Gründung eines Notfallverbundes in Münster

In Münster haben sich als erster Stadt in Nordrhein-Westfalen die großen Archive und Bibliotheken zu einem Notfallverbund zusammengeschlossen, um gemeinsam Vorsorge zum Schutz ihrer Kulturgüter zu treffen und sich in Unglücks- und Katastrophenfällen gegenseitig zu unterstützen. Zu dem Verbund gehören das Bistumsarchiv, die Diözesanbibliothek, die Hochschulbibliothek der FH, das Landesarchiv NRW, das LWL-Archivamt für Westfalen, das Stadtarchiv, die Stadtbücherei, das Universitätsarchiv sowie die Universitäts- und Landesbibliothek.

Das Hochwasser an Elbe und Oder im Jahr 2002, der Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar 2004 und der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln 2009 haben das Bewusstsein in Archiven und Bibliotheken dafür geschärft, dass Katastrophen jederzeit auch die eigene Institution treffen und das aufbewahrte Kulturgut gefährden oder vernichten können. Schon bei kleineren Havarien, wenn etwa durch beschädigte Wasserleitungen oder nach starken Regenfällen Magazinräume unerwartet unter Wasser stehen, stoßen die betroffenen Einrichtungen mit ihren eigenen Kräften schnell an Grenzen. Das gilt erst recht bei Katastrophen. Die gegenseitige Unterstützung von Archiven und Bibliotheken in einem Notfallverbund ist deshalb für den Schutz von Kulturgut wichtig.

Überlegungen zur Bildung eines Notfallverbundes gab es in Münster schon vor einigen Jahren. Der Einsturz des Archivs der Stadt Köln gab dann den Anstoß, die Vorbereitungen für die Kooperation voranzutreiben. Die Vereinbarung enthält nicht nur Regelungen für die gegenseitige Unterstützung in Havarie- und Katastrophenfällen. Die Beteiligten verpflichten sich auch, für alle von ihren Einrichtungen genutzten Räume nach einem einheitlichen Muster Notfallpläne zu erstellen. Dafür gilt es Strukturen und Abläufe zu erarbeiten und zu erproben, um im Unglücks- oder Katastrophenfall den Schaden für das Kulturgut möglichst gering zu halten.

Notfallvorsorge ist eine Daueraufgabe. Deshalb werden die Archive und Bibliotheken ihre Notfallpläne künftig regelmäßig überprüfen und aktualisieren. Das schließt bauliche Vorkehrungen etwa für den Schutz vor Feuer und Wasser und ein geeignetes Magazinklima ein. Zudem wird die gegenseitige Unterstützung im Notfall regelmäßig geübt.

Quelle: Stadt Münster, Presse- und Informationsamt, Pressemitteilung, 23.9.2010

Stadtarchiv Mülheim zeigt Ausstellung über Fremdheitserfahrungen seit der frühen Neuzeit

Das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr präsentiert vom 18. September bis zum 18. Oktober 2010 die Ausstellung „SPURENSUCHE – Fremdheitserfahrungen und biographische Skizzen seit der frühen Neuzeit“. Die Ausstellung zeigt anhand eigener Archivschätze und wertvoller Leihgaben die Spuren von Menschen, die von außerhalb kamen und in der Stadt fremd waren. Sie schildert Begegnungen zwischen den Fremden und der ansässigen Bevölkerung und beleuchtet „Fremdheitserfahrung“ von der Reformationszeit bis ins 20. Jahrhundert. Dabei waren zahlreiche Fremde keineswegs freiwillig, sondern als Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in der Stadt. Sie haben in Mülheim an der Ruhr ebenso ihre Spuren hinterlassen wie die lange jüdische Geschichte oder die freiwillige Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte seit dem frühen 19. Jahrhundert.

