Leipziger Stadtarchiv präsentiert ein Lebendes Buch

Am 12.12.2022 enthüllten Ulrich Hörning, Leipzigs Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung, und Dr. Michael Ruprecht, Direktor des Stadtarchivs Leipzig, das Lebende Buch®. Mit ihm beschreitet das Stadtarchiv neue Wege in der Historischen Bildungsarbeit, denn es ist das erste seiner Art in einem Archiv: In einem beeindruckenden Wechselspiel aus gedruckten Elementen, Animation und Ton gelingt auch die Darstellung komplexer Sachverhalte auf faszinierende Weise.

Das Lebende Buch ist eine Multimediastation. Auf den ersten Blick ein übergroßes Buch auf einem Holztisch, das zum Blättern einlädt. Schlägt man die Seiten auf, erscheinen Texte, Bilder, Animationen, auch historisches Material wie Urkunden und Fotos. Sie werden auf die Seiten des Buches projiziert. Der gesprochene Dialog der Protagonisten schafft den roten Faden. Mit jeder Seite wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Das Lebende Buch®, das die analoge mit der digitalen Welt leicht zugänglich verknüpft, bringt Schülerinnen und Schülern unter anderem die spannende Archivarbeit näher und macht sie zu neugierigen Archivdetektiven. Seit dem 13. Dezember 2022 kann das Lebende Buch® zu den Öffnungszeiten des Stadtarchivs Leipzig von Klein und Groß entdeckt und bestaunt werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Leipzig
Sowjetischer Pavillon
Straße des 18. Oktober 42
04103 Leipzig
https://stadtarchiv.leipzig.de/

Das Lebende Buch kann zu den Öffnungszeiten des Stadtarchivs betrachtet und genutzt werden.

Öffnungszeiten
Montag: 12-18 Uhr
Dienstag: 9-18 Uhr
Mittwoch: 9-18 Uhr
Donnerstag: 9-18 Uhr

Bitte beachten:
14.12.2022: 9-14 Uhr
27.12. bis 30.12.2022: Geschlossen

Quelle: Stadt Leipzig, News, 12.12.2022; MDR Kultur, 13.12.2022

Bundesarchiv erhält Bestände des DDR-Gewerkschaftsbundes FDGB

Emblem des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) der DDR, bis 1990

Das Archivgut der Zentralebene des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes der DDR (FDGB) gehört nun auf Dauer als Archivgut des Bundes zu den Beständen des Bundesarchivs. Eine entsprechende Vereinbarung zur Übertragung der Eigentumsrechte schlossen die Nachlassverwalter von FDGB-Bundesvorstand und Einzelgewerkschaften mit dem Bundesarchiv im Beisein von Vertreterinnnen und Vertretern der Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung (BKM). Es handelt sich mit mehr als 3,5 Kilometern um gut ein Viertel des Archivguts der Stiftung „Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv“ (SAPMO) sowie um Bibliotheksgut. Für Benutzerinnen und Benutzer besteht unveränderter Zugang zu den Unterlagen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Die heute geschlossene Vereinbarung ist ein großer Vertrauensbeweis in die jahrzehntelange zuverlässige Arbeit des Bundesarchivs. In den erfahrenen Händen seiner Archivarinnen und Archivare werden die bedeutenden FDGB-Unterlagen weiterhin optimal zugänglich sein für Forschung und Öffentlichkeit, zum großen Teil auch online. Damit schließt sich zugleich ein lange offengebliebenes Kapitel bezüglich der endgültigen Aufbewahrung dieser enorm umfangreichen Bestände. Den Bevollmächtigten des FDGB danke ich deshalb sehr für ihre jahrelange engagierte Mitwirkung im Kuratorium.“

Bundesarchiv-Präsident Michael Hollmann: „Es ist von großer Bedeutung, dass die zentralen Überlieferungen der DDR-Gewerkschaften nun dauerhaft als Archivgut des Bundes zum Bundesarchiv gehören; sie sind damit endgültig Teil des kulturellen Erbes Deutschlands. Wir werden dieses Erbe auch zukünftig sorgsam bewahren und nach den Regeln des Bundesarchivgesetzes allgemein zur Verfügung stellen. Ich hoffe sehr, dass weitere Bestände folgen werden.“

Aus Sicht der FDGB-Nachlassverwalter hat sich das Bundesarchiv als Wahrer dieser schriftlichen Überlieferung bewährt, so dass nun nach dreißig Jahren der Eigentumsvorbehalt aufgegeben werden kann. Mit diesem Schritt ziehen sich die Vertreter des FDGB auch aus dem Kuratorium, einem Kontrollgremium der Stiftung, zurück.

Hintergrund:
Das Bundesarchiv verwahrt eine umfangreiche Überlieferung der zentralen Ebene der Gewerkschaften der DDR sowie Schriftgut zur Geschichte der Arbeiterbewegung vor 1945 im Umfang von insgesamt mehr als 3.500 laufenden Metern Schrift- und Sammlungsgut und etwa 270.000 Bänden Bibliotheksgut.


Abb.: 1. Bundeskongreß des FDGB für die sowjetische Besatzungszone in Berlin am 9.-11.2.1946 im Berliner Admiralspalast: Oberst Tulpanow, Leiter der politischen Abteilung der Sowjetischen Militäradministration, bei seiner Rede (Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R67854 / CC-BY-SA 3.0)

Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) war Dachverband der etwa 15 Einzelgewerkschaften auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) von 1945 bis 1949 und danach bis 1990 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die Gewerkschaften spielten in der DDR eine wichtige Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft und übernahmen teilweise staatliche Aufgaben. Sie waren zuständig für Sozial- und Rentenversicherung große Teile der Arbeiter und Angestellten, Arbeits- und Unfallschutz, Tarifpolitik, Betriebswettbewerb, berufliche Qualifizierung und Freizeit- und Erholungsangebote (Feriendienst). Als Dachverband stellte der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) mit knapp zehn Millionen Mitgliedern die größte gesellschaftliche Organisation der DDR dar. Der FDGB unterhielt unter anderem eine Gewerkschaftshochschule, zahlreiche Erholungseinrichtungen und den Verlag Tribüne.

