Arbeitskreis zum neuen Schönberger Heimatbuch

Im Oktober 2012 wurde im Schönberger Gemeinderat beschlossen, ein Heimatbuch für die Gemeinde zu erstellen. Dazu wurde der Arbeitskreis "Heimatbuch" gegründet. Das Werk soll 2016 erscheinen.
Bürgermeister Alfred Lantenhammer konnte dazu auch Kreisarchivpfleger Meinrad Schroll im Arbeitskreis begrüßen, der aber erst 2014 für den Arbeitskreis tätig werden kann. Bis dahin soll Material gesammelt werden, und der Arbeitskreis will eine Gliederung für das Werk erstellen. Vorsitzender der Gruppe ist Johann Hötzinger aus Reichenrott, bei dem die Fäden für das Heimatbuch zusammenlaufen werden. Auch Stadtarchivar Walter Jani aus Neumarkt-St. Veit hat dem Projekt seine Unterstützung zugesichert, genau wie Pfarrer Paul Janßen, der Einblicke in das Kirchenarchiv gewährt.

Die Schulgeschichte für das Buch soll von Arbeitskreismitglied Helmut Rasch erarbeitet werden. Franz Weyerer bearbeitet die Gemeindegeschichte und Architekt Georg Mayerhofer wird einen Beitrag zu den Schönberger Kirchen leisten. Auch die Hof- und Mühlengeschichte soll Bestandteil des zukünftigen Buches sein. Dafür forscht Hermann Schober schon seit geraumer Zeit. Demnächst soll eine Häuserbefragung durchgeführt werden. Viele weitere Bürger können und sollen noch weitere Beiträge zu dem Projekt beisteuern.

Quelle: OVB Online, 27.11.2012

Engagement mit Landesverdienstmedaille Rheinland-Pfalz geehrt

Anfang Dezember 2012 wurde der pensionierte Lehrer Winfried Seelinger in Dannstadt-Schauernheim mir der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz geehrt. „Wer die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit kennen. Mit Winfried Seelinger ehren wir im Rahmen dieser kleinen Feier einen Mann, der nicht nur die Geschichte seiner Heimatgemeinde bewahrt und für die Gegenwart lebendig erhält, sondern immer auch die Menschen um sich im Blick hat und sich für die Jugend – also unsere Zukunft – engagiert“, sagte Kulturstaatssekretär Walter Schumacher bei der Überreichung.

Seit 1989 ist Winfried Seelinger ehrenamtlicher Archivar des Gemeindearchivs Dannstadt-Schauernheim. Er bewahrt die Schätze regionaler Geschichte der Verbandsgemeinde Dannstadt-Schauernheim, die aus mehreren Ortsgemeinden besteht. Neben der Betreuung der Benutzer hat er in etwa 15 Jahren für jede dieser Ortsgemeinden eine Genealogie der „eingesessenen“ Familien erarbeitet.

Auch dem Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern steht der Archivar zur Seite und hilft unter anderem amerikanischen Genealogen bei der Suche nach ihren pfälzischen Wurzeln. Darüber hinaus bringt er sein Fachwissen in Heimatbüchern des Rhein-Pfalz-Kreises oder in die Ortschronik von Dannstadt-Schauernheim als Co-Autor ein. Seit 25 Jahren unterstützt und betreut der ehemalige Lehrer Jugend-Handball-Mannschaften und engagiert sich in der Jugendarbeit. Über dieses überdurchschnittliche Engagement hinaus ist Winfried Seelinger zudem von 1972 bis 1994 in der Kommunalpolitik tätig gewesen.

Quelle: MRN News, 14.12.2012

Silberschild aus dem 18. Jahrhundert wieder entdeckt

Die St.-Sebastianus-Bruderschaft in Korschenbroich freut über einen überraschenden Fund. Die lang verschollene Silberplatte des damaligen Amtmanns von Millendonk, Rudolf von Märken aus dem Jahr 1734 ist wieder aufgetaucht. Karl-Heinz Lenders entdeckte das Königssilber nach einer Aufräumaktion seines Elternhauses in Trietenbroich. Vor dem Anriss des Hauses hatte der Schützenbruder die Schützensachen seines Vaters vorsichtig in Umzugskartons verstaut und bei sich auf dem Dachboden gelagert. Beim Aussortieren fiel ihm eine 226 Gramm schwere Silberplatte auf.

