Stadtarchivarin von Halberstadt im Ruhestand

Ende Januar 2013 trat Gabriele Bremer, die Leiterin des Stadtarchivs Halberstadt, in die Passivphase der Altersteilzeit ein. Sie verließ das Stadtarchiv nach mehr als 30 Jahren. Ihren ersten Arbeitstag im Archiv, damals noch im Petershof untergebracht, hatte die gelernte Laborantin für die Milchindustrie am 15. November 1982.

Die gebürtige Halberstädterin hat eine Ausbildung zur Archivassistentin absolviert und sich in den ersten Jahren Stück für Stück durch die Bestände des Stadtarchivs gearbeitet. „Mit jeder Anfrage, habe ich auch selbst das Archiv besser kennen gelernt.“ Das sei im Grunde bis zum Schluss so geblieben. Denn die Archivbesucher kommen mit den unterschiedlichsten Anliegen – einer will seine Ahnentafel vervollständigen, ein anderer ist Experte für alte Handschriften, der nächste forscht zur Geschichte eines Unternehmens, der übernächste arbeitet an einer Doktorarbeit zur Medizingeschichte. Schier unerschöpflich viel Wissen scheint in den Regalen zu lagern.

Gabriele Bremer und ihre Kollegin Anette Bartl halfen den Suchenden beim Finden in den 580 laufenden Meter Akten, 1.000 Urkunden, fast 6.000 Karten, Plänen und Rissen, 25.000 Fotos, 10.000 Büchern sowie in den Mengen an Zeitungen. Man finde dennoch nicht auf jede Frage eine Antwort. Vor allem wenn es um Privatpersonen gehe, seien in den alten Kirchenbüchern und Unterlagen der Standesämter allenfalls die Geburts- und Sterbedaten recherchierbar, die Lebensumstände blieben im Unklaren.

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Abb.: Gabriele Bremer feierte im November 2012 30-jähriges Dienstjubiläum, bevor sie Ende Januar 2013 aus dem Dienst im Stadtarchiv Halberstadt ausschied (Foto: Dana Toschner/IdeenGut)

Gabriele Bremers Lieblingsstücke unter den Archivalien sind die Urkunden und die Schriften aus der Bibliothek des Domgymnasiums zu Halberstadt. Die 58-Jährige ist begeistert von den Stücken: „Die älteste Hamerslebener Bibel ist von 1175. Man hat diese Bücher in den Kirchen über Jahrhunderte benutzt.“

An Gabriele Bremers Stelle wird sich fortan Franziska Schumacher um diese Schätze kümmern. Die junge Frau hat in der Stadtbibliothek Halberstadt eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste absolviert, besucht nun Lehrgänge, um für die Arbeit im Stadtarchiv gewappnet zu sein und lernte von ihrer bisherigen Chefin. Gabriele Bremer selbst hatte 2004, als Historisches Archiv und Verwaltungsarchiv getrennt wurden, die Verantwortung für das Historische Archiv übernommen.

Kontakt:
Historisches Stadtarchiv Halberstadt
Domplatz 31
38820 Halberstadt
Tel. 03941/5514-21 oder 23
stadtarchiv@halberstadt.de
www.museum-halberstadt.de

Quelle: Dana Toschner/IdeenGut, Halberstädter Stadtmagazin MARTINI, Nov. 2012

Ramona Ruhl: Ehrenamt im Archiv. Ein Leitfaden

Die in dem auf Informationswissenschaften spezialisierten BibSpider-Verlag erschienene Publikation „Ehrenamt im Archiv. Ein Leitfaden“ von Ramona Ruhl will praktische Hilfestellungen für den Einsatz und Umgang mit Ehrenamtlichen im Archiv geben (S. 10). Im ersten Kapitel (S. 12-14) gibt die Verfasserin, die mit dieser Arbeit ihr Studium der Informationswissenschaften, Fachrichtung Archiv, an der Fachhochschule Potsdam abgeschlossen hat und die seit Ende 2009 als Archivarin beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) angestellt ist, einen Überblick über verschiedene Formen ehrenamtlicher Archivtätigkeit. Ehrenamtliche Arbeit ist unbezahlte freiwillige Arbeit. Die Verfasserin versteht darunter vor allen die in der Regel zwar fachfremden, jedoch engagierten Zusatzkräfte. Sie rechnet auch die Studierenden- und Schülerpraktikanten dazu.

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Im darauf folgenden Kapitel (S. 15-21) werden die Rahmenbedingungen benannt, die – am besten bereits vor Beginn der Tätigkeit – geregelt sein sollten. Es geht dabei um die vertragliche Absicherung (rechtliche Rahmenbedingungen), die Verfügbarkeit des Arbeitsplatzes, den Arbeitsbedingungen, sowie den Arbeitsschutz, die Aufklärung über Datenschutz und Schweigepflicht und die Absicherung durch eine Unfall- und Haftpflichtversicherung.

Dass eine freiwillig engagierte Person Interesse an der Institution und am Arbeitsort Archiv haben sollte, ist dabei selbstverständliche Voraussetzung. Vertragliche Vereinbarungen verdeutlichen, dass die Tätigkeit auf Kontinuität ausgerichtet ist und dass der betreuende Archivar sich auf die Erfüllung der Aufgaben verlassen kann (S. 16). Durch die Regelung der Arbeitsbedingungen werden Missverständnisse vorgebeugt; die freiwillige Tätigkeit darf weder den Freiwilligen noch das Betreuungspersonal überfordern (S. 19, 25).

