Bundeskabinett beschließt Pflichtregistrierung für Kinofilme

Das Bundeskabinett hat am 31. Oktober 2012 eine Pflichtregistrierung für deutsche Kinofilme beschlossen. Eine entsprechende Regelung wird in das Bundesarchivgesetz eingefügt. Kulturstaatsminister Bernd Neumann erklärte dazu: „Kinofilme sind ein wichtiges Kulturgut. Als lebendiger Spiegel der Gesellschaft sind sie zugleich auch einzigartiges Zeugnis unserer Geschichte, das für die nachfolgenden Generationen erhalten werden muss. Daher liegt es im öffentlichen Interesse, das deutsche Filmerbe durch eine Pflichtregistrierung lückenlos zu erfassen. Dies ist ein wichtiger Schritt zur dauerhaften Sicherung des Filmerbes im Bundesarchiv als dem zentralen nationalen Filmarchiv.“

Die Hersteller werden künftig verpflichtet, detaillierte inhaltliche und technische Angaben zu ihren Filmwerken zu machen, die in einem einheitlichen System dargestellt und verfügbar gemacht werden. Damit entsteht eine zentrale Datenbank über das deutsche Filmerbe. Das ist auch wichtig mit Blick auf die Digitalisierung, die die gesamte Medienlandschaft nicht zuletzt in Bezug auf die digitale Langzeitarchivierung vor große Herausforderungen stellt.

Der Gesetzentwurf trägt der im Koalitionsvertrag aufgegriffenen politischen Forderung Rechnung, das bereits bestehende Schutzniveau zur Sicherung des nationalen Filmerbes auszuweiten. Er sieht eine Pflicht für Hersteller deutscher Kinofilme vor, diese Filme in eine Datenbank beim Bundesarchiv einzutragen. Bislang wurden nur öffentlich geförderte Filme erfasst – und dies nur dezentral.

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Pressemitteilung 372, 31.10.2012

Kreisarchiv in Dormagen soll erweitert werden

Der Rhein-Kreis wird sein Archiv in der Zollfeste Zons erweitern. Jetzt wurden den Politikern erste Neubau-Entwürfe an der Stelle des Bürgerhauses vorgestellt. Die Kulturpolitiker des Rhein-Kreises und der Stadt Dormagen waren sich einig, dass ein Neubau den Platz mitten in der Altstadt verschönern würde.

Im Kreiskulturausschuss in Zons informierte die Kreisverwaltung die Gremien zunächst über erste Entwürfe des Erweiterungsbaus, in dem Lager und Verwaltungsräume für das Archiv im Rhein-Kreis Neuss, zu dem auch das Stadtarchiv Dormagen gehört, entstehen sollen. Die Kapazitäten im Gebäude in der Burg Friedestrom werden in fünf Jahren an ihre Grenzen stoßen.

Der Startschuss fehlt aber noch. "Der Kreis muss klar sagen, dass er diese Erweiterung will, dann erst kann die Stadtverwaltung den Bebauungsplan aufstellen", so Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann. Es könne davon ausgegangen werden, dass der Zeitrahmen zu halten sei, führte er weiter aus. Kreiskulturdezernent Tillmann Lonnes sprach von einer Plan-Vorbereitung bis Ende 2013: "Dann könnte 2014 mit dem Bau begonnen werden, so dass 2015 Gebäude und Platz fertiggestellt sind." Mit dem Erweiterungsbau wäre das Archivgut für die nächsten 35 Jahre gut gesichert, erklärte Kreisarchivar Stephen Schröder.

Nun muss der Kreistag über die Investition entscheiden, der Kulturausschuss des Kreises hatte die generelle Erweiterung bereits empfohlen. Wie der Neubau aussehen könnte, stellte Tillmann Lonnes mit Michael Baumeister, dem Leiter der Kreisgebäudewirtschaft, vor. Es soll ein L-förmiges Gebäude an der Stelle des in den 60er Jahren abgerissenen Klosters und der Alten Feuerwache errichtet werden. Auf dem mit Bäumen gestalteten Platz könnten 38 der 45 befestigten Parkplätze erhalten bleiben.

