Externes Gutachten zum Verkauf von der Teilen der Gymnasialbibliothek Stralsund angekündigt

Die Hansestadt Stralsund wird zum umstrittenen Verkauf von Teilen der ehemaligen Gymnasialbibliothek aus dem Stadtarchiv Stralsund eine unabhängige Fachmeinung von außen einholen, wie der Stralsunder Oberbürgermeister Dr. Alexander Badrow am 6. November 2012 erklärte:

"In den letzten Tagen gab es zur Veräußerung eines Teils der ehemaligen Gymnasialbibliothek aus dem Stralsunder Stadtarchiv eine kontroverse öffentliche Diskussion.

Die im Zusammenhang mit der Verkaufsentscheidung von den Fachleuten unserer Einrichtung vertretene Auffassung wurde dabei teilweise in Frage gestellt. Diese Einschätzungen und Aussagen, die über die Medien, insbesondere über das Internet, publiziert worden sind, nehme ich sehr ernst.

Ich meine, dass die Öffentlichkeit und insbesondere die Stralsunder Bürgerinnen und Bürger einen Anspruch darauf haben zu wissen, wie diese Aussagen zu werten sind. Da ich eine fachliche Beurteilung hinsichtlich des betreffenden Buchbestandes nicht selbst vornehmen kann, hole ich eine unabhängige Fachmeinung von außen ein.

Es wird für den Gutachter darum gehen, zu prüfen und zu bewerten, ob die getroffene Entscheidung unter Berücksichtigung aller relevanten Bestimmungen fachlich zu vertreten war.

Dr. Alexander Badrow
Oberbürgermeister der Hansestadt Stralsund"

Quelle: Hansestadt Stralsund, Medieninformation, 6.11.2012

Offener Brief der AG für pommersche Kirchengeschichte zum Verkauf der Stralsunder Gymnasialbibliothek

Unter Bezugnahme auf die aktuelle Berichterstattung über den Verkauf von Teilen der Stralsunder Gymnasialbibliothek im Zusammenhang mit dem Schimmelbefall des Stralsunder Stadtarchivs richtet der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte, OKR Dr. Christoph Ehricht vom bisherigen Konsistorium der Pommerschen Evangelischen Kirche, Greifswald, folgenden offenen Brief an den Stralsunder Oberbürgermeister Dr. Badrow und an den Präsidenten und die Mitglieder der Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund:

"[…] Einleitend möchte ich jedoch daran erinnern, dass die Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte der Hansestadt Stralsund seit vielen Jahrzehnten eng verbunden ist. Seit Gründung unseres Vereins 1971 war Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Ewe eines unserer treuesten Mitglieder, der in verdienstvoller Arbeit nach dem Zweiten Weltkrieg das Stralsunder Stadtarchiv aufgebaut und zu einer national wie international renommierten wissenschaftlichen Institution geformt hat.

Um so bestürzter sind wir über die Pressemeldungen der vergangenen Wochen, denen wir entnehmen mußten, daß die Hansestadt Stralsund den bisher im Stadtarchiv verwahrten Bestand ihrer traditionsreichen Gymnasialbibliothek an einen Antiquar veräußert hat. Lassen Sie mich Ihnen sehr persönlich und in aller Offenheit sagen, dass mich diese Meldung zutiefst deprimiert und fassungslos gemacht hat.

Das Stralsunder Gymnasium ist im Gefolge der Reformation im Jahre 1560 begründet worden. Die Bibliothek dieser Schule geht auf das Jahr 1627 zurück, enthielt aber durchaus Drucke, die bis in die Gründungszeit der höheren Lehranstalt zurückreichten. Es handelte sich bei der Stralsunder Gymnasialbibliothek nach den Verlusten am Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg um die bedeutendste historische Schulbibliothek, die in Pommern erhalten geblieben war. Zahlreiche Bände dieser Schulbibliothek wiesen die Widmungen ihrer Stifter, oft bedeutende Lehrer und Geistliche in der Stadt am Strelasund, auf. Der Bestand als Ganzes war ein Zeugnis ersten Ranges für die Bildungsgeschichte der Stadt und des ganzen Ostseeraumes, was die Charakterisierung im 2003 erschienenen "Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa", dem sog. Fabian-Handbuch, deutlich zeigt. Es schmerzt, wenn die Presse jetzt meldet, es habe sich "nur" um Schriften zur Theologie und Philologie gehandelt, die keinen besonderen Wert für die Stadt hätten. In Stralsund wurde die Reformation bereits 1525 eingeführt. Damit gehörte die Hansestadt damals zu den ersten Städten in Europa, die sich der neuen Lehre zuwandten.

Wenn die heutige Stadtverwaltung und auch die Stadtvertreter meinen, jahrhundertealte theologische Druckerzeugnisse aus städtischem Besitz verkaufen zu können, wirft das auch überregional ein verheerendes Licht auf den Umgang mit dem kulturellen Erbe einer Stadt, die erst vor zehn Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben wurde.

Aus den Verlautbarungen der vergangenen Tage bleiben Fragen offen, auf die sowohl die Stralsunder als auch die wissenschaftliche Öffentlichkeit eine Antwort erwarten können:

1. Warum hat sich die Hansestadt Stralsund entschlossen, ihre Gymnasialbibliothek zu verkaufen? Bisher heißt es, die Initiative dazu wäre von einem Antiquar in Dinkelscherben ausgegangen, der im übrigen nach dem Erwerb des Bibliotheksbestandes die Stadtverwaltung überhaupt erst auf die unhaltbaren Lagerungsbedingungen im Stadtarchiv aufmerksam machte.

2. Wurde der gesamte Bestand der Gymnasialbibliothek veräußert?

3. Wurden über diesen Verkauf die Kommunalaufsicht und das Kultusministerium informiert?

4. Weiß die Hansestadt Stralsund im Einzelnen, was verkauft wurde, d.h. gibt es eine Liste der veräußerten Titel? In der Presse ist zu lesen, der Bestand sei nicht katalogisiert gewesen. In den vergangenen Wochen sind zahllose Titel in den einschlägigen Antiquariats-Internetportalen aufgetaucht, die neben den Stempeln und Exlibris der Gymnasialbibliothek auch solche der Stadtbibliothek und der Gräflich Löwenschen Büchersammlung tragen. Sind diese Bände aus dem Stadtarchiv, die offensichtlich nicht zur Gymnasialbibliothek gehörten, "versehentlich" mit verkauft worden?

