Vor einhundert Jahren: Der »Hauptmann von Köpenick« in Völklingen

Genau einhundert Jahre ist es her, dass der Schuhmacher Wilhelm Voigt, der landauf landab nur als Hauptmann von Köpenick bekannt war, nach Völklingen kam, um von seiner Gaunerei zu erzählen, die ihn berühmt gemacht hatte. Aus Unterlagen aus dem Stadtarchiv Völklingen lässt sich die historische Begebenheit nacherzählen.

Im Jahr 1906 hatte er als ungedienter Zivilist eine Gruppe Soldaten nach Köpenick befehligt, das dortige Rathaus besetzt, den Bürgermeister verhaftet und die Stadtkasse geraubt. Drei Jahre später, nach verbüßter Haftstrafe, tingelte er durch die Lande und berichtete gegen Bezahlung von seinem Gaunerstreich.

Dass derartige Auftritte nicht von jedermann gern gesehen wurden, ist nachvollziehbar. Schließlich hatte er damals die Obrigkeit in Köpenick lächerlich gemacht und das Militär noch dazu. Das kam im Deutschen Kaiserreich Wilhelms II. nicht gut an. Die einfachen Leute waren begeistert und jubelten ihm zu. Die Behörden begegneten ihm dagegen skeptisch bis feindselig.

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Völklingens damaliger Bürgermeister Friedrich Sohns wollte als vorbildlicher preußischer Beamter dem ehemaligen Zuchthäusler Wilhelm Voigt keine Bühne für seine Darbietungen in Völklingen geben. Schonungslos wollte er gegen Voigt vorgehen, der wieder einmal gegen amtliche Bestimmungen verstoßen hatte. Wie die Geschichte ausgegangen ist, lässt sich nun im neuesten Heft der Völklinger Schätze nachlesen.

Die Völklinger Schätze können wie immer gegen einen kleinen Unkostenbeitrag von 3,50 Euro im Stadtarchiv, bei Bücher Balzert, beim Heimatkundlichen Verein Warndt e. V. in Ludweiler, bei der Tourist-Information im Alten Bahnhof, im Büro der VHS im Alten Rathaus, der Stadtbücherei sowie im Bürgerbüro im Neuen Rathaus erworben werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Völklingen
Stadtarchivar Achim Becker M.A.
Alter Bahnhof
66333 Völklingen
Tel. 06898/13-2432
achim.becker@voelklingen.de

Quelle: Stadtarchiv Völklingen, Pressemitteilung (6. Ausgabe der Völklinger Schätze), 25.11.2009

Köln sucht Restaurierungspaten

Für die fachgerechte Reinigung und Wiederherstellung der Bestände des Historischen Archivs benötigt die Stadt Köln mehrere hundert Millionen Euro, auf die Restauratorinnen und Restauratoren wartet Arbeit für Jahrzehnte. Dank der Großzügigkeit von Spenderinnen und Spendern, die eine Patenschaft übernommen haben, konnte das Historische Archiv der Stadt Köln bereits die ersten Urkunden und Handschriften restaurieren lassen.

Die Stadt Köln stellt die Übernahme solcher Restaurierungspatenschaften nun auf eine breitere Basis. Künftig können sich alle Interessierten auf diese Weise für das Historische Archiv engagieren. Jeder Beitrag ist willkommen, schon mit 5 Euro ist es zum Beispiel möglich, die Archivalien fachgerecht zu verpacken und vor weiteren Schäden zu schützen.

Das digitale Historische Archiv stellt seit dem 24. November 2009 Urkunden, Akten, Fotos und Plakate ins Internet, die eine Patin oder einen Paten suchen. In den vier Rubriken

  • Kleine Maßnahmen – große Wirkung
  • Noch glimpflich davon gekommen – Schäden bis 1000 Euro
  • Mit Pinsel und Skalpell – "Patienten" mit größeren Schäden
  • Dicke Bretter bohren – Großspenden für Großprojekte

findet sich für jeden Geldbeutel und Geschmack das passende Stück (www.historischesarchivkoeln.de).

