Zeitzeuge des Holocaust zu Besuch in Dinslaken

Wie jedes Jahr im Sommer war Fred Spiegel zu Besuch in seiner Geburtsstadt Dinslaken und bei Freunden in Hiesfeld. Diese Besuche sind nicht selbstverständlich, denn Spiegel wurde 1932 in eine jüdische Familie hineingeboren. Seinen Vater verlor er 1933. Als damals Sechsjähriger erinnert er sich gut an die Ereignisse im November 1938 in Dinslaken und die nachfolgende furchtbare Zeit. Seine Erinnerungen hielt er auf 170 Seiten unter dem Titel „Once the acacias bloomed“ fest. Der Band kann im Stadtarchiv Dinslaken eingesehen und in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden.

Inzwischen ist Fred Spiegel vielen Schülern in dieser Stadt ein Begriff. Jahr für Jahr geht er seit den späten 1990er Jahren in die Dinslakener Schulen und erzählt als Zeitzeuge in gutem Deutsch, aber mit amerikanischem Akzent, aus seinem Leben, vom Überleben in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Viele Mitglieder seiner Familie kamen darin ums Leben. Spiegel wanderte in die USA aus. Dort geht der Zeitzeuge des Holocaust jährlich in etwa 80 Schulen und trägt dazu bei, dass die nationalsozialistischen Gräuel nicht vergessen werden.

Seine Eindrücke vom Besuch Spiegels schildert THG-Schüler Dennis Großmann (11. Klasse) so: "Wenn man den Mann fortgeschrittenen Alters in der Aula sieht, möchte man gar nicht glauben, dass man hier einen Überlebenden der Shoa vor sich hat. Fred Spiegel sitzt dort, fast schon ein bisschen schüchtern, und fängt an zu reden. Mit einer erstaunlich klaren Stimme erzählt er von seiner Kindheit und Jugend. Wie er im Stadtpark spielte, von älteren Jungen schikaniert wurde und deshalb mit den Kindern im Waisenhaus spielte. Wie er mit seiner Familie nach Holland flüchtete. Wie er von dort über das Transitlager Westerbork nach Bergen-Belsen kam. Und wie US-Soldaten später die Insassen des Gefangenenlagers fanden und sie, verwahrlost wie sie waren, nicht einmal für Menschen hielten." Warum er all dies den Jugendlichen erzähle, wird er gefragt. Nach kurzem Überlegen antwortet er: "Um euch die Möglichkeit zu geben, zu erfahren wie es wirklich war", und kurz später reicht er nach, "weil viel zu viele sich verschließen und nicht darüber reden wollen, was geschah."

Bürgermeister Dr. Michael Heidinger empfing Fred Spiegel gemeinsam mit der Ersten Beigeordneten Christa Jahnke-Horstmann im Rathaus. Heidinger drückte seinen Dank und seine Hochachtung für die Erinnerungsarbeit aus, die Spiegel in Dinslaken leistet, und wünschte sich, ihn noch oft begrüßen zu können. Ganz besonders denkt Michael Heidinger dabei an das Jahr 2013, das die Stadt zum Anlassnehmen wird, mit verschiedenen Veranstaltungen und Projekten an die Ereignisse in der Reichspogromnacht vor 75 Jahren zu erinnern.

Quelle: RP Online, 14.7.2011; Stadt Dinslaken – Pressestelle, Pressemeldung, 18.7.2011

Archivdelegation aus China zu Besuch im Südtiroler Landesarchiv

Eine hochrangige Archivdelegation aus der Volksrepublik China hat am 15. Juli 2011 das Südtiroler Landesarchiv besucht. Chefarchivarin Christine Roilo und Stellvertreter Gustav Pfeifer führten die Delegation mit an der Spitze Ji Hongsheng, Leiter des Archivs der AVIC (Aviation Industry Corporation of China), durch das Landesarchiv und gaben Einblick in das Archivvesen in Italien und in Südtirol.

Die fünfzehnköpfige Archivdelegation aus der Volksrepublik China, der ein Dolmetscher zur Seite stand, setzte sich aus Leitenden der Archiv- beziehungsweise Dokumentationsabteilungen großer staatlicher Institute und Betriebe zusammen, vornehmlich aus dem Bereich Luft- und Raumfahrt in Peking, Chengdu, Shenyang, Harbin und Xi An.