Kontakt:
Archiv im Rhein-Kreis Neuss
Schloßstraße 1
41541 Dormagen
Karte Google Maps
Telefon 02133 530210
Telefax 02133 5302291
kreisarchiv@rhein-kreis-neuss.de

Quelle: Carina Wernig, NGZ-Online Dormagen, 20.11.2012

Neues Landesarchiv NRW nimmt Konturen an

Der Neubau des Landesarchivs NRW im Duisburger Innenhafen wird Mitte nächsten Jahres fertig sein. Seit Frühjahr 2010 wird es nach einem Entwurf von Ortner & Ortner Baukunst durch den Generalübernehmer Hochtief Solution AG errichtet. Die Arbeiten an dem denkmalgeschützten Speichergebäude, am Archivturm und am angrenzenden sechsgeschossigen wellenförmigen Neubau sind bereits weit fortgeschritten.

Bauherr und Eigentümer ist der BLB NRW. Er hat 198 Millionen Euro in das neue Archiv investiert. Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen wird der zukünftige Mieter sein.

Kurz nach der Übergabe werden die Beschäftigten des Landesarchivs NRW ihre neuen Büros am Duisburger Innenhafen beziehen können. In den darauffolgenden Monaten wird der Neubau dann nach und nach auch die umfangreichen Archivalien des Landes aufnehmen, die aktuell noch in Magazinen in Düsseldorf und Brühl untergebracht sind.

In den neuen Räumen werden insgesamt 148 Regalkilometer Lagerfläche in 21 Geschossen von Speicher und Turm zur Verfügung stehen. Bei Bedarf befördert eine moderne Aktentransportanlage die jeweiligen Unterlagen durch das Gebäude in die Büros.

Bald werden im Innenhafen Duisburgs Zeugnisse aus über 1200 Jahren Landesgeschichte lagern: 70.000 Urkunden aus der Zeit vor 1800, mehr als 700.000 Fotos, Luftbilder, Filme und Tonträger, gut 230.000 Bücher, Druck- und Zeitschriften, 7000 Kirchenbücher sowie 320.000 Zivil- und Personenstandsregister. Zu den bedeutendsten Archivalien gehört das Original der NRW-Verfassungsurkunde von 1950.

Der Neubau in Duisburg wird ein offenes Haus sein. Ausgewählte Archivalien können in einem Ausstellungsraum präsentiert werden. Auch Führungen sowie Angebote für Schulen und Universitäten sind vorgesehen. Außerdem wird es einen öffentlich zugänglichen Lesesaal mit rund 100 Arbeitsplätzen geben.

Im Landesarchiv gibt es gänzlich unterschiedliche Raumtypen mit spezifischen lufttechnischen Anforderungen. Der Neubau ist so geplant, dass jeweils maßgeschneiderte Lösungen realisiert werden. So wird der geforderte Luftwechsel in den Archivbereichen über eine Umluftanlage ebenso sichergestellt wie die Absaugung von belasteter Luft in den Werkstätten. Die öffentlich zugänglichen Bereiche erhalten ebenfalls passende Lüftungsanlagen. Die Bürobereiche sollen hingegen natürlich über die Fenster gelüftet werden. Auch für die Kälteversorgung sind verschiedene Systeme für die Archivbereiche, die raumlufttechnischen Anlagen und die Serverräume vorgesehen. Die Büros erhalten eine in den Betondecken installierte Betonkerntemperierung (Kühlung und Heizung).

Das alte Speichergebäude aus den 1930er Jahren mit dem daraus herauswachsenden neuen Archivturm und die Welle werden durch ein mittig gelegenes großzügiges verglastes Foyer miteinander verknüpft. Im Inneren des Foyers soll man durch große Öffnungen in das gesammelte Archivmaterial blicken können.