Das halbmondförmige, 27 Zentimeter breite und 14 Zentimeter hohe Schild aus dem 18. Jahrhundert galt lange Zeit als vermisst. Alle bisherigen Suchaktionen waren erfolglos. Selbst der Hinweis in der Festschrift von 2004 zum 500-jährigen Bestehen der Korschenbroicher Bruderschaft brachte das gute Stück nicht an Land.

Ralf Heinrichs, Sebastianer-Archivar, bezeichnet den Fund als „gigantisch“. Der Geschäftsführer des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften geht sogar noch einen Schritt weiter und vergleicht den Fund mit dem Bernsteinzimmer, das seit Ende des Zweiten Weltkrieges unauffindbar ist. „Für uns als Bruderschaft ist der Fund so bedeutend, als würde ich sagen können, das Bernsteinzimmer ist wieder da“, sagt er und denkt bereits an eine Ausstellung im Kulturbahnhof. Erste Kontakte zur Leiterin des Museums Nina Otten sind bereits hergestellt.

Die zumeist von den Königen gestifteten Silberschilde für das Königssilber und die Chargierten stellten in allen Zeiten den bruderschaftlichen Schatz dar. „Von dem vermissten Silberschild gab\’s bislang lediglich eine versilberte Kupferkopie, die sich im Besitz des Kölnischen Stadtmuseums befindet“, sagt Ralf Heinrichs und fügt zufrieden hinzu: „Das ist jetzt anders.“

Quelle: rp online, 14.12.2012

Call for Papers zur Tagung »Building infrastructures for archives in a digital world«

Das von der EU-Kommission geförderte Projekt APEx, Archives Portal Europe network of excellence, bestehend aus 29 europäischen Partnereinrichtungen, richtet vom 26. bis 28. Juni 2013 in Dublin eine Konferenz zum Thema „Building infrastructures for archives in a digital world“ aus. Im Mittelpunkt der Tagung stehen Erfahrungen und aktuelle wie voraussichtlich zukünftige Herausforderungen, die Archive mit den Möglichkeiten der digitalen Präsentation und Vernetzung verbinden. Neben dem Archivportal Europa und dem APEx-Projekt soll in diesem Zusammenhang auch ein Forum für nationale beziehungsweise interdisziplinäre Ansätze und Beispiele geboten werden.

Der Call for Papers richtet sich daher an alle, die ihre Themen, Diskussionsvorschläge und Erfahrungen in diesem Rahmen einbringen möchten. Sie können Ihre Beiträge bis zum 17. Februar 2013 elektronisch einreichen. Die Konferenzsprache ist Englisch. Weitere Informationen sowie Einzelheiten zur Konferenz und dem Call for Papers finden Sie auf der APEx-Projektwebseite.

Panels

1. Basic aspects
These panels will discuss the fundamental aspects of providing archival content via digital platforms.

1.1. Strategic issues, introduction: inspiring keynotes on archives in a digital world
1.2. Open data and licencing: legal aspects, consequences for accessibility, economic aspects, copyright, creative commons etc.
1.3. New business models: online services, cooperation with companies such as genealogical service providers etc.
1.4. Linking of data – interdisciplinary cooperation: cooperation between archives and other cultural institutions
1.5. Standards/metadata: lectures departing from different perspectives: possibilities/difficulties; wider international and local context; practical implementation; use and development of ontologies/epistemologies etc.

2. Best practice
These panels will bring together already existing practical experiences across Europe and America in order to provide an overview on the practical implementation of many aspects discussed in the first panel.

2.1. Best practice I: building infrastructures on a national level (national portals, platforms etc)
2.2. Best practice II: building infrastructures on an international level
2.3. Best practice III: sustaining digital infrastructures in the long run
2.4. Best practice IV: from cardboard boxes to European e-archives (case studies of several archives’ path into the internet, especially into the Archives Portal Europe: difficulties, possibilities, obstacles, opportunities, problems, solutions, goals, visions etc)
2.5. Best practice V: tools (APE-tools, AtOM)
2.6. Best practice VI: international cooperation as a precondition for building infrastructures (professional exchange, synergies, international projects, fundraising etc)

3. Hands on
These panels will discuss issues related to the practical use of archival content on the internet. It should be a platform for different kind of users in order to learn about specific requirements and expectations.

