Bundesweiter Tag des offenen Denkmals am 11. September

Den Startschuss für den bundesweiten Tag des offenen Denkmals gibt die große Eröffnungsfeier, die jedes Jahr in einer wechselnden Stadt stattfindet. Gemeinsam mit der Stadt Leipzig eröffnet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz am 11. September 2022 alle Aktionen von Deutschlands größtem Kulturevent. Die Gastgeberstadt ist seit 1998 immer eine Stadt mit einem besonderen historischem Wert. Ein wesentliches Kriterium für die Auswahl der Eröffnungsstadt bildet für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz vorbildhafte denkmalpflegerische Arbeit.

Leipzig ist Eröffnungsstadt 2022
Prosperierende Großstadt und saniertes Stadtdenkmal: Mit der erfolgreichen Sanierung des facettenreichen Denkmalbestands ist Leipzig ein anerkanntes Beispiel für die gleichermaßen behutsame sowie zukunftsfähige Weiterentwicklung historischer Anlagen und Stadtstrukturen. Das Zusammenspiel zwischen baulicher Historie und zukunftsfähigen Entwicklungen machen den Charme Leipzigs aus. So trifft das altehrwürdige Rathaus auf Henselmanns Uniriesen, der bürgerliche Stadtteil Gohlis im Norden auf die Arbeiterviertel im Osten, der Johannapark auf Schrebergärten und unsanierte Fabrikbauten auf die erfolgreiche Sanierungsgeschichte der Baumwollspinnerei. Gerade diese architektonische Symbiose macht Leipzig zu einem faszinierenden Austragungsort für die Bundesweite Eröffnung.

Großer Festakt auf dem Augustusplatz
Neben 100 Programmpunkten in ganz Leipzig und den sieben Schaubaustellen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist der große Auftakt gemeinsam mit der Stadt Leipzig und dem Land Sachsen ein Höhepunkt der Bundesweiten Eröffnung. Auf dem Augustusplatz gegenüber der eindrucksvollen Oper wird die Bühne mit hochkarätigen Gästen ein spannendes Programm bieten:

11 Uhr: Musikalische Eröffnung durch das Leipziger Saxophonduo aus Reiko Brockelt und Michael Arnold. Moderation durch Eric Marr, Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Burkard Jung und im Anschluss durch Prof. Dr. Jörg Haspel, Stiftungsratsvorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

11.15 Uhr: Offizielle Eröffnung und Grußwort durch den sächsischen Staatsminister für Regionalentwicklung Thomas Schmidt

11.30 Uhr: Award-Verleihung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz an die Stadt durch Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

11.35 Uhr: Moderierte Gesprächsrunde zum diesjährigen Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ mit Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke, Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau Thomas Dienberg, Prof. Dr. Jörg Haspel, sächsischer Landeskonservator Alf Furkert, sächsische Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik und Vorstandvorsitzender des UT Connewitz Thomas Noack

12 Uhr: Live-Premiere des Drohnenflugvideos durch Leipzig

13 Uhr: Verleihung des sächsischen Kinder- und Jugenddenkmalpreises

13.30 Uhr: Moderierte Bürgerbühne „Vielfalt in Leipzig“ – Initiativen, Akteurinnen und Akteure aus dem Bereich Denkmalschutz stellen sich vor

14.30 Uhr: Podiumsgespräch „Denkmal – Klima – Leipzig“ mit einer Expertenrunde bestehend aus Wolfram Günther, Staatsminister des Freistaats Sachsen für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Thomas Dienberg, Prof. Dr. Jörg Haspel, Alf Furkert, Dr. Regina Smolnik und Annette Liebeskind, Abteilungsleitung Denkmalförderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie wechselnden Keynote-Speakern als Impulsgeber

Zusätzlich wird das Bühnenprogramm von der Leipziger Band Hot Club d’Allemagne begleitet. Der abwechslungsreiche Markt der Möglichkeiten und das Gewinnspiel Reise(S)pass runden das Angebot auf dem Augustusplatz ab und bieten Unterhaltung für die ganze Familie.

Linkhttps://www.tag-des-offenen-denkmals.de/bundesweite-eroeffnung/

Bilder von Queen Elisabeth II. aus dem Archiv von National Geographic

Zwanzig seltene, teilweise unveröffentlichte Fotos von National Geographic-Fotografen zeigen die am 8.9.2022 verstorbene Queen Elisabeth II. in über 70 Dekaden. Seit ihrer Krönung im Juni 1953 begleitete das Magazin National Geographic das Leben der britischen Monarchin fotografisch. Weltklasse-Fotografen dokumentierten die zurückhaltende junge Königin, hielten die offiziellen Auftritte dieser selbstbeherrschten öffentlichen Person fest und erhielten seltene Einblicke in das Privatleben, das Elisabeth so sorgfältig hütete.


