Bilanz der Stadt Köln zwei Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs

Am 3. März 2009 stürzte – vermutlich im Zusammenhang mit Bauarbeiten an einem unterirdischen Gleiswechselbauwerk der geplanten U-Bahnstrecke der Nord-Süd-Stadtbahn – das Gebäude des Historischen Archivs der Stadt Köln ein. Mitgerissen wurden weitere benachbarte Gebäude. Zwei Menschen verloren beim Einsturz dieser Gebäude ihr Leben. Anwohnerinnen und Anwohner mussten ihre Wohnungen, benachbarte Schulen ihre Räume verlassen. Über 30 Regalkilometer Zeugnisse Kölner und Rheinischer Geschichte durchmischten sich mit den eingestürzten Wänden und Decken des Archivs zu einem unterirdischen und oberirdischen Schuttberg.

Zwei Jahre nach dem Einsturz zieht die Stadt Köln eine Zwischenbilanz. Oberbürgermeister Jürgen Roters betont: "Mit ungeheurer Kraftanstrengung, die auch eine Millionenstadt manchmal vor die Grenze des Machbaren stellt, ist es in den vergangenen zwei Jahren gelungen, die Katastrophe des Einsturzes sowohl für die betroffenen Menschen als auch für die Kulturschätze des Archivs bisher gut zu bewältigen. Wir gedenken der beiden Opfer des Unglücks. Ohne den Zusammenhalt und das Können vieler wäre die Aufbauarbeit der vergangenen zwei Jahre nicht möglich gewesen. Eine Riesenaufgabe steht allerdings noch vor uns – die Restaurierung der Archivalien. Denn geborgen heißt noch nicht automatisch gerettet. Dazu bedarf es auch der Unterstützung anderer. Ich hoffe, dass wir schnellstmöglich durch den Bau des Besichtigungsbauwerks hinreichende Erkenntnisse über die Ursache des Einsturzes gewinnen und damit auch die Frage der Verantwortung klären können. Das sind wir den betroffenen Menschen, an erster Stelle sind hier die beiden Opfer des Einsturzes zu nennen, schuldig."

Anwohnerinnen, Anwohner und Betroffene
Durch den mutigen Einsatz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beteiligter Unternehmen und des Historischen Archivs konnten Besucherinnen und Besucher des Historischen Archivs, Passantinnen, Passanten, Schülerinnen, Schüler, Anwohnerinnen und Anwohner so frühzeitig gewarnt werden, dass sie den unmittelbaren Gefahrenbereich verlassen konnten. Zwei Bewohner eines angrenzenden Wohnhauses verloren im zusammenstürzenden Gebäude jedoch ihr Leben.

Oberbürgermeister Jürgen Roters wird in Anwesenheit von Vertreterinnen und Vertretern der Fraktionen des Kölner Stadtrates am Vorabend des Unglückstages, am Mittwoch, 2. März 2011, um 19 Uhr, mit einer Kranzniederlegung auf dem Gelände Waidmarkt der Toten gedenken.

36 Anwohnerinnen und Anwohner der Nachbarhäuser verloren ihre Wohnungen. Über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Wohnungsversorgungsbetriebs kümmerten sich sofort um die persönlichen Belange der Betroffenen, über 500 Wohnungsangebote wurden geprüft. Alle erhielten sofort eine eigene "Assistentin" oder einen eigenen "Assistenten". Die Betroffenen sind inzwischen mit neuem Wohnraum versorgt und weitgehend in ihrem neuen "Leben" angekommen. Ängste sind bei vielen in unterschiedlicher Ausprägung geblieben. Von ursprünglich 180 Personen, die zunächst vom psychologischen Betreuungsteam der Feuerwehr, später vom Psychosozialen Dienst des Gesundheitsamtes betreut wurden, nehmen heute keine mehr die vorhandenen Betreuungsangebote war. Wenige Einzelfälle benötigen noch privat organisierte Betreuung. Der von der Stadt Köln zur Unterstützung für die Betroffenen in allen Rechts- und Entschädigungsfragen vorgeschlagene Ombudsmann konnte seine Arbeit inzwischen beenden.

Das Gelände eines ehemaligen Nachbargebäudes wurde von der Stadt Köln angekauft, ein zweites Grundstück wird gemeinsam mit dem Eigentümer in eine geplante künftige Bebauung einbezogen. Die finanziellen Entschädigungen für die unmittelbar Betroffenen wurden über die Kölner Verkehr-Betriebe (KVB) geregelt.

Als Entschädigung für die Beeinträchtigungen durch die laufenden Arbeiten an der Einsturzstelle hat die Stadt Köln finanzielle Vereinbarungen für die unmittelbar betroffenen 40 Anwohnerinnen und Anwohner getroffen. Über 150.000 Euro wurden zwischenzeitlich ausgezahlt. Zwischen der Stadt Köln und den Anwohnerinnen und Anwohnern besteht ein regelmäßiger Informationsaustausch, unter anderem mit bisher fünf Bürgerinformationsveranstaltungen. Die Belange des Quartiers inclusive der Geschäftswelt auf der Severinstraße vertritt der von der Stadt Köln eingesetzte Veedelsmanager. Er ist Ansprechpartner und Verbindungsmann zwischen dem Viertel, KVB und Stadt Köln. Den Anliegerinnen und Anliegern der Severinstraße kommt die inzwischen abgeschlossene Sanierung der Severinstraße zugute.

Schulen
Von den Folgen des Einsturzes sind auch betroffen die beiden benachbarten Schulen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und Kaiserin-Augusta-Schule.

Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG)
Die Generalinstandsetzung für das FWG wird von der Stadt Köln mit Priorität betrieben. Der ursprünglich angedachte Fertigstellungstermin, und damit verbunden der Rückzug der Schule zum Schuljahresbeginn 2011/2012, kann aufgrund der örtlichen Gegebenheiten und der auftretenden Schwierigkeiten nicht gehalten werden.

