Den westfälischen Vorfahren auf der Spur

Es ist neun Uhr morgens. Der Türöffner am Besuchereingang des Landeskirchlichen Archivs Bielefeld summt. Die ersten Besucher nehmen zielstrebig Kurs auf die Fensterplätze im Benutzerraum. Hier heben sie die Schutzhüllen von den Lesegeräten und vertiefen sich in die Bildschirmarbeit. Sie suchen in den handschriftlichen Einträgen alter Kirchenbücher nach Anhaltspunkten, um Verwandschaftsverhältnissen und anderen genealogischen Fragen auf die Spur zu kommen.

Im Nebenraum sitzt Johann Melzer. Er ist Ansprechpartner für Hobby- und Berufsgenealogen im Landeskirchlichen Archiv: „Die Ahnenforschung ist in den letzten Jahren richtig in Mode gekommen“, so seine Beobachtung. Im vergangenen Jahr gab es rund 870 Anfragen, etliche Besucher kamen aus dem Ausland nach Bielefeld, um hier im Archiv nach ihren Wurzeln zu forschen. Auch in Erbschaftsfragen werden die Dienste des Landeskirchlichen Archivs in Anspruch genommen.

Die flächendeckende Aufzeichnung der Amtshandlungen in den Kirchengemeinden beginnt mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648. „Von da an stellen die Kirchenbücher die wichtigsten und bekanntesten kirchlichen Quellen für die Familienforschung dar“, erklärt Archivarin Ingrun Osterfinke, die unter anderem für die Archivbestände im Kirchenkreis Bielefeld zuständig ist. In den Kirchenbüchern sind alle Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Sterbefälle einer Kirchengemeinde verzeichnet. In den älteren Büchern sind die Eintragungen kurz gehalten. Auf deren Basis sind Rekonstruktionen von Familienzusammenhängen kaum möglich: so fehlen in manchen Kirchenbüchern beispielsweise die Namen der Ehefrauen bei den Hochzeitseintragungen.

Erst Mitte des 18. Jahrhunderts steigt der Quellenwert der Kirchenbücher: die Eintragungen werden umfassender. Viele Gemeinden haben in dieser Zeit Register angelegt, die die Suche erleichtern. Bielefeld ist für die genealogische Forschung ein Sonderfall, weil die Kirchenbücher der Altstädter Nicolaikirchengemeinde von 1820 bis 1944 bis auf wenige Ausnahmen im Krieg verbrannt sind und für diesen Zeitraum eine Lücke klafft. „Das ist besonders schade, weil die Altstadt zu der Zeit eine sehr große Gemeinde war und viel Material unwiederbringlich verloren ist“, meint Ingrun Osterfinke.

Familienforschung kann mühsam sein. „Viele Interessenten haben die Vorstellung, dass wir hier nur auf einen Knopf drücken müssen und ihr kompletter Stammbaum erscheint“, schüttelt Johann Melzer den Kopf. Durch die Möglichkeiten im Internet ist der Einstieg in die Ahnenforschung einfacher geworden. Es gibt Suchmaschinen, auf die weltweit zugegriffen werden kann. Doch die elektronischen Datenbanken haben ihre Grenzen. Details über die eigene Familie sind am ehesten in den Kirchenbüchern zu finden.

Um die alten Kirchenbücher vor Überbeanspruchung zu schützen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen, sind sie auf „Microfiche“ gespeichert worden. Aufbewahrt werden die rechteckigen Microfiche-Karten in einem Schubladenschrank im Büro von Johann Melzer – sortiert nach Kirchenkreisen und Gemeinden. An den Lesegeräten können Besucherinnen und Besucher die stark verkleinerten Aufnahmen aller existierenden Kirchenbücher in Westfalen bis 1874 ansehen. Die meisten Originale der Kirchenbücher werden in den Gemeinden vor Ort verwahrt. Sie werden nur in Ausnahmefällen vorgelegt. Für Familienforschende mit Wurzeln in Westfalen führt am Landeskirchlichen Archiv kein Weg vorbei.

Das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ritterstraße 19, ist Montag bis Donnerstag von 9–12.30 Uhr, sowie von 13.30–16 Uhr geöffnet und kann nach Voranmeldung besucht werden. Telefon (0521) 594 164.