Abb.: Porträt zur Krönung von Königin Elisabeth II. und dem Duke of Edinburgh am 2.6.1953 (Cecil Beaton – Library and Archives Canada/K-0000047)

Die Mode, die Grenzen, die Kommunikation, das öffentliche Leben – all das hat sich in den Jahren ihrer Herrschaft grundlegend verändert. Das ist Elisabeth II., wie National Geographic sie sah: anmutig, entschlossen, neugierig, selbstbewusst und langlebig.

Quelle: Erin Blakemore, National Geographic, 9.9.2022

KulturSpuren in der Villa ten Hompel suchen und finden

Der Tag des offenen Denkmals am 11. September 2022 steht unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“. So lädt die „Villa ten Hompel“ in Münster zur Spurensuche in der Dauerausstellung ein und rückt die Taten in den Fokus, die Ordnungspolizisten im Nationalsozialismus auch ausgehend von der ehemaligen Fabrikantenvilla verübten – und die von ihnen Betroffenen. Verschiedene Verfolgtengruppen wurden jahrzehntelang in der Erinnerung vernachlässigt und in Entschädigungsfragen nicht berücksichtigt. Darunter fallen u.a. Menschen, die aufgrund ihrer Homosexualität, einer Einschränkung, als Sinti*zze und Rom*nja oder Zwangsarbeiter*innen verfolgt wurden. „Es ist also höchste Zeit, ihnen ein Denkmal zu setzen“, so die Absicht der Villa ten Hompel.

Anhand von drei Objekten lädt die Villa ten Hompel am 11.9.2022 ab 14 Uhr dazu ein, die Geschichte von Personen unterschiedlicher Verfolgtengruppen kennenzulernen und über das Gedenken ins Gespräch zu kommen: Wie und wieso würden die Gäste an diese Verfolgtengruppe erinnern? Welches Denkmal würden die BesucherInnen ihnen gerne setzen?

Die Überlegungen werden im Foyer auf einer Leinwand gesammelt und nach dem Ende der Gedenkaktion um 17 Uhr unter dem #DeportationenSichtbarMachen auf Twitter (@ten_hompel) und Instagram (@DeportationenSichtbarMachen) geteilt.


Abb.: Foto von der letzten Aktion von #DeportationenSichtbarMachen. Bei der letzten Aktion vergegenwärtigten Mitarbeiter*innen der Villa ten Hompel den Deportationsweg mit Kreidespuren. (Foto: Jule Richter)

Mit der Initiative #DeportationenSichtbarMachen ruft der Geschichtsort Villa ten Hompel zum (digitalen) Austausch über das historische Geschehen und Formen des Gedenkens auf: Wie wollen wir die Verbrechen künftig vergegenwärtigen? Welche Stimmen fehlen bislang? Braucht es neue Formen des Erinnerns an die Verfolgten? Wie konfrontieren wir uns mit den Täter*innen und Nutznießer*innen? Was genau sind die Gegenwartsbezüge?

Die Villa ten Hompel ermuntert alle Interessierten, vor Ort in der Münsteraner Stadtöffentlichkeit als auch mit Social Media-Beiträgen unter dem Hashtag #DeportationenSichtbarMachen eigene, auch individuelle Formen der Vergegenwärtigung zu präsentieren – in Münster und weit darüber hinaus.

Kontakt:
Geschichtsort Villa ten Hompel
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Tel. 02 51/4 92-71 01
Fax 02 51/4 92-79 18
tenhomp@stadt-muenster.de

Oscar Zügel-Forschungsvolontariat 2.0

Zeugnisse der Migration und des Exils.

Das Museum Zentrum für verfolgte Künste gGmbH in Solingen sucht zum 1. Januar 2023 eine Wissenschaftliche Volontärin bzw. einen Wissenschaftlichen Volontär. Mit dem Oscar Zügel-Forschungsvolontariat wird für zwei Jahre eine Stelle geschaffen, die einem der wichtigsten Vertreter der Sammlung im Zentrum für verfolgte Künste gilt.

Der Nachlass Oscar Zügel (1889-1968) kam 2018 aus Familienbesitz in den Bestand des Zentrums für verfolgte Künste und besteht aus einem künstlerischen und einem dokumentarischen Teil mit 370 Aktenordner voller Fotografien, Briefen, biografischen Dokumenten, sowie Studien, Skizzen, Malmaterialien, Werkzeugen und der Arbeitsbibliothek des Künstlers. Der Werknachlass umfasst 230 Gemälde sowie mehrere Tausende noch nicht gesichtete Grafiken und Zeichnungen. Er beginnt 1918 und endet mit den letzten Artefakten des Künstlers im Jahr 1967.

