Deutsche Archive im digitalen Zeitalter

Partizipation, Offenheit, Transparenz.

Zahlreiche Archive bekennen sich mittlerweile zum Grundgedanken der Offenheit, zu partizipativen und nutzerorientierten Zielen, zur Nutzung digitaler Werkzeuge. Mit Gründung der Konferenzreihe „Offene Archive“ hat sich eine Gruppe von Archivarinnen und Archivaren 2012 aufgemacht, die digitale Zukunft von Archiven in Deutschland besser zu gestalten. Das Konferenzblog hat sich als Plattform für das deutsche Archivwesen etabliert. Zeit für eine Rückschau, Statusbetrachtung und Zukunftsplanung.


Abb.: Das Buch „Deutsche Archive im digitalen Zeitalter“ (DOI: 10.3224/96665033) ist kostenlos im Open Access (PDF) herunterladbar oder kostenpflichtig als Print-Ausgabe erhältlich. Der Titel steht unter der Creative Commons Lizenz Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Das Buch basiert auf fachlichen und praxisnahen Beiträgen des Blogs und setzt sich mit digitalen Themen wie der Implementierung und Nutzung von Sozialen Medien und Blogs, Möglichkeiten der partizipativen Nutzer- und Nutzerinnenkontakte sowie der technischen Umsetzbarkeit von (Open-)Online-Tools für die klassischen Archivaufgaben auseinander.

Das Buch soll die Gründe der Genese des Blogs und die diskutierten Themen systematisch in den Blick nehmen, aber auch die Veränderungen seither messen. Die Kapitel enthalten zentrale, einschlägige Blog-Beiträge. Dabei wird auch die Genese bestimmter Problematiken in den letzten 10 Jahren abgebildet. Die Kapitel werden durch kurze (Gast-)Beiträge von Expertinnen und Experten eingeleitet. Um nicht nur über Partizipation zu schreiben, sondern sie auch mit oder trotz Buch zu leben, sollen zu jedem Artikel die dazugehörigen QR-Codes direkt zu den Beiträgen im Blog führen. Das Buch ist zwar statisch, es will aber deutlich machen, dass die Diskussion es nicht ist und ein Weiterführen der Diskussionen ausdrücklich erwünscht ist.

Das Buch führt so die Interaktivität des Blogs fort. Das Buch ist als erstes Fachbuch zu diesem zentralen Thema im deutschen Archivwesen zu verstehen.

Info:
Deutsche Archive im digitalen Zeitalter.
Partizipation, Offenheit, Transparenz
hg. v. Antje Diener-Staeckling, Dagmar Hovestädt, Joachim Kemper, Patricia Lenz
Verlag Barbara Budrich
Paperback 54€
PDF 0€
Erscheinungsdatum : 13.06.2022
ISBN: 978-3-96665-033-5

Links:

Die Herausgeberinnen und Herausgeber:
Dr. Antje Diener-Staeckling, LWL-Archivamt für Westfalen, Münster
Dagmar Hovestädt, Bundesarchiv, Stasi-Unterlagen-Archiv, Berlin
Dr. Joachim Kemper, Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Patricia Lenz, Archivarin, Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen

Studie zum sexuellen Missbrauch im Bistum Münster 1945-2020 vorgestellt

In der Zeit von 1945 bis 2020 sollen mindestens 196 Kleriker aus dem Bistum Münster sexuellen Missbrauch an Minderjährigen begangen haben – konkret handelte es sich um 183 Priester, einen ständigen Diakon und 12 Brüder einer dem Bischof lange Zeit unterstellten Ordensgemeinschaft. Dies ist das zentrale Ergebnis einer im Jahr 2019 begonnenen Studie, die ein Wissenschaftsteam der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster am 13.6.2022 vorgestellt hat. „Die Bischöfe und andere Verantwortliche in der Bistumsleitung wussten über die Taten zum Teil ausführlich Bescheid“, betont Prof. Dr. Thomas Großbölting, der mit Prof. Dr. Klaus Große Kracht hauptverantwortlich für die Studie ist. „Nicht erst seit dem Jahr 2010 – als der Missbrauchsskandal in der deutschen Öffentlichkeit hohe Wellen schlug – war ihnen in vielen Fällen bekannt, dass Priester des Bistums Münster Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene sexuell missbraucht haben.“


Abb.: Das Team der Aufarbeitungsstudie (v.l.): Dr. Bernhard Frings, Prof. Dr. Thomas Großbölting, Dr. Natalie Powroznik, Dr. David Rüschenschmidt und Prof. Dr. Klaus Große Kracht (Foto: WWU – Michael Möller)