Im dritten Kapitel wird über mögliche Einsatzmöglichkeiten, über den Nutzen und Nachteil des Einsatzes, über die Qualifizierung von Betreuenden und über Fortbildungen für die Ehrenamtlichen sowie über Motivations- und Anerkennungsformen für zu leistende und geleistete Arbeit informiert (S. 22-33). Die Form der Anerkennung sollte, so die Verfasserin, flexibel und individuell sein. Sie zitiert den Münchner Wirtschaftssoziologen Gerd Mutz, der verdeutlicht, dass freiwillig Engagierte etwas an die Gesellschaft zurückgeben wollen, sie „erwarten keine Entlohnung, sondern Belohnung – vor allen Dingen immaterielle Formen der Anerkennung.“ (S. 33) Von der Gewinnung Freiwilliger und den Einsatzmöglichkeiten der Ehrenamtlichen in Geschichtsvereinen und Geschichtswerkstätten handelt Kapitel 4 (S. 34-40).

Die auf das Basiswissen reduzierte Publikation ist besonders für kleinere Einrichtungen oder für Einrichtungen, die in der Freiwilligenarbeit noch keine umfassenden Erfahrungen haben, gewinnbringend. Nicht zuletzt lassen Checklisten und Musterverträge die vorliegende Publikation zu einem kleinen, aber vollständigen Leitfaden werden (S. 53-57). Unter Anwendung dieses Leitfadens ist ein rechtlich und auch moralisch richtiger Umgang für Betreuer, Freiwillige und letztlich auch für das Archivgut und die inhaltliche Arbeit des Archivs gesichert.

Die öffentlichen Bemühungen um ehrenamtliche Arbeit sind in den vergangenen Jahren spürbar intensiviert worden. So werde ehrenamtliche Arbeit künftig beispielsweise auch in der evangelischen Kirche eine noch stärkere Rolle spielen als bisher schon, sagte eine leitende Theologin kürzlich voraus. Die unbezahlte freiwillige Arbeit durchlaufe derzeit in der Kirche einen Wandel. Zum traditionellen Ehrenamt kämen seit einiger Zeit verstärkt „neue Ehrenamtlichen“, die in erster Linie ein Interesse daran hätten, ihre jeweiligen Fähigkeiten gezielt einzubringen – anstatt nur dort eingesetzt zu werden, wo immer man sie gerade benötige.

Auch in archivischen Fachzeitschriften und Sammelbänden wurden bereits zahlreiche Praxiserfahrungen mit Ehrenamtlichen im Archiv publiziert. Der 64. Westfälische Archivtag 2012 in Gronau widmete diesem Thema ein eigenes Diskussionsforum. Dennoch ist die eigenständige Publikation in Zusammenhang mit den Checklisten und Musterverträgen eine Bereicherung für die hauseigene Archivbibliothek. Der Leitfaden bereitet auf die Praxis ehrenamtlicher Mitarbeit vor und kann auch während der Praxis ergänzend wirken.

Info:
Ramona Ruhl
Ehrenamt im Archiv: Ein Leitfaden
Verlag: BibSpider; Berlin, 1. Auflage 2012
64 Seiten
19,90 Euro
ISBN-10: 3936960623
ISBN-13: 978-3936960624

Kristina Ruppel

Erfolgreiche ehrenamtliche Archivberatung für das Stadtarchiv Gehrden

Gehrden, eine Kleinstadt mit ca. 15.000 Einwohnern, ca. 15 Kilometer südwestlich von Hannover gelegen, kann auf eine mehr als 700-jährige Geschichte zurückblicken. Im Jahre 1298 von den Schaumburger Grafen zum "oppidum" erhoben, repräsentiert es den Typus der Stadt minderen Rechts, wie sie über Jahrhunderte unter der in Norddeutschland typischen Bezeichnung Flecken im Calenberger Land verbreitet war. Ein Stadtarchiv als eigenständiges Institut hatte Gehrden noch nie – aber es gab eine ganze Reihe von Initiativen zur Betreuung der historischen Aktenbestände. Seit den Fünfziger Jahren wurden die vorhandenen Dokumente immer wieder von Heimatforschern gesichtet, aber es gab bestenfalls Ansätze einer Erfassung. So schlummerte der historische Dokumentenschatz für Jahrzehnte ungesichtet vor sich hin. Dies änderte sich erst, als die Archivgruppe des Heimatbundes Gehrden e.V. sich seit dem Jahr 2011 der Unterlagen annahm.

Die Archivalien der Kleinstadt waren durch den Umzug der Verwaltung ungeordnet im Keller des neuen Rathauses abgelegt worden. Auf den Aktendeckeln einiger Akten waren laufende Nummern verzeichnet. Der einzige Aktenplan, der vorlag, korrespondierte nicht mit diesen Nummern bzw. den Inhalten der Akten. Weitere Informationen über Aktenplan oder laufende Nummern lagen nicht vor. Somit war die Notwendigkeit geboten, die Akten neu zu ordnen, also einen aktuellen Aktenplan zu verfassen.

