Neuer Internetauftritts des Bundesarchivs

Ende Februar 2010 hat das Bundesarchiv nach zweijähriger Arbeit seinen überarbeiteten Internetauftritt www.bundesarchiv.de freigeschaltet. Besonderes Augenmerk wurde dabei der neuen Informationsstruktur gewidmet. Ziel waren einfache und benutzerorientierte Informationszugänge mit maximal drei Hierarchieebenen, deren Rubrikenbezeichnungen eindeutig und sprechend sind.

Dabei sind Rückmeldungen und Kritiken von Benutzern und Mitarbeitern sowie Ergebnisse aus dem Benchmark mit nationalen und internationalen Archiven bei der Überarbeitung eingeflossen.

Der Dienstleistungsgedanke für Benutzer stand bei den konzeptionellen Überlegungen an erster Stelle. So bietet die Rubrik „Recherche im Archivgut“ eine Übersicht aller vom Bundesarchiv angebotenen Projekte-Seiten und Suchmaschinen. Die Rubrik „Benutzung“, wesentlicher Bestandteil der Neukonzeption, liefert dem Benutzer nicht nur wichtige Hinweise zur Recherchearbeit im Archiv, sondern gibt ihm einen nach zeitlichen und sachlichen Aspekten gegliederten Überblick zu den Beständen des Bundesarchivs und deren Nutzungsvoraussetzungen. Informationen zu Schriftgutverwaltung und zur Übernahme von Nachlässen, Filmen oder Unterlagen von Verbänden ins Archiv bietet die ebenfalls neu entwickelte Rubrik „Beratung“. Für das Fachpublikum wurde die Rubrik „Fachinformationen“ eingerichtet, worin Informationen zur Arbeit des Bundesarchivs in allen Bereichen (u.a. Erschließung von Archivgut, Archivbau, Film, Informationstechnologie oder Öffentlichkeitsarbeit) zu finden sind.

Neben allgemeinen Informationen zum Bundesarchiv in der Rubrik „Über uns“ kommt auch die „Öffentlichkeitsarbeit“ nicht zu kurz. Dort finden sich nicht nur Pressemitteilungen und -informationen sowie aktuelle Meldungen, sondern auch Galerien mit historischen Bildern und Dokumenten, Angebote der historischen Bildungsarbeit und alle Veröffentlichungen des Bundesarchivs.

Der neue zentrale Internetauftritt des Bundesarchivs soll mit der Überarbeitung seinem Anspruch, ein Dienstleistungsportal für Forschung, Öffentlichkeit und Verwaltung zu sein, mehr denn je gerecht werden. Neben den reinen Informationen zur Archivbenutzung liefert er ein farbiges Bild zur Geschichte des Deutschen Reichs, der DDR und der Bundesrepublik Deutschland.

Kontakt:
Bundesarchiv
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Telefon: 0261/505-0
Fax: 0261/505-226
koblenz@bundesarchiv.de
www.bundesarchiv.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung.

Gedächtnisort: Das Historische Archiv der Stadt Köln

Ein Jahr nach dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln ist im Böhlau Verlag ein Buch erschienen, in dem zahlreiche Historiker und Archivare an die Katastrophe erinnern, über Bergung, Restaurierung und Digitalisierung der Dokumente diskutieren und Chancen und Perspektiven aufzeigen, die sich für die Forschung ergeben (haben). Herausgeber des Buches sind die Direktorin des Historischen Archivs, Dr. Bettina Schmidt-Czaia, und der Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv sowie Geschäftsführer der IHK zu Köln, Dr. Ulrich S. Soénius.

\"Gedächtnisort:

„Noch nie war seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Westeuropa Kulturgut in einer solchen Quantität und von einer solchen Qualität von der Vernichtung bedroht. Heute, fast genau zwölf Monate nach dem Unglück, sind ca. 85 Prozent der verschütteten Archivalien geborgen. Eine enorme Leistung! Sie harren aber der weiteren Bearbeitung, vor allem der Konservierung und Restaurierung“, so Bettina Schmidt-Czaia bei der Pressekonferenz zum Erscheinen des Buches. Die Archivdirektorin plädiert auch für einen raschen Neubau des Archivs.