Bezogen auf die Gruppe der Priester macht die Zahl von 196 Beschuldigten rund vier Prozent aller Priester in der Diözese zwischen 1945 und 2020 aus. Bei fünf Prozent der Täter könne man von „Serientätern“ sprechen, da sie für mehr als zehn Taten verantwortlich seien. Die Zahl der Betroffenen liegt den Wissenschaftlern zufolge bei mindestens 610 Personen, wobei das Dunkelfeld „erheblich höher“ liegen dürfte – die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Zahlen acht bis zehn Mal höher liegen. Viele der Betroffenen erlebten wiederholt sexuellen Missbrauch durch die Täter, in 43 Fällen habe es „starke körperliche Gewalt“ gegeben. Die psychischen und physischen Folgen der Tat begleiteten und begleiten sie oft ihr Leben lang. Etwa drei Viertel der Betroffenen waren männlich, ein Viertel weiblich. Häufig besaßen sie über den Ministrantendienst oder andere Gruppierungen eine enge kirchliche Bindung, die die Täter skrupellos ausnutzten.

Die Forscher fanden bei ihrem Aktenstudium heraus, dass ein Großteil der beschuldigten Geistlichen lediglich versetzt wurde, ohne in ihren seelsorglichen Tätigkeiten eingeschränkt zu werden. „Die erschreckende Bilanz lautet, dass bis über das Jahr 2000 hinaus die Personalverantwortlichen des Bistums Münster ihrem Wächteramt im Hinblick auf den sexuellen Missbrauch durch Kleriker der Diözese nicht gerecht geworden sind“, unterstreicht Klaus Große Kracht. „Sie haben vertuscht, geschwiegen und lediglich vordergründig eingegriffen, wenn es darum ging, einen öffentlichen Skandal zu vermeiden. Die Betroffenen hatten sie nicht im Blick.“

Dieses „massive Leitungsversagen“ betrifft demnach die Amtszeiten der Bischöfe Michael Keller (1947 – 1961), Joseph Höffner (1962 – 1969), Heinrich Tenhumberg (1969 – 1979) und Reinhard Lettmann (1980 – 2008) gleichermaßen. Selbst unter Bischof Felix Genn (seit 2009) brauchte die Bistumsleitung zunächst eine gewisse Zeit, bis sie gegen Missbrauchstäter in den eigenen Reihen so rigoros und unzweideutig vorging, wie es in den vergangenen Jahren zum Standard im Bistum Münster geworden ist.

Die Forscher der Universität Münster – eine Sozialanthropologin und vier Historiker – zeichnen das Ausmaß wie auch die Entwicklung und Auswirkungen des sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster anhand von zwölf Fallbeispielen, einer quantitativen Bilanz sowie einer Untersuchung verschiedener Akteursgruppen nach, die mit dem Wissen um den Missbrauch im Bistum Münster in Kontakt kamen. Darunter befinden sich die Gruppe der Therapeuten sowie die sogenannten Bystander, also jene Personen, die in den jeweiligen Gemeinden über die Missbrauchsvorwürfe Kenntnis hatten, aber nicht einschritten. Daran könne man, berichten die Wissenschaftler, nicht nur die lange Zeit „feste Verankerung der Pastoralmacht der Priester, sondern auch die Bedeutung des Klerikalismus von unten“ erkennen. Zudem beleuchteten die Wissenschaftler in ihrer Analyse die inneren Machtverhältnisse und Kommunikationsstrukturen in der Bistumsleitung, die in vielen Fällen die Vertuschung erst möglich gemacht haben.

Die Forscher betonten, dass sie die kirchlichen Akten des Bistums ungehindert einsehen konnten und mit zahlreichen Betroffenen gesprochen haben. Die Studie steht unter folgender Adresse zum freien Download zur Verfügung: https://go.wwu.de/aubim-studie.

Zudem haben die Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Forschung in zwei Büchern vorgelegt:

  • Bernhard Frings/Thomas Großbölting/Klaus Große Kracht/Natalie Powroznik/David Rüschenschmidt: Macht und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche. Betroffene, Beschuldigte und Vertuscher im Bistum Münster seit 1945, Freiburg i. Br.: Herder 2022, 589 Seiten. (Download)
  • Thomas Großbölting: Die schuldigen Hirten. Geschichte des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche, Freiburg i.Br.: Herder 2022, 288 Seiten.

