Wittens Stadtgedächtnis zieht um

Im Keller des Saalbaus in Witten wurde in dieser Woche kräftig zugepackt: Mehr als 20.000 Akten, großformatige Archivalien und einzelne Sammlungen mussten aus mehreren Magazinräumen in einen neuen Archivraum umgelagert werden – genau genommen in die Rollregalanlage, die 1975 für das damalige Stadtarchiv Witten installierte wurde. „In den nächsten Monaten sollen auf diese Weise die zahlreichen Magazinstandorte des Stadtarchivs auf einige wenige archivgerechtere Räumlichkeiten konzentriert werden“, erklärt Stadtarchiv-Leiterin Dr. Martina Kliner-Fruck. Mit dem Umzug in das Endarchiv ist aktuell die erste Phase geschafft. Im neuen Archivraum lagert nun ein Großteil der archivwürdigen und elektronisch verzeichneten Unterlagen der Stadtverwaltung sowie Nachlässe und Schenkungen, die die stadtgeschichtliche Überlieferung ergänzen.

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Max Bäcker, der „Herr der Akten“ und langjähriger Mitarbeiter des Stadtarchivs, ist zufrieden, dass zehn Magazinstandorte auf momentan sechs zusammengezogen werden konnten. „Dies erleichtert meine Arbeit etwas bei der Aushebung der Unterlagen für unsere Nutzer.“ Für die Diplomarchivarin Ana Muro war es der erste Archiv(teil)umzug in ihrem Berufsleben: „Die mehrmonatigen Vorbereitungsarbeiten, die neben den laufenden Tagesgeschäften erledigt werden mussten, haben sich gelohnt. Ich konnte eine übersichtliche Bestandsordnung entwickeln und die Rollregalanlage ist – wenn auch 35 Jahre alt – archivgerechter als unsere früheren Standregale.“

Techniker des Saalbaus, Mitarbeiter des Museums und der Bücherei unterstützten die Transportarbeiten tageweise, während mehrere Aushilfskräfte des Kulturforums eine Woche lang täglich Archivkartons gestemmt haben. „Die Arbeit war aufwändig, anstrengend und hat bestimmt viel logistische Planung des Stadtarchivs erfordert. Alles sah am Anfang weniger aus als es dann wirklich war. Aber ich finde es wichtig, die Unterlagen zu erhalten, die noch gebraucht werden – und die Rollregalanlage ist zwar alt, aber echt Kult. So etwas habe ich bisher nur im Fernsehen gesehen“, berichtet der 19-jährige Schüler Florian Winkler. Mit von der Partie war auch Joschka Möller (20): „Das Stadtarchiv finde ich wichtig, weil man dort das Geschehen der Vergangenheit durch Einsicht in die Originale immer wieder aktuell abrufen kann.“ Die 19-jährige Anja Sieling, die derzeit ein Soziales Jahr im Kulturforum absolviert und der Archivleitung bei der Aussonderung von Archivgut zur Seite stand, erzählt: „Für mich war es sehr interessant, solche alten Akten zu sehen. Es ist spannend zu erfahren, was aufbewahrt werden muss und warum. Erstaunlich ist auch zu lesen, welche Kulturvereine es früher in Witten gegeben hat und welche heute noch existieren.“ Die Jahrespraktikantin konnte auch erste Ordnungsarbeiten in den Regalen der Kulturverwaltung begleiten: „Vielleicht kann mein neues Wissen helfen, die laufende Registratur des Kulturforums zugriffsschnell zu ordnen, ansonsten frage ich beim Stadtarchiv nach“, so Anja Sieling.