Rahmendaten Neubau Landesarchiv NRW:
Bauherr/Eigentümer: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Mieter: Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
Nutzer: Landesarchiv NRW
Architekt: Ortner & Ortner Baukunst Wien
Projektsteuerung: zarinfar baumanagement GmbH

Quelle: Innenhafen Portal Duisburg, 30.10.2012

Stadtarchivarin abgewickelt, Bücherverkauf rückabgewickelt – Folgen des Wertgutachtens zur Stralsunder »Gymnasialbibliothek«

Der Oberbürgermeister von Stralsund, Dr. Alexander Badrow, teilte am 20. November 2012 über die Webseite der Hansestadt Stralsund die Ergebnisse und die vorläufig gezogenen Schlüsse aus dem eingeholten Gutachten zum kulturhistorischen Wert der Stralsunder »Gymnasialbibliothek«, deren antiquarischer Verkauf heftige öffentliche Kritik nach sich zog, mit:

\“Neben der im Zusammenhang mit der Veräußerung von Büchern bekannt gewordenen Problematik des Schimmelbefalls von Archivgut im Stadtarchiv der Hansestadt Stralsund hat sich in den letzten Wochen zum Verkauf dieser Bücher eine intensive und äußerst kontrovers sowie auch emotional geführte Diskussion entwickelt.
Die dabei geäußerten Fachmeinungen stehen in deutlichem Gegensatz zur fachlichen Meinung unseres Stadtarchivs.
Ich habe deshalb zur Klärung des Sachverhaltes Prof. Dr. Nigel Palmer von der Universität Oxford und Prof. Jürgen Wolf von der Universität Marburg um eine gutachterliche Stellungnahme gebeten. Dies erfolgte in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und dem Innenministerium M-V.
Das Gutachten liegt seit gestern Nacht vor und ist heute den beiden genannten Ministerien zur Kenntnis gegeben worden.
Die Gutachter kommen zu der Auffassung, dass es sich bei der Büchersammlung aus der alten Gymnasialbibliothek, wenn man sie als ein Ganzes betrachtet, um bedeutendes Bibliotheksgut handelt.
Außerdem trifft das Gutachten die Aussage, dass dieses Bibliotheksgut für die Kulturgeschichte der Stadt Stralsund, der Region sowie auch für Forschung und Wissenschaft einen großen Wert hat.
Somit lag eine eklatante fachliche Fehleinschätzung unseres Stadtarchives vor, die zur Veräußerung der Bücher geführt hat. Der Verkauf der Bücher war somit definitiv ein Fehler und muss rückgängig gemacht werden.
Wer Stralsund und die Entwicklung dieser Stadt kennt, weiß, dass dieser Vorgang in deutlichem Widerspruch zum bisherigen Umgang mit dem Erbe und der Geschichte unserer Stadt steht.
Die Aufarbeitung aller Fakten hat jetzt oberste Priorität. Dieser Aufklärungsprozess wird uns in den kommenden Wochen intensiv beschäftigen, zumal es neue Erkenntnisse über Sachverhalte gibt, wie den Verkauf von Dubletten, den wir derzeit noch nicht bewerten können.
Aufgrund der bekannten Fakten habe ich zwei Konsequenzen sofort gezogen:
1. Die Leiterin des Stadtarchivs wurde zunächst mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert.
2. Der Verkauf der Bücher wird rückabgewickelt.
Ich habe das Gespräch mit dem Käufer gesucht und im Ergebnis dessen kann ich mitteilen, dass seine Bereitschaft besteht, unabhängig von der rechtlichen Bewertung des Kaufgeschäftes den Kauf rückabzuwickeln. Gleichzeitig wird er uns bei der Wiederbeschaffung der bereits an Dritte verkauften Bücher unterstützen.
Senator Holger Albrecht wird zwecks Abstimmung der Modalitäten mit dem Käufer in der kommenden Woche vor Ort besprechen.
Dr. Alexander Badrow, Oberbürgermeister\“