3.1. Users of archivistic content now and in the future (definition of target groups, new requirements for archives, greater accessibility etc)
3.2. Building new partnerships (Web 2.0, crowdsourcing, cooperation with users/scientific institutions/genealogical societies etc)
3.3. Archival content in didactic practice (best practice, requirements, cooperation with universities, schools etc)

Weitere Informationen zum deutschen Projektteam erhalten Sie unter www.archivgut-online.de

Kontakt:
Bundesarchiv
– APEx-Projekt –
Finckensteinallee 63
12205 Berlin
apex@bundesarchiv.de

Fotografen-Nachlass in Delmenhorst aufgearbeitet

Der Fotograf Friedrich Kunde kommt einem Familien-Chronisten für die Stadt Delmenhorst gleich, so umfangreich ist seine Sammlung von Portraits der Delmenhorster. Das Stadtarchiv Delmenhorst hat nach über einem Jahr Tausende Negative gesichtet und katalogisiert. Im Februar 2011 bekam Stadtarchivar Werner Garbas den Nachlass des Fotografen ausgehändigt, einen Schatz an Negativen, der jahrelang im Keller von Kundes Haus lag.

Das Bildmaterial des Fotografen ist heute ein Panoptikum des Delmenhorster Lebens von vor 50 Jahren. Der Fotograf war in der Stadt bekannt für seine vielen Portraitfotos, für seine Familienbilder zu den verschiedensten Anlässen, wie Hochzeiten oder Familienfeiern.

Spannender als die privaten Fotos sind für das Archiv allerdings die Fotos, die Kunde als Reporter aufgenommen hat, aus der Zeit, als er seinen Lebensunterhalt als Pressefotograf verdiente. Dabei dokumentierte er, wahrscheinlich eher unbewusst, die Stadt Delmenhorst und ihren Wandel im Laufe der Zeit.

Friedrich Kunde wurde am 12. Dezember 1923 in Oldenburg geboren und kam früh mit der Bildkunst in Berührung. Seinen Lebensunterhalt hat Kunde wohl erst spät mit der Fotografie verdient: 1964 bestand er seine Meisterprüfung, im selben Jahr eröffnete er ein Fotostudio. Nebenbei arbeitete er als freier Bildreporter. 2009 verstarb er im Alter von 79 Jahren. Sein Sohn, Frank Kunde, bot dem Stadtarchiv den Nachlass an.

Neben seinen anderen Aufgaben hat Stadtarchivar Garbas den Nachlass in über einem Jahr aufgearbeitet. Die Negative wurden eingescannt und digitalisiert. Bei gläsernen Negativplatten half ihm die Universität Oldenburg. Gern würde er diesen Fundus der Öffentlichkeit zugänglich machen. Das einzige, was dazu noch fehlt, ist ein Sponsor.

Kontakt:
Stadtarchiv Delmenhorst
Rathausplatz 1
– Wasserturmanbau –
27749 Delmenhorst
Telefon (04221) 99-2014
Fax (04221) 99-1279
archiv@delmenhorst.de

Quelle: Weser Kurier, 6.12.2012

Oberösterreichisches Landesarchiv verwahrt Nachlass von Karl Itzinger

Der Nachlass Karl Itzingers (1888-1948) wird nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus äußerst umstritten, wurde der Heimatdichter vor allem wegen seines 1925 veröffentlichten Romans „Der Bauerntod“ bekannt. Der Roman diente als Grundlage für das Theaterstück „Das Frankenburger Würfelspiel“.

In dem Roman werden die Geschehnisse rund um das „Blutgericht auf dem Haushamerfeld“ im Jahr 1625 dargestellt. Aufgrund einer zweifelhaften ideologischen Ausrichtung sind Werk und Autor für Historiker und Theaterwissenschafter von großem Interesse.

2007 hat sich die Würfelspielgemeinde intensiv mit den historischen Grundlagen des Theaterstücks auseinandergesetzt. Dazu wurde auch die Instrumentalisierung des Stückes durch die Nazis und die NS-Vergangenheit Itzingers dargestellt. Im selben Jahr wurde der Nachlass des Autors von seinem Sohn Hermann Itzinger an die Gemeinde übergeben.