Alles befand sich über Jahrzehnte hinweg in Zügels spanischem Exil in Tossa de Mar und später in der Wohnung der Tochter Katia Zügels in Balingen. Im Rahmen eines ersten Forschungsvolontariats ließ sich feststellen, dass Katia Zügel durch eigene Recherchen und Hinzufügung von externem Quellenmaterial den primären Bestand Oscar Zügels stark angereichert hat. Nach der bereits erfolgten Basisdokumentation und groben inhaltlichen Strukturierung des Archivs geht es nun unter anderem darum, die verschiedenen Quellen zu identifizieren, Unschärfen und Lücken sichtbar zu machen und für weitere Forschungen zu dokumentieren.

Ein besonderes Spannungsfeld stellen die Migrationen Oscar Zügels ab 1934 zwischen Deutschland, Spanien und Argentinien dar, die Quellen und Informationen den Künstler über mehrere Kontinente hinweg begleiten. Eine kritische Quellenanalyse und eine kulturhistorische und sozialgesellschaftliche Kontextualisierung mit Fokus auf die NS-Zeit und den spanischen und argentinischen Faschismus sind notwendige methodische Grundlage.

Der Werknachlass dagegen wurde zu großen Teilen mit gängigen kunsthistorischen und musealen Methoden erfasst und im Rahmen der Sammlungsforschung aufgearbeitet. Ziel ist es, hier einen künstlerischen Kernbestand des äußerst heterogenen künstlerischen Materials zu definieren und die ausgewählten Werke hinsichtlich ihres Entstehungskontextes, der Ausstellungshistorie und Objektbiografie zu untersuchen. Parallel zur Arbeit am dokumentarischen Nachlass soll der/die zukünftige Forschungsvolontär/-in auch eine museumspraktische Einarbeitung in die Sammlungserschließung und -erforschung erhalten und bei der Inventarisierung und Digitalisierung des grafischen Bestands Oscar Zügels mitarbeiten.

Bewerbungsfrist: 15.10.2022
Voraussetzung für die Besetzung: Abgeschlossenes wissenschaftliches Hochschulstudium (Magister, Master oder Staatsexamen) im Bereich der Kunstgeschichte, Archiv- und Editionswissenschaft oder einer anderen geisteswissenschaftlichen Disziplin.

Links: Nähere Informationen und Ausschreibung

Kontakt:
Zentrum für verfolgte Künste GmbH
Wuppertaler Str. 160
42653 Solingen
Birte Fritsch
Tel.: + 49-212 258 0-18
info@verfolgte-kuenste.de
https://verfolgte-kuenste.com/

Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte

28. Ausschreibung des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten.

„Wo, wie und mit wem wir wohnen, das prägt uns von den ersten Atemzügen an.“, sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seinem Aufruf zur neuen Wettbewerbsrunde. „Wir machen uns ‚vier Wände‘ zu eigen und ‚richten uns ein‘, auch um zu zeigen, wer wir sind oder sein wollen, wem wir uns zugehörig fühlen und wovon wir träumen.“

Der am 1.9.2022 startende Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten hat das Oberthema „Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte“. Die diesjährige Ausschreibung 2022/23 fordert junge Menschen dazu auf, die Wohnverhältnisse der Vergangenheit und ihre Bedeutung für die Gesellschaft der damaligen Zeit zu erforschen. Die Themen sind dabei denkbar vielfältig: vom mittelalterlichen Wohnen und Arbeiten im Bauernhaus über bürgerliches Wohnen im Biedermeier-Stil des 19. Jahrhunderts bis hin zur Wohnungsnot nach dem 2. Weltkrieg. Wie wurde die Küche das „Reich der Frau“, wohin zogen die sogenannten „Gastarbeiter:innen“ in den 1960er Jahren und warum protestierten Hausbesetzer:innen in den Großstädten?

Vom 1. September 2022 bis zum Einsendeschluss am 28. Februar 2023 sind alle Kinder und Jugendlichen – vom Grundschulalter bis 21 Jahre – eingeladen, zum neuen Thema auf historische Spurensuche zu gehen. Alle Informationen zum Wettbewerb und der aktuellen Ausschreibungen gibt es auf den entsprechenden Seiten der Körber-Stiftung:

Magazin spurensuchen
Die offizielle Ausschreibung, Anregungen zum Thema, methodische Hilfestellungen und Serviceangebote zum Wettbewerb 2022/2023

Aufruf des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier

Wettbewerbsausschreibung
Hier findet man die offizielle Ausschreibung zum aktuellen Geschichtswettbewerb

Projektheft für Schüler:innen
Alle Phasen der Projektarbeit: Das Heft bietet Checklisten, einen Projektplan, einen Kalender und Seiten für Notizen.

Ausschreibungsplakat
Das Plakat zum Wettbewerbsthema 2022/23 „Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte“

Linkhttps://koerber-stiftung.de/projekte/geschichtswettbewerb/

Kirchenbücher von Neuhausen können Faktenlücken zum Teil schließen

Mühsame Hintergrundarbeit für Projekt über Dreißigjährigen Krieg.

Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648, der weite Teile Europas erschütterte, hatte traumatisierende Auswirkungen auf die betroffenen Gebiete und die dort lebenden Menschen. Ein Team im Kreisarchiv des Enzkreises unter Leitung von Konstantin Huber arbeitet schon einige Zeit daran, die Auswirkungen auf die gesamte Region zu erschließen. Als Bestandteile des Projekts sind ein Buch, eine Ausstellung, ein Internetauftritt und eine wissenschaftliche Tagung geplant. Erste Ergebnisse zur Zerstörung Ölbronns 1622, in der Frühphase des Krieges, stellte Huber bereits bei einem sehr gut besuchten Vortrag im Rathaus in Ölbronn vor.

„Während die allgemeinen historischen Hintergründe bereits gut erforscht sind, muss man zur Aufarbeitung der Geschehnisse vor Ort tief in Originalquellen eintauchen“, erläutert Konstantin Huber. Das Projektteam werte deshalb alle auffindbaren Originaldokumente wie Akten, Schadensberichte oder Kirchenbücher aus. Dort schilderten die Pfarrer häufig sehr bildhaft das extrem brutale Vorgehen der marodierenden Soldateska gegen die wehrlose Bevölkerung. „Rückschlüsse aus oft widersprüchlichen Berichten auf greifbare Zahlen wie tatsächliche Todesopfer oder die Zahl zerstörter Gebäude sind allerdings nur mit Vorsicht und bestenfalls annähernd möglich“, sagt Huber.

Ganz schwierig wird es dort, wo Unterlagen völlig fehlen, beispielsweise im „Biet“, dem ehemals Gemmingischen Gebiet südöstlich von Pforzheims. In der Pfarrgemeinde Neuhausen, zu der im 17. und 18. Jahrhundert die Orte Neuhausen, Steinegg, Hamberg, Schellbronn, Lehningen und Hohenwart gehörten, haben sich die Taufbücher ab 1649 sowie die Sterbe- und die Heiratseinträge ab Oktober 1679 erhalten. Der Dreißigjährige Krieg war da bereits vorbei.

Die Pforzheimer Journalistin und studierte Historikerin und Kunsthistorikerin Uta Volz beschäftigt sich seit vielen Jahren zusammen mit dem Kreisarchiv mit der Erschließung der Kirchenbücher. Sie entziffert, erfasst und übersetzt dabei alle – meist lateinischen – Angaben und die oft recht umfang- und aufschlussreichen Anmerkungen der Pfarrer zu Kirch- und Glockenweihen, Wallfahrten und Prozessionen, Ablässen, Visitationen, Regeln für Taufpaten und Trauzeugen, Ehelizenzen und Einführung des Kalenderwechsels. „Daraus ergeben sich oft interessante Informationen, die sich weiterverarbeiten lassen“, verrät Volz.

Durch eine gezielte Überarbeitung bereits erfasster Daten konnte die Fachfrau Familienverbünde rekonstruieren, was wiederum Rückschlüsse auf die Anzahl der in den Orten lebenden Menschen zulässt. Außerdem wird die Auswertung nach Kriterien wie Standeszugehörigkeit und ortsfremder Herkunft möglich, die einen Blick auf den Umfang der Zuwanderung und die Herkunftsorte der neuen Mitbewohner ermöglicht. „Das ist die nächste anstehende Aufgabe für das Projekt. So kann das Biet auch ohne direkte Quellen in der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges zumindest ansatzweise verortet werden“, freut sich Archivar Huber.


Abb.: Die ältesten Taufeinträge aus dem Kirchenbuch Neuhausen, rechts der Heiratseintrag von Seraphia Schick, dahinter unverzichtbare Hilfsmittel für die Recherchearbeit (Foto: Enzkreis, Fotografin: Uta Volz).

Die Erschließung von Kirchenbüchern ist eine zeitaufwändige und über weite Strecken auch eintönige Arbeit. Umso schöner sind unerwartete Zufallsfunde wie der Heiratseintrag von 1762 der Fayencebuntmalerin und Unternehmerin Maria „Seraphia“ Susanna Magdalena Aloysia Schick, verwitwete von Löwenfinck, mit dem in württembergischen Diensten stehenden Leutnant Daniel de Beckè. Die aus Fulda gebürtige Seraphia hatte bereits Porzellanmanufakturen in Haguenau und Straßburg geleitet und zog mit ihrem zweiten Mann nach Ludwigsburg, wo sie zunächst „Condirektorin“ der Porzellanmanufaktur und ab 1777 eigenständige Leiterin der Fayenceabteilung war.