Die Direktorin des Landesarchivs Christine Roilo und ihr Stellvertreter Gustav Pfeifer führten die Delegation durch den Benutzerbereich, die Werkstätten (Photowerkstätte, Restaurierwerkstätte, Buchbinderei) und die Speicher, wo die interessierten Besucher aus der Volksrepublik China repräsentative Archivstücke aus der Zeit zwischen dem 13. und dem 20. Jahrhundert bestaunen konnten. In einer anschließenden Gesprächsrunde wurden allgemeine Fragen und Probleme des Archivwesens in China, in Italien und speziell in unserem Land besprochen. Die Delegation, die in den letzten Tagen auch das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München besucht hatte, setzt ihre Reise Richtung Verona fort.

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
39100 Bozen
Tel. 0471 411940
Fax 0471 411959
www.provinz.bz.it/landesarchiv

Quelle: Südtiroler Landesarchiv, Pressemitteilung, 15.7.2011

Stadtarchiv Recklinghausen wegen Baumaßnahmen geschlossen

Das Stadtarchiv Recklinghausen ist vom 18. Juli 2011 bis voraussichtlich Ende September 2011 geschlossen. Grund sind bereits weit fortgeschrittene Baumaßnahmen. Mitte Juli begann die schrittweise Verlagerung und Neuaufstellung der Büros, der IT-Technik und größerer archivischer Bestände.

Die Wiedereröffnung des Stadtarchivs Recklinghausen für den Publikumsverkehr in den neuen, vergrößerten Räumlichkeiten findet voraussichtlich am Dienstag, 4. Oktober 2011, zu den regulären und gewohnten Öffnungszeiten statt.

Kontakt:
Institut für Stadtgeschichte / Stadt- u. Vestisches Archiv
Hohenzollernstr. 12
45659 Recklinghausen
Telefon 02361/48 79 443
Fax 02361/50-1903
Matthias.Kordes@recklinghausen.de

Quelle: Stadt Recklinghausen, Pressemeldung, 14.7.2011

Bundesarchiv mit Ausstellung zum Bau der Berliner Mauer

„Im Morgengrauen legten die Volkspolizisten die Stacheldrahtsperren an. Berlin erwachte auch und überlegte sich, ob es auf dem Weg wäre, erneut berühmt zu werden und ob dieser Ruhm nicht zu gefährlich wäre.“ So beschreibt der Historiker Michael Freund, dessen Nachlass im Bundesarchiv aufbewahrt wird, rückblickend den Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961.

Zahlreiche Dokumente, Bilder und Plakate wurden für eine Ausstellung des Bundesarchivs zum Bau der Berliner Mauer ausgewählt, um 50 Jahre danach an ein Ereignis zu erinnern, das wie kaum ein anderes die deutsche Nachkriegsgeschichte prägte. Bei der Ausstellungseröffnung am 9. August 2011 um 18 Uhr wird Dr. Hans-Hermann Hertle, Zentrum für Zeithistorische Forschung, zum Thema sprechen. Er promovierte 1996 an der Freien Universität in Berlin über „Der Fall der Berliner Mauer. Eine historisch-empirische Studie zur Selbstauflösung des SED-Staates“. Danach arbeitete er als Sozialforscher und Publizist, als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU und seit Dezember 1999 im Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Seine Mitwirkung an Dokumentarfilmen zur Friedlichen Revolution in der DDR wurde mit drei renommierten Fernsehpreisen gewürdigt.

Veranstaltungsdaten:
9. August 2011 – 15. Dezember 2011; montags bis freitags 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr

Veranstaltungsort:
Bundesarchiv
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz

Kontakt:
Bundesarchiv
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Telefon: 0261/5050
Telefax: 0261/505226
poststelle@bundesarchiv.de
www.bundesarchiv.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 15.7.2011

Themenabend über Clemens von Bönninghausen im Stadtarchiv Münster

"Der Zulauf zu Bönninghausen wächst gewaltig an; er sieht schon ganz heruntergekommen davon aus, wie ich höre, der arme Schelm!" So charakterisierte die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff – die erste und wohl bekannteste Patientin – die Praxis des Laien-Homöopathen Clemens Maria Franz von Bönninghausen (1785-1864).