Der derzeitige Schwerpunkt der laufenden Arbeiten liegt in der Ertüchtigung des Tragwerks sowie der Fundamente. Das statische Tragsystem der Schule muss verbessert werden, auch um seine Erdbebensicherheit zu gewährleisten. Des weiteren sind die mit dem Denkmalschutz verbundene Arbeiten – so kann beispielsweise die Wärmedämmung nur innenliegend angebracht werden – aufwendiger als bei sonstigen Vorhaben. Neue Hinweise auf vermutete Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg haben dazu geführt, dass nun mobile Bauten versetzt und bisher geplante neue Stützen geändert werden müssen.

Der gesamte Sanierungsprozess wird der Schulöffentlichkeit transparent gemacht. Die Schulpflegschaft und die Schulleitung sind an allen Gesprächen zur Baukoordination beteiligt. Die Verwaltung geht nach jetzigem Planungsstand von einer Fertigstellung spätestens im Juni 2012 aus, bemüht sich aber um einen möglichst frühen Zeitpunkt.

Kaiserin-Augusta-Schule
Die Kaiserin-Augusta-Schule hat inzwischen ihren Ganztagsbetrieb aufgenommen. Dafür wurde auf dem Schulhof eine Fertigbaueinheit mit Großküche, geräumiger Mensa und vier Aufenthaltsräumen geschaffen. Zusätzlich werden im April 2011 sechs weitere Klassencontainer am Standort Georgstraße in Betrieb genommen.

Um den Raumbedarf der Schule langfristig zu decken, wurden die Planungen für einen Erweiterungsbau aufgenommen. Zurzeit wird ein Architektenwettbewerb vorbereitet. Mit den Ergebnissen des Wettbewerbs ist Ende des Jahres zu rechnen. Im Wettbewerbsverfahren ist die Schule beteiligt. Den umliegenden Schulen (Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, Severinschule) wurde der Verfahrensstand und die anstehende Planung, die unter anderen auch eine Teilfläche des ehemaligen Historischen Archivs einnimmt, Mitte Februar 2011 vorgestellt.

Archivalien und Bergung der Archivalien
Mit dem Einsturz vermengten sich über 30 Regalkilometer Archivgut mit den eingestürzten Wänden und Decken des Gebäudes. Das Gelände steht nach wie vor als Einsatzstelle unter der Aufsicht der Kölner Berufsfeuerwehr, die unterstützt von unzähligen freiwilligen Helferinnen und Helfern anderer Feuerwehren und Hilfsdienste, die Erstbergung der Archivalien aus den ober- und unterirdischen Trümmerbergen vornahm.

Heute sind 90 Prozent der Bestände geborgen, davon 35 Prozent schwerst beschädigt, 50 Prozent mit schweren und mittleren Schäden und 15 Prozent mit leichten Schäden. Etwa fünf Prozent sind derzeit noch im Grundwasser, weitere fünf Prozent sind voraussichtlich vollständig verloren. Derzeit ruht die Bergung, bis die im Grundwasser liegenden Fundamentteile entfernt werden können.

Nach der Bergung der oberirdisch lagernden Archivalien hat die Stadt Köln für die Bergung unter Wasser für über 13 Millionen Euro ein technisch kompliziertes "Bergungsbauwerk" errichten lassen, aus dem teilweise mit Schwerstgerät Archivalien, aber auch Trümmerstücke geborgen werden. Die aktuelle Bergungsphase läuft seit dem 24. November 2010 und erbrachte gute Ergebnisse mit 116 Gitterboxen, das entspricht 580 laufenden Regalmetern, voll Archivgut. Die aktuellen Fundstücke aus dem Grundwasser sind in unterschiedlichem Zustand, teilweise stark aufgeweicht, aufgequollen und in Stücken, teilweise vollständig im Block und insgesamt gut erhalten. Die Dokumente werden nach Erstsäuberung bei minus 30 Grad Celsius schockgefroren, später unter Vakuum aufgetaut. Bei diesem Vorgang geht das enthaltene Wasser sofort vom festen Zustand (Eis) in den gasförmigen Zustand (Wasserdampf) über. Daran schließt sich dann die weitere Behandlung wie Glätten, Fehlstellen schließen et cetera an.

In Köln-Porz/Lind errichtet die Stadt derzeit ein eigenes Restaurierungs- und Dokumentationszentrum, das in wenigen Wochen den Betrieb aufnimmt. Seit dem Einsturz des Gebäudes arbeitet das Archiv bundesweit mit 20 Facharchiven zusammen, die das geborgene Archivgut fachgerecht aufgenommen haben. Die Kosten der Restaurierung der Archivalien werden derzeit auf 350 bis 400 Millionen Euro geschätzt. In 30 bis 50 Jahren könnte das Archivgut wieder in gesicherten Zustand für die historische Forschung zugänglich sein, wenn 200 Restauratoren parallel daran arbeiten könnten.

Geborgen wurden unter anderem:
Urkunden des Mittelalters und der Frühen Neuzeit oder Handschriften wurden in großen Teilen in der ersten Bergungsphase herausgeholt. In der aktuellen, letzten Bergungsphase wird überwiegend eine Mischung aus städtischen Akten des 20. Jahrhunderts und Nachlassteilen gefunden. Dazu gehören Baupläne, Gewerbeamtsakten, Konzessionsakten, Akten des Schulverwaltungsamtes, Stücke des Männergesangsvereins und der Cäcilia Wolkenburg, Stücke aus der Plankammer, darunter Pläne der Architekten Wilhelm Kreis und Erich Schneider-Wessling.

Neubau Historisches Archiv
Im Dezember 2010 hat die Stadt Köln den Architektenwettbewerb für den Neubau des Historischen Archivs am Eifelwall/Luxemburger Straße mit einem internationalen Teilnehmerwettbewerb gestartet. Dem Archiv werden künftig 20.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen, in dem Komplex werden außerdem die Kunst- und Museumsbibliothek einschließlich des Rheinischen Bildarchivs untergebracht. Die Kosten des Neubaus liegen bei circa 85 Millionen Euro.

Aus 200 Bewerbungen wurden insgesamt 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermittelt, die bereits Mitte Februar 2011 die Auslobungsunterlagen erhielten. Das Preisgericht wird am 17./18. Juni 2011 über die Arbeiten entscheiden.