Trauzeuge bei der Heirat war Joseph Heinrich Maria Dionysius Freiherr von Gemmingen-Mühlhausen. Entweder war diese Bekanntschaft Anlass für die Hochzeit in der Pfarrkirche von Neuhausen oder das im Barockstil kostbar ausgestattete Gotteshaus übte Anziehungskraft auf die Künstlerin aus. Dies trifft im Übrigen auf alle der im 18. Jahrhundert barock ausgestatteten Kirchen und Kapellen im Biet zu: Eine Vielzahl ortsfremder Paare ließ sich dort trauen – aber das ist eine andere Geschichte …

Kontakt:
Enzkreis – Stabsstelle Kreisarchiv
Östliche Karl-Friedrich-Straße 58
75175 Pforzheim
Telefon: 07231 308-9423
kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 26.8.2022

Stadtarchiv Mülheim und Universität Duisburg-Essen vereinbaren Kooperation

Für die Unterschrift der Jahreskooperation hat Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz die Rektorin der Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Barbara Albert, und ihre Begleiterinnen und Begleiter im Mülheimer Rathaus empfangen. „Ich freue mich, dass wir hier etwas Gemeinsames anstoßen, von dem letztlich beide Seiten profitieren“, begrüßte der Oberbürgermeister seine Gäste. „Nicht nur die Universität, die Studierenden und das Stadtarchiv haben etwas von der künftig engen Zusammenarbeit, sondern auch die Mülheimer Bürgerinnen und Bürger. Sie werden dadurch in Zukunft mehr über ´ihre` Vergangenheit erfahren können.“


Abb.: Zur Unterschrift der Jahreskooperation kamen zusammen: (v.li.) Oberbürgermeister Marc Buchholz, Dr. Stefan Pätzold (Stadtarchiv), Prof. Dr. Barbara Albert (Rektorin Universität Duisburg-Essen) sowie Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs und Jun.-Prof. Dr. Ute Boonen (Universität Duisburg-Essen) (Foto: Martina Ern/Stadtarchiv Mülheim).

„Die Ergebnisse unserer gemeinsamen Arbeit werden in wechselseitigen Vorträgen an der Universität Duisburg-Essen und im Mülheimer Haus der Stadtgeschichte der Öffentlichkeit vorgestellt“, stimmte der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Stefan Pätzold, dem Oberbürgermeister zu. „Die Projekte sollen auch das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an der Geschichte Mülheims fördern.“

Gegenstand der Kooperation sind die spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte des Dorfes Mülheim, der Herrschaft Broich, der Reichsherrschaft Styrum und des Klosters Saarn. Die jetzt geschlossene Jahrespartnerschaft mit dem Lehrstuhl für Landesgeschichte der Rhein-Maas-Region an der Universität Duisburg-Essen unterstützt Studierende bei ihren Forschungsvorhaben. In gemeinsam abgehaltenen Lehrveranstaltungen lernen sie die Mülheimer Geschichte und die Archivarbeit kennen. „Durch die Zusammenarbeit können wir unsere Aktivitäten weiter entfalten und das jetzt sogar mit mehr Schwung“, freut sich Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs vom Lehrstuhl für Landesgeschichte der Rhein-Maas-Region – vor allem in seiner Funktion als Direktor des Instituts für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung.

Der Lehrstuhl für Landesgeschichte als Bestandteil des Historischen Seminars der Universität Duisburg-Essen ist fest verbunden mit dem Institut für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung. Das Institut versteht sich dabei als interdisziplinäre Forschungseinrichtung und dient zugleich als Bindeglied zwischen der Universität Duisburg-Essen und der Region Niederrhein und Ruhr. Zu diesem Zweck unterhält die Universität Kooperationspartnerschaften mit Städten und Gemeinden – wie jetzt mit Mülheim an der Ruhr. Die Kooperationspartner vereinbaren die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Forschung und Vernetzung.

Kontakt:
Universität Duisburg-Essen
Fakultät für Geisteswissenschaften
Institut für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung
Universitätsstraße 12
45141 Essen
Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs
Raum: R12 R05 B24
Telefon: [+49] (0)201/183-2540
ralf-peter.fuchs@uni-due.de

Stadtarchiv / Haus der Stadtgeschichte Mülheim an der Ruhr
Von-Graefe-Straße 37
45470 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208 455 4260
Fax: 0208 455 58 4260
stadtarchiv@muelheim-ruhr.de
www.stadtarchiv-muelheim.de

Quelle: Stadt Mülheim a.d. Ruhr, Pressemitteilung, 23.8.2022

Brand im Medienarchiv Bielefeld in Brackwede

In einem der Außenmagazine des Medienarchivs Bielefeld hat es am Vormittag des 24.8.2022 gebrannt. Das Feuer in dem als Filmmagazin genutzten Kellerraum eines Wohnhauses in der Treppenstraße in Bielefeld-Brackwede hat vermutlich tausende historische Filmrollen des Bielefelder Medienarchivs von Frank Becker zum Teil stark beschädigt. Als Ursache für den Brand kommt nach Abschluss der kriminalpolizeilichen Ermittlungen nicht ein Defekt in einem Schaltkasten in Frage, sondern womöglich die Selbstentzündung durch eine alte Filmrolle.