Bisher haben Feuerwehr, Archivare und freiwillige Helfer etwa 85 Prozent der beim Einsturz des Archivs am 3. März 2009 verschütteten und beschädigten Bestände geborgen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Hälfte davon schwere und mittlere Schäden aufweist, 35 Prozent schwerste Schäden davontrugen und nur 15 Prozent lediglich leichte Schäden erlitten haben.

Weitere Information erhalten Sie bei der Archivarin Dr. Letha Böringer, Telefon 0221 / 221-22328 und der Diplom-Restauratorin Rebekka Thalmann, Telefon 0221 / 221-24617, Fax 0221 / 221-22480 oder per E-Mail an: historischesarchiv@stadt-koeln.de

Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 23.11.2009

Bau eines kirchlich-diakonischen Archivzentrums in Bielefeld-Bethel schreitet voran

Vorne die Kantine, links daneben das Kaufhaus Ophir – so präsentierte sich das zweistöckige Gebäude am Bethelplatz jahrzehntelang den Besuchern. Zurzeit befindet sich dort eine große Baustelle. Für rund 6 Millionen Euro wird der Komplex um- und zum Teil auch neugebaut. Dort hinein werden im Sommer 2010 das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen und die Archive der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel gemeinsam ziehen.

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Abb. 1: In Form eines Würfels – der Archivneubau am Bethelplatz (Foto: Paul Schulz)

Mit einem kleinen Baustellenfest wurde der Fortschritt des gemeinsamen Archivgebäudes am 17. November 2009 gefeiert. „Eine solche Kooperation ist in dieser Weise einzigartig und unterstreicht die enge Zusammengehörigkeit zwischen Kirche und Diakonie“, so Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel. Neben dem Landeskirchlichen Archiv und dem Betheler Hauptarchiv ziehen auch die Archive der Diakonissenanstalt Sarepta und der Diakonenanstalt Nazareth in das Gebäude mit 4.800 Quadratmetern Nutzfläche.

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Abb. 2: Vor der Baustelle (v. l.): Dr. Jens Murken, Leiter des Landeskirchlichen Archivs, Kerstin Stockhecke, Leiterin des Betheler Hauptarchivs, Klaus Winterhoff, stellvertretender Vorsitzender des Betheler Verwaltungsrats, Thomas Oelkers vom Vorstand der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel und Reinhard Röse, Leiter Immobilienmanagement Bethel (Foto: Paul Schulz).

Insgesamt 22 Kilometer stehen für das Archivgut zur Verfügung und gewährleisten dessen dauerhafte Sicherung, Benutzung und wissenschaftliche Auswertung. Bethel belegt davon rund zwei Kilometer und die Landeskirche sechs bis acht. Über lange Zeit wird also ausreichend Platz für Nachschub sein. „Wir sind uns der Verantwortung bewusst mitten in der Ortschaft Bethel ein aktives Haus der Geschichte zu betreiben“, sagt Kerstin Stockhecke, Leiterin des Hauptarchivs Bethel.

Das Archivzentrum erinnere nicht nur an die gemeinsame Geschichte von Kirche und Diakonie, betont Klaus Winterhoff, Vizepräsident des Landeskirchenamtes der Evangelischen Kirche von Westfalen und stellvertretender Vorsitzender des Betheler Verwaltungsrates. „Es erinnert auch an die gemeinsamen Wurzeln, aus denen die gemeinsame Zukunft wächst.“

Das Archivgut wird unter optimalen Bedingungen aufbewahrt, um eine lange Haltbarkeit der Dokumente zu garantieren. Zusätzlich werden in dem Komplex noch Büros für wissenschaftliches Arbeiten, Seminar- und Nutzerräume untergebracht. Nicht zuletzt kehrt in das ehemalige Ophirgebäude die Kantine zurück. Das neue Haus wird laut den ausführenden Architekten Banz und Riecks aus Bochum ein Nullemissionsgebäude und soll ein lebendiges Zentrum mitten im Herzen Bethels werden.