Fachbeirat zum Wiederaufbau
Zur Beratung des Historischen Archivs bei allen Fragen des Wiederaufbaus hat die Stadt Köln einen 16-köpfigen Fachbeirat initiiert. Unter dem Vorsitz des Präsidenten des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Professor Wilfried Reininghaus, gehören dem Gremium Vertreter des Bundesarchivs, des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA), der großen Archive in Köln sowie weitere Expertinnen und Experten der Universitäten Köln und Bonn sowie der Deutschen Forschungsgesellschaft an. Sieben Projektgruppen werden begleitet:

  • Bestandszusammenführung
  • Restaurierung und Konservierung
  • Digitalisierung und Weiterentwicklung der Software
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Hilfekoordination
  • Betreuung der Nachlassgeberinnen, Nachlassgeber, Depositarinnen und Depositare
  • Neubau und provisorisches Archiv

Bislang wurden sechs Konzepte in acht Sitzungen evaluiert und verabschiedet.

Bergungsbauwerk und Besichtigungsbauwerk
Zur Archivalienbergung unterhalb des Grundwassers entstand im Sommer/Herbst 2010 unmittelbar an der Schlitzwand des Gleiswechselbauwerks Waidmarkt unter besonders schwierigen Randbedingungen die so genannte "Bergungsbaugrube". Eine Baugrube innerhalb eines Einsturztrichters mit naturgemäß besonderer Bodenbeschaffenheit (16,5 mal maximal 30 Meter).

Insgesamt wurden 63 Bohrpfähle bis in rund 30 Meter Tiefe gebohrt. Für die Archivalienbehandlung wurde ein beheizbares Versorgungszelt errichtet. Das bisherige Aushubvolumen liegt bei rund 3.100 Kubikmetern, das entspricht circa 500 LKW-Fuhren. Die aktuelle mittlere Aushubtiefe liegt bei 7,1 Metern unterhalb der Arbeitsebene. Im Januar 2011 wurden im Grundwasser Fundamentkörper des eingestürzten Stadtarchivs mit Einzelgwichten bis zu 40 Tonnen entdeckt, insgesamt neun Einzelfundamente, fünf Stahlbetonstützen und ein großes Bodenplattenteil. Das Gesamtgewicht wird auf 170 Tonnen geschätzt. Bautaucher sind mit der Zerkleinerung unter Wasser mittels Seilsäge beauftragt, um die sperrigen Teile zu entfernen. Die Entfernung ist unverzichtbar, um mit dem Bau des geplanten außenliegenden "Besichtigungsbauwerks" an dieser Stelle überhaupt beginnen zu können.

Das Besichtigungsbauwerk soll entscheidende Untersuchungen der Staatsanwaltschaft an der Schlitzwand des Gleiswechselbauwerks und des Untergrunds ermöglichen, um Aufschlüsse über die mögliche Schadensursache und die daraus resultierende Verantwortung zu gewinnen. Das Gelände soll dazu Anfang Juli 2011 an den Bauherrn übergeben werden. Die Bauherreneigenschaft haben jetzt KVB und Stadt Köln im Auftrag de Gerichts übernommen. Außerdem müssen diese großformatigen Teile mit Blick auf eine künftige Nutzung der Bodenoberfläche entfernt werden.

Zukunft des Grundstücks Severinstraße
Die künftige Nutzung des Einsturzgeländes soll unter frühzeitiger und breiter Beteiligung der Kölner Bürgerinnen und Bürger diskutiert und entschieden werden. Das Planungsdezernat der Stadt Köln hat dazu eine erweiterte Bürgerbeteiligung entwickelt. Am Dienstag, 12. April 2011, 19:30 Uhr, findet dazu eine öffentliche Informationsveranstaltung in der Piazzetta des Historischen Rathauses statt. Oberbürgermeister Jürgen Roters sowie Planungs- und Baudezernent Bernd Streitberger stellen die städtebaulichen Aspekte, die Fragen der zukünftigen Nutzungen der neu zu erstellen Gebäude an der Severinstraße und andere Aspekte zur Diskussion. Entsprechende Schautafeln und Pläne sind vom 12. April 2011 bis zum 21. April 2011 im Rathaus zu sehen. Noch vor den Sommerferien soll ein zweitägiger moderierter Workshop, zu dem bis zu 80 interessierte Bürgerinnen und Bürger eingeladen werden können, Ergebnisse für die weiteren Planungen erarbeiten.

Zu den städtebaulichen Aspekten und Anforderungen, die an die Flächen des ehemaligen Archivs gestellt werden, gehören:

  1. die dringend benötigte Erweiterung der Kaiserin-Augusta-Schule am Georgsplatz
  2. die Schaffung eines Verbindungswegs zwischen Kaiserin-Augusta-Schule, Severinstraße und Friedrich-Wilhelm-Gymnasium.
  3. Auswahl des Ortes und die Gestaltung des Gedenkens
  4. Schließung der städtebaulichen Lücke an der Severinstraße mit der Möglichkeit, im Erdgeschoss Räume für publikumswirksame Nutzungen zu schaffen

Rechtsverfahren und Schadenssumme
Die Stadt Köln geht von einer Gesamtschadenssumme für die Stadt Köln von mindestens 1 Milliarde Euro aus.

Zur Wahrung ihrer Rechte ist die Stadt Köln nach dem Unglück dem von der KVB unmittelbar gegen die Arbeitsgemeinschaft Nord-Süd Stadtbahn Köln Los Süd eingeleiteten selbständigen Beweisverfahren (Aktenzeichen 5 OH 1/10) vor dem Landgericht Köln als (Mit-)Antragstellerin beigetreten. Es wird Beweis erhoben über die Fragen:

  1. Was ist die Ursache für den Einsturz?
  2. Hätte sich das Unglück vermeiden lassen und wenn ja, durch welche Maßnahmen?
  3. Liegt ein Verstoß gegen die anerkannten Regeln der Technik vor?

Zur Sicherung der finanziellen Ansprüche der Stadt Köln beabsichtigt die Stadt Köln außerdem die Einleitung eines weiteren separaten selbständigen gerichtlichen Beweisverfahrens zur Schadenshöhe gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen (zunächst die ARGE Nord-Süd Stadtbahn Köln Los Süd mit ihren ARGE-Partnern).