Die gezeigten Quellen, wie etwa Verwaltungsakten, Urkunden, frühneuzeitliche Handschriften, Fotografien, Reisedokumente und Briefe, zeugen von Menschen und Ereignissen, die ganz unterschiedliche „Fremdheitserfahrungen“ repräsentieren. Dabei begegnen die Besucher auch bekannten Mülheimer Bürgern, wie z. B. dem in Moers geborenen Theologen und Schriftsteller Gerhard Tersteegen oder dem aus Eschweiler zugezogenen August Thyssen.

Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojektes FREMD(E) IM REVIER!?, an dem sich im gesamten Ruhrgebiet historische Einrichtungen mit Teil-Ausstellungen beteiligen. Als eine städteübergreifende Initiative, die das Thema Zuwanderung und Fremdsein aus unterschiedlichen Perspektiven behandelt, ist das Projekt Teil der europäischen Kulturhauptstadt Ruhr2010.

Führungen (mit dem Archivleiter Dr. Kai Rawe):
28. September, 16 Uhr
5. Oktober, 17 Uhr
12. Oktober, 17 Uhr

Veranstaltungsort:
MedienHaus
Synagogenplatz 3
45468 Mülheim an der Ruhr
Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 10-18:30 Uhr, Sa. 10-14 Uhr
10.00-18.30 Uhr

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208-4554260
Telefax: 0208-4554279
stadtarchiv@stadt-mh.de
www.stadtarchiv-mh.de

Quelle: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, 15.9.2010; Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung, 16.9.2010

Westphaliae Metropolis Monasterium. Zwölf Jahrhunderte Münsteraner Stadtgeschichte im Überblick

In den zurückliegenden anderthalb Jahren stand die Geschichte der münsterschen Stadtteile im Mittelpunkt der Themenabende des Stadtarchivs Münsters, An den Speichern in Coerde. Mit einem Gesamtüberblick über mehr als zwölf Jahrhunderte Stadtgeschichte wird nun auch wieder die Geschichte der "Altstadt" in den Blick genommen.

Wie ist die Stadt Münster entstanden? Welchen Veränderungen unterlag ihr charakteristischer, fast herzförmiger Grundriss? Was waren die wichtigsten Etappen dieser Entwicklung? Diesen spannenden Fragen widmet sich der bekannte Historiker und Archivar Prof. Dr. Franz-Josef Jakobi beim nächsten Themenabend.

Am 23. September, 18 Uhr, zeichnet der ehemalige Leiter des Stadtarchivs Münsters Geschichte von der Entstehung bis in die neuere Zeit nach. Dabei bezieht er jüngere archäologische Grabungsfunde im Bereich rund um den Dom und neueste Erkenntnisse der Forschung vor allem zur Anfangszeit Münsters mit ein. Durch diese Untersuchungen konnte in den letzten Jahren ein plausibles Bild der Frühgeschichte Münsters gezeichnet werden.

Im 12. Jahrhundert schließlich erhielt die Stadt Münster ihre vorläufig endgültige städtebauliche Gestalt, die bis ins 19. Jahrhundert bestehen blieb. Wichtige Etappen der bewegten Geschichte Münsters im Mittelalter und der Frühen Neuzeit sind das Täuferreich, die Hanse und die Stellung als Gesandtenstadt für den Westfälischen Frieden. Aber auch geistig-kulturelle Eckpunkte der Stadtentwicklung wie etwa der Kreis um die Fürstin Amalie von Gallitzin werden angesprochen.

Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte Münster durch die Preußen den vielleicht radikalsten Kontinuitätswandel der Stadtgeschichte. In dieser Zeit fand Münster auch zu seiner Identität als katholische Stadt und betonte damit seine Abgrenzung zur preußischen Besatzungsmacht. Den Status einer preußischen Provinzialhauptstadt behielt Münster faktisch bis 1945. Durch den aufwändigen Wiederaufbau der durch den Krieg stark zerstörten Stadt konnte der ursprüngliche Charakter der Gebäude zum großen Teil wieder hergestellt werden. Mit der letzten großen Eingemeindung 1975 erhielt Münster seine heutige Struktur.