Zur Studie
Das Projekt, das die Jahre 1945 bis 2020 umfasst, begann am 1. Oktober 2019. Die Initiative für die auf zweieinhalb Jahre angelegte Studie ging vom Bistum Münster aus, das dafür rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Hauptverantwortlich für die Studie sind Prof. Dr. Thomas Großbölting (ehemals Universität Münster, jetzt Forschungsstelle für Zeitgeschichte der Universität Hamburg) und Prof. Dr. Klaus Große Kracht (Universität Münster). Ein achtköpfiger Beirat begleitet die Forschung und berät bei der Beachtung wissenschaftlicher und juristischer Standards. Auch drei Betroffene, darunter der Initiator einer Selbsthilfegruppe, sind vertreten.

Links:

Quelle: WWU Münster, Pressemitteilung, 13.6.2022

Kreisarchiv und Stadtarchiv Soest offiziell eröffnet

Der Kreis Soest und die Stadt Soest haben das neue Archivgebäude für das Kreisarchiv und das Stadtarchiv Soest nunmehr offiziell am 11.6.2022 in einer Feierstunde eröffnet. Die Einrichtungen waren bereits vergangenes Jahr, mitten in der Pandemie, in die renovierte ehemalige Landwirtschaftsschule und das neu gebaute Magazingebäude eingezogen. Alle Redner lobten die gute interkommunale Zusammenarbeit und freuten sich über die neue, moderne und zeitgemäße Architektur des Gebäudes.Abb.: Über die offizielle Eröffnung freuten sich (v. l.) Beatrix Pusch, Leiterin Kreisarchiv Soest, Markus Patzke, 1. Stellv. Landrat Kreis Soest, Prof. Dr. Markus Stumpf, Leiter des LWL-Archivamtes für Westfalen, Dr. Eckhard Ruthemeyer, Bürgermeister Stadt Soest, sowie Dr. Norbert Wex, Leiter Stadtarchiv Soest. (Foto: Thomas Weinstock/Kreis Soest)

Markus Patzke, erster stellvertretender Landrat des Kreises Soest, zog ein positives Fazit: „Ich freue mich über diese adäquate Unterbringung der Archive, die unverzichtbar für den eigenen Kompass sind, um mit ihren wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben für die Bürgerinnen und Bürger wirken zu können. Archive stehen für Transparenz und eine demokratische Öffentlichkeit und helfen dabei, die lokale Identität zu sichern und zu bewahren.“

Der Soester Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer stellte die Bedeutung der geschaffenen Infrastruktur für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und des Kreises heraus. „Mit dem neuen Kreisarchiv und Stadtarchiv unter einem Dach haben wir ein klares Statement gesetzt. Beide Archive sind mustergültig untergebracht und strahlen eine einladende Willkommenskultur aus. Wenn man den offen gestalteten Lesesaal betritt, hüpft einem das Herz vor Freude. Für unsere Bürgerinnen und Bürger haben wir ein Vorzeigearchiv verwirklicht.“


Abb.: Eingangsbereich von Kreis- und Stadtarchiv Soest, zugleich Übergang zwischen dem sanierten Altbau des Landwirtschaftsschule aus dem Jahr 1892 und dem neuen Magazintrakt (rechts) (eig. Foto).

In seiner Begrüßungsrede erinnerte Patzke an die Vorgeschichte. Im Jahr 1892 wurde in Soest die Landwirtschaftliche Winterschule erbaut. Seit 1936 befindet sich das Gebäude in der Trägerschaft des Kreises Soest. Die Schule stellte ihren Betrieb 1998 ein, die Räume wurden als Büros genutzt. Nachdem eine neue Unterbringung für das Kreisarchiv erforderlich wurde und auch die Stadt Soest für das Stadtarchiv mit der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek und die Stadtarchäologie neue Räumlichkeiten benötigte, führte der Kreis eine Machbarkeitsstudie durch, in der sich das Gebäude als gut geeignet für eine gemeinsame Unterbringung der drei Einrichtungen herausstellte. 2019 begannen die Umbauarbeiten und der Anbau des neuen Magazingebäudes für die Archive unter Leitung der Architekten Banz + Riecks aus Bochum, die 2016 als erster Sieger aus dem vom Kreis Soest durchgeführten Architektenwettbewerb hervorgegangen waren. Im vergangenen Jahr konnte das Gebäude bezogen werden.