Dr. Martina Kliner-Fruck blickt bereits in die nächste Arbeitsphase: „Nachdem die Teams im Saalbau ihre Unterlagen umgezogen haben, können wir weitere Magazinräume aufgeben und endlich Vorarchivunterlagen bearbeiten.“ Das bedeutet: aussondern, magazintechnisch bearbeiten, elektronisch verzeichnen. Denn es lagern dort noch Quellen aus dem Zweiten Weltkrieg und der Zeit des Wiederaufbaus Wittens, die für Forschung und amtliche Nachweise zugänglich gemacht werden müssen. „Mit unseren beiden größeren Standorten (Saalbau/Aktenmagazin und Vorarchiv), mit dem Dienstgebäude Ruhrstraße 69, mit Archivgut, das regelmäßig benötigt und in unseren Leseräumen eingesehen werden kann, und mit zwei Magazinen, die noch überführt werden müssen, werden wir – wenn auch nicht optimal – unsere Aufgabe schaffen“, ist sich Kliner-Fruck sicher. Und die Institutsleiterin sieht noch weitere Vorteile an der neuen Lösung: „Nach 15 Jahren können wir endlich wieder Schulklassen durch ein ‚echtes’ Magazin führen, was Erlebniswert hat. Dann im Theatersaal selbst auf der Bühne zu stehen und in ein Mikrofon über Stadtgeschichte & Co. zu sprechen wäre nicht nur eine spannende Lernerfahrung für Jugendliche, sondern gleichzeitig eine gute Werbung für das Veranstaltungszentrum des Kulturforums. Anmeldungen liegen uns schon vor.“

Kontakt:
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58452 Witten
Telefon: 02302-581-2415
Telefax: 02302-581-2497
stadtarchiv@stadt-witten.de

Quelle: Stadt Witten, News, 15.10.2010; Claudia Scholz, WAZ, 18.10.2010; Bild: Das Umzugsteam mit den studentischen Hilfskräften, v. vorne nach hinten: Ana Muro (Archivarin); Anja Sieling (19); Max Bäcker (Magaziner); Joschka Möller (20), Martina Kliner-Fruck (Leiterin Stadtarchiv) und Florian Winkler (19) (Fotos: Jörg Fruck)

100 Jahre Fußball im Fürther Ronhof

Im Jahr 1910 wurde in Fürth der Sportpark Ronhof eröffnet. Aus diesem Anlass erscheint in wenigen Tagen das Buch „Das Kleeblatt – 100 Jahre Fußball im Fürther Ronhof“. Der Journalist und Autor Jürgen Schmidt beleuchtet darin die faszinierende Geschichte des fränkischen Traditionsvereins und seines Sportparks. Das Buch erzählt von den frühesten Entwicklungen des Fußballs in Fürth bis zur Renaissance in der Zweiten Bundesliga seit 1997.

Einen Vorgeschmack auf die Neuerscheinung gibt es am Dienstag, 19.10.2010, um 19.10 Uhr. Im Rahmen der kürzlich eröffneten Ausstellung „Der Ronhof – 100 Jahre Fußball in Fürth“ liest Schmidt im Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard, Ottostraße 2, Passagen aus dem Werk.

Die Spielvereinigung Greuther Fürth und das Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard laden zu dieser Lesung ein. Das Stadtmuseum bietet Interessierten an diesem Tag die Möglichkeit, außerhalb der normalen Öffnungszeit die Sonderausstellung zu besuchen. Der Eintritt zur Lesung ist frei.

Links:

Stadtarchiv Worms präsentiert Daten im Internet

Das Stadtarchiv Worms kann seinen Benutzern und Interessierten jetzt einen deutlich verbesserten Service bieten: Die „Findmitteldaten“ der einzelnen bereits in der Archivdatenbank erfassten Bestände und Archivalien des Stadtarchivs sind jetzt über das Internet recherchierbar.

Mit Hilfe der auch für die Datenbank des Archivs verantwortlichen Firma Augias Data, über deren Internetseite der Service läuft, kann auf diesem Weg in mehr als 50.000 Datensätzen recherchiert werden. Neben Informationen über alle Bestände finden sich für etwa 160 der 220 Abteilungen des Archivs die einzelnen Findmitteldaten mit der Möglichkeit der Volltextsuche.

Lediglich die aus Gründen des Datenschutzes gesperrten Archivalien sind nicht zugänglich. Anfang 2011 sollen auch die zahlreichen bereits digitalisierten Fotografien eingestellt werden. Das Archiv kann damit die Ergebnisse seiner laufenden Erschließungsarbeit, bei der rund drei Kilometer an Akten und Unterlagen digital erfasst wurden, im Internet weltweit zur Verfügung stellen. Diese Daten sollen in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden.

