Der Münster-Plan von 1609 und seine Geschichte

Die älteste Stadtansicht Münsters, die im Frühjahr 2008 im Stadtarchiv Bad Homburg vor der Höhe wiederentdeckt wurde (vgl. Bericht vom 3.5.2008), steht im Mittelpunkt der nun erschienenen Publikation "Tatort Domplatz. Der Münster-Plan von 1609 und seine Geschichte(n). Dokumentation und Faksimile". Die Buchpräsentation am 7. Dezember 2009 in der Rüstkammer des Ratshauses der Stadt Münster bildete den erfolgreichen Abschluss des Forschungsprojektes zur Geschichte der bisher unbekannten Domplatzansicht. Das Projekt wurde seit dem Frühjahr 2009 von der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Wilhelms-Universität e. V. unterstützt und vom Institut für vergleichende Städtegeschichte wissenschaftlich durchgeführt und verantwortet.

Fachleute aus den Bereichen Geschichtswissenschaften, Kunstgeschichte, Restauration und Archiv haben sich unter verschiedenen Gesichtspunkten mit der Planansicht, die den Domplatz und die angrenzenden Straßen in überraschendem Detailreichtum zeigt, auf rund 200 Seiten auseinandergesetzt. Die reich bebilderte Publikation, der ein Faksimile des Planes in Originalgröße (38×84 cm) beiliegt, richtet sich sowohl an interessierte Münsteraner als auch an das wissenschaftliche Fachpublikum. Dabei werden u.a. folgende Fragen geklärt: Welche neuen Details zeigt der Plan im Vergleich zu den bislang bekannten Ansichten Münsters? Wann und von wem ist der Plan angefertigt worden? Warum wurde der Plan gezeichnet, wer hat ihn in Auftrag gegeben und bezahlt? Wie ist er nach Bad Homburg in das Stadtarchiv gelangt? Zudem lüftet die Publikation das Geheimnis der überklebten Duellszene und zeigt, was sich unter den Duellanten Dietrich von Galen und Erbmarschall Gerhard Morrien verbirgt.

Info:
Tatort Domplatz. Der Münster-Plan von 1609 und seine Geschichte(n). Dokumentation und Faksimile
Herausgegeben im Auftrag des Instituts für vergleichende Städtegeschichte von Mechthild Siekmann
Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2009
ISBN 978-3-89534-869-3
Gebunden, 32 x 24 cm, 192 Seiten, 50 sw- und 100 Farbabbildungen, mit einem Faksimile des Münster-Plans von 1609 im Format 38 x 84 cm.
29,00 Euro

Kontakt:
Institut für vergleichende Städtegeschichte – IStG – gGmbH
Christine D. Schmidt
Königsstr. 46
48143 Münster
Tel.: 0251-8327512
Fax: 0251-8327535
istg@uni-muenster.de
www.uni-muenster.de/staedtegeschichte

Quelle: WWU Münster, Pressemitteilung, 1.12.2009

Lippische Mitteilungen 78 (2009)

„Wissensgeschichte in der Region“ ist das Schwerpunktthema des 78. Bandes der Lippischen Mitteilungen. Damit greifen wir dem Jubiläum des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe e.V. und des Lippischen Landesmuseums Detmold im Jahr 2010 mit spannenden Beiträgen vor. „Wissensgeschichte“ umfasst die Methoden und Themen der aktuellen Regional- und Landesgeschichte, ebenso Aspekte des Wissens über die Region, etwa historisch in der bekannten lippischen Biografie Bernhards II. „Lippiflorium“ (Hermann Großevollmer) oder heute über den Stand der Forschung zur Lokalisierung der Varusschlacht (Peter Kehne). Regionale Wissensgeschichte ist außerdem die Geschichte der „Sammlung“, Systematisierung und Interpretation von Wissen in der Region, etwa durch die „regionale Kulturpflege“ in Vereinen und Zeitschriften (Heide Barmeyer, Thomas Küster) oder in einem Museum, wie die Beiträge zur Historie (Rainer Springhorn) und zu Gemäldebeständen des Lippischen Landesmuseums (Monika Hegenberg, Vera Scheef) zeigen.