Beim nächsten Themenabend am 21. Juli 2011 im Stadtarchiv Münster wird es allerdings weniger um sie gehen. Dr. Marion Baschin wird vielmehr den Blick auf all diejenigen Kranken richten, die zwischen 1829 und 1889 die homöopathischen Dienste von Clemens und seinem Sohn Friedrich (1828-1910) in Anspruch nahmen. Die Droste schrieb, dass Bönninghausen "ein Doktor für vornehme Leute und sonderlich für Damen" sei. Waren also tatsächlich mehr Frauen bei ihm in Behandlung? Welche Bevölkerungsschichten nutzten die Dienste der beiden Freiherren? Wegen welcher Leiden wurden sie konsultiert?

Diese Fragen spricht die Referentin ebenso an wie die Frage nach dem Umfang der Praxen. Und danach, wie oft und wie lange Kranke die homöopathische Therapie nutzten. Baschin hat über die beiden berühmten münsterschen Bürger promoviert. Sie stellt am kommenden Donnerstag aktuelle Forschungsergebnisse vor. Verschiedene Akten zu Medizinalangelegenheiten des 19. Jahrhunderts aus den Magazinen des Archivs dokumentieren das Wirken der Wegbereiter der Homöopathie. Sie werden im Original gezeigt. Beginn des Vortrages ist um 18 Uhr im Stadtarchiv, An den Speichern 8, in der Speicherstadt Nord in Coerde. Der Eintritt ist frei.

Veranstaltungsdaten:
21. Juli 2011; Beginn 18.00 Uhr; Eintritt frei

Veranstaltungsort:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Telefon: 0251/4924701
Telefax: 0251/4927727
archiv@stadt-muenster.de
www.muenster.de/stadt/archiv

Quelle: Presse- und Informationsamt der Stadt Münster, Pressemitteilung, 15.7.2011

Archivmitteilungen Nr. 20, 2010/11

Die neue Ausgabe der Archivmitteilungen des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen ist jetzt als Doppelheft für 2010/11 erschienen. Neben Beiträgen aus der Praxis der haupt- und der ehrenamtlichen kirchlichen Archivpflege in Westfalen beinhaltet das rund 250 Seiten umfassende Heft interessante Aufsätze u.a. zu den Herausforderungen und Chancen der Filmarchivierung, zur archivpädagogischen Arbeit mit Schülern mit geistlicher Behinderung sowie zu westfälischen Anteilen an der Leuenberger Konkordie (1973) und der innerprotestantischen Einigung.

Vom Ende vergangenen Jahres verstorbenen langjährigen Bochumer Kreissynodalarchivpfleger Superintendent i.R. Wolfgang Werbeck (1917-2010) stammt die berichtigte Transkription des Konventsbuches ("Liber confessionis") der lutherischen Classis Bochumensis, die zuletzt im Jahr 1900 im Jahrbuch des Vereins für die Evangelische Kirchengeschichte der Grafschaft Mark unternommen wurde.

Inhalt

Vorwort (4)

Claudia Brack
Bericht von der 18. Archivpflegetagung (5)

Daniel Raths
Herausforderungen und Chancen der Filmarchivierung (12)

Kristina Ruppel
Wie 40.000 Archivkartons, 5.000 Umzugskartons und 11 Mitarbeiter umziehen (27)

Jens Murken und Kerstin Stockhecke
Eröffnung des kirchlich-diakonischen Archivzentrums in Bielefeld-Bethel (32)

Harri Petras
Archivpflege beim Gesamtverband Evangelischer Kirchengemeinden Hattingen (36)

Herbert Schulte
Archivpflege in der Evangelischen Kirchengemeinde Herscheid im Jahre 2010 (41)

Kristina Ruppel
Schüler mit geistiger Behinderung im Archiv – Ein Konzept (44)

Bernd Hey †
Fabrikant und Pfarrer. Rudolf-August Oetker und Gerhard Spellmeyer, Ratsgymnasium und Kunsthalle (59)

Daniel Raths
„zu der schwedischen Satisfaction und abführung der Militz“ – Urkundlicher Nachweis über die Verschuldung der Stadt Herford wegen des Abzuges der schwedischen Truppen nach dem Dreißigjährigen Krieg (66)