Zunächst wurden die Akten an etwa 10 Nachmittagen (à 8 Personen) vorbearbeitet, indem in jede eine Notiz mit einer Überschrift und ggf. einigen Stichworten zum Inhalt gelegt wurde. Nach Besichtigungen anderer kleinerer Archive und dem Hauptstaatsarchiv des Landes Niedersachsen in Hannover wurde sodann klar, dass die beste Lösung der Aufbereitung des Archivs eine Archivsoftware ist. Mittlerweile hatte die Gruppe fachliche Beratung eines Experten bekommen, der im Hauptstaatsarchiv Sachsen in Dresden seit Jahren mit der großen Version der Software AUGIAS-Archiv 8.3 arbeitet. Ein städtisches Nachbararchiv benutzte schon seit Jahren AUGIAS-Express in einer älteren Version, so dass man sich auch in Gehrden hierfür entschied.

Um einen Überblick über die Leistungen und Möglichkeiten des Programms zu bekommen, stellte AUGIAS-Data eine Testversion von AUGIAS-Express zur Verfügung. Die ehrenamtlichen Archivmitarbeiter wurden an einem Vormittag von Nils Brübach, Referatsleiter im Hauptstaatsarchiv Dresden, und selbst in Gehrden aufgewachsen, durchgeführt. In der Schulung wurden grundsätzliche Voraussetzungen des Verzeichnens geklärt und gleichzeitig eine Einführung in das Programm gegeben. Zunächst wurden allerdings nur die Grundfunktionen erläutert, damit die Akten baldmöglichst verzeichnet werden konnten. Der Schwerpunkt lag somit darauf, zügig einen Überblick über den Bestand zu bekommen. Eine Schwierigkeit lag für die Gruppe anfangs darin, die Bedeutung der Systematikgruppen innerhalb der Struktur der Software zu verstehen. Nachdem diese Hürde überwunden war, wurden die Systematikgruppen und -untergruppen angelegt.

Seit Sommer 2012 begannen die ehrenamtlichen Archivare, die Akten nochmals einzeln durchzusehen, um über die Nutzung des Enthält-Vermerks die Erschließungsangaben mit mehr Inhalt zu versehen. Verzeichnet wurde nun nach dem "Bär\’schen Prinzip". Die Akten werden nicht vorsortiert, sondern in zufälliger Reihenfolge aufgenommen. Zugeordnet werden sie beim Verzeichnen den vorher angelegten Systematikgruppen, die später als Findbuch Ordnung in den Aktenbestand bringen.

Bei einer weiteren Beratung durch den Experten wurde auch die Möglichkeit aufgezeigt, einen Index zu erstellen, so dass hierüber auch in der Papierversion eine Stichwortsuche für Nutzer des Archivs möglich ist. Für den Index wird beim Verzeichnen im Formular der Software das entsprechende Symbol angeklickt und in einem Fenster die dort durch den eingegebenen Inhalt der Akte bereitgestellten optionalen Stichworte nach Bedarf markiert.

Nach etwa 4 Monaten Arbeit kann man zwischenbilanzieren, dass der Aufbau der Software und die Arbeit mit ihr auch für nicht-geübte PC-Nutzer nach erfolgter Einweisung in das Programm gut zu bewältigen ist. Die anfänglichen Probleme bezüglich der Systematikgruppen konnten nach einem weiteren Beratungsgespräch geklärt werden. Das Verständnis für die Zuordnung der einzelnen Akten zu den Systematikgruppen, die "im Hintergrund" angelegt werden, war die größte Hürde bei der anfänglichen Nutzung. War diese einmal überwunden, war die Bedienung denkbar einfach.

Zusätzliche Möglichkeiten, wie das Hochladen von Photos usw., sollen in einem zweiten Durchlauf ergänzt werden. AUGIAS-Express hat sich aus Sicht des Experten gerade für eine Nutzung durch wenig Erfahrene als Besonders geeignet erwiesen: Durch die übersichtliche, unkomplizierte Menüführung und die vorkonfigurierten Verzeichnungsmasken, die alles Wichtige auf einen Blick zeigen, ist das Programm bei der Verzeichnungsarbeit fast selbsterklärend. Durch seine Funktionen zur Verwaltung von Systematiken, zur Einbindung von Digitalisaten und vielem, was AUGIAS-Express vom "großen Bruder" geerbt hat, bietet es genug Potential für die Zukunft. In Gehrden hat es sich bislang bewährt.

Britta Beyersdorf und Nils Brübach

Kontakt:
Stadtarchiv Gehrden [im Aufbau]
Kirchstr. 1-3
30989 Gehrden
Telefon: 05108 / 6404-0
Fax: 05108 / 6404-13

Archivum Rhenanum – Digitale Archive am Oberrhein: Grenzüberschreitendes Netzwerk digitaler Geschichtsquellen

In den deutschen und französischen Archiven am Oberrhein werden singuläre und bis weit in das Mittelalter zurückreichende handschriftliche Unterlagen zur Geschichte sowie zum Beispiel zu den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklungen der Region verwahrt. Sowohl „hohe Politik“ wie auch die familiär-privaten Beziehungen seiner Bewohner spiegeln sich in den Archiv-Dokumenten.

Dieses Kulturgut bildet das „Gedächtnis“ und Rückgrat jeder touristischen und kulturellen Präsentation und Vermarktung der Region am Oberrhein und ihrer profanen oder kirchlichen Denkmäler, historischen Stätten und Orte. Allerdings war es bislang nur einem kleinen Personenkreis zugänglich: Sprache, Bildungsstand, die in den alten Unterlagen verwendete Schrift und besonders die verteilte Lagerung in der Region bilden erhebliche Barrieren. Das durch die Archive verwahrte historische Gedächtnis ist deshalb ein „schwieriges“.