Kontakt:
Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
Königsweg 1
33617 Bielefeld
Tel. 0521/144 3506, Fax 0521/144 4507
geschichte@bethel.de
www.hauptarchiv-bethel.de

Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen
Altstädter Kirchplatz 5
33602 Bielefeld
Tel. 0521/594164, Fax: 0521/594267
archiv@lka.ekvw.de
www.archiv-ekvw.de

Archiv der Diakonischen Gemeinschaft und Westfälischen Diakonenanstalt Nazareth
Nazarethweg 5
33617 Bielefeld
Tel. 0521/144 4606, Fax 0521/144 4582
archiv@nazareth.de
www.sarepta-nazareth.de/.cms/38

Sarepta-Archiv
Sareptaweg 12
33617 Bielefeld
Tel.: 0521-1442579, Fax: 0521-1442213
archiv@sarepta.de
www.sarepta-nazareth.de/.cms/37

Quelle: v. Bodelschwinghsche Anstalten Bethel, Pressemitteilung, 18.11.2009

Unternehmenskultur in der münsterländischen Textilindustrie während der Industrialisierung

Im Münsterland und speziell in Bocholt spielte die Textilindustrie während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert eine große Rolle. Welche Auswirkungen das auf die damalige Unternehmenskultur hatte, wird am Donnerstag, 3. Dezember 2009, in einem historischen Vortrag unter dem Titel "Weben wir hurtig, Haustuch und Linnen. Unternehmenskultur in der münsterländischen Textilindustrie während der Industrialisierung" beleuchtet. Beginn ist um 18.30 Uhr im Stadtarchiv Bocholt auf der Münsterstraße 76. Der Eintritt ist frei.

Referieren wird Britta Stücker vom Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Köln. Die Industrialisierung änderte die Lebens- und Arbeitswelt in vielerlei Hinsicht: durch neue Maschinen, innovative Technologien, ungewohnte Fabrikarbeit, Verstädterung und Bevölkerungswachstum.

Im Münsterland wirkten die Textilunternehmen als wichtige Triebfeder dieses Wandels. Doch wie funktionierten diese jungen Fabriken eigentlich jenseits ihrer ökonomischen Aufgaben wie Produktentwicklung, Einkauf, Vertrieb, Logistik oder Finanzierung? Handlungsfähig wurden die Textilunternehmen auch durch ihre Unternehmenskultur – und von der erzählen noch heute Architektur, Werbung, Geschichten, betriebliche Sozialpolitik oder die Unternehmensethik des 19. Jahrhunderts.

Die Moderation des Abends übernimmt Stadtarchivar Dr. Hans Oppel. Veranstalter ist der Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte, der getragen wird vom Stadtarchiv Bocholt und der Volkshochschule Bocholt-Rhede-Isselburg.

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstr.76
46397 Bocholt
Telefon: 02871-953-349
Telefax: 02871-953-347
stadtarchiv@mail.bocholt.de

Quelle: Stadt Bocholt, Pressemitteilung, 23.11.2009

Paderborner Ehrenlandrat übergab Dokumente ans Stadtarchiv

Einen bedeutenden und hochwillkommenen Neuzugang erhielt in diesen Tagen das Stadtarchiv Paderborn. Ehrenlandrat Joseph Köhler (89) übergab dem Archiv seinen schriftlichen Vorlass. Joseph Köhler, in Paderborn geboren, am Ikenbeg aufgewachsen und seit 1945 in Elsen ansässig, kann auf ein jahrzehntelanges vielfältiges politisches Engagement zurückblicken, das ihn in hohe, verantwortungsvolle Positionen führte.

So war Köhler unter anderem Mitglied des Gemeinderates Elsen 1946-1956, Mitglied des Paderborner Kreistages1961-1993, NRW-Landtagsabgeordneter für die Stadt Paderborn 1966-1985, Landrat des Kreises Paderborn 1964-1993, Vorsitzender des Landkreistages NRW 1972-1993 und Präsident des Deutschen Landkreistages 1984-1992. Da fällt natürlich im Laufe der Zeit ein Menge Papier an, das für künftige Historiker von Interesse sein dürfte: Protokolle, Korrespondenzen, und vieles andere mehr. Allein die Konzepte und Manuskripte der Köhlerschen Reden und Ansprachen umfassen elf prall gefüllte Aktenordner.