In seinem Grußwort hob Prof. Dr. Markus Stumpf, Leiter des LWL-Archivamtes für Westfalen, die Bedeutung des Projekts hervor: „Archive erschließen die Vergangenheit für die Zukunft. Das gemeinsame Archivgebäude hat Vorbildcharakter und ist ein nachahmenswertes Beispiel für eine konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten.“

Wiebke Fritsch, die leitende Architektin von Banz + Riecks Architekten aus Bochum, ließ die Entwürfe und die Bauphase noch einmal Revue passieren. „Wir haben mit viel Freude mit allen Beteiligten an diesem Projekt gearbeitet. Nur durch das konstruktive Miteinander konnte das Gebäude so erfolgreich und trotz Pandemie umgesetzt werden.“


Abb.: Beatrix Pusch, die Leiterin des Kreisarchivs Soest, bei einer Führung am Tag der offenen Tür am 12.6.2022 (eig. Foto).

Die gemeinsame Unterbringung von Einrichtungen des Kreises und der Stadt gilt im Kreis Soest als einzigartig und vorbildlich. Die reine Bausumme betrug 6,8 Millionen Euro, die Gesamtinvestition 9,5 Millionen Euro. Insgesamt stehen jetzt 3.600 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, von welcher der Kreis 52 und die Stadt 48 Prozent nutzen. Von den 3.600 Quadratmetern entfallen allein 2.300 Quadratmeter auf das neue Magazingebäude. In den modernen Räumlichkeiten hat der Kreis jetzt 2.000 laufende Meter Akten, 25.000 Bücher, mehr als 70.000 Fotos, rund 34.000 Karten, Pläne und Plakate und vieles andere mehr unter besten Archivbedingungen untergebracht. Bürgerinnen und Bürger können diese Schätze im Lesesaal an modernen und lichtdurchfluteten Arbeitsplätzen für ihre Studien nutzen.

Kontakt:
Kreisarchiv Soest
Niederbergheimer Straße 24
59494 Soest
Tel.: 02921 30-2960
Fax: 02921 30-2945
kreisarchiv@kreis-soest.de

Stadtarchiv und wissenschaftliche Stadtbibliothek Soest
Niederbergheimer Straße 24
59494 Soest Tel. 02921/ 103 – 1240
Fax 02921/ 103 – 81241
stadtarchiv@soest.de

Quelle: Kreis Soest, Pressemitteilung, 11.6.2022

Konferenz Offene Archive findet hybrid statt

Die Konferenz „Offene Archive“ kommt gemeinsam mit dem ArchivCamp unter dem Motto „Partizipation, Offenheit, Transparenz“ zurück! Die Veranstaltung findet vom Mo., 13. bis Mi., 15. Juni 2022 in Koblenz statt. Für einzelne Programmpunkte gibt es auch die Möglichkeit der digitalen Teilnahme.

Für diejenigen, die von Montag bis Mittwoch nicht im Koblenzer Bundesarchiv vor Ort sein können, finden sich hier die Direktlinks zum Livestream (YouTube-Kanal des Arbeitskreises Offene Archive):

https://youtu.be/bOFOkVa-7TQ  (13.6., ab 13.30 Uhr)

https://youtu.be/fGo3IBCr-3o (14.6., ab 9 Uhr)

https://youtu.be/2rGE-LbNDjQ (15.6., ab 9 Uhr)

Die Gesamtübersicht zum Programm finden Sie hier:

Konferenz + ArchivCamp 2022

https://archive20.hypotheses.org/offene-archive-2-0-bis-2-2/konferenz-archivcamp-2022​

Vorlass des Kirchenmusikers und Komponisten Hans Darmstadt

Das Landeskirchliche Archiv Kassel schätzt sich glücklich, den Vorlass von Hans Darmstadt übernehmen zu können. Ende Mai 2022 wurde die erste Lieferung vom Vorlassgeber persönlich übergeben. Sie enthält Manuskript-Partituren, teils veröffentlicht, teils unveröffentlicht. Tonaufnahmen, Programmhefte und Kataloge sowie Korrespondenzmappen werden folgen.


Abb.: Nach der Übergabe und einer Archivführung vor dem Magazingebäude (von links nach rechts): KMD Prof. Hans Darmstadt, Archivleiterin Dr. Bettina Wischhöfer, Frau Darmstadt, stellvertr. Archivleiter Peter Heidtmann-Unglaube (Foto: Sabrina Funkner, Landeskirchliches Archiv Kassel).