5. Wie ist es zu erklären, daß zahllose Titel, die z.B. über ZVAB im Internet aus Stralsunder Provenienz angeboten werden, zu den Bereichen Stralsunder Stadt- und pommersche Landesgeschichte zählen, obwohl in den Mitteilungen der Pressestelle der Hansestadt genau dies ausgeschlossen, ja sogar als "Todsünde" bezeichnet wurde?

6. Ist gesichert, daß alle Titel, die jetzt verkauft wurden, wirklich Dubletten waren oder besteht die Gefahr, daß auch Titel, die nur einmal in Stralsund vorhanden waren, verkauft wurden und auf diese Weise der Stadt ein nicht wieder gut zu machender materieller und ideeller Schaden entstanden ist? Angesichts zahlloser Gelegenheitsdrucke und anderer frühneuzeitlicher Druckwerke, die in keinem digitalen deutschen Bibliothekskatalog nachgewiesen sind, aber derzeit aus Stralsunder Provenienz über ein Antiquariat verkauft werden, herrscht in der Fachöffentlichkeit große Unruhe.

7. Was wird die Hansestadt Stralsund unternehmen, um das derzeit geschlossene Stadtarchiv für die Forschung wieder zugänglich zu machen und die im Johanniskloster durch Feuchtigkeit und Schimmelbildung gefährdeten Archiv- und Bibliotheksbestände zu retten? Welche Gewähr besteht künftig, daß nicht weiteres Kunst- und Kulturgut aus städtischem Besitz veräußert wird?

8. Warum wurden die verkauften Werke nicht zuerst anderen Archiven und Bibliotheken im Land Mecklenburg-Vorpommern angeboten?

Zu DDR-Zeiten hat eine Firma im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit systematisch Kunst- und Kulturgut aus öffentlichem und privatem Besitz für Devisen verkauft und dazu großen Druck auf Museen, Archive und Bibliotheken ausgeübt. Es ist mehr als traurig, wenn die Hansestadt Stralsund 23 Jahre nach der politischen Wende nun selbst den Ausverkauf eines für die Bildungsgeschichte ihres Gemeinwesens unersetzlichen Biblioheksbestandes in einer nichtöffentlichen Hauptausschußsitzung der Bürgerschaft sanktioniert und über die Stadtverwaltung organisiert.

Für klärende Antworten auf diese Fragen wären wir dankbar und hoffen im übrigen, daß der offenbar bereits eingetretene schwere Schaden für das Ansehen der Hansestadt Stralsund und für unersetzliches pommersches Kulturgut im Rahmen des noch möglichen eingegrenzt werden kann.

Sie werden gewiß verstehen, dass ich dieses Schreiben auch der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebe.

Mit freundlichem Gruß
OKR Dr. Christoph Ehricht"

Kontakt:
Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte e.V.:
c/o Dipl.-Archivarin Ulrike Reinfeldt
Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland
Landeskirchliches Archiv Greifswald
Rudolf-Petershagen-Allee 3
17489 Greifswald
Tel.: 03834-572532
Fax: 03834-572536
Mobil: 0160-98987905
archiv@pek.de
www.pommersche-kirchengeschichte-ag.de

Quelle: Haik Thomas Porada, Mail vom 6.11.2012, betr. Information 59 der AG für pommersche Kirchengeschichte: Offener Brief an den Oberbürgermeister und den Präsidenten der Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund

Archivischer Notfallverbund der Städte Hemer, Iserlohn und Menden

Die Städte Hemer, Iserlohn und Menden haben sich zu einem archivischen Notfallverbund zusammengeschlossen, um gemeinsam Vorsorge zum Schutz ihres Archivgutes zu treffen und sich in Unglücks- und Katastrophenfällen gegenseitig zu unterstützen. Im Rathaus Iserlohn unterzeichneten die Bürgermeister von Hemer (Michael Esken) und Iserlohn (Dr. Peter Paul Ahrens) am 31. Oktober 2012 eine entsprechende Vereinbarung. Die Stadt Menden wurde durch den Stadtkämmerer (Uwe Siemonsmeier) vertreten.

Das Hochwasser an Elbe und Oder 2002, der Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar 2004 und der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln 2009 haben das Bewusstsein der in Archiven und Bibliotheken Beschäftigten, der politisch Verantwortlichen und der Öffentlichkeit in den letzten Jahren dafür geschärft, dass Katastrophen auch die eigene Institution treffen können. Naturereignisse, Rohrbrüche, Brände oder technische Defekte stellen Gefährdungen der eigenen Bestände dar, die sich jederzeit ereignen können.

Urkunden, Amtsbücher, Akten und umfangreiche Sammlungsbestände müssen im Unglückfall schnell, umfassend und sachgemäß geborgen werden, sodass ein Substanzverlust vermieden oder zumindest begrenzt werden kann. Die in den Stadtarchiven aufbewahrten Unterlagen sind überwiegend unersetzbare Unikate, zu deren Aufbewahrung und Erhaltung die Kommunen gesetzlich verpflichtet sind.

Der nun gegründete Notfallverbund Hemer-Iserlohn-Menden soll dafür sorgen, dass bei Notfällen in den Archiven der benachbarten Städte personelle und fachliche Ressourcen gebündelt und die zum Schutz des Kulturgutes zu leistenden Aufgaben in gegenseitiger Unterstützung bewältigt werden. Die beteiligten Archive verpflichten sich in der Vereinbarung, für ihre Institution nach einem einheitlichen Muster Notfallpläne zu erstellen.

Mit den in Kürze anzuschaffenden mobilen Notfallboxen sind die Archivare Eberhard Thomas (Stadtarchiv Hemer), Rico Quaschny (Stadtarchiv Iserlohn) und Norbert Klauke (Stadtarchiv Menden) gerüstet, sich gegenseitig bei Notfällen die nötige Hilfe zukommen zu lassen. Unterstützung bei der Gründung des Notfallverbundes fanden die Archivare bei der für den Märkischen Kreis zuständigen Fachbehörde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, dem LWL-Archivamt für Westfalen in Münster. Der Leiter des Archivamtes, Dr. Marcus Stumpf, war bei Unterzeichnung der Vereinbarung ebenfalls anwesend.