Anna Warkentin
Im Archiv über das Archiv. Wertschätzung des Archivs in Archivquellen (74)

Claudia Brack
„Auf synodaler Grundlage“ – Ausstellung zur Geschichte der Westfälischen Landessynode (77)

Jens Murken
Ausstellung zum Jahr der Taufe 2011 (80)

Jens Murken und Kerstin Stockhecke
Bilder eines an Demenz erkrankten Künstlers im kirchlich-diakonischen Archivzentrum Bielefeld: Eberhard Warns (1927-2007) – „Ich will Freiheit beim Malen!“ (83)

Ingo Stucke
Union und Kirchengemeinschaft. Westfälische Beiträge zur Leuenberger Konkordie und innerprotestantischen Einigung (87)

Wolfgang Werbeck †
Das „Conventsbuch“ der lutherischen Classis Bochumensis (103)

Wolfgang Kosubek
Dem Schulstreit (1799-1824) folgte der Kirchhofstreit. Ein weiteres Beispiel für die Beharrlichkeit der Haller, wenn jemand ihnen Vorschriften machen will (136)

Jens Murken
Kirche im Lüdenscheider Raum in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs (143)

Andreas Flick, Hannegreth Grundmann und Kurt Perrey
Bibelfliesen und Fliesenbibel (159)

Hans-Georg Gaffron
Bibliographie Paul Girkon (163)

Ingrun Osterfinke
Bestandserhaltung. Ein Ratgeber für Verwaltungen, Archive und Bibliotheken – Rezension – (166)

Was ist wo? Übersicht über die verfilmten Kirchenbücher im Landeskirchlichen Archiv, Teil 8 (169)

Neue Findbücher (197)

Überarbeitete Findbücher (232)

Nachrufe (234)

Personalia (246)

Autorinnen und Autoren (249)

Info:
Archivmitteilungen,
hg. v. Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Nr. 20, 2010/11
249 Seiten, ISSN 1614-6468
Druck: Anzeigen und mehr, Bielefeld

Bezugsadresse:
Evangelische Kirche von Westfalen
– Landeskirchliches Archiv –
Bethelpatz 2
33617 Bielefeld
Tel.: 0521/594-164
archiv@lka.ekvw.de
www.archiv-ekvw.de

Ausstellung zur Luftbildfotografie im Stadtarchiv Nürnberg

Im Stadtarchiv Nürnberg wird am 15. Juli 2011 die Ausstellung „Nürnberg von oben – Luftbildfotografie damals und heute“ eröffnet. Die Ausstellung in der Norishalle möchte ihre Besucherinnen und Besucher hierbei zu einer Entdeckungsreise durch die Luftbildfotografie von Nürnberg einladen.

Luftbilder von Land- und Ortschaften gibt es bereits seit dem 19. Jahrhundert. Zuerst fertigten die Fotografen ihre Aufnahmen aus Ballons, später fotografierte man von Flugzeugen aus. Je weiter sich die Technologie in der Luftfahrt und der Fotografie entwickelte, desto professioneller wurden die Aufnahmen. Die Ausstellung „Nürnberg von oben – Luftbildfotografie damals und heute“ erläutert in einem ersten Teil die Geschichte und Entwicklung des Luftbildwesens.

Im zweiten Teil werden Aufnahmen von 1927 und 1959 Luftbildern der gleichen Örtlichkeiten aus den Jahren 2009 und 2010 gegenübergestellt. Hierbei handelt es sich um Bilder von Gebäuden, Industrieanlagen oder Freiflächen innerhalb des Stadtgebietes. Darunter befinden sich auch Aufnahmen des nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörten Nürnbergs, aufgenommen durch US-Truppen. In einem dritten Teil erläutert die Ausstellung unter anderem die verschiedenen Bestände von Luftbildaufnahmen im Nürnberger Stadtarchiv. Ferner ist eine Publikation zur Ausstellung unter gleichnamigem Titel erschienen.