Die weiteren historischen Beiträge beleuchten Einzelaspekte der lippischen Geschichte vom Mittelalter bis zur NS-Zeit. Hervorzuheben sind Kord-Henning Ubers wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den konfessionellen Konflikten in Lippe im 18. Jahrhundert, konkret mit der Entwicklung um den radikalpietistisch gesinnten Grafen Rudolph Ferdinand von Lippe-Biesterfeld, Claudia Strieters Untersuchung der Aushandlungen der Zunft, d.h. der ständischen Selbstbestimmungen, in Lippstadt, Soest und Detmold und die beiden Beiträge zur NS-Geschichte, nämlich zur NS-Justiz (Lars Lüking) und zu den bürgerlichen Turn- und Sportvereinen in den Jahren 1933-1938: „Täter, Opfer, Profiteure?“ (Florian Lueke).

Inhaltsverzeichnis (Auszug)

Editorial, S. 9

Wissensgeschichte in der Region

Zufälliges Einzelinteresse oder unentbehrlicher Stoff? Themen und Profile lokal- und regionalgeschichtlicher Zeitschriften in Westfalen-Lippe seit 1900,
von Thomas Küster, S. 11

Naturwissenschaftlicher Verein, Lippisches Landesmuseum und Lippischer Heimatbund – ein Netzwerk regionaler Kulturpflege,
von Heide Barmeyer, S. 31

Jubiläum des Lippischen Landesmuseums Detmold. Ein klassisches Bildungsmuseum feiert seinen 175. Geburtstag,
von Rainer Springhorn, S. 61

175 Jahre Lippisches Landesmuseum. „Bilder, die aus dem Rahmen fallen“,
von Vera Scheef, S. 87

Die Äbtissinnen des Lippischen Landesmuseums – Alte Bestände neu entdeckt,
von Monika Hegenberg, S. 103

Lokalisierung der Varusschlacht? Vieles spricht gegen Mommsen – alles gegen Kalkriese,
von Peter Kehne, S. 135

Das Lippiflorium aus dem Lippstädter Stift – Heiligenlegende, Gründungsmythos, Rechtsinstrument. Überlegungen zu Entstehung, Quellenwert, Funktion und Datierung der lateinischen Vers-Vita Bernhards II. zur Lippe
von Hermann Großevollmer, S. 181

Weitere historische Beiträge

Graf Rudolph Ferdinand von Lippe-Biesterfeld und der Pietismus
von Kord-Henning Uber, S. 211

Aushandeln von Zunft. Möglichkeiten und Grenzen ständischer Selbstbestimmung in Lippstadt, Soest und Detmold
von Claudia Strieter, S. 239

„Seit Menschengedenken sind in Lippe keine Hinrichtungen vollzogen worden. Der Umgang mit der Todesstrafe in Lippe seit 1879 am Beispiel eines Strafverfahrens aus dem Jahre 1923
von Lars Lüking, S. 255

Täter, Opfer, Profiteure? Die Rolle der bürgerlichen Turn- und Sportvereine in Lippe 1933-1939
von Florian Lueke, S. 269

Naturwissenschaftlicher Beitrag
Voll gestört! Entwicklung und Pflege in Sandökosystemen der Senne – Naturschutz mit dem Kampfpanzer
von Tom Steinlein, S. 293

Redaktion:
Dr. Bettina Joergens (Geschichte)
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold
Tel.: 05231/766 112

Prof. Dr. Rainer Springhorn (Naturwissenschaften)
Lippisches Landesmuseum
Ameide 4
32756 Detmold
Tel.: 05231/9925 0

Jürgen Scheffler (Rezensionen)
Hofweg 3
32694 Dörentrup
05265/7676

Kontakt:
Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.
– Geschäftsstelle –
Willi-Hofmann-Straße 2 (Staats- und Personenstandsarchiv Detmold)
32756 Detmold
www.nhv-lippe.de

Urkundenbestand des Klosters Altomünster im Internet

In regelmäßigen Abständen ist es derzeit dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv möglich, Urkundenbestände in das internationale Urkundenportal "Monasterium" einzustellen. Die Bilder (Images) der wertvollen Stücke werden gemeinsam mit Erschließungsinformationen (Regesten) online angeboten. Im Laufe des Jahres 2010 sollen so insgesamt 30.000 Urkunden des Bayerischen Hauptstaatsarchivs über "Monasterium" zur Verfügung stehen. Es handelt es sich dabei vor allem um Urkunden geistlicher Provenienz (Klöster und Hochstifte), wobei der Schwerpunkt im südöstlichen Bayern liegt.