Die neue Online-Recherchemöglichkeit finden Sie auf der Internetseite des Stadtarchivs über den Menüpunkt "Bestände & Recherche": www.stadtarchiv-worms.findbuch.net.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Raschi-Haus
Hintere Judengasse 6
D-67547 Worms
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 00 (bis – 47 07)
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 4710
stadtarchiv@worms.de
www.stadtarchiv-worms.de

Quelle: Stadtarchiv Worms, Aktuelles, 13.10.2010

Alben von Hans Heinen jetzt im Stadtarchiv Wesseling

Das Stadtarchiv Wesseling hat zehn Alben aus dem Nachlass des ehemaligen Technischen Beigeordneten der Stadt Wesseling, Hans Heinen, in Verwahrung genommen. Die umfangreichen Alben enthalten Pläne, Karten, Zeichnungen, Fotos, Presseartikel von 1934 bis 1997.

Hans Heinen war von 1934 bis 1974 bei der Stadt Wesseling tätig. Der gelernte Bauingenieur und Architekt war zunächst als Technischer Angestellter, später als Amtsbaurat, zuletzt als Technischer Beigeordneter der Stadt Wesseling tätig. 1974 wurde ihm der Ehrenring der Stadt Wesseling verliehen in Würdigung seiner Verdienste um den Aufbau Wesselings zu einer modernen Industrie- und Wohnstadt.

Im Jahr 2000 verstarb Hans Heinen. Nun hat seine Familie dem Archiv der Stadt Wesseling seine Sammlung zur Verwahrung gegeben, um diese damit für Interessenten zugänglich zu machen.

Hans Heinen legte chronologisch und thematisch geordneten Alben an, die sein Schaffen und die Entwicklung Wesselings dokumentieren. Den Schwerpunkt der Dokumentation bildet der Zeitraum von 1947 bis 1974. In dieser Zeit, in der Hans Heinen maßgeblich an der baulichen Gestaltung Wesseling beteiligt war, erlebte Wesseling gravierende Veränderungen.

Die Alben dokumentieren diese Veränderung und die wichtigen Ereignisse in Wesseling: Den Bau von Wohnungen und Schulen, die Planung von Straßen und des Kanalnetzes, der Wasserversorgung, des Hochwasserschutzes und der Sportstätten. Der städtebauliche Wettbewerb zum Mittelpunkt der alten Ortsanlage und der Wettbewerb um das neue Rathaus werden ebenso dokumentiert wie die Stadtwerdung und die Eingemeindung.

Die Alben können im Stadtarchiv zu den Öffnungszeiten des Rathauses eingesehen werden. Interessenten können sich an das Stadtarchiv wenden und unter folgender Mail-Adresse oder Telefonnummer Kontakt aufnehmen:

Kontakt:
Stadtarchiv Wesseling
Alfons-Müller-Platz
Postfach: 1567
50389 Wesseling
Telefon: 02236-701-319
Telefax: 02236-701-339
mzech@wesseling.de

Quelle: Stadt Wesseling / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressemeldung, 12.10.2010

Wien in Bildern von 1945-1965

Das Wiener Stadt- und Landesarchiv zeigt vom 7. Oktober 2010 bis zum 28. Januar 2011 eine Ausstellung über die Geschichte Wiens von den Trümmerjahren nach 1945 bis zum Wirtschaftsaufschwung um 1965. Die präsentierten Fotos bieten ein sowohl vielfältiges als auch stimmiges Bild der schwierigen zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Thematisiert werden Politik, Kultur, Sport, Kriegsschäden und Elementarereignisse, Wiederaufbau und Infrastrukturmaßnahmen, Soziales und Bildung, Notwirtschaft und Wirtschaftsaufschwung sowie das Rathaus als Drehscheibe. Die Fotos stammen zum einen Teil aus dem Fotobestand des Archivs, der 2007 durch die Übernahme des umfangreichen historischen Fotomaterials der "media wien" – ehemals Landesbildstelle, eine große Bereicherung erfuhr. Zum anderen Teil stammen die Fotos aus den Beständen des Fotoarchivs der Arbeiterzeitung, die vom Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung betreut werden. Sie werden mit Alben, Plänen und Aktenstücken ergänzt.

