Neue Publikation zur württembergischen Eisenbahngeschichte

Mit der frühen regionalen Eisenbahngeschichte im Raum zwischen Stuttgart und Sigmaringen befasste sich eine landeskundliche Tagung, die 2009 aus Anlass der Anbindung Reutlingens an das württembergische Eisenbahnnetz vor 150 Jahren stattfand. Die acht Referate liegen nun in für den Druck aufbereiteter Form vor. Die Beiträge behandeln exemplarisch Aspekte der Wirtschafts-, Sozial-, Architektur- und Technikgeschichte des frühen Eisenbahnbaus und stellen archivalische Quellen zur Eisenbahngeschichte vor, die zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema einladen. Die Herausgeber: Dr. Heinz Alfred Gemeinhardt leitet das Stadtarchiv Reutlingen. Dr. Volker Trugenberger leitet im Landesarchiv Baden-Württemberg die Abteilung Staatsarchiv Sigmaringen. Käuferkreise: Archive, Bibliotheken, Eisenbahnfreunde, Bauforscher, Denkmalpfleger, landesgeschichtlich und heimatkundlich Interessierte.

Info:
Heinz Alfred Gemeinhardt und Volker Trugenberger (Hrsg.), "Die Welt bewegt sich" – Quellen und Beiträge zur frühen regionalen Eisenbahngeschichte, Vorträge eines landesgeschichtlichen Symposiums des Stadtarchivs Reutlingen in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg am 18. September 2009 in Reutlingen, 140 Seiten, 19.- €

Kontakt:
Landesarchiv Baden-Württemberg
Eugenstraße 7
70182 Stuttgart
Telefon 0711/212-4272
Telefax 0711/212-4283
landesarchiv@la-bw.de
www.landesarchiv-bw.de/web/48823

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, 8.7.2011

Sonderausstellung 500 Jahre Augenspiegel im Stiftschor der Schlosskirche

Die Stadt Pforzheim feiert ihren berühmtesten Sohn, Johannes Reuchlin, und seine Streitschrift, den „Augenspiegel“. Am Freitag, 8. Juli 2011, eröffnet Oberbürgermeister Gert Hager um 19.30 Uhr die Sonderausstellung „500 Jahre Augenspiegel“ im Stiftschor der Schlosskirche.

Dabei ist es kein Zufall, dass dieses Ereignis einen Tag vor der Verleihung des Reuchlin-Preises an Hermann Parzinger stattfindet. So sind im großen Jubiläumsjahr von Reuchlins „Augenspiegel“ zahlreiche Veranstaltungen geplant. Die zweisprachige Sonderausstellung, die bis zum 28. August 2011 zu sehen ist, würdigt die Bedeutung von Reuchlins Schrift und stellt sie in den zeitgenössischen Kontext der antijüdischen Propaganda.

Zu sehen sind dazu etwa Originalschriften, die mit Infotafeln aufbereitet wurden. Die Ausstellung entstand an der University of Illinois als international angelegtes Projekt in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Pforzheim. Als Kurator mitbeteiligt war der renommierte Reuchlinforscher Prof. David Price, der auch bei der Eröffnung anwesend sein wird. Etwa die Hälfte der Leihgaben stammt aus dem Stadtarchiv.

Begleitend zur Ausstellung ist ein kleiner Katalog in englischer Sprache erschienen, der gegen eine Schutzgebühr von fünf Euro im Museum Johannes Reuchlin zu erwerben ist. Weitere Stationen der Ausstellung werden das Jüdischen Museum in Frankfurt sowie das Hebrew Union College/Jewish Institute of Religion in Cincinatti (Ohio) sein. Für Kulturreferentin Isabel Greschat ist der Stiftschor der Schlosskirche ein idealer Ausstellungsort. „Er steht im Zusammenhang des Museums Johannes Reuchlin“, so Greschat. Andererseits habe sich im Anbau der Schlosskirche tatsächlich einmal die Bibliothek Reuchlins befunden. Im Begleitprogramm zur Ausstellung hält Reuchlin-Experte Olaf Schulze am 22. Juli 2011, um 19.30 Uhr einen Vortrag zur „Rezeption Johannes Reuchlins im Nationalsozialismus, in Pforzheim und reichsweit“.