Bei der Abschaffung des FDGB nach der Deutschen Einheit 1990 war die Eigentumsfrage für das umfangreiche Archiv-, Registratur- und Bibliotheksgut der Gewerkschaften wie auch das der Parteien und anderen Massenorganisationen umstritten, da das Bundesarchiv laut Einigungsvertrag nur die eindeutig in staatlicher Aufgabenwahrnehmung entstandenen Unterlagen beanspruchen und in Obhut hätte nehmen können. Für das übrige Schriftgut bestand ein Eigentumsvorbehalt der Organisationen. Um Entstehungs- und Sammlungszusammenhänge nicht zu zerstören und die Einheit der Überlieferung zu wahren, wurde die unselbständige „Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv“ (SAPMO) geschaffen. Das Archiv- und Bibliotheksgut wurde so als Gesamtheit erhalten, fachgerecht gelagert, erschlossen und für die sofortige Benutzung zur Verfügung gestellt.

Kontakt:
Bundesarchiv
Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
poststelle@bundesarchiv.de
https://www.bundesarchiv.de/

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 9.12.2022; Art.: FDGB, in: Wikipedia, 28.11.2022

Digitalisierungsprojekt zur Werksfotografie der August Thyssen-Hütte 1953-1965 abgeschlossen

Digitalisierung von 60.000 Negativen.

Am 1. Mai 1954 versammeln sich Mitglieder aus der Belegschaft der August Thyssen-Hütte vor dem Werkstor 1 in Duisburg-Bruckhausen zur Kundgebung am Tag der Arbeit. Die Werkskapelle und der Werkschor spielen dazu auf. Aufbruchsstimmung und Optimismus prägen die Veranstaltung. Sie steht unter dem Motto „Wir feiern den Fortschritt im Wiederaufbau“. Drei Jahre nach der Wiederinbetriebnahme des Werks, mit dem Anblasen des ersten Hochofens 1951, feiert die Belegschaft der August Thyssen-Hütte, noch heute das Stammwerk des ThyssenKrupp-Konzerns, das Wachstum und Aufschwung – gut dokumentiert in den Bildern der Werksfotografie.


Abb.: Belegschaftsmitglieder der August Thyssen-Hütte bei der 1. Mai-Kindgebung 1954 (Foto: thyssenkrupp Corporate Archives [1 ATH-KB-00013_001])

Dieses Bild ist eine von über 60.000 Aufnahmen der Werksfotografie der August Thyssen-Hütte, die zwischen 1953 und 1963 entstanden sind. Die Fotografien dieser Jahre zeigen nicht nur den Wiederaufbau des Duisburger Stahlstandortes in den Nachkriegsjahren und dessen rasantes Wachstum der 1950er- und 1960er-Jahre, sondern erlauben zudem auch immer wieder fotografische Einblicke in die Alltagsgeschichte im Ruhrgebiet zwischen Kriegszerstörung und der Zeit des „Wirtschaftswunders“.

thyssenkrupp Corporate Archives ist es nun gelungen, diesen historisch bedeutenden Fotobestand, der bislang größtenteils nur in Form von weitgehend unverzeichneten Negativen überliefert war, im Rahmen eines großangelegten Projektes zu digitalisieren und so die Fotografien für die Nachwelt nicht nur zu bewahren, sondern auch wieder sichtbar zu machen.

Ermöglicht wurde das Projekt durch das Kulturförderprogramm „WissensWandel“, mit dessen Hilfe thyssenkrupp Corporate Archive schon 2021 seine Bestände an Werkszeitungen digitalisieren ließ, um sie auf der Website öffentlich zugänglich zu machen. In den kommenden Jahren werden die digitalisierten Negative der Werksfotografie weiter aufbereitet, um sie der Forschung und der interessierten Öffentlichkeit auch online zugänglich zu machen.

Kontakt:
thyssenkrupp Corporate Archives
Friedrich-Ebert-Straße 12
47119 Duisburg
Telefon:+49 203 52668-22
Fax:+49 203 52668-25
corporate-archives@thyssenkrupp.com

Quelle: thyssenkrupp Corporate Archives, Meldung auf archive.nrw.de, 7.12.2022; Art. August-Thyssen-Hütte, in: Rheinische Industriekultur, o.D.; Art. August Thyssen-Hütte, in: Wikipedia, 10.10.2022

Bürgerschaftliche Mithilfe bei Sicherung historischer Akten in Mühlhausen

Die Stadt Mühlhausen verwahrt in ihrem historischen Rathaus zahlreiche wertvolle Bestände. Diese werden Stück für Stück digitalisiert, um sie so langfristig zu bewahren. Dafür muss das Archivgut jedoch sorgfältig vorbereitet werden, unter anderem mit einer blattgenauen Nummerierung aller Akten – der sogenannten Foliierung.


(Foto: Stadtarchiv Mühlhausen)

Im normalen Geschäftsverlauf sei das kaum zu leisten, so der Mühlhäuser Stadtarchivar Dr. Helge Wittmann, weshalb man nach zahlreichen erfolgreichen Aktionen in den zurückliegenden Jahren erneut Mühlhäuserinnen und Mühlhäuser sowie Interessierte um Mithilfe gebeten hat.

Am 5.12.2022, ab 13 Uhr, trafen sich Interessierte ohne Voranmeldung in der Stadtbibliothek Jakobikirche und machten sich bis 16 Uhr gemeinsam mit Mitarbeitenden des Stadtarchivs Mühlhausen ans Werk. Dieses Mal wurden zum einen reichsstädtische Akten umverpackt, gereinigt und foliiert. Zum anderen wurden Gemeindeakten aus Görmar und Felchta sowie Rechnungsbände der Reichsstadt des 18. Jahrhunderts foliiert. Insgesamt standen sechs laufende Meter an Aktenbeständen bereit.