Mit die Ausstellung "Wien in Bildern von 1945-1965" nimmt das Archiv am Europäischen Monat der Fotografie teil. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag 9.00 bis 15.30 Uhr, Donnerstag: 9.00 bis 19.00 Uhr.

Kontakt:
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Guglgasse 14, 5. Stock, Top 508, Eingang: Gasometer D (Zugang von Gasometer A)
1110 Wien
Telefon +43 1 4000 84808
Fax +43 1 4000 84809
post@ma08.wien.gv.at
www.archiv.wien.at

Quelle: Stadt Wien, Pressemitteilung, 11.10.2010

Die Angelbecks fotografieren Cuxhaven

„Die Angelbecks fotografieren Cuxhaven!“ ist der Titel einer Fotoausstellung, die Dr. Anne Frühauf, Kulturdezernentin der Stadt Cuxhaven, am Donnerstag, 21.10.2010, um 18.30 Uhr in der Bürgerhalle des Rathauses eröffnet. Konzipiert und erarbeitet wurde die Ausstellung vom Cuxhavener Stadtarchiv/Fachbereich Kultur. Die Ausstellung kann ab dem 22. Oktober bis zum 22. November zu den gewohnten Öffnungszeiten des Rathauses besucht werden.

1844, nur fünf Jahre, nachdem im fernen Frankreich das Geheimnis um das erste brauchbare fotografische Verfahren gelüftet worden war, richtete der Cuxhavener Uhrmacher und Gastwirt Johann Carl Christoph Angelbeck in seinem Haus ein modernes Atelier ein und unterrichtete die gewiss staunenden Leser der hiesigen Zeitung davon, dass er nunmehr „zu jeder Zeit des Tages, sowohl bei dunkelem Wetter als bei Sonnenschein“ Daguerreotyp-Portraits anfertigen könne.

Wie Angelbeck sich eigentlich die Kenntnisse zur Herstellung ‚naturgetreuer Abbildungen’ erworben hat, muss offen bleiben. Das Verfahren wurde damals überall in Zeitungen, Fachjournalen und Büchern bewundert, bejubelt und besonders auch ausführlich beschrieben. Angelbeck mag also Autodidakt gewesen sein, denn auch der Erwerb von Kameras und der notwendigen ‚Elixiere’ stellte kein Problem dar. Vielleicht hat er aber auch im Jahr zuvor der „Aufführung“ eines reisenden Straßburger Portraitisten im „Deutschen Haus“ in der Nordersteinstraße beigewohnt, diesem Daguerreotypisten namens Skloff dabei kräftig über die Schulter geschaut und sich die nötigen Kniffe zeigen lassen.

Fortan nannte sich Angelbeck mithin „Papparbeiter und Portraiteur“, betätigte sich auch noch einige Jahre als Gastwirt, den Beruf des Uhrmachers gab er indes bald auf. Den Finger am Puls der Zeit hatte der findige junge Unternehmer aber weiterhin: Als seit 1851 das in England entwickelte und auch heute noch geläufige Negativ-Positiv-Verfahren seinen Siegeszug antrat, stieg auch Angelbeck von der Daguerreotypie auf die neue Technik um, wie frühe Fotografien im Stadtarchiv belegen. Er nannte sich nun auch bald nicht mehr Portraiteur, sondern „Photograph“.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts traten seine beiden Söhne ins Geschäft ein: Zunächst 1886 Charles, dann fünf Jahre später – nach dem Tode des Vaters – auch Albert. Ein eigener Ansichtskartenverlag komplettierte den Betrieb. Seit 1897 durften sich die beiden sogar rühmen, zu „Hofphotographen“ ernannt worden zu sein.

Während Charles Angelbeck sich schon 1908 aus dem Berufsleben zurückzog und sein Geschäft verkaufte, machte der jüngere Bruder Albert weiter und noch bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges empfahl er sich als „Photograph“ und betrieb einen Ansichtskartenverlag in der Neuen Reihe. Die Spuren des „Unternehmens Angelbeck“ verlieren sich erst Mitte der fünfziger Jahre, als sich der inzwischen hochbetagte Albert Angelbeck ins Privatleben zurückzog.