Nach konservatorischer Aufbereitung können die Unterlagen demnächst im Stadtarchiv Paderborn eingesehen werden, soweit sie denn nicht aus Gründen des Datenschutzes noch Sperrfristen unterliegen.

Kontakt:
Stadtarchiv Paderborn
Pontanusstr. 55
33102 Paderborn
Telefon (0 52 51) 88-1593

Quelle: Stadt Paderborn, Pressemitteilung, 19.11.2009

Kreisarchiv Gießen umgezogen

Das historische Archiv des Landkreises Gießen ist in den letzten Tagen vom Standort Ostanlage, wo es 17 Jahre untergebracht war, in das neue Domizil der Kreisverwaltung des Landkreises Gießen am Riversplatz umgezogen. Wie Kreisarchivarin Sabine Raßner anlässlich einer Begehung der neuen Räumlichkeiten im Dachgeschoss des Hauses D mitteilte, habe das historische Material zur Geschichte des Landkreises ausreichenden Platz in den modern gestalteten Räumen gefunden. In neuen Regalen werde das Archivgut bei 13-18 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 40-65 Prozent entsprechend den archivischen Anforderungen fachgerecht gelagert.

Das Kreisarchiv Gießen sorgt nach den Worten von Sabine Raßner für die Übernahme, Erschließung und Erhaltung der historisch und rechtlich bedeutsamen schriftlichen Überlieferungen der Kreisverwaltung, die für nächste Generationen aufbewahrt werden. 1992 wurde das Kreisarchiv eingerichtet und seitdem werden systematisch Unterlagen der Kreisverwaltung übernommen“, betonte die Archivarin und erklärte weiter, dass der Schwerpunkt der Aktenüberlieferung im 20. Jahrhundert liege. Aus der Zeit davor seien leider nur wenige Unterlagen vorhanden. Kriegseinwirkungen hätten das Gebäude der Kreisverwaltung zerstört und die Akten seien verbrannten.

Außerdem sammelt das Kreisarchiv aber auch für die Geschichte und Gegenwart des Landkreises Gießen bedeutsames sonstiges Dokumentationsmaterial, wie z. B. Fotos, Zeitungsausschnitte, Broschüren und Festschriften. Die Archivbestände werden mit einer Archivierungssoftware erfasst und verwaltet. Das historisch wertvolle Material steht allen Bürgerinnen und Bürger zur Einsichtnahme zur Verfügung, sofern keine datenschutzrechtlichen Bedenken für einzelne Bereiche bestehen.

Mit der Verlegung des Kreisarchivs ist der Umzug der Kreisverwaltung des Landkreises Gießen zum Riversplatz abgeschlossen. Der Erste Kreisbeigeordnete (EKB) Dirk Oßwald hob als Leiter der Umzugsorganisation und derzeitiger Stellvertreter von Landrat Willi Marx die professionelle Arbeit aller Beteiligten hervor. „Durch die hervorragende Vorarbeit der Lenkungsgruppe ´Umzug´ und die ausgezeichnete Unterstützung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung hat der Umzug reibungslos funktioniert und terminlich punktgenau geklappt“, so der EKB und ergänzte, dass jetzt noch die Freiherr von Stein-Büste fehle, die in den nächsten Tagen auf dem Gelände am Riversplatz einen neuen Standort finden wird.

Kontakt:
Landkreis Gießen
Der Kreisausschuss
– Kreisarchiv –
Riversplatz 1-9
35394 Gießen
Tel.: 0641/ 9390-1603
sabine.rassner@lkgi.de

Quelle: Landkreis Gießen, Pressemitteilung, 11.11.2009

Hessischer Archivpreis 2009 für Archiv »Dokumentesammlung Herder-Institut« in Marburg