Heftige öffentliche Kritik am Verkauf von Teilen der Stralsunder Gymnasialbibliothek an ein Antiquariat war seit Mitte Oktober geäußert geworden, nachdem Oberbürgermeister Dr. Badrow das Stadtarchiv Stralsund im Johanniskloster für die öffentliche Nutzung sperrte und en passant die Veräußerung eines Teilbestandes der ehemaligen Gymnasialbibliothek erwähnte (siehe Bericht vom 18.10.2012). Ob die jetzt gezogenen Konsequenzen die verschiedenen Sachverhalte ausreichend aufklären und die Verantwortlichkeiten in dem Fall hinreichend benennen, scheint indes fraglich.

Ein juristisches Nachspiel wird der umstrittene Bücherverkauf aus dem Stralsunder Stadtarchiv möglicherweise haben. Die Staatsanwaltschaft Stralsund hat nach Informationen von NDR 1 Radio MV vom 21. November 2012 Vorermittlungen wegen des Verdachts der Untreue aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft prüft die Anzeige eines Lübecker Rechtsanwalts und Archiv-Kenners.

Der Anwalt wirft der Verwaltungsspitze vor, sie habe zum Nachteil der Stadt gehandelt. Einzelne Exemplare der mehr als 6.000 verkauften Bücher seien allein bis zu 45.000 Euro wert – das ist knapp die Hälfte des insgesamt erzielten Erlöses von 95.000 Euro. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte dem NDR den Eingang der Strafanzeige.

Der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. warnt indes vor einer Vorverurteilung der suspendierten Stralsunder Stadtarchivarin. In einem Brief an den Stralsunder Oberbürgermeister fordert der VdA eine Offenlegung aller Fakten rund um den illegalen Verkauf der historischen Gymnasialbibliothek. In dem Brief heißt es: "Kein Archiv würde ohne Not oder äußeren Druck wertvolles Kulturgut veräußern. Auftrag und Selbstverständnis der Archive, Entscheidungen, Handlungen und Erinnerungen als einzigartiges, unersetzliches kulturelles Erbe zu sichern und von Generation zu Generation weiterzugeben, stehen dem diametral entgegen. Für uns gilt, dass jeder in der Stadt Stralsund, der von dem Verkauf wusste bzw. ihm zugestimmt hat, zunächst eine Mitverantwortung trägt. Es sind dabei vor allem die politischen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und zu fragen, inwieweit den Kulturinstitutionen – insbesondere dem Stadtarchiv – Vorgaben gemacht wurden oder ob es sogar angewiesen wurde, Beiträge zur Finanzkonsolidierung zu leisten. Nachdrücklich weist der VdA darauf hin, dass ein Ausverkauf von Kulturgut kein Weg zur Haushaltssanierung sein darf und grundsätzlich abzulehnen ist.
Die politische Verantwortung für diesen Vorgang kann nicht einfach auf das Stadtarchiv abgewälzt werden." Das Schreiben an den Oberbürgermeister enthalte Fragen, so teilt der Berufsfachverband in einer Pressemitteilung vom 28. November 2012 mit, die aus seiner Sicht dringend zu klären seien, u.a. warum der Verkauf der Bücher trotz eindeutiger Rechtslage realisiert wurde.

Sorge bereitet dem VdA der nachlässige Umgang mit dem zu bewahrenden historischen Kulturgut. Die politischen Verantwortungsträger müssen sich – so der VdA – selbst bewusst machen, dass Stadtarchive das Gedächtnis der Gesellschaft, ein Garant für Rechtssicherung und ein lebendiger Geschichtsort der Kommunen sind. "Muss ein Stadtarchiv erst unter tragischen Bedingungen einstürzen oder sich ein Skandal wie in Stralsund ereignen, bis wieder die zentrale Bedeutung des historischen Kulturgutes für die Stadtgesellschaft in das Bewusstsein der Verantwortungsträger und der allgemeinen Öffentlichkeit rückt?"