Quelle: Katharina Aufderheide, EKvW, 25.3.2010

Digitaler Zugang zu den südbadischen Standesbüchern

Kirchen- und Standesbücher gehören zu den am häufigsten genutzten Quellen in öffentlichen Archiven. Sie sind für die biografische Forschung ebenso interessant wie für die zahlreichen Familienforscher. Das Landesarchiv Baden-Württemberg und der genealogische Online-Anbieter FamilySearch sind übereingekommen, die in den baden-württembergischen Staatsarchiven verwahrten Zweitschriften der Kirchenbücher (Standesbücher) in einem Großprojekt zu digitalisieren und sie der interessierten Öffentlichkeit zur kostenlosen Online-Nutzung zur Verfügung zu stellen. Damit entsteht das bislang größte und umfassendste genealogische Online-Archiv in der deutschen Archivlandschaft.

Digitalisiert durch FamilySearch werden die Standesbücher der evangelischen, katholischen und auch jüdischen Gemeinden aus den Beständen des Staatsarchivs Freiburg und des Generallandesarchivs Karlsruhe aus den Jahren 1810 und 1870. In einem späteren Schritt sollen die Zweitschriften von Kirchenbüchern katholischer Gemeinden Württembergs aus dem 18. und 19. Jahrhundert erfasst werden, die im Staatsarchiv Ludwigsburg lagern. Danach können interessierte Nutzer sowohl die digitalisierten Originaldokumente einsehen als auch über ein Datenbank gestütztes Recherchesystem nach einzelnen Namen suchen.

Ehrenamtliche Familienforscher gesucht

Um ein solches Mammutprojekt in zeitlich vertretbarem Rahmen abwickeln zu können, sind das Landesarchiv Baden-Württemberg und FamilySearch auf die Mithilfe ehrenamtlicher Kräfte angewiesen. Diese erhalten auf Wunsch bestimmte Images zur Auswertung und können ihre Ergebnisse online in die Genealogie-Datenbank eintragen. Freiwillige können sich im Internet unter www.indexing.familysearch.org oder per E-Mail beim Staatsarchivs Freiburg stafreiburg@la-bw.de melden.

Freiburger Standesbücher im Internet

Als erstes Ergebnis der Kooperation sind vor wenigen Wochen die digitalisierten Standesbücher des Staatsarchivs Freiburg in das Online-Angebot der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg eingestellt worden. Es handelt sich um rund 870.000 Images mit mehr als 2,4 Millionen familienkundlicher Einträge zu Gemeinden des Regierungsbezirks Freiburg. Sie können unter der Adresse http://www.landesarchiv-bw.de/web/49484 eingesehen werden. Wie schnell der Namenszugriff auf die einzelnen Einträge erfolgen kann, wird von der Beteiligung freiwilliger Helfer abhängig sein.

FamilySearch ist die größte genealogische Organisation der Welt. Millionen professionelle und private Ahnenforscher nutzen regelmäßig deren Einrichtungen und Dienstleistungen. Seit über 100 Jahren sammelt und archiviert FamilySearch weltweit genealogisch relevante Dokumente, um diese allen Interessierten frei zugänglich zu machen. Anlaufstellen sind die Internetseite www.FamilySearch.org und insgesamt 4.600 Genealogie-Forschungsstellen in 132 Ländern, einschließlich der bekannten Family History Library in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah.

Das Landesarchiv Baden-Württemberg baut mit diesem Kooperationsprojekt sein umfangreiches Online-Angebot weiter aus. Die Kirchenbücher sind nicht nur für Familien- und Heimatforscher eine wahre Fundgrube, auch für die Sozialgeschichte bieten die Bände einen reichen Fundus für neue Studien – all dies online und kostenfrei vom heimischen Computer aus.

Kontakt:
Landesarchiv Baden-Württemberg
Dr. Kurt Hochstuhl
Colombistraße 4
79098 Freiburg
Tel.: 0761/3806011
Kurt.hochstuhl@la-bw.de