Hunderte von Bildern der Angelbecks mit Cuxhavener Motiven haben die Zeiten überdauert und werden heute in den Magazinen des Cuxhavener Stadtarchivs aufbewahrt – sei es als Negativ oder Dia, sei es als reiner Fotoabzug oder als farbige Ansichtspostkarte. Die Ausstellung des Stadtarchivs zeigt eine Auswahl aus dieser Sammlung, ein zeitlicher Schwerpunkt ist dem ausgehenden 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert gewidmet.

Info:
Ausstellung: Bilder aus dem Stadtarchiv Cuxhaven: „Die Angelbecks fotografieren Cuxhaven“
Eröffnung: Donnerstag, 21.10.2010, 18.30 Uhr, Bürgerhalle, Rathaus Cuxhaven, Rathausplatz 1, 27472 Cuxhaven

Quelle: Stadt Cuxhaven, Pressemeldung, 11.10.2010

Resolution des Deutschen Rechtshistorikertags 2010 zur BVerfG-Geheimhaltungsfrist

In der FAZ wurde im August 2010 darüber berichtet, dass das Bundesverfassungsgericht seine Akten erst nach neunzig Jahren für die Forschung öffnen will: "Nach dem Bundesarchivgesetz sind Bundesbehörden, also auch das Bundesverfassungsgericht, verpflichtet, ihre Akten nach Ablauf einer Frist dem Bundesarchiv zu übergeben. Nur das Auswärtige Amt unterhält traditionell ein eigenes Archiv. In der Regel sind die Akten nach einer Frist von dreißig Jahren für die Forschung zugänglich. Grundsätzlich auch die des Bundesverfassungsgerichts. Nach Paragraph 30 Bundesverfassungsgerichtsgesetz entscheidet das Gericht jedoch \’in geheimer Beratung\‘, woraus das Gericht ableitet, dass seine Akten grundsätzlich als \’geheim\‘ einzustufen sind. Der wichtigste, von ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeitern des Gerichts herausgegebene Kommentar des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes stellt sogar klar, dass die Akten auch im Falle einer Abgabe ans Bundesarchiv geheim bleiben." Gegen diese ausgedehnte Geheimhaltungsfrist erhebt sich unterdessen Widerspruch, wenngleich einzelne Stimmen aus dem Bundesarchiv laut FAZ durchaus "jede Frist als eine Verbesserung gegenüber der jetzigen Rechtslage" bezeichnen. Denn grundsätzlich könne bei jeder Frist, und sei sie noch so lang, eine Verkürzung beantragt werden (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.8.2010, Nr. 199, S. 33).

Während des 38. Deutschen Rechtshistorikertags in Münster (15.-18. September 2010) wurde zur geplanten Geheimhaltungsfrist des Bundesverfassungsgerichts eine Resolution in großer Versammlung einstimmig unterstützt mit dem Wunsch sie umfassend zu verbreiten:

"Resolution des Deutschen Rechtshistorikertags in Münster, 15.9.2010

Das Bundesverfassungsgericht möchte seine Akten erst nach 90 Jahren zur Forschung freigeben, siehe die Meldung in F.A.Z. vom 28. August 2010. Damit geht es um den Rechtsrahmen bei der Erforschung der Zeitgeschichte.
1. Das Gericht schafft damit Normen, die dem Bundesarchivgesetz widersprechen. Das Gericht steht aber nicht über dem Gesetz und über dem Gesetzgeber.
2. Die Formulierung "geheime Beratung" im Bundesverfassungsgerichtsgesetz sagt noch nichts über die Frage wie lange die Akten geheim sein sollen. Jedenfalls dürfen diese Akten nicht länger geheim gehalten werden als andere sogenannte geheime Akten.
3. Bei einer 90-jährigen Geheimhaltungsfrist wird die Frage einer Benutzungserlaubnis zu einer Gnaden- oder Willkürentscheidung des Gerichts oder des Archivs.
4. Diese Perspektive wirft auf jeden Fall das Problem der Wissenschaftsfreiheit auf. Es kann nicht 90 Jahre lang auf eine einzelne Abwägung im Fall ankommen, vielmehr muss eine Regel gegeben werden, die eine gewisse Verlässlichkeit für Forschungsarbeiten ermöglicht.
5. Die notwendige Regel soll sich an die üblichen dreißig und maximal 60 Jahre halten. Es ist nicht ersichtlich, dass von den Akten des Bundesverfassungsgerichtes eine größere Gefahr für Beteiligte oder die Allgemeinheit ausginge, als von sonstigen Akten.
6. Für die Belange des Persönlichkeitsschutzes enthält das Bundesarchivgesetz bereits bewährte Regelungen.