Außerdem sind fünf sogenannte "Leihgeberklagen bei Kölner Gerichten anhängig. Sie sind im Wesentlichen gerichtet auf die Feststellung der Schadenersatzpflicht der Stadt Köln für den Verlust und/oder die Beschädigung beziehungsweise Herausgabe des Bestandes, soweit er unbeschädigt ist. Drei Klagen wurden vom Landgericht Köln in erster Instanz abgewiesen. Das Oberlandesgericht Köln setzte die daraufhin eingelegten Berufsverfahren im Hinblick auf die laufenden Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Köln vorläufig aus. In den beiden anderen Klageverfahren, die noch in de ersten Instanz beim Landgericht anhängig sind, hat das Gericht jeweils das Ruhen des Verfahrens angeordnet.

Link: Unterlagen zum aktuellen Sachstand

Kontakt:
Provisorische Zentrale
Historisches Archiv der Stadt Köln
Heumarkt 14
D- 50667 Köln
Telefon: 0221-221-24455
Telefax: 0221-221-22480
HistorischesArchiv@stadt-koeln.de

Quelle: Inge Schürmann, Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressemitteilung, 28.2.2011

Kirchenbücher bis 1819 aus den oberösterreichischen Pfarren jetzt online

Ein weiterer großer Schritt in der Digitalisierungsoffensive des Oberösterreichischen Landesarchivs (Linz) bringt zugleich eine große Erleichterung für Familienforscher in Oberösterreich: Ab sofort sind unter http://matricula-online.eu alte Pfarrmatriken (Kirchenbücher) bis 1819 aus den oberösterreichischen Pfarren im Internet abrufbar.

Die Sicherheit und Zugänglichkeit der Pfarrmatriken nahm in den letzten Jahrzehnten in vielen Pfarren (nicht nur) der Diözese Linz deutlich ab, sowohl Forscherinnen und Forscher als auch die Pfarrämter selbst litten unter dieser Situation. Als sich daher die Gelegenheit bot, von dritter Seite tatkräftige Unterstützung bei der digitalen Sicherung dieser unersetzlichen Quellen zur oberösterreichschischen Geschichte zu bekommen, entschlossen sich das Oö. Landesarchiv und das Archiv der Diözese Linz, in einem Großprojekt alle Matriken der Diözese bis 1820 zu digitalisieren. (Die zeitlich anschließenden Matriken 1819 bis 1940 waren schon 1975 in Form von Abschriften an das Landesarchiv übergeben und dort mikroverfilmt worden.)

Von Juni 2003 bis Sommer 2009 wurden von 414 katholischen Pfarren die Matrikenbücher abgeholt, digitalisiert und wieder zurückgebracht. Anschließend konnten auch noch die Matriken von 43 evangelischen Pfarren digitalisiert werden. Im Oktober 2009 waren 10.896 Matrikenbücher auf fast eineinhalb Millionen Aufnahmen gesichert (katholisch 1.329.518, evangelisch 86.096).

Mit der Sicherung dieses mehrere Terabyte umfassenden Datenbestandes war aus Archivsicht das wichtigste Ziel erreicht. Um jedoch den enormen Aufwand auch für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen, mussten die Digitalisate neu strukturiert und mit geeigneten Metadaten versehen werden. Zudem sollten nun auch die mikroverfilmten Abschriften digitalisiert werden, um einen einheitlichen Bestand zu schaffen. Wegen der riesigen Mengen an Seiten und Daten nahmen diese beiden Vorhaben mehr Zeit als geplant in Anspruch, sodass erst im Lauf des Jahres 2010 alle Matriken im lokalen Netzwerk des Landesarchivs – und damit im Lesesaal – verfügbar waren.

Im selben Jahr liefen auch schon die Vorbereitungen für die weltweite Zugänglichmachung im Internet. Durch eine Initiative des Diözesanarchivs St. Pölten war seit 2008 das länderübergreifende Projekt "matricula" entstanden, das sich als geeignete Plattform zur Onlinestellung anbot, gemeinsam mit Matriken aus Niederösterreich und Bayern. Ende Jänner 2011 waren die Matriken der Diözese Linz bis 1820 online, im Sommer dieses Jahres folgen jene von 1820 bis 1910.

Quelle: Landesarchiv Oberösterreich, Pressemitteilung, 28.2.2011; Österreich-Journal, 28.2.2011

Die Feuerwehrkapelle Bocholt 1929 Foto des Monats

Es war vermutlich im Herbst des Jahres 1928, als sich eine Gruppe Musiker zu einer Spielerkapelle zusammenschloss und kurze Zeit später der Freiwilligen Feuerwehr Bocholt beitrat. Bis dahin hatte es innerhalb der Wehr lediglich ein Trommlerkorps unter der Leitung von Anton Rexing gegeben.

Zum ersten Konzert auf dem Marktplatz am Ostersonntag, 31. März 1929, konnte eine Uniformierung noch nicht durchgeführt werden, weil sich die Lieferung der Bekleidungsstoffe verzögerte. Offiziell wurden die Musiker schließlich am 27. Mai 1929 in der Gaststätte „Bürgerkrug“ von Branddirektor Techtmann in die Wehr aufgenommen. Die Kapelle gehörte in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts zum festen Bestandteil des öffentlichen Musiklebens Bocholt.

\"Feuerwehrkapelle

Abb.: Feuerwehrkapelle Bocholt 1929 (Quelle: Stadtarchiv Bocholt)

Das alte Foto aus dem Jahre 1929 zeigt die 20-köpfige Musikkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Bocholt mit ihrem Dirigenten, Zollaufseher Alfred Scholz (Mitte, mit Taktstock). Außer seinem sind nur wenige andere Namen von Musikern überliefert. Bekannt sind der Mitbegründer und Trompeter Theodor Grintz (sitzend, zweiter von rechts), der an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln ausgebildet wurde, sein Vater August sowie seine drei Brüder, Heinrich, Anton und August Grintz jr. (Letzterer ganz rechts, mit Sousaphon). Ferner gehörten der Schlagzeugspieler Johann Korb und der Trompeter Fritz Hermes mit zur Musikkapelle. Dieser übernahm beim Abschlusskonzert 1930 auf dem Marktplatz den Solopart. Überhaupt trat die Feuerwehrkapelle meist sonntags vor dem Historischen Rathaus zu einstündigen Platzkonzerten auf, und zwar immer dann, wenn am darauf folgenden Montag die Wehrleute zu einer Saalübung einberufen wurden.