FamilySearch
Jerome Grasser
Tel.: 09189/409358
grasserjh@familysearch.org

Quelle: Landesarchiv Staatsarchiv Freiburg, Pressemitteilung, 30.3.2010

Gut erhaltenes Exemplar der »Ernestina« von 1614 entdeckt

Im Kirchenarchiv der niedersächsischen Gemeinde Sachsenhagen ist bereits 2009 zum 450. Reformationsjubiläum in Schaumburg ein gut erhaltenes Exemplar der Kirchenordnung des Grafen Ernst zu Holstein-Schaumburg (1569-1622) aus dem Jahr 1614 aufgefunden worden. Der Fund kommt dem Sachsenhäger Pastor und Pressesprecher der Schaumburg-Lippischen Landeskirche, Josef Kalkusch, gerade recht: Denn zum 900-jährigen Bestehen Schaumburgs hat sich eben dieser Fürst Ernst – in Gestalt des Schauspielers Peter Kaempfe – im Sommer 2010 zum Besuch in Sachsenhagen angesagt, dem Ort, von dem er als Graf einen Teil Schaumburgs regierte.

Die „Ernestina“, die Kirchenordnung des Fürsten Ernst aus dem Jahr 1614, sei keineswegs ein wenig veränderter Nachdruck der vorher gültigen Mecklenburgischen Kirchenordnung, schreibt der Bückeburger Historiker Helge bei der Wieden. Ernsts Nachfolger hielten seine gesamten Gesetzeswerke sogar für so bedeutsam, dass sie sie bei der Beerdigung seinem Sarg voran trugen. Die Kirchenordnung „Ernestina“, die sich bis heute in Kraft befindet, enthielt unter anderem erstmals die Forderung an die Pastoren, Kirchenbücher zu führen – „beständige Jahrbücher zu halten, worin sie alle dieselben, so von ihnen getauft, confirmirt und ehelich zusammen gegeben werden, mit Fleiß verzeichnen“.

Kontakt:
Ev.-Luth. Kirchengemeinde Sachsenhagen
Pastor Josef Kalkusch
Holztrift 1
31553 Sachsenhagen
Telefon 05725 / 915 000
Telefax 05725 / 915 003
info(at)pastors-garten.de
www.kirche-sachsenhagen.de

Quelle: Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung, 25.3.2010

Chronistenseminar des Salzburger Bildungswerks

Die Mikrogeschichte, die Geschichte "im Kleinen", ist seit einiger Zeit ein Trend in der "großen" Geschichtswissenschaft geworden. Die Recherchen dazu erfordern einen besonders sensiblen Umgang mit den wenigen historischen Quellen. Wie man diese aufspürt und bei der Befragung von Zeitzeugen zu einem möglichst objektiven Bild gelangt, ist Thema eines Chronistenseminars am Montag, 3. Mai, ab 9.00 Uhr im Salzburger Landesarchiv, Michael-Pacher-Straße 40 in Salzburg.

Der Leiter des Landesarchivs, Hofrat Dr. Fritz Koller, wird dabei neu erschienene Ortschroniken und verwandte Publikationen in Salzburg und im Raum der EuRegio besprechen. Anschließend wird Univ.-Prof. Dr. Guido Müller über die Darstellung lokalhistorischer Ereignisse durch Auswertung von Zeitungen referieren. Am Nachmittag steht ein Vortrag über autobiografische und andere personenbezogene Quellen und ihre Bedeutung für Ortschroniken von Univ.-Prof. Dr. Robert Hoffmann auf dem Programm. Schließlich wird Dr. Ewald Hiebl vom Fachbereich Geschichte an der Universität Salzburg über Methode, Tücken und Verwertung von "Oral History" sprechen.

Der Teilnehmerbeitrag beträgt acht Euro, Anmeldungen sind bis spätestens 23. April per E-Mail an office@sbw.salzburg.at bzw. per Fax 0662/872691-3 möglich.

Kontakt:
Salzburger Bildungswerk
Imbergstraße 2/II
5020 Salzburg
Tel: +43-(0)662-87 26 91
office@sbw.salzburg.at
www.salzburgerbildungswerk.at

Quelle: Land Salzburg, Pressemitteilung, 6.4.2010

Auf den Spuren des Landjudentums im Rheinland

Am Donnerstag, 10. Juni 2010, bietet die Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe 2010 eine Exkursion zum LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen und zur ehemaligen Synagoge in Puhlheim-Stommeln an.