Die Dokumente wurden vom Obmann der Gemeinde, Anton Streicher, zur wissenschaftlichen Auswertung an das Oberösterreichische Landesarchiv in Linz weiter gereicht. Die Dokumente sollen dort für die Nachwelt gesichert werden.

Der Nachlass besteht aus 160 Blättern, Briefen und Karten. Sie beleuchten die Persönlichkeit Itzingers und seine Arbeit an dem bereits erwähnten Theaterstück. Zukünftig soll der Nachlass im Bergbauarchiv Ampflwang, einer regionalen Außenstelle des Landesarchivs, aufbewahrt werden. Dort steht er Interessenten zu Forschungszwecken gegen Voranmeldung zur Verfügung.

Kontakt:
Oberösterreichisches Landesarchiv
Anzengruberstraße 19
4020 Linz
Telefon: (+43 732) 7720-146 01
Fax: (+43 732) 7720-146 19
landesarchiv@ooe.gv.at
www.landesarchiv-ooe.at

Quelle: OÖNachrichten, 7.12.2012

H.C. Andersen-Fund aus der Kiste

Der dänische Historiker Esben Brage stieß im Oktober im Landesarchiv für Fünen auf ein vergilbtes Heft, das sich ganz unten in einer Kiste befand. Eigentlich suchte er nach dem Stammbaum der örtlichen Familie Plum. Der Name auf dem Heft hat jedoch nichts mit Familie Plum zu tun. Stattdessen steht in altertümlicher Schrift „Hans Christian Andersen“ darauf. Nach Meinung von Andersen-Spezialisten handele es sich bei dem Schriftstück um ein bisher unbekanntes Frühwerk des gebürtigen Odensers Hans Christian Andersen. Der Text wurde von der dänischen Zeitung „Politiken“ veröffentlicht.

Die Erzählung mit dem Titel „Talglicht“ wurde wohl vor etwa 190 Jahren geschrieben. Andersen erzählt darin die Geschichte einer Kerze, deren wahres Wesen verkannt wird und die erst nach so manch schlechter Erfahrungen ihren Platz im Leben findet. Typisch für Andersen geht es auch in dieser frühen Erzählung um die Suche nach dem wahren Wert und dem Gefühl der Sehnsucht.

Das Motiv des sozialen Aufstiegs, das in den späteren Werken immer wieder vorkommt, ist auch schon in „Talglicht“ eingebunden. Ejnar Stig Askgaard, Andersen-Experte vom Stadtmuseum in Odense, spricht in „Politiken“ von einem „Sensationsfund“.

Anscheinend ist das Heft aber kein Originalmanuskript, sondern eine Abschrift der Geschichte, die Andersen einer gewissen Frau Bunkeflod gewidmet hat. Dieses Werk von Andersen sei nicht der Anfang von Andersens Märchenproduktion. Der etwas ungelenke Stil deute eher auf eine Art Übung während Andersens Lateinschulzeit hin, sagt Johan de Mylius, Professor am Andersen-Center der Syddansk-Universität.

Quelle: Tagesspiegel, 14.12.2012

Hilfe des Uniarchivs Münster für Köln beendet

Am 3. März 2009 stürzten das Historische Archiv der Stadt Köln und zwei Wohngebäude in der Kölner Severinstraße ein. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben, rund 90 Prozent des Archivguts wurden verschüttet. Als Grund für den Einsturz gilt unter Sachverständigen ein Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau als wahrscheinlich. Während Archive im Normalbetrieb Bestände erhalten, erschließen und zugänglich machen sollen, besteht seit 2009 die Hauptaufgabe der Kölner Archivare darin, die verschütteten Archivalien zu bergen, zu ordnen und zu restaurieren. Experten rechnen dafür mit einem Zeitbedarf von 30 bis 40 Jahren.

Auch das Universitätsarchiv Münster half bei der Einlagerung des Kölner Archivgutes. Die letzten Dokumente aus Köln, die noch in Münster lagerten, wurden nunmehr zurückgeführt, berichtet die Zeitung der WWU Münster in ihrer Dezemberausgabe 2012.