Vor und nach dem Vortrag gibt es für Interessierte Gelegenheit, eine Auswahl an Archivalien zur Stadtgeschichte wie etwa die repräsentative Gildentafel von 1598 im Original zu sehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51/4 92-47 01
Fax: 02 51/4 92-77 27
archiv(at)stadt-muenster.de

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 20.9.2010

Archiv und Wirtschaft 3/2010

In Kürze erscheint Heft 3/2010 der Zeitschrift "Archiv und Wirtschaft", herausgegeben von der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW). Das Heft beinhaltet unter anderem Beiträge zur Globalisierung sowie zur IndustrieFilm Ruhr, einer vom Regionalverband Ruhr (RVR), der Kinemathek Ruhrgebiet und Wirtschaftsarchiven der Region veranstalteten Filmveranstaltungsreihe.

Inhaltsverzeichnis "Archiv und Wirtschaft" 3/2010

Aufsätze:

  • Christian Kleinschmidt: Wie neu ist die Globalisierung? Forschungsstand und Perspektiven (103-111)
  • Alexander Husebye: Das Zentrum für Unternehmensgeschichte in Stockholm – eine schwedische Alternative (111-118)
  • Frank Wittendorfer: Globale Archivierung in globalen Unternehmen – (nicht) alles ist möglich: das Beispiel Siemens (119-123)

Wirtschaftsarchiv des Jahres:

  • Manfred Rasch: IndustrieFilm Ruhr: Erschließungs- und Bildungsarbeit zugleich. Eine Veranstaltungsreihe von Ruhrgebietsarchiven (124-134)

Berichte:

  • Alexander Bieri: Symposium „Corporate History – A Tool Serving Management“, Saint-Gobain Archives, Blois/Frankreich (134-135)
  • Peter Belli: Zum Stand der Arbeiten im Historischen Archiv der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) (136-137)

Rezensionen:

  • Geoffrey Jones und Jonathan Zeitlin (Hrsg.): The Oxford Handbook of Business History (Alexander Schug) (138-139)
  • Gert Kollmer-von Oheimb-Loup: Einführung in die baden-württembergische Bankengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts; Wilhelm Hohmann: Kompendium der Privatbanken in Stuttgart 1865 bis Ende der 1980er Jahre (Martin Krauß) (139-140)
  • Toni Pierenkemper (Hrsg.): Regionen und regionale Industrialisierung. Zur wirtschaftlichen Entwicklung ostmitteleuropäischer Regionen im 19. Jahrhundert (Harald Wixforth) (140-141)
  • Manfred Rasch (Hrsg.): August Thyssen und Heinrich Thyssen-Bornemisza. Briefe einer Industriellenfamilie 1919-1926 (Christian Marx) (141-143)
  • Richard H. Tilly: Willy H. Schlieker. Aufstieg und Fall eines Unternehmers (1914-1980) (Werner Bührer) (143-144)
  • Karsten Uhde (Hrsg.): Quellenarbeit und Schriftgutverwaltung – Historische Hilfswissenschaften im Kontext archivischer Aufgaben. Beiträge zum 12. Archivwissenschaftlichen Kolloquium der Archivschule Marburg (Sebastian Beck) (144-146)
  • Angelika Westermann: Die vorderösterreichischen Montanregionen in der Frühen Neuzeit (Peter Hoheisel) (146-149)

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Landesarchiv NRW auf dem Nordrhein-Westfalen-Tag in Siegen

Mehr als 300 Besucherinnen und Besucher kamen am vergangenen Wochenende (17.-19.9.2010) zum Stand des Landesarchivs NRW auf dem Nordrhein-Westfalen-Tag in Siegen. Das Landesarchiv informierte über seine Bestände und Angebote; es verteilte kostenlose Plakate und Postkarten mit historischen Abbildungen der Siegener Nikolaikirche.