Hemer, Iserlohn und Menden gehören zu den ersten Kommunen in Südwestfalen, die sich zu einem solchen Notfallverbund zusammenschließen. Ähnliche Vereinbarungen sind bislang beispielsweise in Magdeburg, Leipzig, Münster und Bielefeld geschlossen worden. Dass sich dem Notfallverbund in Zukunft weitere Kommunen oder nichtstädtische Institutionen anschließen, ist durchaus möglich. Zudem erhoffen sich die Initiatoren auch die Signalwirkung für andere Kommunen im Märkischen Kreis und im Hochsauerlandkreis, nach dem Modell "Hemer-Iserlohn-Menden" ebenfalls Notfallverbünde zu gründen.

Kontakt:
Archiv der Stadt Menden (Sauerland)
Westwall 21 – 23
58706 Menden
Tel.: 02373 903 780
Fax: 02373 903 10 780
archiv@menden.de
www.menden.de

Quelle: Norbert Klauke <archiv@menden.de>, Meldung, Mailingliste Westfälische Geschichte, 2.11.2012

Gemeindearchiv Burbach offiziell eröffnet

Burbach hat ein neues "Gedächtnis der Gemeinde". Es ist schon etwas Besonderes, das neue Archiv der Gemeinde Burbach. Seit einiger Zeit stand das Thema schon auf der Agenda von Politik und Verwaltung. 2008 beschloss der Rat, dass die Gemeinde Burbach ein eigenes Archiv bekommen soll. Jetzt kann mit der Eröffnung das Kapitel der Planung und Einrichtung zugeschlagen werden. Ab sofort sind die Türen im Kellergeschoss der Grundschule Burbach geöffnet.

„Es soll ein lebendiges und offenes Archiv sein“, formuliert Bürgermeister Christoph Ewers die Ausrichtung der neuen gemeindlichen Institution. „Die Menschen und Vereine in unserer Gemeinde sollen es nutzen, um ihre eigene Geschichte zu recherchieren oder aber die Historie eines Vereins aufzuarbeiten.“ Seinen ausdrücklichen Dank richtet Ewers‘ an die Politik. „Es ist in Zeiten knapper Kassen sicherlich keine Selbstverständlichkeit, dass entsprechende Gelder für Sachmittel und Personal bereitgestellt werden. Doch das zeugt auch davon, dass es allen Entscheidungsträgern ein wichtiges Anliegen ist, die Geschichte der Gemeinde Burbach und ihrer Rechtsvorgänger zu sichern und für die Nachwelt zu bewahren.“ Rund 150.000 € hat die Einrichtung des Archivs gekostet. Das LWL-Archivamt für Westfalen hat dazu einen Zuschuss gegeben. Deshalb war unter den Gästen auch Katharina Tiemann vom LWL. Sie schilderte in ihrem Festvortrag die Entstehungsgeschichte des Gemeindearchivs Burbach.

Viel ist seit der Ratsentscheidung passiert. „Entsprechende Räumlichkeiten mussten gefunden werden, Ausschreibungen für Bauarbeiten und Regalanlagen erfolgten, Um- und Einbaumaßnahmen wurden durchgeführt und nicht zuletzt musste auch eine Personalentscheidung getroffen werden,“ erinnert sich Rolf Winkel, zuständiger Fachbereichsleiter im Rathaus, an die zurückliegende Zeit. Im September 2010 nahm dann Patricia Ottilie ihren Dienst bei der Gemeinde Burbach auf. Die in Sachsen-Anhalt aufgewachsene Fachangestellte für Medien und Informationsdienste, die ihre Ausbildung beim Sächsischen Staatsarchiv absolviert hat, ist damit das Gesicht des Burbacher Gemeindearchivs. „Am Anfang musste ich mir erst mal einen Überblick über die vielen Aktenberge im Keller und am Dachboden des Rathauses machen“, erzählt Patricia Ottilie. Daher lag viel Arbeit vor der jungen Frau. Neben dem Sichten der einzelnen Akten und der Abwägung, ob sie archivwürdig sind, stand die Aufbereitung der historischen Unterlagen an, die ihren Platz jetzt in den rund 450 Regalmetern haben. Unter anderem mussten die Akten von Metall, sprich von Büro- und Heftklammern, befreit werden.

Untergebracht ist die Einrichtung im Kellergeschoss der Burbacher Grundschule. Ab sofort können Interessierte jeden Donnerstag von 13 bis 18 Uhr im Gemeindearchiv vorbeischauen und mit Hilfe von Patricia Ottilie auf Entdeckungstour durch die Kommunalgeschichte gehen. Aber auch nach vorheriger telefonischer Terminvereinbarung steht die junge Frau gerne bereit, um Hobbyforscher zu unterstützen.

Am Samstag, 27. Oktober 2012, fand zudem ein Tag der offenen Tür statt mit einem kleinen Rahmenprogramm für die Besucher, erklärt Patricia Ottilie, die zuständige Mitarbeiterin. Neben einem geführten Rundgang mit Erläuterungen wurde eine Schreibwerkstatt für Kinder angeboten und ein kleiner Exkurs gegeben, wie man richtig im Archiv recherchiert.

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Abb.: Das neue Gemeindearchiv Burbach ist eröffnet. Burbachs Bürgermeister Christoph Ewers, Archivarin Patricia Ottilie und Katharina Tiemann vom LWL-Archivamt für Westfalen freuen sich, dass die neue Einrichtung in Burbach nun offensteht (Foto: Gemeinde Burbach).

Aufgaben des Gemeindearchivs Burbach:

– Gedächtnis der Gemeinde
Das Gemeindearchiv ist das Gedächtnis der Gemeinde Burbach. Mit rund 450 Metern Akten und Urkunden, Karten, Plänen, Fotos, Filmen und anderen Archivalien dokumentiert es in Bild und Schrift die Geschichte der Gemeinde und ihres Verwaltungsvorgängers, des Amtes Burbach.

– Bewertung
Dieses Archivgut wird laufend durch Unterlagen ergänzt, die in den einzelnen Fachbereichen des Rathauses, sowie in den Außenstellen entstehen und aus denen das Gemeindearchiv aus fachlichen Kriterien jene auswählt, denen ein dauerhafter Wert für die Verwaltung, Bürger und Wissenschaft zukommt. Es übernimmt auch archivwürdige Unterlagen aus dem privaten Bereich, zum Beispiel Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten.