Im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit ist die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns bestrebt, die Onlinestellung der einzelnen Bestände auch in den betreffenden Regionen bekannt zu machen. So finden auch immer wieder Präsentationen und Vortragsveranstaltungen "vor Ort" statt: Am 17. November 2009 wurden beispielsweise die Urkunden des Frauenklosters Altomünster im Rahmen eines Festakts in Altomünster "freigeschaltet".

\"Freischaltung

Abb.: Freischaltung durch (von links nach rechts) Prof. Dr. Wilhelm Liebhart, 1. Bürgermeister Konrad Wagner, Dr. Margit Ksoll-Marcon und Dr. Thomas Aigner; rechts Dr. Gerhard Immler (sitzend), Foto: Dr. Bärbel Schäfer

Zu dieser eindrucksvollen Veranstaltung konnte der 1. Bürgermeister Konrad Wagner nicht nur eine Reihe von Gästen aus Altomünster und der Region begrüßen, sondern auch die Teilnehmer des vom 16. bis 18. November in München stattfindenden Treffens des "International centre for archival research" (ICARUS). Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die offizielle Freischaltung der Urkunden des Frauenklosters Altomünster. Die Bedeutung des bis heute existierenden Frauenklosters der Birgitten thematisierte anschließend Prof. Dr. Wilhelm Liebhart (Fachhochschule Augsburg), während Dr. Silvia Strodel und Dr. Joachim Kemper (Bayerisches Hauptstaatsarchiv bzw. Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns) den Urkundenbestand im Gesamtkontext des Portals "Monasterium" vorstellten. Die Bearbeitung der Urkunden war im Rahmen des derzeit laufenden DFG-Projekts "Schriftlichkeit in süddeutschen Frauenklöstern" erfolgt.

Joachim Kemper, München

ICARUS-Konferenz in München

Vom 16. bis 18. November 2009 fand im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München eine Konferenz des "International centre for archival research" (ICARUS) statt, zu der über 40 Teilnehmer aus elf Staaten anreisten. ICARUS versteht sich als archivisches Netzwerk innerhalb Europas mit dem Ziel, grenzüberschreitende Projekte aufzubauen und voranzutreiben. Dem Verein gehören gegenwärtig über 50 Archive sowie auch Bibliotheken und Einrichtungen aus dem universitären Bereich an. Deutschland ist im ICARUS-Vorstand durch einen bayerischen Vizepräsidenten vertreten.

ICARUS ist Träger des internationalen virtuellen Urkundenarchivs "Monasterium". "Monasterium" ist mit über 120.000 Urkunden das mit weitem Abstand größte Portal seiner Art; mehr als ein Sechstel der Stücke kommen mittlerweile aus Bayern, vor allem aus den Beständen des Bayerischen Hauptstaatsarchivs.

\"Teilnehmende

Abb.: Teilnehmende am Treffen von ICARUS im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München (Foto: GDA)

Das ICARUS-Treffen begann am 16. November nach einer Begrüßung durch die Leiterin der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns mit einer Sitzung des Vorstands, während am 17. November Arbeitssitzungen zu einzelnen Themen sowie die erste Plenumssitzung auf der Agenda standen. Die Sitzung des Plenums sowie ein abendlicher Festakt zur Freischaltung der Urkunden des Birgittenklosters Altomünster fanden im Rathaus des Marktes Altomünster statt. Am nächsten Tag folgte eine zweite Plenumssitzung.

Zu den thematischen Schwerpunkten der Konferenz zählte neben den turnusmäßigen Berichten der ICARUS-Mitarbeiter sowie der einzelnen Mitgliedsstaaten der Fortgang des EU-Projekts "Charters Network" und der damit im Zusammenhang stehende Personalaustausch zwischen den Archiven. Technische Fragestellungen bezüglich des Portals "Monasterium" wurden intensiv besprochen; mit der "Agenda 2015" wurde eine Arbeitsplanung für die nächsten Jahre verabschiedet.