Die 1841 in Rödingen errichtete Synagoge bildet zusammen mit dem Wohnhaus der jüdischen Familie Ullmann das einzige weitgehend im Originalzustand erhaltene Gebäudeensemble dieser Art im westlichen Rheinland. Nach behutsamer Restaurierung sind die Gebäude nun als LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen seit September 2009 der Öffentlichkeit zugänglich. Zum Programm der Exkursion gehören ebenso der Besuch der Dauerausstellung, die anschauliche Informationen zu verschiedenen Facetten jüdischen Lebens im Rheinland in Vergangenheit und Gegenwart bietet, sowie ein Gang durch den Ort unter jüdischen Gesichtspunkten. Ein Besuch des jüdischen Friedhofs steht ebenfalls auf dem Programm.

Bereits für das Mittelalter belegen Dokumente aus den Jahren 1305 und 1321 die Existenz einer jüdischen Gemeinschaft in Stommeln. Sie wurde in den Pestpogromen von 1349 vermutlich vollständig vernichtet. Als einer der wenigen Synagogen in Deutschland überstand die 1882 erbaute Stommelner Synagoge die NS-Pogrome 1938 dagegen unbeschädigt. Um eine breite Öffentlichkeit auf die historische Stätte aufmerksam zu machen, wurde in den Jahren 1990 und 1991 das Kunstprojekt Synagoge Stommeln initiiert, das für den historischen Gehalt des Ortes sensibilisieren soll. Auch hier wird der jüdische Friedhof besucht.

Die Veranstaltung beginnt um 9.30 Uhr und endet gegen 17.00 Uhr. Treffpunkt ist der Busbahnhof in Siegburg. Die Teilnahmegebühr beträgt 25 Euro, Mitglieder des Fördervereins Gedenkstätte bezahlen fünf Euro weniger. Der Bustransfer, Eintrittsgelder sowie die Führungen sind im Preis enthalten.

Eine persönliche Anmeldung im Kreisarchiv des Rhein-Sieg-Kreises ist erforderlich. Anmeldeschluss ist der 28. Mai 2010.

Kontakt:
Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“
c/o Archiv des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1 (Kreishaus)
53721 Siegburg
Tel.: 02241 / 13-2928
Fax: 02241 / 133271
gedenkstaette@rhein-sieg-kreis.de

Im Internet auf der Homepage des Rhein-Sieg-Kreises www.rhein-sieg-kreis.de über den Pfad: Bürgerservice, Dienstleistungen, Bildung & Kultur, Archiv, Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ oder unter www.ns-gedenkstaetten.de/nrw.

Öffnungszeiten: Jeden Mittwoch von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr sowie jeden 3. Sonntag im Monat von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Eintritt: 2,00 € (Gruppen ab 5 Personen: 1,00 €). Führungen sind auch außerhalb der genannten Zeiten möglich.

Quelle: Rhein-Sieg-Kreis, Pressemitteilung, 22.3.2010

Über 150 Tondokumente der »Frankfurter Schule« erstmals komplett digitalisiert

Das Archivzentrum der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main hat seine komplette Sammlung der historischen Tondokumente der ‚Frankfurter Schule’ digitalisiert. Die Digitalisierung umfasste über 150 Tonbänder und Audiokassetten der Jahre von 1950 bis 1972 mit einer Gesamtspieldauer von über 6.700 Minuten. Damit steht der wissenschaftlichen Forschung nun ein komfortabler Zugang zu den teilweise noch unveröffentlichten und einzigartigen Originalaufnahmen von Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Leo Löwenthal und Alexander Mitscherlich zur Verfügung.

Die Tonbänder des Archivzentrums bilden eine Schlüsselquelle für die Geschichte der ‚Frankfurter Schule’. Die Aufnahmen, die zum größten Teil bereits 1974 mit dem Nachlass von Max Horkheimer in das Archivzentrum gelangten, geben nicht nur einen authentischen Eindruck auf Festreden zu Preis- und Ordensverleihungen und wissenschaftlichen Vorträgen zur ‚Kritischen Theorie’. Sie liefern vor allem auch neue biographische und bisher unbekannte Details der berühmten Frankfurter Sozialwissenschaftler. So gibt beispielsweise eine Aufnahme vom 15. August 1938 die Glückwünsche von Max Horkheimer zum 80. Geburtstag seines Vaters wieder. In einer weiteren Aufnahme berichtet Horkheimer 1971 ausführlich über seine Kindheit und Jugend in Zuffenhausen bei Stuttgart. Als authentische Zeugnisse geben die Aufnahmen bis hin zu Betonungen und Sprechpausen interessante Einblicke in die Atmosphäre der 1960er und frühen 1970er Jahre. Sie sind damit eine wichtige Ergänzung der schriftlichen Dokumente des Archivzentrums, welche die Forschung schon seit längerem bearbeitet.