Ulrich S. Soénius ergänzt: „Auch wenn der Archiveinsturz die Öffentlichkeit in einer Weise für die Anliegen der Archive interessiert hat, wie es vorher nie vorgekommen war, so ist es absolut unverzichtbar, dass die Bewältigung der Folgen die gleiche Aufmerksamkeit und vor allem die notwendige finanzielle Unterstützung erfährt, die dringend geboten ist, um weitere Schäden vom Archivgut abwenden zu können. Ein Weg dazu ist die Erinnerung an die schreckliche Katastrophe von Köln. Daher dient das vorliegende Buch nicht nur der Rekonstruktion der Ereignisse, sondern auch der Richtungsweisung für die Archivpolitik der Zukunft.“

Am 1. März 2010 wurde das Buch im Kölner Domforum dem Publikum vorgestellt. Prof. Georg Quander, Kölner Kulturdezernent, führte in die Veranstaltung ein. Im Anschluss haben die beiden Herausgeber im Gespräch mit dem Historiker Prof. Dr. Jost Dülffer – auch er ist mit einem Beitrag im Buch vertreten – die Folgen des Einsturzes aufgezeigt und die Stärke und Bedeutung des Archivs als Gedächtnisort der Stadt beleuchtet.

Für jedes verkaufte Exemplar des Buches leitet der Böhlau Verlag 2,– € an das Historische Archiv der Stadt Köln weiter.

Info:
Bettina Schmidt-Czaia / Ulrich S. Soénius (Hg.)
Gedächtnisort
Das Historische Archiv der Stadt Köln
2010. 197 Seiten. Zahlreiche Abbildungen. Gebunden. € 19,90
ISBN 978-3-412-20490-7

Quelle: Böhlau Verlag, Pressemitteilung, 26.2.2010

Bund tritt Stiftung »StadtGedächtnis« fürs Stadtarchiv Köln bei

Kulturstaatsminister Bernd Neumann teilte am 5. März 2010 in Berlin mit, dass sich der Bund an der "Stiftung StadtGedächtnis" der Stadt Köln beteiligt. Der Haushaltsausschuss des Bundestages stellt dafür eine Million Euro aus dem Kulturhaushalt des Bundes zur Verfügung. Das Land NRW hatte bereits am 2. März 2010 seine Stiftungsbeteiligung bekannt gegeben. Die Initiative zur Gründung war von der Stadt Köln ausgegangen. Sie hat damit ihr Ziel erreicht, zum ersten Jahrestag des Kölner Archiveinsturzes die Stiftung ins Leben zu rufen.

Die Bevollmächtigten der Stiftungsgründer, neben Stadt Köln, Land und Bund die Evangelische Kirche, das Erzbistum Köln und der Landschaftsverband Rheinland, schließen die Gründung derzeit formal ab. Die dazu erforderlichen Schritte haben das Kölner Kulturdezernat und eine Projektkoordinatorin bereits getan. Die Stiftungssatzung liegt dem Landesinnenministerium zur Genehmigung vor. Auch Marketing- und Fundraising-Konzepte liegen vor. Jetzt steht nur noch die Wahl einer Geschäftsführerin oder eines Geschäftsführers für die Stiftung aus.

Die Stiftung Stadtgedächtnis soll in den nächsten 50 Jahren 350 bis 500 Millionen Euro einwerben, um damit die beim Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln beschädigten Archivalien zu restaurieren, digitalisieren, erforschen und in ihrem Bestand zusammenzuführen. Zur Realisierung dieser Ziele bittet die Stadt Köln um Überweisung von Spenden an die Stiftung StadtGedächtnis bei der Sparkasse KölnBonn, Kontonummer 22 22 21 11, BLZ 370 501 98. Wer eine größere Summe spenden möchte, kann sich unter 0221 / 221-29072 mit der Kulturverwaltung in Verbindung setzen. Die Stiftung verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke.