Rund zwei Dutzend Freiwillige nahmen dieses Mal an der Sicherung historischer Akten teil. Unter fachkundiger Anleitung wurden rund zehn Kisten an Akten sorgfältig gereinigt und Blatt für Blatt nummeriert. Nicht alles der sechs laufende Meter an Aktenbeständen konnte geschafft werden. Eine nächste Aktion ist daher für März oder April 2023 geplant. Insgesamt verfügt das Stadtarchiv Mühlhausen über einen Bestand von 2,2 laufenden Kilometern an Akten.

Kontakt:
Stadtarchiv Mühlhausen
Ratsstraße 19
99974 Mühlhausen/Thüringen
Telefon: +49 3601-452-142
Fax:+49 3601-452-137
stadtarchiv@muehlhausen.de

Quelle: Stadt Mühlhausen, Pressemitteilung, 30.11.2022; stern (Regionales): Stadtarchiv: Bürger helfen bei Sicherung wertvoller Akten in Mühlhausen, 5.12.2022

Digitale Info-Stele fürs Stadtarchiv Leverkusen

Ab sofort präsentiert das Stadtarchiv Leverkusen auf einer Info-Stele die ersten Informationen und Inhalte digital. Im Eingangsbereich finden die Nutzerinnen und Nutzer dort nun die Ansprechpartner für ihr Anliegen und einige Informationen mehr. Nach und nach sollen weitere Inhalte abgebildet werden. Gesponsert wurde die Stele von der Bezirksvertretung II im Rahmen der „Kleinen Investitionsmaßnahmen“.


Abb.: Nahmen die Stele am 1. Dezember in Betrieb: Archivar Hardy Trautwein, Bezirksbürgermeister Heinz-Jürgen Pröpper, Leiter des Stadtarchivs Leverkusen, Dr. Julius Leonhard (v.l.) (Foto: Stadt Leverkusen)

Bezirksbürgermeister Heinz-Jürgen Pröpper nahm am 1.12.2022 die Einweihung vor. Er öffnete zeitgleich auch das erste Türchen des digitalen Adventskalenders des Leverkusener Stadtarchivs. Dort werden weitere 23 Motive zur Stadtgeschichte, Originelles und Kurioses aus einer bunten Mischung aus alten Postkarten, Bildern und Gegenständen bis Weihnachten präsentiert.

Erarbeitet wurde der Adventskalender von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtarchivs Leverkusen gemeinsam mit dem Kurs „Regionalwissenschaften“ der 9. Jahrgangsstufe des Lise-Meitner-Gymnasiums unter Leitung von Christian Drach. Der digitale Adventskalender ist auch auf Instagram (@stadtarchivleverkusen) und auf Facebook unter „Stadtarchiv Leverkusen“ zu sehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Leverkusen
Landrat-Trimborn-Platz 1
51379 Leverkusen
Telefon(0214) 406-4251
Telefax(0214) 406-4252
stadtarchiv@kulturstadtlev.de

Quelle: Stadt Leverkusen, Meldung, 1.12.2022

Preis für Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsgeschichte 2023 und Nachwuchspreis

Das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv e.V. (BBWA) mit Sitz in Berlin lobt 2022 den „Preis für Berlin Brandenburgische Wirtschaftsgeschichte“ zum fünften Mal aus. Das BBWA spricht mit diesem Wettbewerb Studierende und Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen an. Damit möchte das Wirtschaftsarchiv die Erforschung der regionalen Wirtschaftsgeschichte und Industriekultur Berlins und Brandenburgs befördern.

Der Preis soll für die interdisziplinäre Förderung der Auseinandersetzung mit Wirtschaftsgeschichte und Industriekultur Anreiz sein. Das heißt, es können sich Abschlussarbeiten aus der Geschichtswissenschaft, aber z.B. auch der Literaturwissenschaft, Soziologie, Betriebswirtschaft, Kunstgeschichte, Touristik, Denkmalschutz etc. eingereicht werden.

Einzureichen sind wirtschaftsgeschichtliche Studien in Form einer Master- oder Bachelorarbeit. Die Themen der einzureichenden Arbeiten sollen sich auf die Wirtschaftsgeschichte in der Region Berlin und Brandenburg beziehen. Die Arbeiten sollen sich mit wirtschafts-, unternehmens-,  gesellschaftsgeschichtlichen Themen befassen, den Forschungsstand widerspiegeln sowie den Erkenntnis- und Wissensstand auf dem Gebiet der regionalen Wirtschaftsgeschichte und Industriekultur bereichern. Arbeiten, die Archivquellen auswerten, sind besonders willkommen. Preisverleihung und Pressekonferenz zum Wettbewerb werden nach Abschluss des Projektes stattfinden. Die beste Arbeit wird in geeigneter Form veröffentlich. Zusätzlich wird ein Preisgeld von 1.000 EUR gezahlt. 2023 wird ein besonderer Nachwuchspreis für die beste Bachelorarbeit ausgelobt, der ebenfalls mit 1.000 EUR dotiert ist.

Schirmherr
Michael Müller, ehemalige Regierender Bürgermeister von Berlin, hat die Schirmherrschaft für den
Preis übernommen.

Teilnehmer
Der Wettbewerb richtet sich an Studierende und Absolventen aller Disziplinen an Universitäten und Fachhochschulen. Man kann nur mit einem Beitrag am Wettbewerb teilnehmen.

Termine
• 30.04.2023 Einsendeschluss (Poststempel)
• 31.05.2023 Vorprüfung
• 15.08.2023 Auswertung und Abstimmung der Jury
• September 2023 feierliche Preisverleihung

Preis
Es wird eine Arbeit mit der Veröffentlichung in geeigneter Form prämiert. Zusätzlich wird ein Preisgeld von 1.000 EUR gezahlt.