Besonders gravierend wirkt sich die jahrhundertelange Trennung des Kulturguts auf die beiden Staaten Deutschland und Frankreich aus: Es entstanden Grenzen auch in den Köpfen der Historiker, Forscher und vor allem bei den Menschen der Region Oberrhein, die im historischen Rückblick wenig oder gar nicht existierten. Ein gemeinsames, zweisprachiges und auch inhaltlich grenzüberschreitendes Portal sowie ein offenes Netzwerk von Archiven, das unterstützt wird von historischen und landeskundlichen Experten, Einrichtungen und Vereinen, sollen die genannten Hindernisse überwinden.

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Die beteiligten Archive und die anderen Projektpartner wollen das historische Gedächtnis des Oberrheingebiets virtuell wiederherstellen und dadurch Grenzen überwinden. Es soll durch moderne Erläuterungen, konsequente Zweisprachigkeit und durch die neuen Medien (Digitalisierung, Onlineangebote, bilinguale Kommunikationsplattformen) der Öffentlichkeit einen bislang nicht verfügbaren Zugang zu ihrem „Gedächtnis“ bieten.

Zu den Maßnahmen der Partner im Projekt \“Archivum Rhenanum\“ zählen insbesondere:

  • Aufbereitung grundlegender historischer Quellen
  • Digitalisierung umfangreicher historischer Quellen zur Präsentation über das Portal
  • Aufbau einer grenzüberschreitenden, bilingualen Datenbank
  • Dauerhafte Präsentation der Datenbank über das Portal
  • Vermittlung und Aufbereitung des Kulturgutes als „historisches Gedächtnis“ für die breite Öffentlichkeit
  • Konzeption und dauerhafte Koordination einer öffentlichen Diskussions- und Kommunikationsplattform
  • Durchführung konservatorischer Maßnahmen

Als Projektpartner und Kofinanzierer am Projekt beteiligt sind die Archives départementales du Haut-Rhin (Colmar), die Archives départementales du Bas-Rhin (Strasbourg), das Landesarchiv Baden-Württemberg – Generallandesarchiv Karlsruhe, das Stadtarchiv Freiburg und das Stadtarchiv Speyer. Über 20 weitere Archive, Universitätsinstitute und historischlandeskundliche Vereine aus der Pfalz, dem Elsass und Baden (sowie der Schweiz und Österreich) sind als Kooperationspartner ebenfalls dem Projekt verbunden.

Das Stadtarchiv Freiburg im Breisgau mit seinen reichen mittelalterlichen Beständen, davon ca. 22.000 Urkunden, wird eine Retrokonversion der im 19./20. Jahrhundert handschriftlich angefertigten und heute mitunter schwer lesbaren Urkundenverzeichnungen vornehmen. Schwerpunkt der Retrokonversion bilden jene Urkundenbestände, die im Zusammenhang mit der vorderösterreichischen Herrschaft stehen und somit inhaltlich auch das Elsass betreffen (ca. 1.000 Urkunden). Eine angestrebte Digitalisierung der Urkunden kann aus restauratorischen Gründen derzeit nicht durchgeführt werden und muss in einem zweiten Schritt erfolgen. Ferner wird es als Projektträger Aufgaben im administrativen Bereich übernehmen (Ansprechpartner für GTS Région Alsace, Vorbereitung von Sitzungsterminen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit).

Das Stadtarchiv Speyer verfügt über eine geschlossene, reiche Überlieferung der Zeit, als Speyer als Reichsstadt, aufgrund der dort abgehaltenen Reichstage und des Reichskammergerichts einer der „Zentralorte“ des Heiligen Römischen Reiches war. Die Bedeutung seiner Quellen reicht daher erheblich über Speyer hinaus und in das Gebiet hinein. Das Stadtarchiv wird aus den Archivbeständen der reichsstädtischen Zeit (1A und 1B) die einschlägigen Archivquellen auswählen, digitalisieren und über das Portal bereitstellen. Besonders relevant erscheinen zum Beispiel die für den regionalen Handel, Wirtschaft, Politik und die „Außenbeziehungen“ der Stadt wichtigen Verwaltungsbücher und spätmittelalterlichen Akten des Speyerer Rates. Hinzu kommen Archivquellen zu den Reichstagen, zum Reichskammergericht sowie zur Reformation (insgesamt ca. 1.000 Einzelstücke, Archivalien oder Handschriften – ca. 10.000-15.000 Images). Das Stadtarchiv wird (in Eigenleistung) den kompletten Bestand seiner Urkunden in das Portal einbringen (komplett digitalisiert wurden ca. 2.500 Urkunden).

Das Landesarchiv Baden-Württemberg wird durch das Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA) und das Staatsarchiv Freiburg (StAF) am Projekt mitwirken. Es ist eine Retrokonversion der Bestände Pfalz, Basel, Speyer und Straßburg (durch das GLA) und der Urkunden der Familie Böcklin von Böcklinsau und der Herren von Andlau (durch das StAF) sowie Digitalisierung dieser ca. 15.000 Urkunden vorgesehen.