Bis zur Gründung und Genehmigung durch das Innenministerium steht Michael Lohaus im Kulturdezernat unter 0221 / 221-23419 als Ansprechpartner zur Verfügung.

Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 5.3.2010

Hüter der Mülheimer Geschichte

Die Neue Ruhr Zeitung (NRZ) bittet regelmäßig interessante Zeitgenossen regelmäßig zum Gespräch. Die Themen dieser Interviews wechseln, zum Tag der Archive führte Sebastian Sasse unter dem Titel "Der Hüter des Erbes" ein Gespräch mit dem Leiter des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr, Dr. Kai Rawe.

„Jede Gegenwart ist gewordene Gegenwart“, sagt Kai Rawe. Mit dieser Frage wird der 39-jährige promovierte Historiker jeden Tag konfrontiert. Er verwaltet das „Gedächtnis der Stadt“. Obwohl „verwalten“ – das klingt ihm vermutlich zu sehr nach Amtsstube, nach staubigen Akten, nach Ärmelschoner. „Natürlich haben wir auch die Aufgabe, Verwaltungsakten aufzubewahren. Wir sind aber mehr als eine Registratur“, betont er. „Mir ist wichtig, dass unsere Türen für den Bürger offen stehen. Wir sind eine kulturelle Einrichtung in dieser Stadt, ein offenes Haus. Genauso wie das Theater oder der Ringlokschuppen.“

Ein Blick in den Besucherraum zeigt, dass dieser Anspruch auch eingelöst wird. Die Tische sind besetzt. Ein älterer Herr sitzt über einem Zeitungsband. Ein anderer blättert in einem Karteikasten und macht sich eifrig Notizen. „Ich freue mich über den Schüler, der für seine Facharbeit recherchiert genauso, wie über den Professor“, erklärt Rawe. „Besonders beliebt sind wir bei den Familienforschern. Viele finden erst in der Rente zu diesem Hobby. Dann betreiben sie es aber auch intensiv.“

Rawe kann diese Leidenschaft verstehen. Wo kommen wir her? Wer diese Frage stellt, fragt meistens gleichzeitig auch: Wo gehen wir hin? Sehr menschliche Fragen. Ob alte Urkunden, Akten oder ein Programmheft von der 100-Jahrfeier der Stadt – alle dieses Dokumente sind Zeugnisse menschlichen Lebens. Und damit so einmalig, wie eben auch jeder Mensch. Rawe: „Wenn unsere Quellen weg sind, dann sind sie weg. Man kann keine neuen Quellen kaufen. Das ist ja auch das Tragische an dem Unglück in Köln vor einem Jahr. Vieles ist unwiederbringlich verloren.“

Der Archivar ist sich der Bedeutung des Schatzes bewusst, den er hütet. „Ich habe deswegen auch kein besonderes Lieblingsstück. Natürlich sind wir stolz, dass wir relativ viele mittelalterliche Urkunden im Besitz haben. Ich finde aber auch eine Postkarte aus dem 19. Jahrhundert faszinierend. Es ist einfach der Reiz des Authentischen. Man steigt in vergangene Lebenswelten ein.“

Geschichte ist spannend, Geschichte ist unterhaltsam. Eine Erfahrung, die nicht jeder im Schulunterricht macht. Deswegen lädt das Archiv gerne Klassen ein, damit sie so vor Ort mit den Überresten aus der Vergangenheit ihrer Stadt konfrontiert werden. Sie können lesen, aber auch riechen, anfassen, fühlen – Geschichte wird sinnlich erfahrbar. Und damit auch lehrreich. „Das ist viel konkreter, als eine abgedruckte Quelle im Schulbuch. Die Beziehung ist gleich da. Die Schüler merken zum Beispiel: Da wird über Ereignisse in einer Straße berichtet, die es heute noch gibt. Das hat tatsächlich in unserer Stadt stattgefunden.“ Ein nachhaltiger Lerneffekt, ist Rawe sich sicher.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Tel.: 02 08 / 4 55 42 60
Fax: 02 08 / 4 55 42 79
stadtarchiv@stadt-mh.de
www.stadtarchiv-mh.de