Darmstadt, 1943 in Halle (Saale) geboren, studierte u.a. an der Kirchenmusikschule und an der Universität Frankfurt / Main. Komposition studierte er bei Konrad Lechner (1965–1969) und Günther Becker (1969–1972). Während seiner Zeit als Kirchenmusiker in Griesheim absolvierte er das A-Examen. Nach seiner Hamburger Zeit wurde er 1994 als Kirchenmusikdirektor an die Kirche St. Martin in Kassel berufen. Die Hauptkirche Kassels und Bischofskirche der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck steht im Zeichen der Neuen Musik. 2006 beendete er dort seine Tätigkeit und wurde zum Abschied mit der Heinrich-Schütz-Medaille ausgezeichnet.

Hans Darmstadt lehrte von 1976 bis 2008 Musiktheorie und Komposition an der Musikhochschule Lübeck. 1992 wurde er zum Professor ernannt. Seine Veröffentlichungen als Komponist und Autor sind umfangreich.

Links:

Das Landeskirchliche Archiv Kassel wird den Vorlass zeitnah verzeichnen und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen.

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der
Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Lessingstraße 15A
34119 Kassel
archiv@ekkw.de
www.archiv-ekkw.de

Quelle: Landeskirchliches Archiv Kassel, 10.6.2022

Stadtarchiv Rostock zeigt Vicke-Schorler-Rolle

Zum 444. Jubiläum: Ausstellung „19 Meter Rostock. Die Bildrolle des Krämers Vicke Schorler“ im Kulturhistorischen Museum Rostock.

Vom 17. bis 24. Juni 2022 ist mit der Vicke-Schorler-Rolle, der mehr als 19 Meter langen gezeichneten Stadtansicht von Rostock, einer der größten kulturgeschichtlichen Schätze der Stadt im Kulturhistorischen Museum Rostock zu sehen. Die Ausstellung ist in dieser Zeit täglich (einschließlich Montag, 20. Juni) von 10 bis 18 Uhr ohne vorherige Anmeldung geöffnet. Besucherinnen und Besucher werden gebeten, wegen des zu erwartenden großen Interesses eine längere Wartezeit einzuplanen.


Abb.: Älteste authentische Darstellung Rostocker Markttreibens (Vicke-Schorler-Rolle, 2. Hälfte 16. Jahrhundert) (Foto: Stadt Rostock).

Acht Jahre Arbeit von 1578 bis 1586 stecken in der kolorierten Ansicht des späthansischen Rostock. Ihr Schöpfer Vicke (mittelniederdeutsch für Friedrich) Schorler (um 1560 bis 1625) wurde als Krämer vermögend. Als er sein Zeichenwerk begann, war er erst 18 Jahre alt.

Im Dezember 2011 verließ das Kunstwerk Rostock und kehrte – fast auf den Tag genau – neun Jahre später ins Stadtarchiv zurück. In jenen Jahren wurde die Vicke-Schorler-Rolle einer umfassenden Restaurierung unterzogen und weit greifende Konservierungsmaßnahmen durchgeführt. Damit dürfte die Existenz des Kunstwerkes für weitere vierhundert Jahre sichergestellt sein. Bei den Maßnahmen, die mit Werkforschungen einhergingen, handelt es sich um die erste wissenschaftlich fundierte Restaurierung überhaupt, die mit modernsten Handwerksmethoden und mit den neuesten Spezialmaterialen durchgeführt wurde.

Die Gemeinschaftsveranstaltung von Kulturhistorischem Museum und Stadtarchiv Rostock präsentiert diese Restaurierungsergebnisse erstmalig der Rostocker Öffentlichkeit. Gewidmet ist sie dem 804. Stadtgeburtstag am Johannistag, dem 24. Juni 2022, an dem der Krämer und Künstler Vicke Schorler – auf dem Kunstwerk von ihm notiert – vor 444 Jahren seine Arbeiten begann und vor 436 Jahren beendete.

Das Original der einzigartigen Bildrolle aus dem Stadtarchiv Rostock kann wegen seiner Empfindlichkeit nur sehr selten ausgestellt werden. Das letzte Mal war die Bildrolle vor zwölf Jahren zu sehen.

Kontakt:
Kulturhistorisches Museum Rostock
Klosterhof 7
18055 Rostock
Telefon  0381 381-4530
Fax  0381  381-9451
kulturhistorisches.museum@rostock.de

Quelle: Stadt Rostock, Pressemitteilung, 8.6.2022

Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 15/2022

Seit langem sind die „Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg“ eine feste Größe unter den regionalgeschichtlichen Publikationsreihen in Unterfranken. Der vor kurzem durch das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg herausgegebene Jahresband für 2022 umfasst auf 125 Seiten insgesamt neun Beiträge sowie einen Jahresbericht über die Arbeit des Archivteams.