– Quellen erschließen
Damit die Bestände des Gemeindearchivs von den Nutzern für ihre Forschungszwecke ausgewertet werden können, werden sie im Gemeindearchiv Burbach nach ihrer Herkunft, auch Provenienz genannt, geordnet und mittels einer speziellen Archivsoftware verzeichnet. Für Recherchezwecke stehen Findbücher zur Verfügung.

– Kulturgut erhalten
Um das Archivgut auch künftigen Generationen zu erhalten, wird es in Magazinen mit konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit verwahrt. Des Weiteren werden besonders bedeutende Archivalien zu ihrem Schutz digitalisiert.

– Wissen publizieren
Durch Ausstellungen und Vorträge leistet das Gemeindearchiv Burbach einen wichtigen Beitrag zur historischen Bildungsarbeit. Durch die Einbindung von archivischen Quellen in den Geschichtsunterricht kann das Gemeindearchiv als außerschulischer Lernort genutzt werden.

Benutzung des Gemeindearchivs Burbach:
Jeder, der ein berechtigtes Interesse hat, kann Archivgut des Gemeindearchivs benutzen. Als Einrichtung für die Öffentlichkeit verfügt das Gemeindearchiv über einen Benutzersaal, versehen mit Findmitteln für die Recherche in den Beständen. Vor der ersten Benutzung empfiehlt es sich, eine schriftliche oder mündliche Anfrage zu stellen, ob Unterlagen zum gewünschten Thema vorhanden sind und zur Einsichtnahme bereitgestellt werden können.

Kontakt:
Gemeindearchiv Burbach
Marktplatz 2
57299 Burbach
Telefon: (02736) 45-46
Telefax: (02736) 45-55
p_ottilie@burbach-siegerland.de

Quelle: Gemeinde Burbach, Pressemitteilung, 25.10.2012

Auszeichnung für Projekt der »Archivwerkstatt Westmünsterland«

Die "Archivwerkstatt Westmünsterland", in der Archive, Schulen und die Lehrerfortbildung des Kreises Borken zusammenarbeiten, hat den ersten Platz beim Wettbewerb "Kooperation.Konkret.2012" der Medienberatung NRW belegt. Borkens Kreisarchivarin Renate Volks-Kuhlmann und Susanne Ontrup, Lehrerin an der Schönstätter Marienschule, nahmen den mit 500 Euro dotierten Preis in Düsseldorf entgegen. Mit dabei war auch Nicole Brögmann. Sie hat die Entwicklung der ausgezeichneten Unterrichtseinheit zur Industrialisierung im Westmünsterland für das Bildungsbüro des Kreises Borken begleitet.

Mit dem Preis würdigt die Medienberatung NRW, eine Einrichtung des Ministeriums für Schule und Weiterbildung, das vorbildliche Zusammenwirken bei der Erstellung dieses Archivmoduls. Das Thema "Industrialisierung" sei sehr gelungen für den Unterricht in der neunten Klasse in verschiedenen Schulformen aufbereitet worden. Gelobt wurde die in allen interessierten Kommunen mögliche Nutzung des Moduls. Die Schönstätter Marienschule hat das Modul bereits fest in den Geschichtsunterricht eingebunden. Im Juni 2012 hat sie mit dem Kreisarchiv eine feste Bildungspartnerschaft geschlossen. Diese soll Vorbild für weitere Schulen und Archive sein.

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Foto: Wolfgang Vaupel, Geschäftsführer der Medienberatung NRW, und Christiane Bröckling, Koordinatorin der Initiative "Bildungspartner NRW" (l.) gratulierten Kreisarchivarin Renate Volks-Kuhlmann (2.v.r.) und Susanne Ontrup von der Schönstätter Marienschule. Foto: Julia Reschucha, LVR-Zentrum für Medien und Bildung.

Wie Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster berichtet, werden derzeit unter Federführung des "Bildungsbüros Kreis Borken" zahlreiche Unterrichtsmodule entwickelt, die auch die Kooperation von Schulen mit außerschulischen Lernorten fördern sollen. Eines davon sei die Unterrichtseinheit zur Industrialisierung. Gemeinsam mit allen Beteiligten freut er sich daher sehr über den Preis.

In der Begründung für die Preisverleihung heißt es: "Durch die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Archive und Schulen im Rahmen des Programms ‚Lernen vor Ort‘ ist ein sehr gelungenes Archivmodul entstanden, das Lernen in der Schule und am außerschulischen Lernort Archiv ideal verbindet." Unter der Leitfrage "Wie veränderte die Industrialisierung das Leben der Menschen vor Ort?" können Schülerinnen und Schüler die Geschichte ihrer Region untersuchen und das Archiv als Informationsträger und Wahrer des regionalen Gedächtnisses kennenlernen.

Mitgearbeitet haben bei der Entwicklung des Archivmoduls das Bildungsbüro des Kreises Borken, das Kreisarchiv und die Schönstätter Marienschule. Zur "Regionalen Archivwerkstatt Westmünsterland" gehören das Kreisarchiv Borken sowie die Kommunalarchive von Bocholt, Gescher, Rhede, Stadtlohn, Südlohn und Vreden. Folgende Schulen sind beteiligt: Schönstätter Marienschule Borken, St.-Georg-Gymnasium Bocholt, Don-Bosco-Hauptschule und Realschule Gescher, Realschule Rhede, Geschwister-Scholl-Gymnasium Stadtlohn, Roncalli-Gemeinschaftshauptschule Südlohn, Gymnasium Georgianum Vreden. Weitere Kooperationspartner sind das "Kompetenzteam Kreis Borken", das sich in der Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern engagiert, und das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Bocholt.

Darüber, wie Schulen das Archivmodul "Industrialisierung im Westmünsterland" und weitere Module nutzen können, informiert das Bildungsbüro Kreis Borken interessierte Lehrerinnen und Lehrer am 19.11.2012 im Borkener Kreishaus.

Quelle: Kreis Borken, Pressemitteilung, 29.10.2012

25 Jahre Kreisarchiv Rastatt

Im Rahmen einer Sonderschau präsentiert das Kreisarchiv Rastatt einen Querschnitt durch die eigene Arbeit. Zudem werden auf mehreren Stellwänden die Aufgaben und besonderen Schätze des kreiseigenen Archivs vorgestellt. Eine kleine Postkartenausstellung rundet die Schau ab.