Quelle: Sebastian Sasse, NRZ, 6.3.2010

Stadtarchiv Saarbrücken im neuen Domizil

Bereits Ende November 2009 ist das Stadtarchiv Saarbrücken an seinen neuen Standort in der Deutschherrnstraße gezogen (siehe Bericht vom 16.9.2009). Ein gelungenes Beispiel für die Umnutzung eines denkmalgeschützten früheren Schulgebäudes. Termingerecht fertig wurde der Umbau der denkmalgeschützten ehemaligen Deutschherrnschule. Hier findet das bisher in einer Remise der alten Feuerwache nur notdürftig und beengt untergebrachte Stadtarchiv nunmehr sachgerechte Arbeitsbedingungen. Nicht nur, dass genügend Platz für künftige Archivalien bereitsteht; auch die Aufbewahrung entspricht durch Einsatz moderner Technik künftig allen archivklimatischen Anforderungen.

Der Standortfindung war eine ausführliche Prüfung von Alternativen vorausgegangen. Rund 3,1 Mio. € kostete der Umbau der leerstehenden früheren Schule – 2010 ist noch die Erneuerung der Fassade vorgesehen. Dann findet auch die Figurengruppe von Walter’s Eck künftig einen neuen Platz.

Bei der offiziellen Eröffnung am 29. Januar 2010 betonte Oberbürgermeisterin Britz, dass mit dem Bau des Stadtarchivs erstmals ein fachgerechtes Archivgebäude im Saarland verwirklicht werden konnte. Nun seien alle Archivalien so eingelagert, dass auch für interessierte Bürgerinnen und Bürger wieder eigene Recherchen möglich sind. Die Bevölkerung hatte die Möglichkeit, dass neue Archiv im Rahmen eines Tags der offenen Tür am 30. Januar 2010 kennen zu lernen. Bis zum 5. März wurde die Ausstellung „Erinnern und versöhnen – Hitlers Verbrechen/Crimes Hitlérien“ gezeigt. Seit 1999 hatte die bisherige Saarbrücker Archivleiterin Dr. Irmgard Christa Becker mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg verhandelt, um die Ausstellung nach Saarbrücken zu holen.

Frau Dr. Becker hat mittlerweile, zum 1. März 2010, ihr neues Amt als Leiterin der Archivschule Marburg angetreten. Der stellvertretende Leiter der Archivschule, Prof. Dr. Rainer Polley, würdigte in seiner Begrüßungsrede die Verdienste von Frau Becker, die vor 13 Jahren selbst die Ausbildung an der Archivschule absolvierte. Sie habe in ihrer Tätigkeit als Leiterin des Stadtarchivs Saarbrücken maßgeblich an der Konzeption und Umsetzung eines Neubaus und damit an der Errichtung des ersten fachgerechten Archivbaus im Saarland mitgewirkt. Darüber hinaus arbeite sie in zahlreichen überregionalen Gremien des deutschen Archivwesens mit und trage durch ihr Engagement und zahlreiche Veröffentlichungen zur Weiterentwicklung der archivischen Fachdiskussion bei.

Kontakt:
Stadtarchiv Saarbrücken
Deutschherrnstraße 1
66117 Saarbrücken
Telefon: 0681 – 905 1258
Fax: 0681 – 905 1215
stadtarchiv@saarbruecken.de
www.saarbruecken.de

Quelle: Stadt Saarbrücken, Pressemitteilung; Archivschule Marburg.

Ansprache von Bischof Clemens August Graf von Galen aus dem Jahr 1934 entdeckt

Ein jahrzehntelang verschollenes Tondokument einer Ansprache des münsterischen Bischofs Clemens August Graf von Galen (1878-1946) aus dem Jahr 1934 hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gemeinsam mit dem Bistum Münster, der Galen-Forscherin Ingrid Lueb und Propst Hans-Bernd Serries aus Billerbeck am 9. März 2010 der Öffentlichkeit präsentiert.