Die politischen Verantwortungsträger der Hansestadt Stralsund, die durch den Rückkauf der Historischen Gymnasialbibliothek den außerordentlichen Wert nun anerkannt haben, seien nach Auffassung des VdA gerade jetzt in der Pflicht, sich zu ihrer Institution Stadtarchiv zu bekennen und Maßnahmen zu ergreifen, wie z.B. die Bekämpfung des Schimmelpilzbefalls, damit das Stadtarchiv Stralsund weiterhin den Bürgern und der Forschung zur Verfügung steht!

DigiBaeck – Jüdisches Leo-Baeck-Archiv digitalisiert

Das 1955 gegründete und nach dem letzten Rabbiner im "Dritten Reich" benannte Leo-Baeck-Institut (LBI) in Manhattan (New York City) ist das weltweit größte Nachlassarchiv deutschsprachiger Juden. Das LBI pflegt ein jüdisches Kulturerbe, das fünf Jahrhunderte zurückreicht – darunter mehr als 10.000 Briefe und andere Dokumente, 2.000 Memoiren, 25.000 Fotos, 80.000 Bücher, 16.000 Zeitschriften und 2.500 Manuskripte.

SPIEGEL Online berichtet jetzt ausführlich darüber, dass das LBI seine Bestände in vierjähriger, fast abgeschlossener Arbeit komplett digitalisiert und online gestellt hat: DigiBaeck, das erste Online-Archiv seiner Art, biete seltene Einblicke in jüdisches Leben: Geburts- und Sterbeurkunden, Schulzeugnisse, Telegramme, Luftpostbriefe, Amtsbescheide, Tagebücher, Poesiealben, Kochrezepte. Hinzu kommen Tonbänder mit bisher rund 400 Interviews von Holocaust-Überlebenden.

\"DigiBaeck

Abb.: DigiBaeck – Digitalisierte Sammlung des Leo-Baeck-Instituts

Rund drei Viertel des LBI-Archivgutes sind mittlerweile digitalisiert worden; angestrebt wird die vollständige Digitalisierung des Archivs, auch von noch hinzukommenden Sammlungen. Pro Monat schaffte das LBI 15 gefüllte Kartons in ein Labor in New Jersey, wo das Internet Archive, ein privates Projekt zur digitalen Langzeitarchivierung, jedes Stück einzeln begutachtete, fotografierte und einscannte. Parallel dazu wurde das komplette Material auf Mikrofilm übertragen. Die Mikrofilme sind in einem stillgelegten Kalkbergwerk im Westen Pennsylvanias verbunkert. Die virtuellen Dateien landeten auf zwei Computerservern in New York City.

Zu den herausragenden Teilen seines Archivs zählt das LBI Unterlagen und Fotografien aus dem Besitz von Albert Einstein, Tagebücher und Korrespondenz von Franz Rosenzweig sowie Unterlagen von vier Generationen der Familie Mendelssohn.

Link: www.lbi.org/digibaeck/

Kontakt:
Leo Baeck Institute
Center for Jewish History
15 West 16th Street
(Between 5th & 6th Avenues)
New York, NY 10011
Tel: (212) 744-6400 or (212) 294-8340
http://www.lbi.org/

Quelle: Marc Pitzke, Jeder Klick ein Schicksal, SPIEGEL Online, 18.11.2012

Akademie der Künste eröffnet das Imre-Kertész-Archiv

Die Akademie der Künste eröffnete am 15. November 2012 das Archiv des Schriftstellers, Nobelpreisträgers und Akademie-Mitglieds Imre Kertész. Unterstützt durch Mittel des Beauftragten für Kultur und Medien, der Kulturstiftung der Länder und der Friede-Springer-Stiftung, konnte die Akademie den künstlerischen Vorlass im Mai 2012 erwerben. Nach der Erschließung stehen rund 35.000 Blatt Archivmaterial Wissenschaft und Forschung zur Verfügung. Am Eröffnungstag gab es eine Vitrinenpräsentation von Manuskripten und Dokumenten Einblick in das Archiv zu Lebzeiten.