Weitere Anlässe für Konzerte waren u. a. bis 1932 die jeweiligen Verfassungstage im August, die Einweihung des Kriegerdenkmals in Stenern am 29. September 1929, die Bundestagung des Vereins der ehemaligen Angehörigen des Infanterie-Regiments 144 am 11. Mai 1930, die Fahnenweihe der Schützenvereine Morssenhook und Mussum eine Woche später oder die Einweihung des Kriegerdenkmals des Turnvereins Bocholt am 4. September 1932. Selbst in einer Silvesternacht standen die Musiker einmal auf dem Marktplatz und begrüßten das neue Jahr mit einem Konzert. Darüber hinaus unterstützte die Kapelle von 1929 bis 1937 den Martinszug des Vereins für Heimatpflege.

Der bisherige Dirigent Alfred Scholz wurde 1934 als Zollaufseher nach Dorsten versetzt. In seine Nachfolge trat der Berufsmusiker Erwin Lippmann. Einige Mitglieder des Musikzuges traten 1934 in die neu gegründete SA-Standartenkapelle ein, welche die Feuerwehrkapelle nach 1938 schließlich ganz verdrängte.

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstraße 76
46397 Bocholt
Tel.: +49 2871 2411-010
Fax: +49 2871 24 11 0 – 17

Quelle: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt, Pressemitteilung, 28.2.2011

Babelsberger Forschungsprojekt mediaglobe auf der CeBIT 2011

Das Projekt „mediaglobe – the digital archive“, welches die in Babelsberg ansässige Medien Bildungsgesellschaft Babelsberg zusammen mit den Partnern defa-spektrum, Flow Works und dem Potsdamer Hasso-Plattner-Institut realisiert, wird sich dieses Jahr erstmals vom 1.-5. März auf der CeBIT präsentieren. Am zweiten Tag der Messe (2. März 2011) wird der Brandenburgische Wirtschaftsminister Ralf Christoffers den „mediaglobe“-Stand auf seinem CeBIT-Rundgang besuchen.

Das im Rahmen von THESEUS geförderte Projekt präsentiert sich am Stand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) in Halle 9, B47. Hier können sich die Besucher ein Bild von „mediaglobe“ und zahlreichen Forschungsarbeiten von THESEUS machen. THESEUS ist Deutschlands größtes IKT-Forschungsprogramm, in dem Technologien für ein zukünftiges Internet der Dienste entwickelt werden.

»mediaglobe – the digital archive« zielt darauf ab, den Bestand der audiovisuellen Dokumente zur deutschen Zeitgeschichte digital auffindbar und nutzbar zu machen. Die Vision des Projekts ist ein webbasierter Zugang zu digitalen AV-Inhalten, über den das kulturelle Erbe erlebbar wird. Dazu werden im Rahmen des Projekts u.a. Ansätze zur effizienteren Digitalisierung bestehender analoger Daten, sowie deren Anreicherung mit Metadaten entwickelt. Dies ist ein wichtiger Schritt, um eine umfassende semantische Suche und einfache Navigation durch große audiovisuelle Bestände zu realisieren. Zusätzlich entwickelt »mediaglobe« ein softwaregestütztes Rechtemanagement-System. Von diesen Innovationen sollen im Ergebnis Anbieter wie Nutzer gleichermaßen profitieren: Kulturelle Einrichtungen können ihre audiovisuellen Bestände erfassen und pflegen, digital aufbereiten und rechtssicher verwerten. Die Recherchemöglichkeit erleichtert Nutzern das Auffinden von AV-Inhalten und verbessert die generelle Verfügbarkeit der digitalisierten Archivbestände. Für Medienarchive ergeben sich damit neue Möglichkeiten, ihre Inhalte effizienter zu verwalten und zugänglich zu machen und die Bürger erhalten einen besseren Zugang zu unserem gemeinsamen kulturellen Erbe.

Link: www.projekt-mediaglobe.de

Kontakt:
Medien Bildungsgesellschaft Babelsberg gemeinnützige GmbH
Dianastr. 44
D-14482 Potsdam
Tel.:+49 (331) 721 21 68
Fax:+49 (331) 721 21 77
info [at] mb-babelsberg.de
www.mb-babelsberg.de

Quelle: MB-Babelsberg, Presseinformation, 17.2.2011

Stadtarchiv Lübbecke übernimmt Aufgaben für Gemeinde Stemwede

Das Stadtarchiv Lübbecke ist eine über die Grenzen des Kreises hinaus bekannte und anerkannte Einrichtung. Es erfüllt nicht nur alle gesetzlichen Vorgaben des Archivrechts zur Aufbewahrung wichtiger Schriftstücke, sondern wird auch zunehmend von Forschern, Privatpersonen, Firmen, Vereinen und anderen Gruppierungen genutzt. Aktuell gehen jedes Jahr über 4.000 Anfragen ein. Im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit übernimmt das Lübbecker Stadtarchiv ab sofort auch das Archivgut der Gemeinde Stemwede. „Gute Arbeit spricht sich rum“, betonte Lübbeckes Bürgermeister Eckhard Witte anlässlich der Unterzeichnung einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung mit der Gemeinde Stemwede über die Zusammenarbeit im Bereich des Archivwesens am 24.2.2011.

„Interkommunale Zusammenarbeit gewinnt heute vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und knapper Finanzmittel an Bedeutung. Die Entscheidung der Gemeinde Stemwede, ihre Archivalien – quasi das Gedächtnis der Gemeinde – in die Hände des Lübbecker Stadtarchivs zu übergeben, werten wir als großen Vertrauensbeweis“, so Witte weiter. Die gewählte Lösung bietet beiden Seiten Vorteile: Die Gemeinde Stemwede kann auf aufwendige Baumaßnahmen für Archivzwecke verzichten. Die Aufnahme der Stemweder Archivalien wird die Nachfrage der unterschiedlichsten Nutzer des Lübbecker Stadtarchivs weiter beflügeln und Lübbeckes Zentralitätscharakter weiter stärken. Die Aufwendungen der Stadt Lübbecke werden von der Gemeinde Stemwede nach vereinbarten Regeln erstattet.