Über Jahrzehnte galt ein kurzer Ausschnitt seiner Kardinalsansprache am 16. März 1946 auf dem Domplatz in Münster als das einzige erhaltene Tonzeugnis des 2005 selig gesprochenen Kardinals. Doch dann stieß die Historikerin Ingrid Lueb im Kalender Franz von Galens, des Bruders von Clemens August, unter dem 11. November 1960 auf eine bemerkenswerte Notiz: "Dr. Portmann mit Kaplan Risse (Hl. Kreuz) hier, welch Letzterer eine auf Tonband eingefangene Predigt von Clemens August 1934 im Exerzitienhaus, Schillerstraße in Münster, zweimal ablaufen ließ – herrlich. Wir sprachen zwei Stunden nur vom Kardinal." Gab es doch noch ein zweites Tondokument mit der Stimme von Galens? Luebs Fachkollegen reagierten skeptisch und verwiesen auf die intensiven Recherchen im Vorfeld des Seligsprechungsprozesses, die keinerlei Hinweise auf ein solches Dokument erbracht hätten.

Doch Ingrid Lueb ließ nicht locker. 2008 fand sie im Nachlass des langjährigen bischöflichen Kaplans und späteren Galen-Biographen Heinrich Portmann eine zweite heiße Spur. Aus einem Briefwechsel Portmanns mit dem Inhaber des Foto- und Phonofachgeschäftes Schumacher in Oer-Erkenschwick von März 1960 ging hervor, dass der Geschäftsinhaber Portmann zwei Schallplatten mit einer Ansprache Galens geschickt hatte. Portmann ließ sie auf das damals moderne Medium Tonband umspielen und schickte die Platten dann zurück. Nachforschungen in Oer-Erkenschwick verliefen ernüchternd: Das Geschäft war nach dem Tod des Inhabers bereits vor 20 Jahren vollständig aufgelöst worden; es gab keine Spur mehr von den fraglichen Schallplatten.

Neue Hoffnung keimte auf, als die Familie Heinrich Portmanns im Nachlass ihres Onkels zwölf Tonbänder fand. Lueb brachte diese ins LWL-Medienzentrum für Westfalen. Dort verlief eine erste "Anhörung" der betagten Bänder zwar negativ, doch das Medienzentrum erklärte sich bereit, die Dokumente in seinem Tonarchiv zu archivieren und für Forschungszwecke zu digitalisieren. "Das war eine glückliche Entscheidung. Denn auf einer der auf diese Weise entstandenen Audio-CDs entdeckte Propst Serries, ebenfalls ein passionierter Galen-Forscher, vor einigen Wochen während einer Autofahrt schließlich das außergewöhnliche Tonzeugnis", berichtet Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen.

In der etwa achtminütigen geistlichen Ansprache ruft der Bischof seine "lieben Diözesanen" zur eifrigen Teilnahme an Exerzitien auf. Eine genaue Überprüfung der Tonsequenz lässt vermuten, dass von Galen während der Aufnahme keine Zuhörer hatte, sondern einen vorbereiteten Text allein für die Aufzeichnung auf Schellack-Schallplatten abgelesen hat. Serries dazu: "Das Exerzitienwesen war Bischof von Galen wie seinem Vorgänger Bischof Johannes Poggenburg ein wichtiges Anliegen. Um dieses zu popularisieren, scheint er auch auf das damals moderne Medium Schallplatte gesetzt zu haben." Ob und wie die Ansprache tatsächlich verbreitet worden ist, wissen die Beteiligten aber noch nicht. Sie hoffen nun, dass sich Zeitzeugen an die Ansprache erinnern oder sogar weitere ähnliche Tondokumente auftauchen.
Alle Hinweise dazu werden dankbar aufgenommen, teilte der Landschaftsverband mit: "Aber auch wer andere originale Tonaufnahmen aus der Zeit vor 1950 besitzt, kann sich gern mit uns in Verbindung setzen", betont Ralf Springer, Archivreferent im Medienzentrum für Westfalen. Denn Audiodokumente aus jener Zeit besitzen wie Filme fast immer hohen alltagsgeschichtlichen Wert."