Besonders beliebt waren die Mitmachaktionen des Landesarchivs. Vor allem Kinder konnten unter fachkundiger Anleitung von Restauratorinnen und Restauratoren Papier schöpfen, Siegel gießen und das Schreiben mit dem Gänsekiel üben. Passend zum Veranstaltungsort gab es am Stand des Landesarchivs die Möglichkeit, einen Abguss des Stadtsiegels von Siegen aus dem 13. Jahrhundert anzufertigen und mit nach Hause zu nehmen. Von dieser Möglichkeit machte auch der Bürgermeister der Stadt Siegen Steffen Mues Gebrauch.

Auf großes Interesse stieß das Angebot des Landesarchivs NRW zur Familienforschung. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Personenstandsarchiv Westfalen-Lippe (in der Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs) hatten digitalisierte Personenstandsunterlagen mit nach Siegen gebracht, so dass die Besucherinnen und Besucher direkt vor Ort der Geschichte Ihrer Vorfahren nachspüren konnten. Natürlich gaben die Kolleginnen und Kollegen auch allgemeine Informationen und Ratschläge zur Familienforschung im Archiv. Gebündelt finden sich diese Information in der Broschüre „Der richtige Weg zu Ihrem Stammbaum“, die auf dem Nordrhein-Westfalen-Tag kostenlos verteilt wurde.

Kontakt:
Landesarchiv NRW
Zentrale Dienste
Graf-Adolf-Straße 67
40210 Düsseldorf
Tel.: +49 211 159 238-0
Fax: +49 211 159 238-111
poststelle@lav.nrw.de

Quelle: Landesarchiv NRW, Pressemitteilung, 20.9.2010

Ausstellung zur Deutschen Bruderhilfe im Staatsarchiv Bremen

Das Staatsarchiv Bremen zeigt vom 21. September bis zum 30. Dezember 2010 die Ausstellung "Von Mensch zu Mensch – Die Deutsche Bruderhilfe – eine Bremer Initiative im geteilten Deutschland". Die Deutsche Bruderhilfe Bremen vermittelte von 1951 bis 1990 deutsch-deutsche Spenden, Besuche und Kontakte.

"Helft schnell, so helft ihr doppelt" – mit diesem Appell wandte sich 1951 Bremens Bürgermeister Wilhelm Kaisen mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verbänden an die Öffentlichkeit. Weihnachten stand vor der Tür, die Versorgungslage in der DDR war schwierig und beide Teile Deutschlands entwickelten sich zunehmend auseinander. Private Hilfssendungen sollten die Menschen jenseits der Zonengrenze unterstützen – schnell, unbürokratisch und "von Mensch zu Mensch".

Das Staatsarchiv Bremen stellt anlässlich des Bürgerfestes zum Tag der Deutschen Einheit in Bremen am 3. Oktober 2010 erstmals die Arbeit der Deutschen Bruderhilfe dar. Die Ausstellung präsentiert Plakate, Fotos und Originaldokumente, die überwiegend noch nie gezeigt wurden. Briefwechsel zwischen Ost und West dokumentieren Einzelschicksale und Freundschaften sowie die Folgen der Teilung für das Verhältnis der Menschen zueinander.

Zur Ausstellung ist die Publikation „Von Mensch zu Mensch – Die Deutsche Bruderhilfe, eine Bremer Initiative im geteilten Deutschland“ (ISBN 978-3-925729-64-5) erhältlich.