Mit der Digitalisierung reagierte das Archivzentrum auf die unmittelbare Gefährdung dieses einmaligen Kulturgutes. Bei den vorhandenen Tonbändern begann sich bereits die Fixierung der Beschichtung abzulösen, sodass die Aufnahmen in den nächsten Jahren verloren und nicht wieder herstellbar gewesen wäre. Durch die Digitalisierung wurden die analogen Tonsignale nun in hochauflösende Audio-Dateien (wav-Format / 96 kHz / 24 bit) umgewandelt und auf einem Archiv-Massenspeicher in der Universitätsbibliothek abgelegt. Zusätzlich wurden automatisch mp3-Dateien als Benutzungsformat im Archivzentrum generiert.

Die digitalen Aufnahmen werden im Archivzentrum zusammen mit den dort verwahrten Dokumenten der ‚Frankfurter Schule’ inventarisiert und stehen für die Benutzer/innen an einem speziellen PC mit Kopfhörer als mp3-files zur Einsicht bereit. Diese und zahlreiche weitere originale Dokumente des Archivzentrums können montags bis freitags jeweils von 9:30 – 16:30 Uhr nach Voranmeldung und im Rahmen der Benutzungsordnung eingehend untersucht werden.

Kontakt:
Archivzentrum + Frankfurt-Abteilung
Universitätsbibliothek J.C.Senckenberg
Dr. Mathias Jehn
Leiter des Archivzentrums
Bockenheimer Landstrasse 134-138
60325 Frankfurt am Main
Tel: 069-798-39007
Fax: 069-798-39062
archivzentrum@ub.uni-frankfurt.de

Quelle: Archivzentrum + Frankfurt-Abteilung Universitätsbibliothek J.C.Senckenberg, Pressemitteilung, 15.3.2010

Neue Stader Stadtarchivarin

Die promovierte Historikerin und Verwaltungswirtin Christina Deggim wird neue Stadtarchivarin von Stade. Am 1. Juni 2010 tritt die 43-Jährige ihren Dienst im Stadtarchiv Stade an und löst damit Jürgen Bohmbach, der in den Ruhestand tritt (siehe Bericht vom 8.2.2010), ab.

Die gebürtige Bremerhaverin Christina Deggim arbeitet seit 2004 im Niedersächsischen Staatsarchiv Stade. In ihren Forschungen beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit dem Arbeitsalltag auf Schiffen und in den Häfen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. 2003 wurde sie mit einer Arbeit zum "Seehandel und Arbeitsregelungen in Hamburg und Kopenhagen vom 13. bis zum 17. Jahrhundert" an der Universität Hamburg promoviert.

Im Stader Stadtarchiv möchte Deggim unter anderem die Historie des Stader Zolls in Brunshausen erkunden und als erstes den Internetauftritt des Archivs inklusive Online-Findmittel ausbauen. Außerdem möchte sie mehr Studierende und weitere Wissenschaftler nach Stade locken, die ihre Forschungsarbeiten in der Hansestadt schreiben. Daher plant sie unter anderem eine Kooperation mit dem Historischen Seminar an der Universität Hamburg.

Deggim hat sich gegen vier weitere Kandidaten durchgesetzt, die in der engeren Wahl waren. Insgesamt hatten sich 23 Historiker für die Stelle beworben. Deggim habe sowohl beim achtseitigen Fragebogen als auch bei der schriftlichen Aufgabe und beim spontanen Redenschreiben durchsetzen können, sagt Stades Bürgermeister Andreas Rieckhof, ein studierter Historiker, der die Besetzung des Stadtarchivarsstelle als eine der wichtigsten Personalentscheidungen während seiner Amtszeit bezeichnet.