Das Archives départementales du Haut-Rhin in Colmar wird sich im Projekt inhaltlich mit der Digitalisierung und Präsentation der Archivalien der wichtigen Herrschaft Ensisheim (Bestand 1C, 70 Meter im Archivmagazin) beschäftigen. Der Bestand betrifft einen Zeitraum vom 13. Jahrhundert bis zum Jahr 1638. Die Herrschaft (Regiment) hat eine besondere Bedeutung in grenzübergreifender Hinsicht, weil sie lange Sitz des habsburgischen Vorderösterreich war und später in dieser Rolle durch Freiburg abgelöst wurde. Der Bestand umfasst Dokumente zum Oberelsass, aber auch über das Gebiet auf der anderen Seite des Rheins und ist eine wichtige historische Quelle für die Verwaltungsgeschichte des Oberrheins.

Das Archives départementales du Bas-Rhin in Straßburg wird sich im Projekt inhaltlich mit der Digitalisierung und Präsentation der Archivalien der Landvogtei Hagenau (C 1-102, 4,8 Meter im Archivmagazin) beschäftigen. Dieser Bestand ist der älteste Zivilbestand des Archives départementales du Bas-Rhin. Der Landvogtei kommt auch deshalb eine besonders Bedeutung in grenzübergreifender Hinsicht zu, weil sie sich vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert auf die Beziehungen zwischen dem Reich und den Reichstädten Landau (Deutschland), Weißenburg, Seltz, Hagenau, Straßburg, Rosheim, Oberrenheim, Schlettstadt (Unterelsass), Kaysersberg, Turckheim, Colmar, Mülhausen (Oberelsass) sowie mit benachbarten Dörfern, Herrschaften (Habsburg, Zweibrücken, Hanau Lichtenberg), Städten (Straßburg, Offenburg) und Kirchenbehörden (Bischöfen von Straßburg und Speyer, Kapiteln, Klöstern) bezieht. Als Eigenanteil der Archives départementales werden ergänzend weitere „jenseits“ (des Rheins) betreffende Unterlagen, oder auch z.B. die Urkunden des Archivs bis 1250, digitalisiert und in das Portal integriert.

Blog des Projekts
http://archives.hypotheses.org (deutsche Version)
http://archives-fr.hypotheses.org (französische Version)

Auftaktveranstaltung zum Interreg IVa-Projekt \“Archivum Rhenanum\“. Digitale Archive am Oberrhein:
26.2.2013, Stadtarchiv Freiburg i. Br., Grünwälderstr. 15, Freiburg

Lancement officiel du projet Interreg IVa
Archives numérisées du Rhin supérieur

13 février 2013, 17.30 h
Archives Départementales du Haut-Rhin (Colmar)
3, rue Fleischhauer 68026 Colmar

Quelle: Interreg IVa-Projekt \“Archivum Rhenanum\“, Pressemitteilung, 29.1.2013

Blockentsäuerung im Rahmen der NRW-Landesinitiative Substanzerhalt 2013

Das Projekt zur Entsäuerung von säuregeschädigtem Archivgut geht in eine weitere Phase. Ab Februar 2013 können wieder fest formierte Bestände entsäuert werden. Dies bedeutet für alle nichtstaatlichen Archive im Rheinland, dass Antragstellungen für die Bezuschussung einer Blockentsäuerung ab sofort möglich sind.

Kurzinformation zum technischen Verfahren
Es handelt sich um ein standardisiertes Verfahren der Massenentsäuerung, bei dem fest formierte Archivalien (z.B. fadengebundene Akten oder klebegebundene Bücher) in einer nichtwässrigen Lösung entsäuert werden – bei gleichzeitiger Einbringung einer alkalischen Reserve. Im Technischen Zentrum für Bestandserhaltung in Brauweiler sowie in den Unterzentren des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums (LVR-AFZ) werden die zur Blockentsäuerung vorgesehenen Bestände für die maschinelle Bearbeitung vorbereitet und nach ihrer Entsäuerung kontrolliert. Dazu gehört auch die Überprüfung des pH-Wertes.

Durchführung
Die Auswahl geeigneter Bestände nehmen die Archive vor. Nach Eingang des Antrags beim LVR-AFZ findet eine Vorbesprechung und Beratung hinsichtlich des Blockverfahrens im jeweiligen Archiv statt. Die Transporte der Archivalien zu den Vorbereitungsstellen und zum Dienstleister wie auch die Rücktransporte werden vom LVR organisiert und für die Archive kostenfrei durchgeführt. Die Vor- und Nachbereitung der Blockentsäuerung erfolgen im Technischen Zentrum für Bestandserhaltung in Brauweiler bzw. den Unterzentren des LVR-AFZ. Die maschinelle Blockentsäuerung selbst geschieht beim jeweiligen Dienstleister, in 2013 bei der Preservation Academy (PAL) in Leipzig.

Kosten
Bei der Blockentsäuerung wird nach Gewicht der Archivalien abgerechnet; für das Projekt besteht ein günstiger Sonderpreis.

Bezuschussung
Das Land NRW unterstützt die Blockentsäuerung von Archivbeständen und stellt dafür im Jahr 2013 Mittel in Höhe von insgesamt 195.000 Euro für die rheinischen Archive zur Verfügung. Die Kosten der Blockentsäuerung werden zu 70 Prozent aus diesen Mitteln finanziert, 30 Prozent sind vom Antragsteller aufzubringen.

Antragstellung
Anträge sind an das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum zu richten.