Die Resolution wurde in großer Versammlung einstimmig unterstützt mit dem Wunsch sie umfassend zu verbreiten.
Für den Ständigen Ausschuss des RHT, gez. J. Rückert, Frankfurt a.M.".

Zentraler Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland öffnete seine Türen

Am vergangenen Wochenende, 2./3. Oktober 2010, öffnete der Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland, besser bekannt als „Barbarastollen“, seine Tore. Der Barbarastollen, ein ehemaliger Bergwerkstollen, steht als einziges Objekt in der Bundesrepublik Deutschland unter Sonderschutz nach den Regeln der Haager Konvention. Die Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten ist ein völkerrechtlicher Vertrag, der 1954 geschlossen wurde, um Kulturgut während eines Krieges oder eines bewaffneten Konfliktes zu schützen. Die Maßnahmen zur Sicherung des Kulturgutes sollen jedoch bereits in Friedenszeiten durchgeführt werden. Inzwischen sind über 100 Staaten der Konvention beigetreten.

Zum Kulturgut zählen auch Archivbestände. Seit Jahrzehnten werden daher die Archivalien des Bundes und der Bundesländer zu Sicherungszwecken mikroverfilmt. Die Menge der Archivalien lässt bei Katastrophen- bzw. Gefahrenlagen eine Auslagerung in nennenswertem Umfang nicht zu, weil hierfür erforderliche Bergungsräume kaum vorhanden sind. Daher ist die Sicherungsverfilmung eine Alternative, um große Mengen Archivgut zu sichern. Aus finanziellen Gründen werden nur Archivalien der höchsten Dringlichkeitsstufe verfilmt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass nur Archivgut von besonderer Aussagekraft über die Kultur und die Geschichte des deutschen Volkes in die Sicherungsverfilmung einbezogen wird.

Zurzeit sind ungefähr 1.452 Behälter im Stollen eingelagert, die mit den seit 1961 gefertigten Sicherungsfilmen befüllt sind. In diesen luftdichten Behältnissen wird durch vorherige Klimatisierung ein staub- und schadstofffreies Mikroklima von 35 Prozent relativer Luftfeuchte und 10° C erzeugt. Unter diesen Bedingungen ist das Filmmaterial für mindestens 500 Jahre ohne Informationsverlust lagerfähig. Die Gesamtzahl der erstellten Aufnahmen im Zeitraum von 1961 bis März 2010 beträgt 881 Millionen. Damit beherbergt der Barbarastollen mehr als 29.000 km Mikrofilme, auf denen wichtige Dokumente gesichert wurden.

War bisher die Sicherungsverfilmung von Kulturgut nur in schwarz-weiß möglich, so können ab diesem Jahr auch farbige Bilder auf einem speziellen Farbmikrofilm durch Laserbelichtung erzeugt werden. Somit können auch Dokumente, bei denen Farbe eine wichtige Rolle spielt, wie beispielsweise Urkunden oder verzierte Handschriften, originalgetreu langzeitgesichert werden.

Kontakt:
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Provinzialstraße 93
53127 Bonn
Telefon: 0228 / 55540
Telefax: 0228 / 55541620
poststelle@bbk.bund.de

Quelle: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Pressemitteilung, 10.7.2010

Archivgut der Evangelischen Kirchengemeinde Tecklenburg erschlossen

Die Evangelische Kirchengemeinde Tecklenburg hat nun ein umfangreiches Gemeindearchiv. In einem speziellen Magazinraum des Gemeindeamtes in Ledde lagern die Archive der ehemaligen Evangelischen Kirchengemeinden Ledde, Leeden, Brochterbeck und Tecklenburg, die sich vor zwei Jahren zur neuen Evangelischen Kirchengemeinde Tecklenburg vereinigten. Vorher war das historische Schriftgut der vier Kirchengemeinden, das bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht, vom Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) nach Bielefeld geholt worden, um es inhaltlich zu erschließen und archivgerecht in konservierende Mappen und Kartons zu verpacken.

