archivs, stellten anschließend die Digitale Archivierung im landesweiten Verbund Schleswig-Holstein vor. Während Hering die archivpolitischen Rahmenbedingungen und den längeren Prozess des Aufbaus seit 2016 erläuterte, fasste Pingel zunächst die damalige Ausgangslage zusammen. Erste Angebote für eine kommunale „Nachnutzung“ – die die große Herausforderung darstellt, um den Betrieb des Digitalen Archivs Schleswig-Holstein (DASH) wirtschaftlich zu sichern – sind insbesondere in einem im ganzen Land verbreiteten Beitrag in der Zeitschrift „Die Gemeinde“ (04/2017) kommuniziert worden. Der Betrieb sei in der Umsetzung recht komplex und weise grundlegende Unterschiede zum elKA in Sachsen auf. Es gebe aber die Hoffnung auf eine starke schleswig-holsteinische Verbundlösung.

Im Anschluss an die Vorstellung verschiedener Verbundlösungen für die landesweite digitale Archivierung widmeten sich die drei Vorträge am Nachmittag des 24. Brandenburgischen Archivtages einigen praktischen Projekten digitaler Arbeit. Robert Büschel, Museumspädagoge im Stadtmuseum Cottbus, stellte eine auf der Plattform der Deutschen Digitalen Bibliothek realisierte virtuelle Ausstellung zum Cottbuser Kriegsgefangenenlager von 1914 bis 1924 vor. Diese Ausstellung ist maßgeblich durch die Entdeckung hunderter von Fotos über das Kriegsgefangenlager möglich geworden. Dabei ist es technisch nicht notwendig, mit den präsentierten Quellen bereits DDB-Teilnehmer zu sein, um das Präsentationstool zu nutzen.


Abb.: Ausschnitt aus der DDB-Ausstellung „Ankunft auf Zeit. Die Cottbuser Kriegsgefangenenlager von 1914 bis 1924“

Julia Moldenhawer vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam berichtete über das dortige sog. OFP-Projekt (OFP = Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg, 1933-1945). Dabei geht es um die elektronische Auswertung von insgesamt 41.700 personenbezogenen Akten aus der NS-Zeit zur Ermittlung von Kunstbesitz und zur Lokalisierung von NS-Raubkunst. Im Fokus stehen die Akten der seit 1942 bestehenden Vermögensverwertungsstelle (und somit gleichsam „Täterakten“). Die Vortragsfolien sind auf Prezi hinterlegt (https://prezi.com/p/mpqbwbnwejve/vortrag-ofp-praxisbericht/), weitere Informationen zur Provenienzforschung im OFP-Projekt finden sich im taz-Artikel „Spurensuche nach mehr als 70 Jahren“ sowie im Beitrag von Dr. Irena Strelow zum OFP-Projekt im ARCHIVAR 1/2022 (S. 44).

Ein drittes ebenso spannendes wie aktuelles Projekt stellte schließlich Franziska Schubert (Arolsen Archives) vor, indem sie anhand des im Jahr 2020 als Schülerprojekt gestarteten Online-Denkmals „Every Name counts“ (#everynamecounts) die Möglichkeiten und Grenzen von Crowdsourcing auslotete.

Dieses mittlerweile sehr umfangreiche Crowdsourcing-Projekt mit rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in drei Teams (Datenteam; Workflowteam zur Erstellung der Eingabemasken; Community-Management) entwickelte sich immer mehr zu dem Vorhaben, ein digitales Denkmal zu kreieren. Es geht dabei vorrangig um Bildungsaspekte und um Öffentlichkeitsarbeit, womit man Zeichen für Vielfalt, Respekt und Demokratie, sowie gegen Rassismus, Antisemitismus und Intoleranz in der Bevölkerung setzen möchte. Schubert machte deutlich, dass Crowdsourcing im Prinzip weder gedacht noch geeignet sei, um die komplexe Fachaufgabe der archivischen Erschließung zu übernehmen.

Der 24. Brandenburgische Archivtag, der von Dr. Wolfgang Krogel (Evangelisches Landeskirchliches Archiv Berlin), dem scheidenden, langjährigen Vorsitzenden des Landesverbandes Brandenburg im VdA geleitet und von Prof. Glauert und Prof. Scholz mit moderiert worden ist, mündete in eine kombinierte Aktuelle Stunde und Mitgliederversammlung. Michael Scholz gab dabei einen Rückblick auf 25 Jahre Geschichte des VdA-Landesverbandes und verabschiedete die langjährigen Vorstandsmitglieder Wolfgang Krogel, Brigitta Heine (Kreisarchiv Barnim) und dem bereits 2020 in den Ruhestand getretenen ehemaligen BLHA-Direktor Prof. Dr. Klaus Neitmann. Scholz stellte überdies in Vertretung für Sabine Stropp (Landesfachstelle für Archive und Öffentliche Bibliotheken Brandenburg) den Bericht aus der Landesfachstelle für die Jahre 2019 bis 2022 vor. – Der inhaltlich intensive und anregende Brandenburgische Archivtag soll, so die Hoffnung, im nächsten Jahr wieder in Präsenz stattfinden können.

Der Landesverband Brandenburg des VdA wurde am 12. März 1997 gegründet. Vorläufer war der am 18. Juni 1991 gegründete Arbeitskreis der Kommunalarchive des Landes Brandenburg, der zwischen 1992 und 1996 Kommunalarchivtage veranstaltete und dessen Arbeit in den Aktivitäten des Landesverbandes aufging.