Info:
Michael Diefenbacher und Hajo Dietz,
Nürnberg von oben, emons-Verlag, Köln 2011,
248 Seiten, 32,95 €, ISBN: 978-3897057876

Veranstaltungsdaten:
15. Juli 2011 – 9. Oktober 2011; Montag bis Donnerstag 8.30 Uhr bis 17.00 Uhr, Freitag 8.30 Uhr bis 21.00 Uhr, Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr; Eintritt frei

Veranstaltungsort:
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8 (Norishalle)
90402 Nürnberg

Kontakt:
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8 (Norishalle)
90402 Nürnberg
Telefon: 0911/2312770
Telefax: 0911/2314091
stadtarchiv@stadt.nuernberg.de
www.stadtarchiv.nuernberg.de

Quelle: Nürnberger Zeitung, 14.7.2011

Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur

Straßennamen erinnern und ehren. Aber wer darf auf´s Schild? Goethe, Schiller, Lessing – sie stehen außer Zweifel. Andere Personen lösen in etlichen Städten und Gemeinden seit vielen Jahren immer wieder heftige Kontroversen aus. Zumeist geht es um ihre Beziehung zu und ihre Rolle im Nationalsozialismus. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und der Westfälische Heimatbund haben die aktuellen Kontroversen zum Anlass für die Tagung "Fragwürdige Ehrungen" genommen. Rund 200 Vertreter westfälischer Städte und Gemeinden, der kommunalen Museen und Archive, der lokalen Heimatvereine, der Wissenschaft, der Schulen und anderer Bildungseinrichtungen haben am 12.7.2011 in Münster über ausgewählte "Grenzfälle" von Namensgebern, deren Leben und Wirken diskutiert.

"Die Tagung macht deutlich, nach welchen Kriterien Ehrungen in Form von Straßennamen erfolgten und wie nachfolgende Generationen mit der Zeit des Nationalsozialismus umgingen und umgehen", so LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch. "Der LWL gibt jedoch keine Empfehlungen zu einzelnen Namen und erstellt auch keine \’schwarze Liste‘. Entscheidungen über Umbenennungen müssen in den einzelnen Städten und Gemeinden von den gewählten Gremien und in enger Verbindung mit den Bürgern getroffen werden." Der LWL wolle mit seinen organisatorischen Möglichkeiten und mit den Experten aus seinen Kultureinrichtungen historisches Wissen bereitstellen und vertiefen und damit die Entscheidungen vor Ort erleichtern, so Kirsch weiter.

Etliche Personen – wie etwa die Schriftstellerin Agnes Miegel, der Heimatschützer Karl Wagenfeld, der Psychiater Hermann Simon oder der Sportfunktionär Carl Diem – wurden erst nach 1945, manche sogar erst während der 1970er Jahre auf Straßennamen geehrt. Allein Wagenfeld kommt heute in Westfalen rund 70 Mal auf Straßenschildern vor. "Neue, veränderte Sichtweisen auf den Nationalsozialismus stellen diese Straßenbenennungen in Frage. Geplante Umbenennungen werden wiederum als Eingriffe in die Erinnerung und das kollektive Gedächtnis einer Stadt kritisiert", so Dr. Matthias Frese vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte.

Kirsch, der auch Vorsitzender des Westfälischen Heimatbundes ist und in dieser Position in der Nachfolge von Wagenfeld steht, machte am Beispiel des Heimatschützers deutlich, wie schwierig die Einordnung von Namensgebern sein kann: "Respekt verdienen Wagenfelds Anstrengungen um die Organisation der Heimatbewegung in Westfalen ebenso wie sein ungeheurer Arbeitseifer. Doch wird man sich bei aller Würdigung seiner Originalität und seiner Leistungen von bestimmten Anschauungen und Äußerungen distanzieren müssen. Wagenfeld hat in vielen Äußerungen in Sprachformen seiner Zeit und im völkischen Zeitgeist argumentiert. An vielen Stellen hat er aber die Grenzen überschritten und eine deutliche Nähe zur nationalsozialistischen Ideologie gezeigt. Eine fundierte Analyse seiner Schriften und insbesondere seiner Vorträge ist noch zu leisten."

Hintergrund
Mit dieser geschichtspolitischen Tagung hat der LWL Anregungen und Anfragen aus den westfälischen Städten und Gemeinden aufgegriffen. Für die Tagung kooperiert das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte mit der LWL-Literaturkommission für Westfalen und dem Westfälischen Heimatbund. Alle Einrichtungen haben ihre Spezialkenntnisse zu einigen der diskutierten Personen beigetragen und haben ihre Unterlagen der Forschung geöffnet. Der LWL verfügt mit seinen Kultureinrichtungen über ein weit gefächertes Netz an Kompetenzen auf dem Feld der Erinnerungskultur mit seinen Museen, der Denkmalpflege, dem Archivwesen, dem Medienzentrum, den wissenschaftlichen Kommissionen und dem LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte.