Archivarin Ingrun Osterfinke erinnert sich: „Die einzelnen Archivbestände waren zwar schon früher einmal geordnet worden und es gab auch systematische Verzeichnisse. Sie entsprachen jedoch nicht mehr alle den heutigen Standards." Zudem sei man heute bemüht, alle Archivbestände innerhalb der Evangelischen Kirche von Westfalen in das elektronische Datenbanksystem zu übertragen. Die inhaltliche Erschließung sei allerdings keine immer einfache Angelegenheit, reichen die Unterlagen doch teilweise in das 18., 17., und z.T. sogar bis in das 15. Jahrhundert zurück. Ingrun Osterfinke: „Das Beherrschen der Deutschen Schrift ist schon erforderlich, um die historische Überlieferung verstehen zu können. Damals gab es noch keine Schreibmaschinen, alles wurde mit Hand verfasst. Doch die Handschriften verschiedener Personen sind unterschiedlich gut lesbar, so dass manchmal die sorgfältigen Urkundenschriften des 15. Jahrhunderts besser zu entziffern sind, als fahrige Konzepte aus dem 19. Jahrhundert!“

Vergangene Woche sind die Archivbestände zurückgekehrt. Ingrun Osterfinke übergab sie feierlich an Pfarrer André Ost und Vertreter des Presbyteriums. In den Regalen des Magazins lagern nun 240 Kartons – nach Gemeinden getrennt, denn die Wahrung der Herkunft ist oberstes archivarisches Prinzip. Benutzbar sind die Bestände über so genannte Findbücher, die alle Akten nach ihrem Inhalt systematisch gegliedert aufführen. Jetzt sind die Archivbestände in einem Archivraum vereint. Dort kann Geschichte angefasst und erlebt werden. Die Kirchengemeinde Tecklenburg lädt dazu ein.

Zur Geschichte der vier Kirchengemeinden Ledde, Leeden, Brochterbeck und Tecklenburg
Vier unabhängige Kirchengemeinden, die sich heute in einer wiederfinden, blicken auf eine höchst unterschiedliche Geschichte zurück, was sich auch in ihrer Überlieferung widerspiegelt: Die Kirchspiele Leeden, Ledde und Tecklenburg gehörten bis zum 18. Jahrhundert zur Grafschaft Tecklenburg, die sich als erstes westfälisches Gebiet der Reformation zuwandte: Durch die Berufung Hermann Kellers zum ersten lutherischen Stadtprediger in Tecklenburg bereits 1527 zählt die Kirchengemeinde Tecklenburg sogar zu den frühesten evangelischen Kirchengemeinden in Westfalen.

Zwei Namen der ersten Pfarrer finden sich auch in einigen der Pergamenturkunden im Tecklenburger Gemeindearchiv wieder: Hermann Keller und Johann Blomendal empfangen in diesen frühen Dokumenten aus den Jahren 1543-1569 Renten oder Landschenkungen für die Kirche. Besonders schön ist die Urkunde über eine Landschenkung von Gräfin Anna von Tecklenburg an Johann Blomendal zur Verbesserung der Einkünfte des Pastorats im Jahr 1569. Das gräfliche Siegel ist noch gut erkennbar.

Bereits wenige Jahrzehnte nach Einführung des lutherischen Bekenntnisses erließ Graf Arnold eine reformierte Kirchenordnung für die Grafschaft. Eine Sonderstellung erfuhr dabei das Kirchspiel Leeden, dessen Ursprünge sich auf ein katholisches Zisterzienserinnenkloster aus dem 13. Jahrhundert zurückführen lassen. Das Stift Leeden bekam früher als die anderen Kirchengemeinden der Grafschaft eine eigene reformierte Kirchenordnung. Hierüber enthält das älteste Rechnungsbuch der Kirchengemeinde, das im Jahr 1768 angelegt wurde, eine recht informative Chronik. Aus ihr sind auch Namen der ersten evangelischen Pfarrer in Leeden zu erfahren.