Ein erster Teil des Imre-Kertész-Archivs gelangte bereits Ende 2001 als Depositum ins Archiv der Akademie der Künste und wurde inzwischen auf Mikrofilm gesichert und elektronisch verzeichnet. Der weitaus größere Teil wurde im Jahr 2011 aus Budapest und Berlin übernommen und – unterstützt von Fachübersetzern – geordnet und erfasst. So befinden sich nunmehr die Manuskripte zu Kertész\‘ Werken "Roman eines Schicksallosen", "Galeerentagebuch", "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind", "Dossier K.: eine Ermittlung", "Fiasko", "Ich – ein anderer" samt ihrer umfangreichen Vorarbeiten und Varianten im Archiv. Darüber hinaus liegen Manuskripte und Druckbelege zahlreicher seiner Essays und Reden vor, u.a. "Wem gehört Auschwitz?", "Die exilierte Sprache", "Bekenntnis zu einem Bürger. Notizen über Sándor Márai", "Wird Europa auferstehen?", "Budapest. Ein überflüssiges Bekenntnis", "Jerusalem, Jerusalem". Schriftwechsel ab 1988, insbesondere Korrespondenzen mit Verlagen, Redaktionen und Institutionen sowie Leserzuschriften, vermitteln einen Eindruck von Kertész\‘ Weg zum berühmten Autor. Umfangreiches Material zur Rezeption spiegelt die weltweite Wirkung seiner Werke wider. Als besonderer Schatz des Imre-Kertész-Archivs sind seine Tagebücher, geführt ab 1961, zu nennen mit eindrücklichen Beobachtungen und Reflexionen.

Imre Kertész, der am 9. November 83 Jahre alt wurde, Überlebender von Auschwitz und Buchenwald, hat 1975 mit seinem "Roman eines Schicksallosen" eine neue künstlerische Sichtweise in die Literatur und die Darstellung des Holocaust gebracht. Das Buch über das Überleben eines Jugendlichen in den Lagern erlangte – vermittelt durch die deutsche Übersetzung – erst nach der europäischen Wende Weltruhm. 2002 erhielt Imre Kertész den Nobelpreis für Literatur.

Kontakt:
Akademie der Künste
Pariser Platz 4
10117 Berlin
Telefon +49(0)30-200 57-0 / -1000
Telefax +49(0)30-200 57-1702
info@adk.de
www.adk.de

Quelle: Akademie der Künste, Pressemeldung, 15.11.2012

Gorleben-Archiv hat Filmmaterial aus 35 Jahren digitalisiert

Im Gorleben-Archiv wurden im Jahr 2011/12 sämtliche Video- und Filmkassetten aus den letzten 35 Jahren auf DVDs überspielt und katalogisiert. Personen und Ereignisse sind nun mit Hilfe eines Schlagwortverzeichnis schnell auffindbar.

Auf der Jahrshauptversammlung des Vereins "Gorleben-Archiv" Anfang November 2012 dankte die Vorsitzende des Archivs, Asta von Oppen, Burghard Kulow und Bernd Westphal für ihr Engagement, die insgesamt 99 DVDs und ein eigenes Findbuch vorlegten. Aus den Jahren 1978 bis 1998 sind alle Akten der Rechtshilfegruppe Gorleben katalogisiert und füllen rund zehn Regalmeter in den Räumen des Archivs in Lüchow.

Die Bibliothek umfasst inzwischen fast sämtliche Literatur, Zeitschriftenreihen und Gutachten die zu Themen rund um das Atommülllager Gorleben im Laufe der letzten Jahrzehnte erschienen sind. Fast 500 Plakate sind archiviert und die Bibliothek wird ständig erweitert. Auch die bisher zur Verfügung gestellten Fotos sind erfasst.