Kontakt:
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
Karlstr. 33
48147 Münster

Quelle: LWL, Presse-Infos | Kultur, 12.7.2011

Planung für das neue Gebäudes des Stadtarchivs Hanau macht Fortschritte

In einer klaren, fast strengen Linienführung unterstreichen die neuen Fassaden die Ausstrahlung des gegenüberliegenden historischen Kasernengebäudes, in dem bisher das Finanzamt untergebracht war. Einladende Leichtigkeit dank großzügiger Glasflächen, die mit hochwertigen Steinelementen korrespondieren, prägt dagegen das künftige Einkaufszentrum, das mit seiner abgerundeten Kantengestaltung einen ungewohnten Anblick in Innenstadt bieten wird. Schließlich haben die Architekten von RKW, dem von HBB beauftragten Büro, auch den Drahtseilakt geschafft, das von den Archiven als künftige Nutzer vollständig fensterlos gewünschte, freistehende Gebäude dennoch freundlich in die Umgebung einzufügen.

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Abb.: Gelungener Kompromiss für das Archiv-Gebäude (Foto: Stadt Hanau)

Anders als noch in den ersten Entwürfen, die eine gemeinsame Architektursprache für die vier neuen Gebäudekomplexe auf dem Freiheitsplatz vorsahen, gehen die Planer jetzt davon aus, dass sich die unterschiedlichen Nutzungen der Häuser auch in ungleicher Fassadengestaltung widerspiegeln soll. Jedes Gebäude, das in den nächsten Jahren neu auf dem Freiheitsplatz entsteht, bekommt ein eigenes Erscheinungsbild, das es deutlich von den Nachbarhäusern abhebt.

Präsentiert wurde das Konzept, das inzwischen auch Basis der Detailarbeit ist, jüngst im Rahmen einer öffentlichen Ausschuss-Sitzung im Congress Park Hanau. Auch das Gremium der Lokalen Partner, das aus dem Beirat des Wettbewerblichen Dialogs hervorgegangen ist, hat sich bereits mit dem aktuellen Stand beschäftigt und weitere Änderungswünsche eingebracht. Da die Grundlinien der Gestaltung darüber hinaus auch im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens Bestandteil des Offenlagebeschlusses ist, bleibt keine Zeit für eine Sommerpause. Damit die Konzepte bis Ende August beschlussfähig sind, arbeiten die Planer derzeit gemeinsam mit einem Team an den Details. Ein zweitägiger Fassaden-Workshop ist gerade zu Ende gegangen. „Es gibt nichts, was allen gefällt, aber gut wäre, wenn das künftige Aussehen möglichst viel Zustimmung findet,“ kommentiert Martin Bieberle, Leiter der Stadtentwicklung, den spannenden Prozess, der eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen muss, denn „die Gebäude prägen das Aussehen unseres Stadtbildes für die nächsten Jahrzehnte“. Hier eine Entscheidung beispielsweise allein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu treffen, würde der Bedeutung für die Innenstadt nicht ausreichend Rechnung tragen.

Doch auch die optische Erscheinung ist nur ein Aspekt unter vielen, ökologische und ökonomische Überlegungen sind ebenso zu bedenken wie die besonderen Ansprüche, die sich aus der künftigen Nutzung eines Gebäudes ergeben. Als ein Beispiel nennt Bieberle das Bauwerk, das künftig ausreichend Raum für die Stadtarchive bieten wird. Zum Schutz der Dokumente möchten Stadtarchiv, Wetterauische Gesellschaft und Hanauer Geschichtsverein) das Tageslicht ganz ausschließen, für das äußere Erscheinungsbild wäre ein vollständiger Verzicht auf Fenster aber fatal.