Das Kreisarchiv Rastatt wurde im Oktober 1987 als Pflichtaufgabe des Landkreises Rastatt gegründet. Vorausgegangen war im Sommer 1987 die Verabschiedung des Landesarchivgesetzes durch den baden-württembergischen Landtag. Neben grundlegenden Regelungen zum staatlichen Archivwesen sowie der Nutzung und Definition von Archivgut wurde nun auch die Landkreise verpflichtet, eigene Kreisarchive einzurichten.

Im Landkreis Rastatt wurde diese Vorgabe des Gesetzgebers in sehr kurzer Zeit umgesetzt. Zum 1. Oktober 1987 wurde das neu geschaffene Kreisarchiv im Rossi-Haus ins Leben gerufen. Dr. Irmgard Stamm wurde erste Kreisarchivarin des Landkreises Rastatt. Die Räumlichkeiten waren im Vergleich zu heute noch sehr überschaubar. Das erste Magazin hatte eine Kapazität von rund 280 Regalmetern. Hinzu kam ein weiteres, sehr kleines mit etwa 30 Regalmetern Kapazität. Da 1981 sehr umfangreiche Bestände an das Generallandesarchiv in Karlsruhe abgegeben wurden, wuchs der Bestand an historischen Unterlagen zunächst nur langsam an.

Dr. Irmgard Stamm blieb bis 1990 dem Landkreis verbunden. Ihre Nachfolgerin wurde Dr. Sabine Diezinger. Zentrale Aufgaben blieben der Aus- und Aufbau des Kreisarchivs. Insbesondere der Erwerb der Postkartensammlung Metz war ein Highlight dieser frühen Jahre. Hinzu kamen die archivische Erfassung der eigenen Bestände und der Ausbau des Sammlungsbereichs. 1994 verließ Dr. Diezinger das Landratsamt Rastatt aus privaten Gründen. Im August wurde Martin Walter neuer Kreisarchivar des Landkreises Rastatt. Walter legte großen Wert auf die Übernahme historischer Bestände aus den Registraturen der Landkreisverwaltung sowie auf den Ausbau der Nutzung durch historisch interessierte Personen.

Ein erster großer Schritt für den Ausbau des Zeitungsarchivs war der Erwerb der Zeitung „Murgtäler Bote“ in den 1990er Jahren. Neben der Forcierung der Aktenübernahme legte Walter einen weiteren Schwerpunkt auf den Ausbau der Sammlungsbestände wie Nachlässe, das Bildarchiv oder die Plakatsammlungen. Hinzu kam die Übernahme verwaltungsfremder Provenienzen, zum Beispiel die Archive des Kreispflegeheims Hub und des Kreiskrankenhauses Forbach sowie verschiedene Schularchive.

2008 zog das Kreisarchiv vom Rossi-Haus in das neue Landratsamt um. Zurzeit verwahrt das Kreisarchiv 1,8 Kilometer Archivgut im Magazin, darunter über 2.000 Zeitungsbände, mehr als 20.000 Bände in der Bibliothek und rund 150.000 einzelne Archivalien.

Die Sonderschau wurde von Kreisarchivar Martin Walter zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen Eva-Maria Eberle und Hermine Schuller-Glaser erarbeitet. Zu sehen ist die Präsentation im Foyer und im Seitengang im Erdgeschoss des Landratsamtes bis Ende der Woche. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Kreisarchiv Rastatt
Am Schlossplatz 5
76437 Rastatt
Telefon: 07222 381-3581
Fax: 07222 381-3590
kreisarchiv@landkreis-rastatt.de

Quelle: Landkreis Rastatt, Pressemitteilung, 30.10.2012

Tag der offenen Tür in Schweizer Archiven am 3. November 2012

Am Samstag, 3. November 2012, findet zum vierten Mal der gesamtschweizerische Tag der offenen Archive statt. Aus dem Kanton Schaffhausen beteiligen sich das Staatsarchiv, die Stadtarchive von Schaffhausen und Stein am Rhein sowie das Gemeindearchiv Schleitheim.

Archive erfüllen wichtige Funktionen zum Nutzen von Gegenwart und Zukunft. Sie tragen zum Erhalt und Ausbau des kollektiven Gedächtnisses unserer Gesellschaft bei und leisten damit einen Beitrag zur Bewältigung der Zukunft. Archivierung bedeutet, vielfältige Informationen in Wort, Bild und Ton langfristig zu sichern und in Gegenwart und Zukunft verfügbar zu halten. Staatliche Archive stellen sicher, dass staatliches Handeln transparent bleibt. Sie sind damit eine zentrale Stütze des demokratischen Rechtstaates.

Archivierung ist allerdings mehr als bloßes Aufbewahren von alten Akten. Das Archivgut muss erschlossen und damit für die breite Benutzung zugänglich gemacht werden. Staatliche Archive sind damit auch Dienstleister für die breite Öffentlichkeit. Dieser Aspekt soll am diesjährigen Tag der offenen Tür in den vier Archiven aus dem Kanton Schaffhausen, die sich am schweizerischen Archivtag beteiligen, besonders im Vordergrund stehen. So legt das Staatsarchiv Schaffhausen den Schwerpunkt unter dem Titel Vom Pergament zum Chip auf das Thema des Umgangs mit Informationsträgern in Vergangenheit und Zukunft. Zudem werden in einer Filmstube alte Filme vorgeführt. Das Stadtarchiv Schaffhausen legt den Schwerpunkt auf das Thema Stadtentwicklung in Vergangenheit und Gegenwart und zeigt dazu Dokumente und Pläne. Das Stadtarchiv Stein am Rhein zeigt eine Auswahl von interessanten Urkunden, die Entwicklung vom Kirchenbuch zum Zivilstandswesen und einen Einblick ins Plan- und Fotoarchiv und das Gemeindearchiv Schleitheim präsentiert seine Schätze.

Das Staatsarchiv Schaffhausen, die Stadtarchive von Schaffhausen und Stein am Rhein sowie das Gemeindearchiv von Schleitheim laden die Bevölkerung herzlich ein, einen Blick hinter die Kulissen zu tun. Am Samstag, 3. November 2012, von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr sind die Archive für die Bevölkerung offen.