"So, wir sind jetzt weg. Vielen Dank für alles!" Ganz unprätentiös verabschiedete sich die Mitarbeiterin vor ein paar Wochen, erinnert sich die Leiterin des Uniarchivs Dr. Sabine Happ. Ihr Archiv war eines der 20 Ausweichquartiere, in das die Schriftstücke nach dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln nach dem 3. März 2009 gekommen waren. Zweieinhalb Jahre lang haben münstersche und Kölner Archivare Wand an Wand am Leonardo-Campus gearbeitet, Kaffee geteilt, sich über die Arbeit ausgetauscht, die Pausen und manchmal auch die Abende beim Essen verbracht. Das ist jetzt vorbei: In der vergangenen Woche haben die Dokumente wieder ihren Heimweg nach Köln angetreten – und mit ihnen die Kölner Archivare.

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Abb.: Vorbereitung auf den Abtransport für die letzten Kölner Dokumente, die noch im Universitätsarchiv Münster lagerten (Foto: Peter Grewer/WWU)

Wer heute an der Baustelle in der Severinstraße in Köln steht, ahnt nichts von dem Drama, das sich hier vor fast vier Jahren ereignete: Kurz vor 14 Uhr stürzte das Gebäude ein – ein Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau in unmittelbarer Nähe gilt als wahrscheinlich. 30 Regalkilometer Unterlagen lagen wortwörtlich in Trümmern: Nässe bedrohte Akten, Schutt hatte Schriftgut beim Einsturz zerfetzt. Was in den kommenden Monaten folgte, hatte mit der eigentlichen Arbeit eines Archivars nicht mehr viel zu tun: Rund um die Uhr, sieben Tage die Woche sichteten die Archivmitarbeiter das von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk geborgene Schriftgut. In blauen Bergungswannen wurde zuerst alles ins Erstversorgungszentrum in Köln-Porz, dann in die 20 Ausweichquartiere in der ganzen Bundesrepublik gebracht, darunter das Universitätsarchiv Münster.

„Wir konnten erst nicht glauben, was wir da hörten“, erinnert sich Sabine Happ. Als Aufrufe für Lagerflächen der geretteten Archivalien folgten, wandte sie sich sofort an den damaligen Baudezernenten der WWU, Reinhard Greshake, um den Kölnern ihre Unterstützung zusagen zu können. Denn wie es der Zufall wollte: Im Universitätsarchiv standen zu diesem Zeitpunkt mehrere Regale leer – ideal für die Akten aus Köln. Auch das Landesarchiv NRW und das LWL-Archivamt stellten Platz zur Verfügung. So kam im Sommer 2009 über ein Drittel des geborgenen Kölner Archivguts – 7.400 laufende Meter . nach Münster, 1900 davon lagerten im Universitätsarchiv.

„Die vielen Zusagen der Asylarchive waren unsere Lebensrettung“, betont Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Leiterin des Kölner Archivs. Denn die Kunstversicherung hatte es der Einrichtung zur Auflage gemacht, alle geborgenen Archivalien in hauptamtlich betreute Archive zu bringen. Daher kam auch die schnelle Reaktion des Universitätsarchivs wie gerufen.

Ab Juli 2010 arbeiteten die Kölner in dem Gebäude am Leonardo-Campus. Ihr eigentlicher Arbeitsort existierte in der gewohnten Form nicht mehr. Nach dem Einsturz schrieb die Archivleitung Einsatzpläne, stellte neue Mitarbeiter ein und organisierte die Bearbeitung der Archivalien an den verschiedenen Standorten – eine Arbeitssituation, die mit dem Zustand vor dem 3. März 2009 nicht zu vergleichen war: Die Kölner Archivare arbeiteten fortan in einem der 20 Asylarchive oder verteilten sich auf die drei Standorte des Archivs in Köln sowie im sächsischen Wermsdorf. Eine der reisenden Archivarinnen ist Dr. Elisabeth Tharandt, die ab September 2010 regelmäßig nach Westfalen pendelte. Montagmorgens ging es mit dem Zug Richtung Münster, Freitagabends zurück nach Köln, die Nächte verbrachte sie im Hotel. „Daran musste ich mich gewöhnen“, erinnert sich die Rheinländerin.