Der Kompromiss sieht jetzt eine Fassade in gedeckten Farbtönen vor, die durch eine geschickte Anordnung von Naturstein-Simsen so aufgelockert wird, dass die fehlenden Fensterflächen nicht auffallen. „Würde und Wertigkeit“ sollen die beiden an den neuen Freiheitsplatz und Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) angrenzenden Gebäude ausstrahlen. Um diesen Eindruck zu erzielen, setzen die Planer auf eine Natursteinfassade, die von Panelen aufgelockert wird. Der ursprünglich als Verbindung geplante Glaskubus ist inzwischen einer rund 14 Meter hohen offenen Halle gewichen, die von einem Säulengang optisch aufgewertet wird. Gleichzeitig akzentuiert die Teilung die unterschiedlichen Nutzungsbereiche für Gastronomie und Fußgänger. Noch nicht ganz so weit fortgeschritten wie auf dem Freiheitsplatz sind die Stadtplaner mit ihren Entwürfen für das Karstadt-Barthel-Areal. Die Fläche, die erst nach Abschluss des Wettbewerblichen Dialogs zur Planung für den Freiheitsplatz hinzugenommen wurde, stellt die Fachleute vor die enorme Herausforderung, dass die städtebaulichen Vorgaben an allen vier Kanten Besonderheiten aufweisen. Während beispielsweise die dem Einkaufszentrum zugewandte Seite entlang der Hammerstraße ebenfalls dreigeschossig angelegt wird, sieht die rückwärtige Bebauung nur zweigeschossige Gebäude vor. Zudem ist hier eine sogenannte Hauptlaststation der Stadtwerke Hanau, die bei allen baulichen Veränderungen berücksichtigt werden muss. Die Ergebnisse der sommerlichen Planeraktivitäten werden schließlich Anfang August dem Magistrat und Mitte August in einer weiteren gemeinsamen Sitzung der vier Ausschüsse sowie des Ortsbeirats Innenstadt öffentlich vorgestellt. Mit Blick auf den ambitionierten Zeitplan für die Umgestaltung des Freiheitsplatzes soll das Bebauungsplanverfahren dann am 22. August in der Stadtverordnetenversammlung behandelt werden. Läuft alles nach Plan, steht an diesem Tag der Offenlage-Beschluss auf der Tagesordnung.

Kontakt:
Pressestelle der Stadt Hanau
Am Markt 14-18
63450 Hanau
Telefon: 06181/295929
Telefax: 06181/295639
oeffentlichkeitsarbeit@hanau.de
www.hanau.de

Quelle: Pressestelle der Stadt Hanau, Pressemitteilung, 12.7.2011

Bergungsarbeiten am ehemaligen Kölner Stadtarchiv im August beendet

Wie die Stadt Köln bekannt gab, sollen die Bergungsarbeiten an der Einsturzstelle des Kölner Stadtarchivs Ende August abgeschlossen sein. Nach Aussage von Inge Schürmann, Sprecherin der Stadt Köln, wurden inzwischen mehr als 90 Prozent der Archivalien geborgen. Allein in den vergangenen Monaten seien 965 laufende Meter aus dem Grundwasser gerettet worden, weitere 5 Prozent der Archivbestände könnten nach Aussage Schürmanns möglicherweise noch sichergestellt werden.

Nach dem Ende der Bergungsarbeiten wird die Verantwortung über die Unglückstelle der Staatsanwaltschaft übergeben, die sich dann mit der strafrechtlichen Aufklärung des Unfalls befasst. Momentan werden laut Schürmann noch acht Trümmerstücke des am 3. März 2009 eingestürzten historischen Archivs der Stadt Köln geborgen. Dieses Vorhaben gestalte sich jedoch sehr schwierig, da durch die Arbeiten nicht die Außenwand des benachbarten Gleisbauwerks beschädigt werden dürfe. Nach dem Ende der Bergungsarbeiten soll die Außenwand des Gleisbauwerkes mit einem Besichtigungsschacht versehen werden, um die Begutachtung der Unglückstelle zu erleichtern. Für die notwendigen Sanierungsarbeiten an der Severinstraße veranschlagt die Stadt Köln eine Dauer von etwa einem Jahr.

Kontakt:
Historisches Archiv der Stadt Köln
Heumarkt 14
50667 Köln
Telefon: 0221/22124455
Telefax: 0221/22122480
historischesarchiv@stadt-koeln.de
www.stadt-koeln.de/historisches-archiv

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 13.7.2011