Der „Augenspiegel“ ist jene Streitschrift, in der sich der Humanist Johannes Reuchlin (1455-1522) für die Schriften des Judentums einsetzte. Reuchlin war damals von Kaiser Maximilian beauftragt worden, den Einfluss jüdischer Bücher auf den christlichen Glauben zu beurteilen. In seinem Gutachten (später als „Augenspiegel“ veröffentlicht) sprach er sich gegen die Verbrennung jüdischer Bücher aus, was damals einer Sensation gleichkam. Wirkungsgeschichtlich war Reuchlin damit ein bedeutender Wegbereiter des Toleranzgedankens. Wie aktuell das Thema „Reuchlin“ ist, zeigt nicht nur die steigende Besucherzahl im Museum Johannes Reuchlin. So bereitet die Staatsoper in Stuttgart eine „Reuchlin-Oper“ vor und in den USA erschien das Buch „Johannes Reuchlin and tue Campaign to destroy Jewish books.“

Veranstaltungsdaten:
8. Juli 2011 – 28. August 2011; montags und freitags 15.00 Uhr – 18.00 Uhr, sonntags 12.00 Uhr – 17.00 Uhr; Eintritt frei

Veranstaltungsort:
Schlosskirche St. Michael
Schloßberg 14
75175 Pforzheim

Kontakt:
Stadt Pforzheim
Stadtverwaltung
Marktplatz 1
75175 Pforzheim
Telefon: 07231/390
Telefax: 07231/392303
poststelle@stadt-pforzheim.de
www.pforzheim.de

Quelle: Stadt Pforzheim, Pressemeldung, 6.7.2011

Stadtarchiv Langenfeld erhält wertvolle Sammlung zur Postgeschichte

Das Stadtarchiv Langenfeld hat eine private Sammlung mit Dokumenten, Briefen, Postkarten und Fotografien über die Geschichte der Langenfelder Post erhalten. Hierbei handelt es sich um den Nachlass des Bäckermeisters Herbert Hufnagel, der sich Zeit seines Lebens mit der Langenfelder Postgeschichte befasst hatte. Hella-Sabrina Lange, Leiterin des Kulturellen Forums in Langefeld, zeigte sich sehr erfreut über den Erwerb der Sammlung, deren Wert insbesondere für die Stadtgeschichte sehr hoch veranschlagt werden müsse. Dem entsprechend war der Erwerb der Hufnagel-Sammlung nicht alleine durch das Stadtarchiv zu finanzieren, vielmehr erwarb der Förderverein Stadtmuseum die historischen Dokumente für 20.000 €, finanzielle Unterstützung erhielt der Verein hierbei durch die Stadtsparkasse Langenfeld, die Bürgerstiftung, durch die Langenfelder Familie Ruchay und durch den Langenfelder Bürger Wolfgang Zeibig.

Die Hufnagel-Sammlung umfasst acht Alben mit rund 500 Dokumenten aus dem Zeitraum von 1773 bis in die 1970er Jahre. Um die Erschließung kümmert sich Stadtarchivar Marco Klatt, der die einzelnen Archivalien zunächst in ein Verzeichnis aufnehmen und einer archivgerechten Lagerung zuführen wird, ehe sie den Benutzern des Stadtarchivs zugänglich gemacht werden können. Die Arbeiten werden vermutlich sechs Monate andauern. Bis dahin sind die wertvollsten Stücke in einer Ausstellung in der Stadtsparkasse Langenfeld zu sehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Langenfeld
Kulturelles Forum
Hauptstraße 83
40764 Langenfeld
Telefon: 02173/9193975
Telefax: 02173/9193977
kulturelles-forum@langenfeld.de
www.kulturelles-forum-langenfeld.de

Quelle: Westdeutsche Zeitung, 6.7.2011

Eröffnung der Foto-Ausstellung über die DDR-Flüchtlinge in Prag 1989

Am 7. Juli 2011 eröffnen der Botschafter der Tschechischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland, S.E. Dr. Rudolf Jindrák, und der Leiter der Abteilung Bildung und Forschung der Stasi-Unterlagen-Behörde, Dr. Helge Heidemeyer, die Foto-Ausstellung "Der Weg zur Freiheit. DDR-Bürger in Prag 1989", eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe "Fokus DDR – CSSR".