Kontakt:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V.
Björn Berghausen (Geschäftsführer)
Eichborndamm 167, Haus 42
13403 Berlin
Telefon 030 41190698
Telefax 030 41190699
mail@bb-wa.de
https://www.bb-wa.de/

Quelle: BBWA, Pressemitteilung, 1.12.2022

Wechsel in der Leitung des Stadtarchivs Luzern

Auf Daniela Walker folgt eine Co-Leitung mit Susanna Kraus Casutt und Florian Fischer.

Im Jahr 1998 übernahm Daniela Walker (Jahrgang 1961) die Leitung des Stadtarchivs der Stadt Luzern. Das Stadtarchiv war damals im ewl-Gebäude untergebracht. Heute befindet es sich im Stadtteil Littau. Daniela Walker wirkte als treibende Kraft bei der Projektierung und Realisierung des sechsstöckigen und über 20 Meter hohen quadratischen neuen Stadtarchivs mit seinen über 2.400 Quadratmetern Geschossfläche. Aktuell bewahrt das Stadtarchiv in Reussbühl in seinen Magazinen rund sieben Laufkilometer Akten auf und speichert rund 1,2 Terabyte an digitalen Daten.


Abb.: Von links: Daniela Walker (bisherige Leiterin Stadtarchiv Luzern), Susanna Kraus Casutt und Florian Fischer (neue Co-Leitung Stadtarchiv ab 1.1.2023) im Stadtarchiv Luzern (Foto: Stadt Luzern).

Das Stadtarchiv Luzern ist als Bereich der Stadtkanzlei das zentrale Archiv der überlieferungswürdigen Unterlagen der öffentlichen Organe und somit das Gedächtnis der Stadt Luzern. Es leistet mit der dauernden Aufbewahrung und der Aufbereitung von Unterlagen einen Beitrag zur Rechtssicherheit, zur Schaffung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit des staatlichen Handelns sowie zur Bereitstellung von Grundlagen für die Forschung. Die Bestände des Stadtarchivs figurieren aufgrund ihrer Bedeutung für Identität und Selbstverständnis Luzerns als Zentrum der Zentralschweiz im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter.

Als ausgebildete Kulturwissenschafterin hat sich Daniela Walker während ihrer langen Tätigkeit als Stadtarchivarin mit gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Themen auseinandergesetzt. Dabei hat sie die Zukunft stets antizipiert und das Archiv auf den Weg der digitalen Transformation geführt.

Stadtschreiberin Michèle Bucher dankt Daniela Walker für ihre grosse Arbeit und ihr immenses Engagement zugunsten des Stadtarchivs und seiner Weiterentwicklung. Gleichzeitig freut sie sich, dass die Nachfolge von Daniela Walker bereits geregelt ist: Am 1.1.2023 übernehmen Susanna Kraus Casutt (Jahrgang 1974) und Florian Fischer (Jahrgang 1983) gemeinsam die Leitung des Stadtarchivs Luzern. Susanna Kraus arbeitet bereits seit zehn Jahren als wissenschaftliche Archivarin beim Stadtarchiv, Florian Fischer seit fünf Jahren.

Kontakt:
Stadtarchiv Luzern
Ruopigenstrasse 38
CH-6015 Luzern
Telefon: +41 41 208 73 80
stadtarchiv@stadtluzern.ch

Quelle: Stadt Luzern, Medienmitteilung, 30.11.2022

Aschaffenburger Projekt »Dialog-Romantik«

Schulen und Bildung im digitalen Fokus.

Digitalisierung von und für Schulen bedeutet keineswegs nur, Schulen besser digital auszurüsten oder Klassen mit Tablets auszustatten. Dies wurde am 25.11.2022 im Aschaffenburger Digitalladen bei der Vorstellung des Projekts „Dialog Romantik“ mehr als deutlich. Die Schüler*innen wachsen ja mit der digitalen Technik auf und sind oft in deren Nutzung geübt. Umso wichtiger sind daher digitale Angebote, die digital-virtuell und in möglichst spielerischer Weise Wissens-Inhalte vermitteln.


Abb.: Stellten das Projekt „Dialog-Romantik“ vor: (Von links nach rechts) Dr. Danica Brenner, Projektleiterin im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg; Eric Leiderer, Bürgermeister und Digitalreferent; Carsten Köchel, Agentur Comkom; Dr. Joachim Kemper, Leiter Stadt- und Stiftsarchiv (Foto: Stadt Aschaffenburg)

„Dialog Romantik“ ist als virtueller Interaktionsraum konzipiert. Besucher*innen, Gruppen und ganze Schulklassen samt Lehrer*innen können sich als sogenannte „Videobubbles“ in der „romantischen Welt“ der Brentanos bewegen, wie Dr. Danica Brenner-Orthmann und Dr. Vaios Kalogrias für das Aschaffenburger Projektteam erläuterten. Die virtuellen Räume erstrecken sich, ergänzt um multimediale Angebote, über ein Foyer mit einführenden Lernstationen und folgen dann der Epoche der Romantik sowie Räumen, die Vertreter*innen der Familie Brentano gewidmet sind. Für den intensiven Austausch ist eine virtuelle „Lounge“ vorgesehen, in dem Besucher*innen den Bildschirm teilen und Notizen hinterlassen können. Auch ein umfangreiches Begleitmaterial für Lehrer*innen steht ab demnächst zur Verfügung.