Kontakt:
Stadtarchiv Stade
Johannisstraße 5
21682 Stade
Tel. 04141/401460
Fax 04141/401462
info@stadt-stade.de

Quelle: Hamburger Abendblatt, 22.3.2010

Neue Ausstellung »Gott erhalte Franz den Kaiser« in Wien

Kaiser Franz II./I. – da stimmt doch etwas nicht. Tatsächlich resultiert diese "Verdrehung" der Zahlen aus einer Zeit, in der die Welt – oder zumindest Europa – auf dem Kopf stand. Die Französische Revolution und Napoleon, blutige Kriege und brüchige Friedensschlüsse, die Restauration und nationale wie liberale Strömungen, Haydn und das Biedermeier – all das und mehr prägten die Ära von Kaiser Franz (1768-1835). Dem letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, zugleich erster Kaiser von Österreich, ist vom 16. März bis 13. August 2010 die neue Ausstellung der Münze Österreich gewidmet.

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Die neue Ausstellung
Wie war das nun mit Kaiser Franz II./I.? Franz Joseph Karl aus dem Haus Habsburg-Lothringen war von 1792 bis 1806 als Franz II. der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Napoleon zwang ihn zur Niederlegung der Krone und führte damit das Erlöschen des Heiligen Römischen Reiches herbei. Von 1804 bis 1835 trug der Monarch als Franz I. den Titel eines Kaisers von Österreich. Zwei Jahre lang behielt er beide Titel – eben als Kaiser Franz II./I.

Abb.: Die neue Ausstellung in der MÜNZE ÖSTERREICH trägt den Titel „Gott erhalte ….“. Sie beleuchtet das Leben und die Regierungszeit Franz II von 1792 bis 1806 als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und erster Kaiser von Österreich (1804 – 1835): geprägt von Napoleons politischem Einfluss, Haydns Musik und dem Wechsel einer ganzen Epoche in das Biedermeier (Münze Österreich AG)

Wie mit ihren Münzen möchte die Münze Österreich mit ihren Ausstellungen Wissen unbeschwert, attraktiv und kurzweilig anbieten. Es geht weniger um Details als um ein Verstehen der Zusammenhänge und um das (Be-)Greifbar-Machen der Menschen ihrer Zeit. Rund 140 Exponate leiten durch Ära und Regentschaft des Monarchen. Die Liste der Akteure liest sich wie das "Who ist who" der europäischen Geschichte. Sie alle sind etwa durch eigenhändige Schriften, offizielle wie persönliche Dokumente und Abbildungen vertreten. Das gilt neben Kaiser Franz selbst für Napoleon Bonaparte, Staatskanzler Metternich, Erzherzog Johann bis hin zu Andreas Hofer und Joseph Haydn.

Zu sehen sind etwa Briefwechsel des Kaisers und Metternich, eine Botschaft von Andreas Hofer an Erzherzog Johann oder jenes Schreiben, mit dem Napoleon um die Hand von Kaiser Franz\‘ Tochter Erzherzogin Marie Louise anhielt. In diese Zeit fallen aber auch vertraute "Highlights" des Geschichte-Unterrichts, wie die Französische Revolution, Aufstieg und Fall Napoleons, das Drama von Marie Antoinette, der Tiroler Freiheitskampf bis hin zum Wiener Kongress, wo Kaiser Franz und Metternich Europa zu Gast hatten. Neben den "Großen" von damals geht es auch um die vielen unbekannten Schicksale, die von den Geschehnissen ihrer Zeit geprägt waren – etwa um die Soldaten dieser konfliktreichen Ära.

Eine neue Münzprägestätte in Wien
Von Bedeutung ist Kaiser Franz auch für die Münze Österreich selbst. Eine der letzten Entschließungen des Kaisers war die Errichtung einer neuen Prägestätte in Wien. Der damalige Standort, das Winterpalais des Prinzen Eugen in der Himmelpfortgasse, so wie heute Sitz des Ministeriums für Finanzen, war zu klein geworden. In der Ausstellung zu sehen ist daher auch die kaiserliche Entschließung vom 7. November 1834 betreffend der Errichtung des neuen Münzhauses. "Ich genehmige die Erbauung eines neuen Münzamt Strecks- und Schlämmwerksgebäudes auf dem angetragenen Platze am linken Ufer des Neustädter Kanals." Gemeint war damit die jetzige Adresse "Am Heumarkt 1" und jenes Gebäude, das heute die Münze Österreich und mit ihr die neue Ausstellung beherbergt.

Katalog und Termine der Ausstellung:
Die Beschreibung der Schaustücke sowie eine umfassende Dokumentation des Lebens der Ära von Kaiser Franz finden sich im kostenlos aufliegenden Ausstellungskatalog. Der Katalog liegt in deutscher Sprache vor, eine englische Fassung ist in Vorbereitung. Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Österreichischen Staatsarchiv statt.