Kontakt:
Staatsarchiv Bremen
Am Staatsarchiv 1
28203 Bremen
Telefon: 0421 / 361-6221
Telefax: 0421 / 361-10247
office@staatsarchiv.bremen.de
www.staatsarchiv.bremen.de

Quelle: Staatsarchiv Bremen, Aktuelles, 9.9.2010

Neuer Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe

Zum 1. Oktober 2010 übernimmt Dr. Wolfgang Zimmermann die Leitung des Generallandesarchivs in Karlsruhe, das als Abteilung des Landesarchivs Baden-Württemberg dessen Aufgaben am Standort Karlsruhe wahrnimmt. "Mit Dr. Zimmermann rückt ein Archivar und ausgewiesener Landeshistoriker an die Spitze des Hauses, der in den letzten Jahren die konsequente Einpassung des Landesarchivs in die digitale Welt maßgeblich mitgestaltet hat. Ich verweise vor allem auf das vernetzte landeskundliche Informationssystem für Baden-Württemberg, das von Zimmermann maßgeblich konzipiert wurde und als Online Portal LEO – BW Landeskunde entdecken, erleben, erforschen online den Bürgerinnen und Bürgern 2012 zur Verfügung stehen wird", so der baden-württembergische Wissenschaftsminister Prof. Dr. Frankenberg, der am 22. Oktober den bisherigen Leiter, Prof. Dr. Volker Rödel, verabschieden und Dr. Wolfgang Zimmermann offiziell in sein Amt einführen wird.

Dr. Wolfgang Zimmermann, 1960 in Konstanz am Bodensee geboren, studierte in Tübingen Geschichte, Katholische Theologie und Griechische Philologie. Nach dem Abschluss seiner Dissertation absolvierte er 1991–1993 die Ausbildung für den höheren Archivdienst am Hauptstaatsarchiv Stuttgart und an der Archivschule Marburg/Institut für Archivwissenschaft. Danach war er bei der damaligen Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in der Abteilung Landesforschung und Landesbeschreibung tätig, deren Leitung er 2002 übernahm. Seit 2006 leitete er im neu gebildeten Landesarchiv Baden-Württemberg die Abteilung Fachprogramme und Bildungsarbeit. "Dr. Zimmermann hat ganz wesentlich mit dazu beigetragen, dass das Landesarchiv die historischen Schätze der staatlichen Archive heute auch einer breiteren Öffentlichkeit auf wissenschaftlicher Grundlage vermittelt und in der Erinnerungskultur des Landes eine zentrale Funktion erfüllt", betonte der Präsident des Landesarchivs, Prof. Dr. Robert Kretzschmar.

Seine Fachkompetenz als Archivar und Historiker bringt Zimmermann auch als Vorstandsmitglied in die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, als Vorsitzender in den Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart und als Lehrbeauftragter am Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen ein.

Zimmermann tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Volker Rödel an, der das Generallandesarchiv seit 1997 geleitet hat. Rödel, geb. 1945 in Kaiserslautern, war nach der Ausbildung im Generallandesarchiv über berufliche Stationen in Archiven in Speyer und Wertheim zurück nach Karlsruhe gekommen. Ihm lag an der nachhaltigen Verankerung des Archivs in der badischen Kulturlandschaft. Durch zahlreiche Kooperationen mit Museen und Bibliotheken, vor allem im Rahmen von Ausstellungen, konnte er dem Generallandesarchiv mit seinen historischen Beständen im öffentlichen Bewusstsein Präsenz verschaffen. Neue Wege ging das Generallandesarchiv unter seiner Leitung mit der Beteiligung an der Karlsruher Museumsnacht KAMUNA und der jährlich veranstalteten Karlsruher Tagung für Archivpädagogik, die seit 2000 den Brückenschlag zwischen Schule und Archiv fördert. Unter der Leitung Volker Rödels fiel die Entscheidung der Landesregierung für den Erweiterungsbau des Generallandesarchivs, für dessen Realisierung er sich beharrlich eingesetzt hatte und der im nächsten Jahr fertiggestellt sein wird. Die ihm wichtige Verbindung von Archiv und Wissenschaft stützte Volker Rödel persönlich durch sein Engagement als Honorarprofessor an der Universität Heidelberg und als Vorstandsmitglied der Kommission für geschichtliche Landeskunde Baden-Württemberg, deren Stellvertretender Vorsitzender er ist und in deren Auftrag er die Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins herausgibt. 2006 und 2007 hat er als Gutachter zu den Eigentumsverhältnissen an badischen Kulturgütern wichtige Grundlagen für die Verhandlungen zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem Markgrafen von Baden erarbeitet. "Mit Volker Rödel geht ein überaus fachkundiger und verdienter Archivar in den Ruhestand, der auf allen Feldern professionelle Archivarbeit geleistet und das Generallandesarchiv für die kommenden Herausforderungen bestens positioniert hat", würdigte Präsident Kretzschmar seine langjährige Arbeit.