Als Vorzeige-Projekt der digitalen Vermittlung bezeichnete Bürgermeister und Digitalreferent Eric Leiderer den neuen virtuellen Interaktionsraum von „Dialog Romantik“: „Mit Dialog Romantik haben wir ein weiteres innovatives „Mitmach“-Projekt, rund um unsere Digitalstrategie, der „Dialog City“. Dieses basiert auf dem Leitgedanken der analog-digitalen Mitnahme aller Bevölkerungsgruppen, von jung bis alt. Und unsere „Dialog City“ ist jetzt sogar namengebend im Rahmen eines internationalen EU-Projekts unter Koordination der Stadt und des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg. Wir wollen die Menschen bei der Digitalisierung nicht alleine lassen. Dialog Romantik lässt die für Aschaffenburg und weit darüber hinaus wichtige Familie Brentano im Hier und Jetzt wieder erstehen.“

Carsten Köchel als Vertreter des beteiligten Dienstleisters bot anschließend den Teilnehmenden einen „Live“-Rundgang durch die virtuellen Räume von Dialog Romantik. Archivleiter Dr. Joachim Kemper wies ergänzend darauf hin, dass im Rahmen von „Dialog Romantik“ auch das komplette Archiv der Familie Brentano im Stadt- und Stiftsarchiv digitalisiert werden konnte. Im Verlauf des Jahres 2022 sei außerdem, so Kemper und Leiderer unisono, ein virtueller Escape-Room zur Romantik entwickelt worden, der Anfang des Jahres 2023 als sogenannter „ZeitRaum Brentano“ der Öffentlichkeit präsentiert werden kann.

Das digitale Vermittlungsangebot „Dialog Romantik“ wurde durch eine Förderung in Höhe von 128.850 Euro durch das Programm „WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von Neustart Kultur“, ermöglicht. „Dialog Romantik“ ist dabei im Rahmen des Förderprogramms des Jahres 2022 als „Leuchtturmprojekt“ unterstützt worden. „WissensWandel“ fördert Maßnahmen zur Schaffung und Ausbau von nachhaltigen digitalen Angeboten in öffentlich zugänglichen Bibliotheken und Archiven, mit dem Ziel, ein vielfältiges Angebot breit und zeitgemäß zugänglich zu machen – unabhängig von der physischen Öffnung der Einrichtung. Der Förderschwerpunkt liegt auf der Einführung und dem Ausbau innovativer Angebote und Services sowie neuer Nutzungsmöglichkeiten von Bibliotheken und Archiven.

Erklärvideo:
https://youtu.be/EwAhXU423-c

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Tel. 06021 330-2420
stadtarchiv@aschaffenburg.de
https://aschaffenburgzweinull.stadtarchiv-digital.de/projekt/dialog-romantik/

Quelle: Stadt Aschaffenburg, Pressemitteilung, 28.11.2022

Per Adventskalender und Webseite auf zeitgeschichtliche Zeitreise in Wedel

Das Stadtarchiv Wedel bietet nicht nur zur Adventszeit zahlreiche Möglichkeiten, sich auch online auf Zeitreise in Wedels Vergangenheit zu begeben. Stadtarchivarin Anke Rannegger hat dafür einen Fokus auf die 1950er Jahre gelegt. An jedem der Adventssonntage 2022 wird das Stadtarchiv Wedel Interessierte in ein Themenfeld der 1950er Jahre entführen.


Abb.: Baracken und Wohnblock-Neubau. Architektonische Gegensätze im Wedel der 1950er Jahre (Foto: Stadtarchiv Wedel)

Die 1950er Jahre bedeuten Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, aber auch Wiederbewaffnung. Die Wedeler feierten gern und ausgelassen, lebten aber teilweise noch in Baracken. Schulen mussten schnell erbaut werden, da die Bevölkerung rasch anwuchs. Im öffentlichen Dienst galt die 45-Stunden-Woche, und die Beschäftigten arbeiten auch am Samstag. Moto-Cross-Rennen in der Kies­grube von Otto Dörner an der Holmer Straße zogen zahlreiche Schaulustige an.

Darüber hinaus gibt es in der Rubrik „Frisch abgestaubt“ Ausführungen über verschiedenes Wedeler Gebäude zum Thema Denkmalschutz, aber auch zu Hebammen, Ärzten und Lehrern. Und in der Rubik „Wer war wer in der NS-Zeit“ versammelt Archivarin Rannegger eine Reihe von Kurzbiographien damaliger Akteure. Stadtgeschichte sei nicht vollständig ohne einen Blick auf die Biographien der handelnden Personen.

Die vorgestellten Personen lebten während der NS-Zeit in Wedel, und deren Wirken und Handeln – in die eine oder die andere politischen Richtung – hat sich in Akten, Zeitungen oder Schriften niedergeschlagen. Aus diesen Unterlagen sind die biographischen Daten zusammengetragen worden. Unter diesen finden sich Personen, die lange Jahre im Konzentrationslager litten, wie auch Mitglieder von SS-Formationen und der Ortsgruppe der NSDAP.

Die Hamburger Datenbank „Die Dabeigewesenen“ der Landeszentrale für politische Bildung ist dafür Vorbild gewesen. – Weitere Kurzbiographien können folgen.

Links:

Kontakt:
Stadtarchiv Wedel
Anke Rannegger
Zimmer 22
Rathausplatz 3-5
22880 Wedel
Telefon: 04103/707 215
Telefax: 04103/707 88 215
stadtarchiv@stadt.wedel.de

Schätze aus dem Archiv des Deutschen Museums in München

Das Archiv des Deutschen Museums gehört zu den bedeutendsten Spezialarchiven für die Geschichte der Naturwissenschaft und der Technik weltweit. Auf 4,7 Regalkilometern verwahrt es herausragende Dokumente aus neun Jahrhunderten, darunter mehrere Nobelurkunden und -medaillen, die frühesten Zeichnungen des Flugpioniers Otto Lilienthal oder das Laborbuch von Otto Hahn mit der Entdeckung der Kernspaltung.

Der langjährige Leiter des Archivs des Deutschen Museums, Dr. Wilhelm Füßl, konnte nach anderthalb Jahren im Ruhestand mit seinem Buch „Schatzkammer für Technik und Wissenschaft. Das Archiv des Deutschen Museums“ nunmehr ein erstes Produkt, das im Rahmen seines neuen Lebens- und offenkundig auch Arbeitsabschnittes entstanden ist, auf einer gut besuchten Pressekonferenz vorstellen.