„Die Kooperation mit der Stadt Lübbecke ist ein wohl überlegter Schritt“, erläutert Stemwedes Bürgermeister Gerd Rybak. „Die Räumlichkeiten in Levern waren für Archivzwecke nicht mehr nutzbar. Außerdem ist zum Jahresende unser nebenamtlich tätiger Archivar in den Ruhestand getreten. Wir sind in Lübbecke auf einen bereitwilligen und verlässlichen Partner gestoßen. Das ist der richtige Weg und eine gute Entscheidung für unsere Gemeinde.“ Die Nutzer des Archivs aus Stemwede können zukünftig neben den „eigenen“ Archivalien auch auf die Lübbecker Bestände zurückgreifen, so zum Beispiel ein umfangreiches Zeitungsarchiv und vieles mehr.

Die Übernahme der Archivalien aus Stemwede ist für das Lübbecker Archivteam mit umfangreichen Arbeiten verbunden. „Meine Kollegin Bettina Rohlfing und ich waren in den vergangenen beiden Wochen täglich in Levern um die Bestände zu sichten und zu verpacken. Die Mitarbeiter des Stemweder Bauhofs haben ordentlich mit angepackt, so dass die ersten 500 Kartons bereits in Lübbecke eingetroffen sind, weitere 400 werden in den nächsten Tagen folgen. Der Lübbecker Bestand an Archivalien wird durch das Stemweder Archivgut um etwa 10 Prozent erweitert “, beschreibt die Lübbecker Stadtarchivarin Christel Droste. „Bei diesen Arbeiten haben wir auch erste Beschädigungen markiert, um die Restaurierung dieser Schriftstücke, die entweder in Eigenregie oder durch das LWL-Archivamt für Westfalen in Münster erfolgen wird, vorzubereiten.“

Das Stadtarchiv Lübbecke öffnet seine Pforten nach Abschluss der Arbeiten voraussichtlich wieder am Montag, 7. März. Das Archivteam freut sich darauf, die gewohnten und die neuen Aufgaben dann wieder zu den Servicezeiten – montags bis donnerstags von 8 bis 11.30 Uhr – sowie nach Vereinbarung anbieten zu können. Nach Aufbereitung der Akten werden die Stemweder Archivalien demnächst ebenfalls zugänglich sein.

Kontakt:
Stadtarchiv Lübbecke
Wiehenweg 33
32312 Lübbecke
Telefon: 05741-232034
Telefax: 05741-232035
c.droste@luebbecke.de

Quelle: Stadt Lübbecke, Pressemitteilung, 24.2.2011; Joern Spreen-Ledebur, NW, 25.2.2011

Neue Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Gmünd

Drei neue Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Gmünd nähern sich der Stadtgeschichte auf unterschiedliche Weise: Es handelt sich um eine Publikation über Auswanderer im 19. Jahrhundert, um die aktuelle Ausgabe der Gmünder Studien sowie um einen reich bebilderten Band über den Wasserspeier am Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd.

1.) Die Geschichte der Auswanderung aus der Gmünder Gegend im 19. Jahrhundert war bis heute ein Desiderat der lokalen Geschichtsforschung. Durch die akribische Auswertung zeitgenössischer Quellen aus dem Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd ist es dem Autor Johannes Schüle gelungen, die Motive für die Auswanderung zu erforschen und darzulegen: Neben der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen spielten oftmals religiöse wie politische Gründe eine Rolle bei der Entscheidung, die alte Heimat zu verlassen und sich in den meisten Fällen eine neue in den Vereinigten Staaten zu suchen. Anhand ausgesuchter Fälle bis zum Jahr 1900 kann der Autor die Auswanderungen dokumentieren, über Glück und Elend berichten und so auch eine Geschichte missglückter oder geglückter Integration schreiben. Eine namentliche Liste der Auswanderer bis zum Jahr 1900 sowie statistische Auswertungen runden das Buch ab, das vor allem auch durch seine reiche Bebilderung besticht.

Info:
Johannes Schüle : Auswandern. Schwäbisch Gmünder Auswanderer und ihre Briefe in die Heimat. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd 2010, mit einem Vorwort von Stadtarchivar Dr. Klaus J. Herrmann, 176 Seiten und zahlreiche Abbildungen, Buchgestaltung Prade Media Schwäbisch Gmünd.
Erhältlich in allen Buchhandlungen in Schwäbisch Gmünd und im Stadtarchiv
ISBN 978-3-9813675-1-5, Preis € 23,50

2.) Die Gmünder Studien sind die historisch-wissenschaftliche Zeitschrift des Stadtarchivs Schwäbisch Gmünd und erscheinen seit 1976 in unregelmäßiger zeitlicher Abfolge. Der 8. Band ist Stadtarchivar Dr. Klaus J. Herrmann gewidmet und enthält folgende Aufsätze und Miszellen:

Hubert Herkommer: Zahlensinn und Lebensjahr: Der Jubilar auf der Treppe
Dr. Klaus Jürgen Herrmann zum 25. Juli 2007
Festliche Matinee im Rokokoschlösschen Schwäbisch Gmünd

Immo Eberl: Gmünd und die Staufer

Karlheinz Hegele: Beobachtungen zur Bauplastik der Gmünder Johanniskirche

Christian Stadelmaier: Die Siedlungs- und Sozialstruktur der ritterschaftlichen Ortschaft Horn im Vorland der schwäbischen Ostalb bei Schwäbisch Gmünd im ausgehenden 16. Jahrhundert

Hermann Ullrich: Das Gmünder Passionsspiel- sein Ende, seine Rezeptionsgeschichte und musikalische Überlieferung

Hildegard Kasper: Salvator mundi – Erlöser der Welt. Erkundungen und Gedanken. Zum Namen eines alten Gmünder Heiligtums.