Die nächste ICARUS-Konferenz wird im Juni 2010 in Zagreb (Kroatien) stattfinden.

Kontakt:
info@icar-us.eu
www.icar-us.eu

Joachim Kemper, München

Regionalstruktur der BStU bleibt erhalten

Die Zahl von gegenwärtig zwölf regionalen Archivstandorten der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen (BStU) soll mittelfristig durch Zusammenlegungen auf acht verringert werden. Die in Rostock befindlichen Aktenbestände sollen nach Schwerin, die in Magdeburg nach Halle und die in Gera und Suhl nach Erfurt umziehen. Bürgerbezogene Dienstleistungen der Behörde, von der Antragstellung und Akteneinsicht bis zu öffentlichen Veranstaltungen und politischer Bildungsarbeit, sollen an den bisherigen Standorten erhalten bleiben.

Der Zeitpunkt der Strukturveränderungen steht noch nicht fest, da für die Verlagerung von Archiven umfangreiche organisatorische und haushaltsmäßige Vorplanungen sowie weitere Abstimmungen erforderlich sind. Hierzu gehören vor allem Gespräche mit den betroffenen Bundesländern, den jeweiligen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und den zuständigen Abgeordneten des Deutschen Bundestages.

Die oben genannten Ziele der Strukturplanung wurden zwischen der BStU und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien abgestimmt. Bundeskabinett und Bundestag haben 2008 in ihrem Gedenkstättenkonzept festgelegt, die Struktur der Außenstellen der BStU zeitnah zu verändern. Ziel ist „eine effizientere Arbeit trotz zurückgehenden Personalbestandes“. Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung folgt ausdrücklich den Festlegungen des Gedenkstättenkonzepts.

Nach Wirtschaftlichkeitsberechnungen der BStU können bezogen auf einen Zeitraum von zehn Jahren durch die Schließung von Archivstandorten erhebliche Kosten eingespart werden. Insbesondere die Sicherung der Gebäude verursacht hohe Kosten. Diese können durch die vorgesehenen Maßnahmen deutlich reduziert werden. Der Personalbestand in der Behörde ist stark rückläufig: von knapp 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jahr 1995 wird er sich bis 2015 auf ca. 1.500 reduziert haben. Die Zusammenlegung von Archivstandorten ist deshalb auch nötig, um die Arbeitsfähigkeit der Außenstellen sicherzustellen.

Kontakt:
Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen (BStU)
Zentralstelle Berlin
Karl-Liebknecht-Straße 31/33
10178 Berlin
Telefon: (030) 23 24 – 50
Fax: (030) 23 24 – 77 99
post@bstu.bund.de

Quelle: BStU, Pressemitteilung, 24.11.2009

Leopoldina-Archiv übernimmt Nachlass des Ornithologen und Theologen Otto Kleinschmidt

Die Überführung des wissenschaftlichen Nachlasses des bedeutenden Leopoldina-Mitglieds Otto Kleinschmidt (1870-1954) von Wittenberg in das Archiv der Leopoldina wurde mit finanzieller Unterstützung des Leopoldina Akademie Freundeskreis e.V. möglich. Nun sollen die Dokumente, unter anderem Korrespondenzen, Tagebücher, theologische Studienbücher und zahlreiche herausragende Vogelzeichnungen systematisch im Archiv der Akademie aufgearbeitet werden und in Zukunft breiten Wissenschaftskreisen zugänglich sein.

Otto Kleinschmidt war einer der bekanntesten und bedeutendsten Ornithologen des 20. Jahrhunderts und hat zahlreiche hervorragende Arbeiten zur Vogelwelt vorgelegt. Ausgehend von diesen Studien hat er sich als Evolutionstheoretiker einen Namen gemacht und eine neue Lehre über die Artbildung, die so genannte Formenkreislehre, begründet. Daneben wirkte er über mehrere Jahrzehnte als Theologe in Wittenberg und betätigte sich als Künstler. Seit 1926 war Otto Kleinschmidt Mitglied der Leopoldina.