Kontakt:
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstraße 14
48147 Münster
Tel. 0251 591-3902
Fax 0251 591-3982
medienzentrum@lwl.org

Quelle: LWL, Pressemitteilung, 9.3.2010

Grevener Mariengrundschüler auf Zeitreise im Stadtarchiv

Regelmäßig zu Gast im Stadtarchiv Greven sind Schulklassen, darunter seit Jahren auch 3. und 4. Klassen der Grevener Grundschulen. So erhielt die Klasse 4b der Mariengrundschule mit ihrer Lehrerin Sigrun Hildebrandt in der vergangenen Woche Einblick in das Stadtarchiv. Was es dort alles zu entdecken gibt und wie die Akten, Zeitungen, Fotos, Karten und andere Dokumente ins Stadtarchiv kommen, erläuterte Stadtarchivarin Angelika Haves anhand anschaulicher Beispiele. Sicherheit der Archivalien vor Schäden wie Brand oder Hochwasser waren ebenso Thema wie die Bedeutung einer guten Ordnung, um die kostbaren Stücke schnell wiederfinden zu können.

Anschließend vermittelte Stadtarchivar Dr. Stefan Schröder Informationen rund um wichtige Ereignisse der Grevener Stadtgeschichte. "Es ist immer wieder erstaunlich, wie interessiert die Kinder sind. Staunen und Lernen gehen bei uns Hand in Hand", sagt Schröder.

Das Stadtarchiv Greven verwahrt Archivalien und speichert Informationen über die Geschichte Grevens und seiner Ortsteile Gimbte, Reckenfeld und die Bauerschaften. Neben der Sicherung von Dokumenten der heutigen Stadtverwaltung und ihrer Rechtsvorgänger bemüht sich das Stadtarchiv darum, vielfältige Spuren des Lebens in Greven für die Nachwelt zu sammeln und solche Spuren aus der Vergangenheit durch Einwerben bei Vereinen, Verbänden, Privatpersonen etc. zu sichern. Die Datenbank des Stadtarchivs enthält inzwischen mehr als 126.000 Einträge, so dass sich viele Informationen zur Geschichte Grevens schnell abrufen lassen. Archivbesuche von Grundschulklassen finden in Greven schon seit rund 20 Jahren statt, womit das Stadtarchiv Greven im deutschen Archivwesen zu den Wegbereitern für diese Altersgruppe gehörte. Inzwischen sind Besuche von Grundschulklassen auch in vielen anderen Archiven üblich.

Kontakt:
Stadtarchiv Greven
Rathausstr. 6
48268 Greven
Telefon: 02571/920-358 (-458)
Telefax: 02571/920-320
archiv@stadt-greven.de

Quelle: Stadt Greven, Pressemitteilung, 9.3.2010

Kreisarchiv Gießen im World Wide Web

Im Kreisarchiv des Landkreises Gießen kann ab sofort unter www.kreisarchiv-giessen.findbuch.net online recherchiert werden. Die ersten 2.000 Verzeichnungseinheiten sind online gestellt. Dabei handelt sich um den Archivbestand \“Akten der Kreisverwaltung vor 1945\“. „Bürgerinnen und Bürger haben jetzt die Gelegenheit, sich vor einem Besuch des Historischen Archivs der Kreisverwaltung einen Überblick über den Bestand zu verschaffen. Mit diesem Schritt leisten wir einen Beitrag, den Service für Interessierte zu verbessern“, betonte die Gießener Landrätin Anita Schneider.

In dem nun online gestellten Bestand des Kreisarchivs sind die Akten der Kreisverwaltung zusammengefasst, die aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammen. Darunter zahlreiche Unterlagen zum Privatbauwesen, Unterrichtswesen oder Kirchenangelegenheiten. Ein nicht unwesentlicher Teil des Bestandes betrifft die Orte Fellingshausen, Frankenbach, Krumbach, Königsberg, Hermannstein, Naunheim, Rodheim und Waldgirmes, die 1866 an Preußen abgetreten und dann in den Kreis Biedenkopf eingegliedert worden sind. Diese Akten waren zunächst im Hessischen Staatsarchiv Marburg aufbewahrt worden und wurden im Jahr 2008 an das Kreisarchiv Gießen abgeben.