Die zeitliche Spanne der Beiträge umfasst das ausgehende Mittelalter (Günter Koch: Vom Stiftshof in die Welt. Johannes und Peter Obernburger im Dienst für Kaiser Karl V.) und die Frühe Neuzeit (Andreas Hohm: Neue Funde zu den Pastellmalern Andreas Joseph Chandelle [1743-1820] und Dorothea Chandelle [1784-1866] und ihren familiären Beziehungen zu Mainz und Aschaffenburg) ebenso, wie beispielsweise den Zweiten Weltkrieg (Frank Jacob: „Das ist Krieg, Herr Pfarrer“. Ein Kleinostheimer Editionsprojekt zur „Seelsorge via Feldpost“ im Zweiten Weltkrieg).

Auch in den weiteren Beiträgen und Berichten kann beim Blättern durch die Aschaffenburger Stadtgeschichte flaniert werden. Der Bogen beginnt hier beim „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ (Michael Schlachter) als grundlegende Quellenbasis für die bis 1814 reichende Zugehörigkeit Aschaffenburgs zum Kurfürstentum Mainz. Burkard Fleckenstein, langjähriger Leiter des Kulturamts der Stadt, berichtet über das vergangene Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, während weitere Autor*innen über die aktuelle Untersuchung der Straßennamen (Holger Köhn), einen Online-Audioguide zur Industriegeschichte (Jennifer Jessen) oder auch die seit Frühjahr 2021 laufenden Podcast-Formate aus dem Digitalladen berichten (Helena Knuf, Paula Lambertson). Ein umfangreicher Beitrag von Heike Görgen widmet sich schließlich dem Aschaffenburger Kinopionier Fritz Rüth (1871-1952) und dessen wiederentdeckten Filmen – hier könnte das Motto lauten: „Vom hochentzündlichen Nitrofilm durch Digitalisierung zur dauerhaften stadtgeschichtlichen Dokumentation“.


Abb.: Auszug aus dem Film zum 50-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr (Fritz Rüth, 1912) – mithin die ältesten erhaltenen Filmaufnahmen aus Aschaffenburg (Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, SSAA, FFW 281/1/1)

„Für die Stadt Aschaffenburg als Trägerin des Stadt- und Stiftsarchivs und alle Bürgerinnen und Bürger ermöglichen die Texte und Werkstattberichte einen guten Einblick in die Aufgaben und laufende Projekte des Archivs“, unterstreicht der für das Stadt- und Stiftsarchiv zuständige Bürgermeister Eric Leiderer. „Die wissenschaftlichen Aufsätze der Gastautoren Andreas Hohm, Prof. Frank Jacob und Günther Koch unterstreichen für mich außerdem, wie wichtig eine fakten- und quellenbasierte Geschichtsschreibung ist. Hier kommt öffentlichen Archiven der Bundesländer und der Kommunen eine wichtige Funktion zu“, so Leiderer.

Band 15 der „Mitteilungen“ ist ab sofort im Buchhandel bzw. über den Webshop des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg zu beziehen. Außerdem wird eine kostenfreie PDF-Version ab ca. Oktober 2022 ebenfalls im Webshop des Archivs verfügbar sein.

Info:
Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Band 15 (2022), 125 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, ISSN 0174-5328, 12 €

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon: +49 6021 4561050
Telefax: +49 6021 29540
stadtarchiv@aschaffenburg.de

Quelle: Stadt Aschaffenburg, Pressemitteilung, 8.6.2022

Musikalisches Lebenswerk ans Stadtarchiv Brühl übergeben

Am 30.5.2022 fand im Stadtarchiv Brühl die offizielle Übergabe des musikalischen Nachlasses des im Jahre 2020 verstorbenen Brühler Komponisten, Kirchenmusiker und Chorleiters Willy Giefer statt. Giefer ist Ende 1930 in Koblenz geboren worden. Zwischen 1948 und 1954 absolvierte er ein Kirchenmusikstudium in Koblenz und in Köln.