In der Publikation greift Autor Dr. Füßl, bis 2021 Leiter des Archivs, die eingangs erwähnten und andere Einzelstücke aus dem riesigen Fundus heraus und erzählt dazu spannende Geschichten: Wer war die erste Fotografin der Weltgeschichte? Was hat es mit dem Wurmpapier auf sich? Gibt es wirklich einen Film über die ersten Flüge Lilienthals? Was kann uns die Mitgliedskarte Albert Einsteins erzählen? Ist Raubgut in den Archiven des Hauses versteckt? Und warum sind Läuse im Archiv willkommen?

In seinem Buch geht es Wilhelm Füßl zudem darum, die Arbeit der Archivarinnen und Archivare des Deutschen Museums in ausgewählten Exkursen zu veranschaulichen. Wie funktioniert das Sammeln? Wie werden die wertvollen Stücke konservatorisch und restauratorisch behandelt? Wie funktionieren die Erschließung der Bestände und eine moderne Digitalisierung? Auch diese Fragen beantwortet der Autor anschaulich und vermittelt so ein eindrucksvolles Bild von der Arbeit im Archiv.

Die einzelnen Kapitel sind mit Aufnahmen des Fotografen Hans-Joachim Becker hervorragend illustriert.

Info:
Wilhelm Füßl:
Schatzkammer für Technik und Wissenschaft. Das Archiv des Deutschen Museums
München 2022, 228 Seiten mit 151 Abbildungen
ISBN 978-3-948808-11-2
Buchhandelspreis 29,90 €

Am 29.11.2022 findet eine öffentliche Buchpräsentation im Deutschen Museum statt.

Zehn Schätze aus dem Archiv des Deutschen Museums

1. Geheimdokumente zum deutschen Atomprogramm

Das größte Aufsehen in seiner Karriere hat Füßl wohl mit der Veröffentlichung der Papiere zum deutschen Atomprogramm der Nazizeit erregt. Am 18. Dezember 1998 konnte das Archiv des Deutschen Museums die Geheimdokumente übernehmen. Die Originale wurden 1944 und 1945 von einem Spezialkommando der US-Streitkräfte namens „Alsos“ in Deutschland beschlagnahmt – oder sind auf die Verhöre durch jenes Spezialkommando zurückzuführen.
Diese Dokumente umfassen heute 11.602 Seiten. Dazu gehört auch ein Bericht des Physikers Carl Friedrich von Weizsäcker vom 17. Juli 1940 mit dem Titel „Eine Möglichkeit der Energiegewinnung aus 238U“, den er für das Heereswaffenamt der Nazis geschrieben hat. Darin beschreibt er unter anderem, dass in Kernreaktoren ein neues spaltbares Element entstehen müsse – schon Monate, bevor Plutonium in den USA entdeckt wurde. Weizsäcker weist auch darauf hin, dass das neue Element einmal zum Bau sehr kleiner Maschinen, dann als Sprengstoff sowie durch Beimischung zur Umwandlung anderer Elemente in großen Mengen verwendet werden könne: „Er erkannte also das Potenzial der Kernspaltung für den Bau von Atomwaffen und maß dem Plutonium eine entscheidende Rolle als Spaltmaterial bei der Waffenproduktion zu“, sagt Füßl. Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Geheimhaltung der Dokumente beibehalten. Dies zeigen die Stempel „Restricted data“ und „Caution“, die 1946 auf den Papieren angebracht wurden.

2. Das Spionagetagebuch von Georg von Reichenbach

Wilhelm Füßls Lieblingsstück im Archiv ist das „Spionagetagebuch“, ein Skizzenbuch von Georg von Reichenbach. Der Münchner Ingenieur ist als junger Mann im Jahr 1791 nach England gefahren und hat dort Industriespionage im Auftrag der bayerischen Regierung betrieben. Vor allem die Dampfmaschinen von James Watt hatten es ihm angetan. Er verschaffte sich heimlich Zugang zu englischen Fabriken – „mutmaßlich mit Bestechung in Form von Whisky“, sagt Füßl – und zeichnete eine Watt‘sche Dampfmaschine ab. Heute sind die Reichenbachstraße und die Reichenbachbrücke in München nach von Reichenbach benannt. Füßl: „Eine steile Karriere für einen Ex-Spion.“

3. Das älteste Stück im Archiv

Das älteste Stück ist eine Pergamenthandschrift des hochmittelalterlichen Universalgelehrten, Philosophen, Theologen und Bischofs Albertus Magnus (1193– 1280). Das Physicorum Libri VIII mit 129 Blatt stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und wurde vom Deutschen Museum im Jahr 1910 bei einem Münchner Antiquariat gekauft: „Für die heute lächerlich niedrig anmutende Summe von 500 Mark“, sagt Füßl.

4. Der schwimmende Bote

Ebenfalls in der Handschriftensammlung findet sich ein „Feuerwerksbuch“ von 1480 – hier werden verschiedene Ideen für das Kriegshandwerk präsentiert. Darin findet sich auch die Zeichnung eines „Schwimmenden Boten“. Das Blatt zeigt einen Mann, der eine Botschaft über einen See transportiert – den versiegelten Brief hält er mit ausgestrecktem Arm aus dem Wasser heraus. Um den Körper trägt der Bote einen Schwimmreifen, der es ihm erlaubt, das Wasser zu überqueren, ohne unterzugehen.