Geöffnet ist "Gott erhalte…" vom 16. März bis 13. August 2010, werktags, Montag bis Freitag von 9:00 bis 16:00 – Mittwoch bis 18:00 – in der Münze Österreich, Am Heumarkt 1, 1030 Wien. Eintritt und Katalog sind kostenlos.

Quelle: Münze Österreich AG, Pressemitteilung, 15.3.2010

Rollregalanlage schafft mehr Platz im Kreisarchiv Warendorf

Nach mehrmonatigen Umbauarbeiten ist das Kreisarchiv Warendorf jetzt technisch auf dem neuesten Stand. Im Magazin, das im Kreishaus traditionell als "Endarchiv" bekannt ist, wurde eine neue Rollregalanlage eingebaut. Sie bietet Lagerplatz für mehr als 3.000 laufende Meter Archivgut.

Im Zuge der Umbaumaßnahmen nahmen die Mitarbeiter des Archivs eine komplette Neuordnung der Archivbestände vor. Dazu wurden rund 2.000 laufende Meter Archivgut umgelagert, 7.000 Archivkartons neu geordnet und rund 3.000 neu angeschaffte Archivkartons mit Archivalien gefüllt. Dr. Mark Steinert, Leiter des Kreisarchivs erklärt: "Der Einbau der Rollregalanlage und die Neuordnung der Archivbestände war nach zahlreichen Archivalienübernahmen im Laufe der letzten Jahre und angesichts neuer Aufgaben unbedingt erforderlich. Unser Magazin platzte aus allen Nähten".

Beim Neubau des Kreishauses vor rund 30 Jahren ging man davon aus, dass das Magazin bei üblichem Zuwachs an Archivgut bis in die ersten Jahre des neuen Jahrtausends ausreichen würde. Diese Planung ging auch auf. Ende 2007 stand dann aber endgültig fast, dass die Kapazitäten in absehbarer Zeit erschöpft sein würden, zumal sich die Übernahme umfangreicher neuer Bestände abzeichnete: Das Archiv der Stadt Sendenhorst sollte in die Obhut des Kreisarchivs überführt werden, und zum 1. Januar 2009 wurden die – bisher in den Standesämtern verbliebenen – historischen Personenstandsregister zu Archivgut. Das bedeutete, dass nicht nur umfangreiche zusätzliche Aufgaben auf die Mitarbeiter des Kreisarchivs zukamen, sondern auch Platz geschaffen werden musste.

Nach dem Umbau ist das Kreisarchiv für diese neuen Aufgaben gewappnet: Die Kapazität des Endarchivs konnte annähernd verdoppelt werden. Das Stadtarchiv Sendenhorst konnte bereits zum größten Teil in das Kreishaus überführt werden, und die Übergabe der Personenstandsregister wird in den nächsten Wochen sukzessive erfolgen.

Dr. Steinert erklärt: "Die Neuordnung des Archivs war für uns alle eine Herausforderung, und alle haben fleißig mit angepackt. Aber nun sind wir froh, dass die Bau- und Räumarbeiten weitgehend abgeschlossen sind und dass wir das Archiv am vergangenen Montag wieder für Benutzer öffnen konnten. Die neuen Bestände, also das Stadtarchiv Sendenhorst und die Personenstandsregister müssen zwar noch für die Benutzung erschlossen werden, aber sonst stehen seit der Wiedereröffnung des Kreisarchivs alle seine Bestände Benutzern wieder zur Verfügung."

Kontakt:
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Str. 2
48231 Warendorf
Telefon: 02581-53-2197
Telefax: 02581-53-2452
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Quelle: Kreis Warendorf, Pressemitteilung, 18.3.2010

Farbige Sicherungsverfilmung im Kulturgutschutz

Die Vergänglichkeit von herkömmlichen Fotos und Filmen, deren Farben mit der Zeit verbleichen, ist allgemein bekannt. Reich verzierte Handschriften, Landkarten und Urkunden, bei denen Farbe über den ästhetischen Wert hinaus unverzichtbare Informationen liefert, blieben daher bei der Sicherungsverfilmung nach der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut wegen unzureichender Fotomaterialien und Aufnahmetechniken bisher unberücksichtigt. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat nun gemeinsam mit Partnern aus Bund, Ländern und Privatwirtschaft die Farb-Mikroverfilmung unter optimaler Schonung der Originale während des Aufnahmevorgangs realisiert.