Abb.: WDR Lokalzeit OWL: Erste Schadensbilanz nach ausgebranntem Medienarchiv, 26.08.2022 25:08 Min. Verfügbar bis 02.09.2022 WDR Von Julia Schlöpker

19 Menschen waren von dem Brand betroffen, verletzt wurde niemand. Weil der giftige Rauch in die Wohnräume eingedrungen ist, mussten die Bewohnerinnen und Bewohner von der Feuerwehr aus ihren Wohnungen evakuiert werden. Sie kamen bei Freunden und Verwandten unter oder wurden von der Stadt Bielefeld betreut. Bis zu 150 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst sowie ehrenamtliche Helfer waren bis in die Abendstunden stundenlang im Großeinsatz. Auf dem Treppenplatz wurde eine Versorgungsstation für Anwohnerinnen und Anwohner aufgebaut.


Video: WDR Lokalzeit OWL: Filmarchiv verbrannt, 24.08.2022 Verfügbar bis 31.08.2022 WDR. Von Stefan Ducksch

Auch nach dem Löschen des Brandes konnten die betroffenen Räume, Filmrollen und Dokumente aufgrund der Luftbelastung noch nicht genauer in Augenschein genommen werden. Der materielle und immaterielle Schaden kann derzeit nicht beziffert werden. Nach Sichtung der ersten Fotos der Feuerwehr schätzt der Besitzer des Medienarchivs, Frank Becker, den Schaden auf mindestens 500.000 bis 750.000 Euro. Viele der historischen Filme seien noch nicht digitalisiert gewesen, so Becker.

Das Medienarchiv Bielefeld gilt als umfangreichste private Film- und Ton-Sammlung in Deutschland. Das von Frank Becker seit 1975 aufgebaute Medienarchiv umfasst über 100.000 Filmrollen – dazu viele einzigartige Ton- und Druck-Medien sowie Kinotechnik und Filmequipment.

Ihre Spende hilft; Filme zu retten!
Die Stiftung „Medienarchiv Bielefeld“ ist als gemeinnützig anerkannt, ist jedoch auf die Unterstützung von Filmfreunden angewiesen. Bankverbindung:

Sparkasse Bielefeld
IBAN: DE57 4805 0161 0050 0700 77

Auf Wunsch kann eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden. Die Gemeinnützigkeit der „Frank-Becker-Stiftung“ ist vom Finanzamt geprüft und mit dem aktuellen Freistellungsbescheid des Finanzamtes Bielefeld-Außenstadt vom 10. Dezember 2019 bestätigt.
Steuernummer: 349/5995/1084

Kontakt:
Medienarchiv Bielefeld
Frank-Becker-Stiftung
Hauptstraße 94
33647 Bielefeld
info@medienarchiv-bielefeld.de
https://www.medienarchiv-bielefeld.de/

Quelle: Radio Bielefeld, Lokalnachrichten, 24.8.2022; WDR-Lokalzeit OWL, 24.8.2022; NW Herford, 24.8.2022; Westfalenblatt, 24.8.2022; WDR Nachrichten, Westfalen-Lippe, 24.8.2022; NW Bielefeld, 25.8.2022; WDR-Lokalzeit, 26.8.2022; NW Bielefeld, 30.8.2022

Tag der offenen Tür in Sankt Augustin

Stadtarchiv Sankt Augustin und Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ACDP) der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. präsentieren „Fakten – Geschichten – Kurioses“.

Am Freitag, 2. September 2022, öffnen das Stadtarchiv Sankt Augustin und das benachbarte Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ACDP) der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. erstmals gemeinsam ihre Pforten. Die Besucher*innen erwarten jeweils umfangreiche und attraktive Angebote zum Thema „Fakten – Geschichten – Kurioses“. Von der lebendigen Stadtgeschichte über die deutsche Geschichte hin zur europäischen Einigung bieten beide Archive einen reichen Kulturschatz.


Abb.: v.l.n.r. Andreas Kühne (Arbeitskreis Stadtgeschichte und Fotogruppe), Bürgermeister Max Leitterstorf, Sankt Augustins Stadtarchivar Michael Korn und Michael Hansmann, Leiter Schriftgutarchiv im ACDP der Konrad-Adenauer-Stiftung im Treffpunkt Stadtarchiv (Foto: Stadt Sankt Augustin)

Im Stadtarchiv stellen am Nachmittag die Referent*innen in drei kurzweiligen und anschaulichen Bildvorträgen besondere Einsichten und Unternehmungen vor: Waltraud Boß berichtet über Kurioses aus der Familienforschung (14 Uhr), Josef Laqua über seine Wanderung mit Eseln von Menden über die Alpen bis ans Mittelmeer (15 Uhr) und Archivmitarbeiter Stefan Dünker über die Weltreise des Mülldorfers Hermann Schrader mit dem Motorrad 1963-65 (16 Uhr).
Bei den stündlichen Archivführungen zeigen die Stadtarchivare Michael Korn und Stefan Dünker viele Quellen zu eigenwilligen Facetten der Stadtgeschichte.