Aus Anlass der Überführung des Nachlasses Otto Kleinschmidt veranstaltete die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften am 17. November 2009 einen öffentlichen Vortragsabend unter dem Titel „Theologe aus Wittenberg, Ornithologe von Weltrang“ in der Akademie in Halle. Es sprachen Michael Beleites (Dresden) zu „Otto Kleinschmidt – Biologe, Theologe und Künstler“ und Dr. Frank Steinheimer (Halle) über „Otto Kleinschmidt und sein Einfluss auf die Entwicklung der Ornithologie“. Anschließend wurde eine Ausstellung zum Wirken Otto Kleinschmidts eröffnet, die die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt e.V. mit Sitz in Wittenberg erstellt hat. Die Ausstellung ist bis zum 11. Dezember zu sehen.

Kontakt:
Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften
Archiv
Emil-Abderhalden-Str. 35
06108 Halle (Saale)
Tel.: +49 – 345 – 4 72 39 – 21
Fax: +49 – 345 – 4 72 39 – 19
archiv@leopoldina-halle.de

Quelle: Leopoldina, Pressemitteilung, 13.11.2009

Bundesarchiv erinnert an den 70. Todestag des Filmpioniers Max Skladanowsky

Max Skladanowsky gilt, nicht ganz unumstritten, als deutscher Erfinder des Films. Ihm gelang mit seinem "Wintergartenprogramm" am 1. November 1895 im Berliner Varieté Wintergarten vor zahlendem Publikum die erste öffentliche Filmvorführung in Europa. Mit dieser Pionierleistung findet Max Skladanowsky seinen Platz in der deutschen Filmgeschichte.

Am 30. November 2009 jährt sich sein Todestag zum 70. Mal. Aus diesem Anlass stellt das Bundesarchiv zum einen die Beschreibung seines Nachlasses als Online-Findbuch, zum anderen auch die digitalisierten Bilder im Digitalen Bildarchiv (www.bild.bundesarchiv.de) ins Internet und erinnert zudem mit einer Galerie an den Wegbereiter des deutschen Films.

Der Weg zum Film begann für den am 30. April 1863 in Berlin geborenen Max Richard Skladanowsky im Familienbetrieb seines Vaters Carl. Nach seiner Ausbildung zum Fotografen und Glasmaler stellte er zunächst mechanisch bewegte Nebelbilder her, die er zusammen mit seinem Vater auf Tourneen durch ganz Europa vorstellte. Seinem großen Ziel, Bilder in Bewegung zu versetzten, kam er 1894 näher, als er mit seiner ersten selbstgebauten Kamera "Kurbelkiste I" und einem neuen Rollfilm von Kodak seinen Bruder Emil aufnahm. Nur ein Jahr später gelang ihm die Projektion "Lebender Bilder" mit seinem ersten Projektionsapparat, genannt "Bioscop". Die Vorführung seines etwa 15-minütigen Programms mit abgefilmten Varieté-Nummern am 1. November 1895 im Berliner Wintergarten wurde von Publikum und Presse begeistert aufgenommen: "Wie er das macht, soll der Teufel wissen", so schrieb die Staatsbürgerzeitung am 5. November 1895.

Das Bundesarchiv verwahrt seit den 1960er Jahren den schriftlichen, fotografischen und filmischen Nachlass von Max Skladanowsky. Im schriftlichen Nachlass (Bestand "N 1435") von Max Skladanowsky sind neben Geschäftsunterlagen, Verträgen, Programmen und Werbezetteln zu seinen Vorstellungen auch filmbegleitende Materialien wie z. B. die Klavierpartituren zum Wintergartenprogramm und Einladungen überliefert. Außerdem enthält er Patente und Warenzeichen sowie Konstruktions- und Entwurfszeichnungen für Projektoren und mechanische Theater, darunter auch für seine erste Filmkamera. Zeitungsausschnittsammlungen sowie Druckschriften aus den Jahren von 1945 ergänzen den Nachlass, der außer einem Erinnerungsbericht keine persönlichen Unterlagen von Max Skladanowsky enthält, dafür aber wenige Unterlagen von Eugen und Erich Skladanowsky.