In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar hat das BBK heute gemeinsam mit Fraunhofer IPM, dem Entwickler des eingesetzten Laserbelichters, die Farb-Mikroverfilmung vorgestellt. „Das ist ein besonderer Moment für mich. Nach zirka 850 Millionen Schwarz-Weiß-Aufnahmen können wir nun kostbare farbige Dokumente, wie sie in Bibliotheken und Archiven zu finden sind, dauerhaft auf Film sichern“, sagte Christoph Unger, Präsident des BBK in Weimar. „Ereignisse wie das Elbe-Hochwasser, der Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek 2004 oder der Einsturz des Kölner Stadtarchivs machen bewusst, wie schnell wertvolles Kulturgut zerstört werden kann. Mit der neuen Technik leisten wir nun einen Beitrag, dieses Kulturgut auf höchstem Qualitätsstandard in Farbe für die folgenden Generationen zu erhalten.“

Moderne digitale Aufnahmetechniken und das analoge Speichermedium Film, das von schnellen Systemwechseln in der IT-Technik unabhängig ist, bilden hier eine zukunftsweisende Allianz für den Kulturgutschutz. Die Mikrofilme sind als Speichermedium sehr lange haltbar. Mit einfachsten Mitteln können die Informationen wieder zurück gewonnen werden – notfalls genügt ein Vergrößerungsglas.

Die Entwicklung der neuen Technik der Farbmikrofilm-Laserbelichtung ist über viele Jahre auch mit staatlichen Förderprogrammen vorangetrieben worden. Bereits ein Jahr vor dem Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek wurde damit begonnen, farbige Unikate aus dem Bibliotheksbestand zu digitalisieren und für die Langzeit-Archivierung zu erfassen. Die Verfilmungsstelle ist an das Thüringische Hauptstaatsarchiv angeschlossenen. Im Landesarchiv Baden-Württemberg sind die Dateien mit Hilfe eines speziellen Laserbelichters von Fraunhofer IPM weiterverarbeitet worden. Ziel dieser Anstrengungen war stets, eine ebenso hohe Qualität bei der Sicherungsverfilmung auf Mikrofilm in Farbe zu erreichen, wie sie bereits seit Jahrzehnten bei der Schwarz-Weiß-Verfilmung vorhanden ist.

In einer Pilotphase wurde getestet, historische Dokumente farbgerecht für die Nachwelt sicherzustellen. Inzwischen ist der so genannte ARCHE-Laserbelichter im Routinebetrieb. Das Gerät kann über 250.000 farbige Aufnahmen auf 35-mm-Film pro Jahr erzeugen. Mit dieser Entwicklung hat der Bund nun eine neue Stufe der Sicherungsverfilmung nach der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut erreicht.

Gesamtstaatliches Handeln zu dokumentieren und damit Entwicklungen nachvollziehbar zu machen, ist ein wichtiger Bausstein, um die Geschichte und Kultur eines Volkes begreifen zu können. Seit Beginn der 1960er Jahre hat der Bund die Sicherung wichtiger Dokumente auf Mikrofilm gefördert. Unverzichtbare Partner waren dabei von Anfang an die Länder, deren Archive die fachliche Begleitung der Verfilmungsmaßnahme übernehmen und für die Auswahl relevanter Dokumente sorgen. Seit dem Weimarer Projekt sind nun auch die Bibliotheken in die Kulturgutsicherung auf Film mit einbezogen.

Die Haager Konvention
Die UNESCO hat 1954 in Den Haag eine Konferenz zur Ausarbeitung eines Kulturschutzabkommens einberufen. Das Ergebnis ist die Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten, der bis heute über 100 Staaten beigetreten sind. Zu den beschlossenen Maßnahmen zählen die Kennzeichnung von unbeweglichem Kulturgut, der Bau von Bergungsräumen, die Sicherungsverfilmung von Archivgut von Bund und Ländern sowie die Sicherungsverfilmung von Bibliotheksgut. In Deutschland ist das BBK für die Durchführung verantwortlich.

Quelle: BBK, Klassik-Stiftung, Pressemitteilung: Farbige Sicherungsverfilmung im Kulturgutschutz, 15.3.2010