Abb.: Giefers musikalisches Lebenswerk an das Stadtarchiv Brühl übergeben. In kleiner Runde überreichte Bürgermeister Dieter Freytag Karin Giefer das Exemplar samt einem Blumengruß und teilte seine persönliche Erinnerung mit dem renommierten und mit zahlreichen Preisen geehrten „Vollblutmusiker“. Karin Giefer sprach er seinen herzlichen Dank für das entgegengebrachte Vertrauen, sowie allen Beteiligten, für ihr Engagement aus. Im Foto v.l.n.r.: Kim Gröner (Archiv), Elmar Frey, Karin Giefer, Alexander Entius (Leiter Archiv), Dieter Freytag, Pia Regh (Foto: Stadt Brühl).

Willy Giefer kam mit 21 Jahren im Jahr 1951 als Organist an die Kierberger St. Servatius-Kirche und damit erstmals nach Brühl. 1972 – nach Intermezzi in Hilden, Düsseldorf und Niederkassel – ließ er sich dort nieder und war neben seiner Profession als freischaffender Komponist unter anderem über 17 Jahre als Chorleiter der Brühler Chorvereinigung 1846 tätig. In dieser Zeit wurden u.a. auch die Chor-Partnerschaften mit dem Warwickshire Symphony Orchestra aus Leamington SPA und dem Stadtchor Weißwasser gegründet. Darüber hinaus arbeitete er durchgängig für verschiedene namhafte Musikverlage. Vielfalt und ein schier unerschöpflicher Ideenreichtum zeichnen die weit mehr als 100 Kompositionen Willy Giefers aus. Sein besonderes Interesse galt dabei auch der Neuen Musik.

Die von ihm erstellten Partituren und Einzelstimmen waren und sind immer noch in der Fachwelt sehr bekannt und beliebt. Zudem fanden zahlreiche Werke auch international Beachtung und wurden unter anderem in Köln, Wien, Rom oder Melbourne aufgeführt bzw. produziert. In seinem Oeuvre lässt sich nicht nur das Auftragswerk der Stadt Brühl mit dem Titel „täuscht mich das trommelfell“ – in Anlehnung an einen Text von Max Ernst, einen weiteren großen Sohn der Stadt Brühl – finden. Auch sein Orchesterwerk „Der Riss im Himmel“, das im Treppenhaus von Schloss Augustusburg anlässlich des 300. Geburtstages von Kurfürst Clemens August im Jahr 2000, uraufgeführt wurde, ist der Sammlung enthalten. Zudem schrieb er verschiedenste Kompositionen für Brühler Chöre und Ensembles sowie für Solisten und Dozierende der städtischen Kunst- und Musikschule.
2019, ein Jahr vor seinem Tode, komponierte Willy Giefer nach einer OP im Marienhospital ein „Ave Maria“ als Dank an die Krankenhausbelegschaft, dessen Uraufführung in der Krankenhauskapelle bislang leider durch die Pandemie verhindert wurde.

Mit der Übergabe des musikalischen Lebenswerkes Giefers an das Stadtarchiv Brühl kann das vielseitige Oeuvre in seiner Gesamtheit bewahrt werden und steht damit nicht nur für eine wissenschaftliche Auswertung, sondern auch allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.

Ergänzend mit Informationen von Pia Regh (1. Vorsitzende der Brühler Chorvereinigung 1846) und der musikalischen Expertise von Elmar Frey (musikalischer Leiter der Kunst- und Musikschule) erfolgte die inhaltliche und konservatorische Arbeit des Nachlasses von den Mitarbeitenden des Stadtarchivs, die im Anschluss daran ein Findbuch mit den zusammengestellten Informationen zur Struktur der Sammlung anfertigten.

In säurefreie Archivkartons und Archivmappen verpackt, werden die Unterlagen künftig in einem klimatisch überwachten und vor Diebstahl gesicherten Magazin auf insgesamt dreieinhalb laufenden Regalmetern sicher aufbewahrt. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich bei Interesse mit dem Archiv in Kontakt setzen und die Unterlagen bestaunen und nutzen.

Kontakt:
Stadtarchiv Brühl
Mühlenbach 65
50321 Brühl
Tel.: 02232-507922
Fax: 02232-507921
archiv@bruehl.de

Quelle: Stadt Brühl, Pressemitteilung, 2.6.2022

Stadtarchiv Bern geht zu den Leuten

Archiv-Pop Up beim Zytglogge.

Anlässlich der Internationalen Archivwoche und des 100-Jahr-Jubiläums des Vereins Schweizer Archivarinnen und Archivare (VSA) verlagert das Stadtarchiv Bern seinen Arbeitsplatz für drei Tage in die ehemaligen Telefonkabinen in der Zytglogge-Passage.