Antragsformular:
https://formulare.lvr.de/liplvrdb/action/invoke.do?id=983002i

Das ausgefüllte Formular ist auszudrucken und unterschrieben zu senden an das
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Ehrenfriedstr. 19
50259 Pulheim-Brauweiler

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
Volker Hingst, Dipl.-Restaurator (Leitung Bestandserhaltung)
Tel 02234 9854-236
volker.hingst@lvr.de

Kerstin Jahn, Dipl. Restauratorin
Tel 02234 9854-354
kerstin.jahn@lvr.de

Tina Löhr, Dipl.-Restauratorin
Tel 02234 9854-368
tina.loehr@lvr.de

Quelle: LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums, Newsletter, 29.1.2013

Archiv und Bibliothek für Diakonie und Entwicklung umgezogen

Im Herbst 2012 wurde die vier Jahre zuvor beschlossene Fusion von Diakonischem Werk der EKD mit Brot für die Welt und dem Evangelischen Entwicklungsdienst vollzogen. In Berlin sind Diakonie Deutschland und Brot für die Welt sind nun unter dem Dach des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung vereint. Rund 640 Mitarbeitende sind dafür in Berlin in ein Bürohaus in der Caroline-Michaelis-Straße Ecke Invalidenstraße eingezogen. Etwa 550 der Mitarbeitenden sind neu in der Hauptstadt, sie sind aus Bonn und Stuttgart an die Spree gezogen.

Mit der Fusion von Diakonischem Werk der EKD und Evangelischem Entwicklungsdienst tragen auch das Archiv und die Bibliothek der Diakonie neue Namen: Archiv für Diakonie und Entwicklung bzw. Bibliothek für Diakonie und Entwicklung. Deren Umzug ist mittlerweile im Wesentlichen abgeschlossen. Von einigen Ausnahmen abgesehen, sind sämtliche Bücher, Archivalien und Altakten von den drei bisherigen Standorten Dahlem, Stuttgart und Bonn in die neuen Magazine in Berlin-Mitte und Berlin-Kreuzberg verbracht worden.

Für die ausstehenden Inventur- und Ordnungsmaßnahmen stehen bei einem Gesamtbestand von 11.000 Regalmetern – nur – sechs Mitarbeitende zur Verfügung. Die Eröffnung des Lesesaals ist für Montag, 11. Februar 2012, vorgesehen. Der neue Lesesaal befindet sich im neuen Gebäude in prominenter Lage gleich neben dem Eingang und bietet viel natürliches Licht, ausreichend Arbeitsplätze und zusätzliche Regalfläche für den Präsenzbestand. Anders als am bisherigen Standort ist der Lesesaal jedoch von den Büros und den Magazinen entfernt, so dass der Benutzungsbetrieb mit zusätzlichem Aufwand und festen Zeiten für die Vorlage von Büchern und Archivalien verbunden ist. Die Öffnungszeiten werden bis auf Weiteres von montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr sein.

Kontakt:
Dr. Michael Häusler
Archiv und Bibliothek für Diakonie und Entwicklung
Caroline-Michaelis-Str. 1
10115 Berlin
Telefon +49 30 65211-1139
Fax +49 30 65211-3139
archiv@diakonie.de
bibliothek-b@diakonie.de
www.diakonie-archiv.de
www.diakonie-bibliothek.de

Quelle: Diakonie Deutschland, Pressemitteilung, 1.10.2012

Stralsunds Archivarin wehrt sich gegen Kündigung

Die ehemalige Stralsunder Stadtarchivarin Regina Nehmzow will zurück an ihren alten Arbeitsplatz im Stadtarchiv Stralsund. Die im Zuge des Skandals um den Bücherverkauf am Stralsunder Stadtarchiv fristlos entlassene Archivarin will weiter juristisch gegen ihre Kündigung angehen. Ein Gütetermin in dem Rechtsstreit zwischen Nehmzow und der Stadt ist am 21. Januar 2013 ohne Ergebnis verlaufen. Das Angebot der Stadt, die außerordentliche Kündigung in eine normale umzuwandeln, hat sie abgelehnt, wie NDR 1 Radio MV berichtete.

Quelle: NDR 1, Radio MV, 22.1.2013

Ausstellungen, Bildungspartnerschaften und Großprojekte – Kasseler Kirchenarchiv 2012

Der Tätigkeitsbericht des Landeskirchlichen Archivs Kassel für das Jahr 2012 informiert in Kurzberichten und Statistikteilen über die Arbeit des vergangenen Jahres. Prägend waren zwei sehr unterschiedliche Ausstellungen.

Die eine Ausstellung – "50 Jahre Pfarrerinnen in Kurhessen-Waldeck" – hat das Archiv selbst gestaltet, an der anderen – der dOCUMENTA (13) – konnte das Archiv eher überraschend als Leihgeberin teilnehmen. Die verbrannten Handschriften der Hanauer Konsistorialbibliothek waren Teil einer Installation des Künstlers Michael Rakowitz.

\"Nachlass

Auf dem Gebiet der Archivpädagogik galt es den Abschluss einer Bildungspartnerschaft mit einer Grundschule zu feiern. Großprojekte wie das EKD-Kirchenbuchportal konnten weiter vorangetrieben werden, an der Deutschen Digitalen Bibliothek, dem Internetportal der Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland, hat sich das Landeskirchliche Archiv Kassel beteiligt.