Ihre Arbeit glich der eines Puzzles: Sie und ihre Kollegen waren vorwiegend damit beschäftigt, Archivalien zu identifizieren, die aus dem Kölner Erstversorgungszentrum nach Münster gekommen waren. Mithilfe einer speziellen Software, die nach dem Einsturz entwickelt worden war, verglichen sie die im Universitätsarchiv gelagerten Materialien mit bereits erfassten Dokumenten. So konnten sie nachvollziehen, was aus welchen Beständen stammte und wie es hinterher wieder zusammengeführt werden musste. Denn so wie in der Severinstraße nach dem Einsturz kein Stein mehr auf dem anderen stand, lagen auch die Archivalien nicht mehr neben dazugehörigen Dokumenten. „Wir fanden beispielsweise Schriftstücke aus der fünften Etage der Straßenseite neben anderen aus der ersten Etage der Hofseite“, erzählt Elisabeth Tharandt.

Auch wenn die Kölnerin das Rheinland vermisste – die münsterschen Kollegen machten das wett: „Sie haben uns so herzlich aufgenommen und uns jeden Wunsch von den Lippen abgelesen“, schwärmt sie. Das Team habe vieles möglich gemacht, was nicht selbstverständlich gewesen sei. Auch die gemeinsamen Abende im Restaurant werde sie in guter Erinnerung behalten. „Da sind Freundschaften entstanden.“ Nach etwas mehr als zwei Jahren haben die Archivare im Dezember ihre Arbeit im Uniarchiv beendet. Bereits seit Ende 2011 läuft der Abtransport fertig bearbeiteter Akten, in der vergangenen Woche traten die letzten Paletten mit Archivmaterial ihren Heimweg nach Köln an. „Den Kollegen im Universitätsarchiv Münster haben wir viel zu verdanken: Sie haben uns aufgerichtet, als wir nicht soviel hatten, über das wir uns freuen konnten. Und sie haben uns unterstützt, wo sie konnten“, blickt Archivleiterin Bettina Schmidt-Czaia zurück.

Bei Sabine Happ schwingt Wehmut mit, wenn sie vom Abschied der Kölner erzählt. Bei der Arbeit und an gemeinsamen Abenden habe sie die Kollegen besser kennengelernt, aus losen Tagungskontakten seien Freundschaften geworden. Dennoch – für die frei gewordenen Regale hat sie schon neue Pläne: „Wir hatten dieses Jahr bei den Archivalien viele Neuzugänge. Die Lagerflächen können wir gut gebrauchen.“

Kontakt:
Universitätsarchiv Münster
Leonardo-Campus 21
48149 Münster
Tel.: +49 251 83-32099
Fax: +49 251 83-31777
uni-archiv@wwu.de
www.uni-muenster.de/Archiv

Quelle: Juliette Ritz, wissen|leben. Die Zeitung der WWU Münster, 12.12.2012, 2; Die Glocke, 10.12.2012

LAV-Tagung Archive und Statistik

Statistische Unterlagen sind mit ihrer Fülle und Tiefe empirischer Daten eine zentrale Quelle der sozialhistorischen Forschung. Ihre langfristige Sicherung und Nutzbarkeit stellen allerdings allein schon wegen des Umfangs die Archive vor besondere Herausforderung. Dies gilt für die Papierüberlieferung wie für elektronische Statistikdaten. Das zweitägige Kolloquium „Archive und Statistik“ nimmt zentrale Fragen der Archivierung amtlicher statistischer Unterlagen in den Blick.

Tagung des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen am 27./28. Februar 2013 in Düsseldorf

  • Die ersten Sektion befasst sich mit der Überlieferung von Volkszählungsunterlagen. Im Mittelpunkt stehen insbesondere die derzeitigen Erschließungs- und Digitalisierungskonzepte zu den Unterlagen des Zensus von 1950.
  • Die zweite Sektion behandelt die Übernahme digitaler statistischer Daten. Sie bilanziert die bisherigen Erfahrungen und skizziert organisatorische und technische Lösungsansätze für die Zukunft. Dabei wird insbesondere die Rollenverteilung und Kooperation zwischen Archiven und Statistischen Ämtern erörtert.
  • Die dritte Sektion will klären, welche künftigen Aufgabenfelder die Archive erwarten, wenn sie der Forschung Daten der elektronischen amtlichen Statistik bereitstellen. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Dokumentation und dem nutzerfreundlichen Zugang zum Datenmaterial.