Kontakt:
Generallandesarchiv Karlsruhe
Nördliche Hildapromenade 2
76133 Karlsruhe
Telefon: 0721/926-2206
Telefax: 0721/926-2231
glakarlsruhe@la-bw.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Pressemitteilung, 15.9.2010

Ausstellung zu 200 Jahren Regierung von Oberfranken in Bayreuth

"Die Präsidenten – 200 Jahre Regierung von Oberfranken in Bayreuth" – so lautet der Titel einer Ausstellung, die vom 20. September bis zum 21. Oktober 2010 im Hauptgebäude des Landratsamtes Bamberg zu sehen ist.

Wer in Oberfranken kennt heute noch die Namen Melchior von Stenglein oder Otto von Strößenreuther? Wer kennt schon die Entstehungsgeschichte des Regierungsbezirks Oberfranken? Wer verbindet etwas mit der Tradition der Regierungsbezirke? Anlässlich des 200. Jahrestages der institutionellen Grundsteinlegung für den heutigen Regierungsbezirk Oberfranken hat sich das Staatsarchiv Bamberg gemeinsam mit Historikern und Archivaren dieser Fragen angenommen und eine Ausstellung konzipiert.

Die Ausstellung verfolgt das Ziel, die 200-jährige Geschichte des Regierungsbezirks Oberfranken im Spiegel der Biographien seiner 24 Spitzenbeamten zu beleuchten. So werden etwa deren beruflicher Werdegang dargestellt und ihre besonderen Leistungen für den Regierungsbezirk ebenso hervorgehoben wie ihr Wirken in Bezug zu den großen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts gebracht.

Die Ausstellung „Die Präsidenten – 200 Jahre Regierung von Oberfranken in Bayreuth“ kann zu den üblichen Öffnungszeiten des Landratsamtes Bamberg besichtigt werden.

Kontakt:
Landratsamt Bamberg
Ludwigstraße 23
96052 Bamberg
Telefon : 0951 / 85-0
Fax : 0951 / 85-125
poststelle@lra-ba.bayern.de
www.landkreis-bamberg.de

Quelle: Landratsamt Bamberg, Presse-/Öffentlichkeitsarbeit, Pressemeldung, 14.9.2010

Stadtarchiv Halle erhält Vorlass des DDR-Politikers Gerald Götting

Das Stadtarchiv Halle (Saale) erhält den Vorlass von Gerald Götting. Der 1923 geborene DDR-Politiker Götting war langjähriger CDU-Vorsitzender, stellvertretender Vorsitzender des Staatsrates, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Nationale Verteidigung und Vizepräsident der Volkskammer der DDR. Am 2. November 1989 trat Götting als CDU-Vorsitzender zurück, wurde am 7. November aus dem Staatsrat abberufen und im Februar 1991 aus der CDU ausgeschlossen.

Der Vorlass umfasst insgesamt 12 Regalmeter Unterlagen. Neben auch andernorts archivierten Zeitungen, wie dem CDU-Organ "Der neue Weg" mit einer umfangreichen Bekanntgabe zum Tode Walter Ulbrichts, handelt es sich bei den archivisch und historisch wichtigeren Teilen des Vorlasses z.B. um zahlreiche Dokumentationen in schriftlicher Form über die politische Situation.