Bei dem nun online gestellten Bestand des Kreisarchivs handelt es sich um wertvolle Restüberlieferungen, die für Forschung und Wissenschaft von großem Interesse sind. Schließlich wurde das damalige Kreisamtsgebäude am Landgraf-Philipp-Platz bei dem verheerenden Bombenangriff auf Gießen im Dezember 1944 völlig zerstört und dabei auch ein Großteil der Akten vernichtet.

Sabine Raßner, Kreisarchivarin beim Landkreis Gießen, beschreibt den Suchvorgang auf der Internetseite des Kreisarchivs so: „ Beim Aufrufen der Online-Datenbank wird auf der linken Bildschirmhälfte eine Systematik angezeigt. Beim Anklicken einer Systematikgruppe werden auf der rechten Bildschirmseite die ihr zugeordneten Verzeichnungseinheiten dargestellt. Selbstverständlich sind umfangreiche Recherchen möglich. Individuelle Fundlisten können erstellt und Archivalien per E-Mail bestellt werden. Bei einem Besuch im Kreisarchiv ist das entsprechende Archivmaterial dann direkt einzusehen.“

Bürgerinnen und Bürger erreichen das Kreisarchiv online unter www.kreisarchiv-giessen.findbuch.net oder über eine Verlinkung auf der Website des Landkreises (www.lkgi.de Aktuelles). Wer Interesse hat, direkt im Material des Kreisarchivs zu stöbern, kann einen Termin mit der Kreisarchivarin Sabine Raßner telefonisch (0641/ 9390-1603) oder per E-Mail (sabine.rassner@lkgi.de) vereinbaren.

Kontakt:
Landkreis Gießen
Der Kreisausschuss
– Kreisarchiv –
Riversplatz 1-9
35394 Gießen
Tel.: 0641 – 9390 1603
Fax: 0641 – 33448
kreisarchiv@lkgi.de

Quelle: Landkreis Gießen, Pressemitteilung, 4.3.2010

300 Jahre Staatsarchiv Hamburg (1710- 2010)

Das Staatsarchiv Hamburg feiert im März 2010 sein 300-jähriges Jubiläum. Ein städtisches Archiv, das unmittelbar vom Rat der Stadt beaufsichtigt wurde, ist erstmalig 1293 urkundlich erwähnt. Die Leitung des Archivs wurde 1710 hauptamtlich einem Mitglied des Senates übertragen und ist somit eines der ältesten Archive Deutschlands.

Die Funktion des Hamburger Staatsarchivs konzentrierte sich bis ins 19. Jahrhundert hauptsächlich auf praktisch-rechtliche Zwecke. Eine Bearbeitung des vorhandenen Materials aus wissenschaftlichem Interesse begann erst mit dem Wirken des Archivars Johann Martin Lappenberg, der das Archiv für andere Forscher öffnete und die Archivbenutzung in Hamburg etablierte.

Eigenständige Räumlichkeiten erhielt das Staatsarchiv Hamburg erst mit dem Bau des neuen Rathauses, jedoch waren diese schnell belegt, weshalb bereits ab 1907 der Zuwachs wieder in provisorischen Unterkünften gelagert werden musste. Auf Initiative der Bürgermeister Paul Nevermann und Herbert Weichmann wurde nach Plänen des Architekten Bernhard Hermkes ein eigener Archivzweckbau an der ABC-Straße errichtet und 1972 eröffnet. Bereits nach 26 Jahren wurde dieses Gebäude aufgegeben, da die Asbestsanierung, die Sanierung der Klimaanlage wegen gestiegener Energiekosten und eine Erweiterung einen Neubau kostengünstiger machten. Heute befindet sich das Archiv in der Kattunbleiche in Hamburg-Wandsbek. Der Neubau wurde 1998 nach einem Entwurf von Jan Störmer errichtet.