Vom Mittwoch, 8. Juni, bis Freitag, 10. Juni 2022 können Interessierte jeden Nachmittag von 14 bis 17 Uhr Archivarinnen und Archivare in einem Pop Up in den ehemaligen Telefonkabinen in der Zytglogge-Passage über die Schultern schauen. Am Mittwoch zeigen Mitarbeiterinnen des Berner Stadtarchivs, wie Fotos verzeichnet und verpackt werden. Zuschauerinnen und Zuschauer erhalten zudem die Gelegenheit, bei der Identifizierung von alten Fotos mitzuhelfen. Am Donnerstag präsentiert die Illustratorin des neuen Wimmelbuchs zum Berner Münster ihre Arbeit. Stadtarchivar Roland Gerber erzählt, welche historischen Informationen und Ereignisse ins Wimmelbuch eingeflossen sind. Am Freitag kann das Publikum erfahren, wie der Online-Katalog des Stadtarchives funktioniert und wie im Stadtarchiv digitale Unterlagen auf lange Frist sicher aufbewahrt werden.

Führung durch das Kirchenfeldquartier
Zum Schluss der Archivwoche findet am Samstag, 11. Juni 2022, eine Führung durchs Kirchenfeldquartier statt. Die Architekturhistorikerin Alexandra Ecclesia begibt sich «Auf die Spuren der Architekten, die das Kirchenfeld gebaut haben». Gezeigt werden Originalpläne des Stadtarchivs. Anschliessend geht es auf einen Rundgang durchs Quartier. Der Start erfolgt um 14 Uhr im Stadtarchiv Bern, Helvetiastrasse 6, Bern. Die Platzzahl für die Führung ist beschränkt, Anmeldung unter stadtarchiv@bern.ch.

Weitere Infos zum Archiv-Pop Up und zum Programm online hier.

In der Internationalen Archivwoche und am Archivtag präsentieren sich die Archive (nicht nur in der Schweiz) unter dem Motto „Archiv für alle“ der breiten Öffentlichkeit. Die Archive zeigen, welche Angebote sie bereitstellen, wie sie arbeiten, vor welchen Herausforderungen sie heute  – im Jahr 2022 – stehen und wie sie diese Chancen nutzen. Alle 5 Jahre findet zudem der Schweizer Archivtag statt, letztmals im Juni 2017.

Link: https://vsa-aas.ch

Quelle: Stadt Bern, Medienmitteilung, 3.6.2022

»Spurensuche« des Stasi-Unterlagen-Archivs

Im Stasi-Unterlagen-Archiv lagern zahlreiche Bild- und Filmaufnahmen, denen der Kontext, die Datierung oder Ortsangaben fehlen. Deshalb benötigt die Einrichtung, die Mitte 2021 Teil des Bundesarchivs ist, die Hilfe der Öffentlichkeit. In der Reihe „Spurensuche“ stellt das Stasi-Unterlagen-Archiv Fotos und Filmsequenzen, die bislang nicht zugeordnet werden können, mit einer kurzen Beschreibung online.


Abb.: Die Seite „Spurensuche“ des Stasi-Unterlagen-Archivs beinhaltet ungelöste Spurensuchen, wie diese, sowie bereits gelöste Spurensuchen.

Wer über weiterführende Informationen zu den Dokumenten verfügt, etwa zum Aufnahmedatum der Bilder, zum abgebildeten Ort oder zur Urheberschaft, kann das Stasi-Unterlagen-Archiv benachrichtigen.

Die Archivarinnen und Archivare gehen den Hinweisen nach und können die Unterlagen gegebenenfalls um bisher fehlende Informationen ergänzen. So trägt die Öffentlichkeit dazu bei, dass Archivalien aus der Stasi-Hinterlassenschaft nutzbar werden.

Wer in der „Spurensuche“ Materialien erkennt, die ihm oder ihr von der Stasi entwendet worden sind, kann sich ebenfalls über das E-Mail-Formular melden. Sollte sich jemand als rechtmäßige Vorbesitzerin oder rechtmäßiger Vorbesitzer herausstellen, werden diese Unterlagen zurückgegeben.

Kontakt:
Bundesarchiv
Stasi-Unterlagen-Archiv
Karl-Liebknecht-Straße 31/33
10178 Berlin
Telefon: 030 2324-50
Telefax: 030 2324-7799
post.stasiunterlagenarchiv@bundesarchiv.de
https://www.stasi-unterlagen-archiv.de

Siehe auch: Hilfe gefragt bei Operation „Spurensuche“ im Stasi-Archiv Halle, in: TAG24, 6.6.2022