Der Hessische Archivpreis 2009 wurde dem Archiv "Dokumentesammlung Herder-Institut" in Marburg zuerkannt. Der von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gestiftete und gemeinsam mit dem Landesverband Hessen im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. – (VdA) ausgelobte Preis richtet sich an kleinere nichtstaatliche, insbesondere kommunale Archive in Hessen unter hauptamtlicher Leitung. Mit der Auszeichnung ist ein Preisgeld von 5.000,00 Euro verbunden. Dieser Betrag muss für Zwecke des Archivs ausgegeben werden und darf Haushaltsmittel der Stadt nicht ersetzen. Mit dem jährlich vergebenen Archivpreis soll die Bedeutung von Archiven für die orts- und regionalgeschichtliche Forschung ebenso wie für die Aufarbeitung gesellschaftspolitischer Fragestellungen hervorgehoben werden.

Die Fachjury betont in ihrer Entscheidung insbesondere die außerordentlichen Leistungen auf dem Gebiet des Kulturgutschutzes durch die Übernahme und Erschließung umfangreicher Archivbestände aus privater Überlieferung. Hierzu gehören namentlich das 2006 übernommene Archiv der Baltischen Ritterschaften sowie die Bewahrung und Erschließung der 1939/40 in Riga verfilmten Archivbestände, die durch die Kriegsereignisse nur wenig später verloren gingen. Diese für die Geschichte der Deutschen im Baltikum unschätzbaren Quellen stellen hohe Anforderungen hinsichtlich der Bestandserhaltung. Die Preisverleihung soll am 26. November 2009 in Anwesenheit von Staatssekretär Gerd Krämer, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, in Marburg erfolgen.

Bisherige Preisträger des 2005 erstmals vergebenen Hessischen Archivpreises waren das Stadtarchiv Pfungstadt (2005), das Stadtarchiv Eschwege (2006), das Kreisarchiv Gießen (2007) und die "Stiftung Archiv der Deutschen Frauenbewegung“ Kassel (2008).

Mit dem Preis verbunden ist auch die Auszeichnung von Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise durch ehrenamtliche freiwillige Leistungen im Dienste der Kulturgutsicherung und Archivierung ausgezeichnet haben. Diese vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst ausgelobten Auszeichnungen gehen in diesem Jahr an Frau Elisabeth Johann aus Altenstadt-Höchst für ihr jahrzehntelanges vielseitiges Engagement bei der Verzeichnung und Erschließung mehrerer Archive in Hessen, Herr Johann P. Moyzes für die Betreuung des Deutschen Pfadfinderarchivs im Archiv der Deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein und gemeinsam Herrn Gerd Velte und Herrn Helmut Fritz für die langjährige ehrenamtliche Betreuung des Stadtarchivs in Usingen. Auch ihnen wird die Auszeichnung, die mit jeweils 1.000 Euro verbunden ist, im Rahmen der Preisträgerverleihung in Marburg überreicht.

Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum begeht, ist eine Gemeinschaftsstiftung der Sparkassen. Sie wurde 1989 als "Hessische Sparkassenstiftung" errichtet und hat bereits 1990 ihre Arbeit in Thüringen aufgenommen. Neben ihr bestehen in Thüringen weitere 19 von Sparkassen errichtete Stiftungen, die vorwiegend örtliche kulturelle und gemeinnützige Zwecke fördern. Bundesweit gilt die Deutsche Sparkassenorganisation als größter nichtstaatlicher Förderer von Kunst und Kultur.

Kontakt:
Herder-Institut Marburg e.V.
Dokumentesammlung
Gisonenweg 5-7
D-35037 Marburg
Tel.: 06421 / 184-140
peter.woerster@herder-institut.de

Quelle: Pressemitteilung Dr. Thomas Wurzel, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Tel. 069/2175-511, Frankfurt/Marburg, 2. November 2009

Etablierung des Kreisarchivs Bitburg-Prüm

Die Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz veranstaltet zweimal jährlich die Fachtagung der rheinland-pfälzischen und saarländischen Archivarinnen und Archivare. Um sich der Vielfalt der Archive im Land bewusst zu werden bzw. zu bleiben findet diese immer an unterschiedlichen Orten statt. Am 9. November 2009 war das Kreisarchiv Bitburg Gastgeber und bestand die erste große Veranstaltung nach Aussage der Leiterin des Landeshauptarchivs Koblenz, Dr. Andre, so gut, dass sie gern „jeden November nach Bitburg kommen wolle“.