Kontakte:

  • Staatsarchiv Schaffhausen, Rathausbogen 4, 8200 Schaffhausen
  • Stadtarchiv Schaffhausen, Fronwagplatz 24, 8200 Schaffhausen
  • Stadtarchiv Stein am Rhein, Bürgerasyl, Oberstadt 3, Obergass 13, 8260 Stein am Rhein
  • Gemeindearchiv Schleitheim, Gemeindeverwaltung, Gass 15, 8226 Schleitheim

Link:

Reutlingen erinnert an historischen Weinbau

Am 1. Oktober 2012 hat der gebürtige Rottenburger Dr. Roland Deigendesch (49) die Nachfolge von Dr. Heinz Alfred Gemeinhardt als Leiter des Stadtarchivs Reutlingen übernommen. Deigendesch hat in Tübingen und Wien Germanistik und Geschichte studiert, promovierte über das Thema "Kartause Güterstein" und arbeitete von 1990 bis 2008 als Archivar und Museumsleiter bei der Stadt Münsingen. Danach war er in Kirchheim/Teck ebenfalls für das städtische Archiv und das Museum verantwortlich. Der Nachfolger des Ende Juni 2012 in den Ruhestand verabschiedeten Heinz Alfred Gemeinhardt möchte seine Arbeit auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen sachgerechter Aufbewahrung und historischer Forschung konzentrieren und "der Betrachtung der Reutlinger Geschichte einen angemessenen Raum geben", berichtet die Südwest Presse.

Jetzt erinnert eine Wandvitrinenausstellung des Reutlinger Stadtarchivs an den historischen Weinbau ("Das Ende einer \’großen Kellter\‘ unter der Achalm 1937"). Vor 75 Jahren, zum Jahresende 1937, wurde mit dem Abbruch der Reutlinger Spitalkelter an der Burgstraße begonnen. Es war die letzte der drei großen Keltern aus reichsstädtischer Zeit gewesen. Ihr Name leitete sich von ihrer vormaligen Eigentümerin ab: der Hospital-Pflegschaft, einer Stiftung aus hochmittelalterlicher Zeit, die nicht zuletzt das Spital am Markt unterhalten hatte.

Neben der Spitalkelter hatte bis 1928 die Armenkelter gestanden, die dann dem Neubau des Hallenbads weichen musste. Vor allem diese beiden Kelternstandorte waren bis ins 20. Jahrhundert hinein der zentrale Schauplatz des Reutlinger „Herbstes“ gewesen: Das Lesegut aus den Reutlinger Weinbergen wurde in deren großflächigen Innenhöfe in voluminöse Bütten gefüllt und später unter einem der insgesamt 15 mächtigen Kelternbäume ausgepresst.

In vorindustrieller Zeit hatte Reutlingen eine „Weingärtner-Bürgergesellschaft“ besessen. Wohl seit der Zeit der Stadtwerdung im 13. Jahrhundert und der Kultivierung der Abhänge von Achalm und Georgenberg als Rebflächen machten Weingärtnerfamilien rund 20 % der Stadtbevölkerung aus. Der Kelternbetrieb konzentrierte sich spätestens seit dem 16. Jahrhundert auf die Standorte der kleineren, 1913 abgebrochene Stadtkelter an der Mauerstraße sowie der Armen- und Spitalkelter.

Mit dem rapiden Rückgang des achalmstädtischen Weinbaus im 20. Jahrhundert waren schließlich auch die Tage der Spitalkelter gezählt. Zwischen innerer und äußerer Kelterstraße sollte an ihrer Stelle ein neues Polizeidirektionsgebäude entstehen. Dessen Bau verhinderte der Zweite Weltkrieg. Die Freifläche wurde in der Nachkriegszeit zu einer Grünanlage umgewandelt, auf der seit 1957 eine Bronze-Skulptur („Großes Reh“) des Bildhauers Fritz von Graevenitz steht.

Mit einer Wandvitrinen-Ausstellung vor seinen Diensträumen im Rathaus-Erdgeschoss erinnert das Stadtarchiv Reutlingen an ein untergegangenes Relikt des historischen Reutlinger Weinbaus. Neben Fotos des Kelternbetriebs in den 1930er Jahren oder einem „Verzeichnis über die in der Spitalkelter befindlichen Weinbütten-Orte nebst deren Besitzer“ von 1893 ist auch ein Güterverzeichnis der Reutlinger Hospital-Pflegschaft von 1749 zu sehen.

In diesem Band, einem sogenannten Lagerbuch, ist die Anlage mit ihren acht Pressen in der Sprache der damaligen Zeit beschrieben als „eine große Keltter, sambt einem Kelttern-Stüblen mit acht Böhm, so rings mit einer Mauer eingefaßt, in der Obern Vorstatt“. Die kleine Archivalienschau kann bis Ende November 2012 zu den Öffnungszeiten der Rathaus-Eingangshalle besichtigt werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Reutlingen
Marktplatz 22
72764 Reutlingen
Telefon: 07121 303-2386
Telefax: 07121 303-2758
stadtarchiv@reutlingen.de

Quelle: Stadt Reutlingen, Pressemitteilung, 11.10.2012; Jürgen Spieß, Südwest Presse, 18.10.2012

Gemeindearchiv Kirchhundem stellt weitere Findbücher online

Mit dem Inventar des Familienarchivs Vasbach hat die Gemeinde Kirchhundem jetzt ihr elftes Findbuch ins Netz gestellt. Neben diesem stehen auch die Findbücher der Bestände der ehemaligen amtsangehörigen Gemeinden Heinsberg, Kirchhundem, Oberhundem und Rahrbach, des älteren Bestandes des Amtes Kirchhundem, der Kassenbücher der Gemeinden und des Amtes, des gemeinsamen Bauamtes der Ämter Bilstein und Kirchhundem, der Volksschule Silberg und der Nachlässe von Dr. Albert Kleffmann und Dr. Johann Friedrich Joseph Sommer (Westfalus Eremita) zur Onlinerecherche im Netz.

Die Seite erreicht man unter folgendem Link des NRW-Archive-Portals. Die Archivalien der Bestände können im Gemeindearchiv Kirchhundem eingesehen werden. Eine vorherige Terminabsprache wird dazu empfohlen.

Das Gemeindearchiv Kirchhundem wurde 1980 erstmals hauptamtlich mit einem Archivar besetzt. Mittlerweile kam es zu zahlreichen Veröffentlichungen, bei denen auf die Akten und Urkunden des Archivs zurückgegriffen werden konnte.