So schreibt Götting über die Entmachtung Ulbrichts: "Schon lange lag ein Wechsel in der Spitze der SED in der Luft. In persönlichen Gesprächen mit führenden Genossen wurde Ulbrich und seine Politik ungewohnt oft kritisiert. Honecker und seine Mannen drängten zur Macht." Ehrenmedaillen, seine Schulmütze aus den Franckeschen Stiftungen, Material über seinen Großvater Baron Siegmar von Schultze-Galléra, aber auch Videos und Filmrollen gehören ebenfalls zum Vorlass von Gerald Götting, für dessen Verzeichnung Stadtarchiv Ralf Jacob rund anderthalb bis zwei Jahre ansetzt.

Kontakt:
Stadtarchiv Halle (Saale)
Rathausstraße 1
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 221-3300
Telefax: 0345 221-3330

Quelle: Halle Forum, 17.9.2010

20 Jahre Einigungsvertrag mit Klausel zu den Stasi-Akten

Zwei Parlamente berieten am 20. September 1990 über dasselbe Gesetz, das "Gesetz zu dem Vertrag vom 31. August 1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands – Einigungsvertrag". Den Einigungsvertrag hatten erst eine Woche zuvor die Verhandlungsführer der zwei deutschen Staaten – Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und DDR-Staatssekretär Günther Krause – unterzeichnet. Sowohl der Bundestag als auch die Volkskammer mussten dem Vertrag, der auch viele Grundgesetzänderungen vorsieht, nun mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen.

In der DDR-Volkskammer stimmen 299 Abgeordnete für den Vertrag. 80 Abgeordnete aus den Reihen der PDS und der Fraktion Bündnis90/Die Grünen stimmen dagegen. Ein Abgeordneter enthält sich. Die Nachricht erreicht den Bundestag in Bonn. Bei der namentlichen Abstimmung im Bundestag stimmen 440 Abgeordnete für den Einigungsvertrag. Die 47 Gegenstimmen stammen aus der Fraktion Bündnis90/Die Grünen und von 13 Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion. Drei Abgeordnete enthalten sich. Das Gesetz war damit angenommen. Einen Tag später, am 21. September 1990, stimmte auch der Bundesrat dem Gesetz einstimmig zu. Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker unterzeichnete das Gesetz am 23. September 1990. Am 3. Oktober trat der Einigungsvertrag in Kraft.

Der Bundestag musste gleichzeitig zum Einigungsvertrag auch über die so genannte Vereinbarung vom 18. September 1990 abstimmen. Darin ging es um den Umgang mit den Stasi-Akten. Die DDR-Volkskammer hatte am 24. August 1990 das "Gesetz zur Sicherung und Nutzung der personenbezogenen Akten" des Ministeriums für Staatsicherheit (Stasi) beschlossen. Bürgerrechtler der DDR forderten, dass ein solches Gesetz zum Umgang mit den Stasi-Akten auch in den Einigungsvertrag aufgenommen werden sollte.

Nachdem dies jedoch nicht geschah und der Plan bestand, die Akten 30 Jahre lang ins Bundesarchiv zu \’sperren\‘, kamen Proteste auf. Am 4. September 1990 besetzten Bürgerrechtler die Räume der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin und traten in den Hungerstreik. Am 18. September 1990 vereinbarten Wolfgang Schäuble und Günther Krause schließlich eine Zusatzklausel zum Einigungsvertrag zum Umgang mit den Stasi-Akten. Hierin wurde festgeschrieben, dass der Bundestag nach der Wiedervereinigung ein entsprechendes Gesetz schafft.

Das "Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik" (Stasi-Unterlagen-Gesetz) wurde am 20. Dezember 1991 vom Bundestag verabschiedet. Es regelt die Verwendung der Akten des Ministeriums für Staatssicherheit und der Akten des Geheimdienstes der DDR.

Quelle: Bundestag, Wegmarken Teil 10, 17.9.2010