Im Archiv der Evangelischen Kirchengemeine Ledde verdient die Überlieferung aus der Zeit des Nationalsozialismus besonderes Augenmerk: Der Kirchenkampf, der auch die Kirchengemeinden im Tecklenburger Raum erfasste, wird in den Ledder Archivalien lebendig: Die Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Bekennenden Kirche und den Deutschen Christen, die um die Besetzung der Pfarrstelle nach 1935 entbrannten, spitzten sich zu einer regelrechten und nachhaltigen Spaltung nicht nur des Presbyteriums, sondern der ganzen Kirchengemeinde zu.

Während diese drei Gemeinden in der Grafschaft Tecklenburg jedoch eine vergleichsweise ruhige Entwicklung und Beständigkeit in der Ausübung ihres seit 1588 reformierten Bekenntnisses erleben durften, war die Kirchengemeinde Brochterbeck den konfessionellen Wirren des Reformationszeitalters in unbeschreiblicher Weise ausgesetzt:

Brochterbeck zählte zur Obergrafschaft Lingen, die Ende des 15. Jahrhunderts infolge von Erbauseinandersetzungen von der übrigen Grafschaft Tecklenburg abgetrennt wurde und als Gebietsabtretung in die Konfessionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts hineingezogen wurde.

Zwischen den rivalisierenden Mächten der katholischen Habsburger (sowie später dem Fürstbischof von Münster) auf der einen und dem reformierten Haus Oranien auf der anderen Seite hin- und hergerissen, mussten die Bewohner der Obergrafschaft Lingen einen siebenmaligen Herrschaftswechsel ertragen, der einen ebenso häufigen Konfessionswechsel (!) mit sich brachte.

Die Brochterbecker Dokumente belegen diese Entwicklungen zwar nicht, jedoch andere Ausflüsse haben sich im Archiv niedergeschlagen, so z.B. die Akten der Oberlingenschen Witwen- und Waisenkasse. Unter oranischer Herrschaft war sie zur Unterstützung und Erziehung von Waisenkindern in der reformierten Konfession eingerichtet worden und blieb auch erhalten, als die Grafschaften Tecklenburg und Oberlingen in preußischen Besitz übergingen. Die Akten aus der Zeit von 1829 bis 1916 zeugen von der Vermittlung der Pfarrer zur Verteilung der Mittel an bedürftigen Witwen und Waisen.

Quelle: Evangelisch in Westfalen, 6.10.2010; Westfälische Nachrichten.

Archive im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Düren suchen Zeitzeugen für gemeinsame Ausstellung

„Zur Wanderungsgeschichte der Menschen in der Region Rhein-Erft-Rur“. So lautet der vorläufige Titel einer Ausstellung, die die Arbeitsgemeinschaft der Archivare im Rhein-Erft-Kreis gemeinsam mit dem Kreisarchiv Düren plant. In der Ausstellung soll verdeutlicht werden, dass Migration und Integration stets die regionale Geschichte begleiteten.

Die Organisatoren suchen nun nach Menschen, die in diese Region gezogen sind. Sie werden gebeten, für die geplante Ausstellung Fotos und andere Gegenstände zur Verfügung zu stellen, die in Zusammenhang mit ihrer Migration standen oder stehen.

Zur Verfügung gestellte Fotos werden gescannt und zurückgegeben. Gegenstände, die in der Ausstellung gezeigt werden, sind etwa ein bis zwei Jahre lang in den verschiedenen Kommunen zu sehen und werden danach zurückgegeben. Für die Dauer der Schau sind sie versichert.

Das Stadtarchiv Kerpen als koordinierende Stelle ist unter der Telefonnummer 02237/922170 und per e-mail über susanne.harke-schmidt@stadt-kerpen.de (Leiterin) erreichbar. Darüber hinaus ist es möglich, sich an eines der übrigen teilnehmenden Archive zu wenden.

Kontakt:
Stadtarchiv Kerpen
Leiterin Susanne Harke-Schmidt
Jahnplatz 1
50171 Kerpen
Telefon: 02237-922170
Telefax: 02237-922171
susanne.harke-schmidt@stadt-kerpen.de

Quelle: Kölnische Rundschau, 5.10.2010