5. Das Laborbuch von Otto Hahn

Das unscheinbare Notizbuch mit Lack-Einband und 94 Blättern dokumentiert eine wissenschaftliche Leistung mit unabsehbaren Folgen: die Entdeckung der Kernspaltung im Jahr 1938. Die Protagonisten, die Chemiker Otto Hahn und Fritz Straßmann sowie die Physikerin Lise Meitner, wollten durch die Bestrahlung von Uran Elemente erzeugen, die schwerer als das Ausgangsmaterial sind. Der entscheidende Versuch fand in der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 1938 statt. Dabei wurde eine Uranprobe mit Neutronen bestrahlt, was zur Entstehung mehrerer neuer radioaktiver Isotope führte. Bei den darauffolgenden, als „Indikatorversuche“ bekannt gewordenen Experimenten stellte sich heraus, dass es sich bei den beobachteten Elementen nicht um Isotope des vermuteten Radiums handelte, sondern überraschenderweise um radioaktive Isotope von Barium – einem Element also, das wesentlich leichter als Uran ist.
Die Messergebnisse waren für Hahn und Straßmann unerklärlich. Hahn wandte sich daher an Lise Meitner mit der Bitte: „Vielleicht kannst Du irgendeine fantastische Erklärung vorschlagen.“ Meitner lieferte an Weihnachten 1938 die revolutionäre Interpretation des Indikatorversuchs, nämlich, dass der Urankern durch das Eindringen von Neutronen in zwei etwa gleich große Fragmente gespalten worden sei, wobei sich die beiden Atomkerne wegen ihrer positiven Kernladung abgestoßen und eine hohe Energie freigesetzt hätten. Für diese Entdeckung erhielt Otto Hahn nach Kriegsende den Nobelpreis.
Im Laufe des Jahres 1939 wiederholten weltweit Wissenschaftler den Berliner Versuch, wobei schnell die waffentechnische Dimension der Entdeckung klar wurde – letztlich führte das Experiment zum Atombombeneinsatz in Hiroshima.
Otto Hahn hat sein Laborbuch 1960 dem Deutschen Museum geschenkt. Verpackt war es bei der Übergabe in einem Umschlag, der von dem Nobelpreisträger in seiner kleinen Handschrift eigenhändig erläutert ist: „Originalheft des Indikatorversuchs. Dezember 1938, sehr wichtig Otto Hahn“ steht hier geschrieben. „Wir glauben ihm das!“, schreibt Füßl dazu.

6. Das erste Foto von München

1,4 Millionen Fotos werden im Archiv des Deutschen Museums verwahrt. Den kleinsten, aber wertvollsten Teil des Bildarchivs bildet der Rarissima-Bestand. Dazu zählen einige Highlights aus der Frühzeit der Fotografie in Deutschland. Es handelt sich um Bilder, die Carl August von Steinheil und Franz von Kobell im Jahr 1839, dem Jahr des Bekanntwerdens der ersten fotografischen Aufnahmen von Daguerre, in München angefertigt haben. Forschungen haben gezeigt, dass die beiden Pioniere mit verschiedenen selbstkonstruierten Kameras gearbeitet haben. Das Papiernegativ zeigt eine Ansicht der Neuhauser Straße in München. Gut zu erkennen sind im Vordergrund die Fassade der Kirche St. Michael und die daran anschließende Augustinerkirche. Aufgefunden wurden diese Bilder im Jahr 1994 in einem unscheinbaren Umschlag im Firmenarchiv Steinheil.

7. Die erste Fotografin der Weltgeschichte

Bei den Ausräumarbeiten in den Museumsdepots kam 2018 eine Aufnahme zum Vorschein, die weder eine Inventarnummer trug noch einem Objektbestand zugeordnet werden konnte. Heute zählt sie zum Rarissima-Bestand des Archivs. Es handelt sich um eine sehr frühe Daguerreotypie. Sie gehört zum Nachlass des Chemikers Eilhard Mitscherlich, den sein Sohn Alexander Mitscherlich dem Deutschen Museum vermachte.
„Allein schon den Porträtierten zu identifizieren, war eine detektivische Recherche“, sagt Füßl. Einer findigen Archivmitarbeiterin gelang es, eine teilweise überklebte handschriftliche Anmerkung zu entziffern: „Astronom“ stand dort. In mühevoller Kleinarbeit sah die Mitarbeiterin eine Serie von 74 Ordnern mit Porträts durch, die sich im Archiv befanden – und wurde fündig: Unter der Bildnummer 33 118 ist hier die Reproduktion einer Lithografie des Astronomen Johann Franz Encke (1791–1865) vorhanden, die unverkennbar die Person auf der Daguerreotypie darstellt.


Abb.: Porträtfotografie des Astronomen Johann Franz Encke, ca. 1840/41, Deutsches Museum, Archiv, BA-Rar 0013 (Foto: Deutsches Museum, Hans-Joachim Becker)

Ein Brief von Alexander Mitscherlich von 1905 brachte die Erklärung zur Entstehungsgeschichte: „Die Aufnahmen stammen aus der Zeit nach der Erfindung Daguerres, welcher mit meinem Vater befreundet war und ihm einen Apparat verschaffte.“ Auch die Urheberin der Aufnahmen geht aus einem weiteren Brief Mitscherlichs hervor: „Ich habe ganz übersehen, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß ich Daguerreotypien besitze von dem berühmten Mineralogen Gustav Rose und dem Astronomen Enke [sic!], welche von meiner Mutter nach Anleitung von Daguerre hergestellt sind.“ Ziemlich sicher hat Laura Mitscherlich ihre ersten Daguerreotypien noch 1839 angefertigt; denkbar, dass Daguerre persönlich der Frau seines Freundes das Fotografieren beigebracht hat. Laura Mitscherlich ist damit die erste namentlich bekannte deutsche Fotografin, vielleicht sogar die erste Fotografin weltweit.