(Jens Murken)

Link: Programm 24. Brandenburgischer Archivtag, 27.4.2022

Kontakt:
Landesverband Brandenburg des VdA
https://www.vda.archiv.net/lv-brandenburg/

Tag der offenen Tür im Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh

Hatte der letzte Tag der offenen Tür im Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh Mitte November 2018 noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie und anlässlich der damaligen Eröffnung der neuen, gemeinsam in einem ehemaligen Schulgebäude untergebrachten Archive stattfinden können, so bot in diesem Jahr der Tag der Archive den inhaltlichen Rahmen für einen sonntäglichen Einblick hinter die Kulissen von Stadtarchiv und Kreisarchiv. „Fakten, Geschichten, Kurioses“, so das auch in Gütersloh aufgegriffene Motto des bundesweiten Tags der Archive, präsentierten Julia Kuklik (Stadtarchiv Gütersloh) und Ralf Othengrafen (Kreisarchiv Gütersloh) gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden in und um das Gebäude in der Moltkestraße am 24.4.2022.


Abb: Güterslohs Kulturdezernent Andreas Kimpel, Kreisarchivar Ralf Othengrafen und Stadtarchivarin Julia Kuklik im Außenbereich des Stadt- und Kreisarchivs Gütersloh, 25.4.2022. Der Magazintrakt ist erkennbar mit dem Begriff „Zeitzeugen“ beschriftet.

Und so begrüßte Güterslohs Kulturdezernent Andreas Kimpel die Besucherinnen und Besucher bei bestem Wetter vor dem Archivgebäude und auf dessen letzter Baustelle – die Pflasterung des Parkplatzes steht an – und nahm dies als Sinnbild für die archivarische Tätigkeit an der Geschichte: stets in Arbeit, nie vollendet und eine notwendige Aufgabe sowie kontinuierliche Verpflichtung für Politik und Verwaltung in Stadt und Kreis. Kimpel verwies dabei insbesondere auf die aktuelle wissenschaftliche Fortschreibung der Gütersloher Stadtgeschichte anlässlich des 2025 anstehenden 200-jährigen Stadtjubiläums.* Er machte deutlich, wie wertvoll die gemeinsame Archivarbeit unter einem Dach für die beteiligen Institutionen sei, zumal das Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh Raum für Öffentlichkeitsarbeit und Archivpädagogik, für Ausstellungen und Vorträge böten.

Entsprechend hatten beide Archive ein abwechslungsreiches Programm für ihren Tag der offenen Tür vorbereitet. Die Archivare Othengrafen und Kuklik führten durch die Baugeschichte und durch das Gebäude mit seinen auf mehreren Etagen gelegenen Magazinen. Dabei präsentierten sie Quellen, die „Fakten, Geschichten und Kurioses“ anhand lokaler Persönlichkeiten, ungewöhnlicher Ereignisse und besonderer Objekte boten, hatten diese Inhalte aber zugleich für eine Ausstellung mit Rollup-Displays und Vitrinen aufbereitet: Es ging dabei u.a. um „Fake News“ im Ersten Weltkrieg, die sich in den Tagebuchaufzeichnungen von Schuldirektor Christian Frederking fanden, um einen am 17.4.1851 im heutigen Gütersloher Stadtteil Kattenstroth niedergegangenen Meteroiten und um den Patentanwalt und wissenschaftlichen Begründer der Staubtechnik Prof. Dr. Robert Meldau (1891-1978), der für seine Staubforschung mit dem Ziel, Maßnahmen zur Luftreinhaltung zu erzielen, mehrere in- und ausländische Ehrungen und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, erhielt. Meldau war, wohlgemerkt, kein Archivar, sondern promovierter Ingenieurwissenschaftler.

Das weitere Programm zum Tag der offenen Tür im Stadt- und Kreisarchiv beinhaltete Vorträge von Norbert Ellermann zu Tipps für Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie von Roland Linde zum Einstieg in die Familienforschung online und im Archiv. Es gab überdies einen Bücherflohmarkt und auch ein Kinderprogramm mit der Möglichkeit, eigene Wappen zu entwerfen. Aber auch die drei Bagger auf der letzten Baustelle vor dem imposanten Archivgebäude leisteten ihren Beitrag zur Kinderbetreuung. …

* Das erwähnte Forschungsprojekt zur Stadtgeschichte Gütersloh wird übrigens am 5.5.2022 neuerlich in der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Thema lautet: Gütersloh schreibt Geschichte – von 1945 bis in die unmittelbare Gegenwart. Das ist die Zeitspanne, die das Forschungsprojekt des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte in Münster und der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg umfasst. Ein dreiköpfiges Forschungsteam unter der Leitung von Privatdozent Dr. Christoph Lorke untersucht die Stadtentwicklung vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute und schließt damit an die erste wissenschaftliche Stadtgeschichte an, die zum Stadtjubiläum im Jahr 2000 erschien. Dabei betrachtet das Projekt die Facetten und Wandlungen der Stadt und Stadtgesellschaft: von der unmittelbaren Nachkriegszeit und der Wirtschaftswunderzeit über Strukturwandel und Globalisierung bis in die unmittelbare Gegenwart hinein.

Links:

Kontakt:
Stadt- und Kreisarchiv Gütersloh
Moltkestraße 47
33330 Gütersloh
Tel. 05241/85-2003
R.Othengrafen@kreis-guetersloh.de
Tel. 05241 / 82-2302
julia.kuklik@guetersloh.de