\"Fachtagung

Auch der scheidende Landrat Graef ließ es sich nicht nehmen, die von rund 50 Archivarinnen und Archivaren gut besuchte Tagung zu begrüßen und betonte die Wichtigkeit und Unverzichtbarkeit ihrer Arbeit – denn Gegenwart erkläre sich ja zumeist erst schlüssig vor dem Hintergrund dessen, was uns von dem Vergangenen überliefert ist.

Thema der Herbsttagung war: Archivbau bei Kommunal-, Kreis- und Staatsarchiven. Allein deshalb bot sich Bitburg mit seinem Archivneubau hervorragend an und gab den Mitarbeitern der Kreisverwaltung die Möglichkeit, Konzept und Werdegang zu erläutern. Dies wurde durch eine Führung durch die neuen Räume von der Archivarin Tabea Skubski veranschaulicht und von den Besuchern mit großem Interesse verfolgt.

Weiterhin gab es Beiträge zu Konzepten des modernen Archiv- und Bibliothekbaus in Rheinland-Pfalz und dem Umbau des Duisburger Hofes des Bistumsarchivs Trier. Auch aktuelle Informationen zum Sachstand der archivrelevanten Gesetzgebung in Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie neues über das künftige rheinland-pfälzische Personenstandsarchiv in Koblenz wurden erläutert. „Alles in allem eine gelungene Veranstaltung für das noch junge Kreisarchiv“, so resümieren die Kreisarchivarin Skubski und ihr Mitarbeiter Joachim Löchl.

Kontakt:
Kreisarchiv des Eifelkreises Bitburg-Prüm
Amt 16 – Kultur, Schulen und Sport
Trierer Str. 3
D-54634 Bitburg
Tel: 06561/15-1660
Fax: 06561/15-1000
Zimmer D 166
kreisarchiv@bitburg-pruem.de
http://www.bitburg-pruem.de/cms/kreisarchiv

Odenwaldkreis mit Notfallboxen-Set ausgerüstet

Die Archivberatungsstelle Hessen, angesiedelt beim Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt, hat am 10. November 2009 in Erbach ein Notfallboxen-Set an das Archiv des Odenwaldkreises überreicht. Der Leiter der hessischen Archivberatung, Dr. Lars Adler, kam deshalb begleitet von seiner Mitarbeiterin Christiane Otto zur Kreisverwaltung, um Landrat Dietrich Kübler und Kreisarchivarin Anja Hering die Ausrüstung vorzustellen und deren Sinn und Zweck umfassend zu erläutern. Hessen strebt für die kommunalen Archive im Bundesland an, ein dichteres Netz mit den Notfallboxen für Fälle zu knüpfen, in denen schützenswertes Archivgut durch Naturkatastrophen oder Betriebsschäden gefährdet wird.

Wie Dr. Adler ausführte, machten nicht erst die Eindrücke des katastrophal anmutenden Einsturzes des Kölners Stadtarchivs, sondern bereits vorher manche Schadensereignisse in hessischen Archiven die Gefahren für das historische und kulturelle Erbe deutlich, so zum Beispiel das Hochwasser im Lahn-Dill-Kreis (Stadtarchiv Herborn, 1984). Mit den neuen Notfallboxen sei vor allem die Zielsetzung verbunden, das Bewusstsein für die Auseinandersetzung mit der Einrichtung einer frühzeitigen Notfallplanung zu schärfen.

Der Inhalt der Boxen ist auf den jeweiligen Schadensfall abgestimmt. Das aus vier Teilen bestehende Set umfasst Schutzausrüstung, Verpackungen und Materialien zur Erstversorgung der geschädigten Unterlagen. Mit diesen Komponenten kann das bedrohte Archivgut schnell – und vor allem fachgerecht – gesichert werden. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, eventuelle Folgeschäden wie beispielsweise einsetzenden Schimmelbefall aufzuhalten oder zumindest abzuschwächen.