Die Fotografin Blanka Lamrová führt mit persönlichen Erinnerungen in die Ausstellung im Bildungszentrum der Stasi-Unterlagen-Behörde ein. Rückblende: Seit dem frühen Sommer 1989 flüchten DDR-Bürger in die bundesdeutsche Vertretung in Prag, in der Hoffnung von dort aus in den Westen ausreisen zu dürfen. Ein langer, ungewisser Sommer beginnt, den die tschechische Fotografin Blanka Lamrová mit ihrer Kamera begleitet hat. Bilder von der angespannten Lage und den schwierigen Umständen, aber auch von kleinen Glücksmomenten der DDR-Flüchtlinge, die in der Botschaft ausharrten.

Veranstaltungsdaten:
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 7. Juli 2011, 19.00 Uhr
Ausstellung: 7. Juli 2011- 17. September 2011; montags bis sonntags 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr; Eintritt frei

Veranstaltungsort:
Bildungszentrum der Stasi-Unterlagen-Behörde
Zimmerstraße 90/91
10117 Berlin-Mitte

Kontakt:
Bildungszentrum der Stasi-Unterlagen-Behörde
Zimmerstraße 90/91
10117 Berlin-Mitte
Telefon: 030/23247951
Telefax: 030/23247959
bildungszentrum@bstu.bund.de
www.bstu.bund.de

Quelle: BStU, Pressemitteilung, 4.7.2011

Nanofilm als neue Konservierungsmethode für Archivgut

Eine ägyptisch-deutsche Forschergruppe hat an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine neue Methode zur Konservierung entwickelt, die in Zukunft auch für Museen und Archive interessant werden könnte. Bei dem patentierten Verfahren, welches aus einem Forschungsprojekt des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes hervorgegangen ist, konnten weltweit erstmals Nanosilberpartikel mit Polymernanofasern versponnen werden. Diese Substanz kann dann auf ein Objekt gesprüht werden, wodurch sich eine hautähnliche Schutzschicht bildet. Die Silberpartikel in dieser Schicht führen dazu, dass das Wachstum von Mikroorganismen verhindert wird.

Neben einer Anwendung im medizinischen Bereich, etwa für antibakterielle Beschichtungen von Implantaten, könnte dieses Verfahren auch für Museen und Archive interessant sein. Bisher konnte dem Schimmelbefall von alten Schriften nur durch den Einsatz von gesundheitsgefährdenden chemischen Substanzen und radioaktiver Strahlung begegnet werden. Dem entsprechend wurde die neue Methode bereits erfolgreich an ägyptischen Papyri und archäologischen Funden aus Leder und Wolle erprobt. Im Prinzip können alle archäologische Funde und Kunstwerke aus organischem Material mit Nanofasern beschichtet werden.

Das Verfahren eignet sich auch deswegen besonders für den Einsatz in Museum und Archiven, weil die sich bildende Schutzschicht für das menschliche Auge unsichtbar ist und das Aussehen der entsprechenden Objekte nicht verändert. Derzeit laufen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg noch Studien zum Langzeitverhalten der Nanobeschichtung. Nach Abschluss der Untersuchungen plant die Forschergruppe eine wissenschaftliche Tagung in Kairo, um das neue Verfahren der internationalen Fachwelt vorzustellen.

Kontakt:
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Universitätsplatz 10
06108 Halle
Telefon: 0345/5520
Telefax: 0345/5527077
www.uni-halle.de

Quelle: Die WELT, 5.7.2011

BStU kann ehemalige Stasi-Mitarbeiter nicht entlassen

Die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) kann seinen Mitarbeitern mit Stasi-Vergangenheit nicht ohne Weiteres kündigen. Dies geht zumindest aus einem Gutachten des Berliner Rechtsanwaltes Johannes Weberling hervor, welches im Auftrag des Bundesbeauftragten Roland Jahn angefertigt worden war. Dieser hatte bei seinem Amtsantritt im März 2011 bekundet, dass eine Tätigkeit ehemaliger Stasileute gerade in dieser Behörde inakzeptabel sei.

In dem 71 Seiten umfassenden Rechtsgutachten führt Weberling aus, dass die BStU die Arbeitsverhältnisse mit ehemaligen MfS-Mitarbeitern „nicht durch arbeitgeberseitige Kündigung“ beenden könne. Die Behörde könne sich nicht darauf berufen, dass die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses „nunmehr unzumutbar“ sei, da sie trotz des Wissens über das jeweilige „Maß der Verstrickung“ die entsprechenden Personen bis heute beschäftigt habe.