Der Bildteil des Nachlasses (Bestand "N 1435 Bild") umfasst ca. 500 Motive, unter denen sich Porträts, Aufnahmen technischer Geräte, aber auch prächtige Farbexperimente ("Chromatrope") und die erwähnten, beeindruckenden "Nebelbilder" befinden. Der Bildbestand wurde fast vollständig digitalisiert und steht nun im Digitalen Bildarchiv http://www.bild.bundesarchiv.de/ zur Verfügung.

Kontakt:
Bundesarchiv, Referat B6
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Fon +49 (0)261 505-382
Fax +49 (0)261 505-430
bild@bundesarchiv.de
www.bundesarchiv.de

Quelle: Bundesarchiv Koblenz, Pressemitteilung, 30.11.2009

Stadtarchiv Limburg übernimmt Nachlass des Schriftstellers Frederik Hetmann

Frederik Hetmann, mit bürgerlichem Namen Hans-Christian Kirsch, gehörte über Jahrzehnte zu den bedeutenden deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Romane, Jugendbücher, Biographien und Märchensammlungen. Er verbrachte seine letzten Lebensjahre in Limburg an der Lahn und starb 2006.

Seine Gattin Elinore Kirsch übergab nun seinen Nachlass dem Stadtarchiv Limburg. Sie hatte sich zu diesem Schritt entschlossen, „als ich erfuhr, dass es einen hauptamtlichen Stadtarchivar gibt“ (vgl. Bericht vom 13.1.2008). Bürgermeister Martin Richard und Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker nahmen den Nachlass mit großer Freude und Dank entgegen.

\"Elinore

Abb.: Elinore Kirsch (m.) übergab den Nachlass ihres Mannes Frederik Hetmann an Bürgermeister Martin Richard (l.) und Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker (r.). (Foto: Stadtarchiv Limburg)

Die zahlreichen Notizen, Aufzeichnungen, Fotos und vieles mehr erlauben einen Blick auf den Schriftsteller, nicht auf das fertige Ergebnis, das dann zwischen zwei Buchdeckeln erscheint. Hans-Christian Kirschs Hinterlassenschaft gibt Einblick darin, wie sehr auch das Verfassen von Literatur harte Arbeit erfordert, gründliche Recherche, Entwürfe und Vorüberlegungen. „Haben Sie das alles erlebt oder bloß ausgedacht?“ Mancher Schriftsteller sieht sich mit dieser Frage konfrontiert. Dabei wird unterstellt, das „bloß ausgedacht“ sei der einfachere Teil literarischen Schaffens. Die hinterlassenen Schriftstücke von Hans-Christian Kirsch zeigen aber, dass Kreativität sich nicht im stillen Kämmerlein alleine Bahn brechen kann, sondern dass gründliche Vorarbeiten unverzichtbar sind. Als Ergebnis steht dann ein Werk, das nicht nur den Leser unterhält, sondern auch Authentizität vermittelt.

Hans-Christian Kirsch Jugend spiegelt auch die Entwicklung des 20. Jahrhunderts wieder. Geboren 1934 in Breslau verbrachte er einen Teil seiner Kindheit in Niederschlesien. 1945 floh er nach Thüringen und 1949 in den Westen. Er studierte in Frankfurt, München und Madrid Pädagogik, Anglistik, Romanistik, Philosophie und Politikwissenschaften. Nach einigen Jahren als Handelsschullehrer und Studienreisen in fast alle Kontinente arbeitete Kirsch als freier Autor, später als Lektor und Herausgeber, schließlich wieder als freier Autor.

Um die Stadt Limburg machten sich Hans-Christian und Elinore Kirsch 1977 verdient, indem sie den „Hans-im-Glück-Preis“ als Jugendbuchpreis stifteten. Damit sollten jungen Nachwuchsautoren ausgezeichnet werden. Die Stadt Limburg übernahm den Preis 1987 als Förderpreis. Seit 1990 erfolgt die Verleihung alle zwei Jahre.