„Das ist gut, wenn vorgesorgt werden kann“, sagte Landrat Kübler, der den Besuch der Archivberater begrüßte und nach dem Gespräch beim Ausladen der Notfallboxen aus dem Auto der Gäste gleich mit anpackte. Er freute sich darüber, dass der Odenwaldkreis zu den ersten Anlaufstellen des Staatsarchivs zählte, als es um die Ausrüstung mit den Boxen ging. Das Kreisarchiv übernimmt in diesem Zusammenhang auch die Rolle des direkten Ansprechpartners, wenn sich städtische oder gemeindliche Archive in Notfällen auf das Set angewiesen sehen. Die vier Boxen im Wert von jeweils rund 850 Euro (die Kosten trägt das Land) ergänzen sich in ihrer Ausstattung gegenseitig so, dass sie eine praktische Soforthilfe nach Wasser- oder Brandschäden ermöglichen. Zu den wichtigsten Stücken zählen Stretchfolien zur Vorbeugung gegen den Verfall von Schriftgut und anderen Archivmaterialien.

Die Archivberatungsstelle Hessen mit Sitz in Darmstadt ist mit Beginn des Jahres 2008 als Projektstelle eingerichtet worden mit der Aufgabe die mehr als 420 hessischen Städte und Gemeinden in Fragen der fachkundigen Archivierung zu beraten und zu unterstützen. So steht die Stelle als Dienstleister für Betreuer kommunaler Archive, kommunaler Archivträger sowie für Bürger mit Fragen zum Archivwesen zur Verfügung. Nähere Informationen bietet ihr Internetauftritt unter http://www.stad.hessen.de/archivberatung

Kontakt:
Archivberatungsstelle Hessen
am Hessischen Staatsarchiv Darmstadt
Dr. Lars Adler
Telefon 06151 165910
Christiane Otto
Telefon 06151 165911
Karolinenplatz 3
64289 Darmstadt
Telefax: +49 (0) 6151 16 59 01
archivberatung@stad.hessen.de

Quelle: Odenwaldkreis, Pressemitteilung, 11.11.2009

10 Jahre VKA und die Umsetzung des Landesarchivgesetzes in Schleswig-Holstein

Der Verband schleswig-holsteinischer Kommunalarchivarinnen und -archivare (VKA) hatte am 30. Oktober 2009 anlässlich seines 10-jährigen Bestehens in das Kieler Schifffahrtsmuseum geladen. In dem schönen Rahmen des Museums wurde den etwa 40 interessierten Gästen ein anregender, informativer und genussvoller Abend geboten. Die Beauftragte für Minderheiten und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, Frau Caroline Schwarz, überbrachte die Grüße des Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen und des neuen Kultur- und Bildungsministers Dr. Ekkehard Klug. Ihre persönliche Ansprache offenbarte, dass sie sich unter Archivarinnen und Archivaren wohl und vertraut fühlt.

Katharina Tiemann aus Münster, Vertreterin des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) hatte einen bunten Strauß an guten Wünschen mitgebracht. Sie betonte, dass die erfolgreiche Aktivität des VKA auch über die Landesgrenzen hinaus wahrgenommen wird und auch in den übrigen Bundesländern noch viel Arbeit für die Stärkung des kommunalen Archivwesens nötig ist. Der Direktor des Landesarchivs Schleswig-Holstein, Professor Rainer Hering, zeigte sich in seinem Grußwort erstaunt über das jugendliche Alter des Geburtstagskindes. Mit einigen Beispielen belegte er die enge Verbindung und ausgezeichnete Zusammenarbeit des Landesarchivs mit den Kommunalarchiven.