Daneben wurden die archivischen Kernbereiche nicht vernachlässigt. So konnten 32 Bestände übernommen (108 lfm) und 4.500 Archivalien neu verzeichnet werden. Vierzehn Findbücher sind 2012 entstanden.

\"Landeskirchliches

Info:
Bettina Wischhöfer:
Ausstellungen, Bildungspartnerschaften und Großprojekte – Tätigkeitsbericht des Landeskirchlichen Archivs Kassel 2012
(Schriften und Medien des Landeskirchlichen Archiv s Kassel 32), Kassel 2013, 52 Seiten, € 5,-

Bezug:
Landeskirchliches Archiv Kassel, archiv@ekkw.de
Auch als Download unter www.ekkw.de/archiv: http://www.ekkw.de/archiv/downloads/taetigkeitsbericht_2012_130107.pdf.

Lesung: Antijüdischer Terror in Kamen

Am Sonntag, 27. Januar 2013 findet im Haus der Kamener Stadtgeschichte um 17 Uhr zum bundesweiten Auschwitz-Gedenktag eine szenische Lesung mit dem Titel "Antijüdischer Terror in Kamen" statt. Der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27.01.1945 wird auch in diesem Jahr an besagtem Datum um 16.30 Uhr mit einer Kranzniederlegung am Mahnmal an der Hochstraßenauffahrt gedacht.

Anschließend (ab 17 Uhr) beginnt die szenische Lesung im Museumssaal, die von Klaus Goehrke nach Dokumenten und Berichten des Kamener Stadtarchivs zu den Jahren 1933 – 1939 (die möglichst im Originalwortlaut belassen wurden), zusammengestellt worden ist.

Veranstaltungsdaten:
"Antijüdischer Terror in Kamen" (szenische Lesung)
Datum: 27.01.2013, 17 Uhr
Haus der Stadtgeschichte
Bahnhofstraße 21
59174 Kamen
Tel.: 02307/553412
Fax: 02307/553414

Stadtarchiv Chemnitz wieder geöffnet für Besucher und Nutzer

Kostbare Unterlagen aus über 700 Jahren Chemnitzer Stadtgeschichte (seit 1296) werden im Stadtarchiv Chemnitz verwahrt: Am 7. Januar 2013 fand im historischen Gebäude des Archivs im Haus Aue 16 eine festliche Veranstaltung mit Bürgermeister Philipp Rochold und vielen weiteren Ehrengästen anlässlich der Wiedereröffnung des Hauses nach Abschluss von Sanierungsarbeiten statt. Dabei waren die in 2012 während der Schließzeit im Gebäude durchgeführten Baumaßnahmen Thema sowie die im vergangenen Jahr durch das Archiv-Team realisierten Schwerpunkte als auch die künftigen Aufgaben und Planungen. Thema und Titel der Festveranstaltung „Schatztruhe Stadtarchiv“ und das vom Haus praktizierte Dreiklang-Prinzip des Schätze-Aufnehmens, Bewahrens und Schauen-Lassens spiegelten sich dabei ebenso in der Präsentation der dem Archiv in 2012 übergebenen kostbaren Schätze und Schenkungen wider wie in den Informationen von Stadtarchivleiterin Gabriele Viertel zu Bilanz und Ausblick des Chemnitzer Stadtarchivs.

Kostbare Schenkungen
Aus Privathand und von Vereinen erhielt das Stadtarchiv Chemnitz 2012 bedeutende Schenkungen, die die amtliche Überlieferung zur Stadtgeschichte mit wertvollen Stücken ergänzen. Darunter befindet sich die Gründungsurkunde der „Brautsuppengesellschaft“ aus dem Jahr 1685, die Ingo Esche – ein Nachkomme der bekannten Chemnitzer Industriellenfamilie – in der Festveranstaltung Anfang Januar aus dem Familienbesitz offiziell dem Stadtarchiv Chemnitz übergab. Regina Primus-Hempel schenkte das Bildarchiv ihres verstorbenen Mannes Horst Hempel, der Inhaber des bekannten Fotogeschäfts „Lichtbild Hempel“ war und stellte die Schenkung ebenfalls persönlich vor und sprach über ihre Beziehungen zum Stadtarchiv. Zu den wertvollsten Ergänzungen des Bildarchivs 2012 gehören Fotos vom Beginn der Demonstration am 7. Oktober 1989 am Luxor-Palast, die Peter Forkel damals aufgenommen hat. Ebenso konnte das Tagebuch eines Chemnitzer Soldaten aus dem Krieg 1870/1871 aus Privathand erworben werden. Eine ebenso wichtige Ergänzung stellt die Übergabe von mehreren Jahrgängen des „Wochenblatts von Reichenbrand und Umgebung“ durch den Heimatverein Reichenbrand dar.

Umfangreiche Digitalisierungsarbeiten
Umfangreiche Maßnahmen zur Erhaltung der archivischen Überlieferung, wie Verfilmung, Digitalisierung, Konservierung und Restaurierung, nehmen im Archivalltag einen breiten Raum ein und standen ebenfalls in 2012 im Mittelpunkt der Arbeit. So konnte die Digitalisierung und Verfilmung des gesamten Urkundenbestandes des Stadtarchivs angeschlossen werden. Ebenfalls verfilmt und digitalisiert wurden Originalfotos von öffentlichen Gebäuden und Straßen aus den Jahren um 1900, nach 1945 und aus der DDR-Zeit sowie Aufnahmen des Bildjournalisten Rudi Seidel aus der Zeit nach 1945. Restauriert wurden z. B. als besonders wertvolles Einzelstück das Einnahmemanual von 1426 und Bauakten der ältesten, heute im Stadtbild nicht mehr vorhandenen Gebäude ab ca. 1820.