Frederik Hetmann wurde in der Wochenzeitung „Die Zeit“ ein Handwerker, "dem kaum etwas entgeht", genannt. Dass Schreiben tatsächlich etwas mit Handwerk zu tun hat, mit sorgfältiger Planung und ebensolcher Ausführung, kann nun anhand des Nachlasses von Hans-Christian Kirsch im Stadtarchiv Limburg nachvollzogen werden. Jeder Germanist, der sich künftig mit dem literarischen Schaffen Hans-Christian Kirschs befasst, wird am Stadtarchiv Limburg nicht vorbeikommen.

Link: www.hans-christian-kirsch.de

Kontakt:
Stadtarchiv Limburg
Mühlberg 2 (Schloss)
65549 Limburg a. d. Lahn
Tel.: 06431-932 367
Fax: 06431-584 39 47
www.limburg.de

Quelle: Stadt Limburg, Pressemitteilung, 16.11.2009

75 Jahre Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck 1934-2009

Das Landeskirchliche Archiv Kassel legt unter dem Titel "75 Jahre Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck 1934 – 2009" einen Bild- und Quellenband vor, der nicht nur ein Dreivierteljahrhundert Geschichte der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck aufzeigt, sondern auch den Umgang der Landeskirche mit den Anfängen in schwieriger Zeit.

Unter nationalsozialistischem Druck regelte 1934 ein Kirchengesetz den Zusammenschluss des Gebietsteils Waldeck der Evangelischen Landeskirche von Waldeck und Pyrmont mit der Evangelischen Landeskirche in Hessen-Kassel. Die Wurzeln hierfür liegen in der Vergangenheit. So beginnt die Zeittafel, in deren Zentrum natürlich die letzten 75 Jahre stehen, mit zwei Karten aus dem 19. Jahrhundert.

Nach Beginn der „gemeinsamen Zeitrechnung“ ab 1934 wurden als sinnstiftende Zeiteinheiten die Amtszeiten der Bischöfe gewählt, wobei die Zeit von 1934 bis 1945 als NS- und Kriegszeit zusammengefasst wurde. Pfarrer Karl Theys, 1934 unrechtmäßig zum Bischof gewählt, führte diesen Titel bis 1935. Von Ende 1935 bis 1945 lenkte ein Landeskirchenausschuss unter der Leitung von Pfarrer D. Friedrich Happich die Landeskirche. Die Jahre 1945 (Bischof Wüstemann), 1963 (Bischof Vellmer), 1978 (Bischof Jung), 1992 (Bischof Zippert) und 2000 (Bischof Hein) markieren Zeiteinschnitte in der Geschichte unserer Landeskirche – Sie finden sie in der Struktur der Zeitschiene wieder.

\"75

Die blau unterlegte Zeittafel wurde angereichert mit, soweit möglich, selbst sprechenden Quellen, zumeist aus dem Landeskirchlichen Archiv. Das Format dieser Publikation ist bewusst so gewählt, dass die abgedruckten Quellen gut lesbar sind. Dass hier nicht alle Ereignisse, die mit einer Amtszeit verbunden sind, Erwähnung finden können, versteht sich hoffentlich. Angesichts eines definierten Gesamtumfangs konnten nicht alle Ereignisse berücksichtigt werden.

Der 32-seitigen farbig gestalteten Zeittafel vorangestellt ist eine 13-seitige Dokumentation der Veranstaltungen zum 75-jährigen Geburtstag im Juni 2009 in Bad Arolsen. Den Anfang machte ein zweitägiges Symposion, das vor rund 100 Teilnehmern im Christian-Daniel-Rauch-Museum stattfand. Veranstaltet von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Zusammenarbeit mit dem Waldeckischen Geschichtsverein setzten sich acht Historiker, Archivare und Theologen in drei Sektionen mit der Zeit des Zusammenschlusses um 1934, der Zeit des Nationalsozialismus und der Zeit von 1945 bis zur Gegenwart auseinander. Ein Tagungsband dokumentiert die Ergebnisse und ist zeitgleich mit dieser Publikation erschienen.