Als Alternative zeigt der Berliner Jurist jedoch die Versetzungen der Betroffenen in andere Behörden der Bundesverwaltung auf. Für diese Lösung hatte sich zuletzt auch der für die Stasiunterlagenbehörde zuständige Kulturstaatsminister Bernd Neumann eingesetzt. Ein "die Versetzung rechtfertigender ausreichender dienstlicher Grund" sei es, so Weberling, wenn sich „eine relevante Zahl ehemals politisch Verfolgter und Benachteiligter“ aufgrund der Beschäftigung ehemaliger Stasimitarbeiter nicht an die Behörde wende und diese dadurch ihrem Auftrag nicht nachkommen könne. Um solchen Streifragen in Zukunft zuvorzukommen, schlägt der Berliner Jurist die Änderung des Stasiunterlagengesetzes vor. Unter anderem rät er dazu, in der Behörde generell eine Beschäftigung von ehemaligen Stasimitarbeitern zu untersagen.

Kontakt:
BStU
Karl-Liebknecht-Straße 31/33
10178 Berlin
Telefon: 030/232450
Telefax: 030/23247799
post@bstu.bund.de
www.bstu.bund.de

Quelle: Der Tagesspiegel, 5.7.2011

Podiumsdiskussion »Archive und Öffentlichkeit« an der Uni Paderborn

Das Verhältnis von staatlichen und nicht-staatlichen Archiven zur Öffentlichkeit steht im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion am Montag, 11. Juli 2011 (11:15 h), die vom Lehrstuhl für Neueste Geschichte der Universität Paderborn veranstaltet wird. Eingeladen sind Vertreter verschiedener ostwestfälischer Archive, die sich an der ab Herbst 2011 zu sehenden Ausstellung "OWL – Heimat für Fremde? Migration und Integration in Ostwestfalen-Lippe vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart" beteiligen.

In der Ausstellung geht es um die Beziehungsgeschichte zwischen der einheimischen und der eintreffenden Bevölkerung, darunter Arbeitsmigranten, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Spätaussiedler. Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt von mehr als einem Dutzend Archiven in der Region. Neben der Ausstellungskonzeption sollen auch andere Formen der Öffentlichkeitsarbeit von Archiven und deren Selbstverständnis erörtert werden. Interessenten sind zu der kostenfreien Veranstaltung herzlich eingeladen!

Veranstaltungsdaten:
Podiumsdiskussion "Archive und Öffentlichkeit"
Datum: 11. Juli 2011, 11:15 h
Universität Paderborn, Raum E2.145
Warburger Str. 100
33098 Paderborn
Tel.: 05251/60-2438, -2446
rainer.poeppinghege@upb.de

Kontakt:
PD Dr. Rainer Pöppinghege
Universität Paderborn
rainer.poeppinghege@upb.de

Quelle: Mailingliste Westfälische Geschichte, 5.7.2011

Sozialhistoriker Klaus Tenfelde verstorben

Mit Prof. Dr. Klaus Tenfelde ist am vergangenen Freitag, 1. Juli 2011, einer der prägenden Historiker der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts verstorben. Als Historiker der Arbeiterbewegung und des Ruhrgebiets hat er wesentliche Grundlagen für die deutsche Sozialgeschichte und die Vermittlung von Geschichte gelegt. Mit dem Institut für soziale Bewegungen und der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets hat Klaus Tenfelde zwei Institutionen geleitet, die im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets zu bedeutenden Orten der Geschichtswissenschaft avanciert sind.

\"Klaus

Klaus Tenfelde wurde am 29. März 1944 in Erkelenz geboren. Er absolvierte nach der Schule zunächst eine bergmännische Lehre bei den Bergwerken Essen-Rossenray. Nach einem Jahr als Bergknappe wechselte er zum Bundesgrenzschutz. Nachdem er 1967 sein Abitur nachgeholt hatte, nahm er ein Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Münster auf, das er 1973 abschloss. Bereits zwei Jahre später wurde Tenfelde mit einer viel beachteten Arbeit über die „Sozialgeschichte der Bergarbeiterschaft an der Ruhr im 19. Jahrhundert” promoviert. 1981 habilitierte er sich an der Universität München mit einer Arbeit zum Thema „Proletarische Provinz. Radikalismus und Widerstand in Penzberg/Oberbayern 1900 bis 1945”. Seinen ersten Ruf erhielt er 1985 auf eine Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Innsbruck, 1990 wechselte er an die Universität Bielefeld.