Es präsentieren sich der Arbeitskreis Stadtgeschichte sowie die Fotogruppe mit aktuellen Dokumentationen zu Kuriosa im Stadtbild. Die Nachbarschaftshilfe Rhein-Sieg informiert über ihre Angebote, ihre Geschichte und ihren Archivbestand. Ferner gibt es die Möglichkeit zum Schmökern in einer Leseecke, Nutzung des Bildarchivs, Beratung zur Familienforschung, den Bücherflohmarkt und einiges mehr.

Im Archiv für Christlich-Demokratische Politik bieten die Mitarbeiter*innen den Besucher*innen Führungen durch Archiv- und Magazinräume sowie durch die Bibliothek an. Es wird ein Blick auf knapp 19 laufende Kilometer Akten zur Geschichte der christlichen Demokratie geworfen.
Fundstücke aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus, dem demokratischen Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, über die Gründungsphase der CDU hin zur Wiedervereinigung Deutschlands sowie zum europäischen Einigungsprozess werden präsentiert. Dazu natürlich Unterlagen mit regionalem Bezug zum Rhein-Sieg-Kreis und zu Sankt Augustin. Kuriosa aus den Beständen werden präsentiert und auch den Fragen nachgegangen: Warum gibt es einen schwarzen Koffer im Archiv? Wie funktioniert ein Archiv? Von der Akte bis zur Benutzung. Die Arbeitsabläufe in einem Archiv werden an praktischen Beispielen gezeigt, so etwa die Frage: Warum müssen etwa Metall und Plastik aus den Akten raus. Ebenso wird erläutert wie unproblematisch das Archiv genutzt werden kann.

Das Archiv besteht nicht nur aus Papierunterlagen, sondern auch aus Terabyte an Daten, dem digitalen Archiv. Die Digitalisierung historisch wertvoller Unterlagen mit Hilfe von Scannern werden Mitarbeiter*innen vorführen. Eine Ausstellung zur Geschichte der CDU sowie die Geschichte der CDU in Plakaten aus acht Jahrzehnten runden diesen Tag der offenen Tür ab.

Natürlich erwarten die Besucher zudem in beiden Archiven zahlreiche Filmvorführungen aus der Geschichte der Stadt bzw. der CDU.

Weitere Informationen und genaue Uhrzeiten gibt es auf der Seite des Stadtarchivs Sankt Augustin und auf der Webseite der Konrad-Adenauer-Stiftung, außerdem liegen in den Archiven und im Rathaus Flyer aus.

Kontakt:
Stadtarchiv Sankt Augustin
Michael Korn
Rathaus, Untergeschoss
Markt 1
53757 Sankt Augustin
Telefon 02241/243-331
stadtarchiv@sankt-augustin.de

Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ACDP)
der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.
Michael Hansmann
(KAS-Zentrale)
Rathausallee 12
53757 Sankt Augustin
Tel. 02241/246-2209
michael.hansmann@kas.de

Archivbestand der Gemeinde Mönsheim im Enzkreis 1586-1990/2017 erschlossen

„Noch kurz vor Ende von dessen Amtszeit konnte nun die Übergabe des Findbuches zum Gemeindearchiv Mönsheim an Bürgermeister Thomas Fritsch stattfinden, nachdem die Pandemie eine offizielle Übergabe des Archiv-Repertoriums bisher verhindert hat“, freut sich Heike Sartorius vom Kreisarchiv Enzkreis. Das Gemeindearchiv habe seit Fritschs Anfängen als Bürgermeister auf dessen Agenda gestanden. Bereits 1998 fand ein erster gemeinsamer Termin zur Begutachtung von Räumlichkeiten zur Unterbringung des Gemeindearchives statt. Die Planung des Rathausneubaus gab dann aber den entscheidenden Impuls dafür, das Kreisarchiv des Enzkreises – und damit die dafür zuständige Diplom-Archivarin Heike Sartorius – mit der Ordnung und Bearbeitung des Gemeindearchivs zu beauftragen.


Abb.: Findbuchübergabe BM Thomas Fritsch, Archivarin Heike Sartorius und Gemeinderat Walter Knapp (Foto: Gemeinde Mönsheim, Claudia May)

Die Erfassung der Unterlagen fand im alten Rathaus und in der Kelter in den Jahren 2012 bis 2018 statt – „ein langer Zeitraum, aber immerhin weist der Bestand einen stolzen Umfang von über 120 laufenden Regalmetern auf“, so Sartorius, die bei ihrer Arbeit von dem Historiker Dr. Volker Ziegler unterstützt wurde, der die umfangreichen Rechnungsbestände bearbeitete. Weitere Hilfe leistete der Mönsheimer Gemeinderat Walter Knapp: Er entfernte Metall, verpackte die Archivalien in säurefreie Mappen und Boxen und signierte zusammen mit Claudia May von der Gemeindeverwaltung sämtliche Einheiten und Verpackungen. Als Ur-Mönsheimer und Kenner des Ortes konnte er so manche Frage beantworten, die sich bei der Bearbeitung aufgetan hatte, oder Hinweise zu Örtlichkeiten und Personen geben.