Tagungsort:
Landesbetrieb
Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW)
Mauerstraße 51
40476 Düsseldorf

Das Programm und weitere Informationen zur Tagung finden Sie auf den Internetseiten des Landesarchivs NRW.

Anmeldungen bis zum 15. Januar 2013 unter rheinland@lav.nrw.de. Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos.

Kontakt:
Dr. Andreas Pilger
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Fachbereich Grundsätze
Dezernat F 2 – Öffentlichkeitsarbeit
Redaktion "Archivar"
Graf-Adolf-Straße 67
40210 Düsseldorf
Telefon 0211 159238-201
Telefax 0211 159238-222
andreas.pilger@lav.nrw.de
www.lav.nrw.de

Gründung der Wim Wenders Stiftung in Düsseldorf

Menschen in aller Welt haben Filme von Wim Wenders gesehen, viele sind von ihnen geprägt worden, und einige der Filme sind zu Klassikern oder Kultfilmen geworden. Sie gehören einem kollektiven Gedächtnis von Zuschauern jeden Alters und vieler Nationalitäten. Dass sein Werk in Zukunft allen gehört, ist ein langjährig gehegter Wunsch des Filmemachers. Dafür gibt es jetzt mit der Gründung einer Stiftung eine durchaus realistische, vielleicht einmalige Gelegenheit.

Wim und Donata Wenders haben zu diesem Zweck die Wim Wenders Stiftung ins Leben gerufen, um so in der Tat damit zu beginnen, das Werk von Wim Wenders der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die Stiftung hat ihren Sitz in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf und wird einen wertvollen Beitrag zum kulturellen Leben des Landes Nordrhein-Westfalen und zu seinem kulturellen Austausch über die Landesgrenzen hinaus leisten.

\"Gründung

Abb.: Gründung der Wim Wenders Stiftung mit (v.l.) Beat Wismer (Generaldirektor der Stiftung Museum Kunstpalast), Bernd Desinger (Direktor Filmmuseum Düsseldorf), Hans-Georg Lohe (Kulturdezernent Stadt Düsseldorf), Donata und Wim Wenders, Petra Müller (Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW), Marc Jan Eumann (Medienstaatssekretär des Landes NRW). Foto: Heike Herbertz (Foto: Stadt Düsseldorf).

Mit der Stiftung werden zunächst die Rechte an allen Filmen von Wim Wenders, die in Fremdbesitz sind, bis Ende des Jahres 2012 erworben. Mit der engagierten Hilfe des Landes NRW, der Stadt Düsseldorf und der Kulturstiftung der Länder sowie privaten Zustiftern ist es gelungen, die finanziellen Mittel zum Kauf der Rechte zusammenzubringen. Mit großem Engagement haben der Medienstaatssekretär des Landes NRW, Dr. Marc Jan Eumann, das Kulturministerium NRW und der Kulturdezernent der Stadt Düsseldorf, Hans-Georg Lohe, das Vorhaben von Anfang an begleitet. Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, hat alle Beteiligten an einen Tisch gebracht. Das Land Nordrhein-Westfalen und die Stadt Düsseldorf werden im Kuratorium der Stiftung vertreten sein. Die Stadt Düsseldorf stellt in Beat Wismer, dem Generaldirektor der Stiftung Museum Kunstpalast, ein Vorstandsmitglied. Das Kompetenz-Center Stiftungen der Stadtsparkasse Düsseldorf hat Wim Wenders bei der Gründung der Stiftung beraten. Die erste Geschäftsführerin der Wim Wenders Stiftung wird Carolin von Roth sein.

Im kommenden Jahr werden die Filme aus den letzten Jahren, über die Wim Wenders ohnehin verfügt, der Stiftung zugeführt werden, ebenso wie dann Zug um Zug auch sein photographisches, künstlerisches und literarisches Werk. Das filmische (und schließlich das gesamte) Werk soll als Ganzes gepflegt, erhalten und der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden, auch für Studienzwecke und wissenschaftliche Arbeiten.