1995 übernahm Klaus Tenfelde den Lehrstuhl für Sozialgeschichte und soziale Bewegungen an der Ruhr-Universität in Bochum, der verbunden ist mit der Leitung des Instituts für soziale Bewegungen. Dieses Institut ist eine inderdisziplinär arbeitende zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Ruhr-Universität Bochum, die als international anerkanntes Zentrum für Forschungen auf dem Gebiet der deutschen und europäischen Arbeiterbewegungen gilt. Im Wesentlichen von Klaus Tenfelde initiiert wurde 1998 die Gründung der „Stiftung Bibliothek des Ruhrgebietes”, die sich vor allem dem Erhalt und der Zugänglichkeit der wertvollen Bibliotheks- und Archivbestände aus dem Montanbereich zum Ziel gesetzt hat.

Institut und Stiftung entwickelten sich im neu bezogenen Haus der Geschichte des Ruhrgebiets unter der Leitung Klaus Tenfeldes zu einem sozial- und geisteswissenschaftlichen Zentrum, das über eine umfangreiche Bibliothek sowie ein eigenständiges Archiv (Archiv für Soziale Bewegungen) verfügt und in dem zahlreiche wissenschaftliche und öffentliche Veranstaltungen durchgeführt werden. Die hier erstellten Studien zur Sozialgeschichte des Ruhrgebiets haben einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, eine Tradition zu begründen, die das Ruhrgebiet befähigt, sich seiner Wurzeln, seiner Kraft und Identität zu besinnen. Als Institutsdirektor und Vorsitzender der Stiftung engagierte sich Klaus Tenfelde nachdrücklich für die wissenschaftliche Erforschung, aber auch für die Zukunft des Ruhrgebiets. Vor allem als Sprecher der „Ruhrstadt“-Initiative meldete sich Klaus Tenfelde wiederholt in Debatten zur Entwicklung des Ruhrgebiets zu Worte.

Klaus Tenfelde hat zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen Sozialgeschichte und zur Ruhrgebietsgeschichte vorgelegt, zuletzt ein zweibändiges Historisches Lesebuch zur Geschichte des Ruhrgebiets. Er war Mitglied in wichtigen Beiräten (u.a. Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland), fungierte als Herausgeber von Zeitschriften („Geschichte und Gesellschaft”) und betreute als akademischer Lehrer zahlreiche grundlegende Doktorarbeiten. Seit 2002 vergibt die Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets alle drei Jahre den mit 25.000 € hoch dotierten Bochumer Historikerpreis, der auf Anregung von Klaus Tenfelde ins Leben gerufen wurde (bisherige Preisträger: Lutz Niethammer, Jürgen Kocka und Eric Hobsbawm).

Quelle: Josef König, RUB Pressestelle, Nr. 212, 4.7.2011; Foto: RUB

Nachlass des Historikers Werner Maser vom Stadtarchiv Speyer an das Institut für Zeitgeschichte abgegeben

Der umfangreiche Nachlass des Historikers Werner Maser (1922-2007) wurde vor kurzem vom Stadtarchiv Speyer an das Archiv des renommierten „Instituts für Zeitgeschichte“ in München übergeben. Der im Jahr 2007 in Speyer verstorbene Maser wurde international mit einer ganzen Reihe von Veröffentlichungen über das "Dritte Reich", Adolf Hitler und die NSDAP bekannt. Sein erfolgreichstes Buch "Adolf Hitler – Legende, Mythos, Wirklichkeit" (1971) wurde in viele Sprachen übertragen und erlebte zahlreiche Neuauflagen. Maser, dessen Thesen auch kontrovers diskutiert wurden bzw. werden, schrieb unter anderem auch Biografien von Reichspräsident Friedrich Ebert und von Altkanzler Helmut Kohl.