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Abb. 1: Dem Gedächtnisschwund begegnen: Archivare Tiemann und Hering diskutieren mit den Landtagsabgeordneten Spoorendonk und Weber, moderiert von Journalist Dahmen (von links) (Foto: VKA)

Anke Rannegger, Stadtarchiv Wedel und 2. Vorsitzende des VKA, konnte in ihrem Rückblick unter dem Titel „Topps und Flops aus 10 Jahren Arbeit des VKA“ die Kreativität und Vielfältigkeit des Engagements für das schleswig-holsteinische Archivwesen herausstreichen. Erst in der Rückschau wurde deutlich, dass in den 10 Jahren viel erreicht werden konnte und die Bandbreite der Zusammenarbeit mit anderen Berufen, wie z.B. Journalisten, Informatikern, Datenschützern und Fundraisern erstaunlich groß war. Einige größere Projekte floppten und stellten die Zähigkeit des ehrenamtlichen Vorstands des VKA auf die Probe. – Anschließend durften sich die Teilnehmer an einem phantasievollen und leckeren schleswig-holsteinische Buffet stärken und die persönlichen Kontakte pflegen.

Einleitend zum eigentlichen Höhepunkt der Veranstaltung stellte die 1. Vorsitzende des VKA, Jutta Briel vom Stadtarchiv Kiel, in ihrem Vortrag „Vom Ist zum Soll. Perspektiven für die s-h Archivlandschaft“ dar, woran es konkret hapert. Rund 40 Prozent der Kommunen in Schleswig-Holstein, darunter drei Kreise haben trotz gesetzlicher Verpflichtung noch keine Archivlösung. Auch die bestehenden Archive können ihr Potential nicht ausschöpfen, da es oft an Professionalität und personellen Kapazitäten mangelt.

Unter dem Titel „Das ausgebremste Archiv. Die Umsetzung des Landesarchivgesetzes in Schleswig-Holstein“ stellten sich anschließend die fünf Landtagsabgeordneten Christine Musculus-Stahnke (FDP), Anke Spoorendonk (SSW), Ines Strehlau (Bündnis 90/ Die Grünen), Jürgen Weber (SPD) und Wilfried Wengler (CDU) gemeinsam mit den Archivaren Katharina Tiemann, Rainer Hering und Kirsten Puymann (VKA) den Fragen des NDR-Redakteurs Karl Dahmen.

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Abb. 2.: Gesprächsthema Archiv: Journalist Dahmen mit den Landtagsabgeordneten Strehlau und Musculus-Stahnke, Archivarin Puymann und dem Abgeordneten Wengler (von links) (Foto: VKA)

In der Diskussion wurde einmal mehr deutlich, dass Archive nicht nur für die Geschichtsforschung, sondern auch für eine lebendige Demokratie und eine effiziente Verwaltung unentbehrlich sind. Festgestellt wurde, dass der durch die mangelnde Archivausstattung ausgelöste Gedächtnisschwund im Lande vor allem auf die starke Lobbyarbeit der kommunalen Landesverbände zurückzuführen sei. Leider wird dort die Archivierung des kommunalen Schrift-gutes eher als Last, denn als Chance begriffen. Vor allem die Oppositionsparteien stellten klar, dass es nicht allein Sache der Archivare und des VKA sein kann, für die Einrichtung von Archiven zu werben.

Zudem kann nicht akzeptiert werden, dass ein Gesetz von öffentlichen Verwaltungen nicht befolgt wird. Hier besteht deutlich Handlungsbedarf. Verschiedene Modelle, wie die Einrichtung einer zentralen Archivberatungsstelle und/oder der Ausbau der Kreisarchive zu regionalen Archivkompetenzzentren wurden diskutiert. Solche erstrebenswerten Hilfeleistungen für kleinere Kommunen sind allerdings nicht ohne Umverteilung von Finanzmitteln realisierbar. Die Diskussion endete mit dem Ausblick, dass sich der Landtag auf Initiative des SSW demnächst noch einmal mit der Problematik befassen wird.
Die Archivarinnen und Archivare und der VKA freuen sich über eine öffentliche Diskussion und werden sich aktiv beteiligen. – Mit anregenden Gesprächen bei einem Glas Wein oder Bier klang die Jubiläumsfeier des VKA aus.

Jutta Briel 5.11.2009

Kontakt:
Verband schleswig-holsteinischer Kommunalarchivarinnen und -archivare e.V
Geschäftsstelle:
Jutta Briel
Stadtarchiv Kiel
Fleethörn 9-17
24103 Kiel
www.vka-sh.de