Darüber macht sich die Wim Wenders Stiftung zum Ziel innovative Erzählkunst zu fördern. Neue Medien, deren Erforschung sich so charakteristisch durch das gesamte Werk von Wim Wenders zieht, werden durch die Vergabe von Stipendien an junge Filmemacher und Videokünstler gefördert, deren Vision es ist, mit neuen ästhetischen und technischen Mitteln zu erzählen und unsere Bildsprache zu bereichern und zu erneuern. Gemeinsam mit der Film- und Medienstiftung NRW soll hierzu im kommenden Jahr das sogenannte Wim Wenders Stipendium ausgelobt werden.

Wim Wenders Stiftung – Stimmen der Beteiligten
Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen: "Aus den Gesprächen mit Wim Wenders weiß ich, dass ihm diese Stiftung eine Herzensangelegenheit ist. Doch sie ist auch dem Kulturland Nordrhein-Westfalen eine Herzensangelegenheit. Umso mehr freue ich mich darüber, dass die Wim Wenders Stiftung nun in Nordrhein-Westfalen ihre Heimat findet. Das Filmland NRW und Wim Wenders sind eng verbunden: Von der Zeit, als er die Schule für die Oberhausener Kurzfilmtage geschwänzt hat, über so legendäre Frühwerke wie "Alice in den Städten", bis hin zu internationalen Erfolgen wie zuletzt dem Oscar-nominierten Tanzfilm "Pina". NRW hat das Filmschaffen von Wim Wenders begleitet und befördert. Dazu passt auch, dass die Stiftung über die Pflege des imposanten Filmwerks hinaus den filmischen Nachwuchs dauerhaft fördern will – eine Sache, die uns besonders wichtig ist. Diese Stiftung wird das Filmkulturland NRW dauerhaft sehr bereichern. Deshalb unterstütze ich Wim Wenders bei der Gründung der Stiftung."

Wim Wenders, Filmemacher und Gründer der Wim Wenders Stiftung: "Ich freue mich riesig auf die Arbeit mit der Wim Wenders Stiftung in meiner Heimatstadt, und auf die Zusammenarbeit mit den Düsseldorfer Freunden und Kollegen."

Hans-Georg Lohe, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Düsseldorf: "Ich freue mich sehr, dass es in einem gemeinsamen Akt gelungen ist, die Wim Wenders Stiftung in Düsseldorf, der Heimatstadt von Wim Wenders, anzusiedeln. Filmmuseum und Stiftung Museum Kunstpalast werden eng mit der Wim Wenders Stiftung zusammenarbeiten."

Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW: "Mit der Wim Wenders Stiftung bekommt das beeindruckende Gesamtwerk des großen Filmemachers, Autors und Fotografen ein Zuhause. In der gemeinsamen Anstrengung von Wim und Donata Wenders, dem Land NRW, der Stadt Düsseldorf, der Kulturstiftung der Länder, privaten Zustiftern und der Filmstiftung NRW ist es gelungen, die Stiftung in Wenders Geburtsstadt Düsseldorf anzusiedeln. Hier sollen seine Arbeiten archiviert, erforscht und ausgewertet werden. Besonders schön ist, dass darüber hinaus auch der Nachwuchs profitieren soll. Bereits im kommenden Jahr wollen wir gemeinsam ein Wim Wenders Stipendium für innovatives Filmschaffen vergeben. Wir freuen uns sehr und haben sehr gerne mitgeholfen."

Beat Wismer, Generaldirektor der Stiftung Museum Kunstpalast und Vorstandsmitglied der Wim Wenders Stiftung: "Das Angebot, mit Wim Wenders zusammenzuarbeiten nehmen wir gerne an – und das nicht nur, weil ich persönlich seit den siebziger Jahren eine große Affinität zu seinem filmischen Werk habe. Die Stiftung Museum Kunstpalast versteht sich als das künstlerische Gedächtnis und Gewissen der Kunststadt Düsseldorf. Die Zusammenarbeit mit der Wim Wenders Stiftung leistet einen großen Beitrag dazu, diesem Selbstverständnis gerecht zu werden."

Weiterführende Links zum Werk von Wim und Donata Wenders:

Quelle: Stadt Düsseldorf, Pressemitteilung, 14.12.2012