Kontakt:
Gemeindearchiv Kirchhundem
Martin Vormberg
Hundemstr. 35
57399 Kirchhundem
Tel.: 02723 40929
Fax: 02723 9250129
m.vormberg@kirchhundem.de
www.kirchhundem.de

Quelle: Mailingliste Westfälische Geschichte, 26.10.2012

Kulturkonzept des Freistaats Thüringen betont Aufgaben der Archive

Als erstes Bundesland hat Thüringen ein \“Leitbild Kultur\“ erarbeitet. Bereits mit dem 1. Thüringer Kulturforum wurde 2010 zu einem breiten Diskussions- und Beteiligungsprozess zu den Zielen der Thüringer Kulturpolitik eingeladen. Im Frühjahr 2011 wurden dann für die Weiterentwicklung des Kulturkonzepts acht Arbeitsgruppen gebildet, in denen neben Vertretern der kulturellen Fachverbände, der kulturellen Institutionen und der kommunalen Kulturverwaltungen auch externe Fachleute mit entsprechender Expertise, Fachleute aus dem Kulturmanagement sowie Mitarbeiter aus den Landesressorts mitwirkten. Das Kulturkonzept 2012 ist Ergebnis dieses breiten Dialogprozesses. Es verschafft einen Überblick über die Thüringer Kulturlandschaft und bestimmt künftige Herausforderungen und Perspektiven.

In dem jetzt, im Oktober 2012, veröffentlichten Kulturkonzept des Freistaats Thüringen findet das Archivwesen eine ausführliche Berücksichtigung. Das Projekt eines \“digitalen Magazins\“ für die Landesverwaltung wie auch die Funktion der Archive als \“außerschulische Lernorte\“ werden dabei als zukunftsweisend besonders herausgehoben:

\"www.thüringen.de/imperia/md/content/tmbwk/kulturportal/kulturkonzept_thueringen.pdf\"

\“Archive sind Orte der historischen Bildung und der allgemeinen Landeskunde; sie dienen als Gedächtnis für politische und kulturelle Entwicklungen und Vorgänge, aber auch zu technischen oder umweltpolitischen Fragen. Der Umgang mit Dokumenten und Aktenvorgängen fördert über die Aneignung von Faktenwissen hinaus die Fähigkeit zur Quellenkritik.

In den Thüringer Archiven wird das Schriftgut aufbewahrt, das in der Verwaltung seit dem Mittelalter entstanden ist. Diese Urkunden und Akten aus mehr als 1.000 Jahren sind die wichtigsten Quellen zur Dokumentation der Landesgeschichte. Sie existieren zudem im Gegensatz zur Buchproduktion stets nur ein Mal. Da in der DDR die Wirtschaft überwiegend volkseigen war, kommt deren umfangreiche Überlieferung (auch die von Vorgängerbetrieben bis zurück ins 18. Jahrhundert) hinzu. Dies ist eine Besonderheit der Archive in den neuen Bundesländern.

Im Freistaat Thüringen bestehen in Altenburg, Gotha, Greiz, Meiningen und Rudolstadt Staatsarchive, in Weimar das Hauptstaatsarchiv. All dies sind frühere Residenzstädte, zu deren üblicher Ausstattung neben Theatern, Museen, Bibliotheken und weiteren Kultureinrichtungen stets auch Archive gehörten. 1923, wenige Jahre nach der Gründung des Landes, wurden sie zu Thüringischen Staatsarchiven. Heute werden in diesen Einrichtungen mehr als 60 laufende Regalkilometer aufbewahrt. Die historisch gewachsene, durch die kleinstaatliche Vergangenheit bedingte Struktur prägt auch die kommunalen Archivverhältnisse. In großer Dichte drängen sich wenige größere Stadtarchive (Erfurt, Gera), einige Stadtarchive mittlerer Größe (Jena, Weimar, Gotha, Mühlhausen) und viele kleine und kleinste Stadt- und Gemeindearchive, die zum Teil in Kreisarchiven deponiert sind. Daneben bestehen Facharchive öffentlicher und privater Träger. Kirchen, Wirtschaftbetriebe, wissenschaftliche und kulturelle Institutionen, Medien und nicht zuletzt der Landtag unterhalten eigene Archive.

Die Aufgaben der Archive im Freistaat werden durch das Thüringer Gesetz über die Sicherung und Nutzung von Archivgut [vom 23.04.1992; GVBl. Nr. 10/1992, S. 139-143; vgl. Bibliografie unten] definiert. Ergänzt werden diese Bestimmungen durch Verordnungen zur Zuständigkeit und zur Benutzung der Staatsarchive.

Akten sind Rechtsdokumente. Daher ist die Aktenüberlieferung in den Archiven für die Klärung von Rechtsfragen (Eigentumsnachweise, politische Rehabilitierungen, finanzielle Entschädigungen, Kontenklärung für die Rentenversicherung, Prüfungs- und Zeugnisnachweise u. a. m.) unverzichtbar. Daneben stehen die Archive allen an Geschichte interessierten Bürgern offen. Durch Beratung und Unterstützung von Interessenten an der Orts- und Regionalgeschichte, von Schülern und Studenten bis hin zu Autoren wissenschaftlicher Arbeiten tragen Archive zur Erforschung und Popularisierung der Landesgeschichte bei. Auch durch die Mitarbeit in den örtlichen und regionalen Geschichtsvereinen, die Veröffentlichung von Quellentexten und eigenen Forschungsergebnissen stiften die Archive an zentraler Stelle historische Identität. Für die Staatsarchive ist die eigenständige Erforschung der Landesgeschichte ausdrücklich im Archivgesetz (§ 7 Abs. 3) als Aufgabe festgeschrieben. Für die Archive der Universitäten, Hoch- und Fachschulen gehört die Erforschung der eigenen Geschichte zu ihrem Selbstverständnis als wissenschaftliche Einrichtungen. Mit der Einführung des Seminarfachs in den höheren Klassen der Gymnasien hat die Beratung und Betreuung von Schülern bei einschlägigen Facharbeiten deutlich zugenommen. Viele Archive gehören zum festen Besuchsprogramm der entsprechenden Jahrgangsstufen der Schulen am Standort, zum Teil auch von weiteren Schulen aus der Umgebung.

Derzeit wird diese Zusammenarbeit institutionalisiert. Mehrere Staatsarchive entwickeln sich in Zusammenarbeit mit dem ThILLM (Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien, Bad Berka) zu \“außerschulischen Lernorten\“.