Das Findbuch stellt laut Sartorius das komplette Verzeichnis des Archivbestandes dar, und das Mönsheimer Findbuch ist ein Schwergewicht unter den Repertorien des Enzkreises, nicht nur, was den Umfang von 916 Seiten angeht. „Mit 3859 Archivalien-Einheiten ist der Bestand einer der umfangreichsten in der Reihe der Ortsarchive im Enzkreis“, so Sartorius, „er ist daher aber auch reich an historischen Quellen zur Ortsgeschichte“. Das Gemeindearchiv beinhaltet vor allem amtliches Schriftgut Mönsheims von 1586 bis Ende 1990 mit einigen Ausnahmen, die bis ins Jahr 2017 reichen.

Die älteste Archivalie ist ein Verzeichnis der Inventuren und Teilungen von 1586 an, doch leider sind die dazugehörigen Unterlagen „erst“ ab dem Jahr 1762 erhalten. Zu den ältesten Archivalien zählt auch das Fragment des Fleckenbrauchbuchs. Dieses kann nur anhand der Einträge in etwa datiert werden: Es stammt wohl aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und ermöglicht einen Blick in die damaligen Ortsverhältnisse und das gültige Ortsrecht. Weit mehr Unterlagen beginnen im 18. und 19. Jahrhundert, so zum Beispiel Rechnungsserien wie Heiligen-, Pfleg-, Zehnt-, Schulfonds- und Stiftungspflegrechnungen. Diese Unterlagen bieten – vor allem aus einer Zeit, in der die schriftliche Überlieferung in der Gemeinde nicht sehr üppig ist – viele Informationen zur Ortsgeschichte, wie beispielsweise zur Armenpflege, zur Schule und Kirche oder zum Rathausbau.

„Es kostet allerdings Mühe und Zeit, sich durch die handschriftlichen Archivalien zu kämpfen, um an die gesuchten Informationen zu gelangen“ weiß Sartorius. Nicht minder ist der Aufwand, den Inventuren und Teilungen, die Güterbücher, die Unterpfandsbücher oder die Kauf- und Tauschbücher an ihre Interessenten stellen. Ein Kaufbuch von 1700 bis 1711, das die Kauf- und Verkaufstransaktionen aus der Zeit dokumentiert, hätte im vorgefundenen Zustand gar nicht zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden können. „Das Kaufbuch wies deutliche Schäden an Einband und Buchblock auf. Daher ist es ein Glücksfall, dass die Gemeinde bereit war, diesen wie auch weitere 20 Bände durch eine Fachwerkstatt für Restaurierung behandeln und restaurieren zu lassen“, so Sartorius weiter.

Die Hauptüberlieferung liegt eindeutig im 20. Jahrhundert. Neben den Sachakten stammen v.a. die Gemeinderatsprotokolle und die Serie der Gemeinderechnungen aus diesem Zeitraum. Das Findbuch gliedert sich in drei größere Abschnitte: Akten und Bände, Rechnungen und sogenannte „Selekte und Sammlungen“. Darin befinden sich neben Karten und Plänen, Mitteilungsblättern, Presseberichten, Fotos und einer ortsgeschichtlichen Sammlung die Unterlagen und Gegenstände des aufgelösten Gesangvereins Liederkranz. Mit den beiden Fahnen des Liederkranzes, der Fahne des Turnvereins, Festbändern, Plaketten und Medaillen bis hin zum Taktstock aus dem Liederkranz-Nachlass sind sogar museale Stücke enthalten.

Die Archivordnung, die üblicherweise auch die Nutzung regelt, muss in Mönsheim noch erlassen werden. Dazu aber will man abwarten, bis die Novellierung des baden-württembergischen Landesarchivgesetzes vollzogen ist. Dennoch sind Recherche und Nutzung vor Ort im Rathaus Mönsheim möglich. Das Findbuch ist dort wie auch im Kreisarchiv des Enzkreises einsehbar. Noch einfacher ist es, auf der Internetseite des Kreisarchivs  Enzkreis unter https://www.enzkreis.de/kreisarchiv/fb in das Mönsheimer Findbuch „hineinzuschnuppern“ – dort steht das Werk auch zur Online-Recherche zur Verfügung.

Kontakt:
Enzkreis – Stabsstelle Kreisarchiv
Östliche Karl-Friedrich-Straße 58
75175 Pforzheim
Telefon: 07231 308-9423
kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 11.8.2022