Stadtarchiv als Fachdienststelle
Die Bewahrung und der Ausbau der historischen Überlieferung ist kein Selbstzweck. Das Stadtarchiv kommt auf vielfältige Weise seiner Verpflichtung, Fachdienststelle für Fragen der Stadtgeschichte zu sein, nach. Dem dienen insbesondere die wissenschaftliche Publikationstätigkeit u. a. in der hauseigenen Reihe „Aus dem Stadtarchiv Chemnitz“ – seit 1994 erschienen 11 Bände – und die Vortragstätigkeit ebenfalls in einer hauseigenen Reihe, die auch während der Schließung des Hauses in „Ausweichquartieren“ fortgesetzt wurde.

Das Stadtarchiv wird auch als Partner von wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen geschätzt: Thomas Bauer-Friedrich, Kurator des Museums Gunzenhauser, sprach zur Festveranstaltung über die Zusammenarbeit zwischen den beiden Einrichtungen u. a. bei der Vorbereitung der Dix-Ausstellung, Prof. Dr. Werner Kaden über die gemeinsam mit dem Chemnitzer Geschichtsverein herausgegebene Reihe „Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins“ und der Prorektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Christoph Fasbender, über weitere Forschungsvorhaben. Der Blick wurde somit auch auf die Vorbereitung des 875-jährigen Jubiläums der urkundlichen Ersterwähnung von Chemnitz 2018 gerichtet.

Zu den im Stadtarchiv in 2012 realisierten Bau- und Installationsarbeiten
Grund für die dreivierteljährliche Schließzeit des Stadtarchivs Chemnitz in der Aue 16 waren notwendige Bau- und auch Installationsarbeiten. Als Folge des strengen und schneereichen Winters 2010/2011, verbunden mit Eis und in das Gebäude eingedrungener Feuchtigkeit, war es im Magazinraum des historischen Gebäudes als auch in den Büroräumen im 3. Obergeschoss zu großflächigen Nässeschäden gekommen. Um das „Gedächtnis der Stadt“ schnell und wirksam zu schützen, wurden die notwendigen Arbeiten einschließlich Schadensermittlung, Feuchtemessungen und Bestimmung des Versalzungsgrades geplant, vorbereitet und in Auftrag gegeben.

Mit der damit verbundenen notwendigen Schließung des Hauses für den öffentlichen Besucher- und Nutzerverkehr folgten anschließend umfangreiche Arbeiten zum Abbau von Regalteilen und die Auslagerung des kostbaren Archivgutes sowie das Freiräumen der Büroraume. Das Dach wurde einer fachlichen Prüfung auf Undichtheiten unterzogen, eine Staubschutzwand aus Hartfaserplatten installiert und eine provisorische Zugangstür eingebaut. Anschließend wurden der Putz von der gesamten Außenwand des Magazinraumes und der Büroraume abgeschlagen und nach kompletter Entfernung des Wandputzes nochmals Feuchtemessungen für die erneute Schadensbeurteilung durchgeführt und entsprechend der Messdaten die Dauer der Austrocknung festgelegt. Nach der Trocknungszeit wurden die Putzarbeiten an der Außenwand Magazin- und Büroraum durchgeführt, die Staubschutzwand wieder abgebaut und Maler- und Reinigungsarbeiten im Magazinraum und in den Büroräumen vorgenommen. Schließlich konnte es ans Einräumen des Archivraumes gehen – ein großer Tag für die Mitarbeiter des Archivs. Die Kosten für die Arbeiten im baulichen Bereich betragen insgesamt knapp 26.000 €.

Im Zuge der einen umfangreichen Zeitraum erforderlich machenden Arbeiten wurden bereits im März 2012 im Stadtarchiv auch dringend notwendige Installationen für eine neue Beleuchtungstechnik unter dem Aspekt des vorbeugenden Brandschutzes durchgeführt. Die Kosten dafür betragen knapp 4.100 €. Die Bauarbeiten im Haus Aue 16 wurden zugleich genutzt, um – ebenfalls im März 2012 – im gesamten Stadtarchiv zugleich die notwendigen Installationen für die Umsetzung des in der Stadtverwaltung eingeführten Druckerkonzeptes zu realisieren. Die Kosten hierfür betragen insgesamt knapp 2.000€.

Außerdem wurde die notwendige Schließzeit des Stadtarchivs auch genutzt, um im gesamten Objekt Aue 16 den Melderaustausch der Brandmeldeanlage vorzunehmen. Diese Arbeiten wurden mit einem Kostenaufwand von insgesamt ca. 14.000 € abgeschlossen. Insgesamt wurden für die im Stadtarchiv im vergangenen Jahr realisierten Maßnahmen ca. 46.000 Euro durch die Stadt investiert.

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Stadt Chemnitz
Stadtarchiv
Historisches Archiv
Aue 16
09112 Chemnitz
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Quelle: Stadt Chemnitz, Pressestelle, Pressemitteilung 8, 7.1.2013