Hans Helmut Dieterich: Thomas Kratzer. Ein Lehrer, Priester und Bürger seiner Stadt Schwäbisch Gmünd im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert.

Heinz Dieter Heiss: Väter und Söhne Stütz. Eine Schwäbisch Gmünder Ärztefamilie.

Werner Debler: Josef Debler/1908-1946): Mutiger Gmünder Wehrmachtspfarrer in Russland und Frankreich, engagierter Seelsorger in Bartholomä und Mutlangen.

Info:
Gmünder Studien 8. Beiträge zur Stadtgeschichte. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd 2010, Redaktion: Brigitte Mangold, Stadtarchiv, 256 Seiten und Abbildungen
ISSN 0170-6756, ISBN 978-3-936373-57-8
Erhältlich im Stadtarchiv, Preis € 20,50

3.) Am Heilig-Kreuz-Münster möglichst viele Wasserspeier von unten zu erkennen, gelingt nicht auf immer Anhieb. Das Buch beinhaltet einen Positionsplan als Wegweiser, der mit nach oben geöffneten Augen um das Münster herumführt, beginnend an der Südwestecke der Kirche und endend an ihrer Nordwestecke. Um zu erfahren, ob sich in Gmünd auch ein Affe, eine Fledermaus, ein Bartweiser, ein Pferdehund oder ein Vogelfisch befinden, verrät ein Blick in die alphabetische Liste der Wasserspeier. Dort verweist eine eckige Klammer auf die Nummer der Steinfigur und die Seite ihrer fotographischen Wiedergabe. Neben diesem Bild steht ein Text, der die Betrachtung beflügeln möchte.

Info:
Hubert Herkommer (Texte) – Johannes Schüle (Fotographie): Botschafter der Lüfte. Die Wasserspeier am Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd in Verbindung mit dem Münsterbauverein, Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd 2010, mit einem Vorwort von Stadtarchivar Klaus J. Herrmann, 175 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Buchgestaltung Prade Media Schwäbisch Gmünd.
Erhältlich in allen Buchhandlungen in Schwäbisch Gmünd, im Stadtarchiv und im Katholischen Verwaltungszentrum St. Franziskus,
ISBN 978-3-981 3675-0-8, Preis € 23

Kontakt:
Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd
Stadt – und Hospitalarchiv
Augustinerstrasse 3
73525 Schwäbisch Gmünd
Tel.: 07171 603 4151
Fax: 07171 603 4159
juergen.herrmann@schwaebisch-gmuend.de

Bloomaul-Orden für den Leiter des Stadtarchivs Mannheim

Der diesjährige und damit 42. Träger des Bloomaul-Ordens ist Dr. Ulrich Nieß, der Leiter des Mannheimer Stadtarchivs und Instituts für Stadtgeschichte. Der Bloomaul-Orden wird jährlich an Persönlichkeiten mit einem hohen Maß an bürgerschaftlichem Engagement vergeben. Ein Bloomaul ist eine Person von großer Originalität, die geradeheraus den Mund aufmacht und Klartext redet, lautet die allgemein gültige Definition.

Der gebürtige Saarländer Nieß ist nach fast 20-jähriger intensiver Beschäftigung mit der Geschichte der Stadt zum überzeugten Mannheimer geworden. Nach dem Studium von Geschichte, Mathematik und Sozialkunde sowie einer Ausbildung zum Archivar im Staatsdienst war er 1993 in die Quadratestadt gekommen. Als Mathematiker beschäftigte Nieß stets die Frage, wie Archive mit moderner Datentechnik besser zugänglich gemacht werden könnten.

Man habe im Mannheimer Collini-Center zwölf Kilometer Akten, 800.000 Fotos und 750.000 Zeitungsartikel ab dem Jahr 1886. Schon seit Jahren bemüht er sich mit seinen Mitarbeitern im Stadtarchiv um die Digitalisierung zur Nutzung des Archivwissens mithilfe moderner elektronischer Medien. Daneben schrieb Nieß maßgeblich an der zum 400-jährigen Stadtjubiläum 2007 neu herausgegebenen „Geschichte der Stadt Mannheim“ mit.

Kontakt:
Stadtarchiv Mannheim
Institut für Stadtgeschichte
Collini-Center
Collinistr. 1
D-68161 Mannheim
Fon +49 621 293-7027
Fax +49 621 293-7476
stadtarchiv@mannheim.de
www.stadtarchiv.mannheim.de

Quelle: Gerhard Bühler, Wormser Zeitung, 23.2.2011

Digitalisierung der Urkunden des Stadtarchivs Worms

Das Stadtarchiv Worms beteiligt sich deshalb an einem überregionalen Vorhaben zur Digitalisierung seiner wertvollen Urkundensammlungen. Möglich war und ist das mit finanzieller Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Verbund mit anderen Archiven und universitären Einrichtungen Deutschlands und Österreichs. In dem im Aufbau befindlichen sog. ‚Virtuellen Deutschen Urkundennetzwerk’ (www.vdu.uni-koeln.de) werden bestandsweise die Urkunden staatlicher und kommunaler Archive in hochwertigen Aufnahmen festgehalten und gehen sukzessive mit den für Recherchen nötigen Daten zu ihrem Inhalt ins Netz.

In den vergangenen Wochen wurden nun beim Stadtarchiv Speyer, das die Infrastruktur für die beteiligten Archive in Rheinland-Pfalz beherbergt, auch mehr als gut eintausend Wormser Unikate der Zeit von 1074 bis 1600 digital erfasst. Die Originale sind inzwischen wohlbehalten zurück, die Daten werden in den kommenden Monaten durch die Fachleute des Projekts für die Präsentation im Netz aufbereitet.