Und es wird noch weiter archiviert. Zur Zeit lagern noch unzählige Kartons ungeöffnet. Eine Arbeitsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, die besondere Rolle der Frauen im Widerstand zu bearbeiten und zu dokumentieren. Dazu werden in einem Regalabschnitt Unterlagen der Gorlebenfrauen gesammelt.

Im Gorleben-Archiv arbeiten überwiegend ehrenamtliche Mitarbeiter, die von einer fest angestellten Kraft betreut und angeleitet werden.

Kontakt:
Gorleben Archiv e.V.
Rosenstraße 17
29439 Lüchow
Tel.: 05841 9715845
gorlebenarchiv@t-online.de
www.gorleben-archiv.de

Quelle: wendland-net, 10.11.2012

Südtiroler Landesarchiv übernimmt von Innsbruck umfangreiche Bestände

Geschichtsforschenden stehen im Südtiroler Landesarchiv in Bozen neue Dokumente und Akten zur Verfügung. Es handelt sich um Archivalien aus der Zeit zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert, die nach Ende des Ersten Weltkrieges in Innsbruck zurückgeblieben beziehungsweise im Zuge der Option nach Innsbruck gekommen waren. Das Tiroler Landesarchiv hat sie nun dem Südtiroler Landesarchiv übergeben.

"Die Beschäftigung mit Landesgeschichte, Familienforschung und Ortsgeschichte erfreut sich auch in Südtirol großer Beliebtheit", weiß Landesarchivarin Christine Roilo. Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung leben von der Verfügbarkeit von Schriftquellen, die in öffentlichen oder kirchlichen Archiven verwahrt werden. Daher ist die jüngste Bestandserweiterung, die das Südtiroler Landesarchiv vermeldet, für viele Forschende eine gute Nachricht.

"Im Zuge eines Beständeabgleiches konnte das Südtiroler Landesarchiv von seiner Schwesterinstitution in Innsbruck, dem Tiroler Landesarchiv, zahlreiche Archivalien aus der Zeit zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert übernehmen", so der stellvertretende Landesarchivar Gustav Pfeifer. Es handelt sich dabei um Bestände, die 1919 nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Innsbruck zurückgeblieben bzw. um solche Archivfonds und Einzelstücke, die im Zuge der Option nach Innsbruck gekommen waren und bis vor kurzem am Tiroler Landesarchiv verwahrt wurden.

"Damit werden nunmehr Archivalien Südtiroler Provenienz wieder für die Forschung zugänglich gemacht, die lange Zeit entweder nur auf Mikrofilm, gar nicht oder nur sehr schwer einsehbar waren", betonen Südtirols Landesarchivare. Gemeinsam mit ihren Innsbrucker Kollegen verweisen sie darauf, dass damit ein schwieriges Kapitel der Nachkriegsgeschichte glücklich abgeschlossen werde.

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8/B
39100 Bozen
Tel. 0471 411940
Fax 0471 411959
landesarchiv@provinz.bz.it
http://www.provinz.bz.it/landesarchiv

Tiroler Landesarchiv
Michael-Gaismair-Straße 1
A-6020 Innsbruck
Tel. +43 (0)512 508 3502
Fax +43 (0)512 508 3505
landesarchiv@tirol.gv.at
www.tirol.gv.at/themen/kultur/landesarchiv/

Quelle: Autonome Provinz Bozen, Pressemitteilung, 15.11.2012

Proteste gegen Kürzungen im Stadtarchiv Essen

Die Ausstellung zur Essener Stadtgeschichte im "Haus der Geschichte" musste aus personellen Gründen den für alle offenen Mittwochstermin streichen. Eine Ausstellung, deren Errichtung 400.000 Euro gekostet hat und die nun keiner mehr sieht. Allein im Bereich des Stadtarchivs/Hauses der Geschichte Essen sollen sechs Stellen wegfallen. Sechs Historiker verschiedener Universitäten haben jetzt einem Bericht der WAZ zufolge in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Reinhard Paß appelliert, die "Aussperrung" der Bürger nicht zuzulassen:

"Wir regen daher an, nach Wegen zu suchen, um die Ausstellung und das Stadtarchiv öffentlich zugänglich zu machen, zum Beispiel durch studentische Hilfskräfte, junge Menschen im freiwilligen sozialen Jahr Kultur oder den Bundesfreiwilligendienst." Es sei jedenfalls "unwürdig, dass eine Einrichtung wie das Haus der Essener Geschichte die Bürger, die dieses aus ihren Steuermitteln finanziert haben, einfach aussperrt".

Mitte Oktober 2012 hatte sich bereits der Historische Verein für Stadt und Stift Essen in einem offenen Brief an die Mitglieder des Rates der Stadt Essen gewandt und sich gegen die unzumutbare Einschränkung der Arbeit des Stadtarchivs Essen ausgesprochen. "Die Mitglieder des Historischen Vereins Essen und der AG der Essener Geschichtsinitiativen erwarten von der Stadt Essen eine ausreichende Personalausstattung für das Essener Stadtarchiv und ein damit verbundener ständiger Zugang der Öffentlichkeit zu der Ausstellung der Essener Geschichte."

Kontakt:
Haus der Essener Geschichte / Stadtarchiv
Ernst-Schmidt-Platz 1 (ehemalige Luisenschule)
45128 Essen
Telefon +49 (0) 201 – 88 41 300
Fax +49 (0) 201 – 88 41 313
hdeg@essen.de
www.essen.de/stadtarchiv

Quelle: WAZ/der westen, 9.11.2012; AG der Essener Geschichtsinitiativen, Info 33/2012, S. 30

Ausstellung mit historischen Gesangbüchern im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld

„Singen ist eine edle Kunst und Übung“: Mit diesem Zitat des Reformators Martin Luther ist die Ausstellung zu historischen Gesangbüchern überschrieben, die das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen bis Ende November 2012 zeigt. Sie ist am 12. November eröffnet worden.

Die Ausstellung, die im Kirchlich-diakonischen Archivzentrum am Bethelplatz in Bielefeld zu sehen ist, zeigt eine Auswahl wichtiger und ungewöhnlicher Werke aus der Gesangbuchgeschichte. Ein Schwerpunkt liegt auf westfälischen Gesangbüchern und Liederdichtern, wie Philipp Nicolai (1556-1608), Marie Schmalenbach (1835-1924) und Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere (1877-1946).

\"Gesangbücher

Abb.: Gesangbücher aus Soest und der Grafschaft Mark (Foto: EKvW)

Die Ausstellung ist nach dem Kirchenjahr aufgebaut. Zugleich werden die verschiedenen westfälischen Regionen, wie Minden-Ravensberg und die Grafschaft Mark exemplarisch vorgestellt wie auch spezielle Gesangbücher präsentiert, darunter Feldgesangbücher für Kriegszeiten seit dem 18. Jahrhundert oder Liedersammlungen aus der Zeit des so genannten „Kirchenkampfes“ während des Nationalsozialismus.

Beim ältesten in der Schau gezeigten Gesangbuch handelt es sich um das im Jahr 1604 in Herborn gedruckte Werk „Psalmen Davids. Nach Frantzösischer melodey und Reymen art in Teutsche reymen artig gebracht durch Ambrosius Lobwasser“.

Die Ausstellung beruht nicht nur auf Gesangbüchern aus den landeskirchlichen Archivbeständen sondern vor allem auf zahlreichen Werken aus der privaten Gesangbuchsammlung von Pfarrer i.R. Wilhelm Gröne aus Menden.

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen
Bethelplatz 2
33617 Bielefeld
0521/594164
archiv@lka.ekvw.de
www.archiv-ekvw.de

Quelle: EKvW, Aktuelle Nachrichten, 12.11.2012