Der Bestand umfasst rund 30.000 laufende Regalmeter, die in über 2.800 Bestände gegliedert sind. 1958 wurde die heute bestehende Tektonik der Archivbestände eingeführt, die sich in die folgenden sieben Sachgruppen gliedert (1. Regierung, Volksvertretung, Allgemeine und Innere Stadtverwaltung, 2. Rechtspflege, 3. Fachverwaltung, 4. Gebietsverwaltung, 5. Religionsgemeinschaften, 6. Vereinigungen und Personen, 7. Sonderbestände).

Bestandsverluste entstanden aufgrund des Großen Brandes von 1842. Während des Zweiten Weltkrieges und der Sturmflut von 1962 kam es zu Verlusten im Registraturgut der Ämter, das Archiv an sich blieb aber unversehrt. Planmäßige Aktenvernichtung der NS-Dienststellen vor der Kapitulation haben zudem Überlieferungslücken entstehen lassen. Für die Geschichtsforschung sind die Bestände des Staatsarchivs die zentrale Quelle zur Erforschung der hamburgischen Vergangenheit, für den demokratischen Rechtsstaat sind sie ein unverzichtbares Element für die Transparenz staatlichen Handelns und politischer Willensbildung.

Anlässlich seines Jubiläums bietet das Staatsarchiv Hamburg allen Interessierten mehrmals in diesem Jahr die Gelegenheit, das Haus und seine Unterlagen kennenzulernen. Den Anfang bilden eine Beteiligung am Tag der Archive am 6. März und folgende Vortrag am Montag, den 8. März 2010 (18 Uhr):

Dr. Klaus Bästlein (Jurist und Historiker, Berlin):
Zehntausende Akten – Millionen Fakten: Zum Erkenntniswert der Hamburger Strafakten aus der NS-Zeit
Justizakten sind eine zentrale Quelle für die historische Forschung. In ihnen spiegeln sich die soziale Wirklichkeit und der Lebensalltag, aber auch die Ereignisgeschichte und die Herrschaftsverhältnisse. In 20-jähriger Arbeit wurde die einmalige Überlieferung der Hamburger Strafakten aus der NS-Zeit detailliert erschlossen und nutzbar gemacht. Damit stehen Quellen bereit, die in vieler Hinsicht neue zeitgeschichtliche Erkenntnisse ermöglichen.

Kontakt:
Staatsarchiv Hamburg
Kattunbleiche 19
22041 Hamburg
Telefon: (040) 42831 – 3200 (Zentrale)
Telefax: (040) 42831 – 3201
www.staatsarchiv.hamburg.de

Quelle: Wikipedia, 7.3.2010; Hansestadt Hamburg, Pressemitteilung.

Woche nordhessischer Archive 2010 in Kassel eröffnet

Mit einer Auftaktveranstaltung im Bundesarchiv des Verbandes christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) wurde am 6. März 2010 die Woche nordhessischer Archive in Kassel eröffnet. Bis zum 13. März 2010 sind neun Archive aus Nordhessen „dem Verborgenen auf der Spur“. So lautet das diesjährige Motto des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare. Im Rahmen einer konzentrierten deutschlandweiten Aktion soll einem breiteren Publikum mit spannenden Angeboten die Möglichkeit gegeben werden, die Bedeutung der Archive kennen zu lernen. Das Programm der nordhessischen Archive ist unter www.tagderarchive.de abrufbar.

\"Abbildung

Abbildung 1 zeigt Vertreterinnen und Vertreter beteiligter Kasseler Archive
(von links): documenta Archiv, Bundesarchiv des Verbandes christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Archiv der Kasseler Sparkasse, Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung, Historisches Hauptarchiv der Stadt Kassel.

\"Abbildung

Abbildung 2 erlaubt einen Blick in die Ausstellung des VCP-Bundesarchivs „Mehr als Abenteuer“.

Bettina Wischhöfer, Landeskirchliches Archiv Kassel