Die Thüringischen Staatsarchive sind, bedingt durch ihren Entstehungshintergrund, in der Mehrzahl in historischen Gebäuden untergebracht, oft innerhalb alter Schlossbauten. Mit der Auflösung der Bezirksbehörden nach der Wiedervereinigung und dem Untergang zahlreicher Wirtschaftsbetriebe sind ihnen um 1990 erhebliche Aktenmengen zugewachsen, die keinen Sperrfristen unterlagen, da nur so die Rechtssicherung für Staat, Kommunen und Privatpersonen ermöglicht werden konnte. Vielerorts hat sich in dieser Zeit der Umfang des Archivguts verdoppelt. Dafür war eine Erweiterung der Magazinkapazitäten erforderlich. Greiz hat einen Neubau erhalten; in Weimar läuft der letzte Bauabschnitt der Sanierung des Marstallgebäudes (Gesamtkosten in Höhe von 30,2 Mio. Euro), in Altenburg sind erhebliche Teile saniert worden und es hat Erweiterungen innerhalb des Schlossbereiches gegeben, in Gotha ist der Umzug in das \“Perthes-Forum\“ bis 2014 geplant, und in Rudolstadt wurden Teile des Magazins saniert.

In den Landkreisen und Kommunen gehören die Archive zu den wenigen institutionalisierten Kulturträgern vor Ort. Sie sind wichtige Impulsgeber für die Heimatpflege.

Seit 2006 stellen 148 Archive aller Sparten sich und ihre Bestände im \“Archivportal Thüringen\“ vor. Die Quote einer Beteiligung von fast 80 Prozent der insgesamt 184 gemeldeten öffentlichen Archive und von 64 Prozent der nichtstaatlichen Archive ist im Vergleich zu anderen Bundesländern ungewöhnlich hoch.

Wie die Bibliotheken müssen die Archive häufig benutzte und herausragende Bestände sukzessive digitalisieren und für eine Nutzung im Internet zur Verfügung stellen. Diesen Maßnahmen kommt zudem unter dem Aspekt der Bestandserhaltung eine besondere Bedeutung zu. Die Thüringischen Staatsarchive sind hierzu eine Kooperation mit der ThULB Jena eingegangen. Die verschiedenen bereits laufenden Projekte sind so angelegt, dass sie entsprechend den kulturpolitischen Forderungen in die Deutsche Digitale Bibliothek bzw. in die Europeana einfließen können. Eine besondere und dringliche Aufgabe ist ferner die gesetzlich vorgeschriebene Archivierung der in der Landesverwaltung zunehmend entstehenden digitalen Aktenbestände.

Perspektiven

1. Die öffentlichen Archive haben gemäß Thüringer Archivgesetz die Aufgabe, das Archivgut der öffentlichen Stellen zu übernehmen, zu erfassen, zu verwahren, zu erhalten, zu erschließen und es für die Benutzung bereitzustellen. Die Archivierung von elektronischen Unterlagen gehört ebenso zu den gesetzlichen Pflichtaufgaben der Staatsarchive. Das stetige Anwachsen der Archivbestände macht deren Einbeziehung in die Digitalisierungsstrategie des Landes notwendig.

2. Zunehmend entstehen in zahlreichen Landesbehörden Akten und Fachanwendungen nicht mehr auf Papier, sondern nur noch in digitaler Form. Das Land Thüringen entwickelt unter Leitung des Thüringer Hauptstaatsarchivs Konzepte und Planungen, die vorhandenen und künftig entstehenden digitalen Akten und Dateien auf Dauer zu sichern und gemäß Archivgesetz zugänglich zu machen. Insgesamt muss dabei sichergestellt sein, dass jeder Zugriff und vor allem jede Veränderung der Daten/Akten dokumentiert wird und nachvollziehbar bleibt, damit Manipulationen ausgeschlossen werden. Sorge getragen werden muss ebenfalls dafür, dass die archivwürdigen Daten wie auch die zugehörigen Metadaten in archivische Systeme überführt und dort dauerhaft lesbar gehalten werden können. Diese Planungen müssen in die IT-Strategie des Freistaats eingebunden werden.

3. Die thüringischen Archive werden weiterhin auf Grundlage ihrer besonderen Verpflichtung gegenüber der Landesgeschichte ihre Servicefunktionen und ihre Bildungsarbeit als außerschulische Lernorte wahrnehmen. Insbesondere mit dem ThILLM und den Schulen in den entsprechenden Regionen sollen verstärkt Veranstaltungen, Ausstellungen und andere Aktivitäten realisiert werden.

4. Die öffentlichen Archive wirken auch an der Erforschung der bei ihnen verwahrten archivalischen Quellen mit. Deshalb bemühen sich vor allem die Staatsarchive und die größeren Stadtarchive darum, durch gezielte Übernahme von ausgewähltem Sammlungsgut aus privater bzw. nichtöffentlicher Hand (Fotosammlungen, Vereinsarchive, Nachlässe von Politikern, Künstlern und Schriftstellern) die Aktenüberlieferung zu ergänzen und das gesellschaftliche Leben in seiner ganzen Breite abzubilden.

5. Das Archivportal, das sich mit durchschnittlich 100.000 Zugriffen und über 7.000 Besuchern pro Monat sehr gut entwickelt hat, wird als zentrales Informationsmedium über das Thüringer Archivwesen weiterzuentwickeln sein.\“

Bibliografie:

Thüringer Gesetz zum Erlass und zur Änderung bibliotheksrechtlicher Vorschriften – Thüringer Bibliotheksrechtsgesetz (ThürBibRG) vom 16.07.2008, GVBl. Nr. 8/2008, S. 243–245. www.thueringen.de/imperia/md/content/tmbwk/kulturportal/archive_bibliotheken/2008-07-30_endgueltiger_gesetzestext_1_.pdf

Thüringer Gesetz über die Sicherung und Nutzung von Archivgut vom 23.04.1992; GVBl. Nr. 10/1992, S. 139-143. www.thueringen.de/de/staatsarchive/rechtsgrundlagen/Gesetz1
Archive: www.archive-in-thueringen.de

Thüringer Gesetz zur Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften, GVBl. Nr. 18/2006, S. 601–683; hier: § 38, Hochschulbibliothek. Aktuellste Version (01.04.2009): www.thueringen.de//th2/tmbwk/wissenschaft/hochschule_und_studium/hochschulrecht

Quelle: Kulturkonzept des Freistaats Thüringen, Oktober 2012, Seiten 5, 87-89, 186; Download unter www.thüringen.de/imperia/md/content/tmbwk/kulturportal/kulturkonzept_thueringen.pdf.