8. Otto Lilienthals Werkstattzeichnung

Besonders stolz ist Füßl auf eine frühe Zeichnung des Flugpioniers Otto Lilienthal aus dem Jahr 1893 – verständlich, denn die Einwerbung des Lilienthal-Nachlasses hat ihn zehn Jahre Zeit gekostet. 1891 hob Lilienthal erstmals mit einem von ihm konstruierten Gleiter ab. Bis zu seinem tödlichen Absturz im August 1896 absolvierte er mehrere hundert Flüge mit unterschiedlichen Flugapparaten.
Auf einer seiner Werkstattzeichnungen, die sich im Archiv des Deutschen Museums befinden, ist ein zusammenklappbares Modell seines Fluggeräts skizziert. Lilienthal musste seine Gleiter nämlich mühsam auf einen Berg tragen, um von dort aus zu starten – und konstruierte deshalb einen klappbaren Gleiter, was es ermöglichte, den Flugapparat leichter zu transportieren und zu lagern. Das Konzept bewährte sich: Lilienthal ließ es patentieren und bot die Konstruktion zum Kauf an. Auch die Rückseite des Blatts hat Lilienthal genutzt – für die Skizze eines Schlagflügelapparats und für verschiedene Berechnungen.

9. Die Rede des Grafen Zeppelin an das deutsche Volk

Auf dem ältesten Tonträger des Archivs ist eine Rede von 1908 festgehalten: „Ein Wort des Grafen Zeppelin an das deutsche Volk“. Sie ist auf zwei Schallplatten gepresst, die in einer Schmuckkassette aufbewahrt sind – innen mit Samt bezogen und außen mit vergoldeten Verschlüssen gesichert. Der Durchmesser beträgt 30,5 Zentimeter; abzuspielen sind die Schallplatten mit einer Geschwindigkeit von 78 Umdrehungen in der Minute. Es handelt sich um Schellackplatten, die ab 1895 Verbreitung fanden. Eine Besonderheit der Zeppelin-Platten liegt darin, dass es sich bei ihnen um sogenannte Inside-outside-Platten handelt. Das heißt, die Nadel tastet die Rillen von innen nach außen ab – anders als bei üblichen Schallplatten. Bei der Ansprache Zeppelins handelt es sich um eine Dankrede für die „Zeppelinspende des deutschen Volkes“. Hintergrund war der Absturz des Starrluftschiffs LZ 4 in Echterdingen am 5. August 1908, der die weiteren Entwicklungen zu stoppen drohte. Durch einen anonymen Aufruf für eine „Zeppelinspende“ kamen sechs Millionen Mark zusammen. Sie ermöglichten dem Grafen den Bau weiterer Luftschiffe. In der Rede bedankte sich Graf Zeppelin für die Spenden und versprach: „Meine Luftschiffe werden bald zu den betriebssichersten Fahrzeugen zählen, mit welchen weite Reisen bei verhältnismäßig geringster Gefahr für Leib und Leben der Insassen ausführbar sind.“

10. Die Tonbänder von Oskar Sala

„Lässt man bei Archivführungen den Namen Oskar Sala fallen, blickt man in der Regel in ratlose Gesichter. Fragt man, ob jemand den Film „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock kenne, sieht man eifriges Nicken“, erzählt Wilhelm Füßl. „Fügt man dann noch hinzu, dass das Geschrei der Vögel nicht echt ist, sondern auf einem Musikinstrument, dem Trautonium, künstlich erzeugt wurde und dass es Oskar Sala war, der dem Trautonium diese markdurchdringenden Geräusche entlockt hat, stößt man sofort auf die Begeisterung der Zuhörer.“ Sala gilt als Pionier der elektronischen Musik, entwickelte das von Friedrich Trautwein im Jahr 1930 vorgestellte Trautonium systematisch weiter und war bis zu seinem Tod der einzige, der das Instrument spielen konnte. Seinen Nachlass vermachte Oskar Sala dem Deutschen Museum – darunter fast 2000 Tonträger. Um sinnvoll mit den Tonbändern arbeiten zu können, mussten diese digitalisiert werden – was ihr Zustand zunächst nicht erlaubte. Die Schachteln waren korrodiert, Bänder waren von der Spule, dem „Bobby“, gefallen. Dabei waren die Tonbänder äußerst wichtig – Sala hatte nur wenige Noten hinterlassen; die Bänder waren sozusagen sein Werkverzeichnis. Aber das große Werk gelang: Im Laufe der Digitalisierung entstanden insgesamt rund 20 700 Dateien mit einem Datenvolumen von etwa vier Terabyte. Und auch die Archivierung des Original-Bandmaterials glückte.

Zum Autor:
Dr. Wilhelm Füßl ist Historiker und war nach verschiedenen beruflichen Stationen im In- und Ausland von 1992 bis 2021 Leiter des Archivs des Deutschen Museums.

Er publizierte u. a. 2005 das Werk Oskar von Miller (1855–1934). Eine Biographie. Er ist Herausgeber bzw. Mitherausgeber der Bücher bzw. Ausstellungskataloge Biographie und Technikgeschichte (1998), Geschichte des Deutschen Museums. Akteure, Artefakte, Ausstellungen (2003), Wirklichkeit und Illusion. Dioramen im Deutschen Museum (2017), 100 Jahre Konrad Zuse – Einblicke in den Nachlass (2010), Konstruierte Wirklichkeit. Philipp Lenard (1862–1947). Biografie – Physik – Ideologie (2012), Licht und Schatten. Ernst Mach | Ludwig Mach (2017) sowie Fotografie im Dienst der Wissenschaft. Aspekte der Visual History (2021). Mehrere seiner Bücher wurden mit Preisen ausgezeichnet.

Kontakt:
Archiv des Deutschen Museums
Museumsinsel 1
80538 München
Telefon +49 89 2179 220
archiv@deutsches-museum.de

Quelle: Matthias Röschner, Archiv des Deutschen Museums: Neuerscheinung zum Archiv des Deutschen Museums von Wilhelm Füßl, in: Archive in der Leibniz-Gemeinschaft. Gemeinschaftsblog des Arbeitskreises Archive in der Leibniz-Gemeinschaft, 17.11.2022 [https://leibnizarc.hypotheses.org/3635]; Deutsches Museum, Pressemitteilung, 22.11.2022.