Nachmittag und Abend des zweiten Tags war einem „Fest der Begegnungen“ vorbehalten. Im Bürgerhaus fand unter dem Motto „75 Jahre miteinander unterwegs – Evangelische Kirche in Kurhessen-Waldeck“ ein Podiumsgespräch mit Vertretern aus Kirche und Staat statt. Zentrale Veranstaltung war dann der Festgottesdienst in der Stadtkirche mit Bischof Hein. Anschließend kam es rund um den Kirchplatz zu einem Begegnungsabend.

Die Grundidee dieser Auftragsarbeit stammt von Karl Waldeck. Die Landeskirche hat die Druckkosten übernommen, Ralf Gerstheimer ehrenamtlich die Gesamtgestaltung des vorliegenden Bild-Quellenbandes.

Info:
Bettina Wischhöfer, 75 Jahre Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck 1934 – 2009 (Schriften und Medien des Landeskirchlichen Archivs Kassel 26), Kassel 2009, 60 Seiten, 8,- €
ISBN 978-3-939017-07-3

Bezug über: www.ekkw.de/archiv

Buchholzer Stadtgeschichte online

Das Stadtarchiv Buchholz in der Nordheide geht online: Seit November 2009 kann der gesamte Datenbestand via Internet durchsucht werden. „Damit haben alle an der Geschichte von Buchholz interessierten Bürgerinnen und Bürger ein mächtiges Recherche-Werkeug an der Hand“, sagt die Archivarin der Stadt, Dörte Bölsche. So einfach funktioniert‘s: Brower starten, auf buchholz.de gehen und die Seite des Stadtarchivs aufrufen (entweder unter oft gesucht oder unter der Rubrik Leben in Buchholz/Stadtgeschichte). Dort findet sich der Link zur Datenbank.

Hier muss der Suchbegriff eingegeben werden – zum Beispiel: Bundesbahnschule. Sekunden später sind alle Datensätze aufgelistet, in denen der Begriff vorkommt. In diesem Fall fünf an der Zahl. Ein Klick auf die Titel der Datensätze öffnet selbige. Bei einem Datensatz mit viel Text ist es hilfreich, sich den Suchbegriff markieren zu lassen. Dafür benutzt man die bekannte Tastenkombination Steuerung [Str] (Mac: Befehl) F. Unten links auf der Seite erscheint dann ein kleines Feld, in das der Suchbegriff noch einmal eingegeben werden muss. Nach Anklicken von „Hervorheben“ wird das Suchwort im Text farbig markiert. Wenn man die weiteren Datensätze öffnet, bliebt diese Hilfsfunktion erhalten.

Wer will, druckt sich die Liste aus und macht einen Termin im Stadtarchiv. Denn um Einblick in Texte, Urkunden und Co. zu nehmen, ist der Weg ins analoge Archiv in der Kirchenstraße 6 unumgänglich. „Der Inhalt der Original-Dokumente ist nicht online einsehbar“, sagt Bölsche. „Dazu müssten alle Unterlagen eingescannt werden. Bei über 1.000 Datensätzen ein sehr zeitaufwendiges Unternehmen, das in naher Zukunft wahrscheinlich nicht verwirklicht werden kann.“ Die Datenbankrecherche soll weiter erleichtert werden: Die Datensätze werden teilweise noch einmal überarbeitet, um sie benutzerfreundlicher zu gestalten und um den treffenden Suchbegriff schneller zu finden, wird demnächst noch die Schlagwortliste des Buchholzer Stadtarchivs auf der Internetseite veröffentlicht.

Der Vorteil der Online-Recherche sei gleichwohl schon heute immens. „So kann schon von zu Hause aus geprüft werden, ob sich zum jeweiligen Thema etwas in unserem Archiv findet – oder nicht“, sagt Bölsche. Und wenn es Dokumente gebe, wisse der Suchende genau, wo sie abgelegt seien. Bölsche: „Bequemer geht‘s nimmer.“

Kontakt:
Stadtarchiv der Stadt Buchholz i.d.N.
Frau Dörte Bölsche
Kirchenstraße 6
21244 Buchholz i.d.N.
Telefon: 04181 37929
stadtarchiv@buchholz.de

Quelle: Stadt Buchholz, Pressemitteilung, 12.11.2009