\"Werner

Der schriftliche Nachlass Masers wurde nach dessen Tod an das Archiv der Stadt Speyer, wo der Historiker zuletzt lebte, übergeben. Die in Stehordnern und Kartons verwahrten schriftlichen Unterlagen haben einen Umfang von ca. 10 „Regalmetern“. Der Nachlass besteht zu erheblichen Teilen aus Korrespondenz sowie aus Manuskripten und Materialsammlungen zu den zahlreichen Publikationen des Historikers. Aus der Überlegung heraus, dass der Nachlass eines Zeithistorikers wie Maser am sinnvollsten in einem überregionalen Archiv bzw. Forschungsinstitut aufbewahrt und erschlossen werden sollte, wurde in der zweiten Junihälfte 2011 der komplette Nachlass an das „Institut für Zeitgeschichte“ in München abgegeben. Das „Institut für Zeitgeschichte“ ist eine der führenden Einrichtungen der Zeitgeschichtsforschung in Deutschland. Das angeschlossene Archiv sammelt zeitgeschichtliche relevante Quellen und Nachlässe und macht diese der in- und ausländischen Forschung zugänglich.

Kontakt:
Stadtarchiv Speyer
Johannesstraße 22a
67346 Speyer
Telefon: +49 (0) 62 32/14 22 65 (Lesesaal)
Telefax: +49 (0) 62 32/14 27 96
stadtarchiv@stadt-speyer.de
www.speyer.de/de/bildung/bibliotheken/stadtarchiv

Institut für Zeitgeschichte
Leonrodstraße 46 b
80636 München
Tel.: 0049 (0)89 12 688-113
Fax: 0049 (0)89 12 688-191
archiv(at)ifz-muenchen.de
www.ifz-muenchen.de/archiv.html

Quelle: Stadt Speyer, Pressemitteilung, 4.7.2011, Foto: Stadt Speyer

Spuren des Nationalsozialismus in Hamm

Am 2. Juli 2011 veranstalteten das Referat Stadtmarketing und Touristik, die Untere Denkmalbehörde der Stadt Hamm und das Stadtarchiv Hamm eine Stadtführung der besonderen Art. Ute Knopp, Leiterin des Stadtarchivs, und Markus Wesselmann von der Unteren Denkmalbehörde führten die Teilnehmer an Orte, die im Zeitraum von 1933 bis 1945 entstanden sind.

Die fünfstündige Bustour startete am Willy-Brandt-Platz, wo sich im Bereich des Bahnhofs sowohl das Haus der SA als auch ein Barackenlager befand. Anschließend erfolgte eine Besichtigung des Luftschutzbunkers an der Feidikstraße, der zu Kriegszeiten etwa 3.500 Menschen Schutz bieten konnte. Die beklemmende Atmosphäre des Bunkers wurde besonders durch die Erzählungen der zahlreichen Zeitzeugen erfahrbar, welche die Stadtführung begleiteten.

Weiter ging es zur 1937/38 errichteten Johanneskirche, ein Projekt der "Bekennenden Kirche" in Hamm. Wie Burkhard Großmann, der ehemaligen Presbyter der Johanneskirche erzählte, konnte der Bau des Gotteshauses mithilfe von Zechen, Industrie und dem Kirchenbauverein gegen den Widerstand der nationalsozialistischen Machthaber durchgesetzt werden. Ferner wurde das 1935 errichtete und an ein Hünengrab erinnernde Kriegerdenkmal und das 1936 von dem überregional bekannten Hammer Architekten Karl Wibbe geplante ehemalige Offizierskasino an der Ostenallee besucht.

Nach einer Kaffeepause führte der Weg zum ehemaligen "Russenlager 427" mit Inschriften russischer Zwangsarbeiter und schließlich zur Autobahnkapelle an der A 2, die von dem später international bedeutenden Architekten Helmut Hentrich als Tankstellengebäude Rhynern-Nord entworfen wurde. Aufgrund des großen Zuspruches planen die Veranstalter eine Wiederholung der Tour im nächsten Jahr. Aus Sorge vor Störungen durch die rechtsextreme Szene wurde der eingesetzte Bus von einer Polizeieskorte begleitet. Zwischenfälle gab es jedoch nicht.

Kontakt:
Stadtarchiv Hamm
Gustav-Heinemann-Str. 10
59065 Hamm
Telefon: 02381/175850
Telefax: 02381/17-2943
stadtarchiv@stadt.hamm.de
www.hamm.de/stadtarchiv.html

Quelle: Westfälischer Anzeiger, 3.7.2011