Die bereits zugänglichen Daten des seit Anfang 2009 laufenden Projekts finden sich unter der Adresse http://www.monasterium.net. Das Stadtarchiv wird die interessierte Öffentlichkeit über den Fortgang der Arbeiten auf dem Laufenden halten und ist froh, dass die Stadt von der finanziellen und fachlichen Förderung so stark profitieren kann.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Raschi-Haus
Hintere Judengasse 6
D-67547 Worms
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 00 (bis – 47 07)
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 99
stadtarchiv@worms.de
www.stadtarchiv-worms.de

Quelle: Stadt Worms, Pressemitteilung, 22.2.2011

Kreisarchiv Kleve geht Bildungspartnerschaft mit Gymnasium in Geldern ein

Das Kreisarchiv Kleve ist in den vergangenen Tagen eine Bildungspartnerschaft mit dem Friedrich-Spee-Gymnasium Geldern eingegangen, mit dem es bereits seit längerem eine sehr gute Zusammenarbeit pflegt. Die Kooperation dauert zunächst zwei Jahre und kann verlängert werden. Ziele der Vereinbarung sind die Entwicklung und Förderung der Recherche- und Informationskompetenz, der historischen und politischen Bildung der Schüler sowie der Ausbau der Zusammenarbeit der beiden Partner.

Im Rahmen der Partnerschaft wurden mit der Kreisarchivarin und einem Geschichtslehrer der Schule Kontaktpersonen benannt, die die Zusammenarbeit planen, bewerten und bisherige Aktivitäten weiterentwickeln. Dabei geht es u. a. um die Begleitung des schulischen Forschungsprojektes „Geschichtsagentur Gelderland“, um Führungen durch das Archiv, um Methodentraining (Recherchieren, Lesen und Auswerten historischer Quellen im Archiv) sowie um die Beratung und Betreuung bei Facharbeiten und Schulpraktika. Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm: „Damit wollen wir dazu beitragen, dass die Zusammenarbeit von Archiven und kommunalen Bildungs- und Kultureinrichtungen gefestigt und nachhaltige Planungen sichergestellt werden.“ Nur so ließen sich dauerhafte Erfolge erzielen.

Der Kreis kommt mit der Bildungspartnerschaft dem Aufruf des Landes Nordrhein-Westfalen nach, das im Jahr 2005 gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden die Initiative „Bildungspartner NRW" gestartet hat. „Bildungspartner NRW“ regt Kooperationen zwischen Schulen und anderen Bildungseinrichtungen (z.B. Bibliotheken, Museen) mit dem Ziel an, neue Kontakte zu knüpfen und bereits bestehende zu intensivieren.

Kontakt:
Kreisarchiv Kleve
Boeckelter Weg 2
47608 Geldern
Tel.: 02831 391-811
Fax: 02831 391-860
kreisarchiv@kreis-kleve.de

Quelle: Kreis Kleve, Pressemitteilung, 21.2.2011

Odenkirchner Schüler auf Spurensuche für den Zug der Erinnerung

19 Schülerinnen und Schüler des Geschichts-Leistungskurses am Gymnasium Odenkirchen haben sich in ihrer Freizeit mit dem Schicksal von Manfred Leven beschäftigt. Das Schicksal des mit neun Jahren von der SS verschleppten Jungen jüdischen Glaubens recherchierten die Schüler anhand von Literatur und Zeitdokumenten. Leven wurde von der SS auf dem Schulweg aufgegriffen und zunächst in ein jüdisches Waisenhaus in Frankfurt überstellt und danach bis Kriegsende in den Konzentrationslagern Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau und Buchenwald gefangen gehalten. Manfred Leven war 14 Jahre alt, als die Amerikaner am 13. April 1945 das Lager Buchenwald befreiten. Mit der Nummer A 1663 auf dem linken Arm kehrte er nach Hause zurück.

Die Schülerinnen und Schüler hatten Gelegenheit Fragen an die Tochter von Manfred Leven, Marion Öztürk, zu richten. Wie er diese schwierige Zeit überlebt habe, war dabei eine zentrale Frage. „Überlebt hat er nur, weil er mit größtem Gehorsam alles getan hat, was von ihm verlangt wurde“, erklärt Öztürk. Leven war aber für sein Leben geschädigt. Er war eigentlich eine rheinische Frohnatur. „Oft war er aber übertrieben lustig. Damit überspielte er seine Ängste“, weiß seine Tochter, die ihn oft nachts von Alpträumen geplagt schreien hörte. Die Schülerinnen und Schüler haben sich gemeinsam mit ihrem Geschichtslehrer Gerd W. Hochscherf mit Büchern, Urkunden und Akten im Stadtarchiv Mönchengladbach beschäftigt.

„Bisher war diese Zeit für uns immer sehr abstrakt. Seit dem wir uns aber mit dem Schicksal von Manfred Leven beschäftigt haben bekommt das Schicksal der jüdischen Kinder für uns ein Gesicht. Vor allem deshalb weil sich das hier in unserer Heimatstadt abgespielt hat“, berichtet Laura Butzheinen. „Besonders erschreckend fand ich, dass sein einziges ‚Vergehen’ darin bestanden hat, Jude zu sein“, meint Kagan Dogruluk.

Der Zug der Erinnerung ist eine \’rollende Ausstellung\‘ in Deutschland und Polen, die seit 2007 an die Deportation von mehreren hunderttausend Kindern aus Deutschland und dem übrigen Europa auf dem Schienennetz der damaligen Reichsbahn in die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager erinnert. Der \’Zug der Erinnerung\‘ besteht aus mehreren Waggons, in denen die Geschichte der europäischen Deportationen in beispielhaften Biografien nacherzählt wird. Die Ausstellung ist in vier Themenbereiche gegliedert. Von der Organisation der Deportation und danach im zweiten Teil, der Vorstellung der Kinder. Der dritte Teil der Ausstellung widmet sich den Tätern. Im vierten Abschnitt werden die überlebenden Kinder vorgestellt. Ein Abteil ist im Ausstellungszug für lokale Arbeiten reserviert. Die Schülerinnen und Schüler haben für diesen Teil der Ausstellung eine Auswahl an Fotos, Texten, Collagen und Bildern zusammengestellt.

Kontakt:
Stadtarchiv Mönchengladbach
Aachener Straße 2
41061 Mönchengladbach
Tel.: (0 21 61) 25 – 3240
Fax: (0 21 61) 25 – 3259
stadtarchiv@moenchengladbach.de

Quelle: Stadt Mönchengladbach, Pressemitteilung, 21.2.